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Als Bloggerin habe ich die Möglichkeit, mich über absolvierte Veranstaltungen auf meiner Seite auszulassen, Lob auszusprechen, wo es angebracht ist und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen, wo ich persönlich welche entdeckte. Zu Dein-Ostseeweg 2016 habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, was ich ganz wunderbar fand und wo ich Optimierungspotential sehe. Da das eine höchst subjektive Sichtweise darstellt, freue ich mich, wenn der ein oder andere über einen Kommentar auch seinen Senf dazu gibt. Was hat euch gefallen? Was hättet ihr euch anders gewünscht?
Hier kommen meine Eindrücke
Was lief super?
Navigation und Streckenmarkierung
Die Strecke wurde sowohl als gpx-Datei für Handy-Apps und GPS-Geräte zur Verfügung gestellt und zusätzlich noch als PDF und Papierausdruck am Start.
Die komplette Strecke war zudem mit gelben Pfeilen markiert (auf dem Boden, an Bäumen), denen man immer leicht folgen konnte, ohne ständig auf das Handy oder den ausgedruckten Plan schauen zu müssen. Eine super Idee, um sich nur auf die Strecke und sich selbst konzentrieren zu können. Ein Verlaufen war damit so gut wie ausgeschlossen. An kritischen Punkten standen zudem Streckenposten. Eine Stirn- oder Taschenlampe war jedoch vor allem in den trotz mondscheinheller Nacht stockdunklen Wäldern unabdingbar.
Verpflegungspunkt bei etwa 52 KM
Der Verpflegungspunkt nach der streckenmäßigen Halbzeit war hervorragend organisiert. Es gab ein beheiztes Zelt mit Bänken, um sich wieder aufzuwärmen und die Beine zu erholen. Direkt daneben befanden sich saubere sanitäre Anlagen und ein Stand, an dem man Pasta und Fischbrötchen käuflich erwerben konnte. Außerdem gab es in der Verpflegung enthaltene heiße (Hühner-)Brühe mit Nudeln, Wasser zum Auffüllen und Tee. Durch den Gepäckservice vor Ort hatte man Zugriff auf seine selbst mitgebrachte Verpflegung.
Gepäckservice inklusive
Im Gegensatz zum Mammutmarsch war der Gepäcktransport hier inklusive, statt optional dazu buchbar. Gut, dafür war die Anmeldegebühr auch um einiges höher. Selbst mitgebrachte Verpflegung konnte in einem einzigen Klarsichtbeutel verpackt werden oder eine eigene Tasche abgegeben werden. Der Vorteil gegenüber einzelner Beutel je Verpflegungspunkt: man hatte Zugriff auf die gesamte selbst mitgebrachte Auswahl an Leckereien und musste sich nicht ärgern, dass die Schokokekse, auf die man doch schon beim ersten Verpflegungspunkt Lust hat, erst im dritten Gepäckbeutel sind.
Fährticket
Das Fährticket für die Überfahrt über die Warnow war in den Startunterlagen bereits enthalten. Und so eine Fährfahrt als Abwechslung ist auch was feines!
Shuttle-Service für Abbrecher
Über eine Notfall-Handynummer konnte man zu fast jedem Punkt der Strecke ein Abhol-Shuttle herbeirufen, das einen dann zum nächsten ÖPNV brachte (in diesem Fall Rostock HBF). Eine unserer Vierergruppe musste diesen Service leider in Anspruch nehmen. Sie wurde mit einigen anderen auf einer Sammeltour von Abbrechern in Basdorf abgeholt. Die Shuttles fuhren von den Verpflegungspunkten los, wo bereits geplante Abbrecher diesen Service nutzen konnten.
Guter Sani-Service (auch an der Strecke)
An jedem VP standen Sanitäter für Notfälle und kleinere Übel bereit. Außerdem fuhren Mopeds und Malteser-Wagen auch nachts an der Strecke entlang und erkundigten sich proaktiv über das Befinden der Teilnehmer.
Finisher-Souvenir
Neben einer ausgedruckten und handschriftlich ausgefüllten Finisher-Urkunde erhielt jeder Finisher ein kleines Souvenir in Form von einer kleinen Holzscheibe mit eingebranntem Dein-Ostseeweg-Logo. Ein sehr liebevolles und unerwartetes Detail!
Landschaftlich abwechslungsreiche und regionstypische Strecke
Der Start erfolgte im schönen Rostock mit Blick zurück auf die Skyline. Viele Abschnitte führten über Felder und vor allem die Kühlung durch dicht bewaldetes Gebiet. In Warnemünde durchquerten wir den Hafen und liefen die Strandpromenade entlang. Der Küstenstreifen zog sich von Warnemünde bis nach Kühlungsborn, ließ lange Zeit einen Blick auf die rauschende Ostsee zu und lud zu einem Abstecher an den Strand ein. Der eigentümliche Gespensterwald, der Basdorfer Leuchtturm mit seinem funkelnden Licht und die beleuchteten Schiffe am Horizont machten die Strecke optisch rund.
Was könnte man verbessern?
Verpflegungspunkte-System
Obschon vor allem der Verpflegungspunkt bei KM 52 einfach herausragend organisiert war, war das Gesamtsystem an Verpflegungspunkten ein wenig unausgewogen. Es gab drei Punkte für die ersten 50 km, auf den letzten 50 wurde leider nur einer angeboten. Gerade die letzten 50 km sind aber die härtesten und vor allem nach einer langen, kalten Nacht wünscht man sich als Teilnehmer nach Sitzungen im Wald schon eine richtige Toilette mit Wänden, gern auch in Form eines Dixie-Klos.
Meine Empfehlung: lieber am Anfang einen Verpflegungspunkt sparen, wenn alle noch frisch und im Zweifel gesättigt sind und diesen ans Ende der Reise hängen.
Den letzten beißen die Hunde…
Am ersten Verpflegungspunkt nach 13 km gab es leckere Brezeln, die allerdings nach kurzer Zeit vergriffen waren, so dass nicht jeder eine erhielt. Ein ähnliches Bild ergab sich beim letzten und einzigen Verpflegungspunkt auf den letzten 50 km: es gab nur noch Obst, aber keine Kohlenhydrate wie Brezeln oder Milchbrötchen mehr um 6 Uhr morgens, keinen heißen Tee oder Kaffee.
Meine Empfehlung: Natürlich hilft es wenig, jedem Teilnehmer zu sagen, er möge sich nur eine Brezel o. ä. nehmen, damit genug für alle da ist. Im Zweifel stellt der sich wieder an und man hat keine Kontrolle. Daher würde ich beim nächsten Mal einfach kleine Coupons in die Startunterlagen packen, die jeder einlösen kann. Wer seinen Brezelcoupon nicht braucht, kann ihn ja an andere weitergeben.
Gepäckservice-System
Der erste Zugriff auf das Gepäck vor der Fähre war leider getrennt vom Verpflegungspunkt und daher ohne sinnvolle Möglichkeit, hier Pause zu machen. Das führte dazu, dass das Gepäck sofern möglich umgefüllt oder entnommen und mitgeschleppt werden musste bis zum nächsten Verpflegungspunkt.
Zudem endete der Gepäckservice nach 50 km, also musste für die letzten 50 km wieder das entnommen und mitgetragen werden, was notwendig erschien oder auf das noch nicht gegessene für die restliche Strecke verzichtet werden.
Meine Empfehlung: Der Zugriff auf den Gepäckservice sollte an einem Verpflegungspunkt möglich sein, da einige sich zum Pause machen aus ihren Gepäckbeuteln bedienen wollten, ohne erst zum nächsten Versorgungspunkt weiterlaufen zu müssen. Ein Weitertransport zum letzten und einzigen VP auf den letzten 50 km wäre m. E. auch machbar und sehr sinnvoll, vor allem, da es beim letzten Verpflegungspunkt keine richtige Verpflegung mehr gab und man so noch auf eigene Ressourcen zurückgreifen könnte.
Urkunden für Zwischenziele
Leider gab es keine Urkunden für Zwischen-Finisher, daher stellt sich ggf. kein richtiges Erfolgserlebnis selbst nach 90 geschafften Kilometern ein, obwohl das eine beachtliche Leistung ist.
Meine Empfehlung: Zumindest an den Verpflegungspunkten könnten Listen geführt werden, wer hier angekommen ist und eine Downloadmöglichkeit für Urkunden mit den entsprechend geschafften Kilometern an den Verpflegungspunkten zur Verfügung gestellt werden.
Alles in allem war es ein großartiges Event, was mir viel Spaß gemacht hat. Ich ziehe immer wieder gern meinen Hut vor den Organisatoren. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter, die ich zu schätzen weiß. Ich hoffe, es gibt noch viele Veranstaltungen dieser Art!
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Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Alle Punke die mir aufgefallen sind hast du erwähnt. Sowohl positiv als auch negativ.
Vielleicht eins noch, die Strecke war sehr Asphalt lastig aber allen kann man es halt nicht recht machen
Das ist ein schöner Abriss, danke dafür. Dennoch habe ich eine Ergänzung zu den Streckenposten und “Kontrollen”. Ich war vom Marschfortschritt bis zur Halbzeit so weit, dass es in 20 h hätte klappen können, sprich Mittelfeld, und habe dennoch den letzten Streckenposten beim zweiten Verpflegungspunkt (Strandaufgang 34) gesehen. Nicht nur ich, auch andere fühlten sich, insbesondere in der Kühlung, allein gelassen. Die Sanis kamen dort nicht hin und in den vielen Stunden habe ich keinen “Aufpasser” registriert. Das ist ausbaufähig. Weitere kleinere Kritikpunkte, positiv wie negativ, hat der Veranstalter direkt erhalten.
Der Organisationsaufwand wird oft unterschätzt und in diesem Sinne war es eine schöne gut organisierte Veranstaltung, die man erstmal so hinbekommen muss, mit Luft nach oben.
Ich konnte leider nicht teilnehmen an diesem großartig klingendem Event. Meine Erfahrungen der letzten Jahre sagen mir aber, dass das es auch bei Wanderungen/Märschen möglich ist die Zeit zu nehmen. Schade dass das viel zu selten gemacht wird.
Möglich ist das ohne Frage. Dazu braucht man ja auch nicht unbedingt das teure Hightech-Zeitmess-Zeug von den großen Marathons. Die Zeit zu nehmen, wäre mir persönlich aber egal. Wichtiger fände ich es, Checkpoints einzurichten, an denen die Wanderer Stempel oder ähnliches bekommen, um nicht einfach abzukürzen. Bei einigen Strecken wäre das nämlich durchaus gegangen.