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Die Jagdsaison hat wieder begonnen. Die Jagd auf Kilometer. Kilometer, die mich, dich und uns näher an unsere persönlichen Jahresziele bringen sollen, sei es der Mammutmarsch, Ostseeweg, Megamarsch oder die Horizontale. Egal. Wir wollen uns fit machen und dazu rückten am 21.01.2017 unglaubliche siebzig (!) Menschen in Hohenschönhausen an, um gemeinsam auf die erste Trainingswanderung zu gehen. Ganz viele bekannte und lieb gewonnene Gesichter waren da, aber auch einige motivierte Neuankömmlinge, über die ich mich besonders gefreut habe.
Schon letztes Jahr war die erste Wanderung angesichts der winterlichen Bedingungen eine Herausforderung. Das sollte diesmal nicht besser werden. Schnee und Eis. Fast die gesamten 35 km lang. Nun ja. Einige waren das ja schon von der Polarnacht gewohnt. Einen stadtnahen Kurs hatte ich gebastelt, der trotzdem viel Grün (in unserem Fall Weiß) versprach und etliche Ausstiegspunkte für die eigene Planung und das eigene Können.
Um 9:30 Uhr stapften wir also los. Schon nach den ersten Metern war klar: das wird eine anstrengende Wanderung. Immer wieder glitschte mein rechter Fuß in die eine Richtung, der linke in die andere. Äußerste Vorsicht und kleine Tippelschrittchen waren angesagt. Ziemlich schnell waren wir aus der Stadt raus und hatten einen schönen Blick auf die Felder, sofern man sich traute, den Blick vom Boden zu heben. Die Wuhle, ein kleines Flüsschen durch den geographischen Osten Berlins, begleitete uns alsbald zu unserer rechten.
Nach gut acht schlüpfrigen Kilometern hatte ich die Besteigung des Großen Ahrensfelder Berges geplant. Der Weg da hoch sah allerdings nicht besser aus als der bislang schon zurückgelegte Weg. Option 1: den Dingen trotzen und sich mühsam hochwinden, Option 2: vorsichtig weiter um den Berg unten herumschliddern. Etwa 30 Tapfere/Verrückte entschieden sich tatsächlich für Option 1, so dass sich unsere Gruppe an der Stelle erstmal trennte. Und wer die Route so plant, der muss da natürlich auch hoch. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen. Schneefreie Flächen ausmachen und nutzen. Atmen nicht vergessen. Nachdem der erste Abschnitt gemeistert war, bot sich erstmal das gesamte Bild dessen, was noch auf uns wartete. Ein steiler, vereister und verschneiter Abhang. Ziemlich viele fragten sich, warum genau sie sich um Himmels Willen für Option 1 entschieden hatten. Die letzten Stufen – natürlich auch von Eis überzogen – und der Anblick von oben war eine kleine Belohnung für die Mühe. Auf dem “Gipfel” wäre ein schöner Pausenplatz gewesen. Im Sommer. Bei Sonnenschein. Und 20 Grad. Heute war hier nur eine weitere Eisfläche zu finden. Kurz verschnauft und runter ging es wieder. Wir konnten die anderen ja nicht so lange in der Kälte frieren lassen.
Der Weg hinunter war dann die eigentliche Herausforderung. Wo es nicht durchs Eis glatt war, war es glitschig durch den vom weggetauten Schnee nassen Matsch. Ein paar Unglücksraben landeten dann doch im Dreck, manch einer auch mehr als einmal. Zum Glück ohne schlimmere Folgen.
Tippel, tippel an der Wuhle entlang und dann ein ganzes Stück geradeaus, geradewegs nach Mahlsdorf, wo unser erster Pausenplatz wartete. Flashmobartig fielen wir bei Burger King ein. Ein Fastfood-Brater sollte doch mit etwa 50 Menschen klarkommen. Dachte ich. Die Realität sah leider anders aus. Die Filialmitarbeiter waren völlig überfordert und der Kaffeeautomat das Nadelöhr schlechthin. Zeit, auf Toilette zu gehen, war genug, denn die letzten kamen erst nach einer dreiviertel Stunde überhaupt zum Bestellen. Was landete auf meinem Tablett? Salat und gesunde Sachen… nicht. Ein Hot Blondie (die heiße Vanillesoße lief direkt aus dem Gebäck heraus), frittierte Zwiebelringe und… Eis! Na klar. War ja noch nicht eisig genug.
Mit Eis als Wegzehrung ging es weiter. Wir passierten die Kaulsdorfer Seen, die ich gar nicht so groß vermutet hätte. Etwas weiter südlich kehrten wir wieder nach Norden um und folgten dem Teil der Wuhle, den wir durch den Abstecher zum Burger König verpasst hatten. Ein paar wirklich schöne und interessante Gespräche hatte ich schon geführt, als wir am S-Bhf Wuhletal ankamen und für einige hier nach gut 25 km Schluss war. Gute Vorsätze, strotzende Motivation, Optimismus, Inspiration und Tatendrang… all das war mit uns auf dem Weg.
Den nächsten Berg, die Biesdorfer Höhe, lies ich angesichts der leidenden Mienen am Ende doch aus. Es reichte schon, den zur Abwechslung glatten Weg drumherum zu meistern. Ein paar Kilometer später fragte ich mich, warum uns eine kleine Horde Wanderer jagt. Wer ist denn noch so verrückt und vor allem: warum rennen die uns wie blöd hinterher? Eine kleine Gruppe hatte es sich doch zur Aufgabe gemacht, den Berg in Angriff zu nehmen. Der Abstieg war aber wohl weniger lustig gewesen und hatte immens Zeit gekostet. Tapfer, meine Lieben!
Die Dämmerung begann nach etwa 30 km, die bevorstehende Nacht anzukündigen. Einen kleinen Zwischenstopp, diesmal bei der Konkurrenz, hatte ich noch eingeplant. Die kamen irgendwie besser mit einem Rudel ausgehungerter Wanderer klar. Zwischen Curly Fries und Burgern kam dann die Idee auf, einfach der (geräumten) Hauptstraße zu folgen, statt wie geplant durch die Hintergärten zu schleichen. Zu sehen gäbe es da sowieso nicht mehr viel, da es inzwischen schon reichlich dunkel geworden war. Und noch mehr Eis… nein danke!
Die letzten drei Kilometer folgten wir daher einfach der Straße. Kein Rutschen, kein Gleiten, kein Schliddern. War doch auch mal schön! Nach guten 8 Stunden waren wir wieder am Anfang der Reise angekommen: am S-Bhf Hohenschönhausen. Erschöpft, aber glücklich versammelten wir uns zum schon Tradition gewordenen Abschlussfoto, bevor wir uns in alle Winde verstreuten.
34,7 km zeigte meine GPS-Uhr da an. Die konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Wie ein wildgewordener Lemming rannte ich noch drei Runden über den dunklen Parkplatz. 35 km! Gut, jetzt kann ich ins Auto steigen 🙂
Ich hoffe, die nächste Wanderung setzt uns nicht so zu. Vielleicht, ganz vielleicht, haben wir ja da schon ein bisschen Frühling! Ach ja, und Gregor muss uns unbedingt mal seine preisgekrönte Himbeer-Sahnetorte mitbringen, von der er mir so vorgeschwärmt hat. Ich kann seitdem an nichts anderes mehr denken…
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