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[:de]Sachsentrail 2017 – Zwischen Kotzgrenze und Langeweile[:]

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erzählt von Heike S.


Mein erster Trail!

Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen, um somit aus meiner Komfortzone zu treten. Mitte Juni habe ich mich nach einem sonnigen Triathlon-Helfer-Tag von Manuel und Katharina für den Sachsentrail überreden lassen. Mein Kommentar darauf: “Ich hasse Berge und Füße heben ist auch nicht mein Ding” wurde glatt ignoriert. Da Carola verletzt ist, bot sie mir ihren Startplatz für die 34 km an mit dem Nebensatz, ich könnte mich auch noch auf eine andere Distanz ummelden. Ich wollte mir die Entscheidung, wieviel ich laufe, erst am Starttag beantworten.

Carboloading auf dem Grill

Am Freitag starteten wir dann gut gelaunt ins Erzgebirge und beim Zelt aufbauen, boten mir Katharina und Manuel an, wir rocken das Ding zusammen, alles entspannt! Beim abendlichen Grillen und Ausklang war ich ganz optimistisch und am nächsten Morgen zog ich gut gelaunt meine Sportsachen an. Da ich nicht auf Materialschlacht stehe, reichte es bei mir nur für normale Joggingschuhe. Kein Trinkrucksack, keine Trailschuhe und ich musste zum ersten mal mein Handy mitschleppen.

Der Trail, der niemals endet

Nach dem Startschuss raste ich erst mal los, kam aber beim ersten Anstieg schon in Schnappatmung. Dann ging es über Stock und Stein bergab. Ich habe so was noch nie gemacht und eh ich mich versah, war ich auch schon letzte. Irgendwann sah ich Manuel an einem Baum gelehnt auf mich warten. Mein nächster Gedanke war: “Mal sehen, wer hier wem nach diesem Event die Freundschaft kündigt.”
Nach 3,7 km hatte ich das Gefühl, ich wäre schon 10 gelaufen. Es war für mich super anstrengend, weil ich mich in einer Frequenz befand, in der ich nie trainiere. Ich verspürte ein wenig Übelkeit und die ersten Krämpfe versuchte ich wegzudrücken. Jetzt begann ein harter Kampf. Abbrechen, abkürzen oder einfach “irgendwann” ins Ziel kommen. In Begleitung mit einem “gelangweilten” Manuel keine einfache Entscheidung. Ich ärgerte mich im Nachhinein, dass ich mich für diesen Trail überreden lies. Warum habe ich nicht nur die 9 km Funtrail gemacht? Fragen über Fragen, die jeden Kilometer ewig erschienen ließen.

Irgendwann las ich unterwegs den Spruch  “Aufgeben kannst du bei der Post” und da ist was Wahres dran. Also biss ich mich mit gequältem Blick, mit zwischenzeitlichem Regen, der meine Tränen weg schwemmte, durch. Und mit dem Gedanken, nach diesem Event einen Facebook-Freund weniger zu haben.

Nach 5 Stunden und 25 Minuten kroch ich ins Ziel und ließ mich von Carola, Melanie, Katharina, Franzi, Thomas und Martin bejubeln und die Medaille überreichen. Der Blick zu Manuel versprach nix Gutes. Ich ging dann flott duschen, dort konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Unter der Dusche wurde mir noch erklärt, wie toll dieser Trail ist und so naturverbunden und was man alles so landschaftlich geboten bekommt. Ich habe definitiv 34,4 km und 910 Höhenmeter lang nur meine Turnschuhe gesehen, um jeden Sturz zu vermeiden und dieses Gedankenkarussell hat meinen Kopf platzen lassen. Mein Fazit: nie wieder!!!

Beim abendlichen Grillen, Eierlikör trinken und Playlist mit Discokugel kam mein Humor langsam wieder.

Jetzt bin ich froh diese Erfahrung gemacht zu haben mit allen Konsequenzen, um mich in guter Hoffnung auf das nächste sportliche Abenteuer zu stürzen. Ich habe ja schon beim Ostseeweg festgestellt, dass die EarnYourBacon Wandergruppe eine Bereicherung für mein sensationelles Leben ist und dieses Wochenende hat es mal wieder bestätigt.

Tausend Dank für eure Unterstützung und ein ganz großer Dank an Manuel, der mich so ertragen hat wie ich nun mal bin…..[:]

[:de]SachsenTrail 2016: Wasp-Woman on the run[:]

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Sachsentrail2016 Erzgebirge

Kennt ihr Spiderman? Genau, der der durch einen Spinnenbiss seine Superkräfte erlangt hat. Der auf einmal schnell und wendig war, mit Netzen um sich schmiss. Gleiches funktioniert auch mit Wespen, durfte ich (schmerzhaft) feststellen.

Ein Jahr nach dem Backofen-Disaster am Rabenberg fand ich mich wieder dort ein. Diesmal mit einer Horde Begleiter, die ich zwar allesamt gewarnt, aber damit wohl auch gleichzeitig neugierig gemacht hatte. Die drei Mädels unter uns hatten sich voll auf Trail angestellt. Alle mit denselben Trailschuhen und alle mit Kompressionssocken bewaffnet. Meinereiner hatte sich für die Socken vor allem deshalb entschieden, weil ich nicht wieder alle Zecken des Waldes einsammeln wollte.

Alle wollten sich auf den Quartertrail über 19 km mit 500 positiven Höhenmetern wagen. Mein heroisches Vorhaben, diesjahr den Halftrail (34,4 km, 900 HM) anzugehen, fand ein jähes Ende, als auf einem niemand von meiner „Mannschaft“ dort antreten wollte. Alle meldeten sich auf das Viertel herunter. Na gut, allein wollte ich dann auch nicht noch mal 15 km mehr durch den Wald trotten. Und mit fünf lieben Menschen gleichzeitig starten zu können ist doch noch viel schöner.

Pragmatisch und unkompliziert ging die Ummeldung vor Ort von statten: ein Stück Tape über das „H“ auf meiner Startnummer geklebt, mit Edding „Q“ raufgeschrieben und fertig war die (kostenlose!) Ummeldung. Noch kurz zum Briefing und es konnte los gehen.

Sachsentrail2016 Start

Mit etwa 20 Grad Außentemperatur und bewölktem Himmel war es immerhin etwa 16 Grad kühler als im Vorjahr. Gewitter war zudem angekündigt. Das war mal ein Wetterchen, das mir zusagte. Ich kannte ja bereits die Beschaffenheit und das Höhenprofil der Strecke: die ersten 5 km immer abwärts und die restlichen 14 wieder schleichend bis steil bergauf. Entfallen war mir allerdings die Steigung gleich auf den ersten Metern und so fing ich ziemlich bald zu schimpfen an. Sobald wir aber auf den Downhill-Abschnitt einbogen, ging es tatsächlich heftig abwärts. Im Gänsemarsch, wohlgemerkt, denn ein zweiter Läufer passte nicht neben einen anderen. Überholen war nur in Ausnahmefällen möglich und brachte einen auch nicht viel weiter voran.

Nach 2 km auf diesem Singletrail durchfuhr meine linke Wade plötzlich ein stechender Schmerz. Stechend trifft es, denn irgendeinem Vieh hatte es anscheinend nicht gepasst, dass ich gerade jetzt dort entlang rannte. 250 Quartertrailer auf der Strecke, aber wen triffts? Mich! Durch die Kompressionssocken. Meine Wade brannte an der Stelle ganz furchtbar. Ich dachte nur „Nein. Nein, das kann nicht sein, dass ich jetzt nach 2 km wegen nem blöden Insekt aufhören muss.“ Ich rannte und es brannte. Zwischendurch schossen mir Regeln aus dem Outdoorleben durch den Kopf. Wenn man gestochen oder gebissen wird, möglichst flach hinlegen und nicht bewegen, damit sich das Gift nicht so schnell im ganzen Körper verteilen kann. Ein Trailrunning-Wettkampf war also jetzt GENAU das richtige. Augen zu und durch. Beim ersten Verpflegungspunkt wollte ich mir die Sache mal genauer ansehen.

Und da war er. Ein riesiger roter Flatschen, dick geschwollen, mitten auf meiner Wade. Die Mädels am Verpflegungsstand sahen mich mitleidig an, als ich meine Socke herunterzog. Eine hatte aber ein „Zaubergel“ dabei, das die Gefäße verschließen und die Verteilung des Gifts reduzieren sollte. Rauf damit und weiter. Das Flüsschen, in dem ich mich letztes Jahr noch kurz erfrischt hatte, ließ ich diesmal rechts liegen. Es kam vorerst genug Wasser von oben, ein leichter Sprühregen hatte eingesetzt. So lobe ich mir Wettkampfwetter mit Wasserkühlung.

Das Regen- und Unwetter der Vortage hatte die Strecke aber stellenweise in einen Hindernisparcour verwandelt. Tiefe Schlammlöcher waren zu durchwaten oder zu überqueren und brachten so manche Läufer(in) zu Fall. Auf einem anderen Abschnitt waren ewig viele Bäume auf den Trail gefallen. Drüber oder drunter durch Klettern… alles erlaubt, um voran zu kommen. Immer mal wieder hielt ich Ausschau nach Pilzen. Die gab es auch! Leider alles Sorten, in denen ich nicht pilzfest bin. Es hätte wohl auch seltsam angemutet, wäre ich mit einer handvoll Pilze durchs Ziel gerannt. Das hebe ich mir für den Herbst auf.

Was ich an Trailrunning-Wettbewerben so zu schätzen weiß, ist dass sich hier niemand zu schade dafür ist, bei steilen Bergauf-Passagen auch einfach mal zu gehen. Wenn sich der Trail serpentinenmäßig nach oben windet, werden die Kräfte gespart und genau dann mobilisiert, wenn es wieder ein Stück gerade oder sogar bergab geht. Dabei stecken sich die Trailrunner durchaus gegenseitig an, was Gehen oder Weiterlaufen angeht. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass ein Trailrun einen einfach mal die Natur genießen lässt. Mit all ihren Schönheiten und Herausforderungen. Mehr als einmal habe ich an diesem Wochenende gehört: „Ich hab gar keine Lust mehr, in der Stadt zu laufen.“ Ja, Trails können einem die Stadt versauen.

Ziel. Was war denn eigentlich mein Ziel für dieses Jahr? Nach meinen unrühmlichen 3 Stunden 7 Minuten im letzten Jahr wollte ich die 3 Stunden auf jeden Fall unterbieten. Nachdem ich für 13 km rund 1 Stunde 40 (inklusive Insektenstich-Check) gebraucht hatte, war das Ziel mehr als realistisch. Inzwischen brannte meine gestochene Wade auch nicht mehr so sehr, sie fühlte sich nur dick an.

Ich wusste, dass die letzten 6 Kilometer noch einmal hart werden. Ein ständiger Wechsel zwischen Bergauf- und Bergab-Passagen. Als besonderes Goodie gingen die letzten zwei dann nur noch bergauf. Was ich bei der zweitägigen Hüttentour im Allgäu von meinem Bergführer gelernt hatte, setzte ich hier vorbildlich um: konsequentes Gehen, ab und an gespickt von ein paar Laufversuchen. Ich schleppte mich um die letzte Kurve und sah schon das Ziel. Bergauf ging es, das wusste ich schon. Meine Uhr zeigte 2 Stunden 27 Minuten an. Das hätte ich im Leben nicht erwartet. Da war mein Ehrgeiz geweckt! Unter 2:30 Stunden, das sollte doch zu schaffen sein.

Sachsentrail2016 Ziel

2:28:57 Minuten – meine Zeit für den Quartertrail 2016. Damit war ich 38 (!) Minuten schneller als in der Hölle des Vorjahres. Woran es wohl gelegen hat? Ich habe da mehrere Theorien…

  • Bei 36 Grad bin ich im Vorjahr mehr rückwärts geglitten als vorwärts gekommen. Mit 16 Grad weniger kommt man anscheinend besser voran.
  • Mein fotografisches Gedächtnis hat sich die Strecke so gut eingeprägt, dass ich sie blind und damit schneller laufen konnte
  • Ich war dann doch ein Stück besser trainiert
  • Die wahrscheinlichste Erklärung ist aber wohl: der Wespenstich! Analog zu Spiderman muss es das Gift der Wespe gewesen sein, das mir Superkräfte verliehen hat. Also merke für den nächsten Wettkampf: immer eine Portion Wespen dabei haben!

Natürlich geht es auch nächstes Jahr wieder nach Sachsen. Und selbstverständlich werde ich mich wieder für den Halftrail melden. Mal sehen, was ich dann wirklich laufe. Vielleicht melde ich mich auch gleich für den UltraTrail, um dann doch immerhin den halben anzugehen. Ein Versuch wäre es wert…

Im Gegensatz zu mir ist Laufspatz den HalfTrail tatsächlich gelaufen. Wie das für sie war, lest ihr bei ihr.

3. SachsenTrail 2016

3. SachsenTrail 2016

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[:en]Wettkampfplan 2016[:de]Wettkampfplan 2016 – Womit ich mir diesjahr meinen Speck verdiene[:]

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Berliner Halbmarathon? Nee! BIG 25? Auch nicht. Tierparklauf? Nö.  Ja, was zum Henker läuft sie denn dann in 2016? Seit ich 2013 meinen ersten Wettkampf gelaufen bin, habe ich fast alle großen und kleineren Berliner Laufveranstaltungen abgeklappert. Damit ist 2016 erst einmal Schluss. Es wird das Jahr der weiten Anfahrten, teilweise Flüge und Experimente.

Was steht nun auf dem EarnYourBacon-Plan? Der sah schon im Oktober letzten Jahres recht bunt aus. Es ist ein lebender Plan!  (Übersicht mit Links am Ende des Artikels)

Der groß angekündigte Polar Run wurde spontan vom 31. Januar 2016 auf fast ein Jahr später verschoben. Mein erster Wettkampf, wenn man ihn so nennen will, wird daher der Frostwiesenlauf  sein. An den Verpflegungspunkten wird es Glühwein geben. Zudem ist er witterungsbedingt zeitmessungsfrei.

raceplan2016

Im März mache ich Jagd auf die großen Glocken beim Schneeglöckchenlauf. 30 km werde ich zurücklegen und dies gleich als Trainingslauf bzw. Generalprobe für den Paris Marathon nutzen, der nur zwei Wochen später Anfang April ansteht. Mein erster Marathon! Zeitziel: 4 h 30 Min. Ich bin schon aufgeregt.

Der zweite Lauf im April wird der Spreewald-Marathon sein, an dem ich zum dritten Mal teilnehme. Diesjahr habe ich mir den Biosphären-Reservat-Lauf mit 22 km in Lübbenau ausgesucht, um meinem geheimen (jetzt nicht mehr) Projekt näher zu kommen, ein Gurkenglas mit Gurkenmedaillen voll zu bekommen.

Der Mammutmarsch im Mai wird eine neue Herausforderung der besonderen Art. 100 km sind in 24 Stunden zu wandern. Ich bin gespannt, wie mein Körper und mein Geist da mitmachen. Einen entsprechenden Trainingsplan habe ich mir schon erstellt. Fast entspannt wird dagegen der Rennsteiglauf, bei dem ich auch zum dritten Mal den Halbmarathon laufen werde. Diesjahr sogar mal schneller?!

Zum ersten Mal gibt es beim Mazda-IGA-Lauf eine Cross-Variante. Crossläufe mag ich. Ich bin dabei! Mit dem Trail Run Berlin habe ich einen weiteren Crosslauf im Programm.

Am 4. Mai, dem Star Wars-Tag, werde ich mir meinen eigenen Millenium-Falcon verdienen und die virtuelle Jedi Challenge rennen. Begleitung erwünscht 🙂

Was habe ich nicht im letzten Jahr über den Quartertrail beim SachsenTrail geschimpft? Diesjahr wäre ich für die 19 km gut vorbereitet. Und deswegen mache ich einfach die 34,4 km. Den Halftrail!

SCC Events bietet zum ersten Mal einen SwimRun an. Es gibt eine lange und eine kurze Distanz. Ich werde über die kurze Distanz mal testen, wie gut ich mich als Schläufer mache. Schläufer. Wer denkt sich nur sowas aus? 🙂

Hindernisläufe stehen selbstverständlich auch wieder an. Da diesjahr Rennsteiglauf und die XLETIX Challenge Berlin miteinander kollidieren, plane ich letztere in Tirol und am Timmendorfer Strand. Meer und Berge also. Und endlich wird es auch in Berlin ein Spartan Race geben. Ich bin schon Feuer und Flamme! Ganz eventuell bekomme ich auch noch jemanden überredet, mit mir den Harzer Keiler Run zu laufen.

Sofern sich die Gebühren in Grenzen halten und die Startplätze nicht sofort ausverkauft sind, erfüllt sich für mich im September der Wunschtraum, mal an einem Disney-Lauf teilzunehmen. Disneyland Paris zieht nun mit den US-Parks nach und veranstaltet einen Halbmarathon, der durch das Disneyland führt. Ich hoffe, es wird genauso verrückt und kitschig wie im Original.

Auch der München-Halbmarathon steht auf meiner Wunschliste. Ich habe ihn mal aufgeschrieben. Aber wie bei jeder Wunschliste werden nicht immer alle Wünsche (sofort) erfüllt.

Den Abschluss des Jahres soll wie in den Vorjahren der Lauf in die Tropen bilden. Nach ein paar Kilometern in der Kälte ist der Ausklang der Wettkampfsaison im tropischen Paradies mit Cocktails und warmen Pools einfach ideal!

Was steht bei Euch 2016 an? Sehen wir uns bei der einen oder anderen Veranstaltung?

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* bereits angemeldet
√ beendet
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[:en]Running season 2015 done – Highlights and crashes[:de]Das war mein Laufjahr 2015 – Von Höhenflügen und tiefen Fällen[:]

[:en]Translation in progress[:de]

Laufmedaillen 2015

Mit dem Lauf in die Tropen am 22.11.2015 ging meine Wettkampfsaison für 2015 zu Ende. Zeit für einen Rückblick, bevor es wieder mit großen Schritten und noch größeren Plänen ins Jahr 2016 geht.

Für 16 Wettkämpfe hatte ich mich angemeldet, 15 bin ich tatsächlich gelaufen. Das ist gar kein schlechter Schnitt. Das Jahr begann für mich feucht-fröhlich mit dem Frostwiesenlauf. Ein kleiner Lauf im Spreewald, bei dem es an jedem Verpflegungspunkt Glühwein gibt. Das ganze fand im Februar und ohne Zeitmessung statt. Bei vereister Strecke und durch Glühwein erhitztem Magen war sowieso an keine Rekorde zu denken. Außer vielleicht, was den Promille-Gehalt während eines Wettkampfes betrifft.

Gut einen Monat nach dem zeitlosen Event verschlug es mich wieder in den Spreewald zum Schneeglöckchenlauf. Wie bei der Frostwiese hatte ich mich auch hier für kurze 10 km entschieden und war stolz mit einer bunten Porzellan-Schneeglocke nach Hause gekommen. Auch wenn diese schon groß war… die 30-Kilometer-Finisher erhielten solche, die dreimal so groß waren.


Ende März fand dann das Ereignis statt, auf welches ich den Winter über trainiert hatte: der Berliner Halbmarathon. Mein Ziel war sub 2h. Das Training war an sich gut gelaufen und so liefen auch die ersten Kilometer im Wettkampf gut. Ab Km 9 machte ich mir Sorgen, fing mich aber wieder. Ich steuerte sicher auf mein Zeitziel zu bis mich nach 18 Kilometern die Kräfte verließen. Ich wurde langsamer, hatte aber noch einen guten Zeitpuffer herausgelaufen. Als es knapp wurde, legte ich noch einmal los und rannte über die Ziellinie…direkt in die Arme eines

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Sanitäters. Eine Stunde lang wusste ich weder, ob ich mein Ziel geschafft hatte, noch wusste jemand, wo ich war. Ich lag auf der Trage im Sani-Zelt, präsentiere mehrfach, was ich an dem Tag gegessen und getrunken hatte und heulte innerlich, weil ich es nicht mal zur Medaillenausgabe geschafft hatte. Die Medaille brachte mir ein lieber Sani. Aufgrund meines schlechten Zustands und meiner krankheitstechnisch besorgniserregenden Familiengeschichte landete ich an dem Abend im Benjamin-Franklin-Klinikum. Ich blieb über nacht, bekam ein Langzeit-EKG, ein Belastungs-EKG, Ultraschall und unzählige Einstiche für Blutproben. Mit erleichterter Erkenntnis, dass ich kerngesund sei und mich einfach nur völlig verausgabt hatte, durfte ich am nächsten Tag wieder raus. Da mir die ganze Geschichte doch einen ordentlichen Schrecken eingejagt hatte, wollte ich es erstmal ein wenig ruhiger angehen.

Ostern verbrachte ich bei meiner Familie nahe Bielefeld und schaute mal, was es in der Nähe so für Wettkämpfe gab. Ich fand den Paderborner Osterlauf und lief ihn auch. Eine schöne Abwechslung zu Berlin und Umgebung, aber ohne jemanden zu kennen, fühlte ich mich doch sehr allein. Einige hielten mich für verrückt, dass ich sechs Tage nach meinem Zusammenbruch schon wieder einen Wettkampf lief. Für mich war das jedoch wichtig, gleich wieder aufs Pferd aufzusteigen. Wenn es auch erstmal vom Rennpferd auf einen klapprigen Gaul ging.

Trotz Vorsatz, es ruhiger angehen zu lassen, lief ich beim nächsten Rennen eine Bestzeit über 10 km lief. Der Airport Run war einfach DAS Rennen für schnelle Zeiten. Ich lief schnell, aber kontrolliert und hörte auf meinen Körper. Gleich am nächsten Morgen genoss ich beim Halbmarathon im Spreewald die Gegend und das gute Essenangebot an den Verpflegungsständen. Kuchen und Kekse ohne Ende. Und an jedem Stand langte ich zu. Dass ich nicht unter den vorderen Plätzen zu finden war, versteht sich von selbst.

Beim Rennsteiglauf sah man mich 2015 zum zweiten Mal. Sehen ist in der Menschenmasse wohl zuviel gesagt, wenn sich ein riesiger Wurm aus Menschen über den Rennsteig windet. Die Stimmung war wieder klasse, so dass ich gleich die Sofortmeldung für 2016 vornahm.

Der nächste Tiefschlag kam Anfang Mai. Während eines Trainingslaufs hatte ich plötzlich starke Schmerzen am inneren Oberschenkel. Der Arzt verriet mir, dass es sich um eine Adduktorenzerrung handelte. Und das zwei Wochen vor meinem nächsten Saison-Highlight, der XLETIX Challenge in Berlin. Ich rang sehr mit mir und hatte zum ersten Mal wirklich Angst vor 22 km Laufen. Aber ich startete und es lief unerwartet gut. Die Schmerzen waren zwar unterschwellig da, aber das Adrenalin unterdrückte wohl das meiste davon.

XLETIX-anfang

Die Zerrung war auch der Hauptgrund, warum ich den Strausberg Stadtlauf sausen ließ. Auch als ich im Juli beim Sachsentrail antrat, war ich nicht schmerzfrei, aber ich wollte dieses irre Ding einfach laufen. Und wenn ich als letzte ins Ziel kommen würde. Wie ein Brathähnchen fühlte ich mich in den Höhen des Erzgebirges bei wahnsinnigen 35 ° C Außentemperatur und gleißender Sonne. Hier hatte ich zum ersten Mal in einem Wettkampf das Gefühl, unterwegs einfach zu verdursten. Natürlich steht der Sachsentrail auch 2016 wieder auf der Liste, aber diesmal mit den doppelten Kilometern, bitteschön.

So richtig weibisch ging es beim CRAFT Womens Run zu. Alles Pink, Rosa, Brombeer, mit Nägelchen lackieren und Äuglein schminken. Aber dennoch hat es mir gefallen. Als Kontrast kann man das einmal im Jahr schon machen.

Ende August quälte mich noch immer die Zerrung. Meine Form war aufgrund dessen und weil ich kein guter Läufer bei Hitze bin alles andere als gut, als ich mich vom Halbmarathon auf 10 km beim Mercedes-Benz-Lauf heruntermeldete.

Erst beim Trail Run Berlin war wieder Euphorie zu spüren. 250 Stufen gleich zweimal bei einem Crosslauf war etwas neues und hart. Und dennoch hatte ich bei diesem durchweg top organisierten Lauf ordentlich Spaß. Höhenmeter gehen auch in Berlin.

Eine zweite XLETIX Challenge stand im Oktober an. Ich war seit dem Trail Run Berlin nicht mehr gelaufen und meine Performance mal so richtig im Keller. Umso glücklicher war ich, dass die Strecke anscheinend kürzer war als angegeben. Kalt war es zudem und ich hatte mein erstes Erlebnis wie es ist, im Neoprenanzug einen Hindernislauf zu bestehen.

XLETIX Berlin Achievement

 Mein vorletzter Wettkampf fand quasi vor meiner Haustür statt. Beim Teltowkanal-Halbmarathon konnte man mehrere Runden auf einem Teil des Berliner Mauerweges und zurück auf singletrail-ähnlichen Pfaden zurücklegen. Ein goldener, jahrezeituntypisch warmer Novembertag belohnte alle Läufer dafür, dass sie sich aus dem Bett geschält hatten, um heute hier zu laufen.

Spaß gemacht hat sie, die Saison 2015. Und für die nächste steht schon eine ähnliche Anzahl an Läufen in meinem Terminkalender. Welche das sein werden, verrate ich demnächst. Nur soviel: es geht über die deutsche Grenze hinaus und es wird wieder sehr matschig 🙂

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SAXOPRINT Sachsentrail – Ein Lauf durch die Hölle

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Berliner Halbmarathon, Rennsteiglauf, 22km XLETIX Challenge… darüber kann ich nach letztem Samstag inzwischen nur lächeln. Wenn man meint, man bräuchte nach alldem aufgezählten eine neue Herausforderung, dann, ja dann läuft man den Sachsentrail. Vorzugsweise bei unmenschlichen 35 °C und praller Sonne wie diesjahr. Worte wie “Einen 6er-Pace schafft man doch immer”, “Na, unter 2:20 Stunden werden wir die 19 km ja wohl schaffen”  oder “Du willst doch jetzt nicht etwa nur gehen?” wurden ganz schnell für diesen Lauf von der Phrasenliste gestrichen. Weiterlesen