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Kaffee kochen, putzen, eine Pizza bestellen, schicke Fotos machen – das ist (noch) Zukunftsmusik bei Laufuhren. Dennoch hat Garmin mit der Forerunner 235 wieder einen guten Schritt in diese Richtung getan. Laufuhren sind ja heutzutage nicht mehr nur zum Training da. Sie überwachen deinen Schlaf, schicken dir deine Nachrichten und Mails auf das Display, zeigen das Wetter und deine nächsten Termine an. All das kann und tut das aktuelle Garmin-Modell. Ich habe mir das gute Stück mal einen Monat lang genauer angesehen.
Was ist neu?
Neu ist bei der 235 vor allem eines: die integrierte optische Herzfrequenzmessung am Handgelenk. Das ist vor allem für brustgurtgeplagte Frauen ein großer Fortschritt und auch genau das (einzige) Unterscheidungsmerkmal zur günstigeren Forerunner 230.
Über drei grüne LEDs misst die Laufuhr die Herzfrequenz nicht nur während des Trainings, sondern den gesamten Tag über. Auch nachts, während du schläfst.
Was kann die Forerunner 235 alles?
Aussehen und Haptik
Durch das geringe Gewicht und das schlanke Gehäuse ist die Laufuhr wie gemacht als dein täglicher Begleiter. Vergleiche ich meine FR 920XT dagegen, wirkt diese klobig und deutlich mehr wie eine Sportuhr. Die 235 dagegen merke ich kaum. Im Arbeitsalltag ist sie zudem elegant genug, um auch im Meeting getragen zu werden.
Vom Konzept des Touchdisplays ist Garmin zum Glück wieder abgekommen. Alle Funktionen lassen sich über fünf Tasten an den Seiten aufrufen und bedienen. Das Display dient lediglich der Anzeige.
Die Uhr im Alltag
Im Uhrmodus, in dem sie laut Garmin 9 Tage Akkulaufzeit mitbringt, zeigt die Standardanzeige die Uhrzeit, Datum, Akkuladestand, Bluetoothverbindung und das Inaktivitätslevel (roter Seitenbalken) an. Beim „Durchblättern“ der Anzeige erscheint eine Übersicht zur Herzfrequenzentwicklung über die letzten vier Stunden (auch als Grafik über 7 Tage darstellbar), die bislang am Tag zurückgelegten Schritte, Termine, Wetter und Bedienelemente.
Über die Smart Notifications-Funktion werden SMS-Nachrichten, Emails, Nachrichten aus sozialen Medien und Anrufe angezeigt und können gleich gelesen werden. Geht ein Anruf ein, kann dieser über eine Taste angenommen werden. Eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone wird vorausgesetzt.
Hat man den Alarm für Inaktivität aktiviert, läuft an der Seite ein roter Balken mit. Ist dieser voll, wird der Uhrträger mit „Los“ aufgefordert, sich zu bewegen, bis der Balken wieder verschwunden ist. Reines Schütteln des Armes hilft hierbei übrigens nicht.
In der Nacht dagegen lässt die Forerunner 235 dich aber schlafen. Und nicht nur das, sie zeichnet währenddessen deine Schlafqualität und Herzfrequenz mit auf. Die Auswertung kann man sich in der Garmin connect-App oder auf der Weboberfläche ansehen.
Slideshow zum Durchklicken
Die Uhr im Training
Vor und beim Training
Zu Trainingszwecken bringt die 235 folgende Aktivitätsprofile mit:
- Laufen
- Indoor-Laufen
- Radfahren
- Indoor-Radfahren
- Sonstiges
Nicht benötigte Profile können abgeschaltet werden. Das Hinzufügen weiterer Profile ist dagegen nicht möglich. Hat man also mehr Sportarten im Repertoire als Laufen und Radfahren, muss das Profil „Sonstiges“ für alles andere herhalten und die Datenfelder bei Bedarf immer neu angepasst werden.
Apropos Datenfelder: diese lassen sich auf den Trainingsseiten des jeweiligen Profils anpassen. Vier Datenfelder sind dabei auf einer Datenseite maximal möglich. Es lassen sich zwei Datenseiten einstellen, zusätzlich gibt es die Möglichkeit zu einer Herzfrequenzseite (HF und HF-Bereich), einer HF-Bereich-Skala (HF, Darstellung des HF-Bereichs) und eine Seite mit Uhrzeit.
Für Laufen benötige ich beispielsweise andere Datenfelder als beim Inlineskaten. Entsprechend habe ich das Profil „Sonstiges“ fürs mich angepasst. Eng wird es, wenn ich „Sonstiges“ fürs Wandern nutzen möchte. Da werden zwei Datenseiten schon knapp, wenn ich mir mehr als Distanz, Dauer, Uhrzeit, verstrichene Zeit, Richtung, Höhenmeter, Sonnenuntergang und Pace anzeigen lassen will.
Die Forerunner 235 bringt schon ein paar vorgefertigte Trainings wie Intervalltraining mit. Weitere individuelle Trainings und Ziele lassen sich über Garmin Connect erstellen und auf die Uhr übertragen. Den Virtual Partner gibt es aber leider nicht mehr.
Geht man während des Trainings im Wald verloren, gibt es die Option, sich zum Start zurücknavigieren zu lassen. Die Navigation ist dabei sehr rudimentär und gibt lediglich per Pfeil die Richtung an, in die man sich bewegen muss. Etwaige Hindernisse zwischendrin werden nicht berücksichtigt geschweige denn visualiert. Man sollte also ab und an mal den Kopf von der Uhr heben und schauen, was da eventuell im Weg sein könnte.
Nach dem Training
Nach dem Training oder Wettkampf zeigt die Uhr eine Zusammenfassung der wichtigsten Daten an. Auch hier wieder interessant: die Übersicht zur Herzfrequenz über die letzten Stunden. Eine detaillierte Übersicht aller Daten findet sich nach der automatischen Übertragung von Uhr zu Smartphone in der Garmin Connect-App und im Web. Die Strecke zeichnet die Uhr durch eine Verbindung zu GPS bzw. GLONASS auf.
Über einen Monat hat mich die 235 sowohl beim Laufen, Radfahren, Wandern als auch Inlineskaten begleitet und dabei immer zuverlässig die Herzfrequenz aufgezeichnet. Immer bis auf eine Ausnahme: beim Rennsteiglauf. In der Grafik zum HF-Verlauf sind einige Lücken zu sehen, in denen keine Messung stattfand, obwohl die Uhr stets am Handgelenk war und dieses sehr wahrscheinlich auch durchweg gut durchblutet war. Das hat sich natürlich auch in der durchschnittlichen HF niedergeschlagen, die für mich im ersten Moment erschreckend niedrig war angesichts des bergigen Laufs. Leider habe ich die Uhr nicht lange genug behalten können, um die Strecke noch einmal unter gleichen Voraussetzungen laufen zu können. Insofern ließ sich während des Tests nicht herausfinden, woran das lag und ob es eine Ausnahme darstellt.
Über den Menüpunkt „Eigene Statistiken“ lassen sich die Werte für den Erholungsratgeber, die VO2max, Laufprognose (Wettkämpfe) und Rekorde anzeigen.
Weitere Highlights
Die 235 kann über das ANT+ Protokoll sowohl mit externen Brustgurten (die weitere Daten liefern), Laufsensoren, Radsensoren und auch die Action-Cam VIRB verbunden werden. Letztere lässt sich sogar über die Uhr steuern.
Über den Connect IQ-Shop lassen sich weitere Watchfaces (hier: Back to the future), Datenfelder und Widgets auf die Uhr ziehen. Aber Achtung: einige davon können die Bedienung verlangsamen.
Fazit
Für den von Garmin aufgerufenen Preis in Höhe von 349 € erhält man eine schicke, moderne und funktionale Laufuhr, die kaum Wünsche offen lässt. Sie ist alltagstauglich, Uhr, Activity Tracker und Trainingscomputer in einem. Nachrichten und Anrufe werden diskret auf das Display gepusht, ohne dass man das Smartphone herausholen muss.
Was mir fehlt, ist die Möglichkeit, weitere Aktivitätsprofile einrichten zu können. Jedesmal, wenn ich zwischen Wandern, Inlineskaten oder Krafttraining wechseln möchte, die Datenfelder nach meinen Bedürfnissen umstellen zu müssen, gefällt mir nicht. Daher bleibt sie in meinen Augen tatsächlich eine Uhr für Läufer, die hauptsächlich das sind: Läufer!
Weiterhin fehlt mir, Strecken, die ich über Garmin Connect erstellt habe, auf die Uhr übertragen und mich so navigieren lassen zu können. Gerade für unbekanntes Terrain ist das Gold wert.
Zwei Datenseiten können für einige Aktivitäten zu wenig sein, vor allem, wenn man nicht jede dieser Seiten mit vier Werten belegen möchte.
Die zuletzt genannten Punkte sind sicherlich als Jammern auf hohem Niveau zu werten. Und außerdem: dafür gibt es ja die Forerunner 920XT. Ggf. könnte die brandneue 735XT genau die Brücke zwischen beiden Modellen schlagen.
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Hallo. Sehr toller Bericht. Auf der Basis habe ich mich auch für die Uhr entschieden. Benutze Sie jetzt auch seit zwei Tagen und ich kann eigentlich nur gutes sagen.
Ich hätte nur mal eine Frage zwecks dem Notification Kalender. Wie koppel ich den mit meinem Iphone? In welchem Kalender muss da was drin stehen beim Iphone damit ich es auf der FR sehe?
Vielen Dank
Lg
Hi, freut mich, dass mein Bericht für dich eine so gute Unterstützung war 🙂 Also die Termine, die auf der FR angezeigt wurden, standen in der App miCal drin. Allerdings kann es auch sein, dass sich die Uhr die Termin von Facebook gezogen hat. Leider kann ich das jetzt nicht mehr verifizieren, da ich die Uhr nur zu Testzwecken hatte. Falls du aber bestätigen kannst, wo die Datenquelle ist, freue ich mich über Nachricht.
LG, Carola