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[:en]Sticks & Stones – a Swedish Bikepacking Adventure[:de]Über Stock & Stein durch Südschweden – ein Bikepacking Abenteuer[:]

[:en]Entry bans, quarantine rules, flight cancellations – vacation planning for 2020 required increased creativity and flexibility. The TGO Challenge in Scotland in May and across the big pond to Amiland in the fall were actually planned. Although I’ve been there so many times, Yellowstone National Park is still waiting to be discovered by me. Four days paddling on rivers and lakes, two backpacking trips and some day hikes were planned, flights booked and permits secured.

After my big plans for Scotland and the USA burst like a soap bubble thanks to Corona, I thought about what else I could do with my annual vacation under the given circumstances. It should be uncomplicated and spontaneous, but still adventurous. And it should not put too much strain on my knee. The last operation was only three months ago and the next one was imminent – the cruciate ligament was still defective. At the end of August, over a glass of wine, the thought arose from a pleasant evening: Why not just saddle up the brand new mountain bike, take the ferry to Sweden and let yourself drift? After all, my orthopedist always says: “Ride a bike.”

Without further ado, I sat down at the computer and thought about how many kilometers one could easily manage over hill and dale in two weeks. Kalmar looked like a good turning point and so I just left the rough planning to komoot in mountain bike mode. A little bit here and there the route was straightened up and the round trip of about 800 kilometers was finished after one hour.

In the middle of September I started with the ferry from Rostock to Trelleborg. From there it went off to the north, deep into the nature reserves and forests. The mountain bike route, which komoot had put together for me, often led over wonderfully quiet hinterland roads and gravel roads, but especially on the first days also over rocky paths and winding trails like the Skåneleden. Not quite up to the high trail art yet, this meant for me that I had to push and lift the bike in parts. Including over ladders of cattle fences. And so I was very happy that I had not planned more than 50 kilometers a day for the beginning.

The further north I came, the more wooded and lakey the landscape became. One beautiful campground after the next. Despite the possibility of wild camping, I spent almost half of all nights in so-called Vindskydds – simple wooden sheds, which are open on one side and always have a fireplace. Pure campfire romance! I found most of them relatively spontaneously via a Google-Map and komoot and adjusted the route a little bit from day to day. Just the kind of spontaneity I had hoped for. Finding stores to fill up supplies on the way was just as uncomplicated – securing the beer in the evening.

After a city stroll in Kalmar at half time, I drove back south along the coast to soak up the salty sea air. Small fishing harbours, pretty villages, narrow trails and always the surprise where the route would lead to next.

An adventure that was created in one hour on the computer and still provides me with great memories. I highly recommend copying! You can find the tour with all stages and the daily experiences here:

[:de]Einreiseverbote, Quarantäneregeln, Flugstornierungen – für die Urlaubsplanung 2020 war doch erhöhte Kreativität und Flexibilität gefordert. Eigentlich sollte es im Mai nach Schottland zur TGO Challenge gehen und im Herbst mal wieder über den großen Teich nach Amiland. Obwohl ich schon so oft da war, wartet(e) immer noch der Yellowstone Nationalpark darauf, von mir entdeckt zu werden. Vier Tage paddeln auf Flüssen und Seen, zwei Backpacking-Trips und einige Tageswanderungen waren geplant, Flüge gebucht und Permits gesichert. Ich wollte ja endlich mal einen Bären sehen.

Nachdem meine großen Schottland- und USA-Pläne wie eine Seifenblase dank Corona zerplatzten, überlegte ich, was ich sonst unter den gegebenen Umständen mit dem Jahresurlaub anstellen könnte. Unkompliziert und spontan, aber trotzdem abenteuerlich sollte es sein. Und es durfte mein Knie nicht all zu sehr beanspruchen. Die letzte OP lag ja erst knapp drei Monate zurück und die nächste stand kurz bevor – das Kreuzband noch immer defekt. Schließlich entwuchs einem gemütlichen Abend Ende August bei einem Glas Wein der Gedanke: Warum nicht einfach das nagelneue Mountainbike satteln, mit der Fähre nach Schweden übersetzen und sich treiben lassen? Mein Orthopäde sagt schließlich auch immer: “Fahren Sie Fahrrad.”

Ich setzte mich kurzerhand an den Computer und überlegte, wie viele Kilometer man in gut zwei Wochen über Stock und Stein entspannt schaffen könnte. Kalmar sah nach einem guten Wendepunkt aus und so überließ ich einfach komoot die grobe Planung im Mountainbike-Modus. Ein bisschen hier und da die Strecke zurecht gezuppelt und die rund 800 Kilometer lange Rundtour war nach einer Stunde fertig.

Mitte September startete ich also mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg. Von dort ging es ab nach Norden, tief in die Naturreservate und Wälder hinein. Die Mountainbike-Route, die mir komoot zusammengestellt hatte, führte oftmals über herrlich ruhige Hinterlandstraßen und Gravelroads, aber vor allem an den ersten Tagen auch über felsige Wege und verschlungene Pfade wie den Skåneleden. Der hohen Trail-Kunst noch nicht ganz mächtig, hieß das für mich, das Bike streckenweise schieben und heben zu müssen. Inklusive über Leitern von Viehzäunen. Und so war ich sehr froh, dass ich für den Anfang nicht mehr als 50 Kilometer am Tag eingeplant hatte.

Je weiter ich nach Norden kam, umso wald- und seenreicher wurde die Landschaft. Ein schöner Zeltplatz nach dem nächsten. Trotz der Möglichkeit, wild zelten zu dürfen, übernachtete ich aber in fast der Hälfte aller Nächte in sogenannten Vindskydds – einfachen Holzverschlägen, die nach einer Seite offen und immer mit einer Feuerstelle ausgestattet sind. Lagerfeuerromantik pur! Die meisten davon fand ich relativ spontan über eine Google-Map und komoot und passte die Route von Tag zu Tag ein wenig danach an. Genau die Art von Spontanität, die ich mir erhofft hatte. Unterwegs Geschäfte zum Vorräte auffüllen zu finden, war genauso unkompliziert – das Bierchen am Abend gesichert.

Nach einem Stadtbummel in Kalmar zur Halbzeit fuhr ich auf dem Rückweg gen Süden immer mal wieder am Küstenstreifen entlang, um die salzige Seeluft aufzusaugen. Kleine Fischerhäfen, hübsche Dörfer, schmale Trails und immer wieder die Überraschung, wohin die Route wohl als nächstes führt.

Ein Abenteuer, das in einer Stunde am Computer entstand und mich immer noch mit tollen Erinnerungen versorgt. Nachmachen unbedingt empfohlen! Die Tour mit allen Etappen und den täglichen Erlebnissen findet ihr hier:

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[:en]Fjällräven Polar 2018 – Day 3: No time to pee [:de]Fjällräven Polar 2018 – Tag 3: Keine Zeit zum Pinkeln[:]

[:en]Translation in progress[:de]„Good morning, everyone!“ tönt es durch die dünnen Zeltwände. Johan Skullman stapft durch den meterhohen Schnee und flötet die faule, noch in den Schlafsäcken liegende Bande wach. Wie kann man um 5:30 Uhr nur schon so wach sein? Mühsam öffne ich meine Augen. Die erste Nacht in Eis und Schnee war jetzt nicht wirklich erholsam. Irgendwie traue ich der sehr dünnen Isomatte nicht und habe womöglich allein deshalb die halbe Nacht vor mich hin gefroren. Aber alles Jammern hilft nichts. Um halb 8 fährt der Bus und bis dahin muss angezogen, frischgemacht, gefrühstückt und das Zelt ausgebuddelt und verpackt sein.

Die ersten Tätigkeiten gehen recht flott. Und das Zelt zu verpacken, kann ja so schwer auch nicht sein. Habe ich ja oft genug gemacht. Kleine Heringe aus dem Boden ziehen ist jedoch was ganz anderes als riesige Schneeheringe aus dem festgeklopften, gefrorenen Schnee herauszulöffeln. Verdammt anstrengend und zeitraubend. Und das gleich 16 Mal! Drei Stunden zwischen Aufstehen und Abfahrt sind also gut gefüllt.

Endlich zu den Hunden

Gefühlt endlos ist die Busfahrt nach Signaldalen, wo wir endlich, endlich unsere Hunde treffen werden. Als wir ankommen, dürfen wir natürlich nicht wie die kleinen Kinder aus dem Bus stürmen und zu ihnen. Der Plan ist klar vorgegeben: aussteigen, Gepäck ausladen, Gepäck für Stockholm abgeben, die Versorgungsbox abholen und auf die Musher warten. Ein ohrenbetäubendes Bellen erfüllt den kleinen Ort Signaldalen, denn 200 Hunde sind ganz wild darauf, sich heiße Pfoten zu rennen. Schließlich kommt Nora durch den Schnee gestapft und bringt uns zu unseren Schlitten, die schon gut gepackt sind. Rucksack, Versorgungspaket und Ausrüstung müssen noch untergebracht werden. Gar nicht so einfach, denn so groß ist der Schlitten dann doch nicht. Ein wenig Stopfen á la Tetris hilft und ich kann endlich meine Hundis begrüßen und durchstreicheln.

 

Ich habe einen fast reinen „Mädelsschlitten“. Nur ein Rüde ist mit dabei. Und die Mädels sind auch noch „in heat“, läufig also. Das kann ja lustig werden. Die Alaskan Huskies sind die freundlichsten Hunde, die mir je begegnet sind. Stürmisch, liebevoll, aufgeregt und für jede Streicheleinheit dankbar. Während die letzten Hunde an den Schlitten festgemacht werden, die letzten Ausrüstungsgegenstände auf die Teams verteilt und Interviews für Fjällräven gegeben werden, kuschele ich mich einmal durch meine Hunde durch und versuche, mir ihre Namen zu merken. Da die meisten davon nordisch sind und ich sie auch nur halb verstehe, bleiben bei mir erstmal nur Miami und Klara hängen.

Gegen halb zehn geht es endlich los! Ohne weitere große Einführung löst Nora den Anker aus dem Schnee und düst ab. Ich tue es ihr gleich und hoffe, nicht gleich auf den ersten Metern vom Schlitten zu fallen. Zusammen mit meinem fünfköpfigen (Menschen)-Team passieren wir sturzfrei die Fjällräven Polar-Flaggen und meine Hunde setzen zum ersten Überholen an. Was total verboten ist. Niemand überholt den anderen. Also stehe ich auf meiner Bremse. Und zwar fast die ganze Zeit. Meine Mädels wollen einfach Gas geben.

Es geht bergauf

Schon gestern wurden wir mit der Aussage schockiert, dass es am ersten Tag etwa 1.000 Meter in die Höhe geht. Hilfe für die Hunde ist daher angesagt. Mit einem Fuß kicke ich den Schlitten voran, wenn der Winterweg ansteigt. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich sonderlich hilfreich bin, aber ich gebe mein bestes. Plötzlich driftet mein Schlitten auch noch nach links in den Tiefschnee ab und plumps… liege ich zum ersten Mal im Schnee, der Schlitten umgekippt. Aber ich hänge noch dran. Wie gesagt: niemals den Schlitten loslassen! Ich rappel mich wieder auf und es geht weiter bergauf. Dasselbe Schicksal ereilt kurz nach mir die Engländerin Dany und den englischen Ungarn Ferenc hinter mir. Beide stecken so tief im Schnee, dass Nora erstmal zu Hilfe eilen muss.

Diese Testfälle gehören wahrscheinlich einfach dazu, denn danach läuft es für uns alle gleich viel besser. Wir fahren, wir kicken, wir genießen die Landschaften. Ich bin fast die ganze Zeit damit beschäftigt, auf der Bremse zu stehen, um Nora nicht zu überholen. Das tut mir besonders leid, wenn es bergauf geht und meine Hunde so schon schwer arbeiten.

Nach etwa 8 km erreichen wir schon die schwedische Grenze. Nicht, dass ich sie gesehen hätte, hätte Nora mich nicht darauf aufmerksam gemacht. Hier ist Nichts, nichts außer Weiß. Vor, hinter, neben mir. Sogar über mir, denn es ist reichlich bewölkt. Etwa weitere 10 km später erreichen wir nach guten zwei Stunden Fahrzeit den Pausenplatz.

Snack the dogs! Hunde füttern. Essen für Menschen aus dem Schlitten kramen. Thermoskannen mit heißem Wasser ranschleppen, sich in den Schnee fallen lassen, dehydriertes Futter mit heißem Wasser aufgießen und warten bis es weich genug zum Essen ist. Ich habe mir Chili con Carne rausgesucht und genieße es in vollen Zügen. Das Trekkingessen von Real Turmat ist richtig lecker, ich konnte es ja schon während es Fjällräven Classic fünf Tage lang verkosten. Viel Zeit bleibt nicht, denn Nora möchte schnell wieder aufbrechen. Noch schnell ins Plumpsklo und weiter geht es. Wir haben heute nochmal die doppelte Strecke vor uns.

Weiter geht es die verschneiten Berge hinauf. Wie die Schären im Wasser an der norwegischen und schwedischen Küste sind die Berggipfel rund geschliffen und schmiegen sich sanft durch die Landschaft. Nichts von schroffen Felsformationen zu erkennen. Es ist genau so, wie man sich das Winterwunderland vorstellt. Nur ohne Bäume. Die Baumgrenze haben wir schon längst passiert. Immer wieder kommt ein Anstieg nach dem anderen und nachdem wir eine 90 Grad-Wende machen, haut auch uns auch noch der Wind mit voller Wucht entgegen. Es ist kalt. Zum Glück bin ich schon in meinen kuscheligen Polarparka geschlüpft. Um den anzuziehen, wird aber nicht etwa angehalten. Alles, was so zu tun ist, wird während der Fahrt getan. Essen, trinken, anziehen, ausziehen, gymnastische Übungen, Fotos.

Gegen 17:30 Uhr kommen wir am Tagesziel an. Auf einer Bergkuppe gelegen befindet sich die Bergstation Råstojaure, wo wir unsere Zelte aufschlagen werden. Und nun beginnt der Stress. Hunde vom Schlitten befreien, eine ewig lange Metallkette auslegen und das Ende mit einem dicken Brett im Schnee vergraben. Hunde an die Kette leinen. Den Hunden das Geschirr ausziehen und Deckchen anziehen. Wasser holen. Wasser kochen. Hunderte dicke Hundewürste in kleine Scheiben hacken. Kleine Scheiben in Wasser auflösen und den Hunden servieren. Aufpassen, dass die Futterschalen nicht wegfliegen, wenn sie leer sind. Alleine das dauert schon gut anderthalb Stunden.

Zelt aufbauen. Im Gegensatz zu gestern brauchen wir heute vier Menschen für ein Zelt, denn der Wind fegt die Zeltplane einfach weg. Zelt ausschippen, einen Windschutz aus Schneeblöcken bauen, Schlafsäcke, Isomatten etc. ins Zelt schaffen. Und dabei das eigene Essen nicht vergessen. Weitere anderthalb Stunden weg. Und um 20.30 Uhr sollen wir schon bei Johann zum Appell antreten. Ich bin seit Ankunft nicht einmal dazu gekommen, auf Toilette zu gehen, was jetzt aber dringend fällig ist. Gegen den Sturm kämpfe ich mich zum Toilettenhäuschen und wieder zurück. Komme natürlich zu spät zum Appell.

Was wir heute gelernt haben, will Johann wissen und erzählt uns noch einiges zum öfteren, den Aktivitäten angepassten Kleidungswechseln während Schlittenfahrt und Arbeit. Besonders aufnahmefähig bin ich nicht mehr. Eigentlich will ich nur noch in meinen Schlafsack. „Noch drei Tage von der Sorte und ich bin tot“, denke ich. Beim Auspacken meines Schlafsacks merke ich, dass ich wohl den falschen gegriffen habe und mache mich auf die Suche nach meinem richtigen. Aber ich bin nicht die einzige. Bis endlich alle wieder ihre eigenen Utensilien haben, ist es nach 22 Uhr. Ich habe weder Fotos noch Videos gemacht. Einfach nur durchgeackert. Aber morgen soll der Tag kürzer werden. Mal sehen. Zumindest dürfen wir eine Stunde länger schlafen. Bis 5:30 Uhr. Hoffentlich ist es dann nicht mehr so windig.

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[:en]Fjällräven Polar – Time to start[:de]Fjällräven Polar – Es geht los![:]

[:en]How time flies! It has been almost five months since I applied for an outdoor adventure of superlatives last November: Fjällräven Polar.  A funny Polar lego video, millions of nerve cells, thousands of clicks and hundreds of embarrassments later, I almost had a heart attack at work on December 20, 2017, when the organizer Fjällräven announced the names of the last four participants on its Facebook page who will be allowed to join me on the “Adventure of a lifetime”… and I am one of them.

Without a clou

Since then, Fjällräven has kept quite a low profile with information about the polar region. Clothes and shoe sizes have been checked, flight tickets have been organized and just two weeks ago I received an email with instructions on what to take with me: almost nothing. Comfortable clothes for the flight from Berlin to Stockholm and the return flight. Toothbrush, sunscreen and sunglasses. The rest of the necessary equipment will be given to the participants on site.

On site, that means for the first day (i.e. this Monday) Sigtuna, the oldest town in Sweden. There all participants of 2018 will meet, get a briefing for survival in the arctic wilderness and then, yes, then it will be Christmas for everyone. You can see what we are going to wear in the illustrated video of Sofia who will accompany us on the adventure.

 

Get dressed for Fjällräven Polar 2018 from Fjälldrottningen on Vimeo.

What happens then?

Good question. As I said, we have not received much information. Tuesday morning we will take the plane to Tromsø in northern Norway very early. There we will set up our tents, in which we will sleep for the next nights, on a trial basis and probably also learn to warm water with the special gas cooker for arctic areas.

On Wednesday we will finally meet our faithful companions and speedsters over the ice in Signaldalen: the huskies. 5-6 dogs will pull one sled each. I am already curious how many times I will tip over with the sled when the huskies accelerate. From here on it goes 300 km through the mountains, through snow, through cold. I hope so much for northern lights.

But one thing is already clear to me: it will be exhausting. Very exhausting. Fjällräven Polar is not for recreation and certainly not for sleeping in. It will be hard work. But it will be more than rewarded by unique experiences.

Excited? You bet!

So tomorrow morning I am getting on the plane to Zurich. Right. Zurich. I guess the direct flight with SAS would probably have landed too late in Stockholm, so instead of two hours I’m allowed to fly a total of 6 hours, but this is my first and probably last time in business class.

Apart from kilograms of Powerbanks, I will also take my InReach satellite messenger with me and switch it on whenever the sleds start.

And it is certainly worth checking out Fjällräven’s Facebook page, because a film team will always be by our side and will report on our adventure in the ice from time to time.[:de]Wie die Zeit vergeht! Schon fast fünf Monate ist es her, dass ich mich im letzten November auf ein Outdoor-Abenteuer der Superlative beworben habe: den Fjällräven Polar.  Ein lustiges Polar-Lego-Video, Millionen von Nervenzellen, tausende Klicks und hunderte Peinlichkeiten später hatte ich am 20. Dezember 2017 auf Arbeit fast einen Herzkasper, als der Veranstalter Fjällräven auf seiner Facebook-Seite die Namen der letzten vier Teilnehmer bekannt gab, die mit auf das “Adventure of a lifetime” kommen dürfen… und ich bin einer davon.

Unwissend ins Abenteuer

Seitdem hat sich Fjällräven mit Informationen zum Polar recht bedeckt gehalten. Kleider- und Schuhgrößen wurden abgefragt, Flugtickets organisiert und gerade erst vor etwa zwei Wochen erhielt ich eine Email mit Hinweisen, was ich alles mitnehmen solle: fast nichts. Gemütliche Klamotten für den Flug von Berlin nach Stockholm und den Rückflug. Zahnbürste, Sonnenschutz und eine Sonnenbrille. Das restliche notwendige Equipment werden die Teilnehmer vor Ort erhalten.

Vor Ort, das heißt für den ersten Tag (also diesen Montag) Sigtuna, die älteste Stadt Schwedens. Dort kommen alle Teilnehmer von 2018 zusammen, erhalten ein Briefing für das Überleben in der arktischen Wildnis und dann, ja dann ist noch einmal Weihnachten für alle. Was wir alles anziehen werden, seht ihr in dem illustrieren Video von Sofia, die uns bei dem Abenteuer begleiten wird.

 

Get dressed for Fjällräven Polar 2018 from Fjälldrottningen on Vimeo.

Wie geht es dann weiter?

Gute Frage. Wie gesagt, viele Infos haben wir nicht erhalten. Dienstag morgen geht es sehr früh mit dem Flieger nach Tromsø in Nordnorwegen. Dort werden wir unsere Zelte, in denen wir die nächsten Nächte schlafen werden, probeweise aufbauen und wahrscheinlich auch lernen, mit dem Spezial-Gaskocher für arktische Gebiete Wasser warm zu machen.

Mittwoch treffen wir dann in Signaldalen endlich auf unsere treuen Begleiter und Flitzer übers Eis: die Huskies. 5-6 Hunde werden je einen Schlitten ziehen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie oft ich mit dem Schlitten umkippen werde, wenn die Huskies erstmal Gas geben. Ab hier geht es dann 300 km durch die Berge, durch Schnee, durch Kälte. Ich hoffe so sehr auf Nordlichter.

Eins ist mir aber jetzt schon bewusst: es wird anstrengend. Sehr anstrengend. Der Fjällräven Polar ist nicht zum Erholen und schon gar nicht zum Ausschlafen da. Es wird harte Arbeit. Aber die wird durch einzigartige Erfahrungen mehr als belohnt werden.

Aufregung? Und ob!

Morgen früh steige ich also in den Flieger nach Zürich. Richtig. Zürich. Ich schätze, der Direktflug mit SAS wäre wohl zu spät in Stockholm gelandet, deshalb darf ich zwar statt zwei Stunden insgesamt 6 Stunden fliegen, aber dafür auch zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal in der Business Class.

Neben kiloweise Powerbanks werde ich auch meinen InReach-Satellitenmessenger mitnehmen und ihn immer dann anschalten, wenn es mit den Schlitten losgeht.

Und sicher lohnt sich auch ein Blick auf die Facebook-Seite von Fjällräven, denn ein Filmteam wird immer an unserer Seite sein und ab und an über unser Abenteuer im Eis berichten.

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[:de]Fjällräven Classic 2017: Tag 5 – Ein Tag entlang der Veränderungskurve[:]

[:de]Von vorne lesen? Hier geht es zu Tag 1


Erzählt von Martin H.


Nun waren wir nur noch zu viert. Nachdem ein Teil unserer Gruppe sich am Vortag weiter  auf den Weg gemacht hatte, hatten wir es uns noch in der Sauna und im Bistro in der STF Alesjaure gut gehen lassen. Und mit dem Weggang unserer fünf  Begleiter brach der Schlendrian bei uns aus. Nach einem leckeren Frühstück und langsamem Packen im Sonnenschein brachen wir heute erst gegen 12:00 Uhr zum nächsten Checkpoint auf. Drei Stunden später als sonst.

Der Weg führte zunächst durch hüfthohe Büsche zum See Alesjaure hinab und dann an ihm entlang. Hier galt es einige recht breite Flüsse zu überqueren.  Auf der anderen Seite des Ufers konnte man die Sami-Gemeinde Leavas sehen. Die Stimmung war gut und meine linke Ferse noch schmerzfrei.

Nach ein paar Kilometern offenbarte der Blick zurück zum Checkpoint dicke Regenwolken.  Wir waren zur richtigen Zeit aufgebrochen, denn die Regenwolken folgten uns stetig. Jede kleine Pause erinnerte uns an den Regen, den wir im Rücken hatten und lies uns weiterlaufen.

Wassermangel – und das in Schweden!

Der drohende Regen und die Aussicht auf ein leckeres Essen trieben uns voran. Dabei hatte ich meine Ferse immer wieder versucht zu ignorieren und ihr nur kurze Pausen gegönnt. Es ging leicht bergauf und vom See weg. Wir realisierten zu spät, dass uns der See kein Wasser fürs Mittag spenden würde und die Suche nach Flüssen war auch nicht erfolgreich. Am Wegesrand trafen wir immer wieder auf kleine Gruppen, die an windgeschützten Stellen ihr Mittag aßen – sie hatten besser geplant als wir und vorher ihre Wasservorräte aufgefüllt.

Wir zogen immer weiter, bei trockenem, aber sehr windigen Wetter, die Blicke nach rechts und links des Weges gerichtet auf der Suche nach einem Rastplatz und Wasser. Die Stimmung kippte und meine Ferse schmerzte inzwischen stark, da ich ihr Pausen verwehrt hatte.

Erst nach 3:45 h und 12 KM kamen wir zu unserer ersehnten Mittagspause. Wir setzen uns an einen großen Felsbrocken am Wegesrand inmitten der flachen, kargen Landschaft, der ein wenig Schutz vor dem Wind bot. Caro ging noch etwa 200 m weiter, um Wasser für unser Mittag zu holen. Meine Füße schmerzten und die Badelatschen waren eine Wohltat. Der Wind pfiff über den Felsbrocken und wir kauerten uns dahinter. Das Aufbrechen nach der wortarmen Pause fiel mir sehr schwer – aber irgendwann wollten wir ja auch mal ankommen.

Nach der Pause wurde das Gelände unwegsamer. Aber der Blick in die Ferne belohnte für die Mühe. Die Landschaft sah wie schon so oft speziell, aber auf ihre eigene Weise gigantisch aus. Wir sahen links von uns eine weite Steppe und in der Ferne kleine Hütten – Quartiere der samischen Rentierhirten.

In die andere Richtung wurde der See immer kleiner und der Weg führte zum Berg Kartinvare.

Die Beschaffenheit des Weges wurde immer schlechter und meine Ferse meldete sich wieder lautstark pochend in meinem Kopf.  Links der Berg, rechts der gestrüpp-überwucherte Abhang und Wassermangel machten die so sehnsüchtig herbeigewünschte Aussicht auf einen Platz fürs Zelt zunichte. Ich fluchte oft und bewegte mich für den Teil der Strecke im Schneckentempo voran. Rechts und links überholten mich immer wieder andere Wanderer und ich fiel immer mehr zurück. Furchen und Steine im Weg, dazu stellenweise Matsch und rutschige Planken bremsten zusätzlich. Ich schaute immer wieder auf mein GPS – die Meter zum Ziel schrumpften nur sehr langsam. Wir liefen im Schatten des Berges leicht abwärts und hatten noch 200 Höhenmeter Abstieg vor uns. Mit jedem Meter wurden auch die Mücken aktiver und schwirrten in Massen um den Kopf, sobald man stehen blieb.

Wenn der Körper nicht mehr will

Schritt für Schritt voran und endlich aus dem Schatten des Berges ins wärmende Sonnenlicht und das Ziel fast vor Augen. Auf dem letzten Kilometer gab es noch einen ordentlichen Motivationsschub. Wir liefen an den ersten schönen Zeltplätzen vorbei – ohne „Wasseranschluss“ leider ungeeignet.

Es ging immer weiter abwärts. Unten im Tal sahen wir bunte Flecken durch die Bäume – die Zelte am Checkpoint Kieron. Der Blick durch das Teleobjektiv meiner Kamera offenbarte ein emsiges Gewusel im Wald.

Nach etwa hundert weiteren Metern war es geschafft – ein noch leerer wunderschöner Platz auf dem Berg, weit weg vom Trubel in Kieron, eben, mit Feuerstelle und sonnengeflutet. Zwar auch ohne Wasser – aber das holte Martin später aus dem rauschenden Fluss im Tal . Erschöpft und glücklich über den Platz ließen wir die Rucksäcke fallen. Die Zelte waren schnell aufgebaut und Caro hatte inzwischen Unmengen an Holz herangeschafft – und das obwohl es hier kaum Bäume gab.

So saßen wir fröhlich um unser Lagerfeuer – der festen Überzeugung, dass es auch nach Sonnenuntergang um 21:30 noch Wärme spenden wird. Aber weit gefehlt. Mit dem Moment, an dem die Sonne hinter den Bergen verschwand wurde es mit einem Mal so kalt und windig, dass wir alle beschlossen, blitzartig in unseren warmen Schlafsäcken zu verschwinden.

Dieser fünfte Tag war sehr abwechslungsreich und schön – hat mich aber einige Male auch an meine Grenzen gebracht.[:]

[:de]Fjällräven Classic 2017: Tag 4 – Es wird heiß[:]

[:de]Von Anfang an lesen? Hier geht es zu Tag 1


Bereits zum Frühstück zeigt uns das Lapplandwetter eindrucksvoll, dass es auch anders kann. Es schüttet schon seit Stunden und der Wind biegt die Zeltwände in Richtung meines Schlafplatzes und reißt an anderen Zelten sogar die Heringe aus dem Boden. An gemütliches Beisammensitzen, um den ersten Kaffee des Morgens zu genießen, ist nicht zu denken. Und so wird von Zelt zu Zelt durch die Wände der Plan kommuniziert, das Frühstück individuell zu sich zu nehmen und um 9 Uhr abmarschbereit zu sein. Mein Missmut über die Situation ist meinem morgendlichen Gesicht mehr als deutlich zu entnehmen.

Um 9 Uhr sind alle Zelte abgebaut und Rucksäcke geschultert. Alle? Nein, Steve und Janine sind noch immer verbarrikadiert in ihrem noch stehenden Zelt. „Wir holen euch schon ein“, raunt es von drinnen. Also marschieren wir los. Für einige von uns wird es die längste Wanderung des ganzen Fjällräven Classic werden. Für die anderen die kürzeste. Nach dreieinhalb Tagen werden fünf Leute weitergehen und vier dem Saunaangebot in Alesjaure frönen. Aber bis dahin sind noch ein paar Kilometer zu überbrücken.

Wir kämpfen uns durch die wolkenverhangene grüne Landschaft, wenn es nicht richtig regnet, nieselt es zumindest. Heute bin ich wirklich froh über meinen Panikkauf in Form von einer Regenjacke kurz vor der Angst. Einer ordentlichen Regenjacke, meine ich. Nicht, dass ich nicht vorher schon etliche besessen hätte. Glitschige Holzbohlen bereiten unseren Weg und immer wieder müssen wir aufpassen, auf ihnen nicht ins Schlingern zu geraten. Nicht jedem gelingt das. Ein kleiner Lichtblick: der Niederschlag hat in den höheren Lagen die Bergkuppen puderzuckerartig mit Schnee überzogen.

Da waren es nur noch vier

Nach rund 10,5 km kommt der Checkpoint Alesjaure mit seiner imposanten Flussbrücke in Sicht. Oben beim blauen Stempelzelt, wo es auch Nachschub an Trockenfutter gibt, weht ein heftiger Wind, den man nur kurz aushält. Wir verkrümeln uns zu neunt hinter die Hauswand der Schutzhütte und kochen uns eine letzte gemeinsame Mittagsmahlzeit. Direkt nebenan landet und startet derweil ein Hubschrauber, der Wanderer nach Abisko transportiert. Ob diese verletzungsbedingt aufgeben mussten, erfahren wir nicht. Die Wehmut ist groß als wir mit verfrorenen Gesichtern das letzte Gruppenfoto aufnehmen und Karsten, Conny, Steve, Janine und Johanna ihre Rucksäcke wieder aufschultern, um eine weitere Etappe bei diesem Dreckswetter zu gehen. Für mich kaum vorstellbar, dass sie heute noch 20 Kilometer gehen wollen. Wir umarmen uns zum Abschied noch einmal und lassen die fünf ziehen.

Da die Checkpoints beliebte Plätze zur Übernachtung darstellen (vor allem, wenn sie noch über eine Sauna verfügen), suchen wir uns gleich einen schönen Platz für unsere verbliebenen drei Zelte. Gar nicht so einfach, denn am Fuße des Hügels, auf dem der Checkpoint steht, ist alles gut mit Büschen zugewachsen und oben ist es einfach zu windig. Zum Glück werden wir doch recht bald fündig auch wenn sich, wie wir bald feststellen, unser Domizil direkt unterhalb des Herrenklos befindet. Das besteht in diesem Fall nur aus einem Felsen, von dem die Herren der Schöpfung einfach runterpinkeln. Wir beschließen: die sind noch weit genug von unseren Zelten entfernt. Es ist nun gerade erst Mittagszeit, die Zelte schon aufgebaut und die Sauna öffnet wiederum erst um 16 Uhr. Also stürmen wir zähneklappernd in die kleine Stube, wo es heißen Kaffee und saftige Zimtschnecken gibt. Schuhe werden ausgezogen und Füße getrocknet. Über einer weiteren Zimtschnecke planen wir auf unserer Fjällräven-Karte planen die nächste Etappe.

Endlich Sauna

Für den Saunagang müssen die Teilnehmer erstmal arbeiten und Holz für den Saunaofen hacken. Ralf und Martin sind unsere fleißigen Hacker, während ich für Nachschub an den Trockenfuttersäcken sorge.

Die schwedische Sauna ist ein Erlebnis für sich. In der Holzhütte betritt man zunächst eine Vorraum, wo alle Klamotten abgelegt werden. Wie es hier riecht, nachdem sich ein Wanderer nach dem nächsten aus seinen schwitzigen Klamotten geschält hat, könnt ihr euch denken. Danach geht es in einen weiteren winzigen Vorraum zur Sauna, in welchem ein riesiger Heizkessel Wasser zum Kochen bringt. In einem großen Fass befindet sich kaltes Wasser, welches durch die Teilnehmer immer mal wieder aufgefüllt werden muss. Mehrere Metallschüsseln stehen nun bereit, um in ihnen mit einer Schöpfkelle kaltes und kochendes Wasser auf eine angenehme Waschtemperatur zu mischen. Im Vorraum stehen also 5-10 nackte schmutzige Menschen, die sich selbst oder gegenseitig heißes Wasser aus Metallschüsseln über den Körper kippen, um sich zu waschen. Ein bisschen wie im Mittelalter. Unsere asiatischen Mitwanderer lassen ihre Unterwäsche beim Waschgang (und auch in der Sauna) lieber an.

Frisch gewaschen geht es danach in den nächsten Raum, der nur noch halb so groß ist. Drei Treppen bieten hier Platz zum Saunieren. Der Ofen hier ist tatsächlich noch ein Holzofen und muss mit Holzscheiten von draußen (ihr erinnert euch an das Holzhacken) befeuert werden. Ein bisschen, wie nackig am Kamin sitzen. Die drei Jungs übernehmen das Befeuern und ein Schwede spendiert sogar sein teuer erkauftes Bier als Aufguss. Durch ein kleines Fenster können wir dabei zusehen, wie weitere Zelte um unsere herum aufgebaut werden. Sogar dort in/auf den Büschen, wo wir dachten, dass man dort nicht zelten kann.

Zum Saunieren gehört natürlich auch das „Abschrecken“. Ein für die Kälte draußen zu langer Abstieg führt vom Saunahaus direkt zum Fluss. Wir wären nicht wir, wenn wir diesen Spaß nicht mitnehmen würden. Damit sind wir aber auch die einzigen, die überhaupt in den Fluss gehen. Nach drei Saunagängen mit Flussabkühlung sind wir durch. So sauber und warm habe ich mich seit Beginn des Treks nicht gefühlt. Gemeinsam sitzen wir noch eine Weile im größten Zelt zusammen, plaudern und machen Inventur des noch vorhandenen und erbeuteten Real Turmats, aus welcher ich mit Abstand als Sieger hervorgehe. Wann soll ich das nur alles noch essen? Gegen 21 Uhr ist Zapfenstreich, alle kehren in ihre Zelte zurück und nach ein paar Minuten Inter-Zelt-Kommunikation schlafen wir über dem Gedanken an besseres Wetter zufrieden ein. Wo die anderen wohl gerade sind?

 

 – Weiter zu Tag 5 –

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[:de]Fjällräven Classic 2017 – Tag 3: Von Höhepunkten und Trennungen[:]

[:de]Von vorne lesen? Hier geht es zu Tag 1


Frühes Aufstehen lohnt sich. Denn wer sich am dritten Tag des Fjällräven Classic gegen halb acht aus seinem Zelt schälte, wurde Zeuge eines wunderbaren Naturschauspiels. Eine Herde aus über 100 Rentieren (wer Zeit hat, kann auf dem Bild genau nachzählen) zog in einiger Entfernung am anderen Flussufer gen Norden und bescherte uns einen Anblick, wie man ihn wohl nur in den Weiten Lapplands erwarten kann. Warme Sonnenstrahlen und eine Rentierherde zum morgendlichen Instant-Kaffee… was kann es schöneres geben?

Unserer selbstauferlegten Disziplin folgend brechen wir um 9 Uhr mit Sack und Pack Richtung Sälka, unserem nächsten Checkpoint auf. Der sollte etwa 9-10 Kilometer entfernt sein und eine Sauna für die Teilnehmer bereithalten. Vier von uns wollen diesem heiß-fröhlichen Vergnügen für ein paar Stunden frönen und richten uns bereits auf einen sehr langen Wandertag ein, denn die anderen fünf wollen indes schon weiterziehen und es geht ja heute auch noch über den Pass. Pläne werden geschmiedet, wie wir uns dann am Abend wieder zusammenfinden wollen, denn der Trennungsschmerz wäre heute noch zu groß. Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns und lässt die Sonne vom Himmel strahlen. Das Türkisblau der Flüsse und Wasserfälle, die wir immer wieder überqueren, kommt besonders schön zur Geltung und lässt uns immer mal wieder staunend innehalten.

Was sind wir heute schnell

Zu unserer aller Überraschung kommen nach schon 6,5 km ein paar Häuschen in Sichtweite. Da kann doch nicht schon Sälka sein? Doch, da steht ein blaues Checkpoint-Zelt in der Mitte. Und so sammeln wir bereits um 11:50 Uhr unseren nächsten Stempel und Nachschub an gefriergetrocknetem Futter ein. Das Saunahäuschen steht etwas weiter unten direkt am Fluss, in dem man sich nach dem Saunagang abkühlen kann. Voller Vorfreude hüpfen wir Richtung Sauna… um dann mit hängendem Kopf wieder zur Gruppe zurück zu kehren. Sauna gibt es erst ab 16 Uhr. So lange wollen wir dann doch nicht warten. In Alesjaure, dem übernächsten Checkpoint gibt es ja auch nochmal eine Gelegenheit auf Sauna und so können wir zu neunt noch länger weiterziehen. Zumindest statte ich aber noch schnell einem meiner liebgewonnenen Toilettenzelte einen Besuch ab. Dass diese gegenüber fest installierten Toilettenhäuschen wegen der guten Luft durchaus zu bevorzugen sind, habe ich schon in Singi festgestellt. Darin befindet sich ein kleines Plastikklo mit einem integrierten Urinseparator. Was für ein schönes Wort. Letztlich hängt in einer Klobrille eine Plastiktüte für „hinten“ und ein Trichter für „vorne“. Klopapier gibt’s vom Stock. Spartanisch, aber gut.

Der heutige Tag ist mein persönliches landschaftliches Highlight. Wir wandern durch das grüne Valley, rechts und links erheben sich majestätisch die Berge schwedisch Lapplands. Ein paar Kilometer weiter finden wir uns an einem kleinen See wieder, in dem eine Möwe dekorativ auf einem Stein hockt und uns scheinbar fasziniert zuschaut. Wiesen mit knallgelben Sumpfdotterblumen und kleinen Tümpeln säumen unseren Weg und links begleitet uns ein mächtiger rauschender Fluss durchs Tal.

Unsere Mittagspause verbringen wir am Fuße eines kleinen Hügels und direkt in Flussnähe. Während die Gaskocher angeschmissen werden, suche ich erstmal meine noch nassen Klamotten raus. Für die 10 Tage Trekking habe ich je zwei Paar Socken und zweimal Unterwäsche dabei, die täglich gewechselt und gewaschen wird. Irgendwie muss der Kram ja trocken werden und so hängt mein Höschen dann eben beim Mittagessen zwischen den Trekkingstöckern. That´s trail life! Einen schönen Anblick gibt es dafür auf der anderen Flussseite, wo uns ein kleiner Regenbogen quasi ins Land der Gummibärenband verzaubert, so kitschig mutet das an.

Auf zum Höhepunkt

Nach der Mittagspause wartet der gefürchtete Aufstieg zum Tjäktapass, dem höchsten Punkt des Fjällräven Classic, auf uns. Auf dem Höhenprofil unseres Wanderpasses sieht der Anstieg respekteinflößend aus. Bis dorthin geht es noch gemächlich weiter durchs Valley. Während wir uns wieder durch Matschepampe gemixt mit Felsen kämpfen, wird mir immer wärmer und ich ziehe Schicht für Schicht aus.

Aus einiger Entfernung sehen wir gut, wie sich die kleine Kette aus Wanderern den Pass nach oben windet und bald schon stehen wir selbst am Fuße der Bergschneise, die es zu überwinden gilt. Ich latsche allen voran locker flockig die Höhenmeter entlang. Irgendwie habe ich gerade Energieüberschuss. Außerdem will ich den anstrengenden Aufstieg schnell hinter mich bringen. Ich latsche und latsche… und plötzlich bin ich schon fast oben. Am Meditationsplatz lasse ich meinen Rucksack fallen und nutze die Gelegenheit, den unglaublichen Ausblick über das zurückgelegte Valley zu fotografieren. Unsere vierpfotigen Begleiter sind wenig begeistert, den Aufstieg an der Leine zurücklegen zu müssen. Da ich schon mal oben stehe, werden die Hundis einfach losgelassen und fetzen den Berg hoch… um sich dann von Janine und mir einfangen zu lassen. So geht Hundebergtransport!

Ein paar Höhenmeter sind es noch, dann sehen wir die Schutzhütte am Tjäktapass. Ein fieser Wind weht hier oben, so dass wir uns erstmal auf die Rückseite der Hütte verkrümeln. Der Gipfelwhisky, den ich in kleinen Plastikfläschchen mitgeschleppt habt, ist jetzt endlich fällig und schmeckt hier oben gleich doppelt so gut. Nach einem halberfrorenen Gruppenfoto vor der Schutzhütte stellen wir fest, dass diese sogar offen ist. Warum nicht gleich so? Hier drin ist es gleich viel weniger windig, so dass wir uns nochmal zu einem Foto zusammenrotten. Der höchste Punkt ist damit geschafft. Und gleichzeitig auch schon 75 km des gesamten Treks. Auf einmal ging das doch sehr schnell.

Zeltplatzsuche par excellence

Lange halten wir uns nicht am Pass auf, denn der Wind ist zum einen eisig, die Zeit vorangeschritten und wir müssen ja auch noch einen Zeltplatz finden. Gemäß der Streckenbeschreibung braucht es nach dem Pass dafür einige Kilometer, da dahinter erstmal eine lange Steinwüste folgt. Und die Streckenbeschreibung hat recht. Wo man hinblickt: Steine! Nun, ich liebe Steine. Aber zeltbar ist diese Gegend hier nicht.

Wir wandern und wandern bis es schon richtig spät ist und wir einiges an Kilometern hinter uns gebracht haben. Jetzt endlich einen Zeltplatz zu finden, wäre klasse. Jeder potentiell schöne Platz wird bei näherem Begutachten jedoch wieder verworfen. Der Wind weht überall einfach zu heftig. Also geht es weiter. In der Ferne erblicken wir nun auch schon den nächsten Checkpoint, Tjäktja, und beschließen, mangels gutem Zeltplatz, dort in der Nähe nach einem passenden Platz zu suchen.

Am Checkpoint gibt es zum Stempel noch herrlich heißen Kaffee und die großartigsten Brownies der Welt. Auf einmal zerstreut sich die Gruppe. Zwei wandern in die eine Richtung zur Zeltplatzsuche, zwei in eine andere. Bei Gruppen bekommen aber von der Suche der jeweils anderen jedoch nichts mit, so dass der Rest erstmal verdutzt im Gras sitzt, seine Brownies isst und wartet, was passiert. Während Gruppe 1 nach gefühlter Ewigkeit wieder zurückkommt und uns einen nicht ganz so windigen Platz für die Nacht zeigt, bleibt Gruppe 2 verschwunden. Erst ein Suchtrupp in Form von Steve holt die beiden wieder zurück. Ralf sieht´s gelassen, während Martin über die mangelnde Abstimmung schimpft und meint, er hätte den perfekten Platz ganz hinten am Horizont gefunden. Da schon alle Zelte aufgebaut sind, bleiben wir beim Platz mit reduzierter Qualität.

In einer Senke finden wir uns für allabendliche Real Turmat-Essen vom Gaskocher ein. Mir ist schon wieder so kalt, dass ich mich fast komplett in meinen Schlafsack kuschele und gefüttert werden muss. Ralf tut es mir gleich und so sitzen wir wie die Raupen mit den anderen beim Essen. Alt wird heute keiner von uns, denn der Tag war schön, aber sehr anstrengend. Nachdem die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen verschwunden sind, tun wir es ihnen gleich und verschwinden in den Zelten mit dem Wissen: morgen steht tatsächlich eine Trennung bevor.

 

– Weiter geht es zu Tag 4 –

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[:de]Fjällräven Classic 2017 – Tag 1: “Das schaffen wir nie in 5 Tagen!”[:]

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Die Geschichte des Fjällräven Classic in einem Beitrag zu erzählen, wäre sicher machbar. Aber wird das dem tagelangen Event wirklich gerecht? Zugegeben, das ist zum Teil nur ein vorgeschobener Grund. Denn wer mich und meinen Blog kennt, weiß: es fällt mir schwer, mich kurz zu fassen. Zu schön war die Zeit, zu erlebnisreich die Tage, zu perfekt der Team-Spirit, daher schreit unsere Reise ins schwedische Lappland nach einem Mehrteiler. Den ersten gibt es heute.

Tag 0 –  Mein Gepäck bleibt wohl in Stockholm

Um 4:40 klingelt der Wecker. Gruselige Zeit. Mit den Öffis geht’s es zum Flughafen. Die Fahrt im Express-Bus ist allerdings weit weniger entspannt, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte an gemütliches Kaffeebecherschlürfen und Croissantknabbern im Sitzen. Die Realität zeigt mir das Bild von Heringen, die in ein Glas gepfercht und beim Transport wild durcheinander geschüttelt werden. Am Flughafen dann die nächste Ernüchterung. “Wollen die alle nach Schweden?” Die Reihe am Gepäckschalter ist endlos und geht kaum voran. Kann ja nur besser werden. Der nette Mann vom Bodenpersonal bemerkt treffend: “Heute wollen aber viele nach Kiruna. Sonst immer nur so zwei-drei Leute. Heute sind’s 18!” Was die wohl vorhaben?

Einen Direktflug von Berlin nach Kiruna gibt es nicht. Daher landen wir vier vom neunköpfigen EarnYourBacon-Team, das sich im Februar geschlossen für das Event gemeldet hat, erstmal in Stockholm zwischen. Fliegen macht hungrig, daher gibt es erstmal den angeblich besten Burger Schwedens (zum Glück gibt es den gleich am Flughafen!). Danach verlaufen wir uns erstmal im falschen Terminal und landen aber am Ende zwischen einer Masse Menschen, die wie wir aussehen: Outdoorhosen, Wanderschuhe, Rucksäcke als Handgepäck, Funktionskleidung am ganzen Leib. Nur Johanna fällt mit ihren Jeans irgendwie aus dem Raster. Da sie nur fürs Event anreist, kann sie sich ihre Alltagssachen bequem vom Basecamp in Kiruna zum Zielort Abisko transportieren lassen. Für uns andere geht die Reise danach noch weiter, daher besteht unser Outfit schon zu 100 % aus Outdoorkrempel.

Während wir so auf den Einstieg warten, schaue ich aus dem Fenster zu, wie die Taschen ins Flugzeug verladen werden. Taschen und Rucksäcke werden auf ein steiles Gepäckband gelegt und in den Rumpf transportiert. Und da kommt meine Tasche… fährt nach oben… und fällt auf der anderen Seite des Bandes herunter. Äh. Blöd. Nun liegt mein Gepäck da. Unterm Flugzeug. Außerhalb der Sichtweite der Gepäckpackjungs. Und nu? Es ist ein ziemlich komisches Gefühl, das eigene Gepäck dort liegen zu sehen, aber nichts tun zu können. Nachdem fast alles verladen ist, erbarmt sich doch noch einer der Jungs dazu, die Tasche in den Vogel zu befördern. Uff. Ich muss den Fjällräven Classic also nicht nackt laufen.

Wir werden mehr

Vom Kiruna Airport werden wir direkt mit einem Bus-Shuttle des Veranstalters ins Basecamp in der Högalidskolan gefahren. Der Zeltplatz Camp Ripan ist gleich nebenan, wo Steve und Janine, die vorher schon paddeln waren und mit dem Zug angereist sind, uns ein Plätzchen freigehalten haben. 22,50 € zahlt man pro Nacht je Zelt.

Nachdem unsere Behausungen aufgestellt sind, geht es zum Basecamp in der Schulturnhalle. Hier gibt es gefriergetrocknete Trekkingnahrung in allerlei Geschmackssorten von Pulled Pork über Lammgryte (liebevoll Lammgrütze von uns genannt) bis hin zu Chili con Carne und Kabeljau. Kistenweise stehen hier die orangen Packungen von Real Turmat zur Verfügung. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht neugierig in die noch nicht ausgepackten Kisten schauen würde. Hier gibts schließlich noch mehr leckere Sorten. Und wer weiß, welche Sorten es dann nur noch an den Checkpoints gibt. Mit einem ganzen Rucksack voll Real Turmat, Schwedenbrot, unserem Wanderpass, einem knallorangen Wimpel, Wanderkarte und sehr hochwertigem Müllbeutel (andere würden das als Packsack verkaufen) geht es wieder Richtung Zeltlager.

Am Abend hören wir uns noch einen Vortrag an, der einen für unseren Geschmack zu hohen botanischen Anteil hat und für einige als besseres Schlafmittel fungiert. Einen ersten Vorgeschmack auf die Heerscharen von Mücken gibt es gleich hinterher und Steve kann mal wieder seinen Mückenhut zücken. Recht früh geht es in die Federn, denn der nächste Tag wird aufregend und anstrengend zugleich.

Tag 1 – Los geht die outdoorige Menschenkette

Um kurz vor 10 Uhr stapfen wir mit Sack und Pack zum Bus-Shuttle, dass die Massen zum Startort nach Nikkaluokta fahren soll. Endlich treffen wir in der beachtlichen Schlange auch die letzten Teammitglieder Karsten, Conny und Ralf, die mit dem Auto angereist sind. Eine gute Stunde dauert der Transfer, aber es ist immer noch genug Zeit bis zum Start der Startgruppe 2 um 13 Uhr. Aufgeregt werden Fotos gemacht, die Rucksäcke noch einmal justiert, die Hund befüttert und beruhigt, Chips gegessen. Alle Rucksäcke werden handverwogen. Bei den Mädels ist das Standardgewicht zwischen 15,5 und 16 kg, während bei den Herren bis zu stolze 21,5 kg gemessen werden.

Pünktlich um 13 Uhr geht es dann endlich los! Team EarnYourBacon setzt sich mit hunderten anderer Trekker aus allen möglichen Nationen in Bewegung. Die ersten Schritte der 110 km-langen Strecke sind getan.

Gemächlich bewegt sich die gutgelaunte Menschenschlange voran. Schon nach wenigen Minuten ist unser Team auseinander gezogen. Ein paar müssen noch mehr justieren als andere und einige sind einfach mal deutlich flotter unterwegs. Die 16 kg auf meinem Rücken merke ich schon und denke jetzt bereits an den Rentierburger, der uns angeblich nach 5 km winken soll, während Ralf einen ersten Schluck frisches Flusswasser zu sich nimmt. Unser Weg führt uns bis dahin durch kleine Birkenwälder und nach einem Weilchen dort hinaus ins offenere Feld. Wir steuern genau auf die verschneiten Berge zu. Die Wege sind matschig und steinig. Ein Zustand, der uns bis zum Ende hin begleiten wird. Unsere zwei felligen Teammitglieder müssen ihre erste wackelige Stahlbrücke überqueren und machen das besser als so mancher Mensch.

Lap Dånalds in Sicht!

Nach guten 5 km bin ich mehr als froh, dass die erste Pausenstation mit den versprochenen Rentierburgern erreicht ist. Es regnet ein wenig, aber das stört mich weit weniger als mein dringendes Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen. Die Schlange an den Burgern ist sowieso ewig lang, also stellen sich ein paar von uns an, während ich die hölzernen Klohäuschen aufsuche.

Für zwei Burger, ein Bier und eine Zimtschnecke werde ich stolze 40 € los. Natürlich kann man hier in der Wildnis mit Kreditkarte zahlen, wie überall in Schweden. Wer glaubt, der Rentierburger würde hauptsächlich aus dem namensgebenden Tier bestehen, der irrt. Einige kleine dünne Scheiben Rentierwurst, gut versteckt unter dem Rindfleischpaddy. Das ist der Rentierburger. Egal. Er schmeckt!

Nach einer recht ausgiebigen Pause geht es weiter. Wir haben heute noch einiges an Wegstrecke vor uns. Eigentlich wollen die meisten von uns am Fuße des Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens, zelten, um am nächsten Tag die Besteigung desselbigen in Angriff zu nehmen. Die Realität holt uns aber nach gut 10 km schon ein. Für die kurze Strecke brauchen wir unerwartet lange. Fast vier Stunden! Das Terrain ist schwierig, so dass jeder Schritt konzentriert getan werden will. Trotzdem möchte man ja auch ab und an noch mal einen Blick auf die wunderschöne Landschaft werfen und das Panorama einsaugen. Die Last auf dem Rücken macht die Sache nicht einfacher, geschweige denn schneller.

Die Kebnekaise Fjällstation – unser erster Checkpoint – kommt nach etwa 16 km in Sichtweite. Zu diesem Zeitpunkt bin ich echt schon ziemlich fertig und frage mich, worauf ich mich da eingelassen habe. Was habe ich mir denn dabei gedacht, sowas 1.300 km lang in Arizona mit täglich 25 km machen zu wollen, wenn ich nach einem Tag mit gerade 16 km völlig im Eimer bin? Meine Hüften, wo der Rucksack aufliegt, schmerzen wie die Hölle. Meine Füße tun weh und ich muss schon wieder dringend auf die Toilette. Etwa der Hälfte unserer Gruppe geht es auch nicht anders und so beschließen wir, heute nicht einmal mehr bis zum ersten Checkpoint zu gehen.

Auf einer Anhöhe finden wir eine schöne Stelle für unsere sechs Zelte. Es ist windig und frisch, daher wird in Windeseile aufgebaut und zu Abend gegessen. Das gefriergetrocknete Essen zaubert allen noch einmal ein Lächeln auf die Lippen. Es ist richtig gut! Um 21 Uhr sind alle in den Zelten verschwunden. Auf meinen Hüftknochen haben sich tiefrote, geschwollene Kreise gebildet, die ein wenig wie ein Bluterguss aussehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich damit morgen meinen Rucksack tragen soll. Also kuschel ich mich erstmal meinen warmen Daunenschlafsack, den ich mir kurz vor der Reise noch zugelegt habe. Heute ist heute und morgen ist morgen.

– Weiter zu Tag 2 –

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[:de]Vorbereitungen zum Fjällräven Classic – ein Ritt durch 8 Monate[:]

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Oktober 2016

Erstes oder bereits fortgeschrittenes Beschnuppern der Teilnehmer des Grüppchens, das sich dem Plan verschrieben hat, im August 2017 gemeinsam die 110 km von Nikkaluokta bis Abisko zu bestreiten. Mögen wir uns denn überhaupt?

10.01.2017 10 Uhr

Mit blutunterlaufenden Augen hibbelig am Rechner auf Arbeit sitzen und warten, bis der Server endlich die Anmeldungsseite freigibt. Hoffen, dass nicht genau jetzt ein emsiger Kollege oder gar der Chef in der Tür steht und etwas ganz dringendes will. Denn was gibt es jetzt wichtigeres, als sich einen der begehrten 2.000 Startplätze für den Fjällräven Classic 2017 zu sichern?

Februar 2017

Planung der Reise zu acht in illustrer Runde und Videokonferenz mit den Verhinderten. Es wird gegessen, es wird gelacht und geschwatzt. Es wird erstaunlich wenig geplant. Wird schon!

März bis Mai 2017

Review der eigenen vorhandenen Ausrüstung. Eigentlich hab ich doch fast alles bereits. Die Lighterpack-Liste füllt sich. Kann eigentlich morgen losgehen.

Juni 2017

Probeliegen mit Outdoorfeeling. Heißt Übernachtung im heimischen Garten, was an diesem Abend zum Zeltlager mutiert. Isomatten werden Probegelegen, Topfgewichte verglichen, Defizite aufgedeckt, Zelte kopfüber aufgebaut, die Brennbarkeit von feuchtem Toilettenpapier untersucht und Schuhe eingewandert.

Juni-Juli 2017

Ein neuer Schlafsack muss her. Der alte, fast schon eingepackte, ist zu schwer. Und die Komforttemperatur mit +1 Grad immer noch im verbesserbaren Bereich auf -2 Grad. Die alte Isomatte ist auch nicht mehr schön genug. Und Klamotten. Eigentlich brauche ich noch eine dem Event angemessene Zipp-off-Hose. Und neue Merinoshirts. Da kann ich noch 10 Gramm sparen! Vielleicht sollte ich doch über Trekkingstöcke nachdenken? Ich bestelle einfach alles und bin mal eben um die 1.000 € los.

01.08.2017

Mein Taschenmesser ist viel zu schwer. Ich brauch ein neues. Deswegen bestelle ich gleich drei. Man weiß ja nie.

04.08.2017

Mein Ultraleicht-Handtuch ist zu klein. Und im Verhältnis zu schwer. Ich brauch ein neues. Zum Glück ist Globetrotter um die Ecke und möchte mir einen 100 g leichten Hauch von Nichts verkaufen, der trotzdem für den Saunabesuch die pikantesten Körperstellen bedeckt.

05.08.2017

Probepacken. Alles, was noch nicht verwogen und in kleinste Beutel verpackt wurde, wird nachgeholt und akribisch auf dem Wohnzimmerboden aufgereiht. Tausende Schokoriegel, an sich zu schwere Fotoausrüstung, Zelt, Schlafsack… alles traut beieinander. Verpackt wiegt der Rucksack 11,5 kg. Kommen noch ein halbes Kilo Trekkingstöcke und das Gefrierfutter in Schweden dazu. Alter Schwede!

06.08.2017

Man redet mir (erfolgreich) ein, dass meine geplante und quasi schon gepackte Jacken-Kombi für die Ansprüche – schwerer Rucksack und Dauerregen –  nicht ausreichend sei. Panikkauf einer hundsteuren Regenjacke, die hoffentlich a) für den Preis noch Kaffee kochen kann und b) bis Mittwoch ankommt.

07.08.2017

Nervöser Anruf beim Online-Outdoorausstatter, da Paket noch nicht losgeschickt wurde. Die haben natürlich Sommerschlussverkauf und müssen erstmal Herr über die tausende Bestellungen vom Wochenende werden. Der nette Herr an der Hotline ist aber zuversichtlich, dass es noch klappen könnte. Betonung auf „könnte“. Daher spontane Bestellung der gleichen Jacke in anderer Farbe beim einschlägigen Online-Großhändler mit Zustellung am nächsten Tag. Sicher ist sicher. Dann trage ich eben Cerulean statt Violet Wine. Die Kreateure der Farbgebungen hatten sicher auch das eine oder andere Glas Wein, als sie sich die Namen ausdachten.

Dazu kommt dann noch ein Mützennetz zum über den Kopf ziehen. Ohne das überlebt man angeblich nicht in Lappland. Kann ich gleich nächste Nacht im heimischen Schlafzimmer testen.

Heute

Mit Spannung verfolge ich an meinem letzten Arbeitstag die Bestellentwicklung meiner Jacken. Jacke 1, die violettweinfarbene vom Samstag, ist zwar angeblich noch gestern Abend losgeschickt worden, bewegt sich aber kein Stück vom Versandort weg. Jacke 2 dagegen, bestellt erst gestern, ist bereits im Zustellfahrzeug auf dem Weg zu mir. Ich würde sagen, wir haben einen Gewinner und das beruhigt meine inzwischen aufgeriebenen Nerven ungemein. Und die Farbe, die kann ich mir mit einem Glas violettem Wein auch schöntrinken *hicks*

Meine Packliste scheint mir (wie auch vor Monaten schon) final. Aber mal schauen, was mir morgen noch einfällt, was ich UNBEDINGT noch brauche…

 


Meine Ausrüstung für den Fjällräven Classic 2017

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[:de]Fjällräven Classic 2017 – Schwedisch Lappland, ich komme![:]

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Lappland, das Land der zahllosen Flüsse, flauschiger Rentierherden, hoher Berge und Permafrost. So ganz anders als die heißen, trockenen Wüsten, die ich in den letzten Jahren als Urlaubsziel bevorzugt habe. Im Hochsommer klettern die Temperaturen nicht weiter als bis auf 20 Grad und nachts können sie in den Bergen auch durchaus mal bis auf den Gefrierpunkt runtergehen. Und dennoch habe ich mich mit acht lieben Leuten aus meiner Wandergruppe am 10. Januar aufgeregt vor den Rechner gesetzt, um eines der begehrten Starttickets für den Fjällräven Classic zu ergattern.

Fjällräven Classic – Wandern und Zelten im Rudel?

Das Event findet seit 2005 alljährlich im August statt. 2.000 Startplätze gibt es, die in diesem Jahr binnen von drei Tagen vergriffen waren. Die vordersten Startgruppen 1-3 waren sogar innerhalb einer Stunde ausverkauft. Sie starten von insgesamt 8 Wellen als erste. Auf die Wanderer warten 110 spannende, anstrengende und landschaftlich eindrucksvolle Kilometer. In wievielen Etappen die 110 km bewältigt werden, ist den Wanderern selbst überlassen. Einige laufen sie sogar in einem Tag durch, während die meisten es aber gemächlich angehen lassen und sich in der Regel drei bis fünf Tage Zeit nehmen, die Gegend rund um den Polarkreis zu genießen.

Im Startgeld von etwa 230 € pro Person sind der Transfer von Kiruna zum Start in Nikkaluokta enthalten, sowie Verpflegung in Form von gefriergetrocknetem Essen, Gaskartuschen, Wanderpass und -karte, ein Signaltuch und am Ende eine Finishermedaille. Aus Berichten habe ich schon gelesen, dass man an den Checkpoints, an denen man seinen Wanderpass zur Kontrolle abstempeln lassen muss, sogar in die Sauna gehen kann. Und ab und an warten kulinarische Überraschungen am Wegesrand auf die Wanderer.

Der höchste Berg Schwedens

Der Trail des Fjällräven Classic führt auf dem nördlichen Teil des berühmtesten Wanderweg Schwedens entlang: dem Kungsleden, zu deutsch “Königsweg”. Aber auch ein weiteres Highlight liegt dicht dabei. Der höchste Berg Schwedens, der Kebnekaise, von dessen Gipfel aus man ein Zehntel Schwedens überblicken können soll, lädt bei schönem Wetter zu einem kleinen Abstecher ein. Mit rund 2.100 m Höhe ist er zwar an sich nicht sonderlich hoch, aber eben auf diesem Breitengrad vergleichbar mit einem 3.000 er in den Alpen.

Ich packe in meinen Rucksack…

Obwohl einige Dinge vom Organisator gestellt werden, gibt es immer noch genug, was selbst mitgenommen werden muss. Einige Ausrüstungsgegenstände sind sogar Pflicht. Sollte man sie bei einer “Rucksackkontrolle” nicht dabei haben, bekommt der Teilnehmer eine happige Zeitstrafe aufgebrummt. Da das aber u. a. solche Dinge wie Zelt, Schlaftsack und Kocher betrifft, wäre ein Vergessen dessen schon Strafe genug. Schuhe und Socken sind übrigens keine Pflicht… Handschuhe und Mütze dagegen schon.

Durch meine Outdoorreisen der letzten Jahre bin ich zum Glück schon recht passabel ausgestattet. Zelt, Rucksack, Outdoorkleidung, Kocher sind vorhanden. Einen warmen Schlafsack von Yeti bringe ich mit, der zwar kein Leichtgewichtswunder ist, aber ich vertraue ihm für die Reise, es sei denn, es findet sich etwas vergleichbar warmes mit weniger Gewicht. Ob die Daune die womöglich feuchten bis nassen Klimaverhältnisse gut verträgt, wird sich zeigen. Meinen geliebten Solo Stove werde ich wohl leider zu Hause lassen, da ich mit (trockenem) Holzmangel rechne. Stattdessen kommt ein klassischer Gaskocher ins Gepäck.

Meine Packliste habe ich hier schon einmal begonnen. Sie ist allerdings noch nicht im finalen Status.

Was mir noch fehlt, sind Trekking-Stöcke. Und da bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich sie will und brauche. Aber vielleicht ist genau das die Gelegenheit, mich vom positiven Effekt beim Bergauf- und Bergabwandern zu überzeugen, den Trekkingstock-Anhänger immer darstellen.

Rentiere, Wasser und Sterne

Auch wenn das Risiko besteht, dass es wie in 2016 die ganze Zeit wie aus Kübeln schüttet, freue ich mich einfach auf dieses Abenteuer. Ein großer Vorteil gegenüber dem Wüstenwandern: um Wasser brauche ich mir in Lappland keine Sorgen zu machen. Wahrscheinlich bräuchte ich nur einen langen Strohhalm, um rechts und links aus den glasklaren Flüssen und Bächen zu trinken. Ich kann es kaum erwarten, durch die nordische Berglandschaft zu wandern, die Felswände und Weiten zu bewundern, die erste Rentierherde zu beobachten, abends am Lagerfeuer zu sitzen und die funkelnden Sterne über mir zu genießen. Noch sieben lange Monate…


Meine Ausrüstung für den Fjällräven Classic 2017

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