[:de]10 Tage Outdoorurlaub in Kalifornien – Von Star Trek zu Redneck (Tag 4-6)[:]

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Tag 4 von 10

Nach der gleichsam anstrengenden wie erholsamen Wanderung auf dem Pacific Crest Trail führte der Weg nach Norden. Bei der Recherche, was so rechts und links des Weges liegen könnte, war ich auf eine Seite gestoßen, die mich als Lost Place-Fan magisch in den Bann gezogen hatte. Verlassene Militärflugzeuge sollten da mitten in der Mojave-Wüste liegen. Und zwar nicht eins oder zwei. Ein gutes Dutzend. Viel Suchen und Zoomen mit Google Maps offenbarte mir dann auch die Standorte der aufregenden Schätze, leider aber auch große Betonklötze, die die Straßen dorthin dicht machten. Mein Ehrgeiz war gepackt, dennoch dorthin zu gelangen. Kleine Sandpisten quer durch die Wüste sahen vielversprechend aus. Vom Highway aus ging es also mehrere Kilometer durch den staubtrockenen Dreck. Leider fand dieser erste Ausflug dann aber doch ein jähes Ende… an einem Zaun, der mehr an DANGER und WARNING-Schildern zu bieten hatte als Maschen. Da die Amis ja nicht gerade zögerlich mit Schusswaffen agieren, sobald man sich als ungebetener Gast nähert, nahm ich die Schilder mal besser ernst und erklärte die Mission als gescheitert. Wäre ja auch zu schön gewesen. Stattdessen nutzte ich die Gelegenheit, Feuerholz zu sammeln und nach Klapperschlangen zu suchen. Mit ersterem war ich deutlich erfolgreicher. Klapperschlangen scheinen mich chronisch zu meiden.

Willkommen in Star Trek

Wahrscheinlich hätte ich in den Flugzeugen sowieso den ganzen Tag verschwendet und das eigentliche Tagesziel komplett verpasst: die Trona Pinnacles. In diesen bizarren Gebilden wurden SciFi-Filme wie Star Trek, Lost in Space und Planet der Affen gedreht, denn sie muten tatsächlich wie aus einer anderen Welt an. Die bis zu 40 Meter hohen Kalksteinsäulen sind 10.000 bis 100.000 Jahre alt und durch das Zusammentreffen von calciumhaltigen und alkalischem Wasser entstanden, als es in der Mojave-Wüste noch riesige Binnenseen gab. Heute sieht man sie durch ihre schiere Größe schon aus weiter Ferne sich aus dem sonst flachen Gelände erheben. Pünktlich zum Sonnenuntergang werden die Formationen in besonders schönes Licht getaucht und heben sich kontrastreich von den Bergen im Hinterland ab. Hatte ich schon erwähnt, wie großartig Camping in den USA ist? Sogar hier, inmitten der Mondlandschaft ist es erlaubt, das Zelt aufzuschlagen und die Nacht zu verbringen. Leider war der von mir bevorzugte Platz schon von anderen begeisterten Campern belegt. Durch eine ungeplante Straßensperrung, die die Anfahrt zum Death Valley mal eben um 100 km verlängerte, hatte sich der Plan, hier zu nächtigen aber ohnehin zerschlagen. Es stand noch eine lange Nachtfahr bevor.

 

Tag 5 – Regen im Death Valley?

In einer Nacht- und Nebelaktion mit ewig viel Wind hatte ich es tatsächlich geschafft, das Zelt auf dem Mahogany Flat Campground, einem der höchsten Punkte und schönsten Plätze des Death Valley aufzubauen. Bei der Anfahrt war mir doch glatt noch ein Hirschpärchen hier oben vors Auto gehüpft. Ziel der nächsten Wanderung sollte dann aber der wirklich höchste Punkt sein, die Telescope Peak. Von hier oben sollte man an schönen Tagen gleichzeitig sowohl den niedrigsten Punkt der USA (Badwater) als auch den höchsten (Mount Whitney) sehen können. Etwa 90 % aller Tage im Death Valley sind mit schönem Wetter gesegnet. Natürlich aber nicht dieser. Nur ab und an ließ sich die Sonne mal blicken, meistens aber regnete es aus Kübeln und die Gipfel waren wolkenverhangen. Eine gute Aussicht war nicht in Aussicht. So ganz wollte ich den Plan aber noch nicht aufgeben und es gibt schlechtere Orte, als mal eben einen Tag zu verdödeln. Bei Tageslicht schaute ich mir daher die in der Nähe liegenden Charcoal Kilns an. Riesige bienenstockförmige Öfen, in denen früher mal Holzkohle gebrannt wurde. Den Rest des Tages hoffte ich auf besseres Wetter und erfreute an Steak, Gemüse und Marshmallows vom offenen Feuer. Outdoor ist einfach großartig. Gegen 18 Uhr verschwand ich mit heißer Wasserflasche im Schlafsack und hoffte auf Sonnenschein am nächsten Morgen.

Tag 6  – Von Schnee zu fast 30 Grad

In der Nacht hatte es fast durchgehen gestürmt und geregnet. Am Morgen Stille. Gegen 7 Uhr wurde es hell und ich zog langsam den Reißverschluss des Zelts auf. Ach du Schande! Schnee! Überall Schnee! Nicht, dass ich das nicht erwartet hätte. Die Temperaturen hatten mich schon damit rechnen lassen, dass es schneien könnte. So ganz glauben konnte ich es aber trotzdem nicht. Ich meine hier, im Death Valley… dem heißesten Punkt der USA. Wie cool war das denn? Ich fiel halb raus aus dem Zelt, weil ich gar nicht schnell genug im Schnee sein konnte. Mütze auf, Schal um, Handschuhe an… erstmal einen heißen Kaffee kochen. Oder doch erst den Schneemann bauen? Da Speck und Kaffee eine gefühlte Ewigkeit brauchten, ging beides gleichzeitig. Der Plan, an diesem Tag auf die Telescope Peak zu wandern, hatte sich damit allerdings erledigt. Ein Typ, der nachts um drei dorthin aufgebrochen war, erzählte nach seiner Rückkehr, der gesamte Weg sei vereist und Sichtweite gleich null. Das Risiko musste ich nun doch nicht eingehen, nur um auf dem Gipfel gewesen zu sein. Ein Grund mehr, ins Death Valley zurück zu kehren. Also Zelt und Auto von Schnee befreit und im Kriechtempo den steilen und seifenglatten Weg hinunter.

Nach etwa 10 km Fahrt und etlichen Höhenmetern ins Tal war der Schneezauber verschwunden. Keine Nadelbäume, keine Rehe, nur Steine und Sonne. Die Temperatur stieg mit jedem Kilometer. Unfassbar. Am spontanen Tagesziel angekommen (eine kleine Wanderung geht doch immer), hatte ich mich bis auf kurze Hosen und T-Shirt ausgezogen. Dieser Nationalpark ist wirklich eine Landschaft der Extreme. Bei gut 25-30 Grad machte ich mich auf die Wandersocken zum Rundkurs der Badlands Loop. Und weil die so klein war und die naheliegenden Gebiete mit so wohlklingenden Namen wie Golden Canyon lockten, wurde aus der kleinen 4 km-Runde mal eben eine mit 14 km. Passiert schon mal.

Golden Canyon Death Valley

Wellness mal anders

Der letzte Punkt dieser Etappe sollten die Tecopa Hot Springs sein: natürliche heiße Quellen, allerdings nicht einfach so im Felsen, sondern in einer Art Wellness-Oase. Zumindest denkt man das, wenn man den Namen Tecopa Hot Springs Resort liest. Was ich da vorfand, kann ich euch einfach nicht vorenthalten. Die Rezeption… wenn man das so nennen darf, war ein kleiner Holzschuppen. Was sag ich klein? Winzig! Ein Verschlag. Überall Krams und ein Klappstuhl für den Rezeptionisten. Der Verschlag war dann auch gleichzeitig der Durchgang in den Wellness-Bereich, der nach Männlein und Weiblein getrennt war und im übrigen textilfrei. Die Pools bestanden aus eckigen Betonlöchern, in die das heiße Quellwasser eingeleitet wurde. Und die Duschen? Ein offenes Loch in der Wand mit nem Hebel dran. Zu geil. Man stelle sich nun jemanden vor, der den Standard deutscher Wellnesstempel erwartet. Ich persönlich hatte mich ziemlich schnell mit dem Wüstenstandard angefreundet. Was erwartet man denn auch, wenn man im Redneckgebiet in ein Campresort geht? Es passte einfach irgendwie. Zum Zelten, zur Wüste und zu Speck und Eiern vom Feuer.

In den Tagen 7 bis 10 nehme ich euch dann mit in eine Westernstadt, das Wonderland of Rocks, in die Oase der vergessenen Palmen und zum Kürbisfelsen. Seid gespannt.

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