Category Archives: Running

[:de]Berlin Marathon 2018 – Haken dran![:]

[:de] 

Ein Marathon ist kein Marathon. Zumindest dachte ich das vor ziemlich genau einem Jahr, als ich meine Daten in den virtuellen Los-Topf zum Berlin Marathon 2018 schmiss. Als wohnhafter Berliner stehen die Chancen grundsätzlich sehr gut, einen der fast 45.000 Startplätze zu ergattern. Trotzdem wartete ich sehnsüchtig auf den Tag, an dem es für viele Läufer hieß: „Herzlichen Glückwunsch, du bist dabei“, für etliche aber auch eine Absage bedeutete. Ich gehörte zu den Beglückwünschten und fragte mich sofort „Was hast du dir nur dabei gedacht?“
Als Berliner Läuferin muss man den Berlin Marathon mal gelaufen sein. Auch wenn es ein Herbstmarathon ist, der mich die Jahre davor immer davon abgehalten hatte, mich anzumelden. Diesmal dachte ich mir „Was soll’s, die eine Woche mit 30 Grad im Sommer wirst du schon durchhalten.“ Pustekuchen. Es kam alles anders als erwartet.

Berlin, ich komme!

Am 16.9.2018 stehe ich nun da, im Startblock Ganz-weit-hinten-H. Tausende Läufer aus aller Welt warten darauf, dass die letzte Startwelle um kurz nach 10 Uhr endlich losrollt. Mit Lea und Sebastian habe ich den Deal ausgehandelt, dass wir die erste Hälfte im 7er-Schnitt laufen und danach gucken was oder wer geht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pünktlich um 10.05 Uhr setzt sich die Läufermasse Richtung Großer Stern in Bewegung. Es geht los. Ich laufe wirklich den Berlin Marathon!


Die ersten Kilometer verfliegen geradezu. Wir quatschen, lassen uns von den begeisterten Zuschauern anfeuern, genießen die Stimmung und unser angenehmes Tempo. Schneller muss nicht. Die Strecke führt in den Norden, dann in den Osten, wird immer zentraler. Aber wie so oft im Wettkampf bekomme ich von der Stadt an sich nicht viel mit.

Es ist warm, es ist sonnig. Jeder einzelne Verpflegungspunkt wird mitgenommen, um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf zu decken. Ich teste diesmal den Softcup von Salomon/Adidas, der die Nutzung von Plastikbechern verhindern soll. Eine tolle Idee, denn an jedem Verpflegungspunkt stolpern wir über hunderte oder sogar tausende dieser Becher, die wild verteilt auf der Strecke liegen. Ich lasse mir stattdessen einfach Wasser in meinen Becher kippen, den ich hinterher wieder mit einem Karabiner an meiner Laufhose befestige. Ein Konzept, was sich hoffentlich bei vielen durchsetzen wird, denn ich stelle auch fest: es kostet nicht mehr Zeit, als nach einem Einwegbecher zu greifen.

Langsam wird’s anstrengend

Nach rund 17 km merke ich langsam, dass der Lauf nicht so schön rund und einfach läuft, wie meine letzten langen Trainingsläufe. Ein weiterer Beweis für meine Theorie, dass ich ein Trainingsheld, aber ein Wettkampf-Loser bin. Meinen Plan, noch bis mindestens Km 24 durchzulaufen, lege ich nach 20 km ad acta. Sebastian hat aber noch Körner und zieht nun von dannen. Lea und ich beginnen unsere erste Geh-Etappe. „Gott sei Dank“, denke ich, als ich aufhöre zu laufen, ärgere mich aber dennoch, dass ich jetzt schon so fertig bin. Egal. Ein Zeitziel stand und steht für diesen Tag sowieso nicht zur Debatte. Ankommen ist das Ziel. Die Medaille mit dem schwarzrotgoldenen Band in der Hand halten ist das Ziel. Einen Haken an den Berlin Marathon machen ist das Ziel. Und das ist alles schaffbar.


Unsere Wechsel zwischen Gehen und Laufen sind anfänglich noch recht kurz. Ich hatte das ja im Training schon einige Male ausprobiert, aber Lea fällt dieser ständiger Wechsel schwer, also verlängern wir die Intervalle. Ich freue mich über jede Dusche, die für ein wenig Abkühlung am Rande sorgt und besonders freue ich mich über meinen persönlichen Support nach 27 km am Breitenbachplatz. Ich bekomme Fruchtmus gereicht und werde meine Softflasche los, die ich bis hierhin mitgeschleppt hatte.

Da hier der Punkt der Marathonstrecke ist, der meiner Wohnung am nähesten liegt, ist es ganz wichtig, weiter zu laufen. Ansonsten wäre das hier mein Abbruchpunkt gewesen. Aber es geht voran. Nur noch 15 km! Das ist überschaubar. Auf einmal bin ich wieder voller Kraft und laufe und laufe. Am wilden Eber vorbei, die Lentzeallee entlang. „Keine Sorge“, meine ich zu Lea, „spätestens am Ku’damm ist die Euphorie wieder vorbei.

Und so ist es auch. Laufen fällt wieder schwer und so gehen wir ein ganzes großes Stück auf der Flaniermeile des ehemaligen West-Berlins. Am Europacenter wartet Sam auf mich, die so hart für den Marathon trainiert hat und nun am Rande stehen muss. Ein lange anhaltende Erkältung wollte sie einfach nicht loslassen. Jeder halbwegs vernünftige Läufer weiß: mit einer Erkältung läuft man keinen Marathon. Auch, wenn es noch so schwer fällt. So traurig ich für sie bin, so sehr freue ich mich trotzdem, sie dort zu sehen. Eigentlich mag ich an dem Punkt viel lieber noch ein wenig quatschen, aber irgendwann muss ich ja auch mal im Ziel ankommen.

2 km zum Ziel! Na komm schon, Körper!

Wir passieren den Potsdamer Platz biegen wieder gen Osten ab. 39 km sind geschafft und wir sind auf der Friedrichstraße. Seltsam wenig Zuschauer sind nur noch hier. Oder ist an dem Punkt nie viel los? Plötzlich merke ich, wie mir schwindlig wird. Ich kenne das Gefühl nur zu gut und ziehe sofort die Reißleine.
„Lea, ich kann jetzt nur noch gehen, sonst kippe ich um. Der Kreislauf macht nicht mehr mit“. Weil sie mir vor drei Kilometern gesagt hat, sie könnte jetzt den Rest durchlaufen, will ich sie nicht aufhalten.
Stattdessen gibt sie mir ihr Energiegel und wir halten noch einmal für Tee an einem Verpflegungspunkt an.

Ich versuche, meinen Körper einigermaßen in den Griff zu kriegen. 2 km vor dem Ziel! Das kann doch nicht sein. Das darf nicht sein. Mir fällt es schwer, nicht wegzuklappen und ich höre tief in mich hinein. 41 km. Ok. Versuchen wir es nochmal. Ich wollte eigentlich nicht wandernd ins Ziel kommen und so laufen wir beide los. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, doch lieber wieder zu gehen, falls es wieder schlimmer wird.

Wir biegen endlich auf die Zielgerade ein. Vor uns das Brandenburger Tor. Ich werde durchs Brandenburger Tor laufen! Beim Berlin Marathon! Die Menschmenge rechts und links tobt, selbst für uns langsame Schnecken. Vor gut 4 Stunden ist schon der Gewinner und Weltrekordbrecher hier über die Ziellinie gegangen und trotzdem werden wir empfangen wie Helden. Die Berliner Stimmung ist Wahnsinn! Das Tor selbst ist nicht das Ziel, wie viele vermuten. Es ist nicht einmal die 42 km-Marke. Es geht noch gut 500 Meter weiter geradeaus. Schaffbar. Sogar laufend!

 

Hand in Hand laufen Lea und ich nach 5:48 Stunden über die Ziellinie und holen uns die hart erkämpfte Berlin-Medaille mit dem aktuellen Weltrekordhalter auf der Rückseite. Es war ein langer, harter Kampf, ein wunderbarer Lauf, eine göttliche Stimmung und auf jeden Fall das erste und letzte Mal, dass ich den Berlin Marathon gelaufen sein werde. Haken dran. Mission accomplished.

[:]

[:de]Berlin-Marathon: Weiterkämpfen oder der Realität ins Auge sehen?[:]

[:de]

Six weeks to go! Mein Gott, nur noch sechs Wochen bis zum Berlin-Marathon. Oder sollte ich sagen, zum Glück nur noch sechs Wochen? Meine Stimmungslage bezüglich des Themas schwankt derzeit zwischen „Ach komm, irgendwie rockst du das Ding schon. Und wenn es 6:30 Stunden dauert“ und „Ich will einfach nur, dass der Termin vorbei ist“.

Mitte Juni wollte ich so richtig mit dem Marathon-Training durchstarten. Davor war ich immer mal recht planlos gelaufen und der Urlaub in Schottland Anfang Juni bestand hauptsächlich aus Trekking. Aber die Motivation war da, so dass ich direkt danach fleißig an der Ostsee lief, um mich gut aufzubauen. Den Schwung vom Sachsentrail mit seinen 19 km und gnadenlosen 500 Höhenmetern wollte ich bestmöglich mitnehmen und ausnutzen. Pustekuchen. Zwei Tage später lag ich mit einer Erkältung flach. Anderthalb Wochen Pause.

Mitte Juli dann der erste zaghafte Wiedereinstiegsversuch ins Training bei heißen 28 Grad. Gute 7 km, aber besser als nichts. Ein neuer Hoffnungsschimmer…der zwei Tage später gleich wieder im Keim erstickt wurde. Eine Magen-Darm-Grippe führte zu weiteren neun Tagen Laufpause, bzw. Pause von allem, inklusive Kreislauf. Ende Juli fing ich also wieder von vorne an. Wer schon einmal in so einer Situation war, der weiß, wie frustrierend es sein kann, wieder und wieder quasi bei Stand Null anzufangen. Hinzu kommt der ständig wachsende Zeitdruck im Kopf. Mit jedem Tag ohne Laufmöglichkeit sinkt meine Chance, den Marathon Mitte September zu finishen.

Dazu kommt der Fakt, dass ich absolut kein Sommerläufer bin. Natürlich war mir im letzten Herbst, als ich mich für einen Startplatz bewarb, bewusst, dass das Training hauptsächlich im Sommer stattfinden wird. Aber wer hätte da bitte gedacht, dass bereits Ende Mai um die 30 Grad sein würden? Da hoffte ich noch, es sei nur eine Laune des Wetters und es würde sicherlich noch einmal kühler werden. Nein. Die Hitzewelle hat Deutschland und Europa nun seit über zwei Monaten fest im Griff. Der wichtigsten Zeit im Training. Natürlich versuche ich, möglichst vielen Tipps zum Training in Hochsommer zu folgen. Dennoch merke ich, wie sehr mir diese wüstenähnlichen Bedingungen beim Laufen zu schaffen machen. Keine zwei Wochen nach der Magen-Darm-Grippe hatte ich schon wieder mit Diarrhoe zu kämpfen. Schuld daran ist aller Voraussicht nach die nicht aufhörende, sich stattdessen noch steigernde Hitze.

Gehe ich spät abends eine Runde laufen, wenn die Sonne untergegangen ist, ist es mit um die 30 Grad immer noch zu heiß. Ich schwitze wie ein Schwein und mein Puls ist in schwindelnder Höhe. Und eigentlich sollte man auch so kurz vor dem Schlafengehen nicht mehr trainieren, da der Körper sonst schwer zur Ruhe kommt. Stehe ich morgens um 4:45 Uhr auf, um noch vor der Arbeit eine Einheit zu absolvieren, passiert das zwar bei einigermaßen erträglichen Temperaturen, aber auf nüchternen Magen und schlaftrunken. Zum einen fehlt mir dann die Zeit, wirklich ausgedehnte Trainingseinheiten durchzuführen, aber auch die Energie.

Die Folge ist: mir macht derzeit keine meiner Trainingseinheiten Spaß. Ich merke keine wirkliche Konditionsverbesserung, ich bin nur am Schwitzen und ständig müde. Ich vermisse meine entspannten Abendläufe, denn bei 30 Grad entspannt sich nichts. So langsam frage ich mich daher, wieviel und wie lange ich noch bereit bin, mich durch dieses Wetter zu quälen. Eine Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Weder beim Wetter, noch bei meinem Trainingszustand. Und dabei gibt es noch so viele andere schöne Dinge, die man im Hochsommer stattdessen genießen könnte…

[:]

[:de]20. Sondershäuser Kristalllauf – 700 m unter Tage mit Salzkruste[:]

[:de]Seit heute weiß ich, warum Bergwerke eben Bergwerke heißen. Nicht etwa, weil da im Berg gewerkt wird. Nein, wegen dem Berg im Berg. Dass ich mal so viele Höhenmeter untertage machen würde, hätte ich nicht gedacht. 255 Höhenmeter auf 10,8 km muss man auch erstmal „oben“ machen. Entsprechend bin ich jetzt, ca. 4 Stunden nach dem Lauf, mal richtig müde.

Die Nacht war heute kurz. So richtig kurz. Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker und ich schlappe in die Küche, um literweise Kaffee für die Anreise nach Sondershausen zu kochen. Kletterhelm und Stirnlampe in den Rucksack geworfen und um 5:00 Uhr geht es los. Draußen ist es noch stockdunkel, aber trotz der grausam frühen Morgenstunde ist die Autobahn Richtung Berlin schon richtig voll. Es staut sich sogar. Zum Glück muss ich in die andere Richtung.

Nach rund drei Stunden Fahrt im Dunkeln gibt es noch genug Parkplätze vor dem Eingang des Erlebnisbergwerks im Winz-Örtchen Sondershausen. Die Startunterlagen sind unbürokratisch schnell abgeholt, so dass es nach einem kleinen Frühstück im Auto dann auch schon ab in den Schacht geht. Zwei Fahrstühle, die mit Mordsgeschwindigkeit in die Tiefe rauschen, bringen die 500-köpfige Läuferschar auf -700 Meter. Meine Ohren machen schon nach den ersten Sekunden dicht, so dass ich wie ein nach Luft schnappender Karpfen im Fahrstuhl stehe. Unten angekommen, steht man bereits im feinen, weißen Salzstaub. 24 Grad und eine trockene Luft herrschen hier, aber erstmal nicht unangenehm. Es geht nach rechts, links, geradeaus in die verschiedenen Gänge des einzigen noch aktiven Bergwerks in dieser Region. Überall sind Bänke und Klapptische aufgestellt, an denen sich Läufer umziehen. Eine Kleiderabgabe gibt es nicht. Es kommt ja (erstmal) sowieso niemand mehr raus. Eine kleine Bar serviert Wiener Würstchen, Nudeln und sonstige Snacks. Blöd, wenn man sein Geld über Tage vergessen hat.

Durch das neugierige Stöbern in den salzig-staubigen Gängen, wo noch allerlei alte Maschinerie ausgestellt ist, vergehen die zwei Stunden bis zum Start um 11:00 Uhr ziemlich schnell. Ein wenig Uneinigkeit besteht darüber, in welchen Tunnel denn gestartet wird. Es stehen immerhin vier Richtungen zur Verfügung. Der Moderator klärt uns auf. Erst links, dann 1,8 km in einer Runde und das ganze dann 6 mal, insgesamt also 10,8 km. Den fiesen Berg, der gleich nach dem Start kommt, hat er mal eben verschwiegen. Das finden wir noch früh genug heraus. Nachdem ich beim Médoc-Marathon viel zu weit hinten gestartet war und kein Croissant mehr abbekommen hatte, bin ich diesmal schlauer und stehe recht weit vorn. Mein Training in den letzten fünf Monaten bestand durch den Ermüdungsbruch aus nicht mehr als vier oder fünf Laufeinheiten insgesamt. Davon war nur eine Mal 10 km lang gewesen. Viel zu erwarten habe ich also heute nicht von mir.

Nach der ersten Kurve geht es ganz kurz ein wenig bergab. „What goes down, must come up“ denke ich. Aber es kommt viel schlimmer. Es folgt ein richtig gemeiner Anstieg. Und als der fast am Ende scheint und mir schon die ersten Läufer wieder herunter entgegen kommen, geht es nochmal höher. Ich laufe das Ding konsequent bis nach oben, aber beschließe auch gleichzeitig: das war das erste und einzige Mal. In den folgenden fünf Runden wird da nur zügig hochgewandert werden. Meine Lunge brennt schon wie Feuer. Die Luft ist salzhaltig und der Boden glatt. Glattgeschliffener Salzstein eben.

Den Rest der Runde geht es zum Glück tendenziell immer bergab. Denke ich. Muss daran liegen, dass ich in der ersten Runde noch Reserven habe, denn die folgenden Runden zeigen mir ganz deutlich auf, dass es auch hier noch Passagen gibt, die ich am Ende nur noch gehen werde.

In einem breiteren und gleichzeitig auch helleren Abschnitt stehen alte verrostete Bergwerks-LKWs und Fördermaschinen zum Angucken bereit. Hier ändert sich auch die Beschaffenheit des Bodens, denn man rennt auf einmal durch strandartigen Salzsand. Etwas weiter wird man mit Musik aus Lautsprechern bedudelt, bevor es links auf die Meile mit Extra-Salzstaub geht. Ich versuche, nur durch die Nase zu atmen, aber das klappt nur bedingt. Noch einmal rechts, dann geht es wieder hoch zur Zielgeraden. Oder eben auch erst zur zweiten von sechs Runden.

Nach drei Runden frage ich mich, wie lange mein Kreislauf diesen Kreislauf mit Berganstieg wohl noch mitmacht.
Nach vier Runden möchte ich mir den Helm vom Kopf reißen.
Nach viereinhalb Runden will all die Kohlensäure beim Bergablaufen wieder nach oben raus, die mir mit Cola und Selter beim Verpflegungspunkt gereicht wurde.
Nach fünf Runden tut Jürgen von der Lippe aus einem Lautsprecher kund: „Die weibliche Brust ist schön. Und es kommt ein Getränk raus.“
In der sechsten Runde schleife ich mich nur noch den Berg hoch und zwinge mich zum Weiterlaufen. Bei den alten LKWs steht ein Läufer und macht Fotos von ihnen. Einer nach meinem Geschmack. Ich frage ihn, ob er ein Foto mit sich und dem Wagen haben möchte. Füge noch hinzu: „Auf Rekorde kommt es hier eh nicht an“. „Ach, ich bin schon fertig“, sagt er. Er dreht nur noch mal eine Extrarunde. Ob ich auch ein Foto von mir haben möchte, fragt er. Klar! Ob ich nun 3 Minuten früher oder später im Ziel ankomme, ist jetzt auch egal.

Mit salzbedeckter Haut und hängender Zunge laufe ich nach gut 1:10 Stunden über die Ziellinie und starte gleich vorbei an der Zielverpflegung zum Kristallstand durch. Denn jeder Finisher erhält beim Kristalllauf einen eigenen, ganz individuellen Salzkristall. Die paar weißen Kristalle, die es vor dem Lauf noch gab, sind natürlich schon weg. Ich finde für mich dennoch einen schönen rotglänzenden Stein mit kecker Spitze und nehme ihn stolz an mich.

Nach dem Lauf dürfen alle Läufer in den kleinen Konzertsaal, der in den Berg gehauen ist. Eine vierköpfige Band heizt uns nochmal ordentlich ein. Es wird geschunkelt, gesungen und untergehakt. Die Stimmung und Akustik sind fantastisch. Kurz vor 14 Uhr beschließe ich, die Siegerehrung auszulassen, denn es wartet noch eine lange, mutmaßlich staugeschwängerte Rückfahrt nach Berlin.

Der Sondershäuser Kristalllauf ist etwas besonderes, abwechslungsreiches und liebevolles im Einerlei der hunderten Volksläufe. Und gleichzeitig bekommt man noch eine Bergwerksbesichtigung im Schnelldurchlauf. Nur Berge, die sollte man mögen.

[:]

[:de]Médoc-Marathon – Die Flucht vor dem Besenwagen[:]

[:de]Sport unter Alkoholeinfluss. Eigentlich ein NoGo. Und doch gibt es eine Veranstaltung, sogar einen Marathon, der das gnadenlos zelebriert: der Marathon du Médoc im schönen Frankreich nahe der Atlantikküste. Alljährlich wird dort Anfang September gelaufen, getrunken, gelacht, gefeiert. Wahrscheinlich ist es sogar DER Marathon mit der größten Dichte an Verpflegungspunkten, von denen alle eins gemeinsam haben: es gibt an jedem Rotwein. Natürlich mussten Sam und ich das Ding eines Tages laufen. Und plötzlich hatten wir schon für 2017 zwei Startplätze gebucht.

Was ziehe ich nur an?

Das Motto, welches sich jährlich ändert, hieß dieses Jahr: „Musik mit 33 Umdrehungen“, also alles rund um die Schallplatte, Rock `n Roll und ähnliches. Die Kostümfindung gestaltete sich schwierig. Von Ideen über Madonna zu Cindy Lauper und einfach einem Kleid aus kleingeschnittenen CDs war vieles dabei. Erst kurz vor Abflug kam mir dann die zündende Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und bestellte ein kurzes Elvis-Kostüm. Das passt doch für den Las Vegas-Halbmarathon gleich nochmal.

Marathon mit 33 Umdrehungen

Am frühen Morgen des 9. September wurde das sonst so beschauliche Örtchen Pauillac geflutet von quietschbunten verkleideten Läufern. So verkleidet ich mir auch vorkam, in der Masse ging man einfach unter, wenn man nicht gerade eine 3 m hohe Simpsons-Pappmaché-Figur auf den Schultern trug oder den Eiffelturm. So eine hohe Quote an kostümierten Läufern hatte ich nicht einmal beim Disneyland-Halbmarathon gesehen. Wir reihten uns relativ weit hinten zwischen Kiss und dem Simpson-Mann ins Startfeld ein. Startblöcke gibt es hier nicht. Wer zuerst kommt, steht eben vorn. Aber wer hat hier schon Ambitionen, schnell zu sein? Weit über uns tronten auf einer Hebebühne drei Männeken, die elektrische Gitarre und Keyboard spielten… oder zumindest so taten. Die Musik dröhnte so oder so aus den Lautsprechern am Rand und heizte die Menge an.

Der Startschuss fällt und es tut sich… erstmal nichts. Wir stehen und warten, bis sich irgendwann mal das Feld vorne ein wenig auflöst und man zumindest losgehen kann. Dann lichtet sich die Menge und wir legen los. Sam und ich sind richtig gut drauf, denn aus gegebenem Anlass haben wir schon weit vorher beschlossen, heute bei 25 km aufzuhören. Heute geht’s ums Event, Gemütlichkeit und vor allem Wein! Und den gibt es bereits nach weniger als einem Kilometer. Gewühle, Gelache, Gedrängel, dann haben wir unsere erste Kostprobe… und für den ersten Kilometer schon 12 Minuten gebraucht.

Wir laufen weiter. Aber nach 2,8 km stehen wir schon wieder im Stau und wissen gar nicht, warum. Die Straßen des Örtchens sind eng. Nach 2 km sollte es eigentlich Frühstück geben. Das hat man sich nach der langen Strecke schließlich verdient. Also schlürfen wir mit tausenden anderer Läufer durch die Gassen und hoffen auf ein Croissant. Einige hundert Meter weiter finden wir aber nur noch leere Tische vor, auf dem nur noch ein paar Krümel darauf hinweisen: hier gab es mal Croissants. Manno! Den Kummer ertränken wir erstmal beim nächsten Weinstand/ Verpflegungspunkt.

Flucht vor dem Besenwagen

Immer mal wieder kommt vom Himmel eine ordentliche Husche und macht uns nass bis auf die Knochen. Auch nicht schlimm, denn gleich danach scheint wieder die Sonne und beschert uns schönste Regenbögen. Atlantikwetter ist schon besonders. Außerdem wärmt auch der Alkohol, denn wir nehmen wirklich jeden Verpflegungspunkt mit und halten den mutmaßlich zunehmenden Verfall fotografisch fest.

This slideshow requires JavaScript.

Bei Km 10 ist der Ausblick auf die Weinberge so schön, dass wir gut 20 Minuten hier verbringen. Und plötzlich steht der Besenwagen hinter uns. Ach du Schande! Beine in die Hand genommen und weggerannt. Kann doch nicht sein! Unser Plan, immer 2 km zu laufen und 1 km zu gehen, hat sich sowieso schon längst in Luft aufgelöst. Jetzt gilt es nur noch, vor dem Besenwagen zu flüchten. Genauso gestalten sich auch die nächsten Kilometer. Wein trinken, Fotos machen, Besenwagen erblicken, wegrennen. Der Hammer. Wer das noch nicht mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, wieviel Spaß das machen kann.

Langsamer als ein Zauberwürfel, aber schneller als der Eiffelturm

Während wir den Besenwagen noch gut in Schach halten können, überholt uns immer mal wieder ein Zauberwürfel. Irgendwann geben wir klein bei. Der Würfel ist einfach schneller als wir. Aber ganz vor läuft noch ein Eiffelturm, den es einzuholen gilt. Nach etwa 15 km springen einige Teilnehmer spontan in einen See kurz vorm Schloss. Ob die da wohl noch vor dem Besenwagen rauskommen? Wir laufen uns einen guten Vorsprung heraus und können sogar den Eiffelturm kassieren. Der Mann, der ihn auf seinen Schultern trägt, sieht aber auch nicht mehr gut aus. Ebenso unsere Selfies, die immer interessanter werden. Verschwommen ist durch den Regen-Sonnen-Mix nicht nur unser Blick.

Die Kilometer fliegen gefühlt erstaunlich schnell vorbei, obwohl wir tatsächlich ewig unterwegs sind. Fast 3:15 Stunden für die Halbmarathonstrecke. Aber es fetzt einfach! Ganz, ganz kurz kommt der Gedanke auf, doch weiter zu laufen. Doch genauso schnell, wie er aufkommt, wird er auch wieder im Keim erstickt. Bislang ist das alles richtig spaßig, aber wie lange werden wir dem Besenwagen noch davonrennen können? Wann wird aus Spaß Arbeit? Spätestens nach 35 km würden wir uns verfluchen und quälen, denn unser Trainings- und Gesundheitszustand gibt einen Marathon einfach nicht her.

25 km und ein wenig Schummeln

Das Chateau Rothschild ist damit unser letztes Schloss. Leider gibt es hier wider Erwarten keinen Wein. Dabei hatten wir doch erst 9 Gläser! Wir lassen den Besenwagen passieren und laufen durch den Schlosspark. An dieser Stelle engt sich der Marathonkurs ein wenig ein und man kann zu Fuß zu Km 40 durch kleine Ortschaften laufen. Der Himmel ergießt sich noch einmal wie aus Kübeln und schon scheint wieder die Sonne. Vorbei an leckeren Weinreben und kleinen französischen Häusern schlendern wir rüber zu den finalen Kilometern des Médoc-Marathons. In einem kleinen Kiefernwäldchen nehme ich mir einen 15 cm großen Zapfen mit, den ich auch bis ins Ziel tragen werde.

Kurz vorm Käse kommen wir wieder auf die Strecke. Das Entrecôte und die Austern haben wir leider verpasst. Bei Km 41 gibt es Schokoladeneis am Stiel. Die Franzosen wissen, was sich gehört. Und sogar schminken kann man sich vor dem Zieleinlauf noch einmal lassen. „In Schönheit den Lauf beenden“. Wir lassen das. Wir sind auch so schön genug.

Gemeinsam laufen wir über den roten Teppich und die Ziellinie des Marathons. Bevor man ins Finisher-Zelt gelangt, werden alle Läufer über ihre Startnummern gescannt. Da wir unsere Chips entfernt haben, nachdem wir aufgehört haben, gibt es bei uns nichts zu scannen und so erhalten wir nur unsere Trostbecher für das Nachverpflegungszelt. Finisherbag mit Weinflasche und Medaille bleiben in Frankreich. Wenn wir ehrlich sind, haben wir sie uns ja auch nicht verdient, auch wenn wir heute fast 31 km gelaufen/gewandert sind. Dafür habe ich ja meinen Siegerzapfen!

Der Médoc-Marathon, meines Erachtens ein Event, das seinesgleichen sucht. Ein bisschen wie Disneyland, nur mit Alkohol. Wer auch mal (wirklich) Spaß bei einem Wettkampf haben will, sollte sich diese Veranstaltung zumindest einmal antun und alle Ambitionen über Bord schmeißen. Médoc ist einfach eine riesengroße Party. Und ich konnte für mich feststellen: Laufen und Wein trinken geht erstaunlich gut. Da weiß ich, was im Winter in meine Trinkblase kommt. Glühwein 😊

Die schönsten gesichteten Kostüme

This slideshow requires JavaScript.

Und wenn man schon in Frankreich ist…

…fährt man einfach mal die Stunde von Bordeaux zum Atlantik und genießt einen Tag am Strand mit hohen Wellen, Waffeln und dem durchwachsenen Atlantikwetter.

Ein großer Dank geht an der Stelle auch noch einmal an unseren großartigen Fotografen, der sich durch alle Massen und Weinberge gekämpft hat, um uns beim Trinken…äh Laufen zu erwischen!

 

 [:]

[:de]10 ½ Tipps gegen geplagte Wander- und Läuferfüße[:]

[:de] 

Unsere Füße sind unser wichtigstes Gut beim Wandern und Laufen. Kilometer um Kilometer müssen sie uns tragen, teilweise auch mit ordentlichem Gepäck auf dem Rücken. Daher solltest du deine Füße hegen und pflegen. Ein paar Tipps dazu findest du hier.

 

Vor dem Wandern

Fleißig Cremen

Geschmeidige Fußhaut ist weniger anfällig für Blasen und Fußbrennen, als trockene, rissige Haut. Daher solltest du deine Füße schon weit vor der Wanderung regelmäßig mit Cremes pflegen,  die für eine weiche, gepflegte Fußhaut sorgen. Ich nutze gerne z. B. Gehwohl Extra, welches auch noch gut nach Lavendel und Thymian riecht und gleichzeitig Fußpilz vorbeugt.

Passende Einlagen

Seit ich mir durch den Laufsport und/oder lange Wandereinheiten einen Ermüdungsbruch zugezogen habe, weiß ich, wie wichtig Einlagen sind. Kein Schuh von der Stange ist auf das individuelle Fußgewölbe angepasst, so dass im Prinzip jeder Mensch passende Einlagen braucht, um Schwachstellen auszugleichen. Hierzu kannst du dich bei deinem Orthopäden beraten lassen, welcher dir dann entsprechende Einlagen verschreibt.

Fußmuskeln trainieren

Gerade die Fußmuskeln werden oft im Training vernachlässigt und sind wenig ausgeprägt. Um Verletzungen im Fußbereich vorzubeugen, solltest du zum einen öfter einfach mal barfuß laufen und ergänzend deine Fußmuskeln mit ein paar Übungen gezielt aufbauen. Ein paar einfache, aber wirkungsvolle Übungen findest du hier.

Nägel schneiden

Jeder zweite hatte sie schon mal: blaue Zehennägel. Durch zu hohen Druck auf den Zeh einsteht unter dem Nagel ein unschöner Bluterguss, der Nagel löst sich früher oder später ab. Ursachen können zu eng sitzende Schuhe sein, aber auch zu lange Zehennägel. Gerade vor einer längeren Wanderung, aber auch für den Laufsport, sollten deine Zehennägel möglichst soweit gekürzt werden, dass bei der sportlichen Aktivität kein Druck ausgeübt werden kann.

Beim Wandern

Die richtige Socke

Ganz wichtig neben der Wahl des passenden Wander- oder Laufschuhs sind die richtigen Socken. Verzichte möglichst komplett auf Baumwollsocken. In ihnen bekommst du schwitzige Füße, denn das Fußklima kann Baumwolle nicht regulieren. Ideal sind Socken mit Merinoanteil, denn damit wird zudem noch der Geruch in Schach gehalten. Auf meiner Trekkingtour in Lappland haben sich die Outdoorsocken von CEP mit Kompression, Merinoanteil und Druckstellenschutz bewährt.

Cremen, salben, schmieren

Auch während des Wanderns kann das Pflegen der Füße in den Pausen helfen, der Gefahr von Blasen oder Wundscheuern vorzubeugen. Gehwohl eignet sich hierfür, aber auch Anti-Blasen-Sticks von Compeed, Hirschtalg und ähnliche. Einige Cremes haben zudem eine kühlende Wirkung, was nach vielen Stunden und Kilometern eine Wohltat ist.

Schuhe aus

Lass Luft an deine Füße, wenn du eine längere Pause planst. Wenn ein Bach in der Nähe ist, kannst du deine geschundenen Füße ein wenig abkühlen. Wichtig ist, sie hinterher wieder gut abzutrocknen. Ggf. kannst du die Pause auch für einen Sockenwechsel nutzen. Sitzen deine Schuhe/Socken aber perfekt, verzichtest du bei kurzen Pausen auf das ausziehen. Never change a running/walking system.

Blasen pflegen

Blasen sind lästig, können aber auch mal bei der erprobtesten Socken-Schuhkombination auftreten. Daher solltest du hierfür immer gewappnet sein, denn eine schmerzende Blase kann schnell das Vergnügen trüben oder die Wanderung ganz zum Abbruch führen. Ein paar Tipps und Mittelchen findest du hier.

Nach dem Wandern

Fußbad

Gönne deinen Füßen nach den Strapazen ein wohltuendes Fußbad. Das entspannt nicht nur deine Füße, sondern auch dich selbst, wenn die ätherischen Öle aufsteigen und du tief einatmest. Außerdem helfen Fußbäder, lästigen Krankheiten wie Fußpilz vorzubeugen. Ein paar Rezepte zum Selbermachen eines Bades findet ihr hier.

Und wieder cremen

Sagte ich schon, wie wichtig eincremen ist? Auch nach der Wanderung gilt, was davor und dabei gut ist: gepflegte, seidige Füße. Letztlich könnt ihr dafür die gleichen Cremes, z. B. Hirschtalgcreme, verwenden, die ihr auch schon zur Vorbereitung und während der Wanderung genutzt habt.

Schuhwechsel

Auf langen Trekkingtouren habe ich leichte Outdoor-Sandalen dabei, um meinen Füßen nach den Stunden in Wanderschuhen eine Abwechslung zu bieten. Fürs Lagerfeuer oder die paar abendlichen Runden ums Zelt braucht es letztere nicht mehr und die Füße atmen quasi erleichtert auf. Im eher städtischen Gebiet oder nach Trainings für 100-km-Läufe freue ich mich dagegen, in eins meiner vielen Paar Fellschuhe zu schlüpfen. Das weiche Fell an der strapazierten Fußsohle fühlt sich so viel besser an als jede andere normale, noch so gepolsterte Sohle. Wer das auch mal ausprobieren mag, findet bei Planet-Sports ein paar gute Angebote.

Drum pfleget immer gut eure Füße! Sie werden euch mit vielen Kilometern und wunderschönen Aussichten belohnen.


Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Planet-Sports, wurde aber wie immer völlig unabhängig und mit meiner eigenen Meinung verfasst. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt genommen.[:]

[:de]Las Vegas und seine Konsequenzen für den Marathon[:]

[:de]Mal wieder gab es ein Attentat. Mal wieder hat es die USA erwischt. Mal wieder starben viele unschuldige Menschen. Trotzdem ist diesmal vieles anders. Und wird es Konsequenzen haben.

Nach den Attentaten in Paris, Manchester, Nizza und Berlin, um nur einige zu nennen, gab es Wellen von Facebook-Accounts, die mit temporären Profilbildern der getroffenen Nation ihre Anteilnahme zeigten. Auf den Fluren der Büros oder in den Reihen der Freundschaften wurde ich immer wieder angesprochen, wie schlimm das doch sei. Dies alles waren Attentate mit terroristischem Hintergrund aus Richtung des IS oder ähnliche Gruppierungen.

Und diesmal, nach dem Attentat in Las Vegas? Gefühlt nichts! Niemand außer den Nachrichtensendern scheint darüber zu sprechen. Auch auf Facebook geht das Leben seinen gewohnten Gang als wäre nichts passiert, obwohl am 01.10.2017 im Schnitt genauso viele Menschen gestorben sind wie bei den vorher genannten. Ist das ein deutsches oder europäisches Phänomen? Denken wir vielleicht, das Problem war hausgemacht, weil ein Einheimischer im Land des erlaubten Waffenbesitzes durchgedreht ist? Oder sind es einfach zu viele Anschläge in zu kurzer Zeit, um immer wieder festzustellen, wie schlimm das ganze doch ist?

Sicherheit ist eine Illusion

Ich mache mir dieser Tage jedoch sehr viele Gedanken darüber. In 26 Tagen fliege ich an den Ort des Geschehens und in gut einem Monat bin ich dort zum Halbmarathon angemeldet. Schon gestern hat sich der Veranstalter per Email und über Facebook geäußert und verspricht, sich zum passenden Moment mit den Behörden und der lokalen Sicherheit darüber zu unterhalten, wie man uns Teilnehmern ein sicheres Event garantieren kann.

Soll ich euch was sagen? Eine solche Sicherheit gibt es nicht und wird es nie geben, egal, wie sich Staat, Polizei und Militär engagieren und verbiegen. Egal, wieviele Überwachungskameras installiert werden, egal, wieviel Vorratsdatenspeicherung betrieben wird, egal, wieviel Polizeipräsenz vor Ort ist. Was will man auch tun? Alle Koffer der Hotelbesucher durchleuchten und die Zimmer mit Überwachungskameras ausstatten? Zuschauer an der Strecke verbieten? Sämtliche Autos in den Garagen und umliegenden Blocks nach Bomben untersuchen? Wer einen Weg finden will, findet ihn.

Der Attentäter passt bislang in kein Profil. Er war kein computerspielesüchtiger Jugendlicher, kein armer, vom Sozialstaat vernachlässigter Bürger, kein vom IS bekehrter Extremist. Er war ein 64-jähriger Rentner, gut betucht und nach Aussagen von Bekannten ein netter Mann von nebenan. In diesem Fall sogar wortwörtlich. Keine Vorratsdatenspeicherung hat geholfen, seine Pläne zu durchschauen. Keine Sicherheitskräfte konnten die Schüsse verhindern, die 20 Minuten lang aus dem 32. Stock des Hotels auf die Konzertbesucher niedergingen.

Genau so hätte es auch beim Médoc-Marathon passieren können. Dort gab es Einlasskontrollen der Läufer und Begleiter, Rucksäcke und Taschen wurden untersucht. Die französische Polizei patrouillierte im Startbereich mit Maschinengewehren. Alles auf Sicherheit getrimmt. Aber schon 3 km weiter staute sich die Masse in einem kleinen Örtchen, tausende fast bewegungslose Läufer in einer engen Häuserschlucht. Zuschauer und andere kamen ohne Probleme jederzeit an die Läufer ran und in die Masse hinein. Wer hier hätte angreifen wollen, hätte freies Spiel gehabt. Sicherheit ist daher in meinen Augen eine Illusion.

Was passiert nun in Las Vegas?

Was wird mich wohl in Las Vegas erwarten? Ehrlich gesagt, ich mag es mir eigentlich gar nicht ausmalen. Ich halte fast jedes Szenario für möglich, um den Teilnehmern vorzugaukeln, alles sei nun super sicher. Aber wie will man das anstellen in einer Stadt, in der die Läufer auch hier durch Häuser- und Hotelschluchten laufen, wo überall Menschen sind? Es lassen sich wohl schlecht alle Hotels rund um den Marathon räumen. Oder doch?

Für mich geht inzwischen sehr viel Lebensqualität und Leichtigkeit bei solchen und ähnlichen Massenevents verloren. Ob es die nur noch DIN A5-große Handtasche ist, die ich in ein verregnetes OpenAir-Konzert mitnehmen darf, ob ich als Läufer einmal von oben nach unten abgetastet werde, ob Betonblöcke rund um Weihnachtsmärkte errichtet werden und Polizisten mit Maschinengewehren gegenwärtig sind, ob alle meine Daten und die potentieller Terroristen abgefangen und ausgewertet werden… Sicherheit gibt mir das alles trotzdem nicht. Schon gar nicht als Einwohner einer Großstadt wie Berlin und regelmäßiger Teilnehmerin an Wettkämpfen mit tausenden Teilnehmern.

Sicherheit gibt es nicht? Naja. So ganz stimmt das nicht. Und das sage ich gern jedem, der mich mal wieder fragt, ob ich denn keine Angst habe, alleine in der Wildnis wandern zu gehen. Dort wird sich sicher kein Irrer mit zehn Koffern voll Waffen hin verlaufen. Dort wird auch kein LKW durch Menschenmassen heizen, weil es einfach keine Massen gibt. Und solche Menschen brauchen die Massen, brauchen die Medien. Ja, im Backcountry, weitab der Zivilisation, wo niemand außer mir ist, fühle ich mich am sichersten. Und das ist eine Sicherheit, die mir keine Überwachung, Kontrolle, Einzäunung oder Abschottung geben kann. Zum Glück werde ich einen Großteil meines Urlaubs genau dort verbringen. In Sicherheit.[:]

[:de]Mein 1. DNF und ich freu mich drauf![:]

[:en] 

 

 

 [:de]Seit ich an Laufwettkämpfen teilnehme, und das sind immerhin schon viereinhalb Jahre, war ich immer stolz auf meine blütenweiße DNF-Weste. Kurz für die Nicht-Läufer unter euch: DNF steht für Did Not Finish und meint, einen Wettkampf zwar begonnen, aber nicht beendet zu haben. Abgebrochen also.
Bislang habe ich jeden meiner angetretenen Wettkämpfe bis zum Ende durchgezogen. Nicht immer war das sinnvoll oder gar gesund. Aber der (falsche?) Ehrgeiz hat mich stets nach vorn getrieben. Aufgeben war keine Option.

Mit dem morgigen Tag endet diese Zeit. Mein erster DNF wird kommen. Und es ist mir egal.

Morgen startet im französischen Pauillac der Médoc-Marathon. Der Marathon, bei dem es im Schnitt alle zwei Kilometer Wein an den Verpflegungspunkten gibt. Bei dem alle im Kostüm laufen. Wo es nach den ersten zwei Kilometern Frühstück mit Croissants gibt. Bands, Orchester, Weinberge, Schlösser, Käse, Austern, Entre-Côte und Eis. So einen Lauf sagt man nicht ab. Das sagt selbst mein Orthopäde, der meinen Ermüdungsbruch behandelt hat und weiß, dass an Marathontraining nicht zu denken war.

In den letzten drei Monaten bin ich gerade mal gute 13 Kilometer gelaufen. Ich war wandern, trekken, im Fitnessstudio. Aber ich mache mir nichts vor, ich bin gänzlich untrainiert für einen 42 KM-Lauf. Die Distanz zu wandern wäre eine machbare Option gewesen. Leider beträgt das Zeitlimit aber 6:30 Stunden. So schnell zu wandern schaffe ich nicht einmal im nüchternen Zustand, geschweige denn mit Wein alle Nase lang.

Daher bleibt, sich damit abzufinden. Und eigentlich gefällt mir der Gedanke ganz gut. Ich, die nach einem Glas Wein meist schon hackedicht ist, hätte doch die Ziellinie sowieso nach dem fünften Stand nicht mehr gefunden und daher erst nach gut zwei Dritteln zum ersten Becherchen mit dem guten Traubensaft gegriffen. Und so steht der Plan: nach rund 23 KM wird Schluss sein.

Da es meiner lieben Begleitung Sam auch nicht viel besser mitgespielt hat, hat sie uns folgende Taktik verordnet: 2 KM laufen, 800 m wandern. Und zwar von Anfang an. Wandern vorzugsweise dann, wenn es Wein gibt, denn auch den nehmen wir komplett mit. Für uns wird es ein Genusslauf. Spaß, Trunkenheit, Landschaft, Leute. Savoir-vivre, wie der Franzose sagen würde.

Mein erster DNF kommt. Ich laufe ihm im Elvis-Look und Sonnenbrille entgegen und es tut nicht mal weh. Darauf trinke ich einen. Prost!

 

[:]

[:de]Produkttest: Formbelt – Ein kleines Platzwunder[:]

[:de]Kurz bevor mir mein Fuß den Kampf ansagte, flatterte bei mir ein Laufgürtel ins Haus, der meine Probleme mit der Utensilienunterbringung auf elegante Weise lösen sollte: ein Formbelt. Diesen hatte ich netterweise vom Hersteller direkt zu Testzwecken zugesandt bekommen und war schon sehr gespannt, ob er denn ein bestimmtes Kriterium erfüllen könne. Jegliche Laufgürtel, die ich bislang besessen hatte, waren während der Laufaktivität immer wieder verrutscht. Mal sehen, ob der Formbelt hier abhilfe leisten kann.

Zum Glück hatte ich den Gürtel gleich bei meinen nächsten zwei Läufen dabei. Da ahnte ich ja noch nicht, dass es erstmal die letzten sein würden. Mit dem Rennsteiglauf über 21 km Wald- und Schotterweg sollte der Gürtel schon mal eine ordentliche Herausforderung bekommen. Aber erstmal zu den Features.

Modelle, Taschen und Ösen

Den Formbelt gibt es als Original-Variante und als Plus. Plus bedeutet zum einen, dass er etwas breiter ist als das Original, um z. B. größere Handys auf zunehmen. Zudem hat er ein Frontfach mit Reißverschluss. Es gibt ihn leider nur in schwarz. Wer es bunt haben möchte, schaut sich das Original-Modell an, welches es in vielen verschiedenen Farben gibt. Schön wäre es natürlich, diese Farbauswahl auch beim Plus-Modell zu haben. Ich habe mich aufgrund meines iPhone 6s mit Outdoorhülle für das Plus-Modell zum Testen entschieden.

Der Formbelt Plus ist also vorne mit einer Reißverschlusstasche ausgestattet, die auch direkt von vorn befüllt werden kann. Innen ist sie auf beiden Seiten mit Nähten beschränkt, das Fach an sich aber immer noch sehr groß. Da der Gürtel zwar wasserabweisend, aber nicht wasserdicht ist, wird ein kleiner Zippbeutel dazu geliefert. Zudem gibt es zwei weitere Öffnungen (hinten und vorne), über die verschiedenste Gegenstände im Gürtel plaziert werden können, z. B. Taschentücher, Energieriegel o. ä. Über die beiden Öffnungen ist der Platz quasi endlos, denn die Sachen lassen sich fast komplett im Gürtel hin- und herschieben. An der Frontöffnung findet sich darüberhinaus ein flexibles Schlüsselband mit Karabiner.

Formbelt im Praxistest

Zum Rennsteiglauf füllte ich den Gürtel mit meinem Handy, was komplett in der Reißverschlusstasche verschwand. Den Zimmerschlüssel klippte ich an den Karabinerhaken und die hintere Tasche wurde mit einem Energiegel befüllt. Am sinnvollsten ist es, den Gürtel erst überzustreifen und dann am Körper zu füllen. So lässt er sich leichter “anziehen” und die Gegenstände dann direkt in die Position verschieben, wo sie am besten aufgehoben sind.

Ich trug den Gürtel nahezu hüftig, da ich Laufgürtel in Bauchnähe nicht unbedingt mag. Durch das breite Band saß er auch gut und schnitt nirgendswo ein. Die Gegenstände im Gürtel störten überhaupt nicht. Da ich während des Wettkampfs immer mal Bilder machen wollte, holte ich das Handy recht oft aus der Tasche. Herausnehmen und wieder verstauen funktionierte prima. Nach etwa 10 km fing der Gürtel aber leider an, nach oben zu wandern. Zupfen und andere Kleideranordnung (Gürtel nun unter der Laufshirt und direkt auf der Hose) halfen leider nur kurzzeitig. Vielleicht trage ich einfach nur besonders glitschige Sachen, aber leider gehört auch dieser Gürtel zu denen, die sich während erhöhter Aktivität ihren eigenen Platz suchen. Meine Empfehlung an dieser Stelle, auch wenn es im ersten Moment eventuell seltsam klingen mag: Anti-Rutschaufsätze wie es sie z. B. bei halterlosen Strümpfen gibt. Die würden das Verrutschen sicher verhindern.

Beim Inlineskaten hatte ich das Rutsch-Problem im übrigen nicht. Da blieb der Gürtel da, wo er sein sollte. Beim Skaten hüpft man eben nicht so viel auf und ab.

Fazit

Der Formbelt ist gut durchdacht und nimmt jede Menge “Gepäck” auf, ohne dass man sich fühlt als hätte man einen Granatengürtel um die Hüfte. Da es ihn in verschiedenen Konfektionsgrößen und nicht nur in Einheitsgröße gibt, hat man genau das für sich passende Modell. Der Preis ist für dieses schöne Gadget sehr fair.

Wünschenswert bleibt eine größere Farbauswahl beim Plus-Modell und eine Anti-Rutschgummierung an der Innenseite. Dann kann er sich wirklich “der beste Laufgürtel” nennen.

 


Der Formbelt Plus wurde mir für den Test freundlicherweise von der Firma kostenfrei zur Verfügung gestellt. Den Testbericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.[:]