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[:de]Berlin Marathon 2018 – Haken dran![:]

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Ein Marathon ist kein Marathon. Zumindest dachte ich das vor ziemlich genau einem Jahr, als ich meine Daten in den virtuellen Los-Topf zum Berlin Marathon 2018 schmiss. Als wohnhafter Berliner stehen die Chancen grundsätzlich sehr gut, einen der fast 45.000 Startplätze zu ergattern. Trotzdem wartete ich sehnsüchtig auf den Tag, an dem es für viele Läufer hieß: „Herzlichen Glückwunsch, du bist dabei“, für etliche aber auch eine Absage bedeutete. Ich gehörte zu den Beglückwünschten und fragte mich sofort „Was hast du dir nur dabei gedacht?“
Als Berliner Läuferin muss man den Berlin Marathon mal gelaufen sein. Auch wenn es ein Herbstmarathon ist, der mich die Jahre davor immer davon abgehalten hatte, mich anzumelden. Diesmal dachte ich mir „Was soll’s, die eine Woche mit 30 Grad im Sommer wirst du schon durchhalten.“ Pustekuchen. Es kam alles anders als erwartet.

Berlin, ich komme!

Am 16.9.2018 stehe ich nun da, im Startblock Ganz-weit-hinten-H. Tausende Läufer aus aller Welt warten darauf, dass die letzte Startwelle um kurz nach 10 Uhr endlich losrollt. Mit Lea und Sebastian habe ich den Deal ausgehandelt, dass wir die erste Hälfte im 7er-Schnitt laufen und danach gucken was oder wer geht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pünktlich um 10.05 Uhr setzt sich die Läufermasse Richtung Großer Stern in Bewegung. Es geht los. Ich laufe wirklich den Berlin Marathon!


Die ersten Kilometer verfliegen geradezu. Wir quatschen, lassen uns von den begeisterten Zuschauern anfeuern, genießen die Stimmung und unser angenehmes Tempo. Schneller muss nicht. Die Strecke führt in den Norden, dann in den Osten, wird immer zentraler. Aber wie so oft im Wettkampf bekomme ich von der Stadt an sich nicht viel mit.

Es ist warm, es ist sonnig. Jeder einzelne Verpflegungspunkt wird mitgenommen, um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf zu decken. Ich teste diesmal den Softcup von Salomon/Adidas, der die Nutzung von Plastikbechern verhindern soll. Eine tolle Idee, denn an jedem Verpflegungspunkt stolpern wir über hunderte oder sogar tausende dieser Becher, die wild verteilt auf der Strecke liegen. Ich lasse mir stattdessen einfach Wasser in meinen Becher kippen, den ich hinterher wieder mit einem Karabiner an meiner Laufhose befestige. Ein Konzept, was sich hoffentlich bei vielen durchsetzen wird, denn ich stelle auch fest: es kostet nicht mehr Zeit, als nach einem Einwegbecher zu greifen.

Langsam wird’s anstrengend

Nach rund 17 km merke ich langsam, dass der Lauf nicht so schön rund und einfach läuft, wie meine letzten langen Trainingsläufe. Ein weiterer Beweis für meine Theorie, dass ich ein Trainingsheld, aber ein Wettkampf-Loser bin. Meinen Plan, noch bis mindestens Km 24 durchzulaufen, lege ich nach 20 km ad acta. Sebastian hat aber noch Körner und zieht nun von dannen. Lea und ich beginnen unsere erste Geh-Etappe. „Gott sei Dank“, denke ich, als ich aufhöre zu laufen, ärgere mich aber dennoch, dass ich jetzt schon so fertig bin. Egal. Ein Zeitziel stand und steht für diesen Tag sowieso nicht zur Debatte. Ankommen ist das Ziel. Die Medaille mit dem schwarzrotgoldenen Band in der Hand halten ist das Ziel. Einen Haken an den Berlin Marathon machen ist das Ziel. Und das ist alles schaffbar.


Unsere Wechsel zwischen Gehen und Laufen sind anfänglich noch recht kurz. Ich hatte das ja im Training schon einige Male ausprobiert, aber Lea fällt dieser ständiger Wechsel schwer, also verlängern wir die Intervalle. Ich freue mich über jede Dusche, die für ein wenig Abkühlung am Rande sorgt und besonders freue ich mich über meinen persönlichen Support nach 27 km am Breitenbachplatz. Ich bekomme Fruchtmus gereicht und werde meine Softflasche los, die ich bis hierhin mitgeschleppt hatte.

Da hier der Punkt der Marathonstrecke ist, der meiner Wohnung am nähesten liegt, ist es ganz wichtig, weiter zu laufen. Ansonsten wäre das hier mein Abbruchpunkt gewesen. Aber es geht voran. Nur noch 15 km! Das ist überschaubar. Auf einmal bin ich wieder voller Kraft und laufe und laufe. Am wilden Eber vorbei, die Lentzeallee entlang. „Keine Sorge“, meine ich zu Lea, „spätestens am Ku’damm ist die Euphorie wieder vorbei.

Und so ist es auch. Laufen fällt wieder schwer und so gehen wir ein ganzes großes Stück auf der Flaniermeile des ehemaligen West-Berlins. Am Europacenter wartet Sam auf mich, die so hart für den Marathon trainiert hat und nun am Rande stehen muss. Ein lange anhaltende Erkältung wollte sie einfach nicht loslassen. Jeder halbwegs vernünftige Läufer weiß: mit einer Erkältung läuft man keinen Marathon. Auch, wenn es noch so schwer fällt. So traurig ich für sie bin, so sehr freue ich mich trotzdem, sie dort zu sehen. Eigentlich mag ich an dem Punkt viel lieber noch ein wenig quatschen, aber irgendwann muss ich ja auch mal im Ziel ankommen.

2 km zum Ziel! Na komm schon, Körper!

Wir passieren den Potsdamer Platz biegen wieder gen Osten ab. 39 km sind geschafft und wir sind auf der Friedrichstraße. Seltsam wenig Zuschauer sind nur noch hier. Oder ist an dem Punkt nie viel los? Plötzlich merke ich, wie mir schwindlig wird. Ich kenne das Gefühl nur zu gut und ziehe sofort die Reißleine.
„Lea, ich kann jetzt nur noch gehen, sonst kippe ich um. Der Kreislauf macht nicht mehr mit“. Weil sie mir vor drei Kilometern gesagt hat, sie könnte jetzt den Rest durchlaufen, will ich sie nicht aufhalten.
Stattdessen gibt sie mir ihr Energiegel und wir halten noch einmal für Tee an einem Verpflegungspunkt an.

Ich versuche, meinen Körper einigermaßen in den Griff zu kriegen. 2 km vor dem Ziel! Das kann doch nicht sein. Das darf nicht sein. Mir fällt es schwer, nicht wegzuklappen und ich höre tief in mich hinein. 41 km. Ok. Versuchen wir es nochmal. Ich wollte eigentlich nicht wandernd ins Ziel kommen und so laufen wir beide los. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, doch lieber wieder zu gehen, falls es wieder schlimmer wird.

Wir biegen endlich auf die Zielgerade ein. Vor uns das Brandenburger Tor. Ich werde durchs Brandenburger Tor laufen! Beim Berlin Marathon! Die Menschmenge rechts und links tobt, selbst für uns langsame Schnecken. Vor gut 4 Stunden ist schon der Gewinner und Weltrekordbrecher hier über die Ziellinie gegangen und trotzdem werden wir empfangen wie Helden. Die Berliner Stimmung ist Wahnsinn! Das Tor selbst ist nicht das Ziel, wie viele vermuten. Es ist nicht einmal die 42 km-Marke. Es geht noch gut 500 Meter weiter geradeaus. Schaffbar. Sogar laufend!

 

Hand in Hand laufen Lea und ich nach 5:48 Stunden über die Ziellinie und holen uns die hart erkämpfte Berlin-Medaille mit dem aktuellen Weltrekordhalter auf der Rückseite. Es war ein langer, harter Kampf, ein wunderbarer Lauf, eine göttliche Stimmung und auf jeden Fall das erste und letzte Mal, dass ich den Berlin Marathon gelaufen sein werde. Haken dran. Mission accomplished.

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[:de]Berlin-Marathon: Weiterkämpfen oder der Realität ins Auge sehen?[:]

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Six weeks to go! Mein Gott, nur noch sechs Wochen bis zum Berlin-Marathon. Oder sollte ich sagen, zum Glück nur noch sechs Wochen? Meine Stimmungslage bezüglich des Themas schwankt derzeit zwischen „Ach komm, irgendwie rockst du das Ding schon. Und wenn es 6:30 Stunden dauert“ und „Ich will einfach nur, dass der Termin vorbei ist“.

Mitte Juni wollte ich so richtig mit dem Marathon-Training durchstarten. Davor war ich immer mal recht planlos gelaufen und der Urlaub in Schottland Anfang Juni bestand hauptsächlich aus Trekking. Aber die Motivation war da, so dass ich direkt danach fleißig an der Ostsee lief, um mich gut aufzubauen. Den Schwung vom Sachsentrail mit seinen 19 km und gnadenlosen 500 Höhenmetern wollte ich bestmöglich mitnehmen und ausnutzen. Pustekuchen. Zwei Tage später lag ich mit einer Erkältung flach. Anderthalb Wochen Pause.

Mitte Juli dann der erste zaghafte Wiedereinstiegsversuch ins Training bei heißen 28 Grad. Gute 7 km, aber besser als nichts. Ein neuer Hoffnungsschimmer…der zwei Tage später gleich wieder im Keim erstickt wurde. Eine Magen-Darm-Grippe führte zu weiteren neun Tagen Laufpause, bzw. Pause von allem, inklusive Kreislauf. Ende Juli fing ich also wieder von vorne an. Wer schon einmal in so einer Situation war, der weiß, wie frustrierend es sein kann, wieder und wieder quasi bei Stand Null anzufangen. Hinzu kommt der ständig wachsende Zeitdruck im Kopf. Mit jedem Tag ohne Laufmöglichkeit sinkt meine Chance, den Marathon Mitte September zu finishen.

Dazu kommt der Fakt, dass ich absolut kein Sommerläufer bin. Natürlich war mir im letzten Herbst, als ich mich für einen Startplatz bewarb, bewusst, dass das Training hauptsächlich im Sommer stattfinden wird. Aber wer hätte da bitte gedacht, dass bereits Ende Mai um die 30 Grad sein würden? Da hoffte ich noch, es sei nur eine Laune des Wetters und es würde sicherlich noch einmal kühler werden. Nein. Die Hitzewelle hat Deutschland und Europa nun seit über zwei Monaten fest im Griff. Der wichtigsten Zeit im Training. Natürlich versuche ich, möglichst vielen Tipps zum Training in Hochsommer zu folgen. Dennoch merke ich, wie sehr mir diese wüstenähnlichen Bedingungen beim Laufen zu schaffen machen. Keine zwei Wochen nach der Magen-Darm-Grippe hatte ich schon wieder mit Diarrhoe zu kämpfen. Schuld daran ist aller Voraussicht nach die nicht aufhörende, sich stattdessen noch steigernde Hitze.

Gehe ich spät abends eine Runde laufen, wenn die Sonne untergegangen ist, ist es mit um die 30 Grad immer noch zu heiß. Ich schwitze wie ein Schwein und mein Puls ist in schwindelnder Höhe. Und eigentlich sollte man auch so kurz vor dem Schlafengehen nicht mehr trainieren, da der Körper sonst schwer zur Ruhe kommt. Stehe ich morgens um 4:45 Uhr auf, um noch vor der Arbeit eine Einheit zu absolvieren, passiert das zwar bei einigermaßen erträglichen Temperaturen, aber auf nüchternen Magen und schlaftrunken. Zum einen fehlt mir dann die Zeit, wirklich ausgedehnte Trainingseinheiten durchzuführen, aber auch die Energie.

Die Folge ist: mir macht derzeit keine meiner Trainingseinheiten Spaß. Ich merke keine wirkliche Konditionsverbesserung, ich bin nur am Schwitzen und ständig müde. Ich vermisse meine entspannten Abendläufe, denn bei 30 Grad entspannt sich nichts. So langsam frage ich mich daher, wieviel und wie lange ich noch bereit bin, mich durch dieses Wetter zu quälen. Eine Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Weder beim Wetter, noch bei meinem Trainingszustand. Und dabei gibt es noch so viele andere schöne Dinge, die man im Hochsommer stattdessen genießen könnte…

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[:de]Médoc-Marathon – Die Flucht vor dem Besenwagen[:]

[:de]Sport unter Alkoholeinfluss. Eigentlich ein NoGo. Und doch gibt es eine Veranstaltung, sogar einen Marathon, der das gnadenlos zelebriert: der Marathon du Médoc im schönen Frankreich nahe der Atlantikküste. Alljährlich wird dort Anfang September gelaufen, getrunken, gelacht, gefeiert. Wahrscheinlich ist es sogar DER Marathon mit der größten Dichte an Verpflegungspunkten, von denen alle eins gemeinsam haben: es gibt an jedem Rotwein. Natürlich mussten Sam und ich das Ding eines Tages laufen. Und plötzlich hatten wir schon für 2017 zwei Startplätze gebucht.

Was ziehe ich nur an?

Das Motto, welches sich jährlich ändert, hieß dieses Jahr: „Musik mit 33 Umdrehungen“, also alles rund um die Schallplatte, Rock `n Roll und ähnliches. Die Kostümfindung gestaltete sich schwierig. Von Ideen über Madonna zu Cindy Lauper und einfach einem Kleid aus kleingeschnittenen CDs war vieles dabei. Erst kurz vor Abflug kam mir dann die zündende Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und bestellte ein kurzes Elvis-Kostüm. Das passt doch für den Las Vegas-Halbmarathon gleich nochmal.

Marathon mit 33 Umdrehungen

Am frühen Morgen des 9. September wurde das sonst so beschauliche Örtchen Pauillac geflutet von quietschbunten verkleideten Läufern. So verkleidet ich mir auch vorkam, in der Masse ging man einfach unter, wenn man nicht gerade eine 3 m hohe Simpsons-Pappmaché-Figur auf den Schultern trug oder den Eiffelturm. So eine hohe Quote an kostümierten Läufern hatte ich nicht einmal beim Disneyland-Halbmarathon gesehen. Wir reihten uns relativ weit hinten zwischen Kiss und dem Simpson-Mann ins Startfeld ein. Startblöcke gibt es hier nicht. Wer zuerst kommt, steht eben vorn. Aber wer hat hier schon Ambitionen, schnell zu sein? Weit über uns tronten auf einer Hebebühne drei Männeken, die elektrische Gitarre und Keyboard spielten… oder zumindest so taten. Die Musik dröhnte so oder so aus den Lautsprechern am Rand und heizte die Menge an.

Der Startschuss fällt und es tut sich… erstmal nichts. Wir stehen und warten, bis sich irgendwann mal das Feld vorne ein wenig auflöst und man zumindest losgehen kann. Dann lichtet sich die Menge und wir legen los. Sam und ich sind richtig gut drauf, denn aus gegebenem Anlass haben wir schon weit vorher beschlossen, heute bei 25 km aufzuhören. Heute geht’s ums Event, Gemütlichkeit und vor allem Wein! Und den gibt es bereits nach weniger als einem Kilometer. Gewühle, Gelache, Gedrängel, dann haben wir unsere erste Kostprobe… und für den ersten Kilometer schon 12 Minuten gebraucht.

Wir laufen weiter. Aber nach 2,8 km stehen wir schon wieder im Stau und wissen gar nicht, warum. Die Straßen des Örtchens sind eng. Nach 2 km sollte es eigentlich Frühstück geben. Das hat man sich nach der langen Strecke schließlich verdient. Also schlürfen wir mit tausenden anderer Läufer durch die Gassen und hoffen auf ein Croissant. Einige hundert Meter weiter finden wir aber nur noch leere Tische vor, auf dem nur noch ein paar Krümel darauf hinweisen: hier gab es mal Croissants. Manno! Den Kummer ertränken wir erstmal beim nächsten Weinstand/ Verpflegungspunkt.

Flucht vor dem Besenwagen

Immer mal wieder kommt vom Himmel eine ordentliche Husche und macht uns nass bis auf die Knochen. Auch nicht schlimm, denn gleich danach scheint wieder die Sonne und beschert uns schönste Regenbögen. Atlantikwetter ist schon besonders. Außerdem wärmt auch der Alkohol, denn wir nehmen wirklich jeden Verpflegungspunkt mit und halten den mutmaßlich zunehmenden Verfall fotografisch fest.

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Bei Km 10 ist der Ausblick auf die Weinberge so schön, dass wir gut 20 Minuten hier verbringen. Und plötzlich steht der Besenwagen hinter uns. Ach du Schande! Beine in die Hand genommen und weggerannt. Kann doch nicht sein! Unser Plan, immer 2 km zu laufen und 1 km zu gehen, hat sich sowieso schon längst in Luft aufgelöst. Jetzt gilt es nur noch, vor dem Besenwagen zu flüchten. Genauso gestalten sich auch die nächsten Kilometer. Wein trinken, Fotos machen, Besenwagen erblicken, wegrennen. Der Hammer. Wer das noch nicht mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, wieviel Spaß das machen kann.

Langsamer als ein Zauberwürfel, aber schneller als der Eiffelturm

Während wir den Besenwagen noch gut in Schach halten können, überholt uns immer mal wieder ein Zauberwürfel. Irgendwann geben wir klein bei. Der Würfel ist einfach schneller als wir. Aber ganz vor läuft noch ein Eiffelturm, den es einzuholen gilt. Nach etwa 15 km springen einige Teilnehmer spontan in einen See kurz vorm Schloss. Ob die da wohl noch vor dem Besenwagen rauskommen? Wir laufen uns einen guten Vorsprung heraus und können sogar den Eiffelturm kassieren. Der Mann, der ihn auf seinen Schultern trägt, sieht aber auch nicht mehr gut aus. Ebenso unsere Selfies, die immer interessanter werden. Verschwommen ist durch den Regen-Sonnen-Mix nicht nur unser Blick.

Die Kilometer fliegen gefühlt erstaunlich schnell vorbei, obwohl wir tatsächlich ewig unterwegs sind. Fast 3:15 Stunden für die Halbmarathonstrecke. Aber es fetzt einfach! Ganz, ganz kurz kommt der Gedanke auf, doch weiter zu laufen. Doch genauso schnell, wie er aufkommt, wird er auch wieder im Keim erstickt. Bislang ist das alles richtig spaßig, aber wie lange werden wir dem Besenwagen noch davonrennen können? Wann wird aus Spaß Arbeit? Spätestens nach 35 km würden wir uns verfluchen und quälen, denn unser Trainings- und Gesundheitszustand gibt einen Marathon einfach nicht her.

25 km und ein wenig Schummeln

Das Chateau Rothschild ist damit unser letztes Schloss. Leider gibt es hier wider Erwarten keinen Wein. Dabei hatten wir doch erst 9 Gläser! Wir lassen den Besenwagen passieren und laufen durch den Schlosspark. An dieser Stelle engt sich der Marathonkurs ein wenig ein und man kann zu Fuß zu Km 40 durch kleine Ortschaften laufen. Der Himmel ergießt sich noch einmal wie aus Kübeln und schon scheint wieder die Sonne. Vorbei an leckeren Weinreben und kleinen französischen Häusern schlendern wir rüber zu den finalen Kilometern des Médoc-Marathons. In einem kleinen Kiefernwäldchen nehme ich mir einen 15 cm großen Zapfen mit, den ich auch bis ins Ziel tragen werde.

Kurz vorm Käse kommen wir wieder auf die Strecke. Das Entrecôte und die Austern haben wir leider verpasst. Bei Km 41 gibt es Schokoladeneis am Stiel. Die Franzosen wissen, was sich gehört. Und sogar schminken kann man sich vor dem Zieleinlauf noch einmal lassen. „In Schönheit den Lauf beenden“. Wir lassen das. Wir sind auch so schön genug.

Gemeinsam laufen wir über den roten Teppich und die Ziellinie des Marathons. Bevor man ins Finisher-Zelt gelangt, werden alle Läufer über ihre Startnummern gescannt. Da wir unsere Chips entfernt haben, nachdem wir aufgehört haben, gibt es bei uns nichts zu scannen und so erhalten wir nur unsere Trostbecher für das Nachverpflegungszelt. Finisherbag mit Weinflasche und Medaille bleiben in Frankreich. Wenn wir ehrlich sind, haben wir sie uns ja auch nicht verdient, auch wenn wir heute fast 31 km gelaufen/gewandert sind. Dafür habe ich ja meinen Siegerzapfen!

Der Médoc-Marathon, meines Erachtens ein Event, das seinesgleichen sucht. Ein bisschen wie Disneyland, nur mit Alkohol. Wer auch mal (wirklich) Spaß bei einem Wettkampf haben will, sollte sich diese Veranstaltung zumindest einmal antun und alle Ambitionen über Bord schmeißen. Médoc ist einfach eine riesengroße Party. Und ich konnte für mich feststellen: Laufen und Wein trinken geht erstaunlich gut. Da weiß ich, was im Winter in meine Trinkblase kommt. Glühwein 😊

Die schönsten gesichteten Kostüme

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Und wenn man schon in Frankreich ist…

…fährt man einfach mal die Stunde von Bordeaux zum Atlantik und genießt einen Tag am Strand mit hohen Wellen, Waffeln und dem durchwachsenen Atlantikwetter.

Ein großer Dank geht an der Stelle auch noch einmal an unseren großartigen Fotografen, der sich durch alle Massen und Weinberge gekämpft hat, um uns beim Trinken…äh Laufen zu erwischen!

 

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[:de]Las Vegas und seine Konsequenzen für den Marathon[:]

[:de]Mal wieder gab es ein Attentat. Mal wieder hat es die USA erwischt. Mal wieder starben viele unschuldige Menschen. Trotzdem ist diesmal vieles anders. Und wird es Konsequenzen haben.

Nach den Attentaten in Paris, Manchester, Nizza und Berlin, um nur einige zu nennen, gab es Wellen von Facebook-Accounts, die mit temporären Profilbildern der getroffenen Nation ihre Anteilnahme zeigten. Auf den Fluren der Büros oder in den Reihen der Freundschaften wurde ich immer wieder angesprochen, wie schlimm das doch sei. Dies alles waren Attentate mit terroristischem Hintergrund aus Richtung des IS oder ähnliche Gruppierungen.

Und diesmal, nach dem Attentat in Las Vegas? Gefühlt nichts! Niemand außer den Nachrichtensendern scheint darüber zu sprechen. Auch auf Facebook geht das Leben seinen gewohnten Gang als wäre nichts passiert, obwohl am 01.10.2017 im Schnitt genauso viele Menschen gestorben sind wie bei den vorher genannten. Ist das ein deutsches oder europäisches Phänomen? Denken wir vielleicht, das Problem war hausgemacht, weil ein Einheimischer im Land des erlaubten Waffenbesitzes durchgedreht ist? Oder sind es einfach zu viele Anschläge in zu kurzer Zeit, um immer wieder festzustellen, wie schlimm das ganze doch ist?

Sicherheit ist eine Illusion

Ich mache mir dieser Tage jedoch sehr viele Gedanken darüber. In 26 Tagen fliege ich an den Ort des Geschehens und in gut einem Monat bin ich dort zum Halbmarathon angemeldet. Schon gestern hat sich der Veranstalter per Email und über Facebook geäußert und verspricht, sich zum passenden Moment mit den Behörden und der lokalen Sicherheit darüber zu unterhalten, wie man uns Teilnehmern ein sicheres Event garantieren kann.

Soll ich euch was sagen? Eine solche Sicherheit gibt es nicht und wird es nie geben, egal, wie sich Staat, Polizei und Militär engagieren und verbiegen. Egal, wieviele Überwachungskameras installiert werden, egal, wieviel Vorratsdatenspeicherung betrieben wird, egal, wieviel Polizeipräsenz vor Ort ist. Was will man auch tun? Alle Koffer der Hotelbesucher durchleuchten und die Zimmer mit Überwachungskameras ausstatten? Zuschauer an der Strecke verbieten? Sämtliche Autos in den Garagen und umliegenden Blocks nach Bomben untersuchen? Wer einen Weg finden will, findet ihn.

Der Attentäter passt bislang in kein Profil. Er war kein computerspielesüchtiger Jugendlicher, kein armer, vom Sozialstaat vernachlässigter Bürger, kein vom IS bekehrter Extremist. Er war ein 64-jähriger Rentner, gut betucht und nach Aussagen von Bekannten ein netter Mann von nebenan. In diesem Fall sogar wortwörtlich. Keine Vorratsdatenspeicherung hat geholfen, seine Pläne zu durchschauen. Keine Sicherheitskräfte konnten die Schüsse verhindern, die 20 Minuten lang aus dem 32. Stock des Hotels auf die Konzertbesucher niedergingen.

Genau so hätte es auch beim Médoc-Marathon passieren können. Dort gab es Einlasskontrollen der Läufer und Begleiter, Rucksäcke und Taschen wurden untersucht. Die französische Polizei patrouillierte im Startbereich mit Maschinengewehren. Alles auf Sicherheit getrimmt. Aber schon 3 km weiter staute sich die Masse in einem kleinen Örtchen, tausende fast bewegungslose Läufer in einer engen Häuserschlucht. Zuschauer und andere kamen ohne Probleme jederzeit an die Läufer ran und in die Masse hinein. Wer hier hätte angreifen wollen, hätte freies Spiel gehabt. Sicherheit ist daher in meinen Augen eine Illusion.

Was passiert nun in Las Vegas?

Was wird mich wohl in Las Vegas erwarten? Ehrlich gesagt, ich mag es mir eigentlich gar nicht ausmalen. Ich halte fast jedes Szenario für möglich, um den Teilnehmern vorzugaukeln, alles sei nun super sicher. Aber wie will man das anstellen in einer Stadt, in der die Läufer auch hier durch Häuser- und Hotelschluchten laufen, wo überall Menschen sind? Es lassen sich wohl schlecht alle Hotels rund um den Marathon räumen. Oder doch?

Für mich geht inzwischen sehr viel Lebensqualität und Leichtigkeit bei solchen und ähnlichen Massenevents verloren. Ob es die nur noch DIN A5-große Handtasche ist, die ich in ein verregnetes OpenAir-Konzert mitnehmen darf, ob ich als Läufer einmal von oben nach unten abgetastet werde, ob Betonblöcke rund um Weihnachtsmärkte errichtet werden und Polizisten mit Maschinengewehren gegenwärtig sind, ob alle meine Daten und die potentieller Terroristen abgefangen und ausgewertet werden… Sicherheit gibt mir das alles trotzdem nicht. Schon gar nicht als Einwohner einer Großstadt wie Berlin und regelmäßiger Teilnehmerin an Wettkämpfen mit tausenden Teilnehmern.

Sicherheit gibt es nicht? Naja. So ganz stimmt das nicht. Und das sage ich gern jedem, der mich mal wieder fragt, ob ich denn keine Angst habe, alleine in der Wildnis wandern zu gehen. Dort wird sich sicher kein Irrer mit zehn Koffern voll Waffen hin verlaufen. Dort wird auch kein LKW durch Menschenmassen heizen, weil es einfach keine Massen gibt. Und solche Menschen brauchen die Massen, brauchen die Medien. Ja, im Backcountry, weitab der Zivilisation, wo niemand außer mir ist, fühle ich mich am sichersten. Und das ist eine Sicherheit, die mir keine Überwachung, Kontrolle, Einzäunung oder Abschottung geben kann. Zum Glück werde ich einen Großteil meines Urlaubs genau dort verbringen. In Sicherheit.[:]

[:de]Mein 1. DNF und ich freu mich drauf![:]

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 [:de]Seit ich an Laufwettkämpfen teilnehme, und das sind immerhin schon viereinhalb Jahre, war ich immer stolz auf meine blütenweiße DNF-Weste. Kurz für die Nicht-Läufer unter euch: DNF steht für Did Not Finish und meint, einen Wettkampf zwar begonnen, aber nicht beendet zu haben. Abgebrochen also.
Bislang habe ich jeden meiner angetretenen Wettkämpfe bis zum Ende durchgezogen. Nicht immer war das sinnvoll oder gar gesund. Aber der (falsche?) Ehrgeiz hat mich stets nach vorn getrieben. Aufgeben war keine Option.

Mit dem morgigen Tag endet diese Zeit. Mein erster DNF wird kommen. Und es ist mir egal.

Morgen startet im französischen Pauillac der Médoc-Marathon. Der Marathon, bei dem es im Schnitt alle zwei Kilometer Wein an den Verpflegungspunkten gibt. Bei dem alle im Kostüm laufen. Wo es nach den ersten zwei Kilometern Frühstück mit Croissants gibt. Bands, Orchester, Weinberge, Schlösser, Käse, Austern, Entre-Côte und Eis. So einen Lauf sagt man nicht ab. Das sagt selbst mein Orthopäde, der meinen Ermüdungsbruch behandelt hat und weiß, dass an Marathontraining nicht zu denken war.

In den letzten drei Monaten bin ich gerade mal gute 13 Kilometer gelaufen. Ich war wandern, trekken, im Fitnessstudio. Aber ich mache mir nichts vor, ich bin gänzlich untrainiert für einen 42 KM-Lauf. Die Distanz zu wandern wäre eine machbare Option gewesen. Leider beträgt das Zeitlimit aber 6:30 Stunden. So schnell zu wandern schaffe ich nicht einmal im nüchternen Zustand, geschweige denn mit Wein alle Nase lang.

Daher bleibt, sich damit abzufinden. Und eigentlich gefällt mir der Gedanke ganz gut. Ich, die nach einem Glas Wein meist schon hackedicht ist, hätte doch die Ziellinie sowieso nach dem fünften Stand nicht mehr gefunden und daher erst nach gut zwei Dritteln zum ersten Becherchen mit dem guten Traubensaft gegriffen. Und so steht der Plan: nach rund 23 KM wird Schluss sein.

Da es meiner lieben Begleitung Sam auch nicht viel besser mitgespielt hat, hat sie uns folgende Taktik verordnet: 2 KM laufen, 800 m wandern. Und zwar von Anfang an. Wandern vorzugsweise dann, wenn es Wein gibt, denn auch den nehmen wir komplett mit. Für uns wird es ein Genusslauf. Spaß, Trunkenheit, Landschaft, Leute. Savoir-vivre, wie der Franzose sagen würde.

Mein erster DNF kommt. Ich laufe ihm im Elvis-Look und Sonnenbrille entgegen und es tut nicht mal weh. Darauf trinke ich einen. Prost!

 

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[:de]Rennsteiglauf 2017 – Ready for Zombie Apocalypse[:]

[:de]Der Rennsteiglauf, der Rennsteiglauf.

Seit 2013 hat er mich in seinen Bann gezogen und jedes Jahr aufs neue reserviere ich wie in Trance wieder dasselbe Zimmer für nächste Jahr und melde mich per Sofortanmeldung.

„Warum nur? Was ist denn am Rennsteig so besonders?“ fragen mich Menschen, ihres Zeichens auch Läufer, die noch nie dort gewesen sind. Meine Antwort: „Mach mit, dann weißt du, warum.“

Herr, lass es regnen

Am Freitag Nachmittag geht es wie letztes Jahr direkt nach der Arbeit los. Fast 30 Grad brüllende Hitze und Sonne machen die Fahrt im unklimatisierten Auto entweder sehr laut oder sehr heiß. Schon auf dem Weg raus aus der Stadt gibt es eine Vollsperrung auf der A9. Zwei Stunden kostet die Umfahrung über die reizvollen, aber langsamen Landstraßen. Kurz nach Schkeuditz braut sich dann ein Wetter zusammen, das seinesgleichen sucht. Riesige Hagelkörner prasseln auf die Motorhaube und einige Autofahrer haben beschlossen, das Unwetter einfach auf dem Standstreifen auszusitzen. Man sieht ja auch nüscht. Fünf Stunden und einen McFlurry später kommen wir dann doch noch in Oberhof an. Bei knappen 12 Grad und Regen.

Weil es schon so spät ist, werden die Startunterlagen ganz flink im Haus des Gastes abgeholt und dann gleich zur Kloßparty gestürzt. Ohne Kloßparty am Vortag des Rennsteiges geht ja mal gar nicht. Nach dreimal Rennsteiglied geht es dann aber auch ab in die Falle, das Frühstück ist schließlich zu 6 Uhr bestellt und mein Husten, den ich seit drei Wochen kultiviere, ist auch noch mitgereist und will auskuriert werden. Irgendwie hatte ich mir eingebildet, die Möhre des Oberhofer Schneemanns anzufassen, brächte Glück. Wie sich zeigen sollte, ein Gedanke, der zumindest bei mir nicht zutrifft.

Och menno, die Knie schon wieder

Am Samstag morgen sieht das Wetterchen besser aus als erwartet. Ein wenig sonnig, ein bisschen mehr wolkig, aber kein Regen. Mein Hunger zum Frühstück mitten in der Nacht (um 6) hält sich wie immer in Grenzen, aber heute muss ich auch nicht viel essen. Ich will ja schließlich an jedem Verpflegungspunkt anhalten. Aus Startblock 4 geht es um 7:39 Uhr los. Schneewalzer, Rennsteiglied, Hubschrauber, Startschuss aus der Mini-Kanone. Die ersten Meter auf dem Asphalt beim Grenzadler fühlen sich schon anstrengender an als die Jahre davor. Der Tross zieht sich ins erste Waldstück hinauf und folgt dem langen Anstieg, der sich zur Wegeentlastung in rechts und links aufteilt, um dann nach ein paar hundert Metern wieder zusammen zu finden.

Die Sonne scheint durch die Bäume. Die vom Regen feuchte Landschaft bringt wunderschöne Strahlen zum Vorschein, an denen ich mich erstmal ergötzte. Weiter geht es, langsam, aber stetig. Noch bevor wir noch einmal Richtung Oberhof abbiegen, meldet sich schon wieder mein rechtes Knie. Trotz Bandage! Überbelastung kann das ja wohl nicht sein, habe ich doch die letzten drei Wochen wegen einer Erkältung gar nicht laufen können. Das interessiert mein zickiges Knie aber leider nicht. Ganz kurz flackert in mir der Gedanke auf, in Oberhof auszusteigen. Mein Husten ist ja auch immer noch da. Aber ihr kennt mich. So schnell der Gedanke aufkam, so schnell war er auch schon wieder ad acta gelegt.

Bereit für die Zombie-Apokalypse

Apfelschorle und Cola wartet am ersten Verpflegungspunkt auf mich, dazu Bananen am zweiten und dritten. So hangel ich mich Kilometer für Kilometer weiter. Einzige Ziele für heute: unter 3 Stunden im Ziel ankommen und nicht von den Marathon-Läufern überholen lassen. Die sind nämlich erst anderthalb Stunden nach uns gestartet – und auch noch 20 Kilometer entfernt.

Normalerweise freue ich mich am Rennsteig auf das Passieren der 9 km-Marke, dann ab da geht es fast nur noch bergab. Nachdem nun aber auch noch das linke Knie meint, in den Schmerzkanon einstimmen zu müssen, trete ich bei jedem steileren Abstieg statt aufs Gaspedal auf die Bremse. Entweder bleibe ich kurz komplett stehen oder es wird gegangen. Schön ist anders, aber ich komme heute nach Schmiedefeld. Und auch noch unter 3 Stunden! Irgendwas um 2:45 Stunden steht auf meiner Urkunde, als ich durch das Ziel laufe, das rechts und links von Zuschauern gefeiert wird. Hier ist heute jeder ein Held, egal, welche Distanz und welche Zeit er gelaufen ist.

 

Und genauso fühle ich mich auch, ein wenig heldenhaft. Viele meiner Läuferkollegen brechen Wettkämpfe ab, wenn die Zeit am Ende nicht stimmt. Aber Laufen wir in unserer Leistungsklasse nicht eigentlich des Laufens wegen? Natürlich wurmt mich die Zeit ein wenig. Es hätte alles anders laufen können, wenn ich nicht drei Wochen sportlich komplett ausgefallen wäre. Auf der anderen Seite denke ich mir: „Wahnsinn. Nach doch recht langer Pause kann ich einfach mal nen Halbmarathon rennen, auch unter Schmerzen. Die Zombie-Apokalypse kann kommen.“

War der Lauf noch so schlecht, die Stimmung bei der Läuferparty in Schmiedefeld holt das alles wieder raus. Wer nicht schon stundenlang auf den Bänken steht und feiert, der zieht gerade mit einer Polonäse durchs Festzelt. Ja, Oberhof kann abends auch feiern, aber Schmiedefeld, das ist noch mal ein anderes Kaliber. Denn eins können die Teilnehmer vom Rennsteiglauf: feiern!

Wandern am Tag danach gefällig?

Ausgebrannter Stein und Sieglitzsee

Um die Muskeln zu lockern und noch die letzten schönen Stunden im Thüringer Wald zu genießen, gehe ich gern im Anschluss an den Rennsteiglauf noch ein wenig wandern. Über Komoot hatte ich eine kleine Rundtour gefunden, die mit 10 km und ein paar Highlight dem entsprach, was mir so vorschwebte: die Ausgebrannter Stein über Sieglitzteich-Oberhof-Runde. Über Wald- und Forstwege führt die Rundtour einige Höhenmeter hinauf und hinunter, durch den Ausgebrannten Stein und am idyllischen Sieglitzteich vorbei. Für eine entspannende, nicht zu lange Wanderung sehr zu empfehlen.

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[:de]Die EarnYourBacon’s beim Spreewaldmarathon – 42 km auf der Spree[:]

[:de]Seit 2013 hole ich mir jedes Jahr eine Gurke. Keine Gewürz- oder Salatgurke (wobei die Anzahl pro Jahr da auch nicht viel höher ist). Nein, eine besondere Gurke. Die gusseiserne Gurkenmedaille vom Spreewaldmarathon. Da ich diesjahr aber zum zeitgleich stattfindenden Hamburg-Marathon angemeldet war, fielen die Optionen Laufen und/oder Skaten aus. Es blieb die Disziplin Paddeln übrig, die man den ganzen April über absolvieren kann. Das war letztes Jahr schon ein tolles Mini-Abenteuer gewesen, also warum nicht wieder? Tatsächlich fanden sich in der Marschgruppe auch einige Irre, die die 42 km mitpaddeln wollten und so starteten zwei Autos nur wenige Stunden nach der blutigen Wanderung vom Vortag in Berlin mit Kurs auf den Spreewald.

Pünktlich um halb zehn landet unser Auto mit Martin, Olaf und mir beim Bootshaus Leineweber, wo wir starten wollen. Das andere Auto muss noch einen Umweg über Lübbenau machen, um einen weiteren Paddler einzufangen. Nicht schlimm, denn so können wir gleich mal das Missverständnis mit den falschen, bereits zu Wasser gelassenen Booten, klären. Dass es die falschen sind, fällt mir aber auch dann erst auf, als ich versuche, mein Gepäck dort hinein zu quetschen, was recht erfolglos verläuft, obwohl ich genauso gepackt habe wie im Vorjahr. Einige Startunterlagen fehlen zudem, werden aber vor Ort schnell durch Blankounterlagen ersetzt. Na, solange es am Ende Gurken gibt!

Viel später als geplant starten vier Boote von Burg und folgen dem Lauf der Spree. Das Wetter meint es gut mit uns. 20 Grad und Sonne sind mehr als wir vom bislang räudigen Frühling erwarten konnten. Mit Martin im Boot habe ich offensichtlich einen richtig guten Paddler erwischt, denn die anderen drei Boote sind stets hinter uns. Teilweise sehr weit hinter uns. Zum Glück gibt es jede Menge Schleusen auf unserem Weg, die immer wieder dafür sorgen, dass wir zusammen kommen. Gleich in der ersten gibt es gleich mal ne Runde Gurken von Katharina geschmissen.

Die Fahrt entlang der Hauptspree ist locker flockig. Wir fahren ja auch mit dem Strom. Tatsächlich treffen wir auch ab und an auf weitere Paddler. Im Vorjahr war hier niemand sonst gewesen. Dass wir uns in der Vor-Osterwoche befinden und anscheinend alle Ausflügler selbst unter der Woche aus ihren Löchern gekrochen sind, merken wir, als wir beim Froschkönig die ersehnten Pellkartoffeln essen wollen. Alle Tisch sind besetzt. Alle? Zumindest draußen. Drinnen ist alles leer, aber da dürfen wir nicht hin, weil die Bedienung nicht hinterher kommt. Nach ein wenig Wartezeit wird dann doch noch ein Tisch für uns frei und wir laben uns am guten Essen. Fast jeder bestellt noch einen Nachtisch, die meisten die ortstypische Hefeplinse. Mit Aussicht auf den Sommerurlaub ordere ich mir stattdessen einen Schwedenbecher. Schön mit Eierlikör. Paddelt sich dann wie von alleine.

Bob, der Retter

Vom Froschkönig ist es nicht mehr weit bis zum Zeltplatz, wo wir nächtigen werden. Noch zum Mittag hat uns Bob angeboten, mal eben von Berlin in den Spreewald zu kommen, um mit uns abends zu grillen. Uns würden aber ein paar Sachen fehlen, geben wir zu bedenken. Wir haben ja keinen Grill. Und Fleisch fehlt. Grillkäse natürlich auch. Und Soßen! Am Ende klappert Bob mit einer Rieseneinkaufsliste einen Berliner Supermarkt ab, während wir schon unsere Zelte aufbauen. Wie auf einer Mini-Globeboot begutachtet jeder mal das Zelt des anderen, findet sein eigenes am Ende dann aber doch am besten. Dabei stellt Lea fest, dass sich ihr Equipment doch sehr von dem der anderen unterscheidet. Die versprochene Isomatte wurde leider vom potentiellen Mitbringer vergessen. Und ihr Nachbar gab ihr nur einen Schlafsack, der mehr an ein Handtuch erinnert. Zum Glück gibts ja Bob, der auch noch eine Isomatte mitbringt und ihr zudem selbstlos seinen Schlafsack überlässt.

Für mich persönlich ist dagegen Katharina die Retterin des Abends. Merke: packe Zelt und Heringe nie in getrennte Taschen des Rucksacks! Mein Zelt ist im Spreewald, die Heringe in Berlin. Und was so ein Ultraleichtzelt ist, das fliegt gern, wenn es nicht verankert ist. Zum Glück hat Katharina, für die ultraleicht dankenswerterweise ein Fremdwort ist, einen Sack gemischter Heringe dabei, von denen sie einige abgeben kann und am Ende immer noch welche übrig sind.

Die Flammen züngeln auf den Einweg-Grills. Schnell das Grillgut draufgeschmissen, denn die Brenndauer dieser Grills ist kürzer als eine Packung Bratwürste es bräuchte. Als Gruppe von sieben haben wir uns auch die einzige Feuerschale des Zeltplatzes gegönnt und sitzen noch weit bis in die Nacht (22 Uhr, denn dann ist Zapfenstreich) am Feuer und erfreuen uns am Vollmond und einiger “Passfotos” einschlägiger Apps, die auch noch nach Zapfenstreich wild zwischen den Zelten hin und her geschickt werden. Dem mobilen Internet sei dank.

Tag 2 – Es wird grausam

So früh wie es ins Bett ging, so früh geht es am nächsten Morgen auch wieder raus. Heute müssen wir gegen den Strom paddeln und es wartet die längere Hälfte auf uns. Zünftiges Frühstück vom Gas- und Holzkocher muss trotzdem sein. Katharina kocht Kaffee in Suppengröße, frische Croissants werden vom Zeltplatz geholt und allerlei mit kochendem Wasser zubereitet. Als wir pünktlich um 9 Uhr die Leinen losmachen, scheint die Sonne noch, aber es ist merklich kühler geworden.

Unseren zweiten Stempel für die Stempelkarte hole ich gleich nach der Bootsrolle als gesammelte Werke ab. Diesmal werde ich sogar gleich gehört und muss nicht eine halbe Stunde in die Küche brüllen. Teilweise fängt es an zu nieseln und die Regenjacken werden übergestreift. Wir paddeln in den malerischen Hochwald, wo uns ein älterer Herr während der Schleusenbedienung mit einer sehr gewagten Interpretation zur Entstehung des Spreewalds unterhält. Die Unterhaltung ist für manch ein Boot auch bitter nötig, denn so langsam lässt die Kraft und Ausdauer in den Armen nach.

Da kommt die Pause am dritten Stempelpunkt gerade recht. Für mich gibts wieder Pellkartoffeln mit Quark und hinterher Hefeplinse. Soviel hab ich mir im Leben nicht weggepaddelt. Der Kamin verbreitet wohlige Wärme und so richtig wollen wir da nicht mehr raus, um die letzten Kilometer zu paddeln. Aber wat mut, dat mut. Das üppige Grün des Spreewalds hebt die Laune wieder ein wenig. Und ein großes Platsch gefolgt von einer Herde Wildschweine, die einmal direkt vor uns quer durch den Fluss schwimmen, reist und aus der Lethargie des Paddel rein, Paddel raus.

Überhaupt meint es die Natur heute besser mit uns als am Vortag. Ein Reiherpärchen turtelt auf einer Wiese, ein Kälbchen schaut uns vom Ufer aus verdutzt an und am Ende schwimmt noch ein Nutria völlig tiefenentspannt an uns vorbei. Tiefenentspannt sind wir erst, als wir gegen 17 Uhr wieder am Bootshaus landen. Nach dem Entladen der Boote weicht die Erschöpfung auch dem Stolz, spätestens aber, als wir uns gegenseitig die hart erpaddelten goldenen Gurken um den Hals hängen. Schmerz vergeht, die Gurke bleibt!

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[:de]Hamburg Women’s Race – Sichtung von Beutelratten nicht ausgeschlossen[:]

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Nun sitze ich hier auf meinem Platz im Flixbus… und kriege das Grinsen nicht vom Gesicht. Der Regen prasselt schon wieder an die Scheibe, als hätte ich heute nicht schon genug davon abbekommen. Wie der Bus so nach Berlin flitzt, stelle ich über einen Instagram-Post fest, dass ich nicht die einzige im Bus bin, die gerade nach dem gelaufenen Hamburg-Marathon auf dem Weg in die Heimatstadt ist. Ich winke mal eben von hinten zur Reihe 5, dem Pawel. Die Welt ist so klein. Ich schaue mir meine Hamburger Medaille an, die an einem violetten Band an mir herunter hängt und lasse dieses verrückte Wochenende noch einmal Revue passieren.

Schon wieder ein Wochenende ohne Ausschlafen. Warum tue ich mir das eigentlich immer an? Morgens um 8 los zum Alexanderplatz, wo der Flixbus mich geschmeidig nach Hamburg bringen soll. Es ist kalt. Und regnerisch. Zum Glück sagt die WetterApp für Hamburg am Sonntag keinen Regen an. Punkt 9 Uhr fährt der Bus los und kommt mit drei Minuten Vorsprung in Hamburg an. Davon und von den Preisen kann die Bahn sich gerne mal eine Scheibe abschneiden! Sam, mit der ich das Women`s Race morgen laufen werde, ist gerade mit ebendieser Bahn angekommen und wir beginnen unser Carboloading beim hansestädtischen Mc Donald´s. Das Women´s Race findet 2017 zum ersten Mal parallel zum Marathon statt. Zwei Frauen können sich die Marathondistanz teilen, wobei die erste Läuferin 21,8 km läuft und danach an die zweite in der dortigen Wartebox übergibt. Eine komplett hälftige Teilung wäre sicher schöner, aber organisatorisch womöglich nicht machbar.

VerFLIXt und zugefitscht

Vom Bahnhof geht es direkt zu den Messehallen, wo wir unsere Starterbeutel abholen wollen. Ohne wirklichen Plan, wo es denn lang geht, folgen wir einfach den Massen. Bei einem solchen Großereignis funktioniert das ganz gut und so erhalten wir bald unseren ganz eigenen Women`s Race Starterbeutel mit violetter Seite. Der Inhalt kann sich sehen lassen: Gummitiere, ein alkoholfreies Bierchen, Red Bull und Energiegel. Der gute Jan Fitschen hat sich auch nach Hamburg getraut und so kommt Sam endlich auch zu ihrem kenianischen Armbändchen, das unheimlich schnell machen soll. Blöd, dass meins zu Hause liegt.

Dank der Twitter-Timeline und dem unglaublich selbstlosen Angebot von Sven sparen wir uns die unverschämten Hotelpreise und fahren in seine kleine, aber sehr feine Wohnung, die er uns für die Nacht zur Verfügung gestellt hat. Sogar gefaltete Handtücher mit Betthupferl (Snickers und Twix, der Mann weiß, was Läuferinnen brauchen) finden wir auf dem saugemütlichen Bett, in dem ich schlafen werde, wie ein Baby. Das Wetter draußen lädt wenig zum Umherschweifen ein, daher führt unser letzter und einziger Weg des Abends nur zum Penny um die Ecke, um die weiteren Zutaten fürs Carboloading zu besorgen: Rotwein, Nachos, Käse und Haferflocken. Noch nie habe ich vor einem Wettkampf abends Wein getrunken. Heute wirds ne halbe Flasche. Und auch zu den Nachos würde ein Ernährungberater wahrscheinlich nur den Kopf schütteln. Völlig müde von nichts verschwinden wir beide schon um halb zehn im kuscheligen Bett. Gute Nacht, Hamburg.

Alles Gute kommt von oben

Viel zu früh muss ich auch am Sonntag wieder raus. Relativ spontan haben wir beschlossen, dass ich die Startläuferin sein werde. Während ich mich frisch mache und mein Race-Outfit anziehe, bereitet Sam mir liebevoll ihren selbstgekochten Porridge zu. Da kann ja gar nichts mehr schief gehen. Am Vorabend hatten wir noch die Kleiderbeutel-Logistik geplant. So ganz einfach ist das beim Women`s Race nicht, denn die Beutel werden nicht vom Start zum Übergabepunkt transportiert. Stattdessen wird Sam dort mit meinem Kleiderbeutel mit trockenen, warmen Sachen auf mich warten, während ich ihren am Start abgeben werde. Zusammen mit meinen warmen Klamotten, die ich noch zur Anreise zum Start brauche. Läuferin 1 braucht folglich zwei Sets warme Sachen.

Die Sonne scheint auf dem Weg zu den Messehallen. Es scheint MEIN Wetter zu werden. Schön kalt und heiter bis wolkig. Kurz bevor ich zum Start wackel, treffe ich noch auf Andreas, der mir meinen Trainingsplan geschrieben hat. Er steht missmutig an den Toiletten an, die alle auch noch 15 Minuten vor Start mit langen Schlangen gesegnet sind. Es sind einfach zu wenig. Ich stelle mich mal lieber mit an. Am Ende braucht das Anstehen so lange, dass ich erst zwei Minuten vor Start überhaupt in meinem Startblock ankomme. Eigentlich nichtmal das. Irgendwie lande ich in Block E, statt I. Was solls. Zwischenzeitlich haben sich dichte, dunkle Wolken vor die Sonne geschoben.

Hamburger Schietwetter!

Pünktlich zum Start öffnen sich alle Schleusentore des Himmels und ein eiskalter Regen schüttet auf die bei gerade mal 4 Grad startende Läufermenge herab. Nach einem Kilometer bin ich schon pitschnass. Die Straßen sind gefüllt mit Pfützen. Natürlich habe ich keine wasserdichten Schuhe angezogen, darum schwimmen meine Socken auch schon in den Schuhen. Kurze Zeit später ändert sich der Niederschlag in kleine fiese Wurfgeschosse aus Eis. Hagel hat es ja jetzt noch gebraucht. Um die nächste Ecke herum pfeift eine steife Brise, die mir die Hagelkörner ins Gesicht peitscht und mir ein natürliches Peeling verpasst.

Nach dreimaligem Fluchen ergebe ich mich in mein Schicksal und mache das beste daraus. Wann läuft man schon mal im Hagel einen Wettkampf? Zumindest sind die Beine flink und flitzen über den Asphalt. Die mutmaßlich flache Strecke geht erstaunlich oft hoch und runter, aber mein Tempo kann ich halten. Ich bin sogar weitaus schneller, als ich es angepeilt hatte, aber ich fühle mich super. Also weiter so, so lange es denn geht. Sonne und Regen wechseln sich immer mal ab, treten aber angesichts des grandiosen Hamburger Publikums sehr in den Hintergrund. Die Bergab-Kurve hinunter zu den Landungsbrücken ist ein kleiner epischer Moment für mich und ich feiere ihn mit einem breiten Grinsen. Derzeit liege ich noch auf Sub-2-Kurs, auf den ich es aber überhaupt nicht angelegt hatte.

Nach 14 km bringt ein Autotunnel mein Pace durcheinander und ich laufe im geschwindigkeitstechnischen Blindflug. Auch nicht tragisch, es läuft immer noch und die Zeit wird eine meiner besten im Halbmarathon werden, selbst, wenn noch ein Einbruch kommt. Der kommt tatsächlich nach 19 km. Auf einmal schmerzt mein Magen und das Atmen fällt mir schwer. Also schalte ich einen ordentlichen Gang runter. Ich mache nicht nochmal den Fehler von Berlin. Langsam freue ich mich doch auf das Erreichen der 21,1 km. Nach offiziellen 02:01:20 Stunden laufe ich durch das Halbmarathontor. Wenn ich nach meiner Garmin gehe (und die hat immer Recht), bin ich 21,3 km gelaufen und damit noch unter 2 Stunden gelaufen. Ein tolles Gefühl für mein Ego, das nach dem Dresden Halbmarathon einen echten Dämpfer verkraften musste. 700 m muss ich aber noch weiter zum Übergabepunkt laufen. Psychologisch ist das harte Arbeit, denn nochmal 700 m zu laufen, nachdem man seine Halbmarathonzeit schon hat, ist reine Überwindung. Sam wartet schon strahlend auf mich, gratuliert mir zu meiner tollen Zeit und flitzt nach der Chipübergabe los, um unseren Marathon zu finishen.

 Zeitmanagement ist alles

Für ihren Abschnitt plant Sam etwa 2:15 Stunden ein. In der Zeit wechsele ich schnell meine Klamotten, fahre zurück zur Wohnung, dusche, wasche mir die Haare, packe, fahre wieder zu den Messehallen, hole ihren Kleiderbeutel ab und versuche zur Sammelbox zu gelangen. Die Sammelbox ermöglicht es den Frauen, gemeinsam die letzten 300 m ins Ziel zu laufen. Ich sehe die Sammelbox zwar, aber sie ist auf der anderen Straßenseite. Überqueren der Straße unmöglich, denn die ist ja für den Marathon gesperrt. Nachdem ich sämtliche U-Bahnausgänge durchprobiert habe, finde ich in Panik, zu spät zu kommen, auch endlich den richtigen.

Auch hier ist die Organisation wieder ein wenig experimentell, denn ich bin ja inzwischen schon aus meinen nassen Laufsachen raus und bewaffnet mit zwei vollen Kleiderbeuteln. Aber das wird schon. Nach 2:11 Stunden kommt mir Sam entgegen gerannt und wir sausen los zum roten Teppich und der Ziellinie. Die blöden Beutel schlackern rechts und links hin und her und machen selbst diese 300 m zur echten Herausforderung für mich. Mit wehenden Haaren und ziemlich gebeutelt laufe ich neben Sam über die Ziellinie des Hamburg-Marathons. Ein wunderbares Gefühl und eine fantastische Innovation, sich den Marathon teilen zu können. Da dürfen andere Städte bitte nachziehen!

Gegen Rückgabe des Zeitmesschips erhalten wir unsere Medaillen mit violettem Bändchen und laben uns an der Nachzielversorgung. Auch hier kann Hamburg echt punkten. Alkoholfreies Bier, Cola, Becher mit Brezeln, Pickups, Weintrauben, Bananen und Melonen habe ich gesehen und gegessen. Sogar Red Bull hat es auf der Strecke gegeben. Nichtsdestotrotz holen wir uns auf dem Rückweg noch ein leckeres Krabbenbrötchen beim Bäcker und flitzen zur Wohnung. Auch jetzt müssen wir hurtig sein, denn Zug und Bus gehen ja schon um 17 Uhr!

Beides erreichen wir gerade so rechtzeitig und so geht ein schönes Wochenende in Hamburg zu ende, an das ich zum Schutz vor Enttäuschung keine wirklichen Erwartungen hatte. Umso zufriedener und motivierter fühle ich mich jetzt, da es so gut gelaufen ist. Ich war sehr nah dran an Sub 2 (laut Garmin sogar geschafft) und fühlte mich weit besser als bei meinem letzten Höhenflug in Berlin. Wie heißt es so schön? Es ist noch Luft nach oben!

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[:de]Wettkämpfe 2017 – Ich muss Wein trinken![:]

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Jedes Jahr dasselbe. Ich versuche mich einzuschränken. Nur die wichtigsten Wettkämpfe. Wirklich! Dann fange ich an, den DIN A3-Kalender auszufüllen. Die Wettkämpfe werden gelb markiert. Und die Märsche. Und die Trainings für die Märsche. Ihr kennt das. Auf einmal ist der ganze Kalender gelb. Und es sind noch nicht mal alle Termine untergebracht. Dann beginnt das “Verkaufen” in der Familie. Ist doch nur EIN Wettkampf pro Monat… im Schnitt. Nur im mal 2-3. Gegebenfalls auch im Mai. Und Juli ist eine Ausnahme mit dreien.

2017 ist da nicht anders. Alles ist irgendwie gelb. Und der Urlaub will ja auch noch drumherum geplant werden… äh ich meine, die Wettkämpfe sind natürlich praktischerweise immer genau dann, wenn kein Urlaub ansteht. Voraussichtlich. Falls es am Urlaubsort nichts zu Laufen gibt.

Am 13. Januar steht also bereits das erste Event an: die Berliner Polarnacht. Im letzten Jahr war das mein allererster Versuch einer langen Wanderung gewesen. Nach 30 km habe ich damals aber klein bei gegeben, bin in die S-Bahn gestiegen und mit stocksteifen Gliedern wieder hinaus. Diesjahr werden aber die 50 km durch die Nacht gerockt. Diesjahr weiß ich ja, was auf mich zukommt.

Im Februar, März und April geht es wieder in den Spreewald. Zur Jubiläums-Veranstaltung des Frostwiesenlaufs gibt es eine besondere Medaille und natürlich die legendären Verpflegungsstände mit Glühwein. Zur Marathonvorbereitung passt danach perfekt der Schneeglöckchenlauf über 30 km, den ich letztes Jahr schon gelaufen bin, um mir eine der letzten riesigen Porzellan-Schneeglockenmedaillen zu verdienen. Im April wird dann “Projekt: Gurkenglas” weitergeführt. Da diesmal der Hamburg-Marathon, für den ich mich gemeldet habe, mit dem Spreewald-Marathon kollidiert, steht der feste Plan, wieder eine der gusseisernen Gurken zu erpaddeln. In 2016 hatte ich daraus schon ein Micro-Adventure gemacht und war zwei Tage mit Zelten im Spreewald paddeln. Bei Wind und Regen. Ein echter Gaudi!

Nach altbekanntem gibt es dann im April zwei Neuheiten für mich. Beim Airport Night Run wird erstmalig auch Skaten als Disziplin über 15 km angeboten. Skaten übers Flugfeld in der Nacht? Da bin ich dabei. Man wird mich leuchten sehen! Außerdem steht mein zweiter Marathon überhaupt an. In Hamburg will ich mir über 42 km meinen Speck Fischbrötchen verdienen. Ich hoffe, das klappt, so wie ich mir das vorstelle, denn im Moment hinke ich meinem Trainingsplan durch Krankheit und Faulheit hinterher.

Im Mai winken zwei Evergreens: der Rennsteiglauf über 21 km (nein, mehr trau ich mich immer noch nicht) und die XLETIX Challenge Berlin, wo das EarnYourBacon-Team am Samstag antreten wird. Da der Mammutmarsch am selben Wochenende stattfindet, werde ich wahrscheinlich nur einige Kilometer mit meinen lieben Wanderlingen mitgehen, habe aber von einer Anmeldung über die gesamte 100 km-Distanz abgesehen. Stattdessen werde ich mich an der Horizontalen in Jena versuchen, die mit etlichen Höhenmetern, aber auch mit wohl excellenter Organisation daherkommt.

Im Juli erhoffe ich mir, die Pläne von 2016 verwirklichen zu können. Zum einen habe ich mich wieder für die 34,4 km beim SachsenTrail angemeldet und will diesjahr nicht wieder auf 19 km heruntermelden. Zum anderen steht habe ich Blut geleckt für den zweiten SwimRun in Rheinsberg. In den gratis Trainings vom SCC musste ich allerdings 2016 feststellen: Schwimmen geht so gar nicht. Daran muss ich arbeiten! Dann klappts auch mit dem SwimRun. Außerdem habe ich EarnYourBacon als Team für den B2Run angemeldet. 21 Läufer sind schon dabei. Wenn du auch Lust hast, mit von der Partie zu sein, melde dich einfach bei mir an. Je mehr, desto lustiger!

In 9 Tagen wird sich zeigen, ob der Plan, im August den legendären Fjällräven Classic zu wandern, aufgeht. Zusammen mit ein paar weiteren Verrückten aus unserer Marschgruppe wollen wir die 110 km nahe des Polarkreises in Angriff nehmen und mit Sack und Pack durch die schwedischen Berge wandern. Da die Startplätze sehr begehrt sind, müssen wir alle Daumen drücken, dass das klappt.

Der September ist französisch geprägt. Und leider auch stark abhängig davon, ob ich Startplätze für die geplanten Veranstaltungen bekomme. Beim Marathon de Médoc ist jeder ein Verlierer, der weniger als 6 Stunden für den Marathon braucht… denn alle zwei Kilometer winken Weinproben, Käse, Baguette und sonstige Spezialitäten. Natürlich wird auch noch im Kostüm gerannt. Wie ich mit dem Alkoholpensum ins Ziel kommen soll, ist mir zwar ein Rätsel, aber es sind ja noch ein paar Monate, um das Weintrinken zu trainieren. Außerdem möchte ich gerne wieder im Disneyland Paris mitlaufen. In 2017 gibt es neben dem Marathon und 5 km-Lauf auch einen über 10 km. Meldet man sich für die Challenge 10 + 21 km an, kann man sogar mit drei Disneymedaillen nach Hause gehen.  Im Kostüm, versteht sich. Letztes Jahr war ich als Alice im Wunderland unterwegs.

Zu guter Letzt will ich im Oktober meinen ersten Bergwerkslauf absolvieren. Beim internationalen Kristalllauf geht es 10 km in drei Runden mit Schutzhelm durch die Stollen und als Abschluss werde ich es mir wie jedes Jahr beim Lauf in die Tropen nach 8 km im Warmen und in der Sauna gut gehen lassen.

Was steht bei euch so an? Sehen wir uns bei einigen Veranstaltungen? Habt ihr hier etwas Neues gefunden? Erzählt mal 🙂

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[:de]Dresden Halbmarathon – Einmal Knie abhacken, bitte![:]

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Auf, auf nach Dresden

Vor vier Monaten wurde er mit so viel Euphorie geplant, der Dresden Halbmarathon. Die 2-Stunden-Marke sollte (wieder) fallen. Dass ich die nicht schaffen würde, war mir eigentlich schon Mitte September klar, weil ich wieder auf zuvielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen war. Ostseeweg hier, Disneylauf da, Bootcamp auch noch… und keine Zeit für richtiges Tempotraining. Also Zeit nach oben korrigiert. Auch gut. Dass der Halbmarathon aber so mies ablaufen würde, hätte ich dann doch nicht erwartet.

Mit dem Flixbus reiste ich mit Flo, Boostthemietz und Katharina am Samstag morgen nach Dresden an. Eine sehr angenehme Art, von A nach B zu kommen, stellte ich fest. Zwei Stunden gemütlich das WLAN des Busses nutzen, nicht selbst fahren müssen und das für 7 €. Besser gehts ja kaum und unglaublich eigentlich, wenn man sich mal vor Augen hält, was die BVG verlangt. Von Neustadt wackelte ich dann mit meinem Rucksack über die Brücke Richtung Messe und zu meinem Hotel, was direkt am Start lag. Hotelmäßig quer über die Stadt verstreut rudelten wir uns zu fünft zusammen, um die Startunterlagen zu holen. Vor der Messe heizte eine Sambagruppe die Läuferschar schon mal auf und ich freute mich, mich zum ersten Mal in meinem Läuferleben an einer Pasta-Party laben zu können, die in der Startgebühr von immerhin 41 € enthalten war. Besonders erfreut waren wir, dass ein Stand vor der Messe bereits winterliche Heißgetränke ausschenkte, was zum ersten Glühwein der Saison führte. Alkohol vor dem Wettkampf? Glühwein zählt da nicht.

Weil das noch nicht genug Kohlenhydrate waren, trafen wir uns abends noch zu einer ordentlichen Pizza. Ein bisschen plagte mich dann doch das schlechte Gewissen, so dass ich mir die Pizza einpacken lies, nur um im Zimmer festzustellen, dass so eine Pizzapackung schlecht in die Minibar passt.

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Der Sonntag…

Direkt an der Startlinie zu wohnen hat seine Vorteile. Aber auch Nachteile, wie ich früh um 7 am Sonntag feststellte, als mich die Straßenabsperrungsaufstellungsleute unsanft weckten. Weil der Start erst um 10:30 Uhr für den Halbmarathon anstand, machte ich mir in aller Ruhe meinen Porridge aus der Tüte und Instant-Kaffee. Frühstücksbuffet wird ja völlig überschätzt.

Kurz vor 10 fielen die Mädels bei mir ein und wir trafen uns zu einer Runde Warmlaufen. So kalt, wie es war, war das ne tolle Sache… wenn, ja wenn da nicht schon zu diesem Zeitpunkt mein Knie angefangen hätte, Zicken zu machen. War das Dehnen direkt davor vielleicht doch nicht so eine clevere Idee gewesen?

Der Startschuss fiel. Ein kleines ambitioniertes Ziel hatten Sam und ich uns dann doch noch gesetzt und wir wollten im Rahmen unserer verbliebenen Möglichkeiten Gas geben. Schon nach weniger als einem km merkte ich mein Knie deutlich. Nach EINEM Kilometer. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich ignorierte es. Nach zwei km war es nicht besser und natürlich auch nicht nach dreien. Der Anstieg nach etwa 6 km war kaum erträglich und im Laufen gar nicht zu machen. Mit jedem Schritt fühlte ich das Messer, dass sich geschmeidig immer von außen in mein Knie hineinbohrte. Den Hügel ging ich dann schnellen Schrittes hinauf. Wie sollte ich das denn noch weitere 15 km aushalten?

Wann hört das endlich auf?

Was folgte, waren 4 km mit schmerzverzerrtem Gesicht. Und auch Sam litt, wenn auch nicht unter den selben Schmerzen wie ich. Von unserer Plan B-Zielzeit waren wir beide schon weg. “10 km! Wenigstens bis 10 km musst du durchhalten”, dachte ich. Und lief. Irgendwie. Jede Steigung, jedes Gefälle quälte mich. Ab und an ging ich wenige Schritte, um Sam dann auf den flachen Passagen wieder einzuholen. Aber nach 10 km war Schluss damit. Ich wollte allein sein mit meinem Schicksal und niemanden aufhalten. Und so ließ ich Sam mit Thomas ziehen.

Jeder Kilometer zog sich wie Kaugummi. Ich konnte gar nicht fassen, wie lang so ein km werden kann. Mein Puls war durch den Schmerz unnormal hoch für eine Geschwindigkeit von gerade mal noch 6:20er bis 6:30 er Pace. Für eine flache Strecke ging es verdammt oft hoch und runter und ich verfluchte jede dieser Stellen. Immer, wenn ich dachte, mein Knie fängt sich, schlug das Messer wieder mit voller Wucht hinein. Gehen, laufen, geeeeehen, laufen. Jede Kurve stach das Messer wieder zu. Obwohl ich die ganze Zeit meine Kopfhörer im Ohr hatte und nur auf Play hättte drücken müssen, lief ich die gesamte Zeit ohne Musik. Ich hatte keine Lust auf Motivationsmusik. Nicht mal Fotos machte ich unterwegs, nur ein einziges. Jeden Kilometer dachte ich daran, aufzuhören. Jeden Kilometer dachte ich, es hört gar nicht mehr auf. Wo war denn hier noch der Spaß an der Sache?

DNF ist keine Option! Das hämmerte durch meinen Kopf. Nach 16 km schlang ich Isodrink, Bananen und Wasser hinunter. Aber selbst das verführerische Rosinenbrot lies ich links liegen. Kein Bock! Einen Fuß vor den anderen setzten. Wie in Paris. Komisch, in Paris hatte ich aber wenigstens Spaß gehabt. Der Weg ist das Ziel. Von wegen! Heute war nur noch das Ziel das Ziel. Selbst bei km 20 musste ich noch gehen. Erst, als der vermeintliche Zielbogen in Sichtweite kam, konnte ich auf einmal Kräfte mobilisieren, um der Qual endlich ein Ende zu bereiten. Leider ging es da noch ein paar Kurven weiter.

Völlig am Ende, aber froh, dass es vorbei war, kam ich gute 7 Minuten nach Sam ins Ziel. Nach 2:15:01 Stunden in den Schmerz rennen. Mein Orthopäde hätte sicher “Juchu” geschrien. Hinterher, noch bevor ich unter die heiße Dusche verschwand, verdrückte ich mit riesen Appetit die kalte After-Race-Pizza.

Dresden – nicht unser Ding!

Vier von uns fünf Läufern blieben an diesem Tag hinter ihren Zielen zurück. Knieschmerzen, Waden-, Rücken- und Magenschmerzen bzw. Seitenstiche waren das, was Dresden uns bescherte. Nur Katharina, die Frau mit der schönsten Hose, lief eine unglaublich Zeit von 1:46 Stunden. Ja, es gab eine Medaille. Ja, ich war ins Ziel gekommen. Und ja, so schlecht ist meine Zeit angesichts der Umstände nicht. Aber einen Halbmarathon unter Schmerzen zu laufen… nein danke. Das muss ich nicht wieder haben.

Und nun?

Das Knie zickt immer noch, wenn ich Treppen hinunter laufe. Für diese Woche habe ich mir Laufpause verordnet. Zumindest bis Sonntag. Am Sonntag ist die Cross Challenge dran. 19 km durch den Zuckersand der Döberitzer Heide. Ja. Ich glaub, das ist (k)eine gute Idee!

Zum Glück habe ich viel “Fachkundige” in meinem Freundeskreis und schon Unmengen an Tipps erhalten. Ein paar davon werde ich beherzigen. Aber letzten Ende weiß ich auch selbst, was das Problem ist. Faulheit. Faulheit, ins Fitnessstudio zu gehen und die Beinmuskeln aufzubauen. Faulheit, sich nach der Belastung zu dehnen. Das hat man dann davon. Wer nicht hören will muss fühlen. Danke Körper. Ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl gemerkt… und gelobe Besserung!

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