[:de]
Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. Glühwein am Verpflegungspunkt, Schmalzschnitten im Ziel, Berliner/Pfannkuchen unterwegs, dazu noch eine wunderschöne Medaille und super Stimmung. Moment. Das sind schon fünf Dinge. Egal. Der Frostwiesenlauf hat einfach so viel zu bieten, dass ich auch im dritten Jahr in Folge den weiten Weg auf mich genommen habe, von Berlin in den Spreewald zu fahren. Schon im November hatte ich mich für schlappe 8 € für die 10 km gemeldet – irgendwie aus Gewohnheit. Dabei hätten für die Marathonvorbereitung 20 km viel besser gepasst. Bis kurz vor dem Event war ich auch noch drauf an dran, mich zum ersten Mal in meinem Läuferleben hoch statt runter zu melden. Aber da machte mir mal wieder meine Gesundheit einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Du? Heute? 20 km? Nee, nee. Wir bleiben mal schön bei 10 km. Na gut. Half ja nichts. Und besser kurz als gar nicht dabei sein.
Das Thermometer bestätigte den Charakter des Laufs: mit -3 Grad war es verdammt frostig. Nachdem ich gute 15 Minuten an der Saunatoilette im Freien gefroren hatte, verharrte ich bis fünf Minuten vor Start in der Umkleide. Die war letztes Jahr eigentlich nur für die Frauen gewesen, die Männer hatten die Feuerwehr. Irgendwie hatten sich diesjahr aber auch die Jungs hinein gemischt. So what. Die Umkleide war es auch, in der ich wieder die vorbereiteten Schmalzschnitten und diverse Töpfchen Unverstrichenes mit (genau) Speck fand.
Kurz vor dem Startschuss zitterten wir raus in die Kälte. Das Edelschwein Gabi zog mich dann aber doch nochmal in seinen Bann und machte mir schöne Augen, bevor ich mich in die Menge begab, die mich wie ein Pinguinrudel wärmen sollte. Durch Facebook, die Wanderungen, Lauftreffs und die Läufergemeinde an sich fand ich so einige bekannte Gesichter wieder. Alle froren. Aber viele hatten sich tatsächlich die langen Strecken vorgenommen, 20 oder sogar 30 km. Sportlich fand ich den Zielschluss nach nur drei Stunden – auch für die 30 km. Ungewöhnlich eigentlich für einen Lauf, der ohne Zeitmessung durchgeführt wird.
Um 11 Uhr wuselten wir los, rannten uns warm. Die Hände, die am Anfang noch eisig waren, tauten langsam auf. Ein Kilometer flog, dann der nächste. Die Strecke kannte ich ja langsam schon auswendig. Irgendwann brabbelte eine kleine Läufergruppe ziemlich laut und ziemlich nah hinter mir über die neuesten Entwicklungen in den USA. Ich musste mich einfach umdrehen. So richtig konnte ich nicht fassen, was ich da sah. Einer der Läufer lief oben ohne. Und zwar komplett ohne! Bei Minusgraden. Dass das mindestens seiner Haut gar nicht gefiel, sah man schon daran, dass sie eine schöne tomatenrote Farbe angenommen hatte. Muss ich noch hinzufügen, dass er auch nur in Shorts lief? Manche Leute…
Nach 5 km ging es auf den Deich… oder daneben. Ich erwartete 2 km fiesen Gegenwind, der einem die Tränen zu Eiszapfen gefrieren lässt. Aber zum ersten Mal seit meiner Gedenken an den Frostwiesenlauf war zumindest der Windgott uns gnädig und gönnte uns Rückenwind. Wahrscheinlich konnte ich deswegen den Glühwein erst riechen, als ich den Becher nach gut 7 km direkt unter meiner Nase hielt. Hmmm. Die letzten Reste der Wintersaison. Frisch aus dem Gurkenfass. Zum Glühwein gab es – selbstverständlich – Spreewälder Gürkchen mit Schokolade, Salzbrezeln, Rosinen, Müsliriegeln und Pfannkuchen (von Silvester?). Pfannkuchen gehen immer.
Am Ende war ich 14 Minuten langsamer als im Vorjahr. Vierzehn! Aber ich hatte meinem lieben Trainer ja auch versprochen, es ruhig anzugehen. Und das habe ich. Noch nie hatte ich so einen entspannten Frostwiesenlauf. Und wozu auch die Hektik? Die Zeit misst sowieso niemand außer man selbst und Glühwein gibt es auch für die letzten noch genug. Mein Panik, die Schmalzstullen (tierische Fette auf Kohlenhydraten) könnten alle sein, war ebenso völlig grundlos gewesen. Vielleicht und wahrscheinlich sollte man den Frostwiesenlauf tatsächlich immer so angehen: zeitlos.
Die versprochene Medaille ist übrigens wirklich großartig gelungen. Bei einigen fielen wohl die blauen Sterne heraus, meiner saß aber bombenfest. Gerüchte besagen, es solle in den nächsten zwei Jahren Ergänzungsmedaillen geben, die man über den Stern verbinden und zu einer großen Medaille zusammen klipsen könne. Ich werde das dann wohl mal in Jahr 4 verifizieren müssen…
[:]
Ein schöner Bericht! Wir waren auch in einer kleinen Läufergruppe dabei und es hat Spaß gemacht. Vielen Dank!
Brrrrrrrrrr. Geh weg – ich will Frühling. Aber die Medaille ist wunderschön. Da bin ich neidisch.