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Der erste Hindernislauf in 2015 und gleichzeitig insgesamt mein zweiter, nach der Cross Challenge, überhaupt. Meine Jungs hatten es dennoch gut gemeint und unser Team gleich für die L-Distanz mit 22 km und 30+ Hindernissen angemeldet. Mein Training für dieses doch spezielle Event bestand hauptsächlich aus einem Halbmarathon-Trainingsplan gespickt mit diversen Wettkämpfen im Frühjahr über 10 bis 21,1 km, darunter der Rennsteiglauf, der der Laufstrecke wahrscheinlich am nächsten kam. Überhaupt versuchte ich, möglichst oft nicht auf Beton zu laufen, sondern auf profilierten (Wald-) Strecken.
Kurze Vorgeschichte
Sechs Tage vor der XLETIX-Challenge, die im Übrigen erst kurzfristig diesen Namen erhielt und vorher noch unter der Marke KrassFit lief, wollte ich meinen letzten Long Jog zur Vorbereitung absolvieren. Ich war in Alt-Glienicke verabredet und weil das Wetter so schön war, nahm ich das Fahrrad dorthin. Nach ein paar Umwegen über den Berliner Mauerweg, Feld- und Waldwege war ich nach 30 km vor Ort. Eine Stunde Pause hatte ich, dann ging es los mit Laufen. Entweder war es die vorangegangene Fahrradtour oder das Wetter oder beides, aber ich fand die 15 km, die eigentlich 20 hätten sein sollen, richtig anstregend. Zudem verspürte ich nach der Einheit auf einmal beim Aufreten einen seltsamen Schmerz im inneren rechten Oberschenkelbereich bis hin zum Schambein. So richtig konnte ich mir nicht erklären, woher das kam. Letztlich war es mir auch egal, da der Schmerz einen Tag später wieder komplett verschwunden war… bis Mittwoch.
Da lief ich von meiner Arbeitsstelle nach Hause. Mit einem kleinen Rucksack gefüllt mit meinen Arbeitssachen auf dem Rücken. Ich fühlte mich ein wenig wie eine Schildkröte auf Speed mit der Optik eines krassen Ultramarathon-Läufers. Nach schon 1,5 km merkte ich aber, dass etwas nicht stimmte. Der Schmerz zeichnete sich leicht wieder ab. Ich überlegte, ob ich nicht lieber bis zu einer Bushaltestelle laufen und den Rest fahren sollte, entschied mich aber dagegen. So schlimm würde es schon nicht sein, dachte ich. Als ich dann aber nach gut 9 km zu Hause ankam, konnte ich kaum noch gehen. Der Schmerz beim Auftreten war stechend und strahlte inzwischen auch in den vorderen Oberschenkel und nach hinten ins Gesäß aus. Ich versuchte es mit Kühlen, was es aber zumindest nicht besser machte, dann mit Wärmen. Das versprach ein wenig mehr, aber am nächsten Morgen war es genauso schlimm. Wie sollte ich denn so 22 km laufen? Ich war total frustriert und hoffte nur, dass es ebenso schnell wieder wegging, wie am Sonntag. Leider wurde meine Hoffnung enttäuscht. Auch am Samstag Morgen stieg ich leicht humpelnd aus dem Bett. Um 10.40 Uhr sollte der Start sein. In völliger Ignoranz meines Handicaps zog ich meine Laufsachen an und packte meine Sporttasche. Ich wollte es wenigstens versuchen.
Die Challenge
Die Anreise per Auto nach Zossen/Kallinchen war recht unkompliziert und durch unsere früh gewählte Startzeit konnten wir tatsächlich noch in Fußweite zum Startbereich parken. Die Inanspruchnahme des Shuttles entfiel damit für uns. Am Check-In wartete allerdings schon eine längere Schlange darauf, die Startunterlagen abholen zu können. Dafür musste man sein gebuchtes ausgedrucktes Ticket am Mann/ an der Frau haben sowie den eigenen Ausweis und zwei unterzeichnete Haftungsausschlüsse gegen Verletzungen, Tod oder sonstige schlimme Dinge, die bei so einem Event passieren können. Es dauerte sicher 20 Minuten bis wir endlich an der Reihe waren. Sofern man mehrfach an den Challenges teilgenommen hat, hat man das Privileg des Quick-Check-In. Den mussten wir uns leider noch erarbeiten. Um die Zeit kürzer zu gestalten, warf ich schon einmal einen Blick auf die Streckenkarte. Strecke und tatsächliche Auswahl der Hindernisse wurden bis zum heutigen Tage nicht öffentlich bekannt gegeben. Die L-Distanz würde also 37 Hindernisse zu überwinden haben. Nicht schlecht! Auf die freute ich mich schon, auch wenn ich bereits ahnte, dass ich vor allem das Hangelhindernis trotz Armtraining sicher nicht schaffen würde. Viel mehr Sorgen bereitete mir dagegen die zu laufende Distanz. Ausgerechnet mir, die fast am meisten von meinem Team das Laufen trainiert hatte. Aber was half das beste Training, wenn man am Tag X keinen Schritt schmerzfrei tun kann? Ich ignorierte das weiter, gab meine Sporttasche bei der Gepäckaufbewahrung ab und begab mich in die Warm-Up-Zone, wo wir unsere letzten Teammitglieder trafen und nun zu siebt waren.
Mit einer Rauchwolke und martialischem Geschrei ging es für die dritte Welle des Tages los. Gleich zu Anfang ordentliche Hügel durch den Wald rauf und runter bis zum nächsten Hindernis, genannt Over and Out, bei dem man Straßenabsperrungen überspringen musste. Soweit so gut, aber nun kam schon der Freak Froster. Ein Becken mit Eiswasser und Eiswürfeln und der deutlichen Ansage, dass der Kopf unter Wasser sein muss beim Durchschwimmen, sonst werden Burpees fällig. Klar, machte ich. Gleich danach ging es noch durch ein etwas wärmeres Schlammbecken, damit man zum ersten Mal richtig dreckig wurde. Die weitere Laufstrecke führte zum Motzener See, wo ich im Creepy Crawl mal gleich eine richtige Portion Sand aß, weil der Abstand zwischen Gitter und Sand beim Durchkriechen zum Ende hin gegen Null tendierte. Abkühlung und gleichzeitig Sandentfernung gab es im See. Das Hindernis Instable Islands war zu diesem Zeitpunkt gerade kaputt (jetzt schon!) und da wir nicht so tropfnass einfach nur rumstehen wollten, sprangen wir
in den See zum nächsten. Beim Rough Raft hatte ich Glück, die einzige Frau unserer Truppe und damit die leichteste Person zu sein, denn hier durfte ich mich in einen Schwimmring setzen und von den Jungs durchs Wasser schieben lassen. Was für ein Chaos hier. Dadurch, dass hier noch alle Distanzen beisammen waren und das Raft recht zeitaufwendig war, hatten wir auch hier anstehen müssen: bis über den Bauchnabel im Seewasser stehend.
Weiter ging es zum Weight Walker, wo ein schwerer Sack einen Hügel hinauf und hinunter getragen werden musste. Da ich genau die Stauchung durch den Rucksack beim Laufen als (Mit-) Ursache für meine Schmerzen im Verdacht hatte, waren meine Teamkollegen so lieb, meinen Sack mitzutragen. Beim Ball Buster kam mir wiederum mein Gewicht zugute. Während der lange Balken beim Drüberlaufen der Jungs gefährlich ins Schwingen geriet, blieb er bei mir trotz zügigen Gehens fast regungslos. Es folgten die Rocky Ropes, an denen man sich einen kleinen Abhang hinunterhangeln musste und der Rotten River. Schließlich waren wir alle schon fast wieder sauber und trocken. Das änderte sich hier beim Ziehen unter Gittern durch das Schlammbecken. Wir kletterten auf einen Container über ein Netz, zogen beim Team Tug einen riesigen Reifen und kamen am Clumsy Cliffhanger an. Clumsy war genau das Stichwort für das, was ich hier ablieferte. Bis zur zweiten Sprosse kam ich gerade mal, dann zog ich vor, ins Wasser zu fallen. Ob das Ding wohl jemals für mich schaffbar ist? Nach diesem Hindernis trennte sich im übrigens schon die S-Distanz von den längeren. Hier sollte der Spaß schon vorbei sein? Nein, wir hatten noch einiges vor uns.
Dann die Wonder Wall: eine Holzwand ohne Trittmöglichkeiten (die gibt es nur auf der Rückseite). Auf jeden Fall eins der Hindernisse, die für mich ohne Team nicht schaffbar sind. Mit Räuberleiter klappte das aber. Ich versuchte auch mein möglichstes, meinen Teamkollegen zu helfen. Meist blieb es aber bei dem Versuch und ich machte stattdessen lieber Platz. Nachdem es nach oben gegangen war, ging es in den Tricky Tunnels wieder ans Kriechen. Ich konnte durch die schlammigen Röhren jedoch sogar in Hockstelllung durchmarschieren. Dann kam auch schon mein Lieblingshindernis: die Speed Slide. Eine lange Rutsche, die im Grunde nur aus einer Plastikplane bestand, die über einen steilen Hügel gespannt war. Unten wartete ein Wasserbecken auf die Rutschenden. Maximal zu zweit durfte man hier runter und das war auch gut so. Denn als ich dran war, hatte ich zum Ende soviel Speed, dass ich mich ein wenig drehte und auf die Seite meines mitrutschenden Teamkollegen zu bewegte. Platsch, und ich war wieder komplett nass!
Jetzt ging es mit Laufen tiefer in den Wald hinein. Kurz vor dem Burpee Boulevard merkte ich, dass unter dem Schlamm Blut an meinem Handgelenk hinunter lief, konnte aber erstmal nicht erkennen, woher das kam. Also weiter, es würde schon aufhören. Auf dem Burpee Boulevard hinterlies ich auf jedem Balken aber erstmal einen schönen Blutfleck. Kurz danach kam ein Versorgungsstand mit Wasser, wo ich meine Wunde freispülen konnte. Es war nur eine kleine Schnittwunde, woher auch immer. Beim Crew Carry durfte/ musste ich mich wieder in einen Reifen setzen. Musste, weil der Reifen sehr an meinen Oberschenkeln rieb, während mich die Jungs einen fiesen Berg hochtrugen. Ich bat auch mehrfach an, einfach selbst zu laufen oder zu tauschen, aber da wollten sie durch. Ich schätze, das war mit das kräfteraubendste Hindernis.
Entspannter waren dagegen der Crazy Canyon (durch eine kleine Schlucht unter Baumstämmen durchlaufen) und das Lunatic Labyrinth, wo einmal das Gewicht eines dort liegenden Reifens geschätzt werden musste und dann Gang A oder B zu wählen war. A war anscheinend richtig gewesen, denn dann mussten wir die Länge eines Seils schätzen. War auch richtig und schon waren wir aus dem Labyrinth raus. Durch einen Container voller Autoreifen mussten wir beim Whicked Wheel krabbeln und uns beim Slippery Slope eine Rampe an einem Seil hochziehen. Hiernach trennte sich dann auch die M- von der L-Strecke. Angeblich sollte es auch demnächst und übrigens zum ersten Mal etwas zu essen geben. Und tatsächlich fanden wir beim Tire Track Bananen vor. Ich hatte mich noch nie auf dieses Obst so gefreut. Schließlich waren wir ja auch schon fast drei Stunden unterwegs. Banane gegessen, Wasser getrunken, Monsterreifen durch einen Parcous gerollt und beim Sporty Spider ein schlingerndes Netz hoch und runter geklettert.
Weiter gings durch den Wald, manchmal über kleine natürliche Bäche, die aber nicht als Hindernis zählten. Der Table of Tears ist auf jeden Fall auch so ein Kandidat, den ich ohne Team nicht bewältigen werden kann. Nie! Ein 2,40 m hoher Balken muss erklommen werden. Ohne Seil, ohne Trittmöglichkeit. Wie sollte ich bitte auf einen Balken kommen, der alleine 80 cm höher ist als ich groß bin? Räuberleiter mit Schieben und Ziehen waren hier im Team das Mittel der Wahl. Und auch bei der Power Pipe war ich heilfroh, dass mich mein Team nach oben ziehen konnte, nachdem ich mit Anlauf über die Seifenlauge gesprungen und die Rampe hochgerannt war. Noch einen Versuch mehr hätte ich nicht haben wollen. An diesem Punkt waren auch wieder mal einige Zuschauer an der Strecke, die vorher recht einsam gewesen war. Schon deshalb war sicher jedem daran gelegen, sich nicht völlig zu blamieren.
Der Asphalt Assault war ähnlich aufgebaut wie der Rotten River. Nur ohne Schlamm und sehr knie- und hautunfreundlich über Asphalt. Viel Abstand war auch hier nicht zwischen Gitter und Straßenbelag. Rücklinks kriechen war den Knien zuliebe sicher die bessere Wahl und nach zwei Metern entwickelte ich auch eine ganz gute Technik, bei der ich den Boden beim Durchziehen nur noch mit meinen Hacken berührte. Ein Hoch auf die Körperspannung! Gleich hiernach gab es noch einmal Bananen und ich stopfte mir natürlich den Mund damit voll. Weiter ging es wieder in den Wald zum Log Lifter. Mit Baumstamm (für jeden einen) bewaffnet lief ich eine kleine Schleife ab und übergab ihn dem nächsten Team.
Es folgte ein recht langer Laufabschnitt und was sich schon vor etwa 5 Kilometern angedeutet hatte, wurde jetzt sehr deutlich: der Unterschied zwischen den Teammitgliedern, die Ausdauer trainiert hatten und die, die meinten, es ginge auch ohne. Bei einer Strecke, die länger als ein Halbmarathon ist und dazu noch anstrengendes Terrain mit sich bringt, ist Ausdauer essentiell. Zwei Mitglieder unseres Teams konnten mit unserem Tempo nicht mehr mithalten und so entschlossen wir anderen fünf von uns, vorzulaufen, aber jeweils an den Hindernissen zu warten, um zu helfen. Außerdem wollten wir getreu dem Motto “Ein Team, ein Ziel” alle zusammen über die Ziellinie laufen. Man kann nur hoffen, dass ein gewisser Lerneffekt eintritt und das Training beim nächsten Mal ernster genommen wird.
Der Triple Tree sollte eigentlich eine dreistufige Hürde aus Baumstämmen sein. Stattdessen waren aber die Abstände zwischen den Stämmen mit OSB-Platten zugenagelt, so dass es sich eigentlich wieder um eine komplette Wand handelte. Das fand ich ein wenig schade. Die Garantie zum Knieaufscheuern (meine waren es zu dem Zeitpunkt schon längst) gab es beim Dirty Duck – unter einem Netz einen Abhang hinunterkriechen/-watscheln. Und schon waren wir wieder in der “Arena” angekommen, wo die Zuschauer direkt an die Hindernisse herankamen. Am Fantasic Flight gab man uns den Tip, direkt über ein Wasserbecken an die aufgeblasene Kletterwand zu springen. Ich stapfte stattdessen ins Wasser und fragte mich dann, wie ich an die erste Schlaufe zum Klettern kommen soll. Mit Hängen und Würgen schaffte ich es doch, an der Wand hoch zu krabbeln und setzte mich oben erstmal hin. Was man von der Kletterseite nämlich nicht sehen konnte, war die fast senkrecht verlaufende Rutsche, die mit einer Rampe am Ende wieder in einem Wasserbecken endete. So wartete ich auf die Jungs, aber die guckten alle gleichermaßen bedröppelt nach der Erkenntnis, wo sie da runter mussten. Also dachte ich mir: “Was soll’s, runter musste ja irgendwann” und rutschte. Das Wasserbecken war für den Aufprall nicht annähernd tief genug, so dass hier schon zum zweiten Mal, neben dem Clumsy Cliffhanger die Gefahr bestand, sich zu verletzten. Das sollte beim nächsten Event auf jeden Fall beachtet und verbessert werden!
Beasty Balance hat seinen Namen meines Erachtens völlig zurecht. Der Übergang vom Seil zu Balken ist verdammt schwer und wer wie ich noch nicht am Seil klettern kann, hat es erst recht nicht leicht. Nach der Räuberleiter hing ich zwar am Balken, aber eher wie ein Faultier. Ein Bein drauf, das andere baumelte in der Luft und ich versuchte krampfhaft mich mit meinen Armen festzuklammern, um nicht abzustürzen. Nur mit einem ordentlichen Schups eines anderen Teams landete ich doch noch da, wo ich hin sollte: oben! Beim Herunterspringen verzichtete ich angesichts meines angeschlagenen Beins aufs Springen und krabbelte wie eine Spinne durch das zwischen den Balken aufgespannte Netz hinunter.
Schöner war danach das Schlammbad (Muddy Maniac), das danach durchwatet werden wollte. Endlich wieder Schlamm! Wir wären ja auch viel zu sauber ins Ziel gekommen! Das genau das nicht passiert, dafür hatten die
Veranstalter schon gesorgt. Denn nach dem Schlammbad durften wir beim Dodgy Dive noch einmal in einem schlammig-wässrigen Becken unter Baumstämmen tauchen und dann gab es ja noch kurz vor dem Ziel das Foam Fest. Quasi eine Art Mini-Hüpfburg für Erwachsene, nur ohne Dach und mit extra viel Seifenschaum. Dort hinein zu kommen, war schon die erste Herausforderung, denn ohne Anlauf (teilweise aber auch mit) flutschte man einfach wieder von dem halbrunden Rand herunter anstatt hinein. Als wir gerade ankamen und schon ein Teammitglied im Seifenbecken war, wurde neuer Schaum eingelassen… während er drin war. Ich brauchte zwei Anläufe und einen Zieher, um ins Becken zu gelangen. Drinnen angekommen glitten mir einfach nur die Beine weg, so glitschig war es da drin. Rauskommen war auch nur mit Schieben und Ziehen möglich, aber da ging es mir nicht alleine so. Gerade die beiden, die konditionstechnisch sowieso schon am Ende waren, sahen hinterher aus wie seifige Geister. Am Körper, auf dem Kopf, in den Augen, im Mund. Überall Seife. Aber das Ziel war ja jetzt schon zum Greifen nah!
Nur noch ein richtiges Hindernis, die Glorious Gates, bei denen man sogar ein wenig schummeln konnte, wenn man sich nicht die ganze Strecke mit seifigen Händen frei am Baugerüst entlang hangeln wollte/konnte. Und dann war er da, der Moment, in dem wir sagen konnten: CHALLENGE COMPLETED! Wir rissen im Team die Arme in die Luft und sprangen durch den Zielbogen. Der Konfetti Kiss, der das feierlich begleiten sollte, spuckte gerade mal gefühlte 10 Schnipsel aus, aber das war dann auch egal. Es war geschafft. Von allen. Und mein Bein tat weniger weh als am Morgen.
Ein wenig Kritik am Rande
Jeder von uns bekam sein 1x Challenge completed-Armbändchen und zumindest zweien hätte auch schon ein 2x Completed-Band zugestanden. Da aber nur der Team-Captain auf der Papierliste stand, ging einer zunächst leer aus. In der heutigen Zeit ist das mit entsprechender Technik undenkbar und sehr ärgerlich.
Ein wenig Mau war auch die Verpflegung im Ziel. Wasser gab es, Bananen und Bier mit Alkohol. Auch hier fehlt mir das Verständnis dafür, wenn bei einer solchen Veranstaltung, bei der sicherlich mindestens 80 % der Teilnehmer mit Auto anreisen, kein alkoholfreies Bier zumindest zur Wahl steht. Oder irgendein anderes Getränk außer schnödem Wasser. Bei den recht happigen Startgebühren sollte sowas doch drin sein. Laut einiger Stimmen soll das Bier am Sonntag Nachmittag wohl auch gänzlich ausgegangen sein. Protein-Shakes gab es von einem Sponsor gratis. Aber auch nicht mehr am Sonntag nachmittag.
Mein Finisher-Shirt holte ich mir zum Tausch gegen mein grünes Startarmbändchen. Schade, dass ich das nicht behalten durfte, war es doch so ziemlich der einzige “Beweis”, dass ich 22 km statt nur z. B. 6 gelaufen bin. Im Ziel sind alle Teilnehmer gleich. Es gibt nicht einmal Teilnehmerurkunden, die den Unterschied zwischen S- oder L-Distanz machen. Schön wäre auch ein Shirt im Frauenschnitt gewesen. Die Männergröße S kann ich immer noch als Kleid anziehen. Und der Anteil an Frauen war gerade bei den kurzen Distanzen nicht gering.
Fürs nächste Mal wünsche ich mir darum:
- tiefere Wasserbecken bei den Hindernissen, in die man fällt
- mehr Versorgungspunkte mit Bananen vor dem Abbiegen auf die L-Distanz
- alkoholfreies Bier und alternativen Softdrink im Ziel
- Teilnehmerurkunde mit Distanz
- Finisher-Shirts mit Frauenschnitt
Was ich mitgenommen habe
Aufgescheuerte Knie, Schürfwunden, Schnittwunden, unzählige blaue Flecke, aber KEINEN Muskelkater an den folgenden Tagen. Das ging allerdings nicht allen so. Ach ja, und einen großen Beutel mit dreckigen, nassen Sachen und Schuhen. Das gibt’s alles inklusive!
Hier gibt’s den Steckbrief zur XLETIX Challenge Berlin mit allen Hindernissen!
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Der erste Hindernislauf in 2015 und gleichzeitig insgesamt mein zweiter, nach der Cross Challenge, überhaupt. Meine Jungs hatten es dennoch gut gemeint und unser Team gleich für die L-Distanz mit 22 km und 30+ Hindernissen angemeldet. Mein Training für dieses doch spezielle Event bestand hauptsächlich aus einem Halbmarathon-Trainingsplan gespickt mit diversen Wettkämpfen im Frühjahr über 10 bis 21,1 km, darunter der Rennsteiglauf, der der Laufstrecke wahrscheinlich am nächsten kam. Überhaupt versuchte ich, möglichst oft nicht auf Beton zu laufen, sondern auf profilierten (Wald-) Strecken.
Kurze Vorgeschichte
Sechs Tage vor der XLETIX-Challenge, die im Übrigen erst kurzfristig diesen Namen erhielt und vorher noch unter der Marke KrassFit lief, wollte ich meinen letzten Long Jog zur Vorbereitung absolvieren. Ich war in Alt-Glienicke verabredet und weil das Wetter so schön war, nahm ich das Fahrrad dorthin. Nach ein paar Umwegen über den Berliner Mauerweg, Feld- und Waldwege war ich nach 30 km vor Ort. Eine Stunde Pause hatte ich, dann ging es los mit Laufen. Entweder war es die vorangegangene Fahrradtour oder das Wetter oder beides, aber ich fand die 15 km, die eigentlich 20 hätten sein sollen, richtig anstregend. Zudem verspürte ich nach der Einheit auf einmal beim Aufreten einen seltsamen Schmerz im inneren rechten Oberschenkelbereich bis hin zum Schambein. So richtig konnte ich mir nicht erklären, woher das kam. Letztlich war es mir auch egal, da der Schmerz einen Tag später wieder komplett verschwunden war… bis Mittwoch.
Da lief ich von meiner Arbeitsstelle nach Hause. Mit einem kleinen Rucksack gefüllt mit meinen Arbeitssachen auf dem Rücken. Ich fühlte mich ein wenig wie eine Schildkröte auf Speed mit der Optik eines krassen Ultramarathon-Läufers. Nach schon 1,5 km merkte ich aber, dass etwas nicht stimmte. Der Schmerz zeichnete sich leicht wieder ab. Ich überlegte, ob ich nicht lieber bis zu einer Bushaltestelle laufen und den Rest fahren sollte, entschied mich aber dagegen. So schlimm würde es schon nicht sein, dachte ich. Als ich dann aber nach gut 9 km zu Hause ankam, konnte ich kaum noch gehen. Der Schmerz beim Auftreten war stechend und strahlte inzwischen auch in den vorderen Oberschenkel und nach hinten ins Gesäß aus. Ich versuchte es mit Kühlen, was es aber zumindest nicht besser machte, dann mit Wärmen. Das versprach ein wenig mehr, aber am nächsten Morgen war es genauso schlimm. Wie sollte ich denn so 22 km laufen? Ich war total frustriert und hoffte nur, dass es ebenso schnell wieder wegging, wie am Sonntag. Leider wurde meine Hoffnung enttäuscht. Auch am Samstag Morgen stieg ich leicht humpelnd aus dem Bett. Um 10.40 Uhr sollte der Start sein. In völliger Ignoranz meines Handicaps zog ich meine Laufsachen an und packte meine Sporttasche. Ich wollte es wenigstens versuchen.
Die Challenge
Die Anreise per Auto nach Zossen/Kallinchen war recht unkompliziert und durch unsere früh gewählte Startzeit konnten wir tatsächlich noch in Fußweite zum Startbereich parken. Die Inanspruchnahme des Shuttles entfiel damit für uns. Am Check-In wartete allerdings schon eine längere Schlange darauf, die Startunterlagen abholen zu können. Dafür musste man sein gebuchtes ausgedrucktes Ticket am Mann/ an der Frau haben sowie den eigenen Ausweis und zwei unterzeichnete Haftungsausschlüsse gegen Verletzungen, Tod oder sonstige schlimme Dinge, die bei so einem Event passieren können. Es dauerte sicher 20 Minuten bis wir endlich an der Reihe waren. Sofern man mehrfach an den Challenges teilgenommen hat, hat man das Privileg des Quick-Check-In. Den mussten wir uns leider noch erarbeiten. Um die Zeit kürzer zu gestalten, warf ich schon einmal einen Blick auf die Streckenkarte. Strecke und tatsächliche Auswahl der Hindernisse wurden bis zum heutigen Tage nicht öffentlich bekannt gegeben. Die L-Distanz würde also 37 Hindernisse zu überwinden haben. Nicht schlecht! Auf die freute ich mich schon, auch wenn ich bereits ahnte, dass ich vor allem das Hangelhindernis trotz Armtraining sicher nicht schaffen würde. Viel mehr Sorgen bereitete mir dagegen die zu laufende Distanz. Ausgerechnet mir, die fast am meisten von meinem Team das Laufen trainiert hatte. Aber was half das beste Training, wenn man am Tag X keinen Schritt schmerzfrei tun kann? Ich ignorierte das weiter, gab meine Sporttasche bei der Gepäckaufbewahrung ab und begab mich in die Warm-Up-Zone, wo wir unsere letzten Teammitglieder trafen und nun zu siebt waren.
Mit einer Rauchwolke und martialischem Geschrei ging es für die dritte Welle des Tages los. Gleich zu Anfang ordentliche Hügel durch den Wald rauf und runter bis zum nächsten Hindernis, genannt Over and Out, bei dem man Straßenabsperrungen überspringen musste. Soweit so gut, aber nun kam schon der Freak Froster. Ein Becken mit Eiswasser und Eiswürfeln und der deutlichen Ansage, dass der Kopf unter Wasser sein muss beim Durchschwimmen, sonst werden Burpees fällig. Klar, machte ich. Gleich danach ging es noch durch ein etwas wärmeres Schlammbecken, damit man zum ersten Mal richtig dreckig wurde. Die weitere Laufstrecke führte zum Motzener See, wo ich im Creepy Crawl mal gleich eine richtige Portion Sand aß, weil der Abstand zwischen Gitter und Sand beim Durchkriechen zum Ende hin gegen Null tendierte. Abkühlung und gleichzeitig Sandentfernung gab es im See. Das Hindernis Instable Islands war zu diesem Zeitpunkt gerade kaputt (jetzt schon!) und da wir nicht so tropfnass einfach nur rumstehen wollten, sprangen wir
in den See zum nächsten. Beim Rough Raft hatte ich Glück, die einzige Frau unserer Truppe und damit die leichteste Person zu sein, denn hier durfte ich mich in einen Schwimmring setzen und von den Jungs durchs Wasser schieben lassen. Was für ein Chaos hier. Dadurch, dass hier noch alle Distanzen beisammen waren und das Raft recht zeitaufwendig war, hatten wir auch hier anstehen müssen: bis über den Bauchnabel im Seewasser stehend.
Weiter ging es zum Weight Walker, wo ein schwerer Sack einen Hügel hinauf und hinunter getragen werden musste. Da ich genau die Stauchung durch den Rucksack beim Laufen als (Mit-) Ursache für meine Schmerzen im Verdacht hatte, waren meine Teamkollegen so lieb, meinen Sack mitzutragen. Beim Ball Buster kam mir wiederum mein Gewicht zugute. Während der lange Balken beim Drüberlaufen der Jungs gefährlich ins Schwingen geriet, blieb er bei mir trotz zügigen Gehens fast regungslos. Es folgten die Rocky Ropes, an denen man sich einen kleinen Abhang hinunterhangeln musste und der Rotten River. Schließlich waren wir alle schon fast wieder sauber und trocken. Das änderte sich hier beim Ziehen unter Gittern durch das Schlammbecken. Wir kletterten auf einen Container über ein Netz, zogen beim Team Tug einen riesigen Reifen und kamen am Clumsy Cliffhanger an. Clumsy war genau das Stichwort für das, was ich hier ablieferte. Bis zur zweiten Sprosse kam ich gerade mal, dann zog ich vor, ins Wasser zu fallen. Ob das Ding wohl jemals für mich schaffbar ist? Nach diesem Hindernis trennte sich im übrigens schon die S-Distanz von den längeren. Hier sollte der Spaß schon vorbei sein? Nein, wir hatten noch einiges vor uns.
Dann die Wonder Wall: eine Holzwand ohne Trittmöglichkeiten (die gibt es nur auf der Rückseite). Auf jeden Fall eins der Hindernisse, die für mich ohne Team nicht schaffbar sind. Mit Räuberleiter klappte das aber. Ich versuchte auch mein möglichstes, meinen Teamkollegen zu helfen. Meist blieb es aber bei dem Versuch und ich machte stattdessen lieber Platz. Nachdem es nach oben gegangen war, ging es in den Tricky Tunnels wieder ans Kriechen. Ich konnte durch die schlammigen Röhren jedoch sogar in Hockstelllung durchmarschieren. Dann kam auch schon mein Lieblingshindernis: die Speed Slide. Eine lange Rutsche, die im Grunde nur aus einer Plastikplane bestand, die über einen steilen Hügel gespannt war. Unten wartete ein Wasserbecken auf die Rutschenden. Maximal zu zweit durfte man hier runter und das war auch gut so. Denn als ich dran war, hatte ich zum Ende soviel Speed, dass ich mich ein wenig drehte und auf die Seite meines mitrutschenden Teamkollegen zu bewegte. Platsch, und ich war wieder komplett nass!
Jetzt ging es mit Laufen tiefer in den Wald hinein. Kurz vor dem Burpee Boulevard merkte ich, dass unter dem Schlamm Blut an meinem Handgelenk hinunter lief, konnte aber erstmal nicht erkennen, woher das kam. Also weiter, es würde schon aufhören. Auf dem Burpee Boulevard hinterlies ich auf jedem Balken aber erstmal einen schönen Blutfleck. Kurz danach kam ein Versorgungsstand mit Wasser, wo ich meine Wunde freispülen konnte. Es war nur eine kleine Schnittwunde, woher auch immer. Beim Crew Carry durfte/ musste ich mich wieder in einen Reifen setzen. Musste, weil der Reifen sehr an meinen Oberschenkeln rieb, während mich die Jungs einen fiesen Berg hochtrugen. Ich bat auch mehrfach an, einfach selbst zu laufen oder zu tauschen, aber da wollten sie durch. Ich schätze, das war mit das kräfteraubendste Hindernis.
Entspannter waren dagegen der Crazy Canyon (durch eine kleine Schlucht unter Baumstämmen durchlaufen) und das Lunatic Labyrinth, wo einmal das Gewicht eines dort liegenden Reifens geschätzt werden musste und dann Gang A oder B zu wählen war. A war anscheinend richtig gewesen, denn dann mussten wir die Länge eines Seils schätzen. War auch richtig und schon waren wir aus dem Labyrinth raus. Durch einen Container voller Autoreifen mussten wir beim Whicked Wheel krabbeln und uns beim Slippery Slope eine Rampe an einem Seil hochziehen. Hiernach trennte sich dann auch die M- von der L-Strecke. Angeblich sollte es auch demnächst und übrigens zum ersten Mal etwas zu essen geben. Und tatsächlich fanden wir beim Tire Track Bananen vor. Ich hatte mich noch nie auf dieses Obst so gefreut. Schließlich waren wir ja auch schon fast drei Stunden unterwegs. Banane gegessen, Wasser getrunken, Monsterreifen durch einen Parcous gerollt und beim Sporty Spider ein schlingerndes Netz hoch und runter geklettert.
Weiter gings durch den Wald, manchmal über kleine natürliche Bäche, die aber nicht als Hindernis zählten. Der Table of Tears ist auf jeden Fall auch so ein Kandidat, den ich ohne Team nicht bewältigen werden kann. Nie! Ein 2,40 m hoher Balken muss erklommen werden. Ohne Seil, ohne Trittmöglichkeit. Wie sollte ich bitte auf einen Balken kommen, der alleine 80 cm höher ist als ich groß bin? Räuberleiter mit Schieben und Ziehen waren hier im Team das Mittel der Wahl. Und auch bei der Power Pipe war ich heilfroh, dass mich mein Team nach oben ziehen konnte, nachdem ich mit Anlauf über die Seifenlauge gesprungen und die Rampe hochgerannt war.
Noch einen Versuch mehr hätte ich nicht haben wollen. An diesem Punkt waren auch wieder mal einige Zuschauer an der Strecke, die vorher recht einsam gewesen war. Schon deshalb war sicher jedem daran gelegen, sich nicht völlig zu blamieren.
Der Asphalt Assault war ähnlich aufgebaut wie der Rotten River. Nur ohne Schlamm und sehr knie- und hautunfreundlich über Asphalt. Viel Abstand war auch hier nicht zwischen Gitter und Straßenbelag. Rücklinks kriechen war den Knien zuliebe sicher die bessere Wahl und nach zwei Metern entwickelte ich auch eine ganz gute Technik, bei der ich den Boden beim Durchziehen nur noch mit meinen Hacken berührte. Ein Hoch auf die Körperspannung! Gleich hiernach gab es noch einmal Bananen und ich stopfte mir natürlich den Mund damit voll. Weiter ging es wieder in den Wald zum Log Lifter. Mit Baumstamm (für jeden einen) bewaffnet lief ich eine kleine Schleife ab und übergab ihn dem nächsten Team.
Es folgte ein recht langer Laufabschnitt und was sich schon vor etwa 5 Kilometern angedeutet hatte, wurde jetzt sehr deutlich: der Unterschied zwischen den Teammitgliedern, die Ausdauer trainiert hatten und die, die meinten, es ginge auch ohne. Bei einer Strecke, die länger als ein Halbmarathon ist und dazu noch anstrengendes Terrain mit sich bringt, ist Ausdauer essentiell. Zwei Mitglieder unseres Teams konnten mit unserem Tempo nicht mehr mithalten und so entschlossen wir anderen fünf von uns, vorzulaufen, aber jeweils an den Hindernissen zu warten, um zu helfen. Außerdem wollten wir getreu dem Motto “Ein Team, ein Ziel” alle zusammen über die Ziellinie laufen. Man kann nur hoffen, dass ein gewisser Lerneffekt eintritt und das Training beim nächsten Mal ernster genommen wird.
Der Triple Tree sollte eigentlich eine dreistufige Hürde aus Baumstämmen sein. Stattdessen waren aber die Abstände zwischen den Stämmen mit OSB-Platten zugenagelt, so dass es sich eigentlich wieder um eine komplette Wand handelte. Das fand ich ein wenig schade. Die Garantie zum Knieaufscheuern (meine waren es zu dem Zeitpunkt schon längst) gab es beim Dirty Duck – unter einem Netz einen Abhang hinunterkriechen/-watscheln. Und schon waren wir wieder in der “Arena” angekommen, wo die Zuschauer direkt an die Hindernisse herankamen. Am Fantasic Flight gab man uns den Tip, direkt über ein Wasserbecken an die aufgeblasene Kletterwand zu springen. Ich stapfte stattdessen ins Wasser und fragte mich dann, wie ich an die erste Schlaufe zum Klettern kommen soll. Mit Hängen und Würgen schaffte ich es doch, an der Wand hoch zu krabbeln und setzte mich oben erstmal hin. Was man von der Kletterseite nämlich nicht sehen konnte, war die fast senkrecht verlaufende Rutsche, die mit einer Rampe am Ende wieder in einem Wasserbecken endete. So wartete ich auf die Jungs, aber die guckten alle gleichermaßen bedröppelt nach der Erkenntnis, wo sie da runter mussten. Also dachte ich mir: “Was soll’s, runter musste ja irgendwann” und rutschte. Das Wasserbecken war für den Aufprall nicht annähernd tief genug, so dass hier schon zum zweiten Mal, neben dem Clumsy Cliffhanger die Gefahr bestand, sich zu verletzten. Das sollte beim nächsten Event auf jeden Fall beachtet und verbessert werden!
Beasty Balance hat seinen Namen meines Erachtens völlig zurecht. Der Übergang vom Seil zu Balken ist verdammt schwer und wer wie ich noch nicht am Seil klettern kann, hat es erst recht nicht leicht. Nach der Räuberleiter hing ich zwar am Balken, aber eher wie ein Faultier. Ein Bein drauf, das andere baumelte in der Luft und ich versuchte krampfhaft mich mit meinen Armen festzuklammern, um nicht abzustürzen. Nur mit einem ordentlichen Schups eines anderen Teams landete ich doch noch da, wo ich hin sollte: oben! Beim Herunterspringen verzichtete ich angesichts meines angeschlagenen Beins aufs Springen und krabbelte wie eine Spinne durch das zwischen den Balken aufgespannte Netz hinunter.
Schöner war danach das Schlammbad (Muddy Maniac), das danach durchwatet werden wollte. Endlich wieder Schlamm! Wir wären ja auch viel zu sauber ins Ziel gekommen! Das genau das nicht passiert, dafür hatten die
Veranstalter schon gesorgt. Denn nach dem Schlammbad durften wir beim Dodgy Dive noch einmal in einem schlammig-wässrigen Becken unter Baumstämmen tauchen und dann gab es ja noch kurz vor dem Ziel das Foam Fest. Quasi eine Art Mini-Hüpfburg für Erwachsene, nur ohne Dach und mit extra viel Seifenschaum. Dort hinein zu kommen, war schon die erste Herausforderung, denn ohne Anlauf (teilweise aber auch mit) flutschte man einfach wieder von dem halbrunden Rand herunter anstatt hinein. Als wir gerade ankamen und schon ein Teammitglied im Seifenbecken war, wurde neuer Schaum eingelassen… während er drin war. Ich brauchte zwei Anläufe und einen Zieher, um ins Becken zu gelangen. Drinnen angekommen glitten mir einfach nur die Beine weg, so glitschig war es da drin. Rauskommen war auch nur mit Schieben und Ziehen möglich, aber da ging es mir nicht alleine so. Gerade die beiden, die konditionstechnisch sowieso schon am Ende waren, sahen hinterher aus wie seifige Geister. Am Körper, auf dem Kopf, in den Augen, im Mund. Überall Seife. Aber das Ziel war ja jetzt schon zum Greifen nah!
Nur noch ein richtiges Hindernis, die Glorious Gates, bei denen man sogar ein wenig schummeln konnte, wenn man sich nicht die ganze Strecke mit seifigen Händen frei am Baugerüst entlang hangeln wollte/konnte. Und dann war er da, der Moment, in dem wir sagen konnten: CHALLENGE COMPLETED! Wir rissen im Team die Arme in die Luft und sprangen durch den Zielbogen. Der Konfetti Kiss, der das feierlich begleiten sollte, spuckte gerade mal gefühlte 10 Schnipsel aus, aber das war dann auch egal. Es war geschafft. Von allen. Und mein Bein tat weniger weh als am Morgen.
Ein wenig Kritik am Rande
Jeder von uns bekam sein 1x Challenge completed-Armbändchen und zumindest zweien hätte auch schon ein 2x Completed-Band zugestanden. Das aber nur der Team-Captain auf der Papierliste stand, ging einer zunächst leer aus. In der heutigen Zeit ist das mit entsprechender Technik undenkbar und sehr ärgerlich.
Ein wenig Mau war auch die Verpflegung im Ziel. Wasser gab es, Bananen und Bier mit Alkohol. Auch hier fehlt mir das Verständnis dafür, wenn bei einer solchen Veranstaltung, bei der sicherlich mindestens 80 % der Teilnehmer mit Auto anreisen, kein alkoholfreies Bier zumindest zur Wahl steht. Oder irgendein anderes Getränk außer schnödem Wasser. Bei den recht happigen Startgebühren sollte sowas doch drin sein. Laut einiger Stimmen soll das Bier am Sonntag Nachmittag wohl auch gänzlich ausgegangen sein. Protein-Shakes gab es von einem Sponsor gratis. Aber auch nicht mehr am Sonntag nachmittag.
Mein Finisher-Shirt holte ich mir zum Tausch gegen mein grünes Startarmbändchen. Schade, dass ich das nicht behalten durfte, war es doch so ziemlich der einzige “Beweis”, dass ich 22 km statt nur z. B. 6 gelaufen bin. Im Ziel sind alle Teilnehmer gleich. Es gibt nicht einmal Teilnehmerurkunden, die den Unterschied zwischen S- oder L-Distanz machen. Schön wäre auch ein Shirt im Frauenschnitt gewesen. Die Männergröße S kann ich immer noch als Kleid anziehen. Und der Anteil an Frauen war gerade bei den kurzen Distanzen nicht gering.
Fürs nächste Mal wünsche ich mir darum:
- tiefere Wasserbecken bei den Hindernissen, in die man fällt
- mehr Versorgungspunkte mit Bananen vor dem Abbiegen auf die L-Distanz
- alkoholfreies Bier und alternativen Softdrink im Ziel
- Teilnehmerurkunde mit Distanz
- Finisher-Shirts mit Frauenschnitt
Was ich mitgenommen habe
Aufgescheuerte Knie, Schürfwunden, Schnittwunden, unzählige blaue Flecke, aber KEINEN Muskelkater an den folgenden Tagen. Das ging allerdings nicht allen so. Ach ja, und einen großen Beutel mit dreckigen, nassen Sachen und Schuhen. Das gibt’s alles inklusive!
Hier gibt’s den Steckbrief zur XLETIX Challenge Berlin mit allen Hindernissen!
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Toller Bericht!
Danke, mein Lieber 🙂