[:de]SachsenTrail 2016: Wasp-Woman on the run[:]

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Sachsentrail2016 Erzgebirge

Kennt ihr Spiderman? Genau, der der durch einen Spinnenbiss seine Superkräfte erlangt hat. Der auf einmal schnell und wendig war, mit Netzen um sich schmiss. Gleiches funktioniert auch mit Wespen, durfte ich (schmerzhaft) feststellen.

Ein Jahr nach dem Backofen-Disaster am Rabenberg fand ich mich wieder dort ein. Diesmal mit einer Horde Begleiter, die ich zwar allesamt gewarnt, aber damit wohl auch gleichzeitig neugierig gemacht hatte. Die drei Mädels unter uns hatten sich voll auf Trail angestellt. Alle mit denselben Trailschuhen und alle mit Kompressionssocken bewaffnet. Meinereiner hatte sich für die Socken vor allem deshalb entschieden, weil ich nicht wieder alle Zecken des Waldes einsammeln wollte.

Alle wollten sich auf den Quartertrail über 19 km mit 500 positiven Höhenmetern wagen. Mein heroisches Vorhaben, diesjahr den Halftrail (34,4 km, 900 HM) anzugehen, fand ein jähes Ende, als auf einem niemand von meiner „Mannschaft“ dort antreten wollte. Alle meldeten sich auf das Viertel herunter. Na gut, allein wollte ich dann auch nicht noch mal 15 km mehr durch den Wald trotten. Und mit fünf lieben Menschen gleichzeitig starten zu können ist doch noch viel schöner.

Pragmatisch und unkompliziert ging die Ummeldung vor Ort von statten: ein Stück Tape über das „H“ auf meiner Startnummer geklebt, mit Edding „Q“ raufgeschrieben und fertig war die (kostenlose!) Ummeldung. Noch kurz zum Briefing und es konnte los gehen.

Sachsentrail2016 Start

Mit etwa 20 Grad Außentemperatur und bewölktem Himmel war es immerhin etwa 16 Grad kühler als im Vorjahr. Gewitter war zudem angekündigt. Das war mal ein Wetterchen, das mir zusagte. Ich kannte ja bereits die Beschaffenheit und das Höhenprofil der Strecke: die ersten 5 km immer abwärts und die restlichen 14 wieder schleichend bis steil bergauf. Entfallen war mir allerdings die Steigung gleich auf den ersten Metern und so fing ich ziemlich bald zu schimpfen an. Sobald wir aber auf den Downhill-Abschnitt einbogen, ging es tatsächlich heftig abwärts. Im Gänsemarsch, wohlgemerkt, denn ein zweiter Läufer passte nicht neben einen anderen. Überholen war nur in Ausnahmefällen möglich und brachte einen auch nicht viel weiter voran.

Nach 2 km auf diesem Singletrail durchfuhr meine linke Wade plötzlich ein stechender Schmerz. Stechend trifft es, denn irgendeinem Vieh hatte es anscheinend nicht gepasst, dass ich gerade jetzt dort entlang rannte. 250 Quartertrailer auf der Strecke, aber wen triffts? Mich! Durch die Kompressionssocken. Meine Wade brannte an der Stelle ganz furchtbar. Ich dachte nur „Nein. Nein, das kann nicht sein, dass ich jetzt nach 2 km wegen nem blöden Insekt aufhören muss.“ Ich rannte und es brannte. Zwischendurch schossen mir Regeln aus dem Outdoorleben durch den Kopf. Wenn man gestochen oder gebissen wird, möglichst flach hinlegen und nicht bewegen, damit sich das Gift nicht so schnell im ganzen Körper verteilen kann. Ein Trailrunning-Wettkampf war also jetzt GENAU das richtige. Augen zu und durch. Beim ersten Verpflegungspunkt wollte ich mir die Sache mal genauer ansehen.

Und da war er. Ein riesiger roter Flatschen, dick geschwollen, mitten auf meiner Wade. Die Mädels am Verpflegungsstand sahen mich mitleidig an, als ich meine Socke herunterzog. Eine hatte aber ein „Zaubergel“ dabei, das die Gefäße verschließen und die Verteilung des Gifts reduzieren sollte. Rauf damit und weiter. Das Flüsschen, in dem ich mich letztes Jahr noch kurz erfrischt hatte, ließ ich diesmal rechts liegen. Es kam vorerst genug Wasser von oben, ein leichter Sprühregen hatte eingesetzt. So lobe ich mir Wettkampfwetter mit Wasserkühlung.

Das Regen- und Unwetter der Vortage hatte die Strecke aber stellenweise in einen Hindernisparcour verwandelt. Tiefe Schlammlöcher waren zu durchwaten oder zu überqueren und brachten so manche Läufer(in) zu Fall. Auf einem anderen Abschnitt waren ewig viele Bäume auf den Trail gefallen. Drüber oder drunter durch Klettern… alles erlaubt, um voran zu kommen. Immer mal wieder hielt ich Ausschau nach Pilzen. Die gab es auch! Leider alles Sorten, in denen ich nicht pilzfest bin. Es hätte wohl auch seltsam angemutet, wäre ich mit einer handvoll Pilze durchs Ziel gerannt. Das hebe ich mir für den Herbst auf.

Was ich an Trailrunning-Wettbewerben so zu schätzen weiß, ist dass sich hier niemand zu schade dafür ist, bei steilen Bergauf-Passagen auch einfach mal zu gehen. Wenn sich der Trail serpentinenmäßig nach oben windet, werden die Kräfte gespart und genau dann mobilisiert, wenn es wieder ein Stück gerade oder sogar bergab geht. Dabei stecken sich die Trailrunner durchaus gegenseitig an, was Gehen oder Weiterlaufen angeht. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass ein Trailrun einen einfach mal die Natur genießen lässt. Mit all ihren Schönheiten und Herausforderungen. Mehr als einmal habe ich an diesem Wochenende gehört: „Ich hab gar keine Lust mehr, in der Stadt zu laufen.“ Ja, Trails können einem die Stadt versauen.

Ziel. Was war denn eigentlich mein Ziel für dieses Jahr? Nach meinen unrühmlichen 3 Stunden 7 Minuten im letzten Jahr wollte ich die 3 Stunden auf jeden Fall unterbieten. Nachdem ich für 13 km rund 1 Stunde 40 (inklusive Insektenstich-Check) gebraucht hatte, war das Ziel mehr als realistisch. Inzwischen brannte meine gestochene Wade auch nicht mehr so sehr, sie fühlte sich nur dick an.

Ich wusste, dass die letzten 6 Kilometer noch einmal hart werden. Ein ständiger Wechsel zwischen Bergauf- und Bergab-Passagen. Als besonderes Goodie gingen die letzten zwei dann nur noch bergauf. Was ich bei der zweitägigen Hüttentour im Allgäu von meinem Bergführer gelernt hatte, setzte ich hier vorbildlich um: konsequentes Gehen, ab und an gespickt von ein paar Laufversuchen. Ich schleppte mich um die letzte Kurve und sah schon das Ziel. Bergauf ging es, das wusste ich schon. Meine Uhr zeigte 2 Stunden 27 Minuten an. Das hätte ich im Leben nicht erwartet. Da war mein Ehrgeiz geweckt! Unter 2:30 Stunden, das sollte doch zu schaffen sein.

Sachsentrail2016 Ziel

2:28:57 Minuten – meine Zeit für den Quartertrail 2016. Damit war ich 38 (!) Minuten schneller als in der Hölle des Vorjahres. Woran es wohl gelegen hat? Ich habe da mehrere Theorien…

  • Bei 36 Grad bin ich im Vorjahr mehr rückwärts geglitten als vorwärts gekommen. Mit 16 Grad weniger kommt man anscheinend besser voran.
  • Mein fotografisches Gedächtnis hat sich die Strecke so gut eingeprägt, dass ich sie blind und damit schneller laufen konnte
  • Ich war dann doch ein Stück besser trainiert
  • Die wahrscheinlichste Erklärung ist aber wohl: der Wespenstich! Analog zu Spiderman muss es das Gift der Wespe gewesen sein, das mir Superkräfte verliehen hat. Also merke für den nächsten Wettkampf: immer eine Portion Wespen dabei haben!

Natürlich geht es auch nächstes Jahr wieder nach Sachsen. Und selbstverständlich werde ich mich wieder für den Halftrail melden. Mal sehen, was ich dann wirklich laufe. Vielleicht melde ich mich auch gleich für den UltraTrail, um dann doch immerhin den halben anzugehen. Ein Versuch wäre es wert…

Im Gegensatz zu mir ist Laufspatz den HalfTrail tatsächlich gelaufen. Wie das für sie war, lest ihr bei ihr.

3. SachsenTrail 2016
3. SachsenTrail 2016
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11 Gedanken zu “[:de]SachsenTrail 2016: Wasp-Woman on the run[:]

  1. Hi Caro,

    toller Bericht und eine klasse Strecke! Gefällt mir echt!

    Da bekommen auf die auf den kurzen Strecken ja ordentlich was geboten, die unkomplizierte Art und Weise kenne ich von der Schwesterveranstaltung im Pfälzerwald. Scheint also System zu haben das Ganze 🙂

    Gruß
    Sascha

    P.S. fiese Biester, zum Glück hat es keinen Allergiker getroffen.

  2. Toller Beitrag, da bekomme ich direkt Lust zu starten. Auch die ü30…Hahahaha

    Drück dich Caro2

  3. Sascha, auf den Pfalztrail habe ich ja auch ein Auge geworfen. Leider ist der so weit weg und ich bin an dem WE diesjahr schon für den Ostseeweg gemeldet 🙁 Aber der sollte mal auf meiner Liste der Läufe landen, die ich irgendwann mal machen will. Das System finde ich auf jeden Fall total klasse!

  4. Hehehe, dann kommst du also mit auf die 34,4 km??? Lach, mein Gott, dann werden sich diesmal sicher alle Wespen verstecken, wenn wir da im Doppelpack auftauchen 🙂

  5. Hallo Carola,
    Deinen Blog habe ich schon ab und an mal gelesen. Super! Finde mich da oft selbst wieder. Ich bin den Quartertrail ebenfalls gelaufen und staunte nicht schlecht, dass Du ebenfalls an der gleichen Stelle nach 2 km gestochen wurdest. Ich war gerade schön auf dem Singletrail unterwegs als mich plötzlich ein stechender Schmerz in der Kniekehle durchfuhr. Mist, dachte ich, nicht jetzt, jetzt aufhören? Es tat höllisch weh, konnte aber wegen der Hose nicht nachsehen. Nun, ein riesiger roter Flatschen, den ich noch heute vom Arzt untersuchen lasse. Sollte es tatsächlich das gleiche Getier gewesen sein? Zufälle gibt’s…. Weiterhin viel Spaß bei Deinen Läufen… Lg, Antje

  6. Na dann angemeldet für 2017 🙂 Diesjahr waren wir vorher noch vorher und hinterher campen mit grillstelle. Vielleicht hast du ja Lust!

  7. hehe das gleiche Getier kanns ja nicht gewesen sein. Ne Wespe stirbt ja nach dem Stich, aber ihr 2 habt jetzt ne Wepenmutti ganz traurig gemacht, weil der gesamte Nachwuchs an einem Tag dran glauben musste:D Schämt euch!

  8. Das ist ja echt ein Ding, Antje. Ich hab ja so eine Theorie, dass da ein Nest von was auch immer war. Und wir haben die Bewohner aufgescheucht. Dass es Wespen waren mutmaße ich, weil Laufspatz gleich zweimal gestochen wurde und die Viecher noch gesehen hat. Ich hab meinen “Angreifer” ja nur gespürt.

  9. Gratuliere zur super Zeit! Schade, dass wir uns nicht gesehen haben. Das Wespenproblem hatte ich ja beim Halftrail auch 2 mal, bei mir hat eine Allergietablette zumindest das weitere Anschwellen gestoppt. Geschmerzt hat es trotzdem tierisch, gerade der Stich durch dem Strumpf direkt aufs Schienbein.
    Aber: Dank dir weiß ich jetzt, dass es Superkräfte gibt 🙂
    Bis hoffentlich bald!

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