[:de]Fjällräven Classic 2017: Tag 5 – Ein Tag entlang der Veränderungskurve[:]

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Erzählt von Martin H.


Nun waren wir nur noch zu viert. Nachdem ein Teil unserer Gruppe sich am Vortag weiter  auf den Weg gemacht hatte, hatten wir es uns noch in der Sauna und im Bistro in der STF Alesjaure gut gehen lassen. Und mit dem Weggang unserer fünf  Begleiter brach der Schlendrian bei uns aus. Nach einem leckeren Frühstück und langsamem Packen im Sonnenschein brachen wir heute erst gegen 12:00 Uhr zum nächsten Checkpoint auf. Drei Stunden später als sonst.

Der Weg führte zunächst durch hüfthohe Büsche zum See Alesjaure hinab und dann an ihm entlang. Hier galt es einige recht breite Flüsse zu überqueren.  Auf der anderen Seite des Ufers konnte man die Sami-Gemeinde Leavas sehen. Die Stimmung war gut und meine linke Ferse noch schmerzfrei.

Nach ein paar Kilometern offenbarte der Blick zurück zum Checkpoint dicke Regenwolken.  Wir waren zur richtigen Zeit aufgebrochen, denn die Regenwolken folgten uns stetig. Jede kleine Pause erinnerte uns an den Regen, den wir im Rücken hatten und lies uns weiterlaufen.

Wassermangel – und das in Schweden!

Der drohende Regen und die Aussicht auf ein leckeres Essen trieben uns voran. Dabei hatte ich meine Ferse immer wieder versucht zu ignorieren und ihr nur kurze Pausen gegönnt. Es ging leicht bergauf und vom See weg. Wir realisierten zu spät, dass uns der See kein Wasser fürs Mittag spenden würde und die Suche nach Flüssen war auch nicht erfolgreich. Am Wegesrand trafen wir immer wieder auf kleine Gruppen, die an windgeschützten Stellen ihr Mittag aßen – sie hatten besser geplant als wir und vorher ihre Wasservorräte aufgefüllt.

Wir zogen immer weiter, bei trockenem, aber sehr windigen Wetter, die Blicke nach rechts und links des Weges gerichtet auf der Suche nach einem Rastplatz und Wasser. Die Stimmung kippte und meine Ferse schmerzte inzwischen stark, da ich ihr Pausen verwehrt hatte.

Erst nach 3:45 h und 12 KM kamen wir zu unserer ersehnten Mittagspause. Wir setzen uns an einen großen Felsbrocken am Wegesrand inmitten der flachen, kargen Landschaft, der ein wenig Schutz vor dem Wind bot. Caro ging noch etwa 200 m weiter, um Wasser für unser Mittag zu holen. Meine Füße schmerzten und die Badelatschen waren eine Wohltat. Der Wind pfiff über den Felsbrocken und wir kauerten uns dahinter. Das Aufbrechen nach der wortarmen Pause fiel mir sehr schwer – aber irgendwann wollten wir ja auch mal ankommen.

Nach der Pause wurde das Gelände unwegsamer. Aber der Blick in die Ferne belohnte für die Mühe. Die Landschaft sah wie schon so oft speziell, aber auf ihre eigene Weise gigantisch aus. Wir sahen links von uns eine weite Steppe und in der Ferne kleine Hütten – Quartiere der samischen Rentierhirten.

In die andere Richtung wurde der See immer kleiner und der Weg führte zum Berg Kartinvare.

Die Beschaffenheit des Weges wurde immer schlechter und meine Ferse meldete sich wieder lautstark pochend in meinem Kopf.  Links der Berg, rechts der gestrüpp-überwucherte Abhang und Wassermangel machten die so sehnsüchtig herbeigewünschte Aussicht auf einen Platz fürs Zelt zunichte. Ich fluchte oft und bewegte mich für den Teil der Strecke im Schneckentempo voran. Rechts und links überholten mich immer wieder andere Wanderer und ich fiel immer mehr zurück. Furchen und Steine im Weg, dazu stellenweise Matsch und rutschige Planken bremsten zusätzlich. Ich schaute immer wieder auf mein GPS – die Meter zum Ziel schrumpften nur sehr langsam. Wir liefen im Schatten des Berges leicht abwärts und hatten noch 200 Höhenmeter Abstieg vor uns. Mit jedem Meter wurden auch die Mücken aktiver und schwirrten in Massen um den Kopf, sobald man stehen blieb.

Wenn der Körper nicht mehr will

Schritt für Schritt voran und endlich aus dem Schatten des Berges ins wärmende Sonnenlicht und das Ziel fast vor Augen. Auf dem letzten Kilometer gab es noch einen ordentlichen Motivationsschub. Wir liefen an den ersten schönen Zeltplätzen vorbei – ohne „Wasseranschluss“ leider ungeeignet.

Es ging immer weiter abwärts. Unten im Tal sahen wir bunte Flecken durch die Bäume – die Zelte am Checkpoint Kieron. Der Blick durch das Teleobjektiv meiner Kamera offenbarte ein emsiges Gewusel im Wald.

Nach etwa hundert weiteren Metern war es geschafft – ein noch leerer wunderschöner Platz auf dem Berg, weit weg vom Trubel in Kieron, eben, mit Feuerstelle und sonnengeflutet. Zwar auch ohne Wasser – aber das holte Martin später aus dem rauschenden Fluss im Tal . Erschöpft und glücklich über den Platz ließen wir die Rucksäcke fallen. Die Zelte waren schnell aufgebaut und Caro hatte inzwischen Unmengen an Holz herangeschafft – und das obwohl es hier kaum Bäume gab.

So saßen wir fröhlich um unser Lagerfeuer – der festen Überzeugung, dass es auch nach Sonnenuntergang um 21:30 noch Wärme spenden wird. Aber weit gefehlt. Mit dem Moment, an dem die Sonne hinter den Bergen verschwand wurde es mit einem Mal so kalt und windig, dass wir alle beschlossen, blitzartig in unseren warmen Schlafsäcken zu verschwinden.

Dieser fünfte Tag war sehr abwechslungsreich und schön – hat mich aber einige Male auch an meine Grenzen gebracht.[:]

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