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[:de]Horizontale um Jena – 2x 100 km in 2 Wochen? Eine dumme Idee![:]

[:de]erzählt von Sebastian S.


Zwei Wochen ist es erst her, dass ich 100km beim Mammutmarsch in Berlin gelaufen bin und jetzt stehe ich schon wieder bei der Horizontale in Jena am Start. Wie kann man so verrückt sein? Eine Frage, die nicht nur meine Freunde mir gestellt haben, sondern auch ich mir selbst immer wieder stelle. Eine erste Antwort ist sehr leicht: Ich habe beim Buchen der Veranstaltung nicht nachgedacht und bin “mausgerutscht”. Eine andere Antwort auf die Frage nach dem Warum, suche ich selbst noch immer…

Da ich mir diese Frage selbst nicht so richtig beantworten kann, bin ich den Abend vor der Horizontale auch nicht wirklich motiviert und kann mir kaum vorstellen die 100km zu schaffen. Daher sitze ich den Abend lange mit Freunden bei Bier zusammen und schmeiße kurz bevor ich schlafen gehe noch schnell alles in den Rucksack. Um 10 Uhr am Freitagmorgen geht es los. Glücklicherweise muss ich selbst nicht Autofahren, sondern kann mich auf der Rückbank von Santoshs Auto noch etwas ausruhen und nach Jena fahren lassen. Dort angekommen laden wir unser Gepäck in der Unterkunft, ziehen uns um und gehen noch was leckeres Essen, um uns für die kommenden Stunden zu stärken.

Gegen 16 Uhr finden wir uns dann am Sportplatz, dem Startpunkt des Marsches, ein. Dort treffen wir auch die anderen EarnYourBacons. 13 Bacons haben es gewagt hier an den Start zu gehen. In dieser netten Gruppe bin ich nicht der Einzige, der verrückt genug ist zwei Wochen nach dem Mammutmarsch sich erneut dieser Herausforderung zu stellen. Nach dem Abholen der Startunterlagen haben wir noch knapp zwei Stunden bis zum Startschuss. Besorgt beobachte ich die dunklen Wolken am Himmel. Laut Wetterbericht soll es ab 21 Uhr gewittern aber immerhin soll es dann ab Mitternacht  sternenklar werden.

Kurz vor 18 Uhr sammeln sich alle 1000 Läufer im Startbereich. Laut wird von zehn herunter gezählt, dann geht es unter lautem Jubel los. Unter den 1000 Menschen verliere ich einige unserer Gruppe schnell aus den Augen. Die Masse schlängelt sich gezielt in Richtung des ersten Berges. Die erste Steigung streckt sich über einen langen Abschnitt und es macht nicht den Anschein als ob die 2300 Höhenmeter schwer zu überwinde sein könnten. Noch sind alle gut gelaunt und machen Witze. Nach 5 Kilometern biegen wir auf den Rundkurs ab. Hier staut es sich, denn der Weg wird einspurig. Wir befinden uns nun auf einem Abschnitt wie wir ihn noch häufiger in den nächsten 19 Stunden erleben werden. Rechts von uns die Felswand, links geht es steil bergab. Man hat einen schönen Ausblick über das Tal und Jena. Der Weg ist so schmal, so dass überholen nicht möglich ist. So bewegen wir uns in einer ewig langen Schlange am Berg entlang. Es sieht aus als würden wir eine Menschenkette um Jena bilden.

Als wir wieder auf einen breiteren Weg treffen, fängt es langsam an zu tröpfeln. Die ersten kramen hastig ihre Regenkleidung aus den Rucksäcken, während ich noch hoffe, dass der Regen schnell über uns hinweg zieht und wir von schlimmerem verschont bleiben. Es kommt allerdings wie es kommen muss und wie es schon vom Wetterbericht angekündigt wurde; es beginnt zu schütten. Nur in einem hat der Wetterbericht zu unserem Glück Unrecht: es gewittert nicht. Noch sind wir etwas von Bäumen geschützt und bekommen damit nicht die volle Ladung des Unwetters ab, doch bald führt uns der Weg aus dem Wald auf die offene Weide. Spätestens hier werden wir richtig nass.

Als uns der Weg wieder in einen Vorort von Jena hinein führt, erreichen wir den ersten Versorgungspunkt. Da es noch immer stark regnet und es keinen Unterstand gibt, beschließen wir uns die Beutel mit der Verpflegung mitzunehmen und direkt weiter zu laufen. Unter einem kleinen Vordach lesen wir Raimo auf und beschließen mit ihm zusammen weiter zu gehen. Beim Loslaufen kommen auch Gritta und Dirk dazu. So ziehen wir zusammen in der Dämmerung durch den Regen.

In der Dunkelheit wird es langsam schwer zu erkennen wo eine Wurzel oder eine Pfütze den Weg versperrt. In dem Regen habe ich allerdings noch keine Lust in meinem Rucksack nach der Kopflampe zu suchen und vertraue weiterhin auf die Lichter der anderen. Bald geht es jedoch wieder steil bergab, auf einem sehr schmalen verwurzelten Weg, auf dem es ohne Licht doch zu gefährlich wird, so komme ich nicht darum herum meine Kopflampe herauszuholen. Unten in Jena angekommen geht es direkt wieder in Richtung des nächsten Hügels. Langsam wird das Prinzip klar: wenn du einen Weg siehst der nach oben führt, musst du mit Sicherheit diesem folgen. Dieses Konzept kennen wir ja zum Glück schon von allen EarnYourBacon-Wanderungen.

In der Dunkelheit fällt es uns zunehmend schwer, die Wegmarkierung zu finden und leider ist der digitale Track nur zur groben Orientierung gedacht und nicht zur Navigation, wodurch wir an jeder Kreuzung etwas länger brauchen, um den richtigen Weg zu finden. An einigen Stellen sind sich die Teilnehmer untereinander auch nicht einig. Die einen gehen den einen, die anderen den anderen Weg. Erfreulicherweise treffen wir in der Dunkelheit auf Maria, die aus Jena kommt und die Horizontale schon mehrfach gelaufen ist und daher selbst in der Dunkelheit den Weg kennt und uns so zumindest bis zum nächsten Verpflegungspunkt leiten kann. Hier trennen uns jedoch unsere Wege wieder, denn wir möchten im Gegensatz zu ihr, doch wenigstens kurz Pause machen und einen Kaffee trinken.

Da wir zum Verpflegungspunkt ins Tal gestiegen sind, heißt es nun nach der Pause selbstverständlich wieder den nächsten Berg zu erklimmen. Der Weg nennt sich Schweizerhöhenweg, der Name ist Programm. Da wir nun wieder ohne Ortskündigen unterwegs sind, kommt es wie es kommen muss. In der Dunkelheit sehen wir die Wegmarkierung nicht und laufen prompt an der Abzweigung vorbei und schnurstracks auf falschem Wege tief in den Wald hinein. Erst einige 100m später fällt uns der Fehler auf und zwingt uns zum umkehren. Als wir uns wieder auf dem richtigen Weg befinden, folgt uns eine Gruppe, die offensichtlich besser im Navigieren der Strecke ist als wir. Netterweise rufen sie uns an jeder Gabelung zu, in welche Richtung der Weg führt. Ohne diese Hilfe wären wir in dieser Nacht vermutlich noch einige Kilometer durch den Wald geirrt.

Die Nacht überstanden

Bei Sonnenaufgang haben wir dann endlich über die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Die aufgehende Sonne spendet uns nun auch wieder neue Energie. So viel Energie, dass wir anfangen zu joggen. Etwas verrückt muss es jedoch ausgesehen haben wie wir den Berg hinunter gelaufen sind, denn Sascha, Dirk, Gritta und ich hatten uns unter den Armen eingehakt und rannten so in einer Reihe an allen vorbei. Erst als wir am Fuße des Berges ankamen, wanderten wir wieder normal weiter. Durch die plötzliche Energie und das gemeinsame Joggen war ich wieder super gut gelaunt und merkte gar nicht wie die nächsten Kilometer davon zogen. Schneller als gedacht erreichten wir den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 65. Zu unserer Freude gab es hier Waffeln zum Frühstück 🙂 Auf einem Schild hieß es: “Noch keiner hat 100km ohne Waffeln geschafft”. Im Umkehrschluss heißt dass, mit den Waffeln im Magen kann uns jetzt nichts mehr stoppen.

Gritta jedenfalls war nach der Pause definitiv nicht mehr zu stoppen. Sie rannte vor uns weg und war für die nächsten Stunden nicht mehr zu sehen. Ich merkte nach dieser Pause die Nachwirkungen des Mammutmarsches. Meine Füße taten jetzt schon gut weh. Somit brauchte ich etwas Zeit, um wieder in Schwung zu kommen. Aus Erfahrung wusste ich zum Glück, dass es nur die ersten Minuten nach einer Pause richtig schlimm ist und es wenn man in Bewegung bleibt, wieder besser wird. So war es auch und somit ging es auf die letzten 35 Kilometer.

Mich erreichte nun eine nette Nachricht mit motivierenden Worten und lieben Grüßen an alle in der Gruppe von Bob (einem weiteren Mitglied unserer EarnYourBacon-Gruppe). Ursprünglich wollte er auch mitlaufen oder zumindest uns das letzte Stück begleiten. Nun war er jedoch schon wieder auf dem Weg Richtung Berlin und wollte uns aus der Ferne für das letzte Stück motivieren. Keine zwei Stunden später kam noch eine Nachricht von ihm, er ist jetzt doch noch mal umgedreht und war auf dem Weg zu uns. Er würde uns auf dem letzten Abschnitt abfangen und mit Essen/Trinken nach unseren Wünschen versorgen.

Es lagen nun nur noch 10 Kilometer vor uns und laut Höhenprofil nur noch ein steiler Anstieg. Kurz vor dem Anstieg kamen uns schon die ersten Läufer der 35 Kilometer Wanderung, welche am Morgen gestartet war, entgegen. Zunächst war das sehr motivierend, denn damit war klar, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt sein kann. Je mehr es wurden, desto nerviger wurde es jedoch. Zwar grüßten einige nett und versuchten uns mit Worten zu motivieren, die meisten jedoch standen blöd im Weg herum. Der Weg war nun wieder zu einem einspurigen Pfad geworden, der so eng war, dass überholen kaum möglich war, aneinander vorbei war in der Konsequenz ebenso schwierig. Wenn die ausgeschlafenen und noch frischen 35-Kilometer-Wanderer einem dann auch nicht den Weg frei machen, wird das eh schon anstrengende Wandern sehr nervtötend. Die entgegenkommenden Wanderer wurden immer mehr, der nächste Versorgungspunkt wollte jedoch ewig nicht erscheinen.

Nach einer weiteren Kurve war es dann endlich so weit, nur noch die letzten 100m steil bergauf, dann war der Versorgungspunkt erreicht. Die Pause wollten wir noch kürzer gestallten als alle vorher, damit es nicht wieder so lange braucht um in Bewegung zu kommen und schließlich waren es nun „nur noch“ 13 Kilometer. Also schnell die Cola getrunken, noch eine Scheibe Brot auf die Hand genommen und weiter ging es. Keine fünf Minuten später trafen wir dann auf Bob, der eine große Kühltüte mit kalten Getränken für uns dabei hatte. Lange Zeit zum Pause machen und uns unterhalten hatten wir leider an dieser Stelle nicht, denn wir blockierten so den schmalen Weg. Also blieb uns nichts weiter, als das auf später im Ziel zu verlegen. Mit einem schönen kalten Bier ging es somit für uns weiter. Es gab zu dem Zeitpunkt nichts schöneres als dieses kühle Bier. Die Schmerzen waren erst mal betäubt und so ging es mit neuer Energie in den letzten Abschnitt. Leider hielt das nicht länger als 5 Kilometer an, dann kamen die Schmerzen wieder zurück und waren gefühlt doppelt so schlimm wie vorher.

Dass die letzten Kilometer eines 100er schlimm sein werden, war mir bekannt, aber hier fand ich es besonders schlimm. Meine Geschwindigkeit ließ immer weiter nach und so wurde meine Entfernung zu Sascha und Dirk immer größer. Von Gritta hatten wir uns schon verabschiedet, sie wollte die letzten Kilometer noch mal Joggen und uns im Ziel empfangen. Irgendwann hatte ich Sascha und Dirk komplett aus den Augen verloren. Der nächste Berg kam mir daher ganz gelegen.

Ich sammelte meine letzte Energie, um den anderen hinterher zu rennen. Am Fuße des Berges war noch eine Getränkestation aufgebaut, hier traf ich wieder auf die beiden, um von hier aus gemeinsam das Ziel zu erreichen. Die Strecke, auf der wir nun liefen, waren wir am Vorabend schon entgegengesetzt gelaufen und hatten noch darüber gespaßt wie es sein wird, 24 Stunden später wieder hier entlang zu kommen. Zum Spaßen war mir zu dem Zeitpunkt allerdings nicht mehr, aber es war gut zu wissen, dass es gleich vorbei sein wird. Noch wenige Meter dann war es geschafft.

Nach unglaublichen 19 Stunden und 22 Minuten erreichten wir endlich das langersehnte Ziel, an dem Gritta schon auf uns wartete. Sie hatte es halb joggend, halb wandernd geschafft, in 18 Stunden und 57 Minuten die Ziellinie zu überqueren und dass obwohl sie spontan mitgekommen war und eigentlich nur maximal bis zum zweiten Verpflegungspunkt mitkommen wollte. Wahnsinn!! Endlich konnten wir uns entspannt mit einem Bierchen hinsetzen und auf die restlichen Bacons warten. Gegen 17 Uhr kam dann unter tobenden Applaus der barfüßige Santosh ins Ziel. Damit hatte es der letzte unserer Gruppe es auch erfolgreich geschafft. Von dem Team aus 13 Startern waren insgesamt 11 im Ziel angekommen, damit waren wir das größte erfolgreiche Team auf der Horizontale!

Und danach?

Das Fazit aller war: „Das war der härteste 100er den wir je gelaufen sind! Ein Mal und nie wieder!“ Der erste Satz mag vielleicht noch stimmen, beim zweiten bin ich mir im Nachhinein nicht sicher. Die Strecke war mit Sicherheit nicht einfach aber so schön dass ich es mir durchaus vorstellen kann im nächsten Jahr zu wiederholen.
Zum Abschluss bleibt mir nur eines zu sagen: Danke Bob! Und danke allen die mitgelaufen sind oder aus nah und fern unterstützt haben!

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[:de]Mammutmarsch 2017 – Alle guten Dinge sind drei![:]

[:de]

erzählt von Sebastian S.


Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen. Damals musste ich nach 50 km aufgeben. Damit hat mich der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch zu schaffen sein… letztes Jahr kam dann die Enttäuschung. Der Marsch wurde abgebrochen, da war ich gerade mal bei km 59. Zum Glück fand sich eine kleine sehr nette Gruppe, die den Abbruch nicht auf sich sitzen lassen konnte, wodurch die 100km doch noch erreicht werden konnten. Doch bei aller Freude, die 100 km geschafft zu haben, war ich doch nicht richtig glücklich. Offiziell hatte  ich das Ziel nicht erreicht. Somit war sofort klar: 2017 wird der Mammutmarsch auf jeden Fall bezwungen.

Die Vorbereitungen dafür starteten dieses Jahr schon sehr früh. Schon im Januar bezwang ich bei der “Polarnacht” die ersten 50km. Ab da ging es über die nächsten Monate konstant weiter. Allerdings fragte ich mich jeden frühen Samstagmorgen, den ich mich zum Training aus dem Bett quälte, wofür ich das eigentlich gerade mache. Um es mir zu beweisen? Nein, das habe ich schon geschafft! Für die Urkunde, die irgendwo verstaubt? Definitiv nicht! So kam ich mit Nina und Joel darauf, das ganze einem anderen Zweck zu widmen. Denn es ist ein enormes Privileg, sich freiwillig dafür entscheiden zu können, einfach mal aus Spaß an einem Wochenende zu versuchen, 100km zu Fuß zu gehen. Viele würden alles dafür geben. Man kann zwar mit Geld nicht direkt die Welt retten, aber man kann die wichtige humanitäre Arbeit von NGO´s unterstützen. So entstand dann recht schnell der Gedanke, den Marsch zu einem Spendenlauf zu gestalten und damit die Arbeit von “Ärzte ohne Grenzen” zu unterstützen. Einen Monat vor dem Mammutmarsch war es dann so weit, das Training war erfolgreich abgeschlossen (sogar mit dem “Turmdiplom” zertifiziert) und die Spendenaktion lief erfolgreich an.

Am 27.05.2017 kam dann der große Tag. Am Abend vorher entstand auch bei mir langsam Aufregung, Vorfreude und eine gewisse Angst vor der langen Strecke an einem der heißesten Wochenenden des Jahres. Mit einem mal wieder viel zu schweren Rucksack, ging es mit Joel zusammen los Richtung Erkner. Ein kurzer Zwischenstopp musste noch an der Seestraße gemacht werden, um noch Kumpir essen zu können und gestärkt starten zu können. In der glühenden Hitze ging es mit der Bahn nach Erkner. Dort saß schon ein Teil unserer “EarnYourBacon”-Gruppe. Wir meldeten uns an und holten unser T-Shirt ab. Als kleine Überraschung für die TeilnehmerInnen des letzten Jahres gab es zusätzlich einen “returning hero” Mammutmarsch Sportbeutel, inklusiver Getränkemarken für Kaffee an den Versorgungspunketen. Jetzt stand nur noch das obligatorische Gruppenfoto an, dann kann es los gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach einer kurzen Ansprache vom Veranstalter, in der er unsere Gruppe als Ehrengäste erwähnte, ging es dann tatsächlich um 16:15 Uhr endlich los. Am Start liefen so viele Menschen durcheinander, dass es schwierig war sich nicht zu verlieren. Die ersten 16 km vergingen wie im Fluge. Am Strandbad Müggelsee war der erste Versorgungspunkt. Hier wurde aber nur kurz das Wasser aufgefüllt, eine Banane gegessen und das Klo aufgesucht und schon ging es weiter. Durch die kurze Pause gelang es uns, etwas aus dem Chaos von vielen Menschen heraus zu kommen. Da es nun schon 20 Uhr war und das DFB Pokalfinale parallel lief, suchten wir uns einen Radiosender, um es wenigstens akustisch miterleben zu können. So liefen wir die nächsten 90 Minuten und merkten gar nicht, wie die Kilometer flogen und wir uns nun zu viert (Joel, Sascha, Jan und ich) immer weiter von den anderen absetzten. Um uns herum nun kaum noch bekannte Gesichter. Mit der nun einbrechenden Dunkelheit wurde es dann doch allmählich kühler. In T-Shirt und kurzer Hose konnte es nicht mehr weiter gehen. So waren wir zu einer Umziehpause gezwungen. Sonst wären wir vermutlich durchgelaufen zum nächsten Versorgungspunkt bei Kilometer 44. Dort angekommen trafen wir dann doch einige bekannte Gesichter. Nach und nach wurden es immer mehr. Mir war allerdings um die Zeit nicht wirklich nach Essen und so wirklich schmecken wollte mir auch nichts. Ich versuchte so viel wie möglich in mich reinzustopfen, mein Körper würde es brauchen. Den anderen ging es ähnlich und so zog unsere vierer Truppe recht bald wieder weiter.

 

Es war nun spät in der Nacht, ich war durchaus schon etwas müde und nicht mehr für Kommunikation zu haben. Es war also die Zeit gekommen, Podcasts zu hören. So liefen wir recht stille weiter durch die dunklen Wälder und merkten nur daran, dass wir immer mehr Menschen überholten, dass unsere Laufgeschwindigkeit immer und immer schneller wurde. Gegen 4 Uhr hatten wir dann auch schon den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 59 erreicht. Hier gab es eine leckere Kartoffelsuppe und Kaffee und dann ging es auch direkt wieder weiter, denn für lange Pausen war es zu der Zeit zu kalt. Beim Loslaufen sagten wir uns noch, dass wir den nun kommenden Abschnitt etwas ruhiger angehen wollen. Doch kaum erblickten wir die ersten Sonnenstrahlen hatten wir dieses Vorhaben offensichtlich schon wieder vergessen.

So ging es schnellen Schrittes durch die Märkische-Schweiz, die sich vermutlich nur im flachen Brandenburg “Schweiz” nennen darf. Langsam machte sich die Geschwindigkeit bei Joel durch Kniebeschwerden bemerkbar. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zum nächsten Pausenpunkt (74km). Diesen erreichten wir auch noch vor 7 Uhr. Hier war zu unserem Glück Santosh als Helfer eingeteilt, denn der Rucksack war von Anfang an viel zu schwer und mit unnötigem Gepäck bestückt. Dies konnte ich nun alles endlich abladen. Kurz bevor wir weiter wollten kam, Steve angelaufen. Er hatte seine Gruppe zurück gelassen und wollte sich nun uns anschließen, in der Hoffnung in seiner Geschwindigkeit unterwegs zu sein (wer Steve kennt, weiß, dass niemand so schnell läuft wie er). Wir liefen also zunächst zu fünft weiter.

Die nächsten Kilometer waren die Hölle. Nicht wegen der zuvor gelaufenen Kilometer oder der Wegbeschaffenheit, sondern wegen der Millionen Mücken. Trotz aufkommender Hitze lief ich weiter in langärmliger Kleidung, Kapuze über den Kopf gezogen und wild mit den Armen wedelnd durch die wäldliche Moorlandschaft. Erst als es endgültig zu warm war und wir das Mückengebiet weit hinter uns gelassen hatten, traute ich mich in kurze Kleidung zu wechseln. Am besten hätte ich mich allerdings den Nudisten anschließen sollen, denn jetzt wo die Sonne richtig am Himmel stand wurde es enorm heiß. Zu unserem Pech war bei Kilometer 90 auch noch jeglicher Baum verschwunden.

Die nächsten Kilometer, gefühlt weitere 100, führten uns immer weiter gerade aus an der Hauptstraße entlang Richtung Gusow. Einen kleinen Lichtblick gab es noch mal bei 92km. Wir waren uns erst nicht sicher ob es eine Fatamorgana war oder ob wir wirklich in der Ferne eine Tankstelle erblickten. Zum Glück spielten unsere Sinne uns keinen Streich und wir wurden mit Eis beglückt. Gestärkt waren wir bereit für die letzten 8 Kilometer auf der “Straße der Hölle” wie sie so nett getauft wurde. Auf einem Straßenschild war das nächste Dorf in 4km angekündigt. Als wir dieses erreichten, durfte es nach meiner Rechnung nur noch 4km bis zum Ziel sein. Da sprach uns eine Frau vor ihrem Haus an, was denn die ganzen komischen Leute in ihrem Dorf wollten, als ich ihr sagte was wir hier suchten, versuchte sie uns zu motivieren mit den Worten “zum Bahnhof sind es nur noch 6km”, worauf ihre Freundin nett ergänzte “naja ein paar mehr sind das schon noch”.

Das Problem zeigte sich als ich auf mein Handy schaute und sah, dass die beiden recht haben sollten. Es waren nicht wie ich dachte nur noch 4km sondern doch noch über 6km, wie frustrierend… Naja es half ja alles nichts es musste weiter gehen. Die Schmerzen in den Füßen wurden zwar doch nun immer stärker, aber an aufgeben konnte ich sicherlich nicht denken. Es ging immer weiter geradeaus und das nächste Dorf wollte sich einfach nicht nähern. Ich beschloss, nicht mehr weiter auf mein Handy und die Navigation zu achten, sondern einfach nur noch zu laufen. Am Straßenrand standen nun immer wieder nette Menschen, die uns anfeuerten. Ein Pärchen, das am Vorabend auch zum Mammutmarsch angetreten war, aber aufgegeben hatte, fuhr mit seinem Auto immer ein Stück weiter voraus, um immer wieder anzufeuern. Das konnte die Schmerzen zwar nicht lindern, die Strecke verkürzen konnten sie leider auch nicht, aber die Motivation hoch halten und die Laune verbessern definitiv und dafür bin ich allen auf die letzten Kilometern dankbar! Ich wusste aus dem letzten Jahr, dass die letzten Kilometer sehr grauenvoll sein können und wie es ist, wenn man die 100km Marke erreicht hat, aber das Ziel noch weiter entfernt ist. Aber hatte das wohl etwas verdrängt.

Die Freude Gusow erreicht zu haben wurde schnell getrübt dadurch, dass das Ziel auch bei 100km noch einen Kilometer entfernt war. Nach jeder Kurve dachten wir, wir seien da und wurden enttäuscht. Irgendwann war es dann doch so weit. Wir bogen um die Ecke und da stand schon das Veranstalterteam und erwartete die Ankömmlinge lautstark! Nur noch wenige Meter zur offiziellen Ziellinie… Schnell die Konfettikanone aus dem Rucksack gekramt und dann zu viert unter Konfettiregen und Applaus der umstehenden Zuschauer die Ziellinie überqueren! Geschafft, 101 Kilometer in 21 Stunden!

Hinter dem Ziel warteten schon einige TeilnehmerInnen, unter ihnen auch Ingo und Steve. Beim Abholen der Urkunde erfuhren wir, dass bisher erst 32 Personen vor uns das Ziel erreicht hatten. Von 1250, die sich 2017 der Herausforderung gestellt haben, schafften es dieses Jahr 282 ins Ziel. Hinter dem Ziel saßen wir nun gemütlich im Schatten und warteten auf die nachfolgenden EarnYourBacons. Dank Santosh konnten wir die Wartezeit mit einem schönen Bierchen überbrücken. Im Laufe der nächsten Stunde wuchs unsere Gruppe immer weiter an, unsere Vorbereitung zeigte großen Erfolg! Nach ein paar Minuten des Ausruhens ging es mir auch schon wieder viel besser und Laufen ging auch wieder ganz gut aber ich sagte mir: Das war’s, nie wieder! Jetzt ist fast eine Woche vergangen und ich freue mich schon auf die 100km auf der Horizontalen rund um Jena am 09. Juni 2017.[:]

[:de]Von Wunder-Lauch and why Karma is a bitch [:]

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66 km durch die Döberitzer Heide und Sacrow

Endlich ist wieder Sommer. Zumindest war er da für einen Tag, denn schaut man dieser Tage, kurz vor Mai, aus dem Fenster und aufs Thermometer, hat man gute Chancen, DAS zu sehen: Schnee! Da wir davon bei unseren Wanderungen im Januar und Februar schon genug hatten, war es nur recht und billig, mit Sonne und warmen Temperaturen gesegnet zu sein.

Ausnahmsweise geht es diesmal an einem Sonntag auf die Pirsch. Nicht ganz uneigennützig, denn ich war ja gestern Abend mal eben noch den Airport Night Run als Personal Pacerin gelaufen und die Zeiten hätten sich gebissen. Ausgeschlafen ist jetzt nicht das Wort, was mir über die Lippen kommt, als ich um 7:30 Uhr in den Zug Richtung Dallgow steige. An jeder Station kommen mehr arme Irre in Wanderklamotten dazu. Punkt 8:30 Uhr geht’s los auf die Tour. Warten müssen wir heute nicht, denn der nächste Zug käme sowieso erst in einer Stunde. Ein kleiner Trupp, der schon einen Bahnhof weiter gestartet war, hat das Zeitmanagement auch im Griff und stößt pünktlich zu uns.

Die Döberitzer Heide mit ihren Bisons wartet auf uns. Entlang staubiger Wege führe ich die Menge aber erstmal auf etwas, was sich als Berg betitelt… aber nicht danach aussieht. Wo ist denn hier der Gipfel? Zeit für ein Päuschen. Testweise will ich heute mal alle Stunde bis anderthalb Stunden Pause machen, dafür jeweils nur für 10 Minuten. Angeblich soll man mit diesem System weiter kommen, als würde man laufen bis man nicht mehr kann. Mal sehen.

Kurz nach dem Berg merke ich, dass ich so gut wie gar nichts mehr sehe. Ein Nebelschleier hat sich anscheinend auf meine Kontaktlinsen gelegt und ich schaue wie durch Zuckerwatte. Nicht mal mein eigenes Handydisplay erkenne ich mehr. Damit navigiert es sich verdammt schlecht, aber zum Glück ist vorne jemand, der weiß, wo es langgeht. Nachdem ich jedoch nicht mal mehr erkenne, ob die braunen großen Dinger da Pferde oder Rindviecher sind, mache ich doch mal kurz halt und versuche, die Linsen zu säubern. Klappt zumindest so lange, um zu erkennen: es sind Bisons.

Ein Wunder von Lauch

Überquert man beim Verlassen der Döberitzer Heide die B2, gelangt man direkt in den Königswald und den malerischen Potsdamer Ortsteil Sacrow. Dem folgen wir immer am Ufer, entlang des Krampnitzer Sees, Jungfernsees, der Havel und dem Königssee. Dort, wo es vom Ufer mal kurzzeitig weggeht, duftet es auf einmal verführerisch würzig nach – ja was eigentlich? Schnittlauch? Zwiebeln? Knoblauch? Wo kommt hier mitten im Wald dieser Geruch her? Um uns herum wächst nur Kram, der Schneeglöckchen erstaunlich ähnlich sieht, aber keine sind. Das sei Bärlauch, klärt mich jemand auf. Dass auch das nicht ganz richtig ist, finde ich erst später in einer Bilderrecherche raus, denn wie Bärlauch sah das Zeug nicht wirklich aus. Es ist Wunder-Lauch, auch bekannt als Berliner Bärlauch. Der Wunder-Lauch wächst und blüht vor dem Bärlauch und breitet sich wiesenartig aus. Einige von uns fangen auf einmal an, wie Kühe um sich herum zu grasen. Frischer als hier, bekommt man das Grünzeug sicher nicht.

Die Halbinsel Sacrow ist vielseitig. Kaum sind wir aus dem Königswald raus, stehen wir schon im Schlosspark, dann vor der imposanten und einzigartigen Heilandskirche (hier wurde z. B. KeinOhrHasen gedreht), um dann den kleinen Ausläufer Meedehorn zu umwandern, der hauptsächlich mit Kleingärten bebaut ist. Alle Gaststätten haben geschlossen, daher muss es das Wasser aus dem nachbarlichen Gartenschlauch tun, um die Wasserblasen aufzufüllen.

Karma is a bitch

Kurz vor dem ersten Ausstiegspunkt bei 32 km quatsche ich so mit Christoph. Der erzählt mir von seiner Erkältung am Hals. Dass die sich bei ihm nur auf den Hals beschränkt, amüsiert mich königlich und ich lache mit Miri zusammen tränen. Die nächsten Sekunden verlaufen dann wie in Zeitlupe. Ich sehe noch die Wurzel und wie sich mein Fuß darin verfängt. Der Waldboden kommt daraufhin meinem Gesicht immer näher und irgendwas klatscht mir von hinten in den Nacken und auf den Kopf. Mein Schienbein durchfährt ein ruckartiger Schmerz. Und dann liege ich da, mitten im Dreck. Der Deckel meines Rucksacks war nicht richtig geschlossen und liegt auf meinem Kopf, mein Sonnenbrille habe ich plattgedrückt und verbogen. Hände sandig-waldig und beim Aufstehen sehe ich auch, warum mein Schienbein so weh tut. Einmal schön an der Wurzel blutig geschrammt. Aua!

Hätte ich mal meine Klappe gehalten und mich nicht so amüsiert. Statt dessen muss ich mich über meine eigene Tolpatschigkeit einfach nur wegpacken. Ich hätte meinen Abflug zu gern in Zeitlupe gesehen. Slapstick kann nicht besser sein.

Eigentlich wäre da die Bushaltestelle im Ortsteil Kladow genau der richtige Zeitpunkt gewesen, um mit der triefenden Wunde auszusteigen. Schließlich war ich ja so oder so in Zeitnot, denn am nächsten Tag ist ja schon wieder Spreewaldmarathonpaddeln angesagt. Aber nein. Caro latscht weiter. „Die paar Kilometer noch bis S-Bhf Pichelsberg gehen auch noch“. Die paar Kilometer sind im Übrigen 21 km. Gute vier Stunden Fußweg also. Vernunft abgeschaltet, Bein ordentlich desinfiziert (noch mal Aua) und weiter. Das Wetter ist halt so schön und die Gesellschaft so nett.

Den letzten beißen die Hunde

Ein kleines Grüppchen hat den Ausstiegspunkt quasi überrannt und ist meilenweit vor uns hinteren. Bei einer Gaststätte machen sie gerade Pause und ich bekomme Bilder von Kugeleis über die lahme Mobilverbindung geschickt. Das macht Vorfreude und ich vergesse sogar mein schmerzendes Schienbein. Eine gefühlte Ewigkeit (für beide Seiten) später, kommen wir endlich auch bei der Gaststätte an.

Da sitzt noch unser Vorläufer-Grüppchen und knabbert genüsslich am Eis. Aber ratet mal was: das Eis ist alle! Stattdessen gibt es nur eine schnöde Cola. Ob das auch noch die Auswirkung des Karmas ist?

Wir raffen uns gemeinsam wieder auf. Gut so, denn je ruhiger ich mich verhalte, umso mehr macht sich das Schienbein wieder bemerkbar. Der bewaldete Weg entlang des Westufers des Sacrower Sees lenkt zum Glück ab. Irgendwie ist der Tag aber heute doch anstrengend. Habe ich mich doch noch nicht gut genug vom Airport Run erholt? Ist es das plötzliche Sommerwetter gepaart mit drohendem Sonnenbrand? Die Strecke? Keine Ahnung, aber ich bin nicht die einzige, der es so geht. Bei der nächsten Kurzpause nach 41 km am nördlichen Ende des Groß Glienicker Sees beschließen wieder ein paar sonst unschlagbare Wanderer, den Bus Richtung Spandau zu nehmen. Und auch für mich steht ab hier fest: bis Pichelsberg lauf ich nicht mehr. Und bestelle mein persönliches Shuttle.

Dem Sonnenuntergang entgegen wandern wir entlang der Rieselfelder und sehen noch den Bus nach Spandau an uns vorbei fahren. Nach 46 km freue ich mich, dass da ein Auto auf mich wartet und meine geschundenen Knochen nach Hause fährt. Ja, für heute reicht es. „Morgen früh um 8 Uhr geht es schon wieder in den Spreewald, zum Marathonpaddeln“, denke ich. „Und du hast weder gepackt noch eingekauft!“ Und während ich das so denke, sehe ich im Vorbeifahren die anderen weiterwandern. Wohlgemerkt auf der falschen Route.

Wer die landschaftlich wunderschöne Strecke nachwandern möchte, findet sie hier

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[:de]Jahresauftakt-Wanderung: 35 km aufs Glatteis geführt[:]

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Die Jagdsaison hat wieder begonnen. Die Jagd auf Kilometer. Kilometer, die mich, dich und uns näher an unsere persönlichen Jahresziele bringen sollen, sei es der Mammutmarsch, Ostseeweg, Megamarsch oder die Horizontale. Egal. Wir wollen uns fit machen und dazu rückten am 21.01.2017 unglaubliche siebzig (!) Menschen in Hohenschönhausen an, um gemeinsam auf die erste Trainingswanderung zu gehen. Ganz viele bekannte und lieb gewonnene Gesichter waren da, aber auch einige motivierte Neuankömmlinge, über die ich mich besonders gefreut habe.

Grün im Beton - Startgruppe

Schon letztes Jahr war die erste Wanderung angesichts der winterlichen Bedingungen eine Herausforderung. Das sollte diesmal nicht besser werden. Schnee und Eis. Fast die gesamten 35 km lang. Nun ja. Einige waren das ja schon von der Polarnacht gewohnt. Einen stadtnahen Kurs hatte ich gebastelt, der trotzdem viel Grün (in unserem Fall Weiß) versprach und etliche Ausstiegspunkte für die eigene Planung und das eigene Können.

Um 9:30 Uhr stapften wir also los. Schon nach den ersten Metern war klar: das wird eine anstrengende Wanderung. Immer wieder glitschte mein rechter Fuß in die eine Richtung, der linke in die andere. Äußerste Vorsicht und kleine Tippelschrittchen waren angesagt. Ziemlich schnell waren wir aus der Stadt raus und hatten einen schönen Blick auf die Felder, sofern man sich traute, den Blick vom Boden zu heben. Die Wuhle, ein kleines Flüsschen durch den geographischen Osten Berlins, begleitete uns alsbald zu unserer rechten.

Nach gut acht schlüpfrigen Kilometern hatte ich die Besteigung des Großen Ahrensfelder Berges geplant. Der Weg da hoch sah allerdings nicht besser aus als der bislang schon zurückgelegte Weg. Option 1: den Dingen trotzen und sich mühsam hochwinden, Option 2: vorsichtig weiter um den Berg unten herumschliddern. Etwa 30 Tapfere/Verrückte entschieden sich tatsächlich für Option 1, so dass sich unsere Gruppe an der Stelle erstmal trennte. Und wer die Route so plant, der muss da natürlich auch hoch. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen. Schneefreie Flächen ausmachen und nutzen. Atmen nicht vergessen. Nachdem der erste Abschnitt gemeistert war, bot sich erstmal das gesamte Bild dessen, was noch auf uns wartete. Ein steiler, vereister und verschneiter Abhang. Ziemlich viele fragten sich, warum genau sie sich um Himmels Willen für Option 1 entschieden hatten. Die letzten Stufen – natürlich auch von Eis überzogen – und der Anblick von oben war eine kleine Belohnung für die Mühe. Auf dem “Gipfel” wäre ein schöner Pausenplatz gewesen. Im Sommer. Bei Sonnenschein. Und 20 Grad. Heute war hier nur eine weitere Eisfläche zu finden. Kurz verschnauft und runter ging es wieder. Wir konnten die anderen ja nicht so lange in der Kälte frieren lassen.

Grün im Beton - Ahrensfelder Berg Gipfel Panorama

Der Weg hinunter war dann die eigentliche Herausforderung. Wo es nicht durchs Eis glatt war, war es glitschig durch den vom weggetauten Schnee nassen Matsch. Ein paar Unglücksraben landeten dann doch im Dreck, manch einer auch mehr als einmal. Zum Glück ohne schlimmere Folgen.

Tippel, tippel an der Wuhle entlang und dann ein ganzes Stück geradeaus, geradewegs nach Mahlsdorf, wo unser erster Pausenplatz wartete. Flashmobartig fielen wir bei Burger King ein. Ein Fastfood-Brater sollte doch mit etwa 50 Menschen klarkommen. Dachte ich. Die Realität sah leider anders aus. Die Filialmitarbeiter waren völlig überfordert und der Kaffeeautomat das Nadelöhr schlechthin. Zeit, auf Toilette zu gehen, war genug, denn die letzten kamen erst nach einer dreiviertel Stunde überhaupt zum Bestellen. Was landete auf meinem Tablett? Salat und gesunde Sachen… nicht. Ein Hot Blondie (die heiße Vanillesoße lief direkt aus dem Gebäck heraus), frittierte Zwiebelringe und… Eis! Na klar. War ja noch nicht eisig genug.

Mit Eis als Wegzehrung ging es weiter. Wir passierten die Kaulsdorfer Seen, die ich gar nicht so groß vermutet hätte. Etwas weiter südlich kehrten wir wieder nach Norden um und folgten dem Teil der Wuhle, den wir durch den Abstecher zum Burger König verpasst hatten. Ein paar wirklich schöne und interessante Gespräche hatte ich schon geführt, als wir am S-Bhf Wuhletal ankamen und für einige hier nach gut 25 km Schluss war. Gute Vorsätze, strotzende Motivation, Optimismus, Inspiration und Tatendrang… all das war mit uns auf dem Weg.

Den nächsten Berg, die Biesdorfer Höhe, lies ich angesichts der leidenden Mienen am Ende doch aus. Es reichte schon, den zur Abwechslung glatten Weg drumherum zu meistern. Ein paar Kilometer später fragte ich mich, warum uns eine kleine Horde Wanderer jagt. Wer ist denn noch so verrückt und vor allem: warum rennen die uns wie blöd hinterher? Eine kleine Gruppe hatte es sich doch zur Aufgabe gemacht, den Berg in Angriff zu nehmen. Der Abstieg war aber wohl weniger lustig gewesen und hatte immens Zeit gekostet. Tapfer, meine Lieben!

Die Dämmerung begann nach etwa 30 km, die bevorstehende Nacht anzukündigen. Einen kleinen Zwischenstopp, diesmal bei der Konkurrenz, hatte ich noch eingeplant. Die kamen irgendwie besser mit einem Rudel ausgehungerter Wanderer klar. Zwischen Curly Fries und Burgern kam dann die Idee auf, einfach der (geräumten) Hauptstraße zu folgen, statt wie geplant durch die Hintergärten zu schleichen. Zu sehen gäbe es da sowieso nicht mehr viel, da es inzwischen schon reichlich dunkel geworden war. Und noch mehr Eis… nein danke!

Die letzten drei Kilometer folgten wir daher einfach der Straße. Kein Rutschen, kein Gleiten, kein Schliddern. War doch auch mal schön! Nach guten 8 Stunden waren wir wieder am Anfang der Reise angekommen: am S-Bhf Hohenschönhausen. Erschöpft, aber glücklich versammelten wir uns zum schon Tradition gewordenen Abschlussfoto, bevor wir uns in alle Winde verstreuten.

34,7 km zeigte meine GPS-Uhr da an. Die konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Wie ein wildgewordener Lemming rannte ich noch drei Runden über den dunklen Parkplatz. 35 km! Gut, jetzt kann ich ins Auto steigen 🙂

Ich hoffe, die nächste Wanderung setzt uns nicht so zu. Vielleicht, ganz vielleicht, haben wir ja da schon ein bisschen Frühling! Ach ja, und Gregor muss uns unbedingt mal seine preisgekrönte Himbeer-Sahnetorte mitbringen, von der er mir so vorgeschwärmt hat. Ich kann seitdem an nichts anderes mehr denken…

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[:en]Schlemmertour 2016[:de]Schlemmertour 2016 – Eine Wanderung in den Süßigkeitenbergen[:]

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Vielen Dank, dass ich hier und heute die Ehre habe, einen Gastbeitrag zu schreiben und nicht wie gewohnt auf www.nordicfamily.de über meine Outdooraktivitäten berichte. Und meine neu entdeckte Leidenschaft für‘s Wandern und zwar für das Wandern längerer Strecken, ist ja auch mehr eine Aktivität unter der Kategorie „Nur die Mama!“

Während des Ostseeweges 2016 werde ich erstmals auf den Blog EarnYourBacon aufmerksam und bin erstaunt, wie viele Anhänger im echten Leben an Trainingswanderungen und persönlichen Treffen teilzunehmen scheinen. Das könnte etwas für mich sein, denke ich und behalte die Aktivitäten auf Facebook und im Blog im Auge.

Vor der Schlemmertour

Die „Schlemmertour“ wird angekündigt, 40 Kilometer, drei Fabrikverkäufe von Süßigkeitenherstellern sind auf der geplanten Strecke zu finden. Das könnte in allen Dimensionen etwas für mich sein und ich klicke “Interessiert“ – vor einer Woche wird daraus ein „Ich nehme teil“.

Ich habe vor knapp vier Wochen eine 40 Kilometer Wanderung absolviert, davor den Ostseeweg, davor wiederum kleinere Wanderungen, Waldläufe und naja ein bisschen Kung Fu Training, Jogging, Radfahren, was man halt so macht. Ich fühle mich jedenfalls einigermaßen gewappnet, bin trotzdem nervös, was mich erwarten wird und ob ich mit der Gruppe mithalten kann.

Ich versuche noch einige Bekannte zu motivieren, auch teilzunehmen, keiner kann kommen. So werde ich außer Carola Keßler erstmal niemanden kennen. Wie spannend.

Es ist Freitag, der Wetterbericht für Samstag zeigt erst einen Tropfen Regen und dann nachmittags zwei Tropfen Regen. In der Facebookgruppe  „Marschgruppe EarnYourBacon“ hat sich jedenfalls über die Wettervorhersage noch niemand geäußert – alles Wanderprofis. Nur körperliche Abgeschlagenheit und Arbeit sind Gründe, nicht an der „Schlemmertour“ teilzunehmen.

Der Start und die Grundausrüstung zur Schlemmertour

Ich entschließe mich, erst mal loszugehen. Es gibt ja auch schließlich Möglichkeiten, einen Bus oder die Bahn zu nehmen, und vorher aufzuhören.

Etwas überstürzt verlasse ich halb neun am Samstag das Haus, im Rucksack ein paar Kleinigkeiten zum Essen und Trinken verstaut. Er ist nicht ganz leicht. Entgegen meiner letzten guten Erfahrungen mit ausgelatschten Turnschuhen zu gehen, entscheide ich mich aufgrund des Wetters für meine wasserdichten, aber auch schweren Wanderschuhe. Weiterhin trage ich meine heißgeliebte Matschhose, atmungsaktiv und wasserdicht, darunter eine Merinowollhose, oben ein Merino Longsleeve, Woolpowerstrickjacke und eine Regenjacke. Eine Stunde S-Bahnfahren lässt das Gefühl aufkommen, dass ich zu warm angezogen bin.

Das erste Süßigkeiten Outlet

Wittenau im Norden von Berlin ist unser Treffpunkt. Schon auf dem Bahnsteig begrüßen sich wanderlustig aussehende Damen, vor dem Bahnhof versammelt sich ein Grüppchen, was in den nächsten Minuten zu 25-30 Leuten anwächst. Erwartungsvolle Gesichter schauen auf Handydisplays und plappern etwas von Schokolade und Keksen. Der Bahlsen Fabrikverkauf ist nur ein paar Meter entfernt.

gruppenbild

Vor dem Tor schießen wir erst einmal das obligatorische Gruppenfoto. Ich kämpfe mit meiner Wanderapp und möchte noch schnell die aktuelle Landkarte runterladen, deshalb schaue ich nicht wirklich in die Kamera – da sieht man mal, was so wichtig ist.

Die Mitarbeiterinnen an der Bahlsen Kasse schauen etwas ungläubig, als wir gegen kurz nach zehn den Laden stürmen. Ich schaue etwas ungläubig, als ich sehe, was für Mengen an Süßigkeiten in den Wanderrucksäcken verstaut wird. Ich selbst kann mich aufgrund dieser Wander App Geschichte nicht richtig auf die Auswahl konzentrieren und schnappe einfach spontan ein paar Dinge – darunter Cookie Aufstrich und etwas für die Füllung von Weihnachtskalendern für die Kids.

Nach einer Viertelstunde stehen alle wieder bereit zum losmarschieren. Die Rucksäcke sind prall gefüllt mit Kalorien. Wir laufen durch Wittenau, entlang großer Straßen und durch Industriegebiete. Das Wetter hält sich. Hin und wieder wird man angesprochen, was wir hier machen. So eine große Marschgruppe sieht man nicht alle Tage und in der Zeitung war unsere „Veranstaltung“ auch nicht angekündigt. Ich unterhalte mich angeregt und nehme eine Mischung aus trubeliger Stadt, Geschichten aus Nah und Fern wahr.

Ich wünsche mir, dass wir bald mehr in den Herbstwald gehen. So genau habe ich mir die Strecke vorher nicht angeguckt, aber ein bisschen Grün war schon zu sehen.

Auf Bahlsen folgt Storck. Beim eigentlichen Storckwerk werden wir auf einen anderen Ort verwiesen. Zum Glück ist dies nur ein kleiner Umweg. Auch hier werden Rucksäcke weiter gefüllt. Sogar raffinierte Tragekombinationen (siehe Bild) kommen zum Einsatz. Die Frage ist: Ab jetzt viel Essen und weniger tragen oder wie?

Ich stopfe mir beim Gehen ein Brötchen rein, ich befürchte, offizielle Pausen gibt es bei den Profis nicht.

Pause auf der urbanen Wanderung

Aber ich frag mal vorsichtig in die Runde. Carola hat sich nach Storck verabschiedet und war bei den letzten Wanderungen die Pausenkoordinatorin. So viele gemütliche Picknickplätze gibt es in der Stadt nicht. Entdeckung: Spielplatz mit Bänken. Eine echte Pause tut not. Bei mir jedenfalls. Ich schlürfe ein bisschen Kürbissuppe aus meinem Thermobehälter und trinke einen Kaffee. Schoki hat auch noch Platz. Und jetzt ein gemütliches Mittagsschläfchen – nein nicht wirklich – ich bin viel zu aufgeregt :). Wir sind jetzt knapp vier Stunden gewandert und ich rechne damit, dass wir ca. zehn Stunden brauchen.

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Zum Glück gibt es eine richtige Toilette an der Tankstelle nebenan. So sind eben urbane Wanderungen: Spielplatz als Picknickplatz, Tankstelle für sanitäre Einrichtung.

Aber es kommt auch noch anders. Wir schreiten, schlurfen und eilen auch durch Wälder und Gartenanlagen. Die Bäume sind noch einigermaßen belaubt. Wenn die Sonne scheinen würde, gäbe es hier einen Farbenwettstreit aus Gelb und Orange. Es duftet nach feuchtem Laub und nasser Erde.

Hier in den Wäldern begegnen uns wenig andere Menschen.

Schlemmertour

Schlemmer Regen auf Schlemmertour

Gegen drei fängt es an zu nieseln. Einer nach dem anderen zieht sich etwas über oder, ich staune wieder, kleine Schirme werden aufgespannt.

Es gibt aber auch das Prinzip: Ich lass mich nass regnen, am Ende ziehe ich mich um, dann bin ich wieder trocken.

Nun ich liege mit meinen wasserdichten Hosen und meiner Regenjacke irgendwo dazwischen. Ich freue mich über meine trockenen Füße. Es wird gegen vier immer dunkler.

In kleinen Straßen weisen die Laternen den Weg, in unwegsamen Gelände leuchten ein paar Stirnlampen.

Der Moment der Wahrheit

In Falkensee an einer T-Straße kommt der Moment der Wahrheit. Wer gehört hier zu den richtigen Cracks und was ist mit mir selbst? Biege ich nach links ab (Abbruch der Wanderung) oder nach rechts (Fortsetzung – kaum ein weiterer guter Ausstieg möglich). Laut Navi sind es noch 15 Kilometer bis zum Ziel, nach meiner Rechnung sind das 3 Stunden.

Ich stelle mir kurz vor, wie es jetzt in einer warmen Badewanne wäre. Aber dann denke ich mir, was sind schon 15 Kilometer und 3 Stunden im Regen laufen. Schließlich will ich wissen, wie das ist, vor allem was der Unterschied zu der sonnigen Herbstwanderung mit Heiko und dem halben Ostseeweg ist. Ich habe den großen Drang Erfahrungen zu sammeln, mit mir selber und meiner Ausrüstung und all den anderen motivierten Menschen.

Die letzte Etappe mit „der wilden Dreizehn“ Es bleiben Dreizehn Wanderer auf dem Weg zum Ziel. Für mich wird es ruhiger und beginne langsam eine Blase unter der linken Fußsohle zu spüren. Bei jedem kurzen Halt wird mir klar, dass Pausen in der Phase irgendwie nicht gut sind. Lieber schnell einen Apfel im Gehen wegschnurpsen und eine Tüte von den Mandeln, die ich bei Bahlsen erstanden habe. Meine Laufapp sagt mir, ich hätte schon über 2.000 Kalorien verbrannt – das sind 4 Tafeln Schokolade – Jippijeh.

Am Morgen erzählte ich meinem Mann noch, dass ich schon irgendwie vom Zielort wegkommen würde. Keine Sorge, er muss mich nicht abholen.

Mit jedem Kilometer wünsche ich mir mehr, dass da ein warmes trockenes Auto auf mich wartet und mich flugs nach Hause fährt. Ich höre eine tollkühne Geschichte von einer Wanderkollegin, die ihr Auto um halb sieben am Ziel abgestellt hat und dann anderthalb Stunden mit den öffentlichen zum Startpunkt gereist ist. Planung ist alles, denke ich und hoffe weiterhin auf meinen lieben Mann.

Die letzte Etappe der Schlemmertour im Regen

Weiter setze ich Fuß vor Fuß, höre nebenbei etwas von Ultraläufen, der Zugspitze und anderen Extremen. Ich bin wirklich blutige Anfängerin. Und überaus fasziniert von allem, was in dieses Metier gehört. Mittlerweile auch von wasserdichten Trailrunningschuhen, die wahrscheinlich die Hälfte von meinen schweren Wanderbotten wiegen. Nun ein Versuch war es wert und die Auswahl im Schuhregal war nicht so groß, aber für eine 40 Kilometer Wanderung mit über 50 Prozent Asphalt würde ich nicht wieder Wanderstiefel wählen. Eine Erkenntnis.

schlemmer-14

Tapfere 12 sind im Ziel der Schlemmertour 2016

Ich bin Bummelletzte und laufe fast auf die Gruppe auf, die stehen bleibt. Was ist los, denke ich und sehe vorne ein Auto, in dem ein Hund bellt. Wachschutz. Uff, nicht, dass wir hier nicht weiter laufen dürfen und wieder zurück (wie weit?) müssen. Rechts von mir sind Bahnschienen. Eine freundliche Wachschützerin erklärt, dass dies Bahngelände sei, wir dürften weitergehen, aber bis Bahnhof Elstal ist es noch ein Stückl. Ein dunkler Matschweg mit knöcheltiefen Pfützen ist unser Begleiter für die nächsten paar Kilometer. Ich hatte auch gar nicht damit kalkuliert, dass man bei unsicherem Untergrund und Dunkelheit auch langsamer wird. Die Kilometerangaben bis zum Ziel variieren auf den Geräten, auf einigen sind wir auch schon nicht mehr auf der Route, sondern auf einer Abkürzung.

Auf meinem Gerät sind wir schon bei knapp 41 Kilometern als wir wieder auf einer Asphaltstraße landen. Mein Telefon klingelt. Wo wir denn seien, mein geliebtes Abholauto wartet am Ziel.

Etwas umständlich mit nassen Fingern gelingt es mir dann doch meine Position elektronisch zu übermitteln und einige Minuten später hält ein Auto mit gleißenden Scheinwerferlicht neben mir auf der Straße. Wie wunderbar – mein Mann.

Es ist zwar ein bisschen geschummelt, nicht am Zielort gewesen zu sein, aber die 41 Kilometer sind geschafft. Wir fahren am Zielort vorbei und ich befürchte, dass man auf dem Gelände, eventuell noch ewig den erhofften Schokoladenladen gesucht hätte….. Amerikanisch anmutende Parkplätze und Shoppingmalls in Elstal. Die tapferen Zwölf haben es nicht mehr weit und freuen sich dann auch auf Wärme und Trockenheit.

Danksagungen

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mir nur so wenige Namen gemerkt habe, obwohl ich doch mit einigen erfahrenen Wanderern lange erzählt habe und sehr dankbar bin.

Danke an alle, die mich Anfängerin mit ihrer positiven Stimmung motiviert haben, die interessante Geschichten zum besten gegeben haben und uns sicher durch den Dschungel navigiert haben – ich freue mich wieder dabei sein zu dürfen. Danke an Carola Keßler für die Planung der Route und Melissa Steinberg für die Initiative.

Zum Nachwandern für Menschen mit großem Süßigkeitenhunger hier der Link zur Route “Schlemmertour 2016”.

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[:de]7. Mammutmarsch-Training, 65 km: die Generalprobe![:]

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Schon drei Monate ist es her, dass wir die ersten 30 Km als Testwanderung gelaufen sind. An dem Tag im Januar lag noch dichter Schnee und wir mussten mit einer Eisdecke kämpfen, die sich den ganzen Teltowkanal entlang zog. Und nun, Anfang Mai, bin ich schon ein wenig betrübt, dass unser letztes Training schon Geschichte ist.

Mühlenbeck am 30. April 2016. Die zweite S-Bahn des Tages kommt an und ist bevölkert mit funktionsbekleideten bunten Gestalten. Es ist noch so früh, dass es kaum jemanden am Bahnhof gibt, der sich über diesen Anblick wundert. Wir selbst haben uns inzwischen daran gewöhnt, schräg angeschaut zu werden, wenn wir als Wanderhorde die Wälder, Orte und Stadt unsicher machen.

Mammutmarschtraining 7 Startgruppe

Heute geht es auf zur größten Tour des Trainings. Zumindest für einige. Für diejenigen, die zwar noch einmal in Bewegung kommen, aber nicht noch einen drauf setzen wollen, habe ich ganz kurzfristig eine kleinere Runde im gleichen Gebiet zusammengestellt. Klein bedeutet hierbei dennoch die beachtliche Distanz von 35 km.

Es geht los durch das verschlafene Mühlenbeck. Verschlafen trifft es diesmal so richtig, denn bei einem Haus werden spontan die Fenster aufgerissen, als wir schnatternd vorbei ziehen. „Ihr habt uns geweckt!“ Der frühe Vogel und so. Dass das Klärwerk direkt um die Ecke liegt, riecht man heute deutlich. Klärwerk gepaart mit intensiver Landluft ist schon eine besondere Note, an die sich die gemeine Stadtnase erst einmal gewöhnen muss.

Der Zehnrutenweg führt uns genau an den Waldrand des Mühlenbecker Landes. Kaum hinein gestiefelt, tut sich auch schon das erste Hindernis auf: Sumpfgelände. Zum Glück haben sich die Bäume so praktisch darüber drapiert, dass wir alle mit ein wenig Geschick trockenen Fußes auf der anderen Seite ankommen.

Auf der linken Seite tut sich vor uns der Mühlenbecker See auf. Nur einer von vielen Seen, an denen wir heute vorbei kommen werden. Im Gänsemarsch geht es sumpffrei am Seeufer entlang.

Wie aus dem Nichts tut sich vor uns ein Schloss auf. Schloss Dammsmühle, das verlassen und vergessen im Wald ein Dasein fristet, das es eigentlich nicht verdient hat. Aber wie so oft fehlen Zeit, aber noch viel mehr Geld, um dieses schöne Gemäuer instand zu setzen oder auch nur zu erhalten. Es verfällt einfach. Am dazugehörigen See haben sich ein paar Camper niedergelassen und schippern mit ihrem Ruderboot umher.

Wir schrammen an den Ausläufern von Wandlitz vorbei. Links liegen jede Menge verlassene Kasernengebäude, während der Wald auf der rechten Seite nach einem idealen Pilzwald ausschaut. Leider habe ich heute keine Zeit, die Gebäude näher unter die Lupe zu nehmen, geschweige denn auf die Pilzsaison zu warten.

Unsere erste Pause wollen wir an dem Punkt machen, wo sich große und kleine Runde aufsplitten, also etwa nach 14 km. Auf der GPSies-Karte entdecke ich ein Schutzhüttensymbol. Unsere geplante Route führt zwar nicht dort entlang, aber ob wir uns links oben lang gehen oder rechts unten… Eine Chance auf Sitzplätze sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn ich befürchte, dass die Hütte genauso verlassen und heruntergekommen sein wird wie vieles in dieser Gegend.

Meine Befürchtung wird glücklicherweise nicht erfüllt. Die Schutzhütte ist riesig, mit genug Plätzen drinnen als auch draußen um eine Feuerstelle herum. Sogar Lampen hängen an der Decke, die, sofern man einen Generator mitbringt, sogar mit Strom betrieben werden könnten. Eine Luxushütte für unsere Pause. Das einzige Manko: der Wald ist hier ziemlich licht. Und mit unseren schreiend bunten Klamotten sieht man jeden, der mal aufs „Örtchen“ verschwinden will, noch auf einige hundert Meter Entfernung. Ein umgestürzter Baum sorgt dann doch noch für ein wenig Privatsphäre.

Mammutmarschtraining 7 Pause1 Panorama

Etwa sechs Männlein und Weiblein verabschieden sich und nehmen die kleine Route in Angriff. Für uns Verrückte, die wir heute meinen unbedingt 65 km wandern zu wollen, geht der Weg weiter Richtung Liepnitzsee. Ein Steg führt einige Meter am Ufer entlang und in der Ferne winkt eine kleine Gaststätte. Ob die wohl Eis hat? Nach drei Minuten konspirativer Überlegungen entscheiden wir uns gegen den Ausflug zur Gaststätte. Obwohl doch alle Wandermägen nach Eis zu lechzen scheinen.

Während wir noch darüber sinnieren, wie großartig jetzt ein Eisbecher wäre, taucht vor uns ein Campingplatz mit einem kleinen Café auf. Jedes Camping-Café hat doch Eis! Also beschließe ich kurzerhand eine außerplanmäßige Pause am „Liepnitzstübchen“, um den Gelüsten nach tiefgekühlten Süßigkeiten nachgehen zu können. Ein paar bleiben standhaft und können der Verführung widerstehen, die meisten greifen aber dankbar zu. Eis geht einfach immer.

Frisch gestärkt und schleckend verschwinden wir wieder im Wald. Eine Truppe, die der Standhaften, hat sich schon auf den Weg gemacht, bevor sich der letzte bei uns seiner Hosenbeine hat entledigen können. Die sind nun ganz schön weit vorne. Es wird bergig. Natürlich im Rahmen von Berlin-Brandenburg. Aber bergig! Unter uns liegt der Bogensee, auf den ein weiteres verlassenes Haus hinunter blickt. Danach wird es ein wenig abenteuerlich, denn der Weg, der auf der Karte klar erkennbar ist, ist es hier im Wald so gar nicht. Vielleicht unter den ganzen Blättern und umgefallenen Bäumen.

Mammutmarschtraining 7 Berge Prenden

Ich starre nur aufs Handy und drehe mich mal hierhin, mal dahin und hoffe irgendwann wieder auf etwas zu treffen, das wie ein Weg aussieht. Und da ist dann auch wirklich einer. Die vorderen sehe ich schon wieder nicht mehr. Hm. Einholen wird schwer. Zumindest mit fairen Mitteln. Aber wer die Karte hat, hat die Karte. Und die zeigt einen Pfad an, der einmal gerade durch führt und nicht die Kurve entlang, die die anderen schon genommen haben. Jetzt wird geschummelt! Wir verlassen erneut den Weg und schlagen uns einige hundert Meter buchstäblich durchs Dickicht bis wir wieder auf der richtigen Route landen. Niemand zu sehen. Etwa 10 Mann hatte ich bei der Aktion im Schlepptau und die dürfen jetzt eine Pause machen. Keine 5 Minuten später kommt die Spitzentruppe den Weg entlang. „Ihr habt doch abgekürzt! Wir haben euch vom Parallelweg aus gesehen.“ Wir lachen alle und ziehen dafür aber wieder gemeinsam weiter.

Wir passieren den Strehlsee und kommen an einem kleinen Bauernhof vorbei. Der Bauer hält sich hier statt „normalen“ Schweinen Wildschweine, die neugierig angelaufen kommen. Dann plötzlich stehen wir an einer Straße, der Prendener Allee. Was immer sich GPSies dabei gedacht hat, aber ein Fußweg ist das nicht. Ein paar hundert Meter laufen wir also an der Landstraße entlang. Einen anderen Weg zum Wald gegenüber scheint es laut Karte nicht zu geben.

Mammutmarschtraining 7 Prendener Allee

Nach 31 km machen wir uns für die zweite Pause auf einer Wiese mit Löwenzahn breit. Schuhe werden ausgezogen, Nudelsalatüten gezückt und die Wasservorräte geprüft. Für 65 km ausreichend Wasser mitnehmen, noch dazu bei dem sonnigen Wetter, ist fast unmöglich, wenn man sich nicht tot schleppen will.

Mammutmarschtraining 7 Pause2 Panorama

Ich ziehe auch mal meine Schuhe aus und will nur ein paar Schritte im kühlen Gras genießen. Schwerer Fehler, denn wie ich schmerzhaft feststelle, ist die Wiese übersät mit kleinen Brennnesseln, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Autsch! Schnell Hirschtalg auf die brennenden Stellen und sonstigen geschundenen Areale geschmiert und Socken gewechselt. Diesmal bin ich mit kurzen CEP-Söckchen und passenden Calf Sleeves gestartet. Das sind Kompressions-„Ärmel“ für die Waden. Die langen Kompressionssocken, die ich bei zwei vorherigen Wanderungen anhatte, sind für mich bei den unnormal langen Wanderungen zu unflexibel, weil ich in der Pause meine Füße mit Hirschtalg einreiben will, aber die Socken schwer an- und auszuziehen sind, wenn es mal schnell gehen muss.

Nach kurzer Beratschlagung wird die dritte Pause bei McDonalds in Bernau sein. Dort ist auch der zweite und gleichzeitig letzte Ausstiegspunkt des Tages und beim Burgerbrater können wir alle mindestens unsere Wasserblasen auffüllen. Bis dahin sind aber noch gute 14 km zu gehen.

Der Uferweg am Hellsee, der zur 66-Seen-Wanderung gehört, ist unsere nächste Etappe. Kleine Bäche und Hütten versprühen ein bayerisches Flair im Brandenburger Umland. Der Wald, aber diesmal nicht unser Weg, wird wieder sumpfig. Mit ein wenig Phantasie sieht man in den Abendstunden sicher Irrlichter und Moorgeister hier entlang irren. Um diese Uhrzeit jedoch sind es nur Reiter, die uns von hinten  scheuchen. Aber wir müssen hier sowieso rechts abbiegen.

Vor uns tut sich eine große Wiesenlandschaft auf, die wir durchwandern und die Abendsonne genießen. Denn schon kurz darauf geht’s wieder, ihr ahnt es schon: in den Wald. Unsere Route überquert eine Straße, aber der Weg geht nicht direkt geradeaus weiter, sondern ein ganzes Stück versetzt. Da vermisse ich Lea. Die war doch eben noch neben mir. Also warte ich lieber an der Straße, denn aus dem Wald kommend sieht man nicht unbedingt, wo es dann weiter geht. Und ich glaube, sie hatte keine Karte. Minuten um Minuten vergehen. Keine Lea. Also zurück gehen. Lea suchen. Und da steht sie, versteckt hinterm Baum mit dem Handy friemelnd. Sie hatte mich auch nicht gesehen und nun versucht, im Land des nichtvorhandenen mobilen Datennetzes auf die Schnelle die Route herunterzuladen. Nun aber schnellen Schrittes den anderen nach.

Mammutmarschtraining 7 Bernau Wiese

Am Wegesrand finden wir (und der Anblick kommt mir bekannt vor), Martin, der eine seiner individuellen Pausen macht. Er will später wieder zu uns stoßen, wenn wir bei McDonalds fertig sind. Wir holen noch Markus ein, der aber in Bernau auch aussteigen will. Am Horizont sehen wir hinterm Rapsfeld dann das rettende goldene M. Es ist ja noch so weit weg.

Mammutmarschtraining 7 McDonalds Bernau Raps

Beim Burgerbraten gibt es Luft und wieder Hirschtalg für die Füße sowie Pommes und Eiskaffee für die Seele. Natürlich muss ich bei McCafé meine EC-Karte im Lesegerät vergessen, was mir erst vier Tage später auffallen wird. Meine Füße brennen noch von den Nesseln und die Fußsohlen wollen eigentlich auch nicht mehr weiter gehen. Aber es sind noch 20 km bis zum Auto. Das wird schon irgendwie. Mit jeder Pause fällt das Aufstehen schwerer und erst recht, wenn man an der Basis zum Fast Food sitzt. Die vordere Gruppe, die natürlich viel eher bei McDonalds war, ist schon aufgebrochen, um noch eine Schleife zu wandern, die ich eingebaut hatte, um die 65 km zu erreichen. Ich persönliche sch… heute auf die Schleife. Dann sind es halt nur 64,5 km.

Mein persönliches Highlight wartet ja nun noch: die Schönower Heide. Der Weg führt einmal um ein umzäuntes Gebiet herum. Bei der Planung hatte ich gedacht, es sei militärisches Übungsgebiet. Stattdessen ist es eher ein riesiges Wildgehege… im ehemaligen Militärübungsgelände. Neben Bunkern grasen hier die Rehe und Hirsche. Ich bedanke mich im Vorbeigehen beim Produzenten des Hirschtalgs und freue mich über diese schöne Landschaft.

 

8 km vor dem Ziel machen wir noch einmal eine kurze Rast. Alle Vorräte, die bislang nicht gegessen wurden, werden jetzt feilgeboten. Schließlich will niemand mehr etwas nach Hause schleppen. Nach einer wilden Würstchen-Muffin-Gummitier-Schlacht und ein wenig Alibi-Dehnen startet der Endspurt. Die Sonne ist schon verschwunden und es dämmert heftig. Zur Aufmunterung aller (hauptsächlich aber von mir selbst) lasse ich laut das Schlumpflied vom Telefon dröhnen. Damit marschiert es sich gleich viel leichter. Noch einen Ausflug zur Sesamstraße mit „Manamana“ und dann gebe ich auch erstmal wieder Ruhe. In Schönwalde flattern derweil mächtig große Fledermäuse über unsere Köpfe hinweg.

Zeit für die Stirnlampen. Die GPSies-Route führt uns wieder in die Irre. Ein bequemer Weg verläuft entlang einer Mauer. Laut GPSies müssen wir aber eine Kurve drum herum laufen. Da ist aber nur Gestrüpp. Stur der Route auf der Karte folgend staksen wir durch Efeu und Brennnesseln (!), nur um dann genau auf dem Weg zu landen, der von der Mauer kam. Klasse.

Mammutmarschtraining 7 Schönwalde Laterne

Und keine fünf Minuten später wieder ein Such-den-Weg-Spiel. Eigentlich sollte hier ein Weg haarnadelartig vor der Hauptstraße in den Wald abzweigen. Eigentlich. Wieder staksen. Diesmal durch Laub. Dann scheine ich den Weg gefunden zu haben. Leider entpuppt der sich als sumpfige Furche. Als ich schon alle zur sicheren Straße schicken will, ruft Martin ganz weit weg, er habe ihn gefunden. Etwa 40 Meter weiter links als eingezeichnet.

Die abenteuerliche Nachtwanderung geht weiter, denn wir landen prompt in einem Rapsfeld. Der Weg ist aber so angegeben. Ob der Bauer wohl nicht weiß, dass ein Wanderweg direkt durch seinen Raps führt? Die Vordersten rufen uns vom anderen Ende des Feldes zu und sind durch ihre Stirnlampen im Rudel gut zu erkennen. Einen kurzen schwachen Moment überlege ich, mit den anderen einfach direkt übers Feld zu laufen statt die vorgesehene Kurve. Zum Glück habe ich diesen Gedanken wieder verworfen, denn dann hätten wir vor einem Wassergraben gestanden.

Die letzten Kilometer kommen uns endlos vor. Außerdem führt die Dunkelheit und der Grad der Erschöpfung dazu, dass uns das Lauftempo irrsinnig schnell und damit anstrengend vorkommt – obwohl wir langsamer unterwegs sind als am Anfang.

14 einhalb Stunden später kommen wir am S-Bhf Mühlenbeck wieder an. Die nächste Bahn fährt um 22:30 Uhr, daher schnell noch ein Siegerfoto gemacht. Wir sind so gut!

Mammutmarschtraining 7 Mühlenbeck Ziel

Ich bin mal wieder völlig im Eimer. Die Füße brennen und ich bin müde. Als ich zu Hause angekommen meine Schuhe, Socken und Sleeves ausziehe, traue ich meinen Augen nicht. Alles dick geschwollen und pustelig. Ob das nun an den Sleeves oder den Brennnesseln oder einer Mischung aus beidem liegt… keine Ahnung. Fakt ist aber, dass die Sleeves bei geschwollenen Fesseln zu sehr einschneiden. Es wird beim Mammutmarsch also komplett ohne Kompression gehen müssen.

Mammutmarschtraining 7 Füße

Fazit nach 7 Trainingswanderungen

Mit jeder Wanderung habe ich meine persönliche Grenze erreicht und trotzdem bei der nächsten immer wieder überschritten. Zum Mammutmarsch fehlen noch 35 km mehr, was etwa 7-8 Stunden entspricht. Das muss gehen, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass der Kopf mich nach vorne peitschen werden muss.

Meine Ausrüstung habe ich ausgiebig testen können und am Ende viel mehr Wasser mitgeschleppt, als ich am 14.5. brauchen werde. Am Gewicht kann ich also noch sparen. Ob ich nun das Optimum an Schuhen/Socken gefunden habe, weiß ich nicht. Wenn sie mich 100 km tragen, ist das Ziel erreicht. Besonders schön werden meine Füße hinterher aber auf keinen Fall aussehen. Soviel ist sicher.

Am allerwichtigsten ist aber: Ich habe tolle, supernette, durchgeknallte Menschen kennen gelernt und ich freue mich schon sehr, in weniger als einer Woche in einer Riesenstartgruppe mit Euch loszulatschen. Zu unserer Herausforderung des Jahres!

Und da nach dem Mammutmarsch vor dem Mammutmarsch ist, werde ich zusehen, dass wir auch in den Monaten danach ein paar schöne Touren machen. Sicher nicht 65 km, aber 30-40, damit wir genug sehen und erkunden, aber auch ausreichend Zeit haben, ein wenig zu entspannen. Ich freu mich, wenn ihr wieder mit dabei seid. Einfach so. Weil es Spaß macht.

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[:de]6. Mammutmarsch-Training: Wandergruppe sprengt Fähre![:]

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Die Planung

Ich sitze vor meinem Laptop mit einem Glas Rotwein und plane eine Wanderroute. Draußen herrscht eisige Kälte, denn es ist Dezember. Die Wanderroute ist erst für den nächsten April vorgesehen, aber man braucht ja einen Plan, um sich für den Mammutmarsch vorzubereiten. Auf GPSies und Google Maps schaue ich, wo man so lang gehen könnte, wo es schön ist. Mal hier geklickt, mal da geklickt und schon zwei Stunden später ist die 55 km-lange Runde fertig. Bei näherem Hinsehen stelle ich fest, dass es an dieser einen Stelle, wo das Gewässer Dahme überquert werden muss, gar keine Brücke gibt. Oh! Da fährt nur eine Fähre. Na gut. Warum auch nicht.

Zu diesem Zeitpunkt schaue ich trotzdem mal lieber nach den mammutmarsch-trainingsplanFahrzeiten der Fähre. Hm. Die letzte fährt abends um 20 Uhr. Das wird ja bei geschätzten 12 Stunden Wanderzeit recht knapp. Erst sehr viel später flüstert man mir über Facebook die glorreiche Idee zu, die Route einfach umzudrehen.

Vier Monate später sitze ich wieder am Rechner. Durch die Erfahrungen der letzten fünf Wanderungen habe ich festgestellt, wie wichtig Ausstiegspunkte sind. Leider hat die 55-km-Tour durch Grünau aber keine. Mist. In mühsamer Kleinstarbeit, aber diesmal ohne Rotwein, stricke ich nochmal um, suche nach öffentlichem Nahverkehr, der die Beibehaltung der Route trotzdem noch möglich macht. Finde zwei Busse, die grundsätzlich recht regelmäßig fahren sollen, aber immer mal wieder eine anderthalbstündige Pause einlegen – natürlich genau dann, wenn wir eigentlich an der Haltestelle ankommen sollte. Nochmal neu stricken. Passt irgendwie.

Ich lasse mir nochmal die Anzahl der Teilnehmer durch den Kopf gehen. Geschätzte 50. Ob die Fähre wohl Platz für so viele Leute hat? Denke bei der kurzen Strecke eher an ein nussschalenartiges Paddelboot mit Fährmann, dem man ein paar Silbertaler in die Hand drückt. Also rufe ich mal lieber bei jemandem an, der sich damit auskennt: die BVG. Die hört so eine Frage nach der Kapazität der Fähre auch nicht häufig. „Äh, da muss ich mal fragen.“ Aus „Äh“ wird 49. Ich frage, ob da noch eine 50. Person raufpasst. „Also das müssen Sie dann mit dem Käpt´n klären.“ Na schön. Im winterlichen Rotweinrausch hatte ich beim Planen der Route nicht gedacht, dass das zum Problem werden könnte…

Auf zu 55 km

Samstag morgen, 7:30 Uhr. Mein Handy klingelt. Ich bin schon seit 15 Minuten in der üblichen Aufbruchspanik, weil ich wieder so lange getrödelt habe. Nina ist am Telefon.
„Wo bist du denn? Es geht doch um 7:30 Uhr los. Hier sind schon ganz viele.“
„Nein, nein, ich habe doch die Veranstaltung auf 8:00 gelegt. Ich schließe ja gerade erst meine Haustür ab und mache mich auf den Weg.“

Heute breche ich den Rekord und bin innerhalb von 25 Minuten von Lichterfelde in Grünau angelangt. Ich husche über die Ampel zur buntgekleideten Gruppe und entschuldige mich vielmals, falls noch irgendwo 7:30 Uhr als Anfangszeit stand. Fragende Blicke. Keiner der hier Wartenden war von 7:30 Uhr ausgegangen und Nina ist nicht da.

Mammutmarschtraining 6 Fähre

Zehn nach 8 brechen wir auf Richtung Fähre. Ein paar von uns sollen wohl schon übergesetzt haben. Etwa 30 Männlein und Weiblein nehmen mit mir die Fähre um 8:18 Uhr und sehen schon die anderen auf der gegenüberliegenden Seite warten. Um etwaigen Diskussionen mit dem Käpt´n bezüglich Fährenüberlastung aus dem Weg zu gehen, hatte ich schon letzte Woche vorgeschlagen, in Etappen die Fähre zu nutzen. Da noch ein paar mehr Wanderwütige mit der nächsten Fähre und einige direkt zu dieser Seite kommen, warten wir im Rudel. Nina sehe ich aber auch hier nicht. Komisch. 62 Männer und Frauen ziehen dann los. Soviele Fährgäste hat die BVG auf dieser Linie sicher den ganzen Monat sonst nicht.

Mammutmarschtraining 6 Wandergruppe EarnYourBacon

Es geht los Richtung Müggelberge. Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit Steffi. Sie entschuldigt sich, dass sie mich heute morgen so früh angerufen hat. Häh? Mich hat heute morgen nur Nina angerufen. Ich schau nochmal in meine Anrufliste. Zwei Anrufe von Nina. „Nein, das war doch ich“, meint Steffi. Oh man. Anscheinend hab ich sie in meinen Kontakten als Nina abgelegt. Mit Foto. Natürlich von Nina. Das kommt in dem Gewirr von Messengern schon mal vor. Kein Wunder, dass Nina nicht da war.

Das ist übrigens Steffi, nicht Nina :)

Das ist übrigens Steffi, nicht Nina 🙂

Wer schon mal mit mir unterwegs war, der kennt das schon. Ich schaffe es irgendwie immer die hügeligsten Routen zu finden. Diesmal ist ein besonderes Schmankerl dabei: die Treppen hoch zum Müggelturm. Aber nicht ganz hoch. Außer Uwe, der zieht natürlich einfach durch. Beim Anblick des Schilds „Zum höchsten Berg Berlins“ werde einige Gesichter spontan grün. Dabei geht’s heute gar nicht dort hinauf, nur herum. Ein paar Abtrünnige wollen aber auch hier das Gipfelkreuz nicht verpassen.

Mammutmarschtraining 6 Müggelberge

Hinterher geht es nach Müggelheim. Da stellen die Vordersten schon fest, dass die GPSies-Route durch ein abgeschlossenes Privatgartentor führt. Ups. Das hatten wir schon mal. Da ein kleiner Weg drumherum geht, entern wir heute mal nicht zu sechzigst den Garten.

An einem kurzen Abschnitt treffen wir zum ersten Mal auf Wasser und Lena, Uwes fitte Schäferhündin nutzt die Gelegenheit, um einen Schluck aus der Großen Krampe zu nehmen. Schon geht’s zurück in den Wald, den wir aber bald wieder verlassen müssen, da der einzige Weg über die Gosener Landstraße und den Gosener Graben führt. Jetzt kann/muss ich zum ersten Mal mein Pfeifchen einsetzen, das im Starterpaket zum Paris Marathon enthalten war. Die vordere Truppe latscht nämlich die unromantische Hauptstraße geradeaus weiter, statt scharf rechts in den grünen Wald abzubiegen. Das laute Trillern holt die Vordersten wieder zurück. Das ist wohl im klassischsten Sinne das, was man unter „jemanden zurückpfeifen“ versteht.

Ein bisschen Quantenphysik

Wir laufen entlang einer renaturieren Mülldeponie, da bekomme ich hinter mir ein Gespräch mit, in dem Wortfetzen wie Sockentheorie und Reibungskoeffizenten auftauchen. Jetzt wird’s aber wissenschaftlich. Die Wrightsocks sollen angeblich durch ihre zwei Lagen einen sehr geringen Reibungskoeffizenten haben. Na hoffentlich wissen das die Füße auch!

Die erste Pause legen wir auf einer großen Wiese ein. Natürlich wähle ich mir meinen Sitzplatz genau so aus, dass ich mich in ein Ameisennest setze. Ich bin kein großer Fan von Ameisen, zumindest nicht, wenn sie nicht durch mindestens eine Glasscheibe von mir getrennt sind. Neben Quallen sind das die Tiere auf dem Planeten, die mich am wenigsten mögen und am häufigsten ärgern. Also weg hier.
Nebenan werden Wurstbrote und Nudelsalat ausgepackt und schon die ersten Blasen versorgt und Füße mumifiziert. Es kommen immer noch ein paar Nachzügler, während die ersten schon wieder aufbrechen wollen oder einfach weiterlatschen. Wir werden also wie gehabt in mehreren Kleinstgrüppchen am Ziel ankommen.

An der Wernsdorfer Schleuse befindet sich nach 18 km der erste Ausstiegspunkt mit der Bushaltestelle. Nur eine Teilnehmerin verlässt uns hier. Wir laufen vorbei an einem alten Laden, den anscheinend jeder fotografiert hat und tauchen bald wieder in den dichten Wald ab. Der Weg, den ich mir als wunderbaren Waldweg vorgestellt hatte, ist eher eine für Waldarbeiten aufbereitete Schotterpiste, die schnurgeradeaus führt. Leider laufen wir die Piste viel länger geradeaus als ich geplant hatte, weil ganz vorn nicht nach links abgebogen wird. Sehnsüchtig schaue ich dem grasbewachsenen Weg hinterher, während ich dran vorbei ziehe. Meine Pfeife ist leider nicht mehr laut genug, weil die Vordersten schon fast außer Sichtweite sind.

Um weiteres Unglück zu vermeiden (geradeaus hätte schnurstracks in eine Sandgrube geführt), renne ich so weit nach vorn, dass die Falschläufer gerade noch in Pfeifreichweite sind. Rechts geht’s lang. Jetzt bleibe ich aber auch ganz vorn. Hin und her rennen ist doch anstrengend.

Mammutmarschtraining 6 Turm

Eine kleine Schleife führt uns zum ehemaligen NVA Treib- und Schmierstofflager. Alte heruntergekommene Gebäude säumen den Weg und wecken bei einigen den Entdeckergeist. Ich husche mal schnell einen Berg hoch. Riesige Tanks sind in den Berg eingelassen, in die Metallleitern hinunterführen. Für mehr Erkundung ist leider keine Zeit, ich bin schon wieder fast ganz hinten.

Der Weg wird jetzt recht experimentell, führt durch Dickicht und Gestrüpp und einen kleinen Graben. Dann sind wir wieder auf einem befestigten Weg, der noch zum Lager gehört. Wir lassen die letzten Gebäude, die nutzlos in der Gegend herumstehen, hinter uns liegen und machen uns auf den Rückweg.

Für die zweite Pause setzen wir uns nach 32 km ins Gras und genießen die Sonne. Füße werden versorgt, das leibliche Wohl gepflegt und Dehnübungen durchgeführt. Diesmal setze ich mich nicht in eine Ameisenkolonie, stattdessen spaziert eine Zecke über mein Handy. Gut. Zecken zählen auch nicht zu meinen Favoriten. Fehlen heute nur noch Blutegel.

Nach der Schleife kommen wir wieder an Wernsdorf vorbei, wo sich noch einige wenige dankbar verabschieden, um auf den Bus zu warten. Dass diese nie kommen werden, kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen. Merke: verlasse dich am Wochenende nicht auf Busabfahrtzeiten außerhalb von Berlin.

Mammutmarschtraining 6 Wernsdorf Kirche

Nur noch 15 km haben wir vor uns. Das Wasser begleitet uns nun zur linken, während wir einen Spaziergang entlang des Ufers der Schmöckwitzer Halbinsel machen. Die Spitzengruppe haben wir schon wieder verloren. Ein paar finden wir dann aber im Gras lümmelnd wieder.

Die dritte und letzte Pause genießt die „Schleichergruppe“ in der Abendsonne am Seeufer. Ich ziehe jetzt auch zum ersten Mal meine Schuhe für einen Sockenwechsel aus und frage mich, warum meine Füße so aussehen, als hätte ich weder Socken noch Schuhe angehabt. Sandig, dreckig, dunkel. Jetzt schon in meine LUNA Sandalen zu schlüpfen, traue ich mich noch nicht. Sind noch zuviele Km zu gehen und ich habe mit den Dingerchen noch gar nicht trainiert. Für den Fall, dass ich meine Wanderschuhe aber nicht mehr ertrage, habe ich sie aber dennoch dabei.

Hier hätte Ihr Start sein können

Der Endspurt schrammt an Eichwalde vorbei, dem ursprünglichen Startpunkt für den Mammutmarsch 2016. So bekommt ein kleiner Teil der Teilnehmer ein wenig Eichwalder Luft zu schnuppern. Schön ist es hier allemal.

Mammutmarschtraining 6 Eichwalde
Mein Handy klingelt wieder. Steffi ist dran. Eine andere diesmal. Da sind noch zwei bei Rewe abgebogen um sich Kaffee zu holen, kennen aber den Weg nicht. Also lasse ich die anderen ziehen und warte auf die Koffeinjunkies. Mit Steffi teile ich mir mein Red Bull und frisch gestärkt holen wir die anderen bald wieder ein. Sie erzählt mir, dass sie Wrightsocks trägt und trotz niedrigem Reibungskoeffizenten Blasen bekommen hat. Ihren Füßen fehlen wohl die Kenntnisse in Socken-/Quantentheorie, sonst hätten sie gewusst, dass sie darin keine Blasen kriegen können.

Mammutmarschtraining 6 Luna Sandals

Die letzten Kilometer. Der Weg windet sich an der Krummen Lake entlang, einen Miniflüsschen mit Sumpfgebiet, das früher einmal meine Laufstrecke gewesen ist. Etwa anderthalb Kilometer vor Grünau packe ich dann doch noch meine LUNAs aus und schlüpfe hinein, obwohl es nur etwa 10 Grad warm ist. Wie wunderbar, wenn die Füße auf einmal Luft bekommen und nichts mehr reibt. Allerdings sind die Sandalen quasi ohne jegliche Dämpfung. Mehr als die kurze Strecke wäre wirklich nicht angemessen gewesen.

Das Abschlussfoto machen wir unterm Irrgarten-Schild. Es passt einfach so schön. Dann geht’s zurück über die Autobahn Richtung Badewanne. In einer Woche setzen wir noch einen drauf und wollen 65 km rocken. Ja. Wir sind schon ganz richtig im Irr(en)garten!

Mammutmarschtraining 6 Ziel

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[:de]5. Mammutmarschtraining – 50 km Spaziergang zum Eis essen[:]

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Mammutmarschtraining 5 Wannsee

„Wollen wir heute nicht mal nach Spandau zum Eis essen und davor einen kleinen Spaziergang machen?“ Bevor Du diese Frage mit „Ja“ beantwortest, solltest du unbedingt wissen, wer dir diese Frage stellt. Der normale Mensch denkt bei einem Spaziergang an eine, maximal zwei Stunden. Wenn dir die Frage aber von jemanden entgegen gebracht wird, der für den Mammutmarsch trainiert, können daraus gern mal neun bis zehn Stunden werden. Denn wir Mammutmärschler nehmen ja nicht den direkten, sondern den schönsten Weg mit Trainingseffekt!

Mammutmarschtraining 5 Carola KeßlerAm zweiten Aprilwochenende war das Wetter wieder traumhaft schön. Es scheint fast, als hätten wir als Trainingsgruppe eine Art Schönwettergarantie. Ich hätte nichts dagegen, wenn das bis inklusive Mammutmarsch so bleibt. Trotz des Sonnenscheins und Kaffee war ich noch hinreichend müde als ich in Wannsee ankam.

Diesmal ging es nicht ganz so pünktlich los wie sonst, weil noch ein paar Nachzügler eine kleine Verspätung angekündigt hatten. Um 8:45 Uhr setzten sich aber rund 118 Beine in Bewegung Richtung Potsdam. 110 menschliche Beine und acht Hundepfoten. Drei der Teilnehmer hatten sich schon spät in der Nacht (oder früh, wie man es nimmt) auf die Socken gemacht und waren schon etliche Kilometer durch die Dunkelheit gewandert.

Mammutmarschtraining 5 Gruppe

Von S-Bhf Wannsee aus verschwanden wir gleich im Wald und folgten für ein paar Kilometer dem Berliner Mauerweg. Eigentlich sollte die Strecke dann auf der Südseite des Griebnitzsees entlang führen. Da hier aber deutlich mehr Stadt als Wald ist, hatte ich den Vorschlag gemacht, wieder oben lang zu wandern, der dankbar angenommen wurde.

Mammutmarschtraining 5 Carola Keßler walking

Kurzzeitig wanderten wir also dieselbe Route entlang, die wir schon vor zwei Wochen gegangen waren. Nur andersherum. Und diesmal war der Weg, der an dem Café/Biergarten am Griebnitzsee vorbeiführte, auf einer Seite abgesperrt. Also kurz das Band zur Seite gemacht und nach hinten durchgegeben, dass der Letzte es wieder zu machen sollte. Es interessiert mich ja schon, was mit dem Stille Post-Verfahren hinten angekommen ist.

Ich führte unser Grüppchen diesmal aber nicht am Ufer des Sees weiter, sondern oben entlang der ehemaligen Deponie Wannsee, die inzwischen schon sehr gut renaturiert ist. Das Ufer ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.

Danach folgten wir auch noch einmal etwa einen Kilometer dem Weg des letzten Trainings durch die geheime Tür zum Jagdschlossgarten und Richtung Glienicker Brücke. Das Tor, das auf der anderen Seite eigentlich aus dem Garten wieder hinausführen sollte, war geschlossen. Also hieß es schön hintereinander aufstellen und über die Mauer hüpfen. Ein bisschen Hindernistraining darf ja auch mal sein.

Kaum das wir das überwunden hatten, kam schon das nächste auf uns zu: ein Laufwettkampf. Auf der Glienicker Brücke rannten alle Nase lang Läufer mit Startnummer entlang. Und zwar genau da, wo wir rüber mussten. Ich dachte, ich kenne alle Laufveranstaltungen der Gegend. Der Potsdamer Haveluferlauf war aber anscheinend ein blinder Fleck auf meinem Wettkampfkalender. Da ich selbst gut genug weiß, wie anstrengend und ärgerlich es für einen Wettkämpfer ist, wenn etwas auf seiner Strecke stört, versuchte ich die 50-Mann-Kompanie mit so wenig Einfluss wie möglich auf die Läufer hinüber auf unseren Weg zu schleusen. Klappte auch weitestgehend beschwerdefrei.

Mammutmarschtraining 5 Haveluferlauf

Weiter ging es durch die „Berliner Vorstadt“, ein Bezirk von Potsdam mit Schlossgarten und allerlei sehenswerten Gebäuden rund um den Heiligen See. Mir war inzwischen schon so warm geworden, dass ich nur noch im T-Shirt wandern konnte.

Hier machten wir bei ein paar Bänken unsere erste kleine Frühstückspause. Für 50 Leute reichen die Sitzgelegenheiten natürlich nicht, aber dann setzt man sich eben kurzerhand ins Gras. Die Hundis bekamen natürlich auch ihr Frühstück. Was der eine Hund nicht wollte, aß dann halt der andere.

Mammutmarschtraining 5 Pause 1 Panorama

Leider verloren wir nach dem Aufbruch ein paar Teilnehmer, die einen kleinen Abstecher zur Meierei für sanitäre Anlagen machten und uns dann nicht mehr wieder fanden.

Wir folgten dem Ufer des Jungfernsees bis nach Neu-Fahrland, wo das Gewässer in den Krampnitzsee übergeht. Hier steht auch die Kaserne Krampnitz, die ehemalige Heeres-Reitschule. Seitdem sie nicht mehr militärisch genutzt wird, dient sie ab und an als Filmkulisse. Filme wie Resident Evil und Inglorious Basterds wurden hier szenenweise gedreht.

Den Ausstiegspunkt per Bus nach Rathaus Spandau nutzt niemand. Trotzdem kommt es mir so vor, als seien wir schon wieder weniger geworden. Es ist erstaunlich, wieviel Schwund immer am Ende vorhanden ist, ohne dass ich es zwischendurch mitkriege. Wo bleiben die Leute nur? Ist wie Socken aus der Waschmaschine. Die sind einfach weg.

Jetzt drehen wir ab nach Norden in die Döberitzer Heide, eine von Sielmanns Naturlandschaften. Und plötzlich ist jede Spur von Zivilisation verschwunden. Abgesehen von uns. Und einem verrosteten Schrottberg im ehemaligen militärischen Übungsgelände, was die Döberitzer Heide mal war. Es geht über kleine Wald- und Wiesenwege und dann landen wir auf dem offiziellen 22-km-Rundwanderweg der Heidelandschaft. Dem kleinen Chihuahua (ist das jetzt ein weißer Schimmel?) geht es inzwischen gar nicht mehr so gut. Er läuft nur noch dreibeinig. Und auch der Hündin Louisa hat die Strecke schon zugesetzt.

Mammutmarschtraining 5 Schrottsammlung

Der Weg wird jetzt richtig sandig. Klar, wir folgen ja auch dem Abschnitt, der auf der Karte als Wüste bezeichnet ist. Trotzdem stoßen wir auf eine Rinderzucht. Mitten in der Wüste. Unser Trüppchen mit den Hunden bildet derweil das Schlusslicht unserer Wanderergruppe. Die Schnellen sind nur noch ab und zu in Sichtweite.

Wir finden sie beim zweiten Pausenplatz wieder. Den erreichen wir, nachdem wir uns über die Wisents und Wildpferde gefreut haben, die wir erspähen konnten. Ja, die schwarzen Punkte ganz hinten auf dem Bild hinter den Pferden – das sind Wisente. Die grasen in der Naturlandschaft direkt neben ehemaligen Bunkeranlagen. Irgendwie postapokalyptisch.

Der Rastplatz bietet viele Sitzgelegenheiten und auch einen erhöhten überdachten Ausguck. Da finden wir sogar einen Geocache drin. Selbst Ingress-Portale gibt es hier draußen. Und immer mehr kristallisiert sich so heraus, wer die wahren Nerds unter uns sind. Da gibt es einige. Ich mag das.

Noch einige Kilometer wandern wir durch das Wüsten-Bunker-Gemisch und biegen nach 30 km in Elstal Richtung Dallgow ab. Zum ersten Mal kann ich meine Erste-Hilfe-Tasche zücken und Ibus verteilen. Die Hunde sind nun wirklich am Ende ihrer Kräfte und auf menschliche Hilfe angewiesen. Während der anderthalb Kilo schwere Chihuahua bei seinem Herrchen auf dem Arm bleibt, wird Louisa, die mit ihren 6 Kilo auf Dauer für eine Person zu schwer wird, einfach mal im Kreis der Schlusslichttruppe herumgereicht. Am zweiten Ausstiegspunkt südlich des Havelparks ist dann nach 37 km Schluss für Hund und Frauchen/Herrchen.

Mammutmarschtraining 5 Bunker 2

Am Waldesrand finden wir einen der Frühstarter, der sich eine einsame Pause gönnt. Die andere Truppe sei noch gar nicht so weit voraus, meint er. Ich wage das zu bezweifeln und tatsächlich sollten wir die Vordersten an dem Tag auch nicht mehr sehen, geschweige denn einholen.

Aus der Heidelandschaft hinaus führt der Weg über Felder und an weiteren Rindviechern mit Pony vorbei. In Staaken sammelt unser Sechsertrüppchen zwei Ingressspieler ein, die in der Spiellaune von der Strecke abgekommen sind. Der kleine Waldweg war aber auch tückisch zu finden.

Obwohl wir alle nach 45 km schon gut fertig sind, erklimmen wir für einen Ausblick über Spandau den Hahneberg. Auf dem Weg nach oben erspähe ich ein Fasanenpärchen und überlege kurz, wie es wohl am besten in meinen Backofen kriege. Aber will wollen ja weiter und Fasanenjagd ist zeitlich nicht eingeplant.

Vom Hahneberg aus sehen wir sogar schon das Ziel: Rathaus Spandau. Aber es ist noch so weit weg. Meine Fußsohlen brennen wie Feuer und ich möchte die Schuhe am liebsten sofort ausziehen. Würden wir nicht über Asphalt laufen, sondern über Gras oder Sand, würde ich das auch tun. Die letzten Kilometer sind schmerzhaft und anstrengend. Ich frage mich, ob das (auch) daran liegt, dass mein Marathon noch keine Woche vorbei ist.

Mammutmarschtraining 5 Spandau

Am Rathaus angekommen machen wir das obligatorische Siegerfoto mit den Verbliebenen. Und weil immer noch 300 Meter auf meiner Uhr zu den 50 km fehlen, beiße ich die Zähne zusammen und laufe die noch fehlenden Meter zusammen mit Betty, der noch ein paar mehr fehlen. GPS-Systeme sind sich leider stets uneinig. Aber danach… danach gibt es für vier von uns einen Becher leckeren Floridaeises mit Rumschoko-Sauce und gerösteten Mandeln oben drauf. In der Art gibt es ihn nur hier in Spandau. Und wenn ich schon mal einen „Spaziergang“ nach Spandau mache, dann bitteschön mit Eis am Ende.

Fazit: Mein Gott, 50 km! Meine Füße sahen am Abend aus als hätten sie rundherum Sonnenbrand. Nach 100 km ist ja da nichts mehr von menschlichem Fuß zu erwarten. Regelmäßiger Schuh- und Sockenwechsel erscheinen mir inzwischen durchaus sinnvoll und werden beim nächsten Mal getestet.

Apropos nächstes Mal: das ist am Samstag, 23.04.2016. Wir starten um 8 Uhr in Grünau und laufen diesmal einen 55 km-Rundkurs durch Wald- und Seengebiet. Ein paar kleine Hügel sind auch wieder dabei.

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[:de]100 km in 24 Stunden – “Ich hab das schon gemacht und muss sagen…”-Erfahrungsberichte[:]

[:de]100 km wanderung_erfahrungsberichte-wahnsinn

 

Bericht von mir zum Mammutmarsch 2016

Mit ganz viel Vorbereitung bin ich euphorisch an die 100 km gegangen. Leider machte der offizielle Abbruch und meine auf den Gepäckservice ausgerichtete Versorgung meinen Plan zunichte.


Bericht von Steffi zum Mammutmarsch 2016

Steffi hat sich vom vorzeitigen Ende nicht unterkriegen lassen und ist auf eigene Faust die 100 km bis nach Gusow weitergelaufen. Wie sie sich unterwegs und im Ziel gefühlt hat, erzählt sie euch.


Bericht von Sebastian zum Mammutmarsch 2016

Sebastian war im Vorjahr schon 50 km voran gekommen. Diesjahr hat er trotz Läuferknie und offiziellem Abbruch die 100 gerockt.


Bericht von Nina zum Mammutmarsch 2016

Nina ist nach dem Abbruch mit ein paar anderen aus unserem EarnYourBacon-Team den Weg wieder zurückgegangen, um die 100 voll zu machen. Leicht gefallen ist ihr das Ende nicht.


Bericht von OutdorOWL zum Mammutmarsch 2016

Er berichtet weniger über seinen eigenen Erfahrungen als vielmehr objektiv und kritisch über den Ausgang der und die Vorbereitung auf die Veranstaltung.


Bericht von Thomas zum Mammutmarsch 2015

Thomas hat den Mammutmarsch ohne nennenswertes Training geschafft, geht aber regelmäßig Laufen und Bouldern. Seinen Bericht über die 100 km findet ihr hier.


Bericht von Sebastian zum Mammutmarsch 2015

Sebastian musste bei seinem ersten Versuch nach 50 km ohne Gulaschsuppe aufgeben. Warum und was er daraus gelernt und mitgenomme hat, findet ihr hier.


Bericht von Ralf zum Mammutmarsch 2014 und 2015

Ralf hat den Mammutmarsch schon zwei Mal in Angriff genommen. 2014 kam er nur bis zur zahlenmäßigen Hälfte, ein Jahr später klappten dann die kompletten 100 km.

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[:de]4. Mammutmarsch-Training, 45 km – Wie soll ich bitte nochmal mehr als das doppelte laufen?[:]

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mammutmarsch training 4 teltow stadt

Je öfter und gleichzeitig weiter ich wandere, desto mehr glaube ich, dass das Überstehen der 100 km beim Mammutmarsch einem Wunder nahekommt. Gehofft hatte ich auf das genaue Gegenteil als ich mit dem Training begonnen hatte. 100 km klangen bei der Anmeldung viel. Wieviel das aber wirklich ist, kann man nur erahnen, wenn man schon einmal fast die Hälfte an einem Tag gegangen ist. Richtig begreifbar ist das aber dennoch nicht. Nach dem vierten Training halte ich es für eine gute Taktik, ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach in eine Art Zombiemodus zu verfallen, in dem das Gehirn abschaltet und nur noch humpelnd ein Fuß vor den anderen gesetzt wird.

In Vorbereitung auf die 45 km-Runde hatte ich mich mal wieder mit dem Schuh-Socken-Problem beschäftigt. Mal wieder. Folgende Kombinationen habe ich jetzt schon durch:

  • Hanwag AB-Wanderstiefel mit Salomon Trailsocken: blasenfrei auf 30 und 35 km, aber Druckgefühl an den Schienbeinen und in Kombination einfach zu schwer und zu warm
  • Salomon Speedcross 3 mit Salomon Trailsocken: schön leicht auf 40 km, aber Blasen an Ballen und innenseitigen Hacken, beidseitig

Das neue Dreamteam sollten diesmal die Salomon X Ultra 2-Schuhe mit CEP Running Ultralight-Socken sein. Die Schuhe habe ich mir von einem Bekannten empfehlen lassen, der gerne schnell und lange wandert. Auf die Socken schwört Katharina aus unserer Mammutgruppe.

mammutmarsch training 4 Salomon X Ultra 2 CEP

Am Morgen des Ostersamstags weckte mich schon die Sonne mit warmen Strahlen. Obwohl ich mir am Vorabend alles bereitgestellt hatte, ging um 7:30 Uhr wieder die Panik los. Zu spät, zu spät, zu spät. Meinen Kaffee musste ich mir daher wieder mitnehmen und beim Warten auf den Bus schlürfen. Hätte ich mal nicht so getrödelt, hätte ich nicht die Kanne am Ende tragen müssen. Wer trödelt, muss eben mehr schleppen.

mammutmarsch training 4 buswarten

Den Treffpunkt am S-Bhf Grunewald hatte ich nicht genau angegeben und huschte daher um 9 Uhr nochmal über alle Bahnsteige und Ausgänge, um auch niemanden zurück zu lassen. Trotz Ostersamstag waren wir wieder um die 44 bunt gekleidete und mit Rucksäcken bewaffnete Leutchen. Ich spulte mein übliches Sprüchlein zu Fotografieren für den Blog, Pausenzeiten und Notfallkontaktnummer ab, vergaß aber, dass das nur eine Privatveranstaltung auf eigenes Risiko ist. Zum Glück landete aber (meines Wissen) niemand im Wannsee oder wurde vom Wildschwein gefressen.

mammutmarsch training 4 treffen

mammutmarsch training 4 gruppe

Kurz nach 9 Uhr zogen wir direkt in den Grunewald, ins Gebirge Berlins. Hoch ging es auf den Drachenberg, auf dem ich selbst noch nie gewesen bin. Eine tolle Aussicht bot sich von dort oben, sowohl auf die Stadt als auch den benachbarten Teufelsberg. Zeit für einen Mini-Fotostopp.

mammutmarsch training 4 grunewald

mammutmarsch training 4 drachenberg

mammutmarsch training 4 aussicht drachenberg

In dem Labyrinth aus kleinen Pfaden versuchte ich den richtigen zu finden. Einer führte recht steil bergab, aber direkt Richtung Teufelsberg, der als nächster zu erklimmen war. Da wollten die Vordersten schon zum ersten Mal in die falsche Richtung. Die Menge schnaufte und keuchte den Teufelsberg hinauf und mehr als einmal hörte ich „Gut, dass du das nicht am Ende mit uns machst“. Das war der Plan! Vorbei ging es an einem tempelähnlichen Gebilde, welches sich als Kletterturm herausstellte.

mammutmarsch training 4 teufelsberg

mammutmarsch training 4 Kletterturm

Eigentlich wollte ich ja eine dreiviertel Runde oben um den Teufelsberg drehen, um die alte Radarstation zu sehen. Da die Vordersten aber wieder woanders lang gingen, führte uns unser Weg eben unterhalb dieser über die Rodelbahn.

mammutmarsch training 4 abstieg Teufelsberg

Ein paarmal ging es noch bergauf/bergab und ich war am Ende froh, dass wir nicht von Mountainbikern überfahren wurden, weil einige Wege doch eher nach Downhill statt Wanderwegen aussahen. Mitten im Wald die erste Kuriosität des Tages: Eine Tanne mit Ostereiern behangen. Ne Ostertanne. Klar, wenn bei mir um die Ecke Bäume BHs tragen können, können hier auch Eier an Tannen wachsen.

mammutmarsch training 4 grunewald 2

mammutmarsch training 4 abstieg

mammutmarsch training 4 Ostertanne

Vom Wald zum Wasser

Nach 7 km und ca. 300 kumulierten Höhenmetern verließen wir das Waldgebiet und trafen auf das Wasser, welches uns den Rest der Reise über begleiten sollte. Für einen Feiertag und solch schönes Wetter war es erstaunlich leer auf dem sonst so beliebten Spazierweg.

mammutmarsch training 4 Wannseeufer

mammutmarsch training 4 wannsee

mammutmarsch training 4 wannsee ausblick

Nach 11 km legten wir eine kurze Spontanpause ein, nachdem einige auf dem Parkplatz zur Havelchaussee ein Toilettenhäuschen entdeckt hatten. Auf dieser Route ist die Nutzung jedweder sanitärer Anlagen auch anzuraten, da der Weg an der Havel leider nicht den Sichtschutz des Waldes bieten kann. Es ist halt immer was.

Auf der Havelchaussee selbst verpasste die vorderste Gruppe wieder den richtigen Abzweig. Ich muss dringend lautes Pfeifen trainieren! Die Letzten waren  auf einmal die Ersten und schlüpften in einen kleinen Waldweg, der wieder zum Wasser führte. Während ich da so lief, durchfuhr mich einige Male plötzlich ein heftiger Schmerz in der linken Wade. Ich hatte am Donnerstag noch notfallartig einen Physiotherapeuten aufgesucht, der mir mein Bein mit Kinesiotape versorgen sollte, da sich nach dem letzten Lauftraining mein Schienbein schmerzhaft zu Wort gemeldet hatte. Und nun das. Nach nicht einmal einem Drittel der geplanten Strecke. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte, den Schmerz zu ignorieren und hoffte, es würde sich geben.

mammutmarsch training 4 schmaler weg

Für die erste richtige Pause fanden wir nach ziemlich genau 15 km ein tolles Plätzchen mit Aussicht über den Wannsee. In der Sonne war es so warm, dass ich mich bis aufs T-Shirt ausziehen konnte. Ich legte mich kurz hin, machte die Augen zu und wollte auf einmal gar nicht mehr weitergehen. Am liebsten hätte ich dort einfach ein Nickerchen in der Sonne gemacht. Aber wir wollten heute ja noch 30 km mehr schaffen.

mammutmarsch training 4 Pause 1

Nach 15 Minuten machten wir uns wieder auf die Socken. Mein Bein hatte sich zwischenzeitlich zum Glück wieder beruhigt. Wir passierten das Strandbad Wannsee, das zwar offen hatte, aber noch nicht zum Baden einlud und kamen am ersten Ausstiegspunkt S-Bhf Wannsee an. Dort verließen uns nach 17,5 km nur einige wenige.

mammutmarsch training 4 Strandbad Wannsee

Ein kleines Grüppchen hatte sich abgesetzt, um noch schnell Toiletten und einen Bäcker aufzusuchen. Fast hätte ich vergessen, auf sie zu warten. Dank der modernen Kommunikationsmittel war es aber kein Problem, den aktuellen Stand- und Warteort mitzuteilen. Zum Glück sind wir aus dem Zeitalter der Rauchzeichen raus.

mammutmarsch training 4 Pause wannsee

Nach der unfreiwilligen Kurzpause ging es dann zackig weiter. Für einige zu zackig. Vorne legten einige ein Tempo an den Tag als hätten sie am Abend noch ein wichtiges Date. Vielleicht war das ja wirklich so. Aber von den angepeilten 5 km pro Stunde waren die weit entfernt und eher mit 6 km/h unterwegs. Das war uns, die den Weg genießen wollten, zu schnell. 6 km/h werde ich beim Mammutmarsch sicher nicht laufen. Mit 5 fühle ich mich wohler und habe sogar noch 4 Stunden für Pausen übrig.

Am Flensburger Löwen sah ich die Vorderfront noch um die Ecke verschwinden. Danach war sie größtenteils außer Sichtweite. Spätestens am Wirtshaus zu Pfaueninsel, wo ein paar von uns Gemütlichen nochmal aufs Örtchen verschwinden mussten und ich mir ein Eis gönnte, war jede Hoffnung verloren, die da vorn nochmal einzuholen.

mammutmarsch training 4 flensburger löwe

mammutmarsch training 4 Eis

Stattdessen genossen wir das schöne Wetter und die Dinge, die da in Form von Kirchen am Weg lagen. Nebenbei zog noch ein halbnackter Paddler in seinem Kanu an uns vorbei.

mammutmarsch training 4 Kirche

St. Peter und Paul Kirche

mammutmarsch training 4 Heilandskirche Sakrow

Heilandskirche Sakrow, Drehort von “Keinohrhasen”

Irgendwann rief mich Nina an und fragte, wo wir denn blieben. Sie seien schon an der Glienicker Brücke. Wir hinteren waren zu dem Zeitpunkt sicher noch 10 Minuten von dort entfernt. Daraufhin ließ sich die vordere Truppe nicht mehr halten und zog schon weiter. Die nächste Pause sollte so um 30 km sein und sie sollten schon mal ein schönes Plätzchen suchen.

mammutmarsch training 4 glienicker brücke1

mammutmarsch training 4 Schlössertour

Unser weiterer Weg führte uns entlang der Route vom Potsdamer Schlösserlauf durch Parkanlagen und an schicken Schlössern vorbei. Dann lag plötzlich eine Mauer vor uns, durch die nur ein Eisentor führte. Ich hätte fast nicht damit gerechnet, dass dieses offen ist, aber wir konnten ohne Problem durchgehen.

mammutmarsch training 4 glienicker brücke

Erst bei Kilometer 30 trafen wir wieder auf die vordere Gruppe, die am Griebnitzsee einen schönen Platz zum Pausieren aufgetan hatte. Für die war es natürlich eine weitaus ausgiebigere Pause als für uns Nachzügler. Trotzdem war noch genug Zeit, dass ich mir nebenbei einen Geocache holen und ein Foto mit meinem Maskottchen machen konnte.

mammutmarsch training 4 Pause 2

Nach der Pause ging es zügig weiter. Ich versuchte zunächst, ein wenig flotter unterwegs zu sein. Als ich dann aber an einer Ecke, an der nicht so klar war, wo es als nächstes entlang gehen könnte, den Hinweis bekam, es kämen noch drei Abgeschlagene ganz hinten nach, wartete ich. Und wartete. Und wartete. Die Gruppe hatte sich schon wieder richtig weit auseinander gezogen. Ich wies ihnen kurz den Weg und versicherte mich, dass sie nach Teltow finden würden. Immerhin ging es ja nur noch am Kanal entlang. Trotzdem wollte ich sicher stellen, dass alle gut ankommen.

mammutmarsch training 4 kohlhasenbrück

Nach dieser Aktion hatte ich richtig zu tun, wenigstens die mittlere Gruppe wieder einzuholen. Ich rannte kurzzeitig, dachte dann aber an mein lädiertes Bein und wechselte wieder zu Speedhiking. Nichtsdestotrotz wollte ich es mir nicht nehmen lassen, die Schönheiten rechts und links im Vorbeieilen zu bestaunen.

mammutmarsch training 4 teltowkanal

mammutmarsch training 4 blüten

mammutmarsch training 4 Pilzbaum

Kurz vor der Machnower Schleuse holte ich mein Grüppchen dann wieder ein. Die ganz Schnellen warteten bereits auf der Brücke auf uns. Karsten gab großzügig Gummibärchen aus. Welche Glückgefühle so ein Gummibärchen auslösen kann, vermag wohl nur der einzuschätzen, der zu diesem Zeitpunkt auch schon 38 Kilometer gewandert war. Gummibärchen kommen bei mir auf jeden Fall ins Gepäck für den Mammutmarsch!

Endspurt. Kurzzeitig ging es vom Wasser weg und nach Stahnsdorf hinein. Da steppte der Bär. Stimmt. War ja Ostern. Wo sonst nie ein Auto steht, herrschte nun Krieg um die Parkplätze. Rummelmusik drang hinüber und ich wäre zu gern dem Duft der Bratwurst gefolgt. Stattdessen freute ich mich schon auf mein kulinarisches Highlight des Abends: eine Dose Ravioli.

Die tiefstehende Sonne tauchte unseren Weg in goldenes Licht und verbreitete eine tolle Stimmung. Zumindest für die, die Zeit hatten, das zu genießen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die Brücke, die nach Teltow und zum S-Bhf führte. Nina und drei anderen Wackeren waren die 45 km noch nicht genug, daher liefen sie weiter am Kanal entlang bis nach Steglitz.

mammutmarsch training 4 teltowkanal2

mammutmarsch training 4 sonnenuntergang

mammutmarsch training 4 die Unermüdlichen

Mir war aufgefallen, dass ich ein paar meiner Mitstreiter vermisste. Ich wartete wieder und dann kamen sie auch, die letzten Mohikaner. Auch wenn es so klingen mag: wir waren überhaupt nicht langsam. Mit der Ankunft am Ziel hatte ich erst gegen 19 Uhr gerechnet. Stattdessen waren selbst wir Langsamsten bereits um 18:25 Uhr dort.

Alle anderen hatten schon die Bahn genommen und so machten eben wir die einzigen Siegerfotos vor Ort.

mammutmarsch training 4 teltow stadt2

mammutmarsch training 4 die letzten

mammutmarsch training 4 die letzten2

Es war wie immer eine schöne Wanderung. Fürs nächste Mal sollten wir erwägen, eine schnelle Gruppe einzurichten, die dann eben deutlich schneller unterwegs sein möchte als die angepeilten 5 km/h. Allerdings sollte zumindest irgendwer die Strecke parat haben, damit auch individuelle Pausen möglich sind und niemand unnütz warten muss.

Fazit meines Schuh-Socken-Dreamteams: 45 km sind einfach mal eine Strecke, die zusetzt. Ich merkte meinen Ballen und auch die inneren Hacken waren wieder mit Blasen versehen. Da das anscheinend meine Problemzone ist, werde ich nächstes Mal darüber nachdenken, die Bereiche vorher zu tapen. Mal sehen, wie gut mir das gelingt.

Weiter geht es in zwei Wochen am 09.04.2016. Diesmal vom S-Bhf Wannsee über die Döberitzer Heide nach Spandau. Eventuell muss ich die Strecke noch einmal abändern. Es gibt kaum bis keine Ausstiegspunkte, was aber durchaus wichtig ist. Es kann ja immer mal was dazwischen kommen. Ich freu mich auf den wilden Haufen 🙂

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