Als sich in diesem Dezember eine weiße Decke über die Steinformationen und Tafelberge des Elbsandsteingebirges legt, machen Amazon, meine Freundin aus den USA, und ich uns auf den Weg in die Sächsische Schweiz. Den Ausflug hatte ich schon länger geplant – umso glücklicher sind wir, dass wir mit diesem unerwarteten Winterwunderland gesegnet werden.
Tag 1 – Gohrisch und verschneite Tafelberge
Endlich, endlich kann ich mir meinen Wintertraum in der Sächsischen Schweiz erfüllen. Und nicht nur das. Diesmal in ganz besonderer Begleitung, denn Amazon hat den weiten Weg aus Kalifornien auf sich genommen, nur um sich mit mir durch Schnee und Eis zu kämpfen. Naja, nicht nur. 😉
Und auch einen weiteren, lang gehegten Plan kann ich in die Tat umsetzen: zum Sonnenaufgang auf den Gohrisch zu steigen. Im Winter muss man dafür nämlich erst um 7 Uhr losgehen, um trotzdem noch pünktlich den Sonnenaufgang zu erhaschen – wenn die Sonne denn mal da wäre. Es ist wolkig, als wir losgehen und auch, als wir auf dem Gipfel des Gohrisch ankommen. Aber das Panorama über die Landschaft mit ihrer weißen Schneedecke ist auch ohne Sonnenschein einzigartig!
Schlüpfrig und mit Schnee zwischen fünf bis fast 30 Zentimetern bedeckt sind die Wege. Zum Glück haben wir beide unsere wasserdichten Socken an, denn unsere Schuhe sind schon nach kurzer Zeit patschnass. Der Weg zum Katzstein hoch ist mehr raten als einer Route zu folgen. Dafür haben wir heute sämtliche Wanderwege komplett für uns. Die Eiszapfen hängen vom Sandstein und sogar ein Baum am Wegesrand ist mit roten Kugeln, Äpfeln und Erdnüssen geschmückt.
Der Pfaffenstein mit Barbarine ist heute unser letzter Tafelberg und wir hoffen auf ein Heißgetränk dort oben. Leider ist die Hütte wie immer, wenn ich dort ankomme, geschlossen. Aber bis zu unserer Unterkunft ist es nicht mehr weit und so schmeckt das köstliche Essen in der gemütlichen Sennerhütte gleich doppelt so gut.
Wenn du jetzt auch Lust auf ein Winter-Abenteuer hast, habe ich übrigens einen Geheimtipp, damit deine Füße auch im Schneegestöber warm und trocken bleiben: wasserdichte Socken! Ich habe diese zusammen mit ein paar Zehensocken getragen und hatte immer herrlich warme Füße. ;
Tag 2 – Eisige Schrammsteine und Wilde Hölle
Tag 2 unseres Wintermärchens in der Sächsischen Schweiz steht an. Und beim Blick aus dem Fenster stellen wir fest: Heute wäre der ideale Tag für einen perfekten Sonnenaufgang auf dem Gohrisch gewesen. Stattdessen genießen wir ihn aus dem Tal und machen uns nach einer ausgiebigen Runde Eiskratzen auf den Weg zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour. Die führt uns diesmal dorthin, wo im Sommer der Bär steppt.
Jetzt jedoch, wo sich Eis und Schnee über die Sandsteine gelegt haben, ist es hier herrlich ruhig. Der Aufstieg zu den Schrammsteinen hat es in sich, denn die zahlreichen Stufen sind mit einer dicken Eisschicht überzogen. Beim Aussichtspunkt treffen wir auf ein Pärchen, das sich in den windigen, eisigen Bedingungen sichtlich unwohl fühlt. Liegt vielleicht auch daran, dass sie bei gefühlten -10 Grad ohne Handschuhe unterwegs sind. Der Ausblick ist atemberaubend. Schrammsteine mit Puderzucker überzogen. Lange halten auch wir es nicht aus. Wir stülpen unsere Microspikes über und flitzen am erstaunten Pärchen vorbei und die sauglatten Stufen wieder runter.
Weiter geht’s zur Wilden Hölle. Meinen Lieblingsweg will ich Amazon nicht vorenthalten. Im Sommer ist die Schlucht schon einzigartig, aber bei diesen Bedingungen ein absoluter Traum. Wir kraxeln über verschneite Felsblöcke und hangeln uns an den Metallgriffen entlang. Oben angekommen, ist die Schneedecke richtig dick. Auf dem Carolafelsen legt der Wind nochmal ordentlich zu und scheucht uns nach wenigen Minuten wundervollen Panoramas hinunter.
Auf dem Weg zum Kuhstall entdecken wir zwei Lehrpfade: Die “Wege zur Wildnis” erzählen vom Waldbrand und lassen einen durch kreative Schaukästen die Natur besser begreifen. Sie müssen brandneu sein, denn es gibt sie noch nicht mal in OpenStreetMap. Der Kuhstall mit der ikonischen Himmelsleiter ist unser letztes Highlight für heute. Diese Wanderung hat die gestrige doch nochmal um einiges übertroffen: in Wow-Effekten und auch der Masse an Schnee.
Tag 3 – Von Königstein zum Weihnachtsmarkt auf der Festung
Zum Abschluss der schönen Tage in der Sächsischen Schweiz verlassen wir heute die gemütliche Sennerhütte, parken bei unserer neuen Unterkunft und stiefeln hoch zur Festung Königstein. Damit lassen wir nicht nur den Schnee hinter uns, sondern auch die herrliche Ruhe, die uns die letzten Tage umgeben hat. Denn hier oben, wo allesamt mit Auto und/oder Shuttle anreisen können, steppt der Bär.
Die Sonne lässt sich für einen kurzen Moment mal blicken und so drehen wir erst einmal eine Runde mit Ausblick um die Festung herum. Der eisige Wind und unser Schneckentempo kühlen uns schnell aus – das hilft auch der erste Tee und ein Glühwein nur wenig.
Im Innenhof der Festung mischen wir uns ins Gewusel und trinken den mit Abstand besten Eierpunsch meines Lebens. Gefühlt besteht der nur aus Sahne, einer guten Portion Vanille, gegebenenfalls einem Ei und nicht identifizierbarem, aber leckerem Alkohol. Davon gönnen wir uns für den Rückweg noch einen zweiten Becher, mit dem der rutschige Abstieg gleich noch mehr an Fahrt und Frohsinn gewinnt. Wo wir auch gehen und stehen, die Leute um uns herum sind immer entzückt über den Quark, den wir von uns geben.
Damit geht ein wunderbares verlängertes Wochenende leider zu Ende. Davon werden wir noch lange zehren. Denn jetzt setzt erstmal typisches Winterwetter ein: semi-kalt mit Regen.
Unsere Touren und mehr Bilder der schönen Tage findest du übrigens in dieser Collection: