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Die liebe Heike war sehr oft “Gast” meiner Trainingswanderungen für den Mammutmarsch… und dass, obwohl sie keinen Startplatz mehr für dieses Event erhalten hatte. Ihren Triumph holte sie sich daher woanders. Wie und wo, das erzählt sie euch heute bei mir.
Aller Anfang ist schwer
Ich bin jemand der gerne neue Dinge ausprobiert und sehr vielseitig unterwegs ist. Letztes Jahr bin ich zwei Radrennen (300km) geradelt und im September meinen ersten Marathon gelaufen, die sportlichen Voraussetzungen sind also geschaffen. Im Februar entdeckte ich über Facebook den Mammutmarsch und die dazugehörigen Gruppen. Somit meldete ich mich für den Marsch an, leider kam ich nur auf die Nachrückerliste, weil das Teilnehmerlimit schon erschöpft war.
So begann ich mit EarnYourBacon die Trainingsvorbereitungen zu machen und stellte immer wieder fest, dass Wandern doch mal was ganz anderes ist als Joggen, denn ich werde gerne von Läufern belächelt, die das als Pippifax darstellen.
Nach und nach rüste ich auch mein Equipment auf, bei dem Kauf der Trinkblase beschloss ich allerdings das wir keine Freunde werden. Ich stellte immer wieder nach den Wanderungen fest, das ich tot bin. Aber die Gruppe faszinierte mich, tolle Leute, alle Altersklassen vertreten und nette Gespräche, die alle ein Ziel hatten.
Auf zur Ostsee
Ich bekam natürlich keinen Startplatz für den Mammutmarsch und so blieb mir das turbulente Erlebnis erspart. Beim Nachgrillen kam der Ostseeweg zur Sprache und ich wurde überredet, mich dort an zu melden. Jetzt wollte ich es wirklich wissen, startete wieder mit den Trainingsmärschen und kam immer wieder zur der Erkenntnis, dass ich die 100 nie schaffen werde, ganz besonders nach der letzten Trainingswanderung (44km auf Asphalt) nach Werder! An diesem Abend versenkte ich die ein oder andere Träne in meinem Kissen und überarbeitete noch mal mein Ziel. Ich wollte irgendwo zwischen Kühlungsborn (km 51) und Bad Doberan (km 76) stranden, das war mein neues Ziel und ich erzählte es jedem – auch mit dem Nachsatz, um die 100 zu schaffen, muss ich noch mal neu auf die Welt kommen.
So starteten wir am Freitag mit dem Flixbus nach Rostock, bezogen unser Hostel, wo ich feststellte, dass Betten beziehen auch nicht zu meinen Stärken gehört. Dann kehrten wir beim Italiener ein. Es blieb natürlich nicht bei einem Bier und somit hatten wir in Zimmer 1 noch das ein oder andere zu lachen.
Heikes Ostseeweg beginnt…
Am Samstag starteten wir dann nach einem Frühstück zum Start-/Zielbereich, wo wir unsere Startnummer abholten und um 12.15 Uhr fiel dann endlich der Startschuss. Einige pesten gleich los, man könnte denken sie sind auf der Flucht. Als wir beim ersten Verpflegungspunkt (km 13) einkehrten, hatten wir schon den Eindruck, dass wir die letzten werden, weil viele gleich weiter liefen. Egal, ich wollte Spaß und der Weg ist das Ziel. Es ging dann über Markgrafenheide, Hohe Düne mit der Fähre nach Warnemünde. Bei km 31 gönnte ich mir eine Rostbratwurst und pflegte meine Füße. Dann ging es in die Nacht immer an der Küste lang mit einem gigantischen Sonnenuntergang Richtung Kühlungsborn.
Bei km 48 ging irgendwie gar nix mehr und ich ersehnte den nächsten Verpflegungspunkt bei km 51. Ich hab mich so gequält und die Gruppe löste sich ein wenig auf. Ich hatte einen richtigen Bock, ich wollte nicht aufgeben, nicht jetzt jedenfalls. Total schmerzverzogen kehrte ich ein, ich kann gar nicht sagen was mir weh tat, ich hatte keine Blasen oder andere Defizite. Ich sagte dann zu André, ich könnte jetzt los heulen. Die Antwort war: mach es doch. Also gönnte ich mir eine IBU 400 und ein Red Bull und legte den Hebel ich meinem Kopf um, sprang auf und wollte wieder los.
Volle Kraft voraus
Dann ging es Richtung Leuchtturm und ich gelangte zur Feststellung, dass es auch an der Ostsee Berge gibt. Ich glaube, so ab km 58 lief es richtig gut und ich passte mich dem Laufschritt von André und Peggy an. Den Humor hatte ich auch wieder und so ging es in den Wald, wo wir über das Thema “Tough Mudder” sprachen und ich es fast in die Tat umgesetzt hätte. Wir überholten den ein oder anderen “Weihnachtsbaum”, mir ging es echt gut und so wollte ich beim letzten Verpflegungspunkt km 76 in ein warmes Zelt mit Kaffee und Kuchen und auf eine Toilette. Leider wurde meine Erwartungen nicht erfüllt und somit beschloss ich um 5.15 Uhr, spätestens um 10.15 Uhr die Ziellinie zu überschreiten. André konnte ich davon überzeugen, Peggy stiegt aus.
Auf den letzten 24 Kilometern gingen wir dann auf Überholjagd. Gut gelaunt und im Stechschritt machten wir uns auf dem Weg und wurden auch ein wenig komisch angeschaut. Es sind die letzten Kilometer die zur Qual werden, wir blühten aber richtig auf! Ich fühlte mich total fit und wollte jetzt im Sauseschritt ins Ziel. Um 9.45 Uhr war es dann endlich soweit, mit einem Lächeln überquerten wir die Ziellinie. Nach 21 Stunden und 30 Minuten war es geschafft. Zur Belohnung gab es natürlich Sekt. Danke André!!!
Und, Heike? Nochmal?
Fazit: Es war eine tolle Strecke, gute Organisation und eine Erfahrung, die mich bereichert und stolz macht. Für mich waren die Kilometer 48 bis 51 die größte Qual, doch der Kopf war so stark, den Hebel umz legen. Und um es zum vierzigsten mal zu erwähnen: das Wetter war auf unserer Seite! Auf die Frage, ob es ich nochmal machen würde, kann ich nur sagen: vielleicht irgendwann mal, aber eins kann ich mit Sicherheit sagen, ich werde dieses Jahr keine Laugenbrezel mehr essen.
Und die meist gestellte Frage: Warum tut man sich so was an? Ich mache viel Yoga und mein Teacher sagt immer: wenn der Punkt kommt, wo man nicht mehr kann, einfach ruhig atmen und schauen was dann passiert. Ich wollte mal schauen, wie weit ich gehen kann und wie die Komponenten Körper, Sport und Emotional miteinander harmonieren und wer zum Schluss stärker ist. Der Kopf hat gesiegt und der Wille war auch da. Eine tolle Erfahrung für die sich jeder Kilometer gelohnt hat.
Ich möchte auf diesem Wege auch Danke sagen: Carola die alle Trainingswanderungen organisiert hat, Karsten der meine persönliche Orga übernommen hat und allen, die ich während der Wanderungen kennengelernt habe, ihr habt meinen Horizont erweitert und seid Teil meines Erfolges. Ohne euch hätte ich das alles nicht gemacht!!!
Ich möchte mich auch bei allen entschuldigen die ich in den letzten Wochen zu diesem Thema genervt habe, denn wenn ich von was begeistert bin, erzähle ich es jedem, auch dem der es nicht hören will!! Sorry!!!
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Liebe Heike!
Wir sind dankbar für jedes euphorische Gespräch über deine Ziele!!!
Den ganzen Samstag und auch Sonntag- bis zur Nachricht über den Zieleinlauf- haben wir die Daumengedrückt, mitgebangt und mitgehofft.
Um so freudiger lesen, dass du die ganzen Kilometer geschafft hast. Glückwunsch zu “diesem Kopf”, zu dieser Art zu atmen, sich neu zu “sortieren”-Auch zu diesen Schuhen!
Sehr gern sind wir weiter an deiner Seite: reichen Getränke und Riegel, geben Balsam für die Seele, trösten, munter auf, trinken gemeinsam Bier, singen gemeinsam Lieder!
Ein toller Kurzbericht – wir danken und gratulieren zu Platz 32!!!!!
Sven und Wilja