Nachdem ich Ende April zum ersten Mal den Fläming Skate besucht hatte und überrascht war, in welch kurzer Zeit man mit der Marathonrunde des RK 4 durch sein kann, war schnell der Entschluss zu Steigerung gefasst: von 43 auf 92 km!
Am Himmelfahrtstag war das Wetter mit wolkenverhangenem Himmel und nur 13-15 °C nicht unbedingt ideal, aber noch lange nicht so schlecht, um den Plan, die große Runde in Angriff zu nehmen, fallen zu lassen. Statt nur im T-Shirt wie Ende April startete ich also mit Zwiebelprinzip: Tanktop, langärmliges Funktionshoodie und meine windabweisende Funktionsjacke von TNF. Eigentlich alles Laufsachen, aber was fürs Laufen gut ist, kann zum Skaten nicht schlecht sein. Um kurz nach 10 ging es von der Skate-Arena in Jüterbog los. Freilich hätte ich auch in Luckenwalde auf den RK 1 einsteigen können. In Jüterbog wusste ich aber vom Ausflug auf dem RK 4 schon, was mich erwartet und der Weg dorthin war nicht viel weiter. Der Rundkurs 1 mit seinen 92 km Länge bildet den Außenring der Rundkurse 4, 5 und 6. Startet man in Jüterbog und fährt gegen den Uhrzeigersinn los, besteht der erste Abschnitt aus einem Teil des RK 4. Es geht vorbei am Alten Lager mit den ehemaligen Kasernen, über Dennewitz mit dem Rastplatz am kleinen Weiher, den einige Nutrias ihr Heim nennen. Man fährt an Feldern entlang, die im Mai Raps in voller Blüte tragen und die Landschaft in ein leuchtendes Gelb tauchen.
In Oehna bietet die “Skater-Tankstelle” Möglichkeit zur Rast mit Getränken und z. B. Eis. Die Raststätte mutet sehr nostalgisch an, ebenso die angebotenen Eissorten, die es schon in den 80er Jahren gab: Flutschfinger, Kaktus und Bumm Bumm.
Nach etwa 22 km steht man dann vor der Entscheidung: nach links weiter dem RK 4 folgen und nach weiteren nur 20 km wieder in Jüterbog ankommen… oder nach rechts, wo noch 70 km auf dem RK 1 auf einen warten. Letztes Mal bog ich links ab, diesmal traute ich mich nach rechts. Kurz nach der Entscheidung meinte der Himmel, seine Pforten für ein paar Regentropfen öffnen zu müssen. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade auf einem Hügel mit Windrädern und einer der liebevoll gestalteten Picknickstellen angekommen. Diese hier sah ein wenig aus wie ein Piratenschiff und angesichts des kühlen Nasses von oben und einer sowieso fälligen Pause verkroch ich mich für eine Banane, Brownies, Gummibärchen und weitere hinreichend ungesunde Verpflegung in dessen Rumpf.
Nur ein paar Minuten später hörte der Regen auf und es konnte weiter gehen. Zugegeben, nach 30 gefahrenen Kilometern schoss mir zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf “Uff, nochmal das doppelte!”, fuhr aber brav weiter. Als fast die Hälfte geschafft war, gab es eine kleine Überraschung: die Freiwillige Feuerwehr von Hohenseefeld hatte Kohlen aufgelegt und es gab Gegrilltes, Kuchen und Getränke zu einem buchstäblichen Schnäppchenpreis. Da schlug mein Skater-Herz höher und eine Wurst musste her!Beim längeren Sitzen merkte ich jedoch die kühle Außentemperatur. Verschwitzt wie ich war, zog langsam die Kälte durch die Zwiebelschichten hindurch und verursachte leichtes Schlottern. Ein heißer Kaffee half ein wenig, besser jedoch das Weiterfahren. Das Wetter trug also durchaus dazu bei, die Pausenzeiten nicht allzu lange auszudehnen, was bei der doch ordentlichen Wegstrecke an sich angemessen war. Dennoch hätte ich hier und da gern ein bisschen länger verweilt.
Bei Wahlsdorf wechselte nach gut 50 gefahrenen Kilometern der Teilabschnitt vom RK 6 auf den RK 5. Die Streckenbeschreibung versprach für die kommenden Kilometer ein paar beachtliche Steigungen und Gefälle, bei denen ich mich bezüglich ersterem schon fragte, wie man sie mit Skates bezwingen soll. 100 Höhenmeter sind in Wander- oder Laufschuhen recht schnell erklommen, aber auf acht Rollen? Die Steigung kam und ich ächzte nach oben. Ohne mein Lauf- und Fitnesstraining hätte ich wahrscheinlich kapituliert und wäre auf Socken nach oben gegangen. Selbst die Radfahrer schoben ihre Räder gen “Berg”. Anstrengend, ohne Frage, aber machbar.
Was allerdings nach oben kommt, muss auch wieder runter. Und das ging in diesem Fall recht schnell und auf kurzer Strecke. Ich sauste das Gefälle hinunter und durch Kurven und dachte noch, wie gut das doch geht. Aber das Gefälle hörte nicht auf zu fallen. Hätte ich auf der Bremse gestanden, hätte diese vermutlich schon Funken gesprüht. Die Kurven wurden immer enger und ich nahm immer noch Geschwindigkeit auf. Mit fast 50 km/h – wie mir mein GPS später verriet – donnerte ich in eine 90°-Kurve und es riss mich förmlich vom Asphalt. Oben war unten und umgekehrt. Nach gefühlten 10 Pirouetten kam ich auf dem Rücken und meinem Rucksack liegend zum Stillstand. Ich blieb erstmal ein paar Sekunden liegen um wieder zu mir zu finden. Dann rappelte ich mich hoch und setzte mich auf einen Baumstamm, um den Schaden zu begutachten. Beide Ärmel meiner Jacke waren jeweils am Ellenbogen aufgerissen,
ebenso die Rückenmitte. Die Sigg-Flasche in meinem Rucksack hatte nun eine charakteristische Beule, aber alles andere darin geschützt. Vor allem mein rechter Ellenbogen schmerzte sehr und sah unter der Kleidung sicher nicht schön aus. Eine blutende Wunde war sicher. Um aber nicht unterwegs mehr Schaden anzurichten oder etwas zu infizieren, ließ ich alles so wie es war und wollte mich darum erst am Auto kümmern. Also in 30 km… Hätte ich mal zusätzlich zu meinen Handschützern noch Schützer für die Ellenbogen getragen.
Die nächsten paar Kilometer fuhr ich ein bisschen verhaltener, kriegte mich aber bald wieder ein und versuchte, das Puckern des Ellenbogens zu ignorieren. Eine etwas längere Pause und noch mehr Stärkung aus dem Rucksack gab es am Hohlbecker See. Die Banane war durch den Sturz zu Bananenmus in Schale mutiert, schmeckte aber trotzdem. Etwa 10 km vor Jüterbog sah ich dann etwas Wuscheliges auf der Weide bei Neuhof. Schwarze und weiße Schäfchen. Bei näherer Betrachtung passten die Ohren aber nicht so ganz. Nix Schaf! Schwein! Wollschweine. Ob die auch Eier legen?
10 Km noch. Zeit für ein letztes Päuschen und Vernichten des Trail-Mixes. Den Schlenker über Kloster-Zinna sparte ich mir diesmal. Ein paar Radler riefen scherzend hinüber, ich solle nicht schummeln. Nach fast 90 km auf Skates kann man von Schummeln wohl nicht mehr reden. Die letzten Kurven durch den Wald und dann war’s vollbracht – der Mammutkurs. Nächstes Mal nehme ich noch den kleinen Rundkurs 3 mit und mache die 100 km voll!
Am Auto angelangt zog ich jede Schicht behutsam aus. Meine Vermutung bestätigte sich leider, denn der rechte Ellenbogen sah böse aus. Eine tiefe, blutende Schürfwunde – trotz drei Lagen Kleidung. Nicht auszudenken, wie er ausgesehen hätte, wäre schönes Wetter gewesen und ich nur kurzärmlig gefahren! Noch heute sehe ich dort eine kleine Narbe und innen scheint auch Gewebe vernarbt und erhaben zu sein. Aber aus Schaden lernt man. Diesen Abschnitt fahre ich das nächste Mal sicher mindestens noch mit Ellenbogenschützern. Am meisten trauerte ich über meine liebgewonnene TNF-Jacke. Wegschmeißen wollte ich sie nicht, aber in dem Zustand anziehen ging auch nicht. Heute zieren zwei silberne Ellenbogen-Patches das Jäckchen und sehen durch die anderen silbernen Applikationen so aus, als müssten sie dahin gehören.
Für einen Tagesausflug kann ich den RK 1 nur empfehlen. Allerdings sollte man schon mindestens 7 bis 9 Stunden inkl. Pausen einplanen. Und gute Kondition mitbringen. 92 Kilometer am Stück Skaten ist kein Pappenstiel. Auch ich habe am Abend sehr gut geschlafen!
Hier geht’s zur Streckenbeschreibung
Hilfe…. gut, dass dir nichts schlimmeres passiert ist als eine Schürfwunde und kaputte Kleidung. 92km sind so gar nichts für mich und auch bei Gefälle bin ich nicht mutig und laufe lieber runter als zu skaten. Aber Respekt für diese klasse Leistung! Du musst dich ja fast langweilen bei unser allwöchentlichen Runde:D
Guten Tag,
Leider fand ich erst heute erst Ihre Webseite, sodass mir eventuell mein gestriges Desaster erspart geblieben wäre. Ich bin in Luckenwalde losgeradelt und in Jüterbog hängen geblieben. Bin verschiedene Wege gefahren und hab nach einem Ausweg aus Jüterbog gesucht. Leider erfolglos. Ich fand kaum Markierungen und habe entnervt aufgegeben. Ich versuche es aber definitiv nochmal. Gruß aus Berlin von Petra