Tag Archives: Wandern in Berlin

[:de]40 km Grunewald – Eine Wandergruppe… is ja doll![:]

[:de]Dass meine erste selbstgeführte Wanderung 2018 noch im März eine klassische Winterwanderung werden würde, hatte ich bei der Planung so nicht geahnt. Anfang Januar hatte ich mit Blick auf den Kalender festgestellt, dass sowohl der Januar als auch der Februar gut mit offiziellen wie inoffiziellen Events gefüllt sind.
Im März ist es eh schöner und wärmer, dachte ich, als ich den 4. März für eine Wanderung mit 40 km ohne konkrete Strecke ankündigte. Januar und Februar waren für deutsche Verhältnisse überraschend warm ausgefallen. Aber das sollte nur eine Täuschung gewesen sein. Während die Vögel schon tirilierend in den Bäumen saßen und die Krokusse bereits ihre weißen und lila Köpfchen aus diversen Wiesen streckten, dachte sich der Winter: jetzt komm ich nochmal richtig!

-12 Grad zeigt das Thermometer, als ich die Route für meine Märzwanderung plane. Wohin nur? Bei den Temperaturen weit raus aus der Stadt ist keine gute Idee und viele fangen die Saison ja auch jetzt erst an, schaffen also noch keine 40 km. Aus einer schon längst geplanten Sommerroute durch den Grunewald stricke ich kurzerhand eine wintertaugliche und lade alle Teilnehmer zum Start am U-Bahnhof Ruhleben ein.

Hilfe, das Handy ist weg

Von mir zu Hause aus sind es gute 50 Minuten bis Ruhleben. Unterwegs treffe ich auf Diana, Christian und Hanna. Wir quatschen munter bis zur Zielstation, steigen aus und finden unten am Eingang eine bunte Traube Wanderwütiger. Fast alle sind da. Alle, bis auf Max. Der sitzt gemütlich im warmen Auto und lässt auf sich warten. „Fragen wir ihn doch mal, wie lange er noch braucht“, denke ich und greife zu meinem Handy. Ins Leere. Da, wo es sein sollte, ist es nicht. Und auch bei allen Alternativaufbewahrungsstellen finde ich es nicht. Hab ich doofe Kuh jetzt echt mein Handy in der Bahn liegen lassen? Ich renne hoch. Zum Glück ist Ruhleben der Endbahnhof der U2. Die Bahn steht noch dort und wartet auf die Wiederabfahrt in die andere Richtung. Ich hechte zum Abteil, wo wir saßen. Kein Handy. Ich frage eine dort sitzende Frau, ob sie ein Telefon gefunden hat. Nein. „Aber da drüben liegt doch was“, sagt sie. Tatsächlich liegt gegenüber von dort, wo ich saß, gut getarnt mein Telefon. Weiß der Fuchs, wie es da hin kam. Egal. Mit unglaublicher Erleichterung husche ich wieder nach unten zu meiner Wandergruppe. Während wir unser typisches Start-Gruppenfoto machen, kommt dann auch Max. Es geht los!

Spieglein, Spieglein

Unser Weg führt uns zur Murellenschlucht. Dort wollte ich schon einige Zeit hin, denn es soll ein wunderschöner Trail sein. Und das stimmt auch. Schon kurz nach Verlassen des Bahnhofes biegen wir rechts in den Wald ab. Sümpfe und Moorlandschaft umgeben den Waldweg. Und alles ist gefroren. Die Sonne strahlt durch die Baumwipfel und lässt das Eis glänzen. Bei einem Blick nach hinten erscheint mir unsere Gruppe auf einmal ums doppelte gewachsen. Ach nee, sind Trailrunner. Die laufen hier wahrscheinlich jeden Sonntag. Nun, heute sind wir hier. Wie eine Horde ultralangsamer Trailrunner bewegen wir uns durch den Wald und blockieren ihre Strecke, so dass sie sich woanders langschlängeln müssen.

Aus der Schlucht heraus geht es ordentlich bergauf und ich höre Geschnaufe hinter mir. Kalt ist sicher niemandem mehr. Wir sind jetzt genau hinter der Waldbühne. Hier stehen überall am Weg – völlig deplatziert – Verkehrsspiegel rum. Es soll wohl ein Kunstprojekt sein, erzählt mir jemand. Ein Mahnmal für den nationalsozialistischen Hintergrund der Murellenschlucht, wie ich später herausfinde. Ich glaube viel eher, dass die Spiegel dazu dienen, bei Konzerten besser Leute zu sehen, die über den Zaun der Waldbühne klettern.

 

Dass wir bei dieser Tour die sechsspurige Heerstraße an einer ampellosen Stelle überqueren müssen, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Umso größer sind meine Augen als wir an der Stelle ankommen und ich eine Assoziation zu Frogger habe. Das ist ein putziges kleines PC-Spiel aus den 80ern, bei dem man Frösche über eine Straße bringen muss, ohne dass sie überfahren werden. So ungefähr muss das dann aus Autofahrersicht auch aussehen, als 35 bunte Quakfrösche über die startbefahrene Heerstraße hüpfen, aber heil auf der anderen Seite ankommen.

Wir biegen auf Pichelswerder ein, eine kleine Halbinsel, die noch zu Spandau gehört. Direkt am südlichen Ufer sind Schirme und Stände aufgestellt und ein Mann lässt sich zum Fenster raushängen. Ob die hier Glühwein haben?
„Hey, habt ihr Glühwein?“ „Na klar. Roten und weißen!“ Es sind zwar noch keine 7 Km gewandert, aber Glühwein schreit nach Pause. Einige huschen aufs improvisierte Örtchen, viele holen sich Glühwein und Kuchen und wärmen sich kurz an der Feuertonne auf, in der um halb elf morgens schon das Feuer knistert.

 

Im Blindflug durch den Grunewald

Bevor wir wieder aufbrechen, gebe ich meine Rolle als Navigator kurzerhand an Melli ab. Ich sehe nämlich seit ein paar Kilometern so gut wie nüscht mehr. Meine Augen zeigen mir deutlich, dass sie die Investition in ein neues, teureres Paar Kontaktlinsen missbilligen und schmieren irgendwelchen Kram von innen rauf. Ich sehe nur noch Nebel und den Bildschirm meines Handy kann ich schon gar nicht mehr richtig erkennen.

Und so trotte ich dann selbst mitten in der bunten Masse mit, glücklich, dass jemand anderer nun erstmal den Weg weist. Die ungewöhnliche Sanddüne im Grunewald kennen die meisten noch nicht. Ich freue mich immer sehr, meinen Mitwanderern neue Ecken Berlins und Brandenburgs zeigen zu können. Fast alle gehen automatisch direkt auf den Gipfel und dann gleich weiter zu der kleinen Eisfläche am Fuße der Düne. Blind wie ich bin, traue ich mich trotzdem hier rauf, denn der Tümpel ist klein genug, um gut durchgefroren zu sein. Ein bedrohliches Knacken aber lässt fünf von uns aufhorchen, als sie alle zusammen auf einer Stelle stehen. Bloß runter hier.

 

Nach guten 18 km kommen wir an unserer ersten (und einzigen) richtigen Pause an und veranstalten wie so oft einen Flashmob bei McDonalds. Während sich die meisten eine kleine Stärkung holen, verschwinde ich erstmal zur Toilette und putze die hässlichen Linsen. Erst danach erkenne Miri, die dort zu uns stößt und mich zu einem fetten Stück Schokotorte verführt.

Ich see was, was du nicht seest

Kurz nach Wiederaufbruch gelangen wir zur Krummen Lanke und sehen uns einem Meer von Spaziergängern und Ausflüglern gegenüber, die wie die Wilden über die Eisfläche auf der Krummen Lanke flitzen. Ein wenig verführerisch sieht es schon aus. Aber haben die Minusgrade nicht erst vor einer Woche eingesetzt? Wie dick kann die Eisschicht auf ein doch recht großen See schon sein? Nicht sehr, wie uns einige hundert Meter weiter bewusst wird. Auf der Seeseite, an der wir gerade vorbei gehen, ist noch nicht einmal eine dünne Eisschicht, sondern offenes Wasser. Auf dem Schlachtensee sehen wir das vom erhöhten Weg aus nochmal deutlicher. Die Schlittschuhfahrer und Eisbegeher sehen das von der Seite, von der der sie die Eisfläche aus betreten, wahrscheinlich nicht. Sogar ein Zelt steht dort bedrohlich nah an der Grenze zwischen Eis und offenem Wasser. Alles Anwärter für den Darwin-Award, wie jemand später treffend schreibt.

Ich kann zwar nach der Linsenreinigung wieder alles klar sehen, aber etwas anderes trübt nach gut 24 km mein Vergnügen. Mein linker Fuß tut genau an der Stelle weh, die mir schon nach dem Ostseeweg solche Schmerzen bereitet hatte, dass ich hinterher kaum noch auftreten konnte. Sind meine Füße auf einmal nicht mehr kompatibel zu meinen geliebten Hiking-Schuhen? Ich habe die „Schuhzunge“ im Verdacht. Einige schmerzvolle Kilometer weiter (die schon gar nicht mehr hätte gehen sollen), schnürt mir Miri die Zunge vom Gelenk weg, damit sie nicht mehr drückt. Und ich laufe weiter.

Schwan drüber und Schwein gehabt

Ein wenig seelische Linderung bringt der Anblick dutzender Schwäne, die in Ufernähe der Havel übers Eis watscheln und im Wasser gründeln. Ein Mikropäuschen für alle, auch die, die die Schwäne ignorieren. Der Hammer zum Schluss kommt ja noch. Erstmal scheuche ich alle den Karlsberg hoch, der zum Grunewaldturm führt. Am Ufer zu bleiben, wäre auch nicht caro-like gewesen. Dafür spare ich uns aber den Schlenker über Schildhorn, der uns sicher 300 m Fußweg spart.

 

Stattdessen geht es alsbald rechts wieder in den Wald, gefährlich nah an verführerischen BVG-Bussen vorbei. Die Sonne senkt sich langsam über den Baumwipfeln hinter uns herab. Es wird wohl knapp, den Gipfel des Drachenbergs noch pünktlich zum Sonnenuntergang zu erreichen. Viele sehen schon richtig kaputt aus und dazu zähle ich auch mich dank meines Fußes. Neben mir schreit Aivin auf einmal auf. Eine Wildschweinrotte guckt uns von links nur einige Meter entfernt an. Frischlinge sind auch dabei. Etwa sieben Schweine gucken etwa 20 Wanderer an. Und andersherum. Den Schweinen wird’s zuerst zu blöd und sie trollen sich zurück in den Wald.

 

Kurz bevor sich der Weg gabelt – rechts hoch zum Berg, links drumherum – stelle ich jedem den Aufstieg frei. Ausnahmslos alle entscheiden sich für… rechts! Der Aufstieg ist steil und hart. Oben weht ein fieser Wind und ich höre jemanden sagen: „Da hinten ist ja mal Zivilisation zu sehen!“ Ja, diese Tour hat sich nicht nach Stadt angefühlt. In der Dämmerung wuseln wir den Berg hinab. Die Glühweinpause hat uns leider den Sonnenuntergang dort oben gekostet.

 

Nur ganz wenige Meter trennen uns nun noch vom Ziel am S-Bahnhof Heerstraße. Nach neun einviertel Stunden finden wir uns zum Abschlussfoto dieser Winterwanderung bei bestem Wetter zusammen. Es war ein schöner Tag.

Ich hoffe, ich sehe ganz viele von euch ganz bald wieder!

Die Strecke zum Nachwandern

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[:de]Berliner Polarnacht – Fehler wie ein Anfänger![:]

[:de]Fehler machen wie ein Anfänger. Und das nach hunderten von Wanderkilometern, davon zahlreiche in der kühlen bis kalten Winterzeit. Ja, auch das passiert (mir) mal. Zum bereits dritten Mal bin ich zur Berliner Polarnacht angemeldet. Beim ersten Mal vor zwei Jahren kam ich etwa 30 km weit. 2017 gab es dann die erste Urkunde zum erfolgreichen Überleben der damals wirklich harten 50 Km der Nacht. Vereiste und verharschte Böden mit ausreichend Schnee, um die Gelenke zu quälen, hatten mich mehrfach an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Dies Jahr war ich von Anfang an nicht sicher gewesen, ob ich die 50 Km durchziehe. Ich war seit Mitte November, seit dem Halbmarathon in Las Vegas, einfach zu faul gewesen. Bis auf einige wenige Alibi-Läufe und die Glühweinwanderung waren da keine sportlichen Highlights zu verzeichnen gewesen. Nun könnte ich als Vorwand den immensen Zeitaufwand für die Fjällräven Polar-Bewerbungsphase als Grund vorschieben, aber wenn seien wir mal ehrlich: eine Stunde für eine kleine Laufrunde ist doch immer irgendwo drin. Egal. Ich war also völlig untrainiert und wollte die Polarnacht für einen neuen Motivationsschub nutzen. Dafür eignen sich Anmeldungen zu Wettkämpfen immer!

Um 18 Uhr treffen wir uns zum präventiven Kohlenhydratspeicherauffüllen in einer Lokalität am S-Bhf Gesundbrunnen. Frisch gestärkt geht es um kurz vor 20 Uhr zum Treffpunkt los, wo Wolfgang Pagel und seine Helfer schon fleißig Listen abstreichen, Geld einsammeln und Routenbeschreibungen verteilen. Selfies werden geschossen, für Gruppenfotos zusammengerottet und Punkt 20 Uhr bewegen wir uns zu etwa fünfzigst in die Berliner Nacht. Mit etwa 1 Grad ist es winterlich kalt, aber der Boden eis- und schneefrei.

Ich habe mir zwar eine Papierkarte von Wolfgang eingesteckt, aber eigentlich nur für den Notfall. Selbst auf das Herunterladen der Strecke habe ich diesmal verzichtet. Ich möchte mich einfach mal treiben lassen, wenn ich schon nicht diejenige bin, die die muntere Truppe durch den nächtlichen Stadtdschungel führt. Das klappt auch richtig gut. Quasi von Beginn der Wanderung bis kurz vor Ankunft am 23 km entfernten Pausenziel habe ich keine Ahnung, wo ich gerade bin. Diese Gegend Berlins ist mir völlig fremd. Aber ich unterhalte mich vortrefflich mal mit dem einen, mal mit dem anderen. In der Dunkelheit erkenne ich im Zweifel auch erstmal gar nicht, mit wem ich da gerade rede.

 

Dumm gelaufen

Die amüsanten Gespräche sind sicherlich auch der Grund, warum sich zwei ungute Gefühle noch ganz gut unterdrücken lassen, die sich nach etwa 15 km immer weiter geistig und körperlich in den Vordergrund drängen: meine Oberschenkel und der Hintern frieren und ich muss auf Toilette. Bezüglich Zweiterem quält mich mein Magen zusehends mehr, aber eine Aussicht auf Erleichterung gibt es nicht. Zu schnell und ohne Anhalten bewegt sich die Masse. Max, der nur mal kurz in den Busch verschwunden war, brauchte 20 Minuten, um uns wieder einzuholen. Und wenn Max schon bei geringstmöglicher Auszieh-Zeit und hoher Aufholgeschwindigkeit schon so lange braucht, habe ich als Weibchen keine Chance, meine Mitwanderer jemals wieder zu finden

„Die kalten Schenkel hätte ich aber echt vermeiden können“, denke ich. „Ziehst dir fünf Schichten am Oberkörper an, wovon schon mindestens zwei zuviel sind… aber an den Beinen haste nur eine dünne Schicht. Wie doof ist das denn?“ Ich erinnere mich nun, im letzten Jahr mit langer Unterhose gestartet zu sein.

 

Um 0:25 Uhr landen wir am S-Bhf Zitadelle in Spandau und in der dortigen McDonalds-Filiale. Beim erleichternden Toilettenbesuch reicht ein flüchtiger Blick auf meine Oberschenkel, um zu wissen: Weitergehen in die immer noch kälter werdende Nacht macht einfach keinen Sinn. Zumindest nicht bis zum Ende der 50 km. Knallrot ist meine Haut dort überall und eiskalt. Eigentlich würde ich gerne trotzdem noch einige Kilometer mitwandern und so wie vor zwei Jahren nach gut 30 km aussteigen. Leider lässt das aber die geänderte Streckenführung nicht zu. Ab hier weiterzulaufen heißt, bis zum Ende zu laufen, denn es gibt keine öffentlichen Bahnhöfe mehr an der Route. Und auf die Spandauer Busse möchte ich mich nicht verlassen. Ich bin nicht die einzige, die so denkt und so steigen rund zehn Wanderer an diesem Punkt aus.

Als ich nachts um drei in Lichterfelde ankomme und die unglaubliche Ruhe genieße, bin ich zwar einerseits froh, jetzt ins Bett zu fallen. Andererseits ärgere ich mich dennoch richtig über meine Dummheit, ohne eine zweite Schicht um die Beine losgegangen zu sein. Manchmal muss man Fehler eben zweimal machen, damit sie sich für immer einprägen.

 

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[:de]Fjällräven Classic 2017 – Tag 3: Von Höhepunkten und Trennungen[:]

[:de]Von vorne lesen? Hier geht es zu Tag 1


Frühes Aufstehen lohnt sich. Denn wer sich am dritten Tag des Fjällräven Classic gegen halb acht aus seinem Zelt schälte, wurde Zeuge eines wunderbaren Naturschauspiels. Eine Herde aus über 100 Rentieren (wer Zeit hat, kann auf dem Bild genau nachzählen) zog in einiger Entfernung am anderen Flussufer gen Norden und bescherte uns einen Anblick, wie man ihn wohl nur in den Weiten Lapplands erwarten kann. Warme Sonnenstrahlen und eine Rentierherde zum morgendlichen Instant-Kaffee… was kann es schöneres geben?

Unserer selbstauferlegten Disziplin folgend brechen wir um 9 Uhr mit Sack und Pack Richtung Sälka, unserem nächsten Checkpoint auf. Der sollte etwa 9-10 Kilometer entfernt sein und eine Sauna für die Teilnehmer bereithalten. Vier von uns wollen diesem heiß-fröhlichen Vergnügen für ein paar Stunden frönen und richten uns bereits auf einen sehr langen Wandertag ein, denn die anderen fünf wollen indes schon weiterziehen und es geht ja heute auch noch über den Pass. Pläne werden geschmiedet, wie wir uns dann am Abend wieder zusammenfinden wollen, denn der Trennungsschmerz wäre heute noch zu groß. Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns und lässt die Sonne vom Himmel strahlen. Das Türkisblau der Flüsse und Wasserfälle, die wir immer wieder überqueren, kommt besonders schön zur Geltung und lässt uns immer mal wieder staunend innehalten.

Was sind wir heute schnell

Zu unserer aller Überraschung kommen nach schon 6,5 km ein paar Häuschen in Sichtweite. Da kann doch nicht schon Sälka sein? Doch, da steht ein blaues Checkpoint-Zelt in der Mitte. Und so sammeln wir bereits um 11:50 Uhr unseren nächsten Stempel und Nachschub an gefriergetrocknetem Futter ein. Das Saunahäuschen steht etwas weiter unten direkt am Fluss, in dem man sich nach dem Saunagang abkühlen kann. Voller Vorfreude hüpfen wir Richtung Sauna… um dann mit hängendem Kopf wieder zur Gruppe zurück zu kehren. Sauna gibt es erst ab 16 Uhr. So lange wollen wir dann doch nicht warten. In Alesjaure, dem übernächsten Checkpoint gibt es ja auch nochmal eine Gelegenheit auf Sauna und so können wir zu neunt noch länger weiterziehen. Zumindest statte ich aber noch schnell einem meiner liebgewonnenen Toilettenzelte einen Besuch ab. Dass diese gegenüber fest installierten Toilettenhäuschen wegen der guten Luft durchaus zu bevorzugen sind, habe ich schon in Singi festgestellt. Darin befindet sich ein kleines Plastikklo mit einem integrierten Urinseparator. Was für ein schönes Wort. Letztlich hängt in einer Klobrille eine Plastiktüte für „hinten“ und ein Trichter für „vorne“. Klopapier gibt’s vom Stock. Spartanisch, aber gut.

Der heutige Tag ist mein persönliches landschaftliches Highlight. Wir wandern durch das grüne Valley, rechts und links erheben sich majestätisch die Berge schwedisch Lapplands. Ein paar Kilometer weiter finden wir uns an einem kleinen See wieder, in dem eine Möwe dekorativ auf einem Stein hockt und uns scheinbar fasziniert zuschaut. Wiesen mit knallgelben Sumpfdotterblumen und kleinen Tümpeln säumen unseren Weg und links begleitet uns ein mächtiger rauschender Fluss durchs Tal.

Unsere Mittagspause verbringen wir am Fuße eines kleinen Hügels und direkt in Flussnähe. Während die Gaskocher angeschmissen werden, suche ich erstmal meine noch nassen Klamotten raus. Für die 10 Tage Trekking habe ich je zwei Paar Socken und zweimal Unterwäsche dabei, die täglich gewechselt und gewaschen wird. Irgendwie muss der Kram ja trocken werden und so hängt mein Höschen dann eben beim Mittagessen zwischen den Trekkingstöckern. That´s trail life! Einen schönen Anblick gibt es dafür auf der anderen Flussseite, wo uns ein kleiner Regenbogen quasi ins Land der Gummibärenband verzaubert, so kitschig mutet das an.

Auf zum Höhepunkt

Nach der Mittagspause wartet der gefürchtete Aufstieg zum Tjäktapass, dem höchsten Punkt des Fjällräven Classic, auf uns. Auf dem Höhenprofil unseres Wanderpasses sieht der Anstieg respekteinflößend aus. Bis dorthin geht es noch gemächlich weiter durchs Valley. Während wir uns wieder durch Matschepampe gemixt mit Felsen kämpfen, wird mir immer wärmer und ich ziehe Schicht für Schicht aus.

Aus einiger Entfernung sehen wir gut, wie sich die kleine Kette aus Wanderern den Pass nach oben windet und bald schon stehen wir selbst am Fuße der Bergschneise, die es zu überwinden gilt. Ich latsche allen voran locker flockig die Höhenmeter entlang. Irgendwie habe ich gerade Energieüberschuss. Außerdem will ich den anstrengenden Aufstieg schnell hinter mich bringen. Ich latsche und latsche… und plötzlich bin ich schon fast oben. Am Meditationsplatz lasse ich meinen Rucksack fallen und nutze die Gelegenheit, den unglaublichen Ausblick über das zurückgelegte Valley zu fotografieren. Unsere vierpfotigen Begleiter sind wenig begeistert, den Aufstieg an der Leine zurücklegen zu müssen. Da ich schon mal oben stehe, werden die Hundis einfach losgelassen und fetzen den Berg hoch… um sich dann von Janine und mir einfangen zu lassen. So geht Hundebergtransport!

Ein paar Höhenmeter sind es noch, dann sehen wir die Schutzhütte am Tjäktapass. Ein fieser Wind weht hier oben, so dass wir uns erstmal auf die Rückseite der Hütte verkrümeln. Der Gipfelwhisky, den ich in kleinen Plastikfläschchen mitgeschleppt habt, ist jetzt endlich fällig und schmeckt hier oben gleich doppelt so gut. Nach einem halberfrorenen Gruppenfoto vor der Schutzhütte stellen wir fest, dass diese sogar offen ist. Warum nicht gleich so? Hier drin ist es gleich viel weniger windig, so dass wir uns nochmal zu einem Foto zusammenrotten. Der höchste Punkt ist damit geschafft. Und gleichzeitig auch schon 75 km des gesamten Treks. Auf einmal ging das doch sehr schnell.

Zeltplatzsuche par excellence

Lange halten wir uns nicht am Pass auf, denn der Wind ist zum einen eisig, die Zeit vorangeschritten und wir müssen ja auch noch einen Zeltplatz finden. Gemäß der Streckenbeschreibung braucht es nach dem Pass dafür einige Kilometer, da dahinter erstmal eine lange Steinwüste folgt. Und die Streckenbeschreibung hat recht. Wo man hinblickt: Steine! Nun, ich liebe Steine. Aber zeltbar ist diese Gegend hier nicht.

Wir wandern und wandern bis es schon richtig spät ist und wir einiges an Kilometern hinter uns gebracht haben. Jetzt endlich einen Zeltplatz zu finden, wäre klasse. Jeder potentiell schöne Platz wird bei näherem Begutachten jedoch wieder verworfen. Der Wind weht überall einfach zu heftig. Also geht es weiter. In der Ferne erblicken wir nun auch schon den nächsten Checkpoint, Tjäktja, und beschließen, mangels gutem Zeltplatz, dort in der Nähe nach einem passenden Platz zu suchen.

Am Checkpoint gibt es zum Stempel noch herrlich heißen Kaffee und die großartigsten Brownies der Welt. Auf einmal zerstreut sich die Gruppe. Zwei wandern in die eine Richtung zur Zeltplatzsuche, zwei in eine andere. Bei Gruppen bekommen aber von der Suche der jeweils anderen jedoch nichts mit, so dass der Rest erstmal verdutzt im Gras sitzt, seine Brownies isst und wartet, was passiert. Während Gruppe 1 nach gefühlter Ewigkeit wieder zurückkommt und uns einen nicht ganz so windigen Platz für die Nacht zeigt, bleibt Gruppe 2 verschwunden. Erst ein Suchtrupp in Form von Steve holt die beiden wieder zurück. Ralf sieht´s gelassen, während Martin über die mangelnde Abstimmung schimpft und meint, er hätte den perfekten Platz ganz hinten am Horizont gefunden. Da schon alle Zelte aufgebaut sind, bleiben wir beim Platz mit reduzierter Qualität.

In einer Senke finden wir uns für allabendliche Real Turmat-Essen vom Gaskocher ein. Mir ist schon wieder so kalt, dass ich mich fast komplett in meinen Schlafsack kuschele und gefüttert werden muss. Ralf tut es mir gleich und so sitzen wir wie die Raupen mit den anderen beim Essen. Alt wird heute keiner von uns, denn der Tag war schön, aber sehr anstrengend. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen verschwunden sind, tun wir es ihnen gleich und verschwinden in den Zelten mit dem Wissen: morgen steht tatsächlich eine Trennung bevor.

 

– Weiter geht es zu Tag 4 –

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[:de]Eine kurze Geschichte des Mammutmarschs 2017[:]

[:de]

 

erzählt von Martin R.


 

Langsam wird es wieder hell. Zu dem dumpfen Pochen meiner Füße und den brennenden Fußsohlen gesellt sich sukzessive ein leichtes Stechen im linken Knie. Das ist mein mit mir selbst vereinbartes Signal, dass ich an der Grenze dessen angekommen bin, was ich meinem Körper zumuten will. Noch eine knappe Stunde bis zum Streckenposten bei KM 59. Ich schaue nach oben in den dämmrigen Himmel, dann zu Lukas und Daria, die sich neben mir wortlos Schritt für Schritt weiter kämpfen. Wie zum Geier bin ich hier gelandet…

Januar 2017. Ich sitze in der Uni, als mein Freund Lukas anruft. “Martin, läufst du mit mir den Mammutmarsch?” – “Bist du völlig bescheuert?” – “Ja, aber du ja auch, und mit normalen Leuten kann man sowas nicht machen” – dieser Argumentation habe ich nichts entgegen zu setzen. Er meldet uns beide an. Ich fange an mich einzulesen, schreibe viel mit einem Bekannten aus den USA, einem Marine außer Dienst, der natürlich beruflich viel gewandert ist und nun an GoRuck-Events teilnimmt. Es sind noch 5 ½ Monate bis zum Marsch, also wird ein Trainingsprogramm ausgearbeitet, mit steigenden Strecken und Gewicht. Das Ziel ist es, einmal mit 15kg 70km zu laufen. Dann sollte der Marsch mit weniger Gewicht, dafür 30km mehr, eigentlich gehen.

Letztendlich läuft es dann doch ganz anders. Am Morgen des 27.5. stehe ich in der Küche, schmiere Brote und lasse die Vorbereitung Revue passieren. Wir waren in den letzten 5 Wochen 3-mal draußen, haben 40, 45 und 50 km gemacht. Ich hatte Probleme mit meinen Schuhen – die zu diesem Anlass angeschafften Meindl Wanderstiefel haben mir mit zerbröselnden Einlegesohlen Blasen beschert, mit neuen Einlegesohlen ergab sich eine Druckstelle oben an der Ferse. Ich wollte noch Wanderstöcke besorgen, aber die sind so teuer und ich konnte keine mehr ausleihen. All das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich packe meinen Rucksack zu Ende, verabschiede mich von Meiner Freundin und setze mich in den Bus zum Ostkreuz.

16:30 Uhr

Wir stehen am Start. Um mich herum sehe ich wirklich alles vom durchtrainierten Läufer, komplett in Funktionskleidung und mit GPS-Uhr am Arm, über den Bundeswehr-Soldaten in voller Montur (wie er es in den langen, dicken Klamotten überhaupt aushält ist mir schleierhaft) bis hin zu einer Gruppe Teenager in Sneakers – ein Mädchen in Flipflops hat an ihren Eastpak-Rucksack außen eine Flasche Apfelschorle gebunden. Lukas und ich sind irgendwo dazwischen. Der Countdown ertönt, wir laufen los. Wir entscheiden uns, uns an die Spitze des Pulks zu setzen. Dort kommen wir ins Gespräch mit Christian, Nadine, Antje und Steffen, die uns  adoptieren – auch Daria gabeln wir noch auf. Die vier sind Wiederholungstäter, wir drei adoptierten sind zum ersten Mal dabei.

Der Weg zum ersten Streckenposten verläuft ereignislos – es ist sehr warm, ich schwitze trotz luftiger Sporthose und dünnem Funktionsshirt. Wir zuckeln gemütlich mit 6km/h um den Müggelsee. Am Posten geht es ganz schnell. Zwei Milchbrötchen, ein Cranberry-Riegel, Wasserblase komplett füllen für die 28km bis zum nächsten Posten. Antje ergänzt ihre komplizierte Fuß-Tape-Konstruktion um zwei weitere Streifen und dann geht es direkt weiter. Kurz danach folgt die erste anstrengende Stelle – der Weg geht fast 6km geradeaus, an Bahnschienen entlang, der Boden ist entweder uneben und steinig oder lockerer Sand. Staub von den Füßen der hunderten Wanderer vor uns liegt in der Luft. Aber auch das geht vorbei.

Am S-Bhf Friedrichshagen werden unsere Begleiter von ihrem Support-Team begrüßt. Es gibt lange Kleidung und Elektrolyte, heißen Guarana-Tee und Haribo. Die Laune ist gut. Die Schuhe bleiben an, wir verbringen den Großteil der 8min “Pause” mit Dehnen, das hilft. Der nächste Teil der Wanderung ist der schönste. Wir haben noch nicht mal 30km runter, es geht durch den Wald, über Wiesen und sogar eine kleine Holzbrücke über einem Bach. Daria legt einen ordentlichen Schritt vor, Lukas und ich ziehen mit. Die Veteranen machen etwas langsamer, bleiben hinter uns zurück – mit Blick auf die von Unterstützern vorbeigebrachte Suppe bei 35km beschließen wir bei 30km kurz zu warten, bis sie wieder aufschließen.

23 Uhr

Wir sind am S-Bhf Neuenhagen. Helge empfängt uns mit heißer Hühnersuppe. Hier machen wir unsere erste echte Pause. 20min sitzen, Schuhe aus, Füße lüften, etwas Dehnen. Die Suppe ist unglaublich lecker – nach 35km und 6.5h wandern genau das richtige. Die Temperaturen sind aber immer noch okay für luftige Sporthose und dünnes Shirt. Es geht gegen 2330 weiter. Langsam wird es etwas anstrengend. Die Fußsohlen brennen und fühlen sich sehr warm an, auch die ersten Druckstellen machen sich inzwischen bemerkbar. Der Weg führt bald auf ein Feld, der Sternenhimmel ist unglaublich, aber so richtig genießen kann ich das nicht mehr. Meine Füße schmerzen jetzt schon auf einem Niveau, was ich aus den Trainingswanderungen nicht kenne. Nach einigen Minuten des Gehens mit gesenktem Kopf merke ich, dass die Monotonie des vorbeiziehenden, im Licht der Stirnlampe feucht glitzernden Grases Sehstörungen verursacht, der Weg scheint zu verschwimmen. Ich fange ein Gespräch an, um mich abzulenken – worum es ging, weiß ich nicht mehr.

1 Uhr

Wir sind am Streckenposten bei 44km. Ich ziehe eine lange Hose an, friere plötzlich. Wasser auffüllen, mich zwingen etwas zu essen. Hunger habe ich keinen mehr, nur ein flaues Gefühl im Magen. Einige Leute holen sich hier ihre Urkunden, der Bus fährt halb voll zum Bahnhof Strausberg. Die Nacht fordert ihre ersten Opfer. Ich verabschiede mich innerlich von den 100km, hoffe aber die 74 noch zu schaffen. Für uns geht es weiter. Bis zum Bahnhof Strausberg zieht uns die Musik aus dem tragbaren Lautsprecher unserer Adoptivgruppe – dort treffen diese aber auf ihr Support-Team. Wir gehen weiter. Etwas später beginnt der Himmel langsam heller zu werden. Die letzten 5 Kilometer bis zum 59er ziehen sich gefühlt endlos hin.

4:20 Uhr

Wir biegen auf einen Parkplatz ein, überqueren diesen und gehen durch das Vereinshaus des SV Grün-Weiß Rehfelde. Ich setze mich auf die Treppe zum Eingang und weiß in diesem Moment ganz sicher: Für mich ist hier Feierabend. Auf meiner Urkunde landet letztendlich 59km in 11:59. Eine Zeit und Strecke, mit der ich zufrieden sein kann.

 

Was ist falsch gelaufen?

Erstmal sicher das Training. Zu wenig Strecke, zu spät tatsächlich angefangen, vor allem das Gewicht des Rucksacks hat mir beim Marsch zu schaffen gemacht. Sollte ich es noch einmal probieren, werde ich beim nächsten Mal sicher mit mehr Gewicht trainieren.

Die Ausrüstung war suboptimal. Ich war einer von ganz wenigen, die schwere Wanderschuhe getragen haben. Trailrunning- oder normale Sportschuhe scheinen die deutlich bessere Wahl für Brandenburg zu sein. Ich hatte zu viel Zeug dabei, was ich letztendlich nicht brauchte. Statt einer langen und einer kurzen Hose wäre eine zipp-Hose gegangen, das wechsel-funktionsshirt hätte man sich sparen können, das Baumwollhemd war unnötig. 4 Paar Socken sind auch zu viel, aber da nehme ich lieber eines mehr mit als eines zu wenig zu haben.

Ich hatte zu viel Essen dabei. 10 Stullen, 400g Studentenfutter, 1kg Nudelsalat – und davon habe ich zu wenig gegessen. Ich schätze, dass mein Magen recht unzufrieden damit war, nur so selten etwas zu bekommen. Außerdem habe ich bis Mitternacht sehr viel geschwitzt, die Verluste hätte ich sicher durch Elektrolytpulver ausgleichen können, die hatte ich aber nicht eingepackt. Gegen Ende habe ich gefühlt doppelt so viel gepinkelt wie ich getrunken habe.

Alles in allem war es eine tolle Erfahrung, auch wenn ich es nicht bis ins Ziel geschafft habe. Meinen großen Respekt an jeden, der sich dieser Herausforderung gestellt hat, und Ehrfurcht vor denen die am Ziel angekommen sind. Danke an die Organisation und die vielen Helfer, die die Strecke gesichert und uns mit Essen versorgt haben – und natürlich die Sanis, die gute Arbeit geleistet haben. Danke dass ihr alle da wart.[:]

[:de]Von Wunder-Lauch and why Karma is a bitch [:]

[:de]

66 km durch die Döberitzer Heide und Sacrow

Endlich ist wieder Sommer. Zumindest war er da für einen Tag, denn schaut man dieser Tage, kurz vor Mai, aus dem Fenster und aufs Thermometer, hat man gute Chancen, DAS zu sehen: Schnee! Da wir davon bei unseren Wanderungen im Januar und Februar schon genug hatten, war es nur recht und billig, mit Sonne und warmen Temperaturen gesegnet zu sein.

Ausnahmsweise geht es diesmal an einem Sonntag auf die Pirsch. Nicht ganz uneigennützig, denn ich war ja gestern Abend mal eben noch den Airport Night Run als Personal Pacerin gelaufen und die Zeiten hätten sich gebissen. Ausgeschlafen ist jetzt nicht das Wort, was mir über die Lippen kommt, als ich um 7:30 Uhr in den Zug Richtung Dallgow steige. An jeder Station kommen mehr arme Irre in Wanderklamotten dazu. Punkt 8:30 Uhr geht’s los auf die Tour. Warten müssen wir heute nicht, denn der nächste Zug käme sowieso erst in einer Stunde. Ein kleiner Trupp, der schon einen Bahnhof weiter gestartet war, hat das Zeitmanagement auch im Griff und stößt pünktlich zu uns.

Die Döberitzer Heide mit ihren Bisons wartet auf uns. Entlang staubiger Wege führe ich die Menge aber erstmal auf etwas, was sich als Berg betitelt… aber nicht danach aussieht. Wo ist denn hier der Gipfel? Zeit für ein Päuschen. Testweise will ich heute mal alle Stunde bis anderthalb Stunden Pause machen, dafür jeweils nur für 10 Minuten. Angeblich soll man mit diesem System weiter kommen, als würde man laufen bis man nicht mehr kann. Mal sehen.

Kurz nach dem Berg merke ich, dass ich so gut wie gar nichts mehr sehe. Ein Nebelschleier hat sich anscheinend auf meine Kontaktlinsen gelegt und ich schaue wie durch Zuckerwatte. Nicht mal mein eigenes Handydisplay erkenne ich mehr. Damit navigiert es sich verdammt schlecht, aber zum Glück ist vorne jemand, der weiß, wo es langgeht. Nachdem ich jedoch nicht mal mehr erkenne, ob die braunen großen Dinger da Pferde oder Rindviecher sind, mache ich doch mal kurz halt und versuche, die Linsen zu säubern. Klappt zumindest so lange, um zu erkennen: es sind Bisons.

Ein Wunder von Lauch

Überquert man beim Verlassen der Döberitzer Heide die B2, gelangt man direkt in den Königswald und den malerischen Potsdamer Ortsteil Sacrow. Dem folgen wir immer am Ufer, entlang des Krampnitzer Sees, Jungfernsees, der Havel und dem Königssee. Dort, wo es vom Ufer mal kurzzeitig weggeht, duftet es auf einmal verführerisch würzig nach – ja was eigentlich? Schnittlauch? Zwiebeln? Knoblauch? Wo kommt hier mitten im Wald dieser Geruch her? Um uns herum wächst nur Kram, der Schneeglöckchen erstaunlich ähnlich sieht, aber keine sind. Das sei Bärlauch, klärt mich jemand auf. Dass auch das nicht ganz richtig ist, finde ich erst später in einer Bilderrecherche raus, denn wie Bärlauch sah das Zeug nicht wirklich aus. Es ist Wunder-Lauch, auch bekannt als Berliner Bärlauch. Der Wunder-Lauch wächst und blüht vor dem Bärlauch und breitet sich wiesenartig aus. Einige von uns fangen auf einmal an, wie Kühe um sich herum zu grasen. Frischer als hier, bekommt man das Grünzeug sicher nicht.

Die Halbinsel Sacrow ist vielseitig. Kaum sind wir aus dem Königswald raus, stehen wir schon im Schlosspark, dann vor der imposanten und einzigartigen Heilandskirche (hier wurde z. B. KeinOhrHasen gedreht), um dann den kleinen Ausläufer Meedehorn zu umwandern, der hauptsächlich mit Kleingärten bebaut ist. Alle Gaststätten haben geschlossen, daher muss es das Wasser aus dem nachbarlichen Gartenschlauch tun, um die Wasserblasen aufzufüllen.

Karma is a bitch

Kurz vor dem ersten Ausstiegspunkt bei 32 km quatsche ich so mit Christoph. Der erzählt mir von seiner Erkältung am Hals. Dass die sich bei ihm nur auf den Hals beschränkt, amüsiert mich königlich und ich lache mit Miri zusammen tränen. Die nächsten Sekunden verlaufen dann wie in Zeitlupe. Ich sehe noch die Wurzel und wie sich mein Fuß darin verfängt. Der Waldboden kommt daraufhin meinem Gesicht immer näher und irgendwas klatscht mir von hinten in den Nacken und auf den Kopf. Mein Schienbein durchfährt ein ruckartiger Schmerz. Und dann liege ich da, mitten im Dreck. Der Deckel meines Rucksacks war nicht richtig geschlossen und liegt auf meinem Kopf, mein Sonnenbrille habe ich plattgedrückt und verbogen. Hände sandig-waldig und beim Aufstehen sehe ich auch, warum mein Schienbein so weh tut. Einmal schön an der Wurzel blutig geschrammt. Aua!

Hätte ich mal meine Klappe gehalten und mich nicht so amüsiert. Statt dessen muss ich mich über meine eigene Tolpatschigkeit einfach nur wegpacken. Ich hätte meinen Abflug zu gern in Zeitlupe gesehen. Slapstick kann nicht besser sein.

Eigentlich wäre da die Bushaltestelle im Ortsteil Kladow genau der richtige Zeitpunkt gewesen, um mit der triefenden Wunde auszusteigen. Schließlich war ich ja so oder so in Zeitnot, denn am nächsten Tag ist ja schon wieder Spreewaldmarathonpaddeln angesagt. Aber nein. Caro latscht weiter. „Die paar Kilometer noch bis S-Bhf Pichelsberg gehen auch noch“. Die paar Kilometer sind im Übrigen 21 km. Gute vier Stunden Fußweg also. Vernunft abgeschaltet, Bein ordentlich desinfiziert (noch mal Aua) und weiter. Das Wetter ist halt so schön und die Gesellschaft so nett.

Den letzten beißen die Hunde

Ein kleines Grüppchen hat den Ausstiegspunkt quasi überrannt und ist meilenweit vor uns hinteren. Bei einer Gaststätte machen sie gerade Pause und ich bekomme Bilder von Kugeleis über die lahme Mobilverbindung geschickt. Das macht Vorfreude und ich vergesse sogar mein schmerzendes Schienbein. Eine gefühlte Ewigkeit (für beide Seiten) später, kommen wir endlich auch bei der Gaststätte an.

Da sitzt noch unser Vorläufer-Grüppchen und knabbert genüsslich am Eis. Aber ratet mal was: das Eis ist alle! Stattdessen gibt es nur eine schnöde Cola. Ob das auch noch die Auswirkung des Karmas ist?

Wir raffen uns gemeinsam wieder auf. Gut so, denn je ruhiger ich mich verhalte, umso mehr macht sich das Schienbein wieder bemerkbar. Der bewaldete Weg entlang des Westufers des Sacrower Sees lenkt zum Glück ab. Irgendwie ist der Tag aber heute doch anstrengend. Habe ich mich doch noch nicht gut genug vom Airport Run erholt? Ist es das plötzliche Sommerwetter gepaart mit drohendem Sonnenbrand? Die Strecke? Keine Ahnung, aber ich bin nicht die einzige, der es so geht. Bei der nächsten Kurzpause nach 41 km am nördlichen Ende des Groß Glienicker Sees beschließen wieder ein paar sonst unschlagbare Wanderer, den Bus Richtung Spandau zu nehmen. Und auch für mich steht ab hier fest: bis Pichelsberg lauf ich nicht mehr. Und bestelle mein persönliches Shuttle.

Dem Sonnenuntergang entgegen wandern wir entlang der Rieselfelder und sehen noch den Bus nach Spandau an uns vorbei fahren. Nach 46 km freue ich mich, dass da ein Auto auf mich wartet und meine geschundenen Knochen nach Hause fährt. Ja, für heute reicht es. „Morgen früh um 8 Uhr geht es schon wieder in den Spreewald, zum Marathonpaddeln“, denke ich. „Und du hast weder gepackt noch eingekauft!“ Und während ich das so denke, sehe ich im Vorbeifahren die anderen weiterwandern. Wohlgemerkt auf der falschen Route.

Wer die landschaftlich wunderschöne Strecke nachwandern möchte, findet sie hier

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[:de]Jahresauftakt-Wanderung: 35 km aufs Glatteis geführt[:]

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Die Jagdsaison hat wieder begonnen. Die Jagd auf Kilometer. Kilometer, die mich, dich und uns näher an unsere persönlichen Jahresziele bringen sollen, sei es der Mammutmarsch, Ostseeweg, Megamarsch oder die Horizontale. Egal. Wir wollen uns fit machen und dazu rückten am 21.01.2017 unglaubliche siebzig (!) Menschen in Hohenschönhausen an, um gemeinsam auf die erste Trainingswanderung zu gehen. Ganz viele bekannte und lieb gewonnene Gesichter waren da, aber auch einige motivierte Neuankömmlinge, über die ich mich besonders gefreut habe.

Grün im Beton - Startgruppe

Schon letztes Jahr war die erste Wanderung angesichts der winterlichen Bedingungen eine Herausforderung. Das sollte diesmal nicht besser werden. Schnee und Eis. Fast die gesamten 35 km lang. Nun ja. Einige waren das ja schon von der Polarnacht gewohnt. Einen stadtnahen Kurs hatte ich gebastelt, der trotzdem viel Grün (in unserem Fall Weiß) versprach und etliche Ausstiegspunkte für die eigene Planung und das eigene Können.

Um 9:30 Uhr stapften wir also los. Schon nach den ersten Metern war klar: das wird eine anstrengende Wanderung. Immer wieder glitschte mein rechter Fuß in die eine Richtung, der linke in die andere. Äußerste Vorsicht und kleine Tippelschrittchen waren angesagt. Ziemlich schnell waren wir aus der Stadt raus und hatten einen schönen Blick auf die Felder, sofern man sich traute, den Blick vom Boden zu heben. Die Wuhle, ein kleines Flüsschen durch den geographischen Osten Berlins, begleitete uns alsbald zu unserer rechten.

Nach gut acht schlüpfrigen Kilometern hatte ich die Besteigung des Großen Ahrensfelder Berges geplant. Der Weg da hoch sah allerdings nicht besser aus als der bislang schon zurückgelegte Weg. Option 1: den Dingen trotzen und sich mühsam hochwinden, Option 2: vorsichtig weiter um den Berg unten herumschliddern. Etwa 30 Tapfere/Verrückte entschieden sich tatsächlich für Option 1, so dass sich unsere Gruppe an der Stelle erstmal trennte. Und wer die Route so plant, der muss da natürlich auch hoch. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen. Schneefreie Flächen ausmachen und nutzen. Atmen nicht vergessen. Nachdem der erste Abschnitt gemeistert war, bot sich erstmal das gesamte Bild dessen, was noch auf uns wartete. Ein steiler, vereister und verschneiter Abhang. Ziemlich viele fragten sich, warum genau sie sich um Himmels Willen für Option 1 entschieden hatten. Die letzten Stufen – natürlich auch von Eis überzogen – und der Anblick von oben war eine kleine Belohnung für die Mühe. Auf dem “Gipfel” wäre ein schöner Pausenplatz gewesen. Im Sommer. Bei Sonnenschein. Und 20 Grad. Heute war hier nur eine weitere Eisfläche zu finden. Kurz verschnauft und runter ging es wieder. Wir konnten die anderen ja nicht so lange in der Kälte frieren lassen.

Grün im Beton - Ahrensfelder Berg Gipfel Panorama

Der Weg hinunter war dann die eigentliche Herausforderung. Wo es nicht durchs Eis glatt war, war es glitschig durch den vom weggetauten Schnee nassen Matsch. Ein paar Unglücksraben landeten dann doch im Dreck, manch einer auch mehr als einmal. Zum Glück ohne schlimmere Folgen.

Tippel, tippel an der Wuhle entlang und dann ein ganzes Stück geradeaus, geradewegs nach Mahlsdorf, wo unser erster Pausenplatz wartete. Flashmobartig fielen wir bei Burger King ein. Ein Fastfood-Brater sollte doch mit etwa 50 Menschen klarkommen. Dachte ich. Die Realität sah leider anders aus. Die Filialmitarbeiter waren völlig überfordert und der Kaffeeautomat das Nadelöhr schlechthin. Zeit, auf Toilette zu gehen, war genug, denn die letzten kamen erst nach einer dreiviertel Stunde überhaupt zum Bestellen. Was landete auf meinem Tablett? Salat und gesunde Sachen… nicht. Ein Hot Blondie (die heiße Vanillesoße lief direkt aus dem Gebäck heraus), frittierte Zwiebelringe und… Eis! Na klar. War ja noch nicht eisig genug.

Mit Eis als Wegzehrung ging es weiter. Wir passierten die Kaulsdorfer Seen, die ich gar nicht so groß vermutet hätte. Etwas weiter südlich kehrten wir wieder nach Norden um und folgten dem Teil der Wuhle, den wir durch den Abstecher zum Burger König verpasst hatten. Ein paar wirklich schöne und interessante Gespräche hatte ich schon geführt, als wir am S-Bhf Wuhletal ankamen und für einige hier nach gut 25 km Schluss war. Gute Vorsätze, strotzende Motivation, Optimismus, Inspiration und Tatendrang… all das war mit uns auf dem Weg.

Den nächsten Berg, die Biesdorfer Höhe, lies ich angesichts der leidenden Mienen am Ende doch aus. Es reichte schon, den zur Abwechslung glatten Weg drumherum zu meistern. Ein paar Kilometer später fragte ich mich, warum uns eine kleine Horde Wanderer jagt. Wer ist denn noch so verrückt und vor allem: warum rennen die uns wie blöd hinterher? Eine kleine Gruppe hatte es sich doch zur Aufgabe gemacht, den Berg in Angriff zu nehmen. Der Abstieg war aber wohl weniger lustig gewesen und hatte immens Zeit gekostet. Tapfer, meine Lieben!

Die Dämmerung begann nach etwa 30 km, die bevorstehende Nacht anzukündigen. Einen kleinen Zwischenstopp, diesmal bei der Konkurrenz, hatte ich noch eingeplant. Die kamen irgendwie besser mit einem Rudel ausgehungerter Wanderer klar. Zwischen Curly Fries und Burgern kam dann die Idee auf, einfach der (geräumten) Hauptstraße zu folgen, statt wie geplant durch die Hintergärten zu schleichen. Zu sehen gäbe es da sowieso nicht mehr viel, da es inzwischen schon reichlich dunkel geworden war. Und noch mehr Eis… nein danke!

Die letzten drei Kilometer folgten wir daher einfach der Straße. Kein Rutschen, kein Gleiten, kein Schliddern. War doch auch mal schön! Nach guten 8 Stunden waren wir wieder am Anfang der Reise angekommen: am S-Bhf Hohenschönhausen. Erschöpft, aber glücklich versammelten wir uns zum schon Tradition gewordenen Abschlussfoto, bevor wir uns in alle Winde verstreuten.

34,7 km zeigte meine GPS-Uhr da an. Die konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Wie ein wildgewordener Lemming rannte ich noch drei Runden über den dunklen Parkplatz. 35 km! Gut, jetzt kann ich ins Auto steigen 🙂

Ich hoffe, die nächste Wanderung setzt uns nicht so zu. Vielleicht, ganz vielleicht, haben wir ja da schon ein bisschen Frühling! Ach ja, und Gregor muss uns unbedingt mal seine preisgekrönte Himbeer-Sahnetorte mitbringen, von der er mir so vorgeschwärmt hat. Ich kann seitdem an nichts anderes mehr denken…

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[:en]Schlemmertour 2016[:de]Schlemmertour 2016 – Eine Wanderung in den Süßigkeitenbergen[:]

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Vielen Dank, dass ich hier und heute die Ehre habe, einen Gastbeitrag zu schreiben und nicht wie gewohnt auf www.nordicfamily.de über meine Outdooraktivitäten berichte. Und meine neu entdeckte Leidenschaft für‘s Wandern und zwar für das Wandern längerer Strecken, ist ja auch mehr eine Aktivität unter der Kategorie „Nur die Mama!“

Während des Ostseeweges 2016 werde ich erstmals auf den Blog EarnYourBacon aufmerksam und bin erstaunt, wie viele Anhänger im echten Leben an Trainingswanderungen und persönlichen Treffen teilzunehmen scheinen. Das könnte etwas für mich sein, denke ich und behalte die Aktivitäten auf Facebook und im Blog im Auge.

Vor der Schlemmertour

Die „Schlemmertour“ wird angekündigt, 40 Kilometer, drei Fabrikverkäufe von Süßigkeitenherstellern sind auf der geplanten Strecke zu finden. Das könnte in allen Dimensionen etwas für mich sein und ich klicke “Interessiert“ – vor einer Woche wird daraus ein „Ich nehme teil“.

Ich habe vor knapp vier Wochen eine 40 Kilometer Wanderung absolviert, davor den Ostseeweg, davor wiederum kleinere Wanderungen, Waldläufe und naja ein bisschen Kung Fu Training, Jogging, Radfahren, was man halt so macht. Ich fühle mich jedenfalls einigermaßen gewappnet, bin trotzdem nervös, was mich erwarten wird und ob ich mit der Gruppe mithalten kann.

Ich versuche noch einige Bekannte zu motivieren, auch teilzunehmen, keiner kann kommen. So werde ich außer Carola Keßler erstmal niemanden kennen. Wie spannend.

Es ist Freitag, der Wetterbericht für Samstag zeigt erst einen Tropfen Regen und dann nachmittags zwei Tropfen Regen. In der Facebookgruppe  „Marschgruppe EarnYourBacon“ hat sich jedenfalls über die Wettervorhersage noch niemand geäußert – alles Wanderprofis. Nur körperliche Abgeschlagenheit und Arbeit sind Gründe, nicht an der „Schlemmertour“ teilzunehmen.

Der Start und die Grundausrüstung zur Schlemmertour

Ich entschließe mich, erst mal loszugehen. Es gibt ja auch schließlich Möglichkeiten, einen Bus oder die Bahn zu nehmen, und vorher aufzuhören.

Etwas überstürzt verlasse ich halb neun am Samstag das Haus, im Rucksack ein paar Kleinigkeiten zum Essen und Trinken verstaut. Er ist nicht ganz leicht. Entgegen meiner letzten guten Erfahrungen mit ausgelatschten Turnschuhen zu gehen, entscheide ich mich aufgrund des Wetters für meine wasserdichten, aber auch schweren Wanderschuhe. Weiterhin trage ich meine heißgeliebte Matschhose, atmungsaktiv und wasserdicht, darunter eine Merinowollhose, oben ein Merino Longsleeve, Woolpowerstrickjacke und eine Regenjacke. Eine Stunde S-Bahnfahren lässt das Gefühl aufkommen, dass ich zu warm angezogen bin.

Das erste Süßigkeiten Outlet

Wittenau im Norden von Berlin ist unser Treffpunkt. Schon auf dem Bahnsteig begrüßen sich wanderlustig aussehende Damen, vor dem Bahnhof versammelt sich ein Grüppchen, was in den nächsten Minuten zu 25-30 Leuten anwächst. Erwartungsvolle Gesichter schauen auf Handydisplays und plappern etwas von Schokolade und Keksen. Der Bahlsen Fabrikverkauf ist nur ein paar Meter entfernt.

gruppenbild

Vor dem Tor schießen wir erst einmal das obligatorische Gruppenfoto. Ich kämpfe mit meiner Wanderapp und möchte noch schnell die aktuelle Landkarte runterladen, deshalb schaue ich nicht wirklich in die Kamera – da sieht man mal, was so wichtig ist.

Die Mitarbeiterinnen an der Bahlsen Kasse schauen etwas ungläubig, als wir gegen kurz nach zehn den Laden stürmen. Ich schaue etwas ungläubig, als ich sehe, was für Mengen an Süßigkeiten in den Wanderrucksäcken verstaut wird. Ich selbst kann mich aufgrund dieser Wander App Geschichte nicht richtig auf die Auswahl konzentrieren und schnappe einfach spontan ein paar Dinge – darunter Cookie Aufstrich und etwas für die Füllung von Weihnachtskalendern für die Kids.

Nach einer Viertelstunde stehen alle wieder bereit zum losmarschieren. Die Rucksäcke sind prall gefüllt mit Kalorien. Wir laufen durch Wittenau, entlang großer Straßen und durch Industriegebiete. Das Wetter hält sich. Hin und wieder wird man angesprochen, was wir hier machen. So eine große Marschgruppe sieht man nicht alle Tage und in der Zeitung war unsere „Veranstaltung“ auch nicht angekündigt. Ich unterhalte mich angeregt und nehme eine Mischung aus trubeliger Stadt, Geschichten aus Nah und Fern wahr.

Ich wünsche mir, dass wir bald mehr in den Herbstwald gehen. So genau habe ich mir die Strecke vorher nicht angeguckt, aber ein bisschen Grün war schon zu sehen.

Auf Bahlsen folgt Storck. Beim eigentlichen Storckwerk werden wir auf einen anderen Ort verwiesen. Zum Glück ist dies nur ein kleiner Umweg. Auch hier werden Rucksäcke weiter gefüllt. Sogar raffinierte Tragekombinationen (siehe Bild) kommen zum Einsatz. Die Frage ist: Ab jetzt viel Essen und weniger tragen oder wie?

Ich stopfe mir beim Gehen ein Brötchen rein, ich befürchte, offizielle Pausen gibt es bei den Profis nicht.

Pause auf der urbanen Wanderung

Aber ich frag mal vorsichtig in die Runde. Carola hat sich nach Storck verabschiedet und war bei den letzten Wanderungen die Pausenkoordinatorin. So viele gemütliche Picknickplätze gibt es in der Stadt nicht. Entdeckung: Spielplatz mit Bänken. Eine echte Pause tut not. Bei mir jedenfalls. Ich schlürfe ein bisschen Kürbissuppe aus meinem Thermobehälter und trinke einen Kaffee. Schoki hat auch noch Platz. Und jetzt ein gemütliches Mittagsschläfchen – nein nicht wirklich – ich bin viel zu aufgeregt :). Wir sind jetzt knapp vier Stunden gewandert und ich rechne damit, dass wir ca. zehn Stunden brauchen.

Processed with Snapseed.

Zum Glück gibt es eine richtige Toilette an der Tankstelle nebenan. So sind eben urbane Wanderungen: Spielplatz als Picknickplatz, Tankstelle für sanitäre Einrichtung.

Aber es kommt auch noch anders. Wir schreiten, schlurfen und eilen auch durch Wälder und Gartenanlagen. Die Bäume sind noch einigermaßen belaubt. Wenn die Sonne scheinen würde, gäbe es hier einen Farbenwettstreit aus Gelb und Orange. Es duftet nach feuchtem Laub und nasser Erde.

Hier in den Wäldern begegnen uns wenig andere Menschen.

Schlemmertour

Schlemmer Regen auf Schlemmertour

Gegen drei fängt es an zu nieseln. Einer nach dem anderen zieht sich etwas über oder, ich staune wieder, kleine Schirme werden aufgespannt.

Es gibt aber auch das Prinzip: Ich lass mich nass regnen, am Ende ziehe ich mich um, dann bin ich wieder trocken.

Nun ich liege mit meinen wasserdichten Hosen und meiner Regenjacke irgendwo dazwischen. Ich freue mich über meine trockenen Füße. Es wird gegen vier immer dunkler.

In kleinen Straßen weisen die Laternen den Weg, in unwegsamen Gelände leuchten ein paar Stirnlampen.

Der Moment der Wahrheit

In Falkensee an einer T-Straße kommt der Moment der Wahrheit. Wer gehört hier zu den richtigen Cracks und was ist mit mir selbst? Biege ich nach links ab (Abbruch der Wanderung) oder nach rechts (Fortsetzung – kaum ein weiterer guter Ausstieg möglich). Laut Navi sind es noch 15 Kilometer bis zum Ziel, nach meiner Rechnung sind das 3 Stunden.

Ich stelle mir kurz vor, wie es jetzt in einer warmen Badewanne wäre. Aber dann denke ich mir, was sind schon 15 Kilometer und 3 Stunden im Regen laufen. Schließlich will ich wissen, wie das ist, vor allem was der Unterschied zu der sonnigen Herbstwanderung mit Heiko und dem halben Ostseeweg ist. Ich habe den großen Drang Erfahrungen zu sammeln, mit mir selber und meiner Ausrüstung und all den anderen motivierten Menschen.

Die letzte Etappe mit „der wilden Dreizehn“ Es bleiben Dreizehn Wanderer auf dem Weg zum Ziel. Für mich wird es ruhiger und beginne langsam eine Blase unter der linken Fußsohle zu spüren. Bei jedem kurzen Halt wird mir klar, dass Pausen in der Phase irgendwie nicht gut sind. Lieber schnell einen Apfel im Gehen wegschnurpsen und eine Tüte von den Mandeln, die ich bei Bahlsen erstanden habe. Meine Laufapp sagt mir, ich hätte schon über 2.000 Kalorien verbrannt – das sind 4 Tafeln Schokolade – Jippijeh.

Am Morgen erzählte ich meinem Mann noch, dass ich schon irgendwie vom Zielort wegkommen würde. Keine Sorge, er muss mich nicht abholen.

Mit jedem Kilometer wünsche ich mir mehr, dass da ein warmes trockenes Auto auf mich wartet und mich flugs nach Hause fährt. Ich höre eine tollkühne Geschichte von einer Wanderkollegin, die ihr Auto um halb sieben am Ziel abgestellt hat und dann anderthalb Stunden mit den öffentlichen zum Startpunkt gereist ist. Planung ist alles, denke ich und hoffe weiterhin auf meinen lieben Mann.

Die letzte Etappe der Schlemmertour im Regen

Weiter setze ich Fuß vor Fuß, höre nebenbei etwas von Ultraläufen, der Zugspitze und anderen Extremen. Ich bin wirklich blutige Anfängerin. Und überaus fasziniert von allem, was in dieses Metier gehört. Mittlerweile auch von wasserdichten Trailrunningschuhen, die wahrscheinlich die Hälfte von meinen schweren Wanderbotten wiegen. Nun ein Versuch war es wert und die Auswahl im Schuhregal war nicht so groß, aber für eine 40 Kilometer Wanderung mit über 50 Prozent Asphalt würde ich nicht wieder Wanderstiefel wählen. Eine Erkenntnis.

schlemmer-14

Tapfere 12 sind im Ziel der Schlemmertour 2016

Ich bin Bummelletzte und laufe fast auf die Gruppe auf, die stehen bleibt. Was ist los, denke ich und sehe vorne ein Auto, in dem ein Hund bellt. Wachschutz. Uff, nicht, dass wir hier nicht weiter laufen dürfen und wieder zurück (wie weit?) müssen. Rechts von mir sind Bahnschienen. Eine freundliche Wachschützerin erklärt, dass dies Bahngelände sei, wir dürften weitergehen, aber bis Bahnhof Elstal ist es noch ein Stückl. Ein dunkler Matschweg mit knöcheltiefen Pfützen ist unser Begleiter für die nächsten paar Kilometer. Ich hatte auch gar nicht damit kalkuliert, dass man bei unsicherem Untergrund und Dunkelheit auch langsamer wird. Die Kilometerangaben bis zum Ziel variieren auf den Geräten, auf einigen sind wir auch schon nicht mehr auf der Route, sondern auf einer Abkürzung.

Auf meinem Gerät sind wir schon bei knapp 41 Kilometern als wir wieder auf einer Asphaltstraße landen. Mein Telefon klingelt. Wo wir denn seien, mein geliebtes Abholauto wartet am Ziel.

Etwas umständlich mit nassen Fingern gelingt es mir dann doch meine Position elektronisch zu übermitteln und einige Minuten später hält ein Auto mit gleißenden Scheinwerferlicht neben mir auf der Straße. Wie wunderbar – mein Mann.

Es ist zwar ein bisschen geschummelt, nicht am Zielort gewesen zu sein, aber die 41 Kilometer sind geschafft. Wir fahren am Zielort vorbei und ich befürchte, dass man auf dem Gelände, eventuell noch ewig den erhofften Schokoladenladen gesucht hätte….. Amerikanisch anmutende Parkplätze und Shoppingmalls in Elstal. Die tapferen Zwölf haben es nicht mehr weit und freuen sich dann auch auf Wärme und Trockenheit.

Danksagungen

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mir nur so wenige Namen gemerkt habe, obwohl ich doch mit einigen erfahrenen Wanderern lange erzählt habe und sehr dankbar bin.

Danke an alle, die mich Anfängerin mit ihrer positiven Stimmung motiviert haben, die interessante Geschichten zum besten gegeben haben und uns sicher durch den Dschungel navigiert haben – ich freue mich wieder dabei sein zu dürfen. Danke an Carola Keßler für die Planung der Route und Melissa Steinberg für die Initiative.

Zum Nachwandern für Menschen mit großem Süßigkeitenhunger hier der Link zur Route “Schlemmertour 2016”.

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[:de]Wanderung von Spandau nach Buch mit Kneipp-Kur[:]

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Wandern und Kneippen in einem Naturbach bei Berlin? Wo gibt’s denn sowas? Wenn die Füße brennen, weil sie schon seit Rathaus Spandau unterwegs sind, freuen sie sich über ein kühles Bad in der Briese in Birkenwerder. Aber die Kneippanlage war gar nicht der eigentliche Auswahlgrund für die Strecke…

Als im April die ersten Bilder von Manuels Nachtwanderung von Spandau nach Buch gepostet wurden, ärgerte ich mich schon ein wenig, nicht dabei gewesen sein zu können. Eine wunderschöne Route entlang des Havelwassers und über ellenlange Stege hatte er herausgesucht. Dass die Strecke anscheinend aber auch sehr anspruchsvoll war, zeigte sich darin, dass die meisten nicht bis zum geplanten Ende gingen. Selbst Manuel nicht. Auf der Suche nach einer natur- und abwechslungsreichen Tour dachte ich: warum nicht einfach Manuels Route am Tag machen? Und so stapfte Mitte August unsere Marschgruppe vom Spandauer Bahnhof Richtung Havelufer.

Die Havel begleitete uns stets auf der rechten Seite. Mal ging es über Wege, mal über Brücken. Wir fanden Denkmäler bzw. Wasserzeichen, die gleichzeitig Pokéstops waren, ein Dutzend wilde Gänse und nach 14 km auch unsere ersten Pausenplatz. Zufällig war es genau einer derer, die wir auch schon bei der letzten Wanderung angewandert hatten. Diesmal kamen wir nur aus der anderen Richtung. Unser Spitzentrupp war uns mal wieder kilometerweit voraus und machte separat eine Ruhepause. Ich dagegen hatte es wie immer nicht eilig und gönnte mir erstmal ein Gösser Naturradler.

Noch etwa 5 km folgten wir dem Havelufer, dann querten wir sie auf Höhe Hennigsdorf, um uns ab da erst einmal in den Wald zu schlagen. “Wald” war im ersten Moment noch zuviel gesagt. Teilweise war der Untergrund doch sehr betonlastig und ein paar Meter führten an der Landstraße vorbei. Hier oben in Brandenburg muss man allerdings nehmen, was man kriegt, denn Wege über oder unter der Autobahn hindurch gibt es nicht viele.

In Birkenwerder – fast 30 fußläufige Kilometer vom Spandauer Bahnhof entfernt – legten wir eine spontane Pause ein. Ein paar Kinder spielten in dem kleinen Naturbach Briese und machten uns erst auf die Kneippanlage aufmerksam, die 2008 hier errichtet wurde. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da waren schon die ersten Wanderschuhe ausgezogen und die Füße im kalten Wasser verschwunden. Aber mein Gott, tat das gut! Ob der Herr Kneipp wohl geahnt hat, dass wir hier irgendwann vorbei kommen und nach Linderung der wunden Fußsohlen lechzen?

Die malerischen Steglandschaften fanden wir im übrigen auch genau hier oben auf Höhe Birkenwerder. Wer also nicht gleich mal 30 km wandern möchte, dem sei eine Anfahrt bis Hennigsdorf oder Birkenwerder empfohlen, um ein Stück Natur zu finden, was Rund um Berlin seines gleichen sucht. Der Bahnhof Birkenwerder war quasi um die Ecke. Gut für die tapferen Wanderer, die heute ein wenig kürzer treten wollten. Lea und ich waren anscheinend noch nicht ausgepowert genug, denn wir konnten uns noch ein Wettrennen um eine leerstehende Arena liefern… unsere Truppe gucke nur noch verdutzt, als wir plötzlich ohne (für Außenstehende) erkennbaren Grund losrannten wie blöd. Nach einem wilden Schlagabtausch zwischen Team Blau (ich) und Gelb  (Lea) behielt ich das letzte Wort. Aber die Arena sollte mir sowieso nicht lange gehören.

Spandau_Mühlenbeck Stegpanorama

Geradewegs heraus aus Birkenwerder folgten wir einem endlos wirkenden schnurgeraden Forstweg, der zu allem Unglück auch noch stetig bergauf und bergab ging, ohne einen wirklichen Sinn. Nichts Aussicht oder so. Nur Bäume, Bäume, Bäume und nach jeder”Berg”kuppe die Erkenntnis, dass die nächste Kuppe noch mal ein Stück höher war. Irgendwie war es ja schön, und Blaubeeren gab es auch zum Naschen. Aber auf Dauer freuten wir uns doch über eine Abwechslung in Form einer Lichtung mit Heidekraut oder doch mal eine Kurve.

Eigentlich wollte ich bis Mühlenbeck-Mönchmühle keine Pause mehr machen. Ein paar von uns hatten diese aber dringend nötig. Sei es, um die weggewanderten Kohlenhydrate wieder aufzufüllen oder die wundgeschubberten Stellen mit Wundheilsalbe zu beruhigen. Ein idyllisches Plätzchen fanden wir auf einer Anhöhe mit Blick auf den Summter See.

Die Erfrischung tat uns allen gut und stärkte für die nächste Etappe, die zumindest für mich an dem Tag schon der Endspurt sein sollte. Bald fanden wir uns auf dem Mühlenwanderweg wieder, der uns hinaus aufs Feld führte. Die Sonne stand schon ziemlich weit unten und tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Entlang der S-Bahn-Gleise zum Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle verlockte sogar der eine oder andere Obstbaum zum Zugreifen. Hier endete heute auch meine Reise nach gut 45 km. Die restlichen Kilometer nach Buch sparte ich mir… und das war wohl auch gut so, denn…

… wie mir die restliche Truppe, die weiter nach Buch zog, berichtete, bestand der Großteil dieses Abschnitts aus Laufen an bzw. auf einer Bundesstraße. Da es bereits dunkel war, rasten die Autos wohl nur so an den Wanderern vorbei. Schön ist was anderes. Trotzdem kamen alle wohlbehalten in Buch an und erlebten sogar noch ein kleines Feuerwerk als Highlight.

Ich habe mich gleich mal rangesetzt und den letzten Abschnitt der Strecke modifiziert, so dass sie jetzt vor allem durch Wald und kleine Wege geht. Wer unsere schöne Tour nachwandern möchte, der findet sie hier bei GPSies!

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[:de]Team EarnYourBacon stellt sich vor[:]

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Mammutmarsch 2016 Team EarnYourBacon

Ursprünglich für Trainingsmärsche zum Mammutmarsch 2016 ins Leben gerufen, hat sich aus spontanen Wanderungen ehemals fremder Menschen inzwischen eine kleine Gemeinschaft zusammen gefunden, die regelmäßig durch Berlin und Brandenburg streift. Inzwischen gehen wir aber nicht nur wandern. Wir treten gemeinsam als Team bei Lauf– und Marschveranstaltungen an, gehen klettern, reisen durch die Welt, grillen auf dem Tempelhofer Feld, paddeln um Medaillen oder einfach so, erobern Berge und machen alles, was man als Team zusammen machen kann.

Wer wir sind, was wir machen, was ich damit zu tun habe und warum du herzlich eingeladen bist, mitzukommen, erzähle ich hier.

Wer sind wir?

Im Januar 2016 trafen sich zum allerersten Mal rund 30 Leute im Schneegestöber am S-Bhf Teltow, um zusammen 30 km durch Berlin zu wandern. Ziemlich schnell fanden sich Gesprächspartner und Leidensgenossen, denn 30 km in Neuschnee und Eis waren eine Herausforderung.

In den nächsten Monaten folgten Wanderungen im Zwei- bis Drei-Wochen-Takt und bei jedem Termin steigerten wir die Streckenlänge um ca. 5 km. Die Teilnehmer wechselten gerne mal, es kamen neue Wanderwütige hinzu und viele Gesichter sah ich immer öfter wieder.

Nach dem Trainingsziel, dem Mammutmarsch 2016, wollten wir unsere inzwischen vertraute Gemeinschaft und liebgewonnenen Wanderungen aber nicht einfach ad acta legen, sondern grillten in großer Runde auf dem Tempelhofer Feld und beschlossen: „ Wir machen weiter!“

EYB-Wanderung Wandergruppe

Mindestens einmal im Monat finden wir uns daher zusammen und gehen wandern/marschieren. Mal zu dreißigst, wir haben aber auch schon mit 70 bunt bekleideten und Rucksack bewaffneten Leutchen die Berliner in Erstaunen versetzt.

Was machen wir?

Wir gehen wandern bzw. marschieren. Das hat nichts mit Militär zu tun, sondern grenzt sich eher vom gemeinen Sonntagsspaziergang dadurch ab, dass wir recht lange Strecken anpeilen. 35 bis 65 km sind dabei etwa das Mini- bzw. Maximum.

Die Strecken sind aber in der Regel so geplant, dass es immer mal sogenannte Ausstiegspunkte gibt. Das können U- oder S-Bahnhöfe sein, selten auch mal eine Busstation oder Regionalexpress. Wer also keine derart lange Strecke gehen möchte oder kann, kann jederzeit an diesen Stellen aussteigen. Das ist dann keine Schande, sondern wird sehr gern in Anspruch genommen. Wenn es solche Ausstiegspunkte mal nicht gibt, weil wir z. B. in die Brandenburgische Pampa für eine größere Waldtour gehen, schreibe ich das in die Veranstaltung.

Als ungefähres Richt-Tempo könnt ihr 5-6 km/h annehmen. Es gibt immer Schnellere und Langsamere, die sich ggf. in kleinere Grüppchen aufteilen.

Pausen machen wir individuell alle 12-15 km, je nachdem wo es schön ist und wie der Bedarf sich entwickelt.

Was habe ich davon?

Du lernst einen großen Haufen netter gleichgesinnter Menschen kennen, es entwickeln sich Gespräche und nicht wenige Freundschaften. Du musst nicht alleine losziehen und dich aufraffen, sondern hast eine Gruppe, die dich auf- und mitnimmt. Du musst dich nicht um Ort, Zeit oder Strecke kümmern, du kommst einfach nur vorbei.

In unserer Gruppe findest du Experten und Erfahrene, was Wanderungen und Reisen angeht und bei denen du dir den einen oder anderen Tipp abholen kannst. Ansonsten kannst du fachsimpeln und sicher sein: dein Gesprächspartner versteht dich und interessiert sich sogar für dein Thema.

Du lernst Berlin und seine Umgebung besser kennen, kommst raus in die Natur und bewegst dich. Du lernst auch dich und deine Grenzen besser kennen, kannst dein Equipment testen, für Langdistanzwanderungen trainieren und/oder einfach nur Spaß haben.

EYB-Wanderung Pause2

Wann machen wir das und wieviel Zeit muss ich einplanen?

Die meisten Wanderungen finden an einem Samstag statt. Wir starten in der Früh, meist aber nicht vor 8 Uhr, manchmal auch später je nach Streckenlänge und Jahreszeit.

Je 5 Kilometer musst du mit einer Stunde Wanderzeit rechnen. Bei 40 km sind wir also etwa 8 Stunden unterwegs. Dazu kommen noch die individuellen Pausen, so dass insgesamt 9 Stunden für eine 40-km-Wanderung eingeplant werden sollten. An- und Abfahrtzeiten zu den Start- von den Endpunkten kommen für jeden natürlich noch dazu.

Wo machen wir das?

Die meisten Strecken führen durch Berlin und nahes Brandenburg, wo es grün ist. Eine Sightseeing-Tour kann aber durchaus auch mal in die Innenstadt führen, wo man die Lichter der Stadt genießen kann. Für eine Glühweinwanderung im Winter ziehen wir von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt oder von Fabrikverkauf zu Fabrikverkauf bei der Schokowanderung.

Die Strecken erstelle ich über GPSies und poste den Link in die entsprechende Veranstaltung, damit sich jeder die Strecke auf sein Telefon oder Navigationsgerät laden kann. Wie das geht, erkläre ich hier.

Mammutmarschtraining 7 Pause2 Panorama

Wo sehe ich die Veranstaltungen?

Eine Übersicht der geplanten Wanderungen findest du hier: Wandern und sonstige Termine. Für jede dieser Wanderungen gibt es zeitnah zur Wanderung eine Facebook-Veranstaltung, in der die Details zur Zeit, zum Start und Ziel, zur Strecke und Ausstiegspunkten ersichtlich sind. Das „Fine-Tuning“ und Infos in letzter Minute finden auch über diese Veranstaltung bei Facebook statt. Es lohnt sich also immer nochmal, kurz vorher einen Blick hinein zu werfen.

Um die Veranstaltungen bei Facebook sehen zu können, musst du allerdings vorher Mitglied der Gruppe „Team EarnYourBacon“ werden, da die Gruppe privat ist.

Wie nehme ich teil?

Um eine gewisse Planungssicherheit zu haben, wäre es schön, wenn du in der Facebook-Veranstaltung auf „Zusagen“ klickst. Ab und an haben wir auch mal eine Fährfahrt dabei, da ist es wichtig zu wissen, ob denn auch alle mit einer Fahrt mitkommen können. Auch Pausenplätze lassen sich ggf. vorher besser planen.

Aber auch ohne Zusage bist du jederzeit herzlich willkommen. Sei einfach zum Starttermin da. Wir warten auch mal 5 Minuten, wenn sich die Bahn verspätet.

Was kostet das?

Nichts. Nur deine Zeit und gute Laune!

Was muss ich mitbringen?

Grundsätzlich das, was du auch auf eine normale Wanderung mitnehmen würdest. Eine Anregung findest du hier. Ab und an kommen wir an Imbissen oder Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Das ist aber nicht bei jeder Wanderung so, so dass du dich im Zweifel auf Selbstverpflegung einrichten solltest.

Was hat denn dieser Blog damit zu tun?

Ich stelle mich mal kurz als die Initiatorin dieser Gruppe vor. Ich bin Carola und Autorin des Blogs. Um mich auf den Mammutmarsch vorzubereiten, hamammutmarsch training 4 buswartentte ich mir ein paar Strecken zusammen geklickt und dachte, es gäbe vielleicht noch jemanden, der mitwandern möchte. Also habe ich eine Facebook-Veranstaltung daraus gemacht und plötzlich standen da im Januar 30 Leute bereit zum Training.

Seit dem suche ich Termine für unsere Gruppe und erstelle Strecken. Jeder ist aber herzlich gern eingeladen, in unserer Gruppe selbst Termine und Strecken vorzuschlagen. Irgendwer findet sich immer zum Mitwandern.

Im Anschluss an die Wanderungen berichte ich hier im Blog über unsere Abenteuer. Zum einen freuen sich die Teilnehmer immer nochmal, das Erlebte in Bildern zusammengefasst zu sehen, zum anderen hoffe ich damit mehr Menschen zu ermutigen, raus zu gehen und die Natur zu erleben. Sei es mit uns, mit Freunden oder alleine.

Hast du Lust darauf bekommen? Dann komm doch in unsere Facebook-Gruppe oder schau einfach bei einer Wanderung vorbei. Ich freue mich!

Ein paar kleine Hinweise am Rande

Unsere Veranstaltungen sind private Unternehmungen, bei denen jeder selbst das Risiko und die Verantwortung für sich trägt.

Unterwegs mache ich Fotos von unseren Wanderungen, die ich für die Berichte hier im Blog nutze. Wer nicht zu sehen sein möchte, sagt mir das am besten gleich am Anfang oder geht bewusst aus dem Foto. Ich nehme sehr viel Rücksicht auf Privatsphäre.

 

Falls es dir bei uns gefällt: unsere coolen Teamshirts gibt es hier:

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[:de]Vom Mammutmarsch zum Möwenmarsch – 35 km durch Berlin[:]

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EYB-Wanderung Alt-Tegel

Vor zwei Monaten schlichen wir auf den Spuren des Mammuts durch die Brandenburger Pampa. Aber der Abschluss des Mammutmarschs, der ja eigentlich keiner war, sollte keineswegs das Ende unserer gemeinsamen (Trainings)Wanderungen bedeuten. Schließlich gibt es noch so viel zu entdecken, noch ewig viel zu bequatschen und immer in Bewegung zu bleiben… und das alles nicht allein.

Auch, wenn ich es langsam nicht mehr sein sollte, war ich überrascht und überaus erfreut, dass letzten Samstag wieder an die 40 von Euch in Alt-Tegel auftauchten. Unserem Startpunkt für die 35 km-Tour „Zwei Forste & eine Fähre“, die ich in liebevoller Kleinarbeit für uns ausgearbeitet hatte.

EYB-Wanderung Startgruppe

Ganz viele bekannte Gesichter und auch ein einige wenige neue. Während wir noch auf die letzten Nachzügler warteten, machten wir schon mal das inzwischen schon Tradition gewordene Gruppenfoto zum Start. Ich machte eins, sollte dann aber auch (mal) mit rauf. Also drückte ich einem vertrauenserweckenden Passanten meine Kamera in die Hand. Dass der kaum bis gar nicht Deutsch verstand und auch mit Fotoapparaten nicht sonderlich vertraut war, merkte ich dann erst, als er ihn mir wieder in die Hand drückte, irgendwas in irgendwas sagte und kein Foto drauf war. Schwamm drüber!

Kurz nach 10 verschwanden wir auch schon im Tegeler Forst. Herrliche duftende kleine Waldwege empfingen uns. Mal wurden sie breiter, mal führten sie einem einem Spielplatz vorbei, auf dem gerade ein Kinderfest stattfand.

Und keine fünf Kilometer später kam das, was man bei einer Wanderung mit mir erwarten kann: ein Berg. Genauer gesagt, der Ehrenpfortenberg, der sogar eine natürlich Erhebung darstellt. Die meisten Berge Berlins sind ja alte Mülldeponien oder Schuttberge. Wen die Geschichte des Ehrenpfortenberg interessiert, lese sich einfach das Schild durch.

Ein wenig Murren hörte ich zwar hinter mir als es bergauf ging, aber das riesige hölzerne Gipfelkreuz, das in keinem Verhältnis zu den Höhenmetern steht, sorgte für ein wenig Entschädigung.

Ab da ging es gemächlich Richtungs Hennigsdorf, dem nördlichsten Punkt unserer heutigen Reise. Während wir so vor uns hin zogen, ließen wir noch einmal den Mammutmarsch Revue passieren, diskutierten über dessen Zukunft und redeten über den im September anstehenden Ostseeweg. Es wurde bemängelt, dass ich noch gar kein Maskottchen für den Ostseeweg hatte. Stimmt! Aber was auch? Das Mammut lag so nahe, aber was für die Ostsee? Ein Seehund? Eine Krabbe? Irgendwann beschlossen wir, den Ostseeweg einfach umzutaufen in “Möwenmarsch”. Da müsste man nicht mal die Initialen ändern. Klare Sache. Der Ostseeweg heißt jetzt Möwenmarsch. Zumindest bei uns.

Über diese hoch philosophischen Gedanken waren wir dann auch schon in Hennigsdorf angekommen. Eigentlich ein paar schöne Plätze für eine Pause. Aber wie immer waren wieder ganz vorn einige richtig schnell und an den schönen Plätzen vorbei gezogen. Manuel bot sich an, nach vorn zu sprinten, um die Herde an einem geeigneten Plätzchen zum Pausieren zu überzeugen. Hinten war das Bedürfnis nach einer Pause nämlich deutlich höher als vorn.

Als schon eine einladende Wiese zum ein Hinplumpsen einlud, erklärte Karsten sehr überzeugend, dass nur 500 m weiter ein noch viel schöneres Fleckchen sei. Also Karsten, deine 500 m sind schon sehr optimistisch. Aber in der Tat fanden wir einmal über die Brücke rüber eine Wiese, die zwar nicht schöner war, aber zwei entscheidende Vorteile bot: es gab einen Imbiss und es gab Toiletten. Eis, Pommes, Döner, Kaffee… alles mögliche wurde nachgefragt. Obwohl mein Rucksack voll mit Futter war, erlag ich dem Heißhunger auf Pommes. Andere waren da standhafter.

EYB-Wanderung Pause

Auch wenn wir heute viel Zeit und nur eine kurze (!) Strecke vor uns hatten, hielten wir die Pause auch so: kurz. Je länger man sitzt, umso schwerer fällt es, wieder aufzustehen und weiterzulaufen. Und da Martin, obwohl bereits lange im Voraus angekündigt, hier nicht die Gelegenheit ergriff, baden zu gehen, zogen wir weiter nach Spandau hinein. Nach ein paar Kilometern an der Havel entlang verschwanden wir wieder im Wald. Diesmal im Spandauer Forst. Die Strecke hieß ja nicht umsonst “Die zwei Forste…”

EYB-Wanderung Ab in den Wald

Eine Mini-Rast machten wir am Kleinen Mittelheidesee. Hier wollte Martin ja ursprünglich baden. Leider war der See vor lauter Schilf nicht zu sehen. Und auch die Kuhlake, an welcher wir entlang spazierten, hatte nicht wirklich Badequalität.

Die Fähre war nicht mehr weit. Der Spandauer Forst erinnerte mich an meine Kindheit. Meine Großeltern waren oft mit mir hier gewesen, Wildschweine füttern. Leider wusste ich nicht, wo das Gehege war. Umso überraschter war ich, als uns unser Weg, den ich ja wieder nur am Rechner geplant hatte, direkt dorthin führte. Auf einmal hingen alle am Zaun und begutachteten das Rotwild und später die Schweinchen.

EYB-Wanderung Begeisterung am Tiergehege

EYB-Wanderung Spandauer Forst Brücke

Als wir bei den Schweinchen ankamen, waren “wir” nur noch zu fünft. Alle anderen hatten ihre Faszination anscheinend deutlich schneller unter Kontrolle gekriegt und waren bereits von dannen gezogen. Völlig unverständlich für uns hintere. Wer hatte es denn da schon wieder eilig? Egal. Wir würden uns an der Fähre wieder treffen.

Und so war es dann auch. Ganz weit entfernt sahen wir die Gruppe nochmal im Wald vor uns. Ein wenig Ratlosigkeit an einer Ecke hielt sie wiederum auf, so wir keine fünf Minuten später wieder alle vereint waren und auf die Fähre warteten, die gerade beim Anlegen war. Da diese Fähre nicht nur eine reine Personenfähre, sondern vielmehr für den Autotransport von Tegel nach Spandau herhält, war die Fahrfrequenz von 10 Minuten erfreulich hoch. Niedrig dagegen war der Preis. 60 Cent kostete uns die Überfahrt pro Nase. Fast hätte ich den Fährmann übers Ohr gehauen, als ich ihm einen Euro gab und meinte “Kannst mir 50 Cent wiedergeben. Stimmt dann so”. Rechnen müsste man können.

Endspurt! Am Mittelheidesee hatte ich mutigerweise meine bequemen Wanderschuhe gegen LUNAs getauscht und war nun schon etliche Kilometer mit ihnen unterwegs. Dass die (so gut wie) keine Dämpfung haben, merkte ich schon. Eigentlich wollte ich bis zum Ende darin laufen, aber 4 Kilometer vor dem “Ziel” gab ich klein bei und wechselte wieder in meine Wanderschuhe, die sich danach anfühlten als würde ich auf Wölkchen laufen. Durch meinen Boxenstopp war ich auf einmal gaaaanz hinten. Flotten Schrittes holte ich die letzten auf, die ersten waren aber schon wieder etliche hundert Meter voraus. Plötzlich kamen die uns entgegen. Ups. Falscher Weg. Schon war ich wieder vor uns nahm den richtigen.

Der vermeintlich richtige Weg führte uns geradewegs auf einen… Zaun. Aha. Danke GPSies. Hinter dem Zaun stand die “Dicke Marie”. Nein nein, keine voluminöse zurückgelassene Dame mittleren Alters. Die “Dicke Marie” ist angeblich Berlins ältester Baum. Vor so einem Wahrzeichen braucht es ein Gruppenfoto.

Dahinter fanden wir dann auch den Weg, der noch einmal wunderschön durch den diesmal südlichen Teil des Tegeler Forsts führte. Ein paar Hügelchen weiter war dann aber Schluss mit Natur und plötzlich fanden wir uns schon neben einer vierspurigen Straße wieder.

EYB-Wanderung Weg Dicke Marie

Das Ende unserer heutigen Tour besiegelten wir am Wasser. Unsere beiden Wasserratten Martin und Ralf waren ja nun leider nicht zu ihrem Bad gekommen. Vielleicht hingen sie deswegen so sehnsüchtig über dem Gewässer. Nach unserem traditionellen Abschlussfoto verstreuten wir uns wieder in alle Richtungen. Für mich gab es an dem Abend noch ein leckeres Grill-Happening.

Auch ohne auf etwas zu trainieren sind diese Wanderungen immer wieder eine großartige Gelegenheit, aus dem Alltag auszubrechen und in die Natur zu gehen. Und das quasi direkt vor der Haustür. Nächstes Mal müssen wir dann aber doch ein wenig weiter raus: es geht nach Gusow, denn wir wollen die letzten 40 km wandern, die uns beim Mammutmarsch gefehlt haben. Wie immer gilt: wer dabei ist, ist dabei und jeder Neuankömmling ist herzlich willkommen!

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