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Projekt: Gurkenglas nimmt langsam Form an. Seit ich das gusseiserne Gemüse in Medaillenform beim Spreewaldmarathon entdeckt habe, bin ich auf Gurkenjagd. 2014 startete meine Sammlung mit der grünen Gurke für den 10 km-Lauf in Burg, 2015 kam die bronzene beim Halbmarathon dazu. Diesjahr bin ich übergeschnappt und wollte beide ausstehenden verdienen: die silberne und die goldene Gurke. Das Goldstück hatte ich mir schon Anfang April vom Bootshaus Leineweber umhängen lassen. Für die zweitägige Paddelmarathon-Tour ab Burg über Lübbenau und wieder zurück. Ein richtiges kleines Abenteuer.
Der Halbmarathon in Lübbenau war dann DIE Gelegenheit, die Kollektion voll zu kriegen. Warum es für den Halbmarathon in Lübbenau die silberne Gurke gibt, in Burg für dieselbe Distanz aber „nur“ die bronzene, wissen wahrscheinlich nur die Organisatoren selber.
Zwei Wochen nach meinem ersten Marathon war das Ziel für diesen Wettkampf nur eins: Relaxt laufen und dabei die kulinarischen Hochgenüsse des Spreewalds genießen. Wer meinen Blog rund um die Spreewaldserie schon länger verfolgt, der weiß, dass ich hier eigentlich nur zum Futtern und Gegend Genießen her komme. Mit der Ausrede, es ist ja noch Regenerationszeit, sollte das auch diesmal nicht anders sein. Zum Glück hatte die Mietze auch keine ambitionierteren Ziele. Und so machten wir uns am Samstag, den 16. April gemeinsam auf den Weg nach Lübbenau.
Dabei entstand auch dieses wunderbare Foto, das folgende durchaus berechtigte Twitterbemerkungen nach sich zog:
„Caro sieht aus als hätte sie schon 10 Kaffee intus“ und „Die Mietze dafür, als bräuchte sie noch 9“.
Das Auto in Lübbenau loszuwerden war leichter als gedacht. Der sonst kostenpflichtige Parkplatz am Stadtzentrum war für diesen Tag kostenfrei. Vorbildlich. Andere (sehr viel teurere) Veranstaltungen verdienen sich dabei noch einmal eine goldene Nase. Eine Stunde Zeit war noch vor dem Start. Auf dem Marktplatz dröhnte aus schrankgroßen Lautsprechern fragwürdige Musik. An der Ziellinie wurden schon die Gurken für die Finisher aufgehängt und uns fiel auf: die sind nicht alle gleich. Zumindest bei den grünen Exemplaren hingen welche senkrecht nach unten, andere waagerecht. Da sowohl meine goldene Gurke als auch alle älteren waagerecht waren, ging ich mal davon aus, dass das die „Auslaufmodelle“ unter den Gurken sind.
Kurz vor Start des Bambinilaufs entdeckte ich das Pinguinmaskottchen der Spreewelten von hinten. Ich hatte noch nie ein Foto mit einem Maskottchen gemacht, aber hier musste das sein. „Ich quatsch den Pinguin mal an“. Gesagt getan. Ich überlegte erst, ob ich ihn am Schwanz ziehen soll, ließ das dann aber doch. Von vorne wusste ich allerdings auch nicht so recht, wo ich da hinquatschen soll. Das Schnabelinnere war komplett schwarz. Keine Ahnung, wer oder was da drin steckte. Egal. Der Pinguin war bereit für ein kitschiges Bild mit den bekloppten Berliner Bloggerinnen.
Kurz vor zehn mischten wir uns unter die Teilnehmer im Startbereich. Mehrere hundert machten sich auf die Socken durch die idyllische Landschaft des Spreewalds. Die Idylle bedeutete gerade am Anfang aber auch: Stau. Läuferstau an den niedlichen Holzbrücken. Zeit für die erste Fotosession.
Nach 7 km dann der erste Futterstopp. Ohne Kuchen. Oh mein Gott. Nun war es aber nicht so, dass Fressraupe Caro nicht trotzdem genug zum Zulangen gefunden hätte. Schokolade, Brezeln, Rosinen. Da geht schon was. Judith nahm sich einen Schokoriegel mit. Klare Ersttäterin! Den Fehler hatte ich aus Gier beim ersten Spreewaldlauf auch gemacht… und dann den Riegel unangetastet bis ins Ziel geschleppt. Ein ähnliches Schicksal sollte auch dem Schokoriegel von Judith zu Teil werden.
Nachdem der Futterteil für’s erste abgeschlossen war, konnte weiter die Landschaft genossen werden. Die herrlichen grünen Wiesen, die kleinen romantischen Kanäle mit halb versunkenen Kähnen, auf denen ich vor zwei Wochen noch per Paddelboot unterwegs war. Es roch nach gemähtem Gras, an manchen Stellen aber auch arg nach Land. Das gehört eben dazu.
Kaum hatte ich das alles aufgesogen, winkte der nächste Stand mit Essen. Diesmal mit Kuchen. Danke, liebe Spreewälder, dass ihr meinem Wunsch nach Kalorienplus bei einem Wettkampf immer wieder nachkommt. Kuchen rein, Cola hinterher, weiter ging es.
Inzwischen hatte sich die Sonne des Vormittags eine Auszeit genommen und den Regen auf Schicht geschickt. Das schnurgerade Betonstück der Strecke wurde dadurch von lang nach gefühlt ewig lang ausgedehnt. Fast so dehnbar wie die Gummibärchen, die ich am dritten Verpflegungspunkt erbeutete.
Ich wurde immer nasser und nasser und auch die wasserscheue Mietzekatze neben mir fand das unter aller Sau. Zum Glück standen ein paar unerwartete Anfeuerer am Streckenrand und zogen unsere Mundwinkel wieder nach oben.
Der letzte Versorgungspunkt am Gasthaus Wotschofska sollte mein persönliches Highlight und ein großes Problem gleichzeitig werden. Neben Würstchen, Käse und Gurken stand dort ein Teller voller Schmalzbrote. Natürlich hegt EarnYourBacon eine seltsame Leidenschaft für den in schlankheits- und gesundheitsbewussten Zeiten verpöten Brotaufstrich aus reinem Schweinefett. Ich stürzte mich drauf, als würde hinter mir eine Horde ausgehungerter Wanderer ankommen, die mir alle wegzuessen drohen. An dieser Stelle hätte der Wettkampf für mich beendet sein können.
Aber nö, ich musste ja noch weiter. Noch mehr als drei Kilometer. Mit meiner Schmalzstulle. Nun sagt man Frauen nach, grundsätzlich multitaskingfähig zu sein. Ich glaube, bei mir beschränkt sich das multi eher auf duo. Zumindest war ich nicht in der Lage, zu laufen, zu fotografieren und das Brot dem vorgesehenen Weg in meinem Körper zuzuführen. Ich war kurz stehen geblieben, um ein schönes Foto von einer der Brücken zu machen, während Judith weiter gelaufen war. Musste natürlich versuchen, sie einzuholen und dabei zu futtern. Zweites klappte nicht ganz so gut und machte damit auch ersteres zunächst unmöglich. Ein Teil der Schmalzstulle war hingerutscht, wo sie nicht hingehörte und ich röchelte, hustete, keuchte und bekam keine Luft mehr. Stehenbleiben, weiterröcheln. Ich streckte wie im Film noch meinen Arm nach vorn Richtung Judith, die in der Entfernung immer kleiner wurde. An einer Schmalzstulle während eines Wettkampfs im Spreewald abkratzen. Das haben bestimmt auch nicht viele geschafft.
Von hinten kam eine Läuferin und fragte, ob sie mir helfen kann. In dem Moment hatte sich das Brotstück in meiner Luftröhre durch heftiges Husten wieder gelockert und ich konnte schnappatmend ihre Hilfe dankend ablehnen. Die restliche Stulle aß ich ab da bewusst in Minihappen.
Am Ende war ich trotzdem froh, dort zugegriffen zu haben, denn diese gute Auswahl gab es im Ziel leider nicht mehr. Es war auch viel zu nass und zu kalt, um noch länger dort vor Ort zu bleiben. Mit Gurke und Urkunde schlappten wir zum Auto zurück. Meine glorreiche Idee, sich nebeneinander in die nasse Wiese für ein Zielfoto zu legen, lehnte Judith sich schüttelnd ab.
Und als hätten wir unterwegs nicht schon genug gefuttert, ging die erste Abfahrt schon wieder zu McDonalds. Pommes gehen einfach immer. Gleich nach Schmalzbroten.
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Lol Caro…was wird das nur für ein Bericht, wenn wir dir den alpinen Gipfel zeigen! Aber eins sag ich dir. Ne Schmalzstulle gibts da nicht!!
Och menno, keine Schmalzstulle 🙁 Aber Kaiserschmarren? Ist ja schließlich alpin!
Cool! 🙂