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[:de]Mauerweglauf – Der etwas andere Lauf oder: Das Team ist das Ziel[:]

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Autorin Sam

Autorin: Sam

Sicherlich habt ihr schon öfter mitbekommen, dass ich bei meinen Trainings und Events nicht immer alleine bin. Viel und gerne reiße ich Kilometer und Wettkämpfe mit “meinen Mädels” ab. Eins davon ist die liebe Sam. Natürlich schaffen wir es nicht immer alles gemeinsam zu tun. Während ich mit euch von Spandau nach Mühlenbeck gewandert bin, hat sie tapfer an den den 100 Meilen von Berlin – dem Mauerweglauf teilgenommen. Heute lest ihr also mal ganz exklusiv einen Bericht von Sam. Viel Spaß!

 


Mauerweglauf

Was ist der Mauerweglauf?

Mindestens 138 Menschen verloren an der Mauer, die Berlin fast 40 Jahre teilte, ihr Leben. Der Mauerweglauf erinnert seit 2012 alljährlich an den Mauerbau und die Opfer der Grenze. Die Finisher-Medaille trägt deshalb jedes Jahr das Konterfei eines Maueropfers. In diesem Jahr war es Karl-Heinz Kube, der 1966 im Alter von 17 Jahren an der Teltower Grenze mit 44 Schüssen in den Rücken auf seinem Weg in die Freiheit ermordet wurde. Die Todesschützen wurden kurz nach der Tat mit der „Medaille für vorbildlichen Grenzdienst“ beziehungsweise mit dem „Leistungsabzeichen der Grenztruppen“ dekoriert. Heutzutage unglaublich, aber es ist wichtig, ohne mahnenden Zeigefinger an die Zeit der Deutschen Teilung und deren Opfer zu erinnern. Da ich das geteilte Berlin und Deutschland noch erlebt habe, bin ich gerne Teil dieses Mauerweglaufes.

 

Welche Wettbewerbe gibt es?

Der Lauf selbst führt auf dem ehemaligen Grenzstreifen, dem heutigen Mauerweg, genau 160 km bzw. 100 Meilen einmal um das ehemalige West-Berlin herum. Start und Ziel der 100MeilenBerlin befinden sich im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark  in Prenzlauer Berg. Ursprünglich war es ein Ultramarathon, d.h. dass  die gesamte Strecke von 160 km in maximal 30 Stunden von einem einzelnen Menschen zu Fuß bewältigt wird. Eine unfassbare Leistung für mich. 350 Startplätze stehen zur Verfügung.

Bei den ersten drei Ausgaben waren nur Einzelstarter zugelassen. Damit aber nicht nur Ultrasportler in den Genuss dieses Laufes kommen, wurde 2014 der Lauf für 2er und 4er Staffeln geöffnet; 2015 kamen die 10plus Staffeln dazu, die sich die Strecke aufteilen. Diese Öffnung hat sich definitiv gelohnt: Über 100 Staffeln waren dieses Jahr angemeldet.

Die Verpflegungspunkte

Die Verpflegungspunkte sind mein Highlight der Veranstaltung. Die 100-Meilen-Läufer müssen natürlich engmaschig und gut versorgt werden. Deshalb gibt es insgesamt  27 Verpflegungspunkte (VPs) in Abständen von 5 bis 8 Kilometern die alles bieten, was das (Ultra-)herz begehrt: Magnesium- und Salztabletten, Schmalzstullen, Obst, Kuchen, Bouletten, Cola, Wasser, Isogetränke u.v.m. Es gibt Sitzgelegenheiten und teilweise sind Liegen aufgestellt, was die Einzelläufer besonders zu späteren Zeitpunkten auch gerne in Anspruch nehmen. Liebevoll in ehrenamtlicher Eigenregie gestaltet wäre es ein Frevel, dort einfach durchzurennen. So habe ich dort immer ein Schwätzchen gehalten, respektvoll die Einzelläufer motiviert und natürlich etwas gefuttert und getrunken. Bestzeiten laufe ich woanders. Hier genieße ich die Stimmung.

Außerdem sind die Verpflegungspunkte zugleich Kontrollstellen, an denen über einen Chip am Handgelenk die Zeit genommen wird, und Wechselpunkte für die Staffeln.

 

Das Briefing

Pflichttermin ist das Briefing am Abend vorher. Neben einem großzügigen Carboloading-Buffet und dem Austeilen der Startnummern und Beutel werden noch mal die wichtigsten Dinge mitgeteilt: Handypflicht, Warnwesten und Stirnlampen für die Läufer in der Nacht, Beachten der Verkehrsregeln usw. Aber das wichtigste: Die Staffel trifft sich zu letzten Mal vor dem großen Sport! Stefan war so lieb und teilte kleine Herzchen als Glücksbringer aus …

Mein Mauerweglauf 2016

Ich war das zweite Mal Teil der 10Plus-Staffel „Grenzläufer“. Letztes Jahr rutschte ich als Ersatzfrau in dieses Team, wo ich keinen einzigen kannte. Mittlerweile haben wir uns schon so oft bei anderen Veranstaltungen gesehen, dass mir alle sehr ans Herz gewachsen sind! Also war es klar, dass ich auch 2016 wieder dabei sein wollte!  In dieser Staffel finden sich Läuferinnen und Läufer mit völlig unterschiedlichem Potenzial und läuferischen Hintergrund.  Einige laufen schneller, andere langsamer oder legen die Strecke walkend zurück. Alles ist erlaubt (naja, Rad fahren, fliegen und skaten nun nicht), immerhin haben alle Staffeln 27 Stunden Zeit.

Der Lauf begann für die Staffeln um 7:00 Uhr im Jahn-Stadion mit unserer Startläuferin Simone.

 

Ich bin dieses Mal am Verpflegungspunkt in Teltow eingestiegen und habe Martina abgelöst. Das hat schon Tradition, wo wir beide im Süden Berlins zu Hause sind.

Sam und Martina

 

Organisation und Kommunikation

Die größte Herausforderung bei einer 10plus-Staffel ist die richtige Planung: Wer läuft welche Strecke?  Wie viel Zeit braucht er / sie für seine Strecke? Welcher VP ist günstig zum Wechseln? Wie kommt man dorthin und auch wieder weg? Das klingt leichter als gedacht. Ich habe meine 20 km mit sehr großzügigen 2h:20min angeben. Dabei dachte ich vorsorglich schon an die Zeit, die ich an Verpflegungspunkten verbringen werde (Ich habe aus dem letzten Jahr gelernt!!).

Beendet habe ich meine Strecke an der Meierei Potsdam – hier wurde uns leckeres Bier als Belohnung kredenzt!  Dort verbrachte ich nach getaner Arbeit einige Zeit und gönnte mir mit Pankrunnerin Antje das eine oder andere Hopfengetränk. Erwähnte ich schon, dass ich die VPs liebe?? Und das nicht nur wegen des Bieres.

Was man nicht planen kann, ist natürlich die Tagesform und das Wetter. Nach den eher kalten Wochen hatten so manche Körper mit der ungewohnten Wärme zu kämpfen. So verzögerten sich die avisierten Übergabezeiten Stück für Stück um einiges nach hinten.

zeitplan

Plan unser Durchgangszeiten und Wechsel

In der Dunkelheit zu laufen, teilweise auf unbekanntem Terrain, ist sehr anspruchsvoll und hat ebenfalls seine Tücken. Auch das beeinflusst die Durchgangszeit. Die Strecke ist mit Sprühkreide und Leuchtpfeilen markiert und perfekt abgeflattert, so dass man sich nicht verlaufen muss (passiert aber durchaus). Ich bin letztes Jahr im Dunkeln gelaufen und habe den Weg gut gefunden. Trotzdem: etwas unheimlich war es schon, weil nicht mehr viele Läufer unterwegs waren und diejenigen, die auf der Strecke waren, schon ganz schön fertig  waren. Sie hatten ja im Gegensatz zu mir frischer Staffelläuferin schon über 100 km in den Muskeln.

Ich habe da übrigens immer so ein schlechtes Gewisse, wenn ich die Einzelläufer überhole und fühle mich bisschen wie Läuferin 2. Klasse. Aber das ist völliger Unsinn. Keiner der Ultraläufer sah auf mich herab, sondern freute sich über meine guten Wünsche und meine Anerkennung!

strecke

Im Ticker kann man verfolgen, wann die Läufer die VPs passiert haben. Zudem sind alle 10 Teammitglieder permanent in Kontakt miteinander und sagen sich die jeweiligen Zeiten und eventuellen Verzögerungen durch. So vermeidet man zu lange Wartezeiten bei der Staffelübergabe. Überhaupt lebt der Erfolg und Spaß der Staffel von guter Kommunikation.

Wir haben auch den prominenten Einzelläufer Joey Kelly  über den Ticker verfolgt und unser Läufer Ronny hatte den Auftrag für ein Groupie-Selfie. Er kontrollierte tatsächlich brav bei allen Läufern die Startnummer. Nur einer entging dem Groupie-Netz: Er stand in eindeutiger Position an einem Bäumchen, da wollte Ronny nun doch nicht stören. Tja, verpasst. 27 Stunden brauchte Joey übrigens für die 160 km und leider kam er nicht zur Siegerehrung.

Den Lauf beendete für uns Elvira nach langen 21 Stunden, 20 Minuten und 49 Sekunden.

Siegerehrung

Alle Teilnehmer treffen sich am nächsten Tag um 12:00 Uhr zur Siegerehrung und Medaillenübergabe – die Nacht war also kurz, besonders für die Schlussläufer.

Der israelische Ultramarathonläufer Ariel Rozenfeld wurde mit sagenhaften 15:20:48 Stunden Sieger bei den Einzelläufern. Schnellste Frau wurde Tia Jones aus Australien in ebenfalls unglaublichen 17:03 Stunden.

Zum Vergleich: Unsere Staffel mit 10 Leutchen brauchte 21 Stunden!!

Stefans Beitrag[:]

[:de]SachsenTrail 2016: Wasp-Woman on the run[:]

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Sachsentrail2016 Erzgebirge

Kennt ihr Spiderman? Genau, der der durch einen Spinnenbiss seine Superkräfte erlangt hat. Der auf einmal schnell und wendig war, mit Netzen um sich schmiss. Gleiches funktioniert auch mit Wespen, durfte ich (schmerzhaft) feststellen.

Ein Jahr nach dem Backofen-Disaster am Rabenberg fand ich mich wieder dort ein. Diesmal mit einer Horde Begleiter, die ich zwar allesamt gewarnt, aber damit wohl auch gleichzeitig neugierig gemacht hatte. Die drei Mädels unter uns hatten sich voll auf Trail angestellt. Alle mit denselben Trailschuhen und alle mit Kompressionssocken bewaffnet. Meinereiner hatte sich für die Socken vor allem deshalb entschieden, weil ich nicht wieder alle Zecken des Waldes einsammeln wollte.

Alle wollten sich auf den Quartertrail über 19 km mit 500 positiven Höhenmetern wagen. Mein heroisches Vorhaben, diesjahr den Halftrail (34,4 km, 900 HM) anzugehen, fand ein jähes Ende, als auf einem niemand von meiner „Mannschaft“ dort antreten wollte. Alle meldeten sich auf das Viertel herunter. Na gut, allein wollte ich dann auch nicht noch mal 15 km mehr durch den Wald trotten. Und mit fünf lieben Menschen gleichzeitig starten zu können ist doch noch viel schöner.

Pragmatisch und unkompliziert ging die Ummeldung vor Ort von statten: ein Stück Tape über das „H“ auf meiner Startnummer geklebt, mit Edding „Q“ raufgeschrieben und fertig war die (kostenlose!) Ummeldung. Noch kurz zum Briefing und es konnte los gehen.

Sachsentrail2016 Start

Mit etwa 20 Grad Außentemperatur und bewölktem Himmel war es immerhin etwa 16 Grad kühler als im Vorjahr. Gewitter war zudem angekündigt. Das war mal ein Wetterchen, das mir zusagte. Ich kannte ja bereits die Beschaffenheit und das Höhenprofil der Strecke: die ersten 5 km immer abwärts und die restlichen 14 wieder schleichend bis steil bergauf. Entfallen war mir allerdings die Steigung gleich auf den ersten Metern und so fing ich ziemlich bald zu schimpfen an. Sobald wir aber auf den Downhill-Abschnitt einbogen, ging es tatsächlich heftig abwärts. Im Gänsemarsch, wohlgemerkt, denn ein zweiter Läufer passte nicht neben einen anderen. Überholen war nur in Ausnahmefällen möglich und brachte einen auch nicht viel weiter voran.

Nach 2 km auf diesem Singletrail durchfuhr meine linke Wade plötzlich ein stechender Schmerz. Stechend trifft es, denn irgendeinem Vieh hatte es anscheinend nicht gepasst, dass ich gerade jetzt dort entlang rannte. 250 Quartertrailer auf der Strecke, aber wen triffts? Mich! Durch die Kompressionssocken. Meine Wade brannte an der Stelle ganz furchtbar. Ich dachte nur „Nein. Nein, das kann nicht sein, dass ich jetzt nach 2 km wegen nem blöden Insekt aufhören muss.“ Ich rannte und es brannte. Zwischendurch schossen mir Regeln aus dem Outdoorleben durch den Kopf. Wenn man gestochen oder gebissen wird, möglichst flach hinlegen und nicht bewegen, damit sich das Gift nicht so schnell im ganzen Körper verteilen kann. Ein Trailrunning-Wettkampf war also jetzt GENAU das richtige. Augen zu und durch. Beim ersten Verpflegungspunkt wollte ich mir die Sache mal genauer ansehen.

Und da war er. Ein riesiger roter Flatschen, dick geschwollen, mitten auf meiner Wade. Die Mädels am Verpflegungsstand sahen mich mitleidig an, als ich meine Socke herunterzog. Eine hatte aber ein „Zaubergel“ dabei, das die Gefäße verschließen und die Verteilung des Gifts reduzieren sollte. Rauf damit und weiter. Das Flüsschen, in dem ich mich letztes Jahr noch kurz erfrischt hatte, ließ ich diesmal rechts liegen. Es kam vorerst genug Wasser von oben, ein leichter Sprühregen hatte eingesetzt. So lobe ich mir Wettkampfwetter mit Wasserkühlung.

Das Regen- und Unwetter der Vortage hatte die Strecke aber stellenweise in einen Hindernisparcour verwandelt. Tiefe Schlammlöcher waren zu durchwaten oder zu überqueren und brachten so manche Läufer(in) zu Fall. Auf einem anderen Abschnitt waren ewig viele Bäume auf den Trail gefallen. Drüber oder drunter durch Klettern… alles erlaubt, um voran zu kommen. Immer mal wieder hielt ich Ausschau nach Pilzen. Die gab es auch! Leider alles Sorten, in denen ich nicht pilzfest bin. Es hätte wohl auch seltsam angemutet, wäre ich mit einer handvoll Pilze durchs Ziel gerannt. Das hebe ich mir für den Herbst auf.

Was ich an Trailrunning-Wettbewerben so zu schätzen weiß, ist dass sich hier niemand zu schade dafür ist, bei steilen Bergauf-Passagen auch einfach mal zu gehen. Wenn sich der Trail serpentinenmäßig nach oben windet, werden die Kräfte gespart und genau dann mobilisiert, wenn es wieder ein Stück gerade oder sogar bergab geht. Dabei stecken sich die Trailrunner durchaus gegenseitig an, was Gehen oder Weiterlaufen angeht. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass ein Trailrun einen einfach mal die Natur genießen lässt. Mit all ihren Schönheiten und Herausforderungen. Mehr als einmal habe ich an diesem Wochenende gehört: „Ich hab gar keine Lust mehr, in der Stadt zu laufen.“ Ja, Trails können einem die Stadt versauen.

Ziel. Was war denn eigentlich mein Ziel für dieses Jahr? Nach meinen unrühmlichen 3 Stunden 7 Minuten im letzten Jahr wollte ich die 3 Stunden auf jeden Fall unterbieten. Nachdem ich für 13 km rund 1 Stunde 40 (inklusive Insektenstich-Check) gebraucht hatte, war das Ziel mehr als realistisch. Inzwischen brannte meine gestochene Wade auch nicht mehr so sehr, sie fühlte sich nur dick an.

Ich wusste, dass die letzten 6 Kilometer noch einmal hart werden. Ein ständiger Wechsel zwischen Bergauf- und Bergab-Passagen. Als besonderes Goodie gingen die letzten zwei dann nur noch bergauf. Was ich bei der zweitägigen Hüttentour im Allgäu von meinem Bergführer gelernt hatte, setzte ich hier vorbildlich um: konsequentes Gehen, ab und an gespickt von ein paar Laufversuchen. Ich schleppte mich um die letzte Kurve und sah schon das Ziel. Bergauf ging es, das wusste ich schon. Meine Uhr zeigte 2 Stunden 27 Minuten an. Das hätte ich im Leben nicht erwartet. Da war mein Ehrgeiz geweckt! Unter 2:30 Stunden, das sollte doch zu schaffen sein.

Sachsentrail2016 Ziel

2:28:57 Minuten – meine Zeit für den Quartertrail 2016. Damit war ich 38 (!) Minuten schneller als in der Hölle des Vorjahres. Woran es wohl gelegen hat? Ich habe da mehrere Theorien…

  • Bei 36 Grad bin ich im Vorjahr mehr rückwärts geglitten als vorwärts gekommen. Mit 16 Grad weniger kommt man anscheinend besser voran.
  • Mein fotografisches Gedächtnis hat sich die Strecke so gut eingeprägt, dass ich sie blind und damit schneller laufen konnte
  • Ich war dann doch ein Stück besser trainiert
  • Die wahrscheinlichste Erklärung ist aber wohl: der Wespenstich! Analog zu Spiderman muss es das Gift der Wespe gewesen sein, das mir Superkräfte verliehen hat. Also merke für den nächsten Wettkampf: immer eine Portion Wespen dabei haben!

Natürlich geht es auch nächstes Jahr wieder nach Sachsen. Und selbstverständlich werde ich mich wieder für den Halftrail melden. Mal sehen, was ich dann wirklich laufe. Vielleicht melde ich mich auch gleich für den UltraTrail, um dann doch immerhin den halben anzugehen. Ein Versuch wäre es wert…

Im Gegensatz zu mir ist Laufspatz den HalfTrail tatsächlich gelaufen. Wie das für sie war, lest ihr bei ihr.

3. SachsenTrail 2016

3. SachsenTrail 2016

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