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Nur noch eine Woche bis zu meinem persönlichen Großereignis dieses Jahr: der Paris Marathon. Mein erster Marathon überhaupt. Ob ich nervös bin? Na klar. Und wie. Ob ich mich freue? Wie ein kleines Schnitzel! Ich habe mich während meiner Trainingszeit bewusst mit Berichten darüber zurückgehalten. Zu groß waren die Bedenken, es käme wieder irgendein Zipperlein dazwischen, das den Trainingsplan durchkreuzen würde. Aber keine Sorge. Das hole ich jetzt alles nach
Die Organisation drum herum – Neue Services und Hürden
Paris. Es gibt sicher schlechtere Orte als Paris für den ersten Marathon. Den Eiffelturm, Notre Dame, Arc de Triomph, Champs Élysee, Louvre, Trocadero… habe ich alles schon zu Fuß erkundet. Allerdings nicht an einem Tag. Und schon gar nicht in 4-5 Stunden. Paris im Schnelldurchlauf quasi. Zudem habe ich gelernt, dass Paris mit über 40.000 Finishern der zweitbeliebteste aller Marathons ist und zudem noch der drittschnellste. 24 Tonnen Bananen werden hier vertilgt. Die Quelle dieser Weisheiten liegt übrigens bei Getyourguide – 33 ultimative Herausforderungen für Marathon-Fans. Wer sich für Marathon-Statistiken und Facts interessiert, der ist hier gut aufgehoben.
Überhaupt hat sich das Reisen nach Paris diesmal für mich verändert. Die vier-fünfmal, die ich bislang dort war, habe ich meist Pauschalangebote mit Flieger und Hotel zusammen genutzt. Hotels, welche meistens fernab der Innenstadt lagen, um noch bezahlbar zu sein. Vor Ort hieß es dann Schlange stehen nach Tickets für die Metro, den Eiffelturm, das Disneyland und sonstige Sehenswürdigkeiten.
Den Flug habe ich diesmal separat gebucht. Und zwar genau zu den Tageszeiten, die für mich am besten sind. Statt Hotel am Stadtrand habe ich ein winziges Appartment über den Dienst AirBnB gebucht. Privatleute vermieten hierüber Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser. Meine Unterkunft ist zwar nicht spottbillig, aber dafür falle ich quasi vom Appartment in den Startblock. Ein Hotel in vergleichbarer Lage hätte mindestens das dreifache gekostet. Welche Schwierigkeiten das Experiment im ersten Anlauf mit sich gebracht hat, könnt ihr hier noch einmal lesen.
Schlange stehen für Tickets kann man sich sparen, wenn man diese ebenso schon von zu Hause aus bucht. Neben den o. g. Statistiken zu Marathons kann man über Getyourguide z. B. Tickets für bevorzugten Einlass zum Eiffelturm inklusive Guide bestellen. Natürlich sollte man sich die Pakete genauer ansehen und prüfen, ob das für einen selbst passt. Bevorzugter Einlass mit Guide kostet natürlich ein wenig mehr als das Standard-Schlangestehen-Ticket. Wem seine Zeit also wichtig ist, der kann diese gegen ein wenig mehr Geld eintauschen. Ich persönlich habe mich zunächst gegen ein solches Ticket entschieden, weil ich durch den Marathon mit Vorbereitung, Frühstückslauf und Messe wahrscheinlich gut ausgelastet bin und nicht weiß, wieviel und wofür noch Zeit übrig bleibt. Am Montag nach dem Marathon werde ich meine Haxen vermutlich sowieso nicht mehr weiter als bis zum Flughafen kriegen.
Dass man für einen Lauf in Frankreich ein spezielles Medical Certificate braucht, wusste ich schon seit der Anmeldung. Wie schwer das ist und dass möglicherweise jede weitere Laufveranstaltung in diesem Land ein eigenes Zertifikat haben möchte, war mir anfangs nicht bewusst. Ich reise nun mit zwei verschiedenen Versionen an: eins in Englisch, so wie man es von der Website des Paris Marathon herunterladen kann und eins in Französisch mit englischen Untertiteln, so wie es der Disneyland Halbmarathon Paris verlangt. Denen ist das Zertifikat vom Paris Marathon anscheinend nicht gut (französisch) genug.
Der Trainingsplan
Seit ich mit meinem Lauftraining 2012 angefangen habe, laufe ich mit der Runtastic-App. Und seitdem nutze ich auch die Trainingspläne, die laut Runtastic Dieter Baumann entwickelt hat. Und was der Dieter macht, kann ja so schlecht nicht sein, dachte ich. Rückblickend auf meinen letzten Berliner Halbmarathon zweifle ich allerdings, ob die wirklich so konsequent durchdacht sind. Die Trainingseinheiten unter der Woche inklusive Intervall- und Tempodauerlauf finde ich angemessen. Die Long Runs erscheinen mir jedoch zu kurz. Also habe ich mir für den Marathon den Dieter-Plan für 4:30 Stunden genommen und modifiziert. Nicht mehr, aber dafür längere Einheiten am Wochenende.
Ein Frühjahrsmarathon bedeutet Wintertraining. Das war einer der Hauptgründe, warum ich mich für Paris als meinen ersten Marathon entschlossen habe. Es ist draußen schön kalt. Selbst wenn die Sonne scheint. Natürlich schwitze ich auch im Winter. Aber im Winter habe ich noch nie das Bedürfnis gehabt, vorbeilaufenden Passanten ihre Wasserflasche aus den Händen reißen oder aus dem Teltowkanal saufen zu müssen. Im Sommer fühle ich mich schon bei moderatem Tempo wie ein Schnellkochtopf, dem gleich der Deckel hoch geht. Berlin fällt daher (vorerst) als Herbstmarathon aus.
Das Training startete für mich offiziell Mitte Dezember. Ich hatte mich diesen Winter nicht wie ein Murmeltier in den Winterschlaf/Trainingspause verkrümelt, sondern durchgezogen und lief jetzt schon Sonntags immer mal meine 20 + Kilometer bzw. 40-50 km pro Woche. Der Trainingsplan setzte für die Anfangswochen deutlich darunter an, aber ich wollte ja nicht wieder zurückschrauben.
Die Dienstagseinheit bot sich wunderbar für einen Nachhauselauf von Arbeit aus an. 50 Minuten sollte ich dienstags mit gemächlichem Tempo (6:30-7:10) unterwegs sein. Stattdessen lief ich 10 km, meist mit 6:30, manchmal aber auch einen ordentlichen Zahn schneller. Damit war ich fast in derselben Zeit zu Hause als wie wenn ich das Auto genommen hätte. Ampeln im Stadtverkehr sind nicht zu unterschätzen. Ebenso wenig die Weihnachtswochen in einer der Haupteinkaufsstraßen Berlins. Mein Heimweg führte mich quasi unweigerlich durch die Schlossstraße. Im Dezember fühlte sich das an, wie gegen eine Wand aus Fußgängern zu laufen, die mit Tüten, Taschen und Glühweinnase wenig bis kein Verständnis für jemanden haben, der sich gerade seinen Lebkuchen abtrainiert.
Donnerstags variierte ich zwischen Tempodauerläufen, Intervalltrainings und Bergläufen. Oder holte nach meinem Rückenkurs Judith von ihrer Arbeit ab und lief insgesamt 18 km nach Hause.
Sonntags stand dann recht konservativ der Long Run an. Zum Glück trainierte meine Freundin Sam gleichzeitig für den Berliner Halbmarathon und wir konnten die Sonntage für ausgiebiges Schwatzen nutzen. Mindestens zweimal hieß das für uns, in strömendem Regen drei Stunden durch die Stadt zu schlürfen.
Bis zum 30.12.2015 war das Wetter alles andere als winterlich. Die Hermannshöhen im Teutoburger Wald rannte ich bei herbstlichen 15 Grad und Sonne hinauf und hinab.
Nur vier Tage später zeigte der Winter dann aber, was er kann. Bei minus 11 Grad lief ich meine übliche lange Runde. Eigentlich sollten es 25 km werden. Nach etwa 8 Kilometern war mir dann mein Trinkschlauch komplett eingefroren. Da kam nichts mehr raus, obschon das Wasser in meinem Rücken lustig vor sich hin schwappte. Meine Augen tränten und die salzigen Tränen bildeten kleine Eiszapfen an meinen Wimpern. Nach gut 21 km waren meine Hände trotz dicker Handschuhe einfach nicht mehr warm zu kriegen. Also gab ich klein bei und pfiff auf die verbleibenden Kilometer. Es blieb auch noch eine ganze Weile länger so kalt und der Schlauch fror mir trotz Isolierung wieder ein. Aber ein Trainingsplan ist ein Trainingsplan und so lief ich weiter durch die sibirische Kälte.
Nachdem dann auch noch ordentlich Schnee gefallen war, machte das Training gleich noch mehr Spaß. Einziger und wirklich unschöner Nachteil: meine Lieblingsstrecken waren teilweise so dick mit Eis bepackt, dass nur noch Schlittschuhe für ein sorgenfreies Vorankommen gesorgt hätten. Natürlich musste ich es trotzdem mit normalen Trailschuhen probieren, bezahlte das aber mit einem heftigen Sturz aufs Knie. Wer nicht hört, muss halt fühlen. Danach wich ich gezwungenermaßen auf die mehr oder weniger geräumten Wege in der Stadt aus.
Ab Mitte Januar kam zum Marathontraining noch mein selbstgestrickter Trainingsplan für den Mammutmarsch dazu. Das bedeutete, wenn Samstag ein Mammutraining anstand, verschob ich den Long Run von Sonntag auf Dienstag nachmittag. Samstags 30-40 Kilometer wandern und am nächsten Tag Long Run? Das geht nicht. Die Dienstagsvariante funktionierte trotz komplettem Arbeitstag vorher recht gut.
Schnupfenalarm
Den ganzen Winter hatte ich schon gebangt. Normalerweise erwischt es mich jeden Winter, die hässliche Erkältung. Ein paarmal hatte ich schon das Gefühl gehabt und mit Grippostad dagegen gehauen. Bis mein Körper Anfang Februar dann doch meinte, den Bakterien freien Lauf lassen zu müssen. Klar, es war nur ein Frauenschnupfen. Trotzdem zwang er mich zu einer sehr unfreiwilligen Trainingspause von insgesamt zwei Wochen. Zwei Wochen! Für einen Marathontrainierenden eine Ewigkeit! Und das auch noch in der Phase, in der ich meine Long Runs auf 35 km ausdehnen wollte. Das einzige, was sich hier bis zum Überstrapazieren dehnte, war mein Geduldsfaden, was Husten und Nase anging.
Erst Ende Februar stieg ich mit einer Mammutwanderung am Wochenende und Lauftraining am dann wieder Dienstag ein. Die Kondition war an sich gut, aber meine Muskeln beschwerten sich über den schonungslosen Wiedereinstieg. Half aber nichts. Da musste mein Körper nun durch. Das einzige, was hinten hinunter fiel, waren die 35 km Long Runs. Nach zweiwöchiger Pause waren 32 bzw. 30 km das äußerste der Gefühle. Aber ich war superglücklich, endlich wieder ins Training einsteigen zu können.
Krönendes Ende meines Trainings vor dem Tapering war dann der Schneeglöckchenlauf als letzter Long Run. 30 km konnte/musste man laufen, um die berühmten Riesenglocken um den Hals gehängt zu bekommen. Und eins steht fest: hätte ich mich nicht für den Paris Marathon gemeldet, hätte ich mich wohl freiwillig nie für die 30 km entschieden. So kam mir der Lauf als Abschlusstraining gerade recht und nun bin ich stolzer Besitzer einer Riesenglocke. Den Bericht könnt ihr, wenn ihr noch Zeit und Lust habt, hier lesen.
Paris Marathon-App
Zeitgleich mit dem Start meines Trainingsplans konnte man auch die App für den Schneider Electric Paris Marathon herunterladen, welche den eigenen Trainingsfortschritt aufzeichnet, mit anderen Nutzern vergleicht und Challenges bereitstellt.
Die einfachste Challenge begann mit 5 km Durchlaufen. Kein Problem. 10, 15, 20 km. Kein Ding.
Aber die Bastille, das Mistvieh! 300 Höhenmeter sollte ich in einem Lauf schaffen. In Flachland-Berlin ist das schon ein starkes Stück. 21 x bin ich eine Erhöhung bei mir ums Eck hoch und runtergelaufen. Laut Garmin habe ich damit 310 Höhenmeter geschafft. Nur leider hat Runtastic mir diese unterschlagen. Gerade mal 90 Höhenmeter hat die App aufgezeichnet und so an die Paris Marathon-App übergeben. Auch manuelles Korrigieren hat nicht geholfen. Dann halt nicht. Die TAG HEUER Challenge blieb leider durch meine Krankheit auch auf der Strecke, weil dafür nur ein sehr begrenztes Zeitfenster angegeben war.
Für die Notre Dame Challenge habe ich am längsten gebraucht. Vor 8 Uhr laufen. Ich. Vor acht. Nee danke. Aber diese eine Challenge wegen unchristlicher Uhrzeit gar nicht zu schaffen, konnte ich dann doch nicht mit mir vereinbaren. Letzten Donnerstag zeigte ich also dem Glöckner, was ne Harke ist und lief um 7:15 Uhr durch den nebelverhangenen Volkspark Wilmersdorf und fand das eigentlich gar nicht mal so schlecht. Aber psst. Das muss der frühe Vogel ja nicht wissen.
Zum Abschluss ein paar wenige Zahlen
Gelaufene Trainingskilometer: 730
Gewanderte Trainingskilometer: 150
Long Runs: 22,5 – 24 – 21,5 -22,5 – 25,5 – 27 – 28 – 31,5 – 22 – 32 – 29 – 30
Ich bin schon sehr gespannt, wie es laufen wird. Krankheit und Mammutmarschtraining haben schon einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Training gehabt. Welchen, das werde ich sehen, wenn es soweit ist. Eine Zielzeit von 4:30 Stunden wäre schön. Meine Prioritäten liegen aber bei 1) den Marathon genießen, 2) Paris anschauen und 3) schöne Fotos vom Ereignis mitbringen.
Ob ich nun 4:30 Stunden oder 10 Minuten länger brauche… Bestzeit wird es in jedem Fall!
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Wieviel hast Du für Dein Attest beim Arzt eigentlich bezahlt?
Manu, ich hab nichts bezahlt. Mein Orthopäde hat sich sogar gefreut, das Papier unterschreiben zu dürfen, was ich mitgebracht habe