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[:de]Winterostseeweg – die Vogelnestproblematik[:]

[:de]50 km in 10 Stunden. Im Februar an der Ostsee. Wenn mich vor 10 Jahren jemand gefragt hätte, ob ich das nicht mitmachen will, hätte ich wohl nur den Kopf geschüttelt und denjenigen für verrückt erklärt. Wahrscheinlich wäre es vor einer Dekade auch den meisten anderen so gegangen, als es noch nicht alle Nase lang 100 km-Märsche in jeder Ecke Deutschlands gab. Heute gibt es zwar immer noch genug Leute, die mich für verrückt halten, an solchen Extremveranstaltungen zum Spaß und für teilweise viel Geld teilzunehmen. Aber irgendwie ist das normal geworden. Und so erscheint einem die halbe Distanz schon fast wie ein Spaziergang. Ein Spaziergang an der winterlichen Ostsee. Manch ein Trainingsmarsch war doch schon länger als die 50 km Winter-Ostseeweg.

Rund 400 Teilnehmer wollen am 17.02. diesen Spaziergang starten. Allein unser Team EarnYourBacon macht davon etwa 10 Prozent aus. Für viele ist es schon die zweite längere Winterwanderung an der Ostsee in diesem Jahr. Ende Januar waren wir für gute 31 km auf dem im Winter verschlafenen Usedom eingekehrt und am teils verschneiten Strand entlang gewandert. Um 9 Uhr ist Start im Ostseebad Kühlungsborn. Um 8 Uhr ist mein Tagesrucksack gepackt mit gefüllter Wasserblase, Croissants, Wechselsocken und -merinowäsche, einem Erste-Hilfe-Säckchen und einer Stirnlampe. Fertig angezogen im Zwiebelprinzip bin ich auch, aber die Haare sind noch nicht „wanderbereit“. Aus Zeitmangel beschließe ich, mir die Zöpfchen einfach auf der Fahrt zum Start zu flechten. Doof nur, wenn man unterwegs merkt, dass die Zopfgummis in der Unterkunft zurückgeblieben sind. Mit offenen Haaren 50 km wandern? „Oh Gott, da bleibt ja am Abend nur noch ein Vogelnest auf dem Kopf zurück“, denke ich und schreibe einen Hilferuf in unsere WhatsApp-Gruppe. Maika rettet mich zum Glück vor dem drohenden Knotendisaster mit einem Ersatzgummi.

 

Ganz untypisch für eine Sportveranstaltung findet der Start innerhalb einer Sporthalle statt. Dick in unsere Schichten eingepackt, können wir es kaum erwarten, endlich raus auf die Strecke entlassen zu werden. Es geht gleich Richtung Meer und für ein kurzes Stück auf der Promenade entlang. Mit 3 Grad ist es winterlich kalt, aber die Anstiege im Inland und die stete Bewegung heizen uns schon gut ein. Aus meinen Fehlern habe ich natürlich gelernt und heute eine lange Unterhose an. „Schwerer Fehler“, denke ich schon nach kurzer Zeit, als es den langen, fiesen Anstieg zum Leuchtturm Basdorf hochgeht und meine Beine glühen. Der Abschnitt erinnert mich sofort an den langen 100 km-Ostseeweg, wo es danach gleich noch in die sehr anspruchsvolle „Kühlung“ geht, die viele Teilnehmer in die Knie gezwungen hatte.

 

Man, ist das warm

Neben mir läuft Lea und klagt über ihren nicht ganz perfekten Zopf. Unter ihrer Mütze würden die Haare immer verwurschteln, sagt sie. Und ich dachte immer, ich wäre die einzige mit der Vogelnestproblematik, was lange Haare angeht. Nach rund 17 km kommen wir am ersten Verpflegungspunkt an. Es gibt Toiletten, heißen Kaffee und Tee, Kuchen, Obst und Laugengebäck. Genug, um den gierigen Wanderermagen für die nächsten 11 km bis zur nächsten Verpflegungsstelle ruhig zu stellen. Während ich noch meinen Kaffee genieße, fragt mich Nina, ob ich nicht noch ein Zopfgummi für sie hätte. Sie hätte ihres verloren und ihre Haare würden offen sofort verfilzen. Komisch, wie oft dieses Thema gerade heute hoch kommt. Ich wedele mit meinem Zopf, in dem das schon selbst geborgte eingeflochten ist, und schüttele leider den Kopf.

Nachdem ich meine nassgeschwitzte Daunenjacke gegen ein Fleecehoodie getauscht habe, geht es mit der Rasselbande weiter. Einige Streckenabschnitte laufen wir jetzt in die entgegengesetzte Richtung, dann geht es schnurstracks wieder zum Meer. Der Ausblick von der Steilküste ist toll, aber der Weg furchtbar matschig. Immer wieder rutschen und glitschen die Schuhe im Morast weg und die Wanderhosen sehen aus, als hätten wir sie extra mit Schlamm eingerieben. Ein Strandkorb und das 20 km-Schild laden zu einem kleinen Fotostopp ein, bevor es bald wieder ins Inland geht.

 

Meine Laune ist ungebrochen gut, nur neben mir schnauft es ab und an. Martins Rucksack gehört nicht gerade zu den ergonomischsten und drückt fortwährend auf die Schultern. Das Wundermittel Ibuprofen hilft zumindest, bis zum zweiten Verpflegungspunkt zu kommen, der gleich dem Start- und Zielort ist. Martin entledigt sich seines Rucksacks und ich mich meiner langen Unterhose und der nassen Daunenjacke. Genug geschwitzt. Nach zu viel Kuchen geht es im größeren Rudel ab zur Promenade, diesmal in die andere Richtung. Hier sind auch deutlich mehr „normale“ Spaziergänger unterwegs, die uns ulkig anschauen, während wir lautstark von unseren ersten absolvierten 28 Kilometern erzählen.

 

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich meine Füße noch nicht spüre. Doch, doch, die sind da und fragen sich, warum sie jetzt eigentlich nochmal 22 km laufen müssen. Ganz einfach: weil der Rest des Körpers will und sie nunmal mitmachen müssen. Die ganz unten müssen eben am härtesten arbeiten, während der Kopf sich amüsiert. Das ist ja nicht nur beim Wandern so. Gespräche über Geländewagendachgepäckträgersysteme, günstige Unterkünfte in Polen, wildes Campen in Deutschland und Leichtmetallkochtöpfe verkürzen die Zeit bis zum dritten Verpflegungspunkt in Heiligendamm, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte. Umso mehr freue ich mich über einen weiteren leckeren Kaffee und den inzwischen siebten Vanillekringel. Nur noch etwa 10 Kilometer, da wird die letzte Pause auf ein Minimum verkürzt.

 

Die Nacht senkt sich herab

So langsam setzt die Dunkelheit ein und es wird auch wieder ein wenig kälter. Meine Hände frieren trotz Handschuhe und meine Fußsohlen brennen schon ganz gut. Trotzdem legt unser kleines Trüppchen nochmal ordentlich an Tempo zu und überholt einen nach dem nächsten Wanderer. Steve und Max, die aber anscheinend Raketenwasser getrunken haben, verschwinden einfach vor uns in der Dunkelheit. Der Weg führt nun lange an Straßen entlang und die Scheinwerfer der Autos lassen uns ein ums andere Mal erblinden. Kurz missdeuten wir auch die auf dem Radweg aufgesprühte Aufforderung, uns links zu halten, aber wir werden noch rechtzeitig vom Streckenposten wieder auf den richtigen Pfad gewunken.

Die Stirnlampen lassen wir bewusst aus. Unsere Augen haben sich ganz gut an die Dunkelheit gewöhnt. Als es aber auf die Zielgerade mitten in den finsteren Wald geht, müssen auch wir einsehen, dass wir eine zusätzliche Lichtquelle brauchen. Mittendrin kommt uns noch Lotte, der „Veranstaltungsbegleithund“ entgegen gelaufen und bringt uns fröhlich neben uns her trottend zum Ziel, der Halle in Kühlungsborn. Janine hat uns kurz vor dem Wald noch eingeholt und so laufen, nein rennen wir zu fünft Hand in Hand durch den Zielbogen, wo wir mit Applaus von unseren Teammitgliedern empfangen werden. Im Minutentakt kommen nun die restlichen EarnYourBacons in Ziel und mit Sonja sind wir am Ende vollständig. Finisherquote: 100 %.

Mit Holzmedaille und Urkunde hole ich mir den verdienten Glühwein und einen weiteren Vanillekringel, ziehe mir meine Schuhe aus und setze mich einfach auf den Hallenboden. Der Plan, Pizza in die Halle zu bestellen, scheitert am Vorhandensein eines Lieferdienstes in Kühlungsborn. Und auch die Pizzeria vor Ort ist nicht in der Lage, 25 von uns bei sich aufzunehmen. Stattdessen entsteht der Plan, im Hotel, wo der Großteil aller Teilnehmer von uns untergekommen ist, die Lounge zu besetzen und die Pizza eben von gegenüber selbst zu holen.

Beim Aufstehen merke ich auf einmal, wie ein stechender Schmerz in meinem linken Fußgelenk ein vernünftiges Gehen unmöglich macht. Noch vor dem Zubettgehen werde ich feststellen, dass er dick geschwollen ist. Warum hatte ich das denn unterwegs nicht gemerkt. Mit dem Auto geht es daher statt zu Fuß zum Hotel und mit viel Improvisation und Hin- und Herrrennens zwischen Hotel und Pizzeria kommen wir alle tatsächlich noch an unser Futter und jede Menge Bier. Einen Teil des Teams haben wir allerdings auf dem Weg an einen Inder verloren.

Zufrieden über den Tageserfolg stoßen wir an, mampfen unsere fettigen, aber geschmackvollen Pizzen, planen den nächsten Tag, lassen den heutigen Revue passieren und verabschieden uns um halb elf in unsere jeweilen Quartiere. Die Ostsee wird uns sicher für die ein oder andere Schandtat wiedersehen.

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[:de]Dein Ostseeweg 2017 – Die Geschichte des Schlusslichts[:]

[:de]

erzählt und geschrieben von Ralf M.


Nach dem nun einige Zeit vergangen ist möchte ich auch noch kurz Resümee zum vergangenen 100km Marsch ziehen. Mein mittlerweile 9ter Marsch und der vierte in diesem Jahr. Dass es sich aber zu einem der für mich schönsten und emotionalsten Märsche entwickelte hatte, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. 

 

Die Geschichte des Schlusslichts

 

Eigentlich wollte ich den Marsch ja absagen. Körperliche und berufliche Grunde hatten mir eigentlich gesagt, mach dir ein ruhiges WE und leg mal die Füße hoch. Aber wen würde ich damit so kurzfristig alles enttäuschen?? Zimmer waren gebucht (in dem ich im Übrigen in zwei Nächten nicht ein einziges Mal im Bett lag) und Fahrstrecken abgesprochen. Von daher was soll‘s dacht ich mir: „ein Mann – ein Wort“ und rein ins Auto und ab nach Bad Doberan…

 


Die ersten 20-30 Kilometer verliefen wie immer. Viel Gequatsche, viel Gedrängel und man kommt mit dem ein oder andern ins Gespräch. Somit auch mit Robert aus Münster, einem ehemaligen Magdeburger (aber dazu später). Nachdem sich in den ersten 30 km die Gruppen gefunden oder durch Zufall zusammen gewürfelt hatten stand ich plötzlich mit Lea „alleine“ und „verlassen“ vom Rest des 30ig köpfigen „EarnYourBacon“ Teams auf weiter Flur. Kleinere Reste des Teams sahen wir vereinzelt höchstens bei den folgendenVerpflegungsstationen als sie meist schon im Begriff waren zu gehen. Der Rest war uns schon weit voraus.


 


Aber was soll’s, der Teamgedanke war geboren und reifte Stück für Stück und Kilometer für Kilometer weiter an. Ich legte dieses Mal eh keinen Wert auf Zeit oder sonstigeErrungenschaften. Eigentlich wollte ich es nur ganz in Ruhehinter mich bringen. Auch ein Abbruch wäre für mich mal egal gewesen. Kann man ja auch mal machen. Das Gefühl kannte ich ja eh noch nicht. Daher war es für mich irgendwann auch leicht mit Lea den Abbruch bei km 67 (nächster Verpflegungspunkt) zu beschließen. Sie hatte sich nämlich auf den ersten 25 km durch die falsche Schuhwahl eine Blase zugezogen und die Wechselschuhe die Ihr Freund dann brachte machten es zwar Besser aber die Titanic hatte eben ein Leck bekommen und musste zwangsläufig irgendwann unter gehen. Ab km 50 war es dann auch so weit. Wir begannen langsam, aber sicher zu sinken. Die Schmerzen bei Lea waren so groß, dass wir nur noch 3,5 km die Stunde schafften. Da half auch die beste Motivation nichts, wenn man erst bei der Hälfte der Strecke ist. Somit war ihr klar, dass sie den Marsch abbrechen müsste und ich fügte mich dem Schicksal unserer kleinen entstandenen Gruppe und beschloss für mich auch abzubrechen weil einfach nicht die richtige Lust da war um weiter zu machen. Aber Lea hatte biss und wollte sich wenigstens bis km 67 zum nächsten Verpflegungspunkt durch schlagen, um ihren bisherigen Rekord von 65 km um 2 km überbieten. So hätte sie wenigstens noch ein kleines Erfolgserlebnis gehabt. 

 

Die Nacht verging Stunde um Stunde, aber nicht die zurückgelegten Kilometer. Wir schlichen mehr durch den Wald und die Dörfer als wir liefen und wurden ständig von anderen Wanderern überholt. Mit Lampe auf dem Kopf, Musik in den Ohren ging es ohne viele Worte langsam durch die Nacht. Ab und an eine Aufmunterung, die den Schmerz für 10 Meter abklingen lies um nur kurz darauf umso stärker wieder zurück zu kommen. Es war eine deprimierende Zeit, weil wir wussten was auf uns zukam. Aber wenigstens gingdann endlich so langsam die Sonne auf. Gab neuen Mut, neue Kraft und neue Zuversicht. Und plötzlich traf uns ein Geistesblitz. Warum wir natürlich nicht schon früher drauf gekommen sind fragt bitte nicht, aber eine Kurve weiter auf freier Wildbahn (ok war Fahrradweg) saßen zwei Mädels die sich Ihre Füße neu abgeklebten und wir beschlossen uns das Dilemma bei Lea endlich einmal an zuschauen. Ein schöne prall gefüllte Blase im Durchmesser von 3 bis 4 cm zierte den Fuß oder besser den Hacken von Lea die Ihr die unsäglichen Schmerzen verursachte. Leider hatten die Mädels keine Nadel mehr und hatten auch nur Ihre Fingernägel benutzt, aber wir dachten uns der Nächste der bei uns vorbei kommt wird angeschnorrt. Und wirklich eine nette Dame (Sophia) gab uns Ihr Taschenmesser…

 

Alle Sanis bitte, die nächsten Sätze überlesen. 

 

Ruck zuck war die Schere aus dem Messer geklappt. Lea konnte es nicht, also hab ich kurz angesetzt und zwei Stiche später war das komplette Tempotaschentuch nass. Die Blase war erstmal Geschichte. Sie drücke das restliche Wasser aus den zwei offenen Hautschlitzen und sah plötzlich wieder schmerzbefreiter und glücklicher aus als noch vor 5 Minuten. 

 

Die 67 rückten also wieder in greifbare Nähe. Und es lief wirklich wieder besser. Beflügelnd war es auch das wir just in dem Moment von unseren drei letzten Damen uns unserer Gruppe eingeholt wurden und wir so das Abenteuer zu fünftweiter bestreiten konnten. Unsere Zeiten verbesserten sich tatsächlich wieder auf 11:30 je Kilometer. Tempo wie fast am Anfang. Wahnsinn.. Und die ersten Phantasien an die 74 wurden geboren und ich goss das zarte Pflänzchen „Ehrgeiz“Stück für Stück mit Motivation.  So erreichten wir erstmal die 67 mit fast schon guter Laune. Auch wenn wir das Tempo unserer drei dazugewonnenen Mitstreiter nicht ganz mehr halten konnten. 

 

Jetzt war erstmal Pause angesagt und die Freude über das Erreichen des Etappenzieles groß. Es wurde gefrühstückt und was Warmes getrunken. Gespräche mit anderen geführt,warum man sich zum Beispiel ein „L“ und ein “R“ auf den Fußrücken in einer thailändischen Opiumhöhle tätowieren lassen muss oder warum andere den guten Kaffee einfach umkippen müssen. Mit fortschreitender Zeit und sinnlosen aber coolen Gesprächen stieg nicht nur die Sonne immer höher am Himmel empor sondern auch unsere Zuversicht das nächste Etappenziel doch erreichen zu können. Kilometer 74…das wäre ein Traum den zu erreichen. Immerhin wären es dann schon fast 10 km mehr als Lea‘s bisheriger Rekord und somit eine zusätzliche Motivation es an zu gehen. 

 

Also weiter, immer weiter im fünfer Gespann entlang der Küste. Aber wir konnten das Tempo nach einigen Kilometern nicht mehr standhalten. Die Füße brannten einfach zu stark um wirklich noch Tempo auf die Streck zu bekommen. Erst 12:30 dann 13:00 Minuten pro Kilometer waren jetzt so die Regel und so schön die Sonne am Morgen auch sein kann umsoerdrückender ist Sie, wenn man an der vollen Strandpromenade von Kühlungsborn lang marschieren muss. Viele Menschen fragten sich was den das für Ausgestoßene sind. Menschen mit zerzausten Haaren, dreckig mit verkrampften Gesichtern und Rucksäcken passte irgendwie nicht ins Weltbild vieler Menschen zu einem so schönen und unbekümmerten Sonntagvormittag. Wir blickten in viele fragende aber doch immer freundliche Gesichter. Oder war es Mitleid? Wer weiß das schon und wen kümmert es nach über 70km. Und wenn von hier und da ein motivierender Zurufkam, wussten wir, DER weiß was wir hier machen und bedankten uns mit einem gequälten aber ehrlichem lächeln. Lea fing langsam wieder an stärker kämpfen zu müssen. Müdigkeit, Erschöpfung und die brennenden Füße forderten ihren Tribut und sie wollte nur noch zum Sani um sich irgendein Pflaster kleben zu lassen. Aber zwischen Konzertgarten Ost und Konzertgarten West liegen so viele verdammte Meter die sich wie Kaugummi am Schuh einfach nur ziehen und nicht enden wollen.   



Unsere drei schnelleren Damen erwischten wir bei der Ankunft am Verpflegungspunkt nur noch beim losgehen. Wir wünschten Ihnen viel Glück und drückten die Daumen, dass sie ihr Ziel die 24 Stunden noch erreichen würden, und machten uns (besser ich) erstmal über die Getränke her und ich versuchte die Jungs, die Papa zum freiwilligen Helfen mit eingespannt hat, für eines der nächsten Event zu begeistern 😉 Währenddessen stellte sich Lea den Sanis einmal persönlich vor und fluchte als Ihr Platz in der Schlange weg war, als sie nur mal „schnell“ auf Toilette geflitzt ist. Aber so ist das eben aber sie kam dann trotzdem noch dran. Der Sani fand es ganz lustig, dass sie sich alles mit Leukoplast abgeklebt hat. Ein Abreißen der alten Pflaster war somit nicht möglich ohne die Haupt der Blase mit runter zu ziehen. Also nur ein Druckpflaster rauf und das muss reichen für die folgenden härtesten 26 Kilometer ihres Lebens…

 

Kurz bevor wir den letzten Abschnitt in Angriff nahmen kam unser guter Jens um die Ecke. Er war also auch noch im Rennen. Warum auch nicht. Einer der bei anderen Veranstaltungen bei km 44 Ohnmächtig wird und dann trotzdem die 100 noch zu Ende läuft, schafft auch diesen Marsch hier. Da machte ich mir keine Sorgen. Aber er hatte wegen seinem Team auch auf Zeiten verzichtet und war jetzt nur noch alleine unterwegs und versuchte noch das Beste aus der Zeit raus zu holen was ging. Wir sind schon ein verrückter harter Haufen dachte ich mir so in dem Moment. Also durfteer schnell was trinken und dann hab ich ihn gleich wieder mit uns mitgenommen. Pausen werden ja eh überbewertet. 😀 Somit waren wir zu dritt und quälten uns gemeinsam über dasletzte Viertel des Weges. Entlang der vollen Straßen in Kühlungsborn, den Weg hinauf zum Leuchtturm in praller Sonne und dann langsam durch, die Gott sein Dank,entschärfte Kühlung. Der Wald spendete endlich Schatten aber der Himmel zog sich nun langsam zu. Lea wurde immer langsamer und weitere Tränen verschmierten irgendwelche Farben um Ihre Augen. Während ich immer wieder auf Lea wartete bis sie zu mir aufgeschlossen hat, Ihr Mut zu sprach und ihr den Rücken stärkte entfernte sich Jens langsam Meter um Meter weiter von uns. Er musste einfach sein Stil laufen um anzukommen und er konnte nicht langsamer werden was auch völlig verständlich war. Dennoch erwischten wir ihn hin und wieder als er Pause machte oder mit anderen am Straßenrand quatschte. Dies war dann auch der Moment, wo wir, zu dem Zeitpunkt noch in unbekannter Weise, auf Robert und Sophie stießen, die sich mit Jens unterhielten. Sophie völlig deprimierend auf der Straße saß und kein Spaß mehr verstand während die beiden Jungs sie versuchten aufzumuntern kamen meine blöden Witze nicht mehr so richtig an. 😀 

 

So waren wir wieder zu dritt. Lea, Jens und ich. Aber so langsam machte sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar. Nahm bei jedem zurückblicken nach Lea immer mehr zu. So war ich im Inneren Zwiespalt mit mir selbst. Geplagt von der Mission sie zu motivieren den ersten 100ter Ihres Lebens zu finishen und dem gegenüber was ich ihr hier grad antue. Sie im wahrsten Sinne des Wortes kaputt zu spielen. Wenn ich oft in ihr schmerzverzerrtes Gesicht blickte und ab und an die Tränen sah hätte ich am liebsten den Sanis Bescheid gegeben die Sache abzubrechen. Aber ich weiß auch, dass die Erlösung nur eine kurze Zeit anhält bis dann für lange lange Zeit die Enttäuschung einsetzt an dem Punkt abgebrochen zu haben. Denn bei einem nächsten Versuch muss man ja auch erstmal die ganzen Strapazen auf sich nehmen, um genau zu diesem Punkt wieder zu kommen. Und besser wird es dann auch nicht. Nein, das sollte nicht passieren. Das was mich persönlich nur noch motivierte den Marsch zu machen durfte nicht so einfach Enden. Der Schmerz vergeht irgendwann und nur der Stolz bleibt und dieses Gefühl sollte auch sie erleben dürfen. Also schluckte ich meine Zweifel runter und betete, dass alles gut werden würde. Also weiter… Meine App meldete jeden zurück gelegten Kilometer und jedes Mal war es ein kurzer Moment des Triumphes wieder einen dieser unendlich langen Kilometer, oder waren es mittlerweile schon Meilen, geschafft zu haben. Die nächsten 100 Meter ging es dann immer mit leichterem Schritt voran bis die Schmerzen dieses kleine Glücksgefühl wieder verrinnen ließen und die App nach 16 Minuten den nächsten geschafften Kilometer meldete. Dennoch musste ich mir was überlegen. Irgendwann kam mir die blöde Idee, Lea zusammen mit Jens wenigstens ein Stück zu tragen. Dazu benötigte man nur einen stabilen Stock, der dann auch irgendwann gefunden wurde und promptprobierten wir es einfach aus. Jens links ich rechts und Lea durfte sich setzten und sich an unseren Schultern festhalten und somit wenigstens mal 50 Meter Ihre Füße ausruhen während wir immer weiter gingen. Und es hat ihr gut getan. Körperlich wie auch vor allem Mental. Zumindest war es mal eine Abwechslung zu dem stupiden starren Blicken nach unten. Und plötzlich während wir am tragen sind hüpfte Robert von hintern mit seine GOPro vorbei und filmte unsere Aktion Lea ein Stück zu transportieren. PS. Ich bin auf das Video gespannt. Aber es war nur ein einmaliger Versuch. Jens musste sein Tempo laufen und somit waren wir bis Kilometer 91 wieder alleine. Dicht gefolgt von Robert und Sophie die Stück für Stück aufholten und den netten Sani auf dem Motorrad der mittlerweile schon irgendwie zu unserem Team zu gehören schien. 

Am Verpflegungspunkt trafen wir dann wieder mir Robert und Sophie zusammen. Hier kamen wir auch das erste Mal richtig ins Gespräch nach dem wir von Team der Verpflegungsstation freudig empfangen wurden. Und verflixt noch eins, Zufall gibt es da wird der Hund in der Pfanne verrückt. Robert war der mit dem wir uns schon auf den ersten 10 km unterhalten hatten und Sophie war die nette Dame, die uns bei Kilometer55 Ihre Schere gegeben hat um die Blase aufzustechen zu können. Somit war gleich klar, dass wir die letzten 9 Kilometer versuchen würden zusammen durch zu ziehen, denn das konnte nun wirklich nicht mit rechten Dingen zu gehen und war ein gutes Omen für den Rest des Marsches. Und noch waren wir nicht letzter. Ein Mitstreiter war noch hinter uns auf dem Weg zur Verpflegungsstation bei Kilometer 91 obwohl sich Lea jetzt wünschte den letzten Platz belegen zu dürfen. 



Also kurz einige der letzten verbliebenen Schmalzstullen verputzt bevor es die Tiere im Zoo bekommen und noch die Grapefruit Limo ausgetrunken und ein Gruppenfoto gemacht. Der erste Kilometer lief auch noch recht gut. Aber Lea konnte dann einfach kaum noch. Schmerzen bei jedem Tritt. Meine App meldet mittlerweile 18+ Minuten pro Kilometer und so mussten wir Sophie ziehen lassen. Nur Robert sahen wir noch ab und an. Die Sanis waren nun unsere steten Begleiter. Fast nach jeden zweiten oder dritten Kilometer warteten Sie samtRTW und Krad auf uns und wollten wohl den letzten Umsatz an dem Tage noch irgendwie schaffen. Aber nichts da. Wir hatten eh alle unsere Krankenkarte nicht dabei 😉 Und Lea verneint trotz dem enormen Wunsch es endlich zu beenden jede Frage mit einem freundlichen „nein – ich gehe weiter“.Was mich sehr stolz auf Ihre Leistung und Ihre Einstellung machte. Immer wenn ich wieder ein paar Meter vor Ihr war und mich umdrehte um auf sie zu warten sah ich dieses körperlich gebrochene zarte Wesen. Etwas Schlagseite nach rechts hatte sie schon seit längerem. Zum Glück gaben Ihr die Stöcker halt sonst wäre sie mir bestimmt in den Graben gefallen. Die Beine und Arme wackelten bei jedem Schritt wieWackelpudding aus Omas Kühlschrank und oft floss eineTräne über die Wange und Ihr Gesicht war schmerzverzerrt wenn wieder ein Steinchen blöde da lag. Seufzer und Tränen waren die restlichen Kilometer immer mit von der Partie. Aber ich konnte ihr dennoch immer und immer wieder ein kleines Lächeln entlocken und ihr die Vision von ihrem ersten geschafften 100ter weiter und weiter in den Kopf meißeln.

 

Zum Glück erreichte uns Ihr Freund bei Kilometer 95 um moralische Unterstützung zu geben. Und Gott sei Dank, weil mir sind so langsam sämtliche Argumente ausgegangen und mein schlechtes Gewissen brachte meine Motivationsversuche nicht mehr wirklich ehrlich rüber und quälte mich zudem enorm. Daher war ich über die moralische Unterstützung sehr dankbar und konnte mir mal eine kleine Auszeit nehmen und den Sanis noch mal zeigen, dass man auch nach 95+ Kilometern noch ganz gut joggen kann. Ich hoffe das Video dazu ist was geworden Robert….

 

Auf den letzten Kilometern waren wir dann aber wieder allein. Ich fasste neuen Mut und spornte Lea immer wieder an weiter zu gehen und nicht aufzugeben. Malte ihr Bilder in Kopf wie erleichtert sie gleich sein würde 100 Kilometer geschafft zu haben. Wie sie ihrem Freund gleich in die Arme fallen kann und alle angestauten Emotionen freien Lauf lassen kann. Ich erzählte ihr wie es sich anfühlt wenn man sich 100km durchdie Hölle gekämpft hat und dann das Ziel überschreitet. Der Stolz über seine Leistung der in einem wächst und sich einbrennt wie das Brandmahl auf einem Stier. Das wir zwar alleine jetzt unterwegs waren, aber das das ganze „EarnYourBacon“ Team in Gedanken grad bei ihr ist und sie anfeuert und wir sie in den Club der Hunderter gleich aufnehmen können. Sie biss die Zähne zusammen. Mir tat es auch schon leid ihr immer wieder zu sagen, da müssen wir hin, nur noch zwei Kilometer. Gleich ist der Wald zu Ende. Schau mal da rechts die Häuser. Das ist Bad Doberan. Wir sind da. Nur noch paar Meter durch die Straßen. Jetzt nur noch bis zu der Ecke und die nächste Querstraße dann ist die Sporthalle da.

 

Allein der enorm erleichternde Blick, die Freude in Ihrem Gesicht und der Stolz der in ihr hoch kam als wir zusammen das Ziel überschritten war es wert den Marsch bis zum Ende durch zu ziehen. Sie war die Nummer 201. Der letzte Finisherdes Ostseeweges 2017. Es war Ihr erster 100ter und Ihr dritter Anlauf. Dafür gebührt Ihr mein ganzer Respekt es trotz aller Umstände durchgezogen zu haben. Ohne die überwältigenden Leistungen aller anderen Fininsher in den Schatten zu stellen,finde ich hast du Lea an diesem Tage die Urkunde am Meisten von allen VERDIENT. Soviel Kämpferherz, Ehrgeiz und Entschlossenheit bringt nicht jeder auf. Ich hoffe die Erfahrung wird dich ein Leben lang begleiten (sag nur Enkelkinder und Kaminfeuer 😉 )

Daher ziehe ich den Hut vor dir und heiße dich hiermit noch einmal herzlich Willkommen im Club der HUNDERTER…


 

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[:de]Dein Ostseeweg – Jede Medaille hat zwei Seiten[:]

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Als Bloggerin habe ich die Möglichkeit, mich über absolvierte Veranstaltungen auf meiner Seite auszulassen, Lob auszusprechen, wo es angebracht ist und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen, wo ich persönlich welche entdeckte. Zu Dein-Ostseeweg 2016 habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, was ich ganz wunderbar fand und wo ich Optimierungspotential sehe. Da das eine höchst subjektive Sichtweise darstellt, freue ich mich, wenn der ein oder andere über einen Kommentar auch seinen Senf dazu gibt. Was hat euch gefallen? Was hättet ihr euch anders gewünscht?

Hier kommen meine Eindrücke

Was lief super?

Navigation und Streckenmarkierung

Die Strecke wurde sowohl als gpx-Datei für Handy-Apps und GPS-Geräte zur Verfügung gestellt und zusätzlich noch als PDF und  Papierausdruck am Start.

Die komplette Strecke war zudem mit gelben Pfeilen markiert (auf dem Boden, an Bäumen), denen man immer leicht folgen konnte, ohne ständig auf das Handy oder den ausgedruckten Plan schauen zu müssen. Eine super Idee, um sich nur auf die Strecke und sich selbst konzentrieren zu können. Ein Verlaufen war damit so gut wie ausgeschlossen. An kritischen Punkten standen zudem Streckenposten. Eine Stirn- oder Taschenlampe war jedoch vor allem in den trotz mondscheinheller Nacht stockdunklen Wäldern unabdingbar.

Verpflegungspunkt bei etwa 52 KM

Der Verpflegungspunkt nach der strecostseeweg-2016-verpflegungspaketkenmäßigen Halbzeit war hervorragend organisiert. Es gab ein beheiztes Zelt mit Bänken, um sich wieder aufzuwärmen und die Beine zu erholen. Direkt daneben befanden sich saubere sanitäre Anlagen und ein Stand, an dem man Pasta und Fischbrötchen käuflich erwerben konnte. Außerdem gab es in der Verpflegung enthaltene heiße (Hühner-)Brühe mit Nudeln, Wasser zum Auffüllen und Tee. Durch den Gepäckservice vor Ort hatte man Zugriff auf seine selbst mitgebrachte Verpflegung.

Gepäckservice inklusive

Im Gegensatz zum Mammutmarsch war der Gepäcktransport hier inklusive, statt optional dazu buchbar. Gut, dafür war die Anmeldegebühr auch um einiges höher. Selbst mitgebrachte Verpflegung konnte in einem einzigen Klarsichtbeutel verpackt werden oder eine eigene Tasche abgegeben werden. Der Vorteil gegenüber einzelner Beutel je Verpflegungspunkt: man hatte Zugriff auf die gesamte selbst mitgebrachte Auswahl an Leckereien und musste sich nicht ärgern, dass die Schokokekse, auf die man doch schon beim ersten Verpflegungspunkt Lust hat, erst im dritten Gepäckbeutel sind.

Fährticket

Das Fährticket für die Überfahrt über die Warnow war  in den Startunterlagen bereits enthalten. Und so eine Fährfahrt als Abwechslung ist auch was feines!

Shuttle-Service für Abbrecher

Über eine Notfall-Handynummer konnte man zu fast jedem Punkt der Strecke ein Abhol-Shuttle herbeirufen, das einen dann zum nächsten ÖPNV brachte (in diesem Fall Rostock HBF). Eine unserer Vierergruppe musste diesen Service leider in Anspruch nehmen. Sie wurde mit einigen anderen auf einer Sammeltour von Abbrechern in Basdorf abgeholt. Die Shuttles fuhren von den Verpflegungspunkten los, wo bereits geplante Abbrecher diesen Service nutzen konnten.

Guter Sani-Service (auch an der Strecke)

An jedem VP standen Sanitäter für Notfälle und kleinere Übel bereit. Außerdem fuhren Mopeds und Malteser-Wagen auch nachts an der Strecke entlang und erkundigten sich proaktiv über das Befinden der Teilnehmer.

Finisher-Souvenir

Neben einer ausgedruckten und handschriftlich ausgefüllten Finisher-Urkunde erhielt jeder Finisher ein kleines Souvenir in Form von einer kleinen Holzscheibe mit eingebranntem Dein-Ostseeweg-Logo. Ein sehr liebevolles und unerwartetes Detail!

Landschaftlich abwechslungsreiche und regionstypische Strecke

Der Start erfolgte im schönen Rostock mit Blick zurück auf die Skyline. Viele Abschnitte führten über Felder und vor allem die Kühlung durch dicht bewaldetes Gebiet. In Warnemünde durchquerten wir den Hafen und liefen die Strandpromenade entlang. Der Küstenstreifen zog sich von Warnemünde bis nach Kühlungsborn, ließ lange Zeit einen Blick auf die rauschende Ostsee zu und lud zu einem Abstecher an den Strand ein. Der eigentümliche Gespensterwald, der Basdorfer Leuchtturm mit seinem funkelnden Licht und die beleuchteten Schiffe am Horizont machten die Strecke optisch rund.

ostseeweg-2016-ostsee-panorama


Was könnte man verbessern?

Verpflegungspunkte-System

Obschon vor allem der Verpflegungspunkt bei KM 52 einfach herausragend organisiert war, war das Gesamtsystem an Verpflegungspunkten ein wenig unausgewogen. Es gab drei Punkte für die ersten 50 km, auf den letzten 50 wurde leider nur einer angeboten. Gerade die letzten 50 km sind aber die härtesten und vor allem nach einer langen, kalten Nacht wünscht man sich als Teilnehmer nach Sitzungen im Wald schon eine richtige Toilette mit Wänden, gern auch in Form eines Dixie-Klos.

Meine Empfehlung: lieber am Anfang einen Verpflegungspunkt sparen, wenn alle noch frisch und im Zweifel gesättigt sind und diesen ans Ende der Reise hängen.

Den letzten beißen die Hunde…

Am ersten Verpflegungspunkt nach 13 km gab es leckere Brezeln, die allerdings nach kurzer Zeit vergriffen waren, so dass nicht jeder eine erhielt. Ein ähnliches Bild ergab sich beim letzten und einzigen Verpflegungspunkt auf den letzten 50 km: es gab nur noch Obst, aber keine Kohlenhydrate wie Brezeln oder Milchbrötchen mehr um 6 Uhr morgens, keinen heißen Tee oder Kaffee.

Meine Empfehlung: Natürlich hilft es wenig, jedem Teilnehmer zu sagen, er möge sich nur eine Brezel o. ä. nehmen, damit genug für alle da ist. Im Zweifel stellt der sich wieder an und man hat keine Kontrolle. Daher würde ich beim nächsten Mal einfach kleine Coupons in die Startunterlagen packen, die jeder einlösen kann. Wer seinen Brezelcoupon nicht braucht, kann ihn ja an andere weitergeben.

Gepäckservice-System

Der erste Zugriff auf das Gepäck vor der Fähre war leider getrennt vom Verpflegungspunkt und daher ohne sinnvolle Möglichkeit, hier Pause zu machen. Das führte dazu, dass das Gepäck sofern möglich umgefüllt oder entnommen und mitgeschleppt werden musste bis zum nächsten Verpflegungspunkt.

Zudem endete der Gepäckservice nach 50 km, also musste für die letzten 50 km wieder das entnommen und mitgetragen werden, was notwendig erschien oder auf das noch nicht gegessene für die restliche Strecke verzichtet werden.

Meine Empfehlung: Der Zugriff auf den Gepäckservice sollte an einem Verpflegungspunkt möglich sein, da einige sich zum Pause machen aus ihren Gepäckbeuteln bedienen wollten, ohne erst zum nächsten Versorgungspunkt weiterlaufen zu müssen. Ein Weitertransport zum letzten und einzigen VP auf den letzten 50 km wäre m. E. auch machbar und sehr sinnvoll, vor allem, da es beim letzten Verpflegungspunkt keine richtige Verpflegung mehr gab und man so noch auf eigene Ressourcen zurückgreifen könnte.

Urkunden für Zwischenziele

Leider gab es keine Urkunden für Zwischen-Finisher, daher stellt sich ggf. kein richtiges Erfolgserlebnis selbst nach 90 geschafften Kilometern ein, obwohl das eine beachtliche Leistung ist.

Meine Empfehlung: Zumindest an den Verpflegungspunkten könnten Listen geführt werden, wer hier angekommen ist und eine Downloadmöglichkeit für Urkunden mit den entsprechend geschafften Kilometern an den Verpflegungspunkten zur Verfügung gestellt werden.

Alles in allem war es ein großartiges Event, was mir viel Spaß gemacht hat. Ich ziehe immer wieder gern meinen Hut vor den Organisatoren. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter, die ich zu schätzen weiß. Ich hoffe, es gibt noch viele Veranstaltungen dieser Art!

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[:de]Mein Ostseeweg 2016 – 76 km (oder doch 80?) in 18 Stunden[:]

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Einige von euch haben vielleicht mein maritimes Abenteuer über meinen Liveticker verfolgt. Dann hattet ihr bereits einen kleinen Einblick in meinen mit jedem Kilometer mehr voranschreitenden Verfall. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Es gab durchaus Höhen und Tiefen, nicht nur landschaftlicher Art.

Nachdem der Mammutmarsch im Mai so jäh endete, hatten sich viele unserer Gruppe quasi unverzüglich bei Dein-Ostseeweg angemeldet, um die 100 km voll zu machen. Ich natürlich auch. Ich sagte dafür die XLETIX Challenge am Timmendorfer Strand ab und dachte mir auch nichts dabei, dass ich eine Woche später für den Halbmarathon im Disneyland angemeldet war. Fleißig trainierte ich sowohl Laufen als auch Wandern, jeweils mit nicht wirklich kurzen Distanzen. Nach der letzten Testwanderung auf dem Havelradweg zeigte mein Körper mir aber dann doch mal, wer hier das Sagen und gleichzeitig einen Vogel. Schienbeinkantenentzündung und schmerzende Achillessehnen waren die Quittung für Zuviel in zu wenig Zeit zu wollen. Lauf- und Wandertraining wurde sodann (mit Mittwoch vor dem Ostseeweg sehr kurzfristig allerdings) ad acta gelegt. Da die Schmerzen so schnell nicht weggingen, fuhr ich mit entsprechend ungutem Gefühl nach Rostock, aber auch mit dem Entschluss im Hinterkopf, wegen des Ostseewegs nicht den Auftakt-HM im Disneyland aufs Spiel setzen zu wollen.

Auf nach Rostock

Mit rund 35 meiner Wanderbuddies traf ich mich am Samstag Vormittag im Rostocker Hafen. Eine kleine Bühne war aufgebaut, hauptsächlich für die Anmoderation des Events. Die Abholung der Startunterlagen ging flott und ich füllte den durchsichtigen Beutel für den Gepäcktransport mit mehr Essen, als einem einzigen Menschen in 24 Stunden gut tut. Dazu eine Ersatz-Powerbank, die ich nach 50 km gegen die tauschen wollte, die ich gleich am Anfang mitnahm und ein paar Ersatzklamotten. Kurz wurde beratschlagt, in welcher Startwelle wer loslegen wollte. Nachdem von den Veranstaltern der Start kurzfristig um 15 Minuten nach hinten verlegt wurde wegen einiger Zuspätkommer, entschieden wir uns alle für die erste Welle. Warum man wegen einiger zu spät kommender Leute die erste Welle verschiebt und diese nicht einfach in der zweiten starten lässt, wollte mir allerdings nicht einleuchten. Wo sonst Touristen und Fischer unterwegs sind, setzte sich nun eine Wolke bunter Wanderer im Rostocker Hafen in Bewegung.

Der eigentliche Plan, als Gruppe zumindest am Anfang einigermaßen dicht beieinander zu bleiben, ging schon nach wenigen Kilometern nicht auf. War es das Trödeln unsererseits oder die Ampeln, die uns immer weiter auseinander rissen. Ich würde sagen, zumindest zu diesem Zeitpunkt waren noch die Ampeln schuld. Nur noch ganz weit in der Ferne sah ich den großen Karsten wandern, mit dem ich ursprünglich zusammen die 100 km rocken wollte. Aber mit Astrid, Anne und Josi war ich auch in guter Gesellschaft, zumal Astrid fleißig Pokemons mit mir brütete.

Wir ließen Rostock hinter uns, schauten sehnsüchtig einigen Liegestühlen nach und kaum hatten wir die teilweise noch tragenden Erdbeerfelder passiert, wartete auch schon der erste unerwartet frühe Verpflegungspunkt auf uns. Das war der Punkt, an dem Anne uns verließ, denn sie wollte keinen Umweg für diesen VP machen. Während Astrid und Josi die Dixie-Klos aufsuchten, machte ich mich über die Verpflegung in Form von Brezeln her. Und ich tat gut daran, denn als die beiden von den Dixies wiederkamen, waren die Brezeln bereits alle und so zogen wir quasi pausenlos weiter und nahmen noch Leah mit in unsere Gruppe auf.

Die ersten Zipperlein – Magen, was willst du eigentlich?

Kurz nach dem Stopp fing mein Magen an, rebellieren zu müssen. Ich wusste gar nicht, was ich ihm schon wieder getan hatte. Experimente hatte ich ihm nicht zugemutet und soviele KM und ungesundes Zeugs hatte er nun auch noch nicht intus. Der schöne Waldabschnitt lenkte mich erstmal ausreichend davon ab und noch viel mehr der erste Ausblick auf die Ostsee, für die ich allerdings über die Straße und den Deich herauf rennen musste. Egal. Wir sind ja hier schließlich beim Ostseeweg. Und was ist der ohne Ostsee. Ich hatte wohl Angst, die würde spontan verschwinden.

Kurz vor der Fähre, die uns über die Warnow bringen sollte, realisierten wir, dass Gepäcktransportausgabe nicht unbedingt gleich zu setzen ist mit Verpflegungs-/Pausenpunkt. Den Gepäcktransport gab es bei KM 25, bei KM 31 sollte es dann den Pausenpunkt geben. Nun wollten wir hier nicht Pause machen und dann nach nur 6 km schon wieder, zumal der Ort des Gepäcktransports nicht gerade zum Pausieren einlud. Sowohl Leah als auch ich hatten aber unser Gepäck darauf ausgelegt, direkt daraus zu essen. Sie hatten einen riesigen Bottich Nudelsalat dabei, den sie nicht mitschleppen wollte. Also schlang ich kurzerhand meine halbe Pizza hinunter, damit sie meinen Plastikbeutel zum Umfüllen ihres Salats nutzen konnte.

Die Fahrt über die Warnow war kurz, aber schön. Im Hafen lag ein riesiger Metallklotz, auch besser bekannt als Aida und ewig viele Touristen erwarteten schon das Auslaufen. In Warnemünde gingen wir in der Menge tatsächlich mal unter. Ab und an sahen wir berucksackte Wanderer, die eindeutig zu uns gehören mussten. Viel Zeit, die schöne Promenade mit Hafen zu genießen, blieb uns nicht. Wir mussten ja einen Schnitt von gut 5 km/h halten. Bislang sah das auch ganz gut aus.

Es wird dunkel

Am Verpflegungspunkt „Fuchsbar“ zog ich mir ein trockenes Brötchen gegen meinen Magen rein. Die halbe Pepperoni-Pizza hatte nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Karsten und Co. saßen auch noch hier, waren aber schon viel eher wieder aufbruchbereit. Als wir uns wieder auf die Socken machten, senkte sich die Nacht schon langsam und die ersten Stirnlampen wurden gezückt. Um halb neun erreichten wir das Ostseebad Nienhagen, machte eine kurze Dehn- und Toilettenpause, um weiter tief in die Nacht einzutauchen.

Die Notdurft zwang uns ab und an zu weiteren spontanen Kurzpausen, an denen wir mal die Beine hochlegen konnten. Kühlungsborn schien noch so weit weg zu sein und die Nacht noch ewig lang. Es ging an der Steilküste entlang, wo das Meer mit dem Wind um die Wette rauschte. Ein unendlich langer Wegabschnitt zwischen Wald und Büschen verlangte uns eine Menge Geduld ab und die Disziplin, nicht einfach einen Abstecher zum Strand zu machen.

Die Promenade in Kühlungsborn überspannte dann aber unseren Geduldsfaden. Sie wollte einfach nicht den nächsten Verpflegungspunkt preisgeben. 51 km vergingen, dann der 52te. Hatte nicht der Gepäcktransporter gesagt, der nächste Punkt sei bei 51? War er nicht. Erst nach guten 53 km kam dann um 23.45 Uhr das erlösende Zelt zum Vorschein. Zugegeben ein richtiges Highlight! Das Zelt war beheizt und mit Bänken ausgestattet, es gab richtige Toiletten und zum zweiten und letzten Mal unser Gepäck. Ach ja und heiße Brühe! Ich habe noch nie in meinem Leben so gute heiße Brühe gegessen. Natürlich waren meine Ansprüche in dem Moment auch extrem niedrig. Ich hatte auch heißes Salzwasser mit Gras gegessen. Bevor wir alle fast einschliefen, rissen wir uns schnell zusammen und schnürten die Rucksäcke. Viele andere stiegen hier aus und nahmen das Shuttle zum Rostocker Hauptbahnhof. Kurz vor Abmarsch quietschte ich noch einmal laut auf: ich hatte endlich – hier am anderen Ende von Deutschland – mein erstes Pikachu gefangen.

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Da waren es nur noch drei…

Nach ein paar Kilometern bog unser Weg von der Küste wieder hin zum Inland. Wir wanderten über die Felder und brauchten nicht einmal unsere Stirnlampen, weil der Mond hell wie ein Scheinwerfer über uns stand. Unser nächstes Zwischenziel konnten wir schon von Ferne sehen: den Basdorfer Leuchtturm. Fast auf dem Berg dorthin angekommen, merkten wir auf einmal, dass Leah sehr weit abgeschlagen war. Sie rief mich an und musste leider das Shuttle in Anspruch nehmen. An Weiterlaufen war mit ihrem Rücken nicht zu denken. Da waren wir nur noch drei.

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Nach einer weiteren Kurzpause in irgendeinem Kaff mitten auf der Straße verließen wir endlich wieder den Beton und bogen in finstersten Wald. Ohne Stirnlampe wären wir aufgeschmissen gewesen. Und es wurde nicht nur finster, sondern auch sehr steil, bergig und geröllig. Mein lieber Schwan, hat die Ostsee Berge! Wir durchquerten die sogenannte Kühlung, einen Höhenzug, wie ich später und hier sehr eindrucksvoll lernte. Wer zu dem Zeitpunkt noch keine Blasen hatte, bekam jetzt welche. Das ständige Auf- und Ab bekam meinem angeschlagenen Schienbein nicht besonders gut und ich merkte es deutlich, trotz vorher eingeworfener Ibu.

Wir freuten uns so sehr, endlich die Achterbahnfahrt an Wald hinter uns gelassen zu haben und schon 73 km geschafft zu haben – dachten wir. Ich warf dann zum ersten Mal einen Blick auf das PDF mit den Kilometerdaten, um zu sehen, wie weit Bad Doberan danach noch entfernt war. Mich traf fast der Schlag. Unsere GPS-Daten wichen 3-5 km vom PDF ab. Leider in die falsche Richtung. Danach waren es noch mindestens 5-6 km nach Bad Doberan und nicht wie hofft noch 2-3. Oh mann. Wir waren reichlich desillusioniert und der Feldweg mit löcherigen Steinen machte das Ganze nicht besser. Außerdem wurde ich überhaupt nicht mehr warm. Trotz dreier Schichten, Winddichtigkeit und Bewegung fror ich am ganzen Körper.

Schluss mit Lustig

Josi war dann die erste, die sagte, sie würde wahrscheinlich bei KM 76 aufhören. Ich muss zugeben, ich war total erleichtert, als sie das sagte, denn mir ging es ähnlich. In mir tobten Teufelchen gegen Engelchen. Das Teufelchen war der Meinung, ich Memme würde ja wohl noch die läppischen 24 km schaffen. Engelchen dagegen piekte immer wieder gegen das Schienbein und erinnerte mich an mein Disneyland-Abenteuer, welches ich aufs Spiel setzen würde, wenn ich Teufelchen folgte. Es war einer der seltenen Momente, in denen der Teufel verlor.

Wir schleppten uns die letzten, nicht enden wollenden Kilometer bis zum Verpflegungspunkt in Bad Doberan. Laut Karte waren wir bei 76 km, nach unseren Gerätschaften sind wir immerhin 80 km unterwegs gewesen. Aber wer zählt schon. Viel schlimmer war für meine Begleiterinnen, dass es hier keine Toiletten gab, sondern nur, wie auch schon die letzten 47 km, Wald. Leider war auch schon das Essen größtenteils alle, es gab nur noch Obst. Kein Zelt zum Aufwärmen. Hätte ich weitermachen wollen, hätte ich ab diesem Punkt arge Probleme gehabt, da ja auch der Gepäckservice in Kühlungsborn geendet hatte und mein Verpflegungsbeutel noch halb voll nach Rostock zurück ging.

Sonntag morgen

Ich verabschiedete mich von Astrid, Josi und Sonja, die als einzige noch nicht die Flinte ins Korn geworfen hatte und machte mich auf den “Heimweg”. Um 7 Uhr schlüpfte ich ins Bett und war aber zwei Stunden später schon wieder wach. Zeit, um den Zieleinlauf der tapferen Durchhaltenden digital zu verfolgen. Nina ging ins Ziel, Heike marschierte sogar noch an ihr vorbei. Und knapp unter 23 Stunden humpelten Karsten und Melissa über die Ziellinie. Ich freute mich wahnsinnig darüber!

 Besser als erwartet schaffte ich den Weg vom Bett zur Dusche und hatte heute nur noch einen richtigen Wunsch: zum Strand und die Füße ins Wasser halten. Noch bevor ich meinen Verpflegungsbeutel im Start-/Zielbereich abholte, wurde mir dieser Wunsch erfüllt. Mehr als FlipFlops trug ich eh schon nicht, aber der Wechsel in den weichen, nachgebenden Sand und das kühle Meerwasser war göttlich!

Die Strecke war ohne Frage heftig. Sonja, die ich im Ziel noch sah, erzählte, die letzten 24 Kilometer wären ein einziger Kampf gewesen. Noch heute bin ich froh, dass ich für mich ausnahmsweise die Reißleine gezogen habe und Sonntag um 6:30 Uhr morgens einigermaßen frisch an der Startlinie zum Disneyland-Halbmarathon stehen werde. Meine 100 km werden kommen. Garantiert!

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[:de]Heikes Weg zu 100 km in 24 Stunden an der Ostsee[:]

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Die liebe Heike war sehr oft “Gast” meiner Trainingswanderungen für den Mammutmarsch… und dass, obwohl sie keinen Startplatz mehr für dieses Event erhalten hatte. Ihren Triumph holte sie sich daher woanders. Wie und wo, das erzählt sie euch heute bei mir.

Aller Anfang ist schwer

Ich bin jemand der gerne neue Dinge ausprobiert und sehr vielseitig unterwegs ist. Letztes Jahr bin ich zwei Radrennen (300km) geradelt und im September meinen ersten Marathon gelaufen, die sportlichen Voraussetzungen sind also geschaffen. Im Februar entdeckte ich über Facebook den Mammutmarsch und die dazugehörigen Gruppen. Somit meldete ich mich für den Marsch an, leider kam ich nur auf die Nachrückerliste, weil das Teilnehmerlimit schon erschöpft war.

So begann ich mit EarnYourBacon die Trainingsvorbereitungen zu machen und stellte immer wieder fest, dass Wandern doch mal was ganz anderes ist als Joggen, denn ich werde gerne von Läufern belächelt, die das als Pippifax darstellen.
Nach und nach rüste ich auch mein Equipment auf, bei dem Kauf der Trinkblase beschloss ich allerdings das wir keine Freunde werden. Ich stellte immer wieder nach den Wanderungen fest, das ich tot bin. Aber die Gruppe faszinierte mich, tolle Leute, alle Altersklassen vertreten und nette Gespräche, die alle ein Ziel hatten.

Auf zur Ostsee

Ich bekam natürlich keinen Startplatz für den Mammutmarsch und so blieb mir das turbulente Erlebnis erspart. Beim Nachgrillen kam der Ostseeweg zur Sprache und ich wurde überredet, mich dort an zu melden. Jetzt wollte ich es wirklich wissen, startete wieder mit den Trainingsmärschen und kam immer wieder zur der Erkenntnis, dass ich die 100 nie schaffen werde, ganz besonders nach der letzten Trainingswanderung (44km auf Asphalt) nach Werder! An diesem Abend versenkte ich die ein oder andere Träne in meinem Kissen und überarbeitete noch mal mein Ziel. Ich wollte irgendwo zwischen Kühlungsborn (km 51) und Bad Doberan (km 76) stranden, das war mein neues Ziel und ich erzählte es jedem – auch mit dem Nachsatz, um die 100 zu schaffen, muss ich noch mal neu auf die Welt kommen.

So starteten wir am Freitag mit dem Flixbus nach Rostock, bezogen unser Hostel, wo ich feststellte, dass Betten beziehen auch nicht zu meinen Stärken gehört. Dann kehrten wir beim Italiener ein. Es blieb natürlich nicht bei einem Bier und somit hatten wir in Zimmer 1 noch das ein oder andere zu lachen.

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Heikes Ostseeweg beginnt…

Am Samstag starteten wir dann nach einem Frühstück zum Start-/Zielbereich, wo wir unsere Startnummer abholten und um 12.15 Uhr fiel dann endlich der Startschuss. Einige pesten gleich los, man könnte denken sie sind auf der Flucht. Als wir beim ersten Verpflegungspunkt (km 13) einkehrten, hatten wir schon den Eindruck, dass wir die letzten werden, weil viele gleich weiter liefen. Egal, ich wollte Spaß und der Weg ist das Ziel. Es ging dann über Markgrafenheide, Hohe Düne mit der Fähre nach Warnemünde. Bei km 31 gönnte ich mir eine Rostbratwurst und pflegte meine Füße. Dann ging es in die Nacht immer an der Küste lang mit einem gigantischen Sonnenuntergang Richtung Kühlungsborn.

Bei km 48 ging irgendwie gar nix mehr und ich ersehnte den nächsten Verpflegungspunkt bei km 51. Ich hab mich so gequält und die Gruppe löste sich ein wenig auf. Ich hatte einen richtigen Bock, ich wollte nicht aufgeben, nicht jetzt jedenfalls. Total schmerzverzogen kehrte ich ein, ich kann gar nicht sagen was mir weh tat, ich hatte keine Blasen oder andere Defizite. Ich sagte dann zu André, ich könnte jetzt los heulen. Die Antwort war: mach es doch. Also gönnte ich mir eine IBU 400 und ein Red Bull und legte den Hebel ich meinem Kopf um, sprang auf und wollte wieder los.

Volle Kraft voraus

Dann ging es Richtung Leuchtturm und ich gelangte zur Feststellung, dass es auch an der Ostsee Berge gibt. Ich glaube, so ab km 58 lief es richtig gut und ich passte mich dem Laufschritt von André und Peggy an. Den Humor hatte ich auch wieder und so ging es in den Wald, wo wir über das Thema “Tough Mudder” sprachen und ich es fast in die Tat umgesetzt hätte. Wir überholten den ein oder anderen “Weihnachtsbaum”, mir ging es echt gut und so wollte ich beim letzten Verpflegungspunkt km 76 in ein warmes Zelt mit Kaffee und Kuchen und auf eine Toilette. Leider wurde meine Erwartungen nicht erfüllt und somit beschloss ich um 5.15 Uhr, spätestens um 10.15 Uhr die Ziellinie zu überschreiten. André konnte ich davon überzeugen, Peggy stiegt aus.

heike-bei-nacht

Auf den letzten 24 Kilometern gingen wir dann auf Überholjagd. Gut gelaunt und im Stechschritt machten wir uns auf dem Weg und wurden auch ein wenig komisch angeschaut. Es sind die letzten Kilometer die zur Qual werden, wir blühten aber richtig auf! Ich fühlte mich total fit und wollte jetzt im Sauseschritt ins Ziel. Um 9.45 Uhr war es dann endlich soweit, mit einem Lächeln überquerten wir die Ziellinie. Nach 21 Stunden und 30 Minuten war es geschafft. Zur Belohnung gab es natürlich Sekt. Danke André!!!

heike-urkunde

Und, Heike? Nochmal?

Fazit: Es war eine tolle Strecke, gute Organisation und eine Erfahrung, die mich bereichert und stolz macht. Für mich waren die Kilometer 48 bis 51 die größte Qual, doch der Kopf war so stark, den Hebel umz legen. Und um es zum vierzigsten mal zu erwähnen: das Wetter war auf unserer Seite! Auf die Frage, ob es ich nochmal machen würde, kann ich nur sagen: vielleicht irgendwann mal, aber eins kann ich mit Sicherheit sagen, ich werde dieses Jahr keine Laugenbrezel mehr essen.

Und die meist gestellte Frage: Warum tut man sich so was an? Ich mache viel Yoga und mein Teacher sagt immer: wenn der Punkt kommt, wo man nicht mehr kann, einfach ruhig atmen und schauen was dann passiert. Ich wollte mal schauen, wie weit ich gehen kann und wie die Komponenten Körper, Sport und Emotional miteinander harmonieren und wer zum Schluss stärker ist. Der Kopf hat gesiegt und der Wille war auch da. Eine tolle Erfahrung für die sich jeder Kilometer gelohnt hat.

Ich möchte auf diesem Wege auch Danke sagen: Carola die alle Trainingswanderungen organisiert hat, Karsten der meine persönliche Orga übernommen hat und allen, die ich während der Wanderungen kennengelernt habe, ihr habt meinen Horizont erweitert und seid Teil meines Erfolges. Ohne euch hätte ich das alles nicht gemacht!!!
Ich möchte mich auch bei allen entschuldigen die ich in den letzten Wochen zu diesem Thema genervt habe, denn wenn ich von was begeistert bin, erzähle ich es jedem, auch dem der es nicht hören will!! Sorry!!!

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