Tag Archives: Paris

[:en]Inaugural Disneyland Paris Halfmarathon – Just call me Alice[:de]1. Disneyland Paris HM – Just call me Alice[:]

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Deutsche Version: Hier

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Some more picture of the “real world” can be seen in this mirror.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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English Version: Here

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Neben der Märchenerzählung findet ihr eine Bildergalerie und Hardfacts im

Steckbrief zum Disneyland Paris Halbmarathon

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[:de]Paris Marathon: “Ich höre jetzt einfach auf!”[:]

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Paris Marathon 2016 Medal

Den ganzen Winter über bei Eis und Schnee trainiert. Und dann so eine Pleite. Das Wetter ist nicht, wie es sein soll, der Körper will nicht, wie der Kopf es gern hätte. Manchmal kommen die Dinge einfach anders als man sie plant. Dann ist es nur wichtig, zum richtigen Zeitpunkt Konsequenzen zu ziehen. Aber von Anfang an.

Paris. Die schönste Stadt der Welt. Seit drei Tagen bin ich hier und kann meinen ersten Marathon kaum erwarten. Am gestrigen Abend gab es selbstgekochte Pasta mit Gemüse. Den Wecker habe ich mir auf 7:45 Uhr gestellt. Dass ich ihn nicht brauchen werde, ist mir schon klar, als ich die Uhrzeit auswähle. Hoffentlich kann ich überhaupt ein Auge zu machen.

Schlafen klappt die Nacht überraschend gut! Trotzdem bin ich schon ab 7 Uhr wach und werde noch nervöser als die Tage davor schon. Hätte nicht gedacht, dass das noch zu toppen geht. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die Vorhersage der Wetterfrösche: die Sonne brettert vom Himmel. 21 Grad sollen heute werden. Mein persönlicher Supergau. Ich habe mir doch extra einen Frühjahrsmarathon ausgesucht, damit es noch schön kalt und oll ist. Und nun das.

Kaffee gemacht. Toilette aufgesucht und Race-Frisur geflochten. Zum Frühstück gibt es Porridge. Nach eingehender Recherche habe ich mich dafür entschieden, weil alles andere wohl schlecht sein soll. Macht nichts, ich mag Porridge ohnehin. Dazu gibt es noch ein ClifBar. Hunger habe ich gar keinen, aber es hilft ja nichts. Die Energie muss rein.

Um 9:30 Uhr stehe ich fertig angezogen am Lift zur Straße. Mein leichtestes Laufshirt habe ich ausgewählt, dazu 3/4 Kompressions-Tights und CEP-Socken. Da mich meine Kayanos der 21er Serie beim letzten Lauf geärgert haben, mussten sie zu Hause bleiben und die gut eingelatschten der 20er Serie sitzen nun an meinen Füßen und sollen mich 42 km durch die französische Hauptstadt tragen. Meinen Laufrucksack habe ich mit Gels und Waffeln gespickt wie einen Granatengürtel. Hinten guckt lustig meine Kniebandage raus. Die habe ich für Notfälle lieber dabei.

Paris Marathon 2016 Startbereich

 Auf der Straße steppt der Bär. Die ersten Elite-Läufer sind schon um 8:30 Uhr gestartet. Netterweise gibt es für jeden nachfolgenden Startblock einen präzises Zeitfenster, zu dem man sich an den Start am Arc de Triomph begeben kann und muss nicht anderthalb Stunden dort mühselig vorrücken. Ich darf/muss zwischen 9:45 und 10:00 Uhr hinein.

Paris Marathon 2016 Carola Keßler Start

Kaum im Startblock angekommen, muss ich auf Toilette. Nicht, dass ich nicht vor 10 Minuten schon gewesen wäre. Also stelle ich mich in die Schlange, die sich einmal im Kreis ums Dixie-Klo schlängelt. Um 9:45 Uhr. Und ich stehe. Und stehe. Es geht gar nicht voran. Vor mir sind sicher noch 30 Mädels und Jungs. Inzwischen sind es nur noch 10 Minuten bis zum Start. Das wird wohl nix. Ich verlasse die Schlange und stürze mich ins Getümmel.

Ein wenig später setzt sich die Masse in Bewegung. Das kann ja was werden. Starten und schon auf Toilette müssen. Ich richte mich bereits darauf ein, unterwegs einen Stopp dafür einzulegen. Es geht langsam zur Startlinie vor. Mein Blick lässt eher vermuten, dass ich zur Schlachtbank geführt werde.

Paris Marathon 2016 Carola Keßler Start 2

Alle Toiletten, die sich noch vor der Startlinie befinden, sind immer noch mit mindestens drei Personen in Wartestellung bevölkert. Damit löst sich auch meine letzte Hoffnung in Luft auf, noch vor Beginn der Zeitmessung (also meiner) Erleichterung zu erfahren. Es geht los!

Von weitem sehe ich schon das Riesenrad am Place de la Concorde. Ich frage mich, ob das jetzt immer hier stehen soll. Die Sonne haut mir mit voller Kraft entgegen, also verlasse ich diesen Gedanken wieder und konzentriere mich darauf, nicht so viel zu schwitzen. Leichter gesagt als getan. Es geht vorbei am Louvre und am Hotel de Ville, dem Rathaus.

 

Himmel, ist mir jetzt schon heiß. Noch keine 5 km gelaufen und der Schweiß rennt mir nur so übers Gesicht. Ein Blick auf meine Uhr sagt: ich bin voll im Ziel-Pace für eine Zielzeit von 4:30 h. Aber ich ersehne schon den ersten Verpflegungspunkt am Place de la Bastille her. Und da ist er.

Trotz Hitze und Anstrengung kann ich noch lachen. Worüber ich mich sehr freue, ist die sinnvolle Überreichung von Wasser. Bislang kenne ich nur die Becherschlachten aus Deutschland, bei denen man mehr Wasser verschüttet als tatsächlich im Mund landen. Selbst, wenn man nur geht. Hier gibt es stattdessen 0,33 l Wasserflaschen. Und zwar für jeden Läufer. Superklasse! Die kann ich wenigstens mitnehmen und einteilen. Dazu gibt es frisches Obst (Orangen und Bananen).

Weiter geht es. Nach 7,5 km komme ich auf den Place Félix-Eboué mit einem Brunnen, der mit vielen, vielen Löwen dekoriert ist. Wer immer auch dieser Felix war. Er stand anscheinend auf Löwen. Eine Samba-Band treibt die muntere Läufermenge rhytmisch an.

Leider habe ich auf diesem Abschnitt kein Dixie-Klo erspähen können. Nur Cafés und Restaurants, aus denen es schon erstaunlich gut duftet. Nach knapp 10 km komme ich am Zoo vorbei. Das einzige, was ich davon sehe, ist nur das Eingangsschild und ein riesiger Fels, der in der Mitte steht. Ich bin noch immer gut in der Zeit, aber in mir steigt ein unwohles Gefühl auf. Eine Toilette wäre jetzt wirklich hilfreich.  Es steigt zudem nicht nur das Gefühl, sondern auch die Strecke. Es geht stetig bergauf.

Am Château de Vincennes angekommen sehe ich aus dem Blickwinkel am Straßenrand hübsche Oldtimer stehen. Das Schloss selbst ist leider ein wenig als Baustelle verkleidet. Wonder Woman läuft an mir vorbei. Und ich sehe ein Klo. Geht noch. Du hältst das noch aus, denke ich mir. Beim nächsten Verpflegungspunkt gibt es wieder eine Wasserflasche. Gut. Die erste ist schon leer.

Paris Marathon 2016 Carola Keßler Chateau Vincennces

Irgendwas setzt mir inzwischen mächtig zu. Gerade mal 12 Kilometer gelaufen. Aber es geht mir nicht wirklich gut. Keine Spur der Leichtigkeit aus den Trainings oder der Generalprobe beim Schneeglöckchenlauf. Es ist alles furchtbar anstrengend. Ich lasse noch eine Horde Dixie-Klos an mir vorbei ziehen, aber nach 16 km gebe ich klein bei. Fünf Stück stehen dort. Alle besetzt. Das kann doch nicht sein. Ich suche alle Türen ab, rüttle. Nichts. Während des laufenden Marathons am Klo warten? Was soll ich machen? Also warte ich. Nach 30 Sekunden öffnet sich die Tür und ich husche hinein. Wie es innen aussieht, ist mir in dem Moment ziemlich egal. Keine Zeit, wählerisch oder anspruchsvoll zu sein. Das Toilettenpapier ist natürlich alle. Zum Glück habe ich IMMER feuchtes Toilettenpapier im Einerpack dabei. Und wusste, ich würde es irgendwann brauchen. Hätte nur nicht gedacht, dass es hier und heute sein würde.

Die Luft in der kleinen Büchse ist unglaublich stickig. Auf das dunkelgrüne Plastikhäuschen brät ja schließlich auch schon die ganze Zeit die Sonne. Ich fühle mich, als würde ich noch im Sitzen auf den Klo ohnmächtig werden. Raus hier!

Die erhoffte Verbesserung bleibt leider aus. Teilweise laufe ich auf dem Bürgersteig, weil hier wenigstens ab und zu Schatten zu finden ist. Mir geht es aber immer schlechter. Richtig übel ist mir, als müsste ich gleich in die Ecke reihern oder einfach nur abklappen. So ungefähr hatte ich mich vor einem Jahr beim Berliner Halbmarathon gefühlt. Und der endete im Krankenhaus. “Nee. In ein Krankenhaus – noch dazu ein französisches – willst du nicht wieder”, dachte ich.

Nach 18,5 km setze ich eine Nachricht an meinen geliebten Support ab, der an der Bastille auf mich wartet : “18,5 km und ich sterbe halb”. Also bleibe ich mal stehen und mache Fotos. Die Begeisterung steht mir ins Gesicht geschrieben. Wie soll ich denn noch 26 km mehr überleben?

Ich habe nicht mehr auf dem Schirm, bei welchem Kilometer ich wieder an der Bastille vorbei komme und das setzt mir weiter zu. Stattdessen kommt der Zielbogen für 21,1 km. Die härtesten meines Lebens. Ich denke ernsthaft, hier ist für mich Schluss. Nochmal dieselbe Strecke in dem Zustand schaffe ich nicht.

Paris Marathon 2016 Semi

Gleich nach diesem Gedanken meldet sich die andere Stimme: “Wenn du jetzt aufgibst, wirst du dich in spätestens zwei Stunden hassen und fragen, ob es nicht doch irgendwie gegangen wäre”. Und ich denke an einen Ratschlag, den ich erst vor einer Woche gelesen hatte: Nur, weil es dir nach 25 km schlecht geht, heißt das nicht, dass es nach 30 noch schlimmer ist.

Ok. Ich schmeiße mein Zeitziel komplett über Bord. Wofür auch der Druck? Hatte ich nicht von Anfang an gesagt, die Zeit ist im Prinzip egal? Hauptsache durchkommen, ein schönes Erlebnis haben, die Stadt genießen und mit schönen Fotos und Videos nach Haus kommen. Dann gehe ich halt ab und zu mal.

Da ist sie endlich, die Bastille, an der ich jetzt nach 23 km von der anderen Seite vorbei komme. Ich setze mein erzwungenstes Lächeln auf, das aber gleich wieder verschwindet, weil direkt vor mir eine Frau meint, ihr Fahrrad durch die Läufermasse schieben und heben zu müssen.

Es gibt wieder Wasser. Juchu! Und zwar nicht nur zum Trinken, sondern vermehrt nun auch in großen Kübeln, in denen ich an jedem Stand bade wie ein Spatz. Kopf, Nacken, Beine… alles nassmachen. Ich sehe aus wie ein begossener Pudel. Aber ein Pudel, der läuft. Weiterläuft. Mein Gehirn habe ich abgeschaltet, kurz nachdem es meinem Körper noch sagen konnte: “Immer einen Fuß vor den anderen setzten. Sonst nichts. Nur einen vor den anderen.” Auch die Feuerwehr hat Erbarmen mit den Läufern und beschießt diese an ein paar Stellen aus Wasserschläuchen.

Paris Marathon 2016 Wasser marsch

Nun führt die Strecke auch direkt an die Seine herunter. Prima!

Paris Marathon 2016 Ufer

Noch toller finde ich den Autotunnel, durch den wir laufen müssen. An sich klingt Autotunnel jetzt nach nicht wirklich viel Spaß. Aber zum einen bin ich endlich raus aus der Sonne und zum anderen haben sich die Organisatoren was nettes einfallen lassen. Der Tunnel ist dekoriert mit Bildern, wie man sie in einem Spa finden würde. LEDs sorgen für ein schummriges Licht, es riecht nach ätherischen Ölen und aus Lautsprechern ertönt Entspannungsmusik. Das ist doch mal nett. Würde nicht gerade die Ambulanz rechts vorbeibrettern, könnte man das noch mehr genießen.

Als ich aus dem Tunnel rauskomme, kann ich links sogar schon den Eiffelturm sehen. Und ich hab mir eingeprägt, dass wenn ich den passiere, schon fast 30 km vorbei sind. Und die läppischen 12 km werde ich doch wohl noch schaffen. Ab und an sehe ich allerdings auch Läufer am Rand liegen, denen es nicht so rosig geht. Einmal kommt sogar der Rettungsdienst per Boot angefahren.

Ganz viele machen inzwischen wie ich Laufpausen und gehen teilweise sehr viele Schritte. Und so nutze ich auch die Aussicht auf das Türmchen und mache einen kleinen Stopp. Ich bin da nicht die einzige!

Paris Marathon 2016 Tour Eiffel

30 Kilometer sind geschafft. Ich gebe meine Kniebandage ab und die Softflask, die ich mitgenommen hatte, um unterwegs Wasser hinein zu füllen. Dank der kleinen Wasserflaschen brauche ich die ja nicht. Und mein Knie wird jetzt auch nicht mehr anfangen zu zicken. Stattdessen bekomme ich ein kaltes nasses Handtuch gereicht. Im ersten Moment erschließt sich mir die Sinnhaftigkeit nicht, aber dann bin ich sehr dankbar und ziehe wie Rocky mit meinem nassen Handtuch um den Hals von dannen.

Paris Marathon 2016 30 km

Mir geht es inzwischen schon sehr viel besser. Die Übelkeit ist vorbei und ich zwinge mir das fünfte meiner Energiegels hinein. Neben mir sehe ich eine deutsche Teilnehmerin gehen, die mit Zehenschuhen unterwegs ist. Ich frage sie, wie es ihr damit geht. Nicht gut. Hätte sie mal wenigstens vorher damit trainiert. Sie sieht auch nicht glücklich aus. Ich wünsche ihr natürlich trotzdem, dass sie ins Ziel kommt.

Inzwischen genieße ich auch wieder die Anfeuerungsrufe, die Bands und die Läufer vor, hinter und neben mir. Ein paar Kuriositäten gibt es darunter auch zu bewundern. Wie den Herrn im Pappkarton (rechts unten). Als i-Tüpfelchen zieht es jetzt auch noch ein bisschen zu. Danke, Wetter!

Die 35 km-Marke ist erreicht. Nur noch 7 km! Ich gebe dankbar mein inzwischen warmes Handtuch ab und laufe langsam weiter. Jetzt ist ja wohl der Moment, wo der “Mann mit dem Hammer” kommt. Der hatte mich aber anscheinend schon weit vorher erwischt und nun bin ich ihm weggelaufen. Was stellenweise gar nicht so einfach ist, denn meine Schuhe bleiben nach jedem Verpflegungspunkt dank des nassen Obstsalats auf dem Boden ordentlich kleben.

Die Strecke führt in einen der größten Stadtparks weltweit: dem Bois du Boulogne. Das gibt mir noch mehr Auftrieb. Ein bisschen Natur! Auch wenn die Laufstrecke weiterhin über Asphalt führt, habe ich trotzdem ein wenig das Gefühl von Wald um mich herum. Die Straßen werden ein wenig schmaler, dann wieder vierspurig. Hier sollen eigentlich die Fan-Zones sein, wo die Anfeuerer ihre Lieben auf dem letzten Stück noch begleiten können. Allerdings ist es hier im Vergleich zur Stadt recht leer, was mich aber nicht stört.

Paris Marathon 2016 Bois du Boulogne

Bei Km 37 mache ich meine Musik wieder an, die ich schon nach den ersten 5 km aus Versehen ausgemacht hatte. Die Musik von GTA soll mich ins Ziel begleiten. Es geht abwärts. Zumindest die Straße. Ich gehe, laufe, gehe, laufe. So wie alle anderen auch. Hier ist kaum noch einer, der durchzieht. Die sind alle schon im Ziel!

Der Sponsor TAG Heuer hatte kurz vorher noch einen netten Service vorbereitet: wenn man sich per Facebook verbunden hat, sollte bei Km 41 automatisch ein Foto auf den Account hochgeladen werden. Und da stand es: ein riesiges Gerüst voller Kameras. Das Lächeln war nun nicht mehr ganz so erzwungen. 41 km! Ich bin fast da! Das Hochladen auf Facebook hat im Übrigen tatsächlich instant geklappt.

Paris Marathon 2016 41 km

Ich bin so nah dran, meinen ersten Marathon zu finishen. Vor noch 25 km habe ich daran nicht geglaubt. Aber jetzt, wo ich auf die Zielgerade einbiege, ist es soweit. Das Gefühl kann man nicht beschreiben. Es ist einfach großartig!

Paris Marathon 2016 42 km

Ich laufe durchs Ziel. Entspannt. Entspannter als bei so manchem Halbmarathon. Es war genau richtig, den Druck rauszunehmen. Hätte ich auf Biegen und Brechen mein 4:30 h Tempo durchgezogen, wer weiß, wo und wie ich dann gelandet wäre. Nun stehen 05:04:32 Stunden auf meiner Uhr. Ja, unter 5 wäre drin gewesen. Ohne Anstehen an den Toiletten, ohne Foto- und Videopausen. Wenn schon. Mir geht’s gut. Richtig gut!

Aber wo sind eigentlich die Medaillen? Ich laufe und laufe durch die Zielarena. Alle neben mir haben auch noch keine. Das beruhigt mich. Stattdessen laufen einige mit schrillen grünen Shirts durch die Gegend und ganz vorn sehe ich große Schilder mit Konfektionsgrößen. Ich schlendere bei S vorbei und es gibt tatsächlich ein Finishershirt in S für mich. Dazu ein Regen-/Kälteschutz-Cape.

Paris Marathon 2016 Ziel

Und da sind sie, die goldenen, glänzenden, riesigen Medaillen zur 40. Jubiläumsausgabe des Paris-Marathons. Superstolz lasse ich mir meine umhängen und bewege mich zum Ausgang. Was für ein schöner Tag!

Nach einer kurzen Pause und Review im Gras wird nicht die Metro zurück nach “Hause” genommen, sondern spaziert. Die 1,5 km gehen noch und sind sicher sinnvoll, um die Muskeln zu lockern. Ein Siegerfoto gibt es am Arc de Triomph und dann geht es über die Champs Elysée heimwärts zur Dusche.

Paris Marathon 2016 Finisher Urkunde

Aber was wäre so ein Marathon ohne hinterher ordentlich was zu futtern? Das süße Restaurant “Chez Barbara” ist das (erste) Ziel des Abends. Dort lasse ich mir ein Steak Châteaubriant schmecken, so wie die Straße heißt, in der das Studio ist. Steak und Ente können die Franzosen! Danach geht es zu Fuß weiter in die Rue Princesse, wo man gegen “Vorlage” seiner Medaille Drinks günstiger bekommt. Bei 41.000 Finishern kann man sich vorstellen, wie voll die Bars sind. Also fällt die Wahl auf eine andere, wo es zwar keinen Medaillenrabatt gibt, aber schnell etwas zu essen und zu trinken. Am Ende des Abends steht ein langsamer Abendspaziergang an der Seine, am beleuchteten Eiffelturm vorbei und über die Champs Elysée. Danke, Paris. Es war mir ein unglaubliches Erlebnis, das ich nie vergessen werde!

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[:de]Mein erster Marathon: Paris-Marathon – 1 week to go[:]

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Paris Eiffeltower 1

Nur noch eine Woche bis zu meinem persönlichen Großereignis dieses Jahr: der Paris Marathon. Mein erster Marathon überhaupt. Ob ich nervös bin? Na klar. Und wie. Ob ich mich freue? Wie ein kleines Schnitzel! Ich habe mich während meiner Trainingszeit bewusst mit Berichten darüber zurückgehalten. Zu groß waren die Bedenken, es käme wieder irgendein Zipperlein dazwischen, das den Trainingsplan durchkreuzen würde. Aber keine Sorge. Das hole ich jetzt alles nach

Die Organisation drum herum – Neue Services und Hürden

Paris. Es gibt sicher schlechtere Orte als Paris für den ersten Marathon. Den Eiffelturm, Notre Dame, Arc de Triomph, Champs Élysee, Louvre, Trocadero… habe ich alles schon zu Fuß erkundet. Allerdings nicht an einem Tag. Und schon gar nicht in 4-5 Stunden. Paris im Schnelldurchlauf quasi. Zudem habe ich gelernt, dass Paris mit über 40.000 Finishern der zweitbeliebteste aller Marathons ist und zudem noch der drittschnellste. 24 Tonnen Bananen werden hier vertilgt. Die Quelle dieser Weisheiten liegt übrigens bei Getyourguide – 33 ultimative Herausforderungen für Marathon-Fans. Wer sich für Marathon-Statistiken und Facts interessiert, der ist hier gut aufgehoben.

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Überhaupt hat sich das Reisen nach Paris diesmal für mich verändert. Die vier-fünfmal, die ich bislang dort war, habe ich meist Pauschalangebote mit Flieger und Hotel zusammen genutzt. Hotels, welche meistens fernab der Innenstadt lagen, um noch bezahlbar zu sein. Vor Ort hieß es dann Schlange stehen nach Tickets für die Metro, den Eiffelturm, das Disneyland und sonstige Sehenswürdigkeiten.

Den Flug habe ich diesmal separat gebucht. Und zwar genau zu den Tageszeiten, die für mich am besten sind. Statt Hotel am Stadtrand habe ich ein winziges Appartment über den Dienst AirBnB gebucht. Privatleute vermieten hierüber Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser. Meine Unterkunft ist zwar nicht spottbillig, aber dafür falle ich quasi vom Appartment in den Startblock. Ein Hotel in vergleichbarer Lage hätte mindestens das dreifache gekostet. Welche Schwierigkeiten das Experiment im ersten Anlauf mit sich gebracht hat, könnt ihr hier noch einmal lesen.

Schlange stehen für Tickets kann man sich sparen, wenn man diese ebenso schon von zu Hause aus bucht. Neben den o. g. Statistiken zu Marathons kann man über Getyourguide z. B. Tickets für bevorzugten Einlass zum Eiffelturm inklusive Guide bestellen. Natürlich sollte man sich die Pakete genauer ansehen und prüfen, ob das für einen selbst passt. Bevorzugter Einlass mit Guide kostet natürlich ein wenig mehr als das Standard-Schlangestehen-Ticket. Wem seine Zeit also wichtig ist, der kann diese gegen ein wenig mehr Geld eintauschen. Ich persönlich habe mich zunächst gegen ein solches Ticket entschieden, weil ich durch den Marathon mit Vorbereitung, Frühstückslauf und Messe wahrscheinlich gut ausgelastet bin und nicht weiß, wieviel und wofür noch Zeit übrig bleibt. Am Montag nach dem Marathon werde ich meine Haxen vermutlich sowieso nicht mehr weiter als bis zum Flughafen kriegen.

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Dass man für einen Lauf in Frankreich ein spezielles Medical Certificate braucht, wusste ich schon seit der Anmeldung. Wie schwer das ist und dass möglicherweise jede weitere Laufveranstaltung in diesem Land ein eigenes Zertifikat haben möchte, war mir anfangs nicht bewusst. Ich reise nun mit zwei verschiedenen Versionen an: eins in Englisch, so wie man es von der Website des Paris Marathon herunterladen kann und eins in Französisch mit englischen Untertiteln, so wie es der Disneyland Halbmarathon Paris verlangt. Denen ist das Zertifikat vom Paris Marathon anscheinend nicht gut (französisch) genug.

Der Trainingsplan

Seit ich mit meinem Lauftraining 2012 angefangen habe, laufe ich mit der Runtastic-App. Und seitdem nutze ich auch die Trainingspläne, die laut Runtastic Dieter Baumann entwickelt hat. Und was der Dieter macht, kann ja so schlecht nicht sein, dachte ich. Rückblickend auf meinen letzten Berliner Halbmarathon zweifle ich allerdings, ob die wirklich so konsequent durchdacht sind. Die Trainingseinheiten unter der Woche inklusive Intervall- und Tempodauerlauf finde ich angemessen. Die Long Runs erscheinen mir jedoch zu kurz. Also habe ich mir für den Marathon den Dieter-Plan für 4:30 Stunden genommen und modifiziert. Nicht mehr, aber dafür längere Einheiten am Wochenende.

Training Wintersw

Ein Frühjahrsmarathon bedeutet Wintertraining. Das war einer der Hauptgründe, warum ich mich für Paris als meinen ersten Marathon entschlossen habe. Es ist draußen schön kalt. Selbst wenn die Sonne scheint. Natürlich schwitze ich auch im Winter. Aber im Winter habe ich noch nie das Bedürfnis gehabt, vorbeilaufenden Passanten ihre Wasserflasche aus den Händen reißen oder aus dem Teltowkanal saufen zu müssen. Im Sommer fühle ich mich schon bei moderatem Tempo wie ein Schnellkochtopf, dem gleich der Deckel hoch geht. Berlin fällt daher (vorerst) als Herbstmarathon aus.

Das Training startete für mich offiziell Mitte Dezember. Ich hatte mich diesen Winter nicht wie ein Murmeltier in den Winterschlaf/Trainingspause verkrümelt, sondern durchgezogen und lief jetzt schon Sonntags immer mal meine 20 + Kilometer bzw. 40-50 km pro Woche. Der Trainingsplan setzte für die Anfangswochen deutlich darunter an, aber ich wollte ja nicht wieder zurückschrauben.

Die Dienstagseinheit bot sich wunderbar für einen Nachhauselauf von Arbeit aus an. 50 Minuten sollte ich dienstags mit gemächlichem Tempo (6:30-7:10) unterwegs sein. Stattdessen lief ich 10 km, meist mit 6:30, manchmal aber auch einen ordentlichen Zahn schneller. Damit war ich fast in derselben Zeit zu Hause als wie wenn ich das Auto genommen hätte. Ampeln im Stadtverkehr sind nicht zu unterschätzen. Ebenso wenig die Weihnachtswochen in einer der Haupteinkaufsstraßen Berlins. Mein Heimweg führte mich quasi unweigerlich durch die Schlossstraße. Im Dezember fühlte sich das an, wie gegen eine Wand aus Fußgängern zu laufen, die mit Tüten, Taschen und Glühweinnase wenig bis kein Verständnis für jemanden haben, der sich gerade seinen Lebkuchen abtrainiert.

Donnerstags variierte ich zwischen Tempodauerläufen, Intervalltrainings und Bergläufen. Oder holte nach meinem Rückenkurs Judith von ihrer Arbeit ab und lief insgesamt 18 km nach Hause.

Training mit Judith

Sonntags stand dann recht konservativ der Long Run an. Zum Glück trainierte meine Freundin Sam gleichzeitig für den Berliner Halbmarathon und wir konnten die Sonntage für ausgiebiges Schwatzen nutzen. Mindestens zweimal hieß das für uns, in strömendem Regen drei Stunden durch die Stadt zu schlürfen.

Training mit Sam

Bis zum 30.12.2015 war das Wetter alles andere als winterlich. Die Hermannshöhen im Teutoburger Wald rannte ich bei herbstlichen 15 Grad und Sonne hinauf und hinab.Training Dezember

Nur vier Tage später zeigte der Winter dann aber, was er kann. Bei minus 11 Grad lief ich meine übliche lange Runde. Eigentlich sollten es 25 km werden. Nach etwa 8 Kilometern war mir dann mein Trinkschlauch komplett eingefroren. Da kam nichts mehr raus, obschon das Wasser in meinem Rücken lustig vor sich hin schwappte. Meine Augen tränten und die salzigen Tränen bildeten kleine Eiszapfen an meinen Wimpern. Nach gut 21 km waren meine Hände trotz dicker Handschuhe einfach nicht mehr warm zu kriegen. Also gab ich klein bei und pfiff auf die verbleibenden Kilometer. Es blieb auch noch eine ganze Weile länger so kalt und der Schlauch fror mir trotz Isolierung wieder ein. Aber ein Trainingsplan ist ein Trainingsplan und so lief ich weiter durch die sibirische Kälte.

Training Januar

Nachdem dann auch noch ordentlich Schnee gefallen war, machte das Training gleich noch mehr Spaß. Einziger und wirklich unschöner Nachteil: meine Lieblingsstrecken waren teilweise so dick mit Eis bepackt, dass nur noch Schlittschuhe für ein sorgenfreies Vorankommen gesorgt hätten. Natürlich musste ich es trotzdem mit normalen Trailschuhen probieren, bezahlte das aber mit einem heftigen Sturz aufs Knie. Wer nicht hört, muss halt fühlen. Danach wich ich gezwungenermaßen auf die mehr oder weniger geräumten Wege in der Stadt aus.

Training Schneemann

Ab Mitte Januar kam zum Marathontraining noch mein selbstgestrickter Trainingsplan für den Mammutmarsch dazu. Das bedeutete, wenn Samstag ein Mammutraining anstand, verschob ich den Long Run von Sonntag auf Dienstag nachmittag. Samstags 30-40 Kilometer wandern und am nächsten Tag Long Run? Das geht nicht. Die Dienstagsvariante funktionierte trotz  komplettem Arbeitstag vorher recht gut.

Schnupfenalarm

Den ganzen Winter hatte ich schon gebangt. Normalerweise erwischt es mich jeden Winter, die hässliche Erkältung. Ein paarmal hatte ich schon das Gefühl gehabt und mit Grippostad dagegen gehauen. Bis mein Körper Anfang Februar dann doch meinte, den Bakterien freien Lauf lassen zu müssen. Klar, es war nur ein Frauenschnupfen. Trotzdem zwang er mich zu einer sehr unfreiwilligen Trainingspause von insgesamt zwei Wochen. Zwei Wochen! Für einen Marathontrainierenden eine Ewigkeit! Und das auch noch in der Phase, in der ich meine Long Runs auf 35 km ausdehnen wollte. Das einzige, was sich hier bis zum Überstrapazieren dehnte, war mein Geduldsfaden, was Husten und Nase anging.

Erst Ende Februar stieg ich mit einer Mammutwanderung am Wochenende und Lauftraining am dann wieder Dienstag ein. Die Kondition war an sich gut, aber meine Muskeln beschwerten sich über den schonungslosen Wiedereinstieg. Half aber nichts. Da musste mein Körper nun durch. Das einzige, was hinten hinunter fiel, waren die 35 km Long Runs. Nach zweiwöchiger Pause waren 32 bzw. 30 km das äußerste der Gefühle. Aber ich war superglücklich, endlich wieder ins Training einsteigen zu können.

Training Winter gesund

Krönendes Ende meines Trainings vor dem Tapering war dann der Schneeglöckchenlauf als letzter Long Run. 30 km konnte/musste man laufen, um die berühmten Riesenglocken um den Hals gehängt zu bekommen. Und eins steht fest: hätte ich mich nicht für den Paris Marathon gemeldet, hätte ich mich wohl freiwillig nie für die 30 km entschieden. So kam mir der Lauf als Abschlusstraining gerade recht und nun bin ich stolzer Besitzer einer Riesenglocke. Den Bericht könnt ihr, wenn ihr noch Zeit und Lust habt, hier lesen.

schneeglöckchenlauf_2016_30 km Sieger

Paris Marathon-App

Zeitgleich mit dem Start meines Trainingsplans konnte man auch die App für den Schneider Electric Paris Marathon herunterladen, welche den eigenen Trainingsfortschritt aufzeichnet, mit anderen Nutzern vergleicht und Challenges bereitstellt.

Paris Challenges1

Quelle: Schneider Electric Paris Marathon App

Die einfachste Challenge begann mit 5 km Durchlaufen. Kein Problem. 10, 15, 20 km. Kein Ding.

Aber die Bastille, das Mistvieh! 300 Höhenmeter sollte ich in einem Lauf schaffen. In Flachland-Berlin ist das schon ein starkes Stück. 21 x bin ich eine Erhöhung bei mir ums Eck hoch und runtergelaufen. Laut Garmin habe ich damit 310 Höhenmeter geschafft. Nur leider hat Runtastic mir diese unterschlagen. Gerade mal 90 Höhenmeter hat die App aufgezeichnet und so an die Paris Marathon-App übergeben. Auch manuelles Korrigieren hat nicht geholfen. Dann halt nicht. Die TAG HEUER Challenge blieb leider durch meine Krankheit auch auf der Strecke, weil dafür nur ein sehr begrenztes Zeitfenster angegeben war.

Für die Notre Dame Challenge habe ich am längsten gebraucht. Vor 8 Uhr laufen. Ich. Vor acht. Nee danke. Aber diese eine Challenge wegen unchristlicher Uhrzeit gar nicht zu schaffen, konnte ich dann doch nicht mit mir vereinbaren. Letzten Donnerstag zeigte ich also dem Glöckner, was ne Harke ist und lief um 7:15 Uhr durch den nebelverhangenen Volkspark Wilmersdorf und fand das eigentlich gar nicht mal so schlecht. Aber psst. Das muss der frühe Vogel ja nicht wissen.

Paris Challenges2

Quelle: Schneider Electric Paris Marathon App

Zum Abschluss ein paar wenige Zahlen

Gelaufene Trainingskilometer: 730

Gewanderte Trainingskilometer: 150

Long Runs: 22,5 – 24 – 21,5 -22,5 – 25,5 – 27 – 28 – 31,5 – 22 – 32 – 29 – 30

Ich bin schon sehr gespannt, wie es laufen wird. Krankheit und Mammutmarschtraining haben schon einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Training gehabt. Welchen, das werde ich sehen, wenn es soweit ist. Eine Zielzeit von 4:30 Stunden wäre schön. Meine Prioritäten liegen aber bei 1) den Marathon genießen, 2) Paris anschauen und 3) schöne Fotos vom Ereignis mitbringen.

Ob ich nun 4:30 Stunden oder 10 Minuten länger brauche… Bestzeit wird es in jedem Fall!

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[:de]Laufen im Ausland: Warum mich Medical Certificate und AirBnB fast zum Heulen gebracht haben[:]

[:de]paris_triumphbogen

In Deutschland gibt es einfach nicht genug Laufwettkämpfe *hust*. Schon gar nicht Marathons. Und weil ich schon soviele davon gelaufen bin (keinen!), wusste ich, ich muss ins Ausland schweifen. Auf der Suche nach einem Frühjahrs-Marathon landete ich schnell auf der Seite von Paris. Einen Startplatz für 2016 in der ersten Anmeldewelle im April 2015 zu ergattern, war noch das unkomplizierteste an der Organisation. 80 € bezahlt, Startnummer schon fix. Das war ja einfach.

Der Ärger fing in dem Moment an, als ich mir das Procedere zum Abholen der Startunterlagen durchlas. Ein Medical Certificate müsse bei der Abholung vorgelegt werden. Sonst gibt es keine Startunterlagen und folglich keine Teilnahme. Per Gesetz sind Teilnehmer von Laufwettkämpfen in Frankreich (und Italien) verpflichtet, ein ärztliches Dokument vorzulegen, das folgendes bescheinigt: “no contra-indication to running in competition”, also keine Gegenanzeigen für die Teilnahme an Laufwettkämpfen. Das Zertifikat darf zudem nicht älter als ein Jahr sein.

Wenn Du gesund bist, kannst du noch lange nicht an Wettkämpfen teilnehmen

Gut, dachte ich, ruf ich mal meine Hausärztin an. Die kennt mich ja schließlich. Schade nur, dass die sich gerade ein Jahr Auszeit von ihrem Job genommen hat. Was nun? Mit solch einem Anliegen zu einem Arzt gehen, bei dem Du noch nie warst? Ungünstig. Im Oktober stand sowieso mein 2-Jahres-Check up an. Mit Blutuntersuchung, Herz abhorchen und allem PiPaPo. Perfekt! Und so vereinbarte ich einen Termin für den Check up bei meinem ehemaligen Hausarzt, bei dem ich die Jahre zuvor gewesen war.

Die Ergebnisse des Check ups waren da. Heiß erwartet von mir. Ich hatte einen Termin, um diese mit meinem Arzt durchzusprechen. Der war sichtlich zufrieden mit meinem Körper. Blut, Herz, sonstige Innereien… alles wunderbar. Also erzählte ich ihm vom Marathon und zog dabei mein ausgedrucktes Medical Certificate aus der Tasche. Das interessierte ihn aber gar nicht. Es interessierte ihn auch nicht, ob und wie lange ich schon laufe. Er fragte nicht, wieviele Wettkämpfe und Halbmarathons ich schon gelaufen sei. Ob ich trainieren würde. Nichts.

“Das soll ich Ihnen unterschreiben?” fragte er stattdessen.

“Nein, das traue ich mich nicht. Nachher kippen Sie dann da um und verklagen mich.”

Nachdem ich ausgiebig dargestellt hatte, dass ich eigentlich laufen und nicht Ärzte verklagen wollte, ging es weiter:

“Laufen Sie doch lieber noch ein paar Halbmarathons und kommen nächstes Jahr für 2017 wieder.”

Ich erläuterte, dass ich für 2016 einen Startplatz in Paris habe. 2016! Nicht 2017. Dass ich schon trainieren würde. Eine Unterkunft hätte. Flüge gebucht.

“Nein, das unterschreib ich Ihnen nicht. Das traue ich mich nicht. Berlin ist doch sowieso viel schöner. Laufen Sie doch den Marathon in Berlin.”

Ich saß da vor ihm. Wie ein Häufchen Elend in meinem Sessel. Ich merkte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Aber die Blöße wollte ich mir nicht geben. Ich war kurz vorm Betteln. Nein, die Grenze hatte ich schon überschritten. Aber seine Argumente ließen sowieso nur den Schluss zu, dass es hier nicht um meine Teilnahme an einem Marathon geht. Er hatte einfach keine Lust, Verantwortung zu übernehmen, obschon meine Testergebnisse tadellos waren. Nicht einmal die Teilnahme an einem 5 km-Lauf hätte er mir attestiert. Am Boden zerstört verließ ich seine Praxis.

Ein Orthopäde mit (Läufer-)Herz

Bis Mitte Dezember ließ ich mir für einen neuen Anlauf Zeit. Ich war alle möglichen Optionen durchgegangen und zu dem Schluss gelangt, es bei meinem Orthopäden, seines Zeichens selbst Läufer und Sportarzt, zu versuchen. Auch der kennt mich schon jahrelang. Hatte mich immer krank geschrieben, damit ich nicht mit der Jungs aus meiner Ausbildung Fußballspielen muss. Mit Kreuzbandriss macht man sowas ja auch nicht.

Und so saß ich wieder auf einem Patientenstuhl, mein Medical Certificate in der Tasche. Und die Untersuchungsergebnisse meines Check ups. Die hatte ich mir noch vom (All-)gemeinarzt geholt. Mein Orthopäde schaute in meine digitale Akte und fragte mich, wie es mir geht. Hätten uns schon lange nicht mehr gesehen. Ich erzählte ihm von meinem Anliegen und sah, wie sich sein Gesicht aufhellte.

“Aber natürlich unterstütze ich das! Haben Sie irgendein Schreiben? Geben Sie her, das unterschreibe ich Ihnen gleich.”

Nicht einmal eine Gebühr wollte er. Stattdessen interessierte es ihn, warum genau Paris. Ob es mein erster Marathon sei. Welche Zielzeit ich mir vorgenommen hätte. Wie toll das wäre und dass er mir viel Erfolg wünsche. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen.

Die Moral von der Geschicht: Nicht jeder Arzt ist bereit, seinen Job ordentlich zu erledigen. Wenn ich nachgewiesen gesund bin, bin ich gesund. Und dann spricht in diesem Moment auch nichts dagegen an Wettkämpfen teilzunehmen. Würde jeder Arzt so denken, wie mein ehemaliger Allgemeinarzt, wären Wettkämpfe in Frankreich ausgestorben!

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Die Sache mit der Unterkunft

Hotels in Paris sind nicht gerade günstig. Schon gar nicht in der Innenstadt, wo der Paris Marathon startet. Neben Couchsurfing á la Craigs List gibt es einen Dienst, der es Privatleuten ermöglicht, Unterkünfte an Privatleute zu vermieten. Das können Zimmer sein oder ganze Wohnung oder sogar Häuser. Der Dienst nennt sich AirBnB.

Im September schaute ich mich auf der Website nach einem geeigneten Plätzchen nahe des Startbereiches um. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ein bezahlbares winziges, aber gemütliches Studio in Fußweite zur Champs Elysée gefunden. Ich schrieb ein paar Zeilen als Bewerbung an die Vermieterin. Vermieter können sich bei AirBnB aussuchen, wem sie ihre Unterkunft vermieten. Beide, sowohl Mieter als auch Vermieter bewerten sich im Nachgang. Als absoluter Neuling hatte ich natürlich keine Bewertung und hoffte auf das Vertrauen der Vermieterin. Nur ein paar Minuten später kam die Bestätigung mit einer netten Nachricht von der Australierin zurück, die sich freute, mir ihr Studio zur Verfügung stellen zu können.

Geld abgebucht, Unterkunft perfekt. Bis vor einer Woche.

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Samstag abend flatterte per Nachricht die Stornierung der Unterkunft bei mir hinein. Die Nachbarn seien mit AirBnB nicht einverstanden. Die Unterkunft müsse komplett aus dem Dienst entfernt werden. Großartig! Zweieinhalb Monate vor dem Marathon. Nicht, dass die Hotels inzwischen günstiger geworden wären.

Ohne zu zögern schaute ich mich nach etwas Neuem um. Fand etwas im selben Preisbereich. Das bereits gezahlte Geld wurde darauf angerechnet. Ich schrieb wieder ein paar nette Zeilen und hoffte. Meine Nacht war nicht sonderlich ruhig. Mitten in der Nacht schaute ich auf mein Handy: “Ihre Anfrage wurde abgelehnt.” Ohne Grund. Mehr bekommt man bei AirBnB nicht mitgeteilt.

Also fing ich nachts um vier an, wieder zu suchen. Inzwischen war ich auch bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Das war so kurzfristig leider auch nötig. Die nächste Bewerbung geschrieben.

Am Morgen dann die Erleichterung: ich darf dort bleiben. Wieder direkt in Laufweite zum Start. Die Bedenken, dass mir diese Unterkunft auch wieder kurzfristig storniert wird, werde ich wohl erst ablegen, wenn ich dort das Studio betrete. Naja. Paris hat ja auch schöne Brücken 🙂

Die Moral hiervon: Hotels sind zwar unangemessen teuer. Im Gegensatz zu neumodischen Diensten könnt ihr euch aber sicher sein, euer Zimmer zu bekommen, dass ihr gebucht habt. Egal, was die Nachbarn davon halten.

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[:en]Wettkampfplan 2016[:de]Wettkampfplan 2016 – Womit ich mir diesjahr meinen Speck verdiene[:]

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Berliner Halbmarathon? Nee! BIG 25? Auch nicht. Tierparklauf? Nö.  Ja, was zum Henker läuft sie denn dann in 2016? Seit ich 2013 meinen ersten Wettkampf gelaufen bin, habe ich fast alle großen und kleineren Berliner Laufveranstaltungen abgeklappert. Damit ist 2016 erst einmal Schluss. Es wird das Jahr der weiten Anfahrten, teilweise Flüge und Experimente.

Was steht nun auf dem EarnYourBacon-Plan? Der sah schon im Oktober letzten Jahres recht bunt aus. Es ist ein lebender Plan!  (Übersicht mit Links am Ende des Artikels)

Der groß angekündigte Polar Run wurde spontan vom 31. Januar 2016 auf fast ein Jahr später verschoben. Mein erster Wettkampf, wenn man ihn so nennen will, wird daher der Frostwiesenlauf  sein. An den Verpflegungspunkten wird es Glühwein geben. Zudem ist er witterungsbedingt zeitmessungsfrei.

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Im März mache ich Jagd auf die großen Glocken beim Schneeglöckchenlauf. 30 km werde ich zurücklegen und dies gleich als Trainingslauf bzw. Generalprobe für den Paris Marathon nutzen, der nur zwei Wochen später Anfang April ansteht. Mein erster Marathon! Zeitziel: 4 h 30 Min. Ich bin schon aufgeregt.

Der zweite Lauf im April wird der Spreewald-Marathon sein, an dem ich zum dritten Mal teilnehme. Diesjahr habe ich mir den Biosphären-Reservat-Lauf mit 22 km in Lübbenau ausgesucht, um meinem geheimen (jetzt nicht mehr) Projekt näher zu kommen, ein Gurkenglas mit Gurkenmedaillen voll zu bekommen.

Der Mammutmarsch im Mai wird eine neue Herausforderung der besonderen Art. 100 km sind in 24 Stunden zu wandern. Ich bin gespannt, wie mein Körper und mein Geist da mitmachen. Einen entsprechenden Trainingsplan habe ich mir schon erstellt. Fast entspannt wird dagegen der Rennsteiglauf, bei dem ich auch zum dritten Mal den Halbmarathon laufen werde. Diesjahr sogar mal schneller?!

Zum ersten Mal gibt es beim Mazda-IGA-Lauf eine Cross-Variante. Crossläufe mag ich. Ich bin dabei! Mit dem Trail Run Berlin habe ich einen weiteren Crosslauf im Programm.

Am 4. Mai, dem Star Wars-Tag, werde ich mir meinen eigenen Millenium-Falcon verdienen und die virtuelle Jedi Challenge rennen. Begleitung erwünscht 🙂

Was habe ich nicht im letzten Jahr über den Quartertrail beim SachsenTrail geschimpft? Diesjahr wäre ich für die 19 km gut vorbereitet. Und deswegen mache ich einfach die 34,4 km. Den Halftrail!

SCC Events bietet zum ersten Mal einen SwimRun an. Es gibt eine lange und eine kurze Distanz. Ich werde über die kurze Distanz mal testen, wie gut ich mich als Schläufer mache. Schläufer. Wer denkt sich nur sowas aus? 🙂

Hindernisläufe stehen selbstverständlich auch wieder an. Da diesjahr Rennsteiglauf und die XLETIX Challenge Berlin miteinander kollidieren, plane ich letztere in Tirol und am Timmendorfer Strand. Meer und Berge also. Und endlich wird es auch in Berlin ein Spartan Race geben. Ich bin schon Feuer und Flamme! Ganz eventuell bekomme ich auch noch jemanden überredet, mit mir den Harzer Keiler Run zu laufen.

Sofern sich die Gebühren in Grenzen halten und die Startplätze nicht sofort ausverkauft sind, erfüllt sich für mich im September der Wunschtraum, mal an einem Disney-Lauf teilzunehmen. Disneyland Paris zieht nun mit den US-Parks nach und veranstaltet einen Halbmarathon, der durch das Disneyland führt. Ich hoffe, es wird genauso verrückt und kitschig wie im Original.

Auch der München-Halbmarathon steht auf meiner Wunschliste. Ich habe ihn mal aufgeschrieben. Aber wie bei jeder Wunschliste werden nicht immer alle Wünsche (sofort) erfüllt.

Den Abschluss des Jahres soll wie in den Vorjahren der Lauf in die Tropen bilden. Nach ein paar Kilometern in der Kälte ist der Ausklang der Wettkampfsaison im tropischen Paradies mit Cocktails und warmen Pools einfach ideal!

Was steht bei Euch 2016 an? Sehen wir uns bei der einen oder anderen Veranstaltung?

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* bereits angemeldet
√ beendet
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Caro goes to Paris

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Am 12.04.2015 fand der diesjährige Paris-Marathon statt und bereits drei Tage danach startete die Anmeldephase für den Marathon 2016. Nachdem ich mich durch ein Gemisch aus Englisch und Französisch auf diversen, explizit für den Paris-Marathon gestrickten Anmeldeformularen gekämpft und der Bezahlvorgang nach mutmaßlich durch Überlastung der Seite hervorgerufene Abbrüche doch noch erfolgreich über die Bühne ging, konnte ich einen der 50.000 Startplätze für den 03.04.2016 ergattern. 80 € kostet der Spaß in Paris und ist damit 20 € günstiger als Berlin.

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