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[:de]Rennsteiglauf 2017 – Ready for Zombie Apocalypse[:]

[:de]Der Rennsteiglauf, der Rennsteiglauf.

Seit 2013 hat er mich in seinen Bann gezogen und jedes Jahr aufs neue reserviere ich wie in Trance wieder dasselbe Zimmer für nächste Jahr und melde mich per Sofortanmeldung.

„Warum nur? Was ist denn am Rennsteig so besonders?“ fragen mich Menschen, ihres Zeichens auch Läufer, die noch nie dort gewesen sind. Meine Antwort: „Mach mit, dann weißt du, warum.“

Herr, lass es regnen

Am Freitag Nachmittag geht es wie letztes Jahr direkt nach der Arbeit los. Fast 30 Grad brüllende Hitze und Sonne machen die Fahrt im unklimatisierten Auto entweder sehr laut oder sehr heiß. Schon auf dem Weg raus aus der Stadt gibt es eine Vollsperrung auf der A9. Zwei Stunden kostet die Umfahrung über die reizvollen, aber langsamen Landstraßen. Kurz nach Schkeuditz braut sich dann ein Wetter zusammen, das seinesgleichen sucht. Riesige Hagelkörner prasseln auf die Motorhaube und einige Autofahrer haben beschlossen, das Unwetter einfach auf dem Standstreifen auszusitzen. Man sieht ja auch nüscht. Fünf Stunden und einen McFlurry später kommen wir dann doch noch in Oberhof an. Bei knappen 12 Grad und Regen.

Weil es schon so spät ist, werden die Startunterlagen ganz flink im Haus des Gastes abgeholt und dann gleich zur Kloßparty gestürzt. Ohne Kloßparty am Vortag des Rennsteiges geht ja mal gar nicht. Nach dreimal Rennsteiglied geht es dann aber auch ab in die Falle, das Frühstück ist schließlich zu 6 Uhr bestellt und mein Husten, den ich seit drei Wochen kultiviere, ist auch noch mitgereist und will auskuriert werden. Irgendwie hatte ich mir eingebildet, die Möhre des Oberhofer Schneemanns anzufassen, brächte Glück. Wie sich zeigen sollte, ein Gedanke, der zumindest bei mir nicht zutrifft.

Och menno, die Knie schon wieder

Am Samstag morgen sieht das Wetterchen besser aus als erwartet. Ein wenig sonnig, ein bisschen mehr wolkig, aber kein Regen. Mein Hunger zum Frühstück mitten in der Nacht (um 6) hält sich wie immer in Grenzen, aber heute muss ich auch nicht viel essen. Ich will ja schließlich an jedem Verpflegungspunkt anhalten. Aus Startblock 4 geht es um 7:39 Uhr los. Schneewalzer, Rennsteiglied, Hubschrauber, Startschuss aus der Mini-Kanone. Die ersten Meter auf dem Asphalt beim Grenzadler fühlen sich schon anstrengender an als die Jahre davor. Der Tross zieht sich ins erste Waldstück hinauf und folgt dem langen Anstieg, der sich zur Wegeentlastung in rechts und links aufteilt, um dann nach ein paar hundert Metern wieder zusammen zu finden.

Die Sonne scheint durch die Bäume. Die vom Regen feuchte Landschaft bringt wunderschöne Strahlen zum Vorschein, an denen ich mich erstmal ergötzte. Weiter geht es, langsam, aber stetig. Noch bevor wir noch einmal Richtung Oberhof abbiegen, meldet sich schon wieder mein rechtes Knie. Trotz Bandage! Überbelastung kann das ja wohl nicht sein, habe ich doch die letzten drei Wochen wegen einer Erkältung gar nicht laufen können. Das interessiert mein zickiges Knie aber leider nicht. Ganz kurz flackert in mir der Gedanke auf, in Oberhof auszusteigen. Mein Husten ist ja auch immer noch da. Aber ihr kennt mich. So schnell der Gedanke aufkam, so schnell war er auch schon wieder ad acta gelegt.

Bereit für die Zombie-Apokalypse

Apfelschorle und Cola wartet am ersten Verpflegungspunkt auf mich, dazu Bananen am zweiten und dritten. So hangel ich mich Kilometer für Kilometer weiter. Einzige Ziele für heute: unter 3 Stunden im Ziel ankommen und nicht von den Marathon-Läufern überholen lassen. Die sind nämlich erst anderthalb Stunden nach uns gestartet – und auch noch 20 Kilometer entfernt.

Normalerweise freue ich mich am Rennsteig auf das Passieren der 9 km-Marke, dann ab da geht es fast nur noch bergab. Nachdem nun aber auch noch das linke Knie meint, in den Schmerzkanon einstimmen zu müssen, trete ich bei jedem steileren Abstieg statt aufs Gaspedal auf die Bremse. Entweder bleibe ich kurz komplett stehen oder es wird gegangen. Schön ist anders, aber ich komme heute nach Schmiedefeld. Und auch noch unter 3 Stunden! Irgendwas um 2:45 Stunden steht auf meiner Urkunde, als ich durch das Ziel laufe, das rechts und links von Zuschauern gefeiert wird. Hier ist heute jeder ein Held, egal, welche Distanz und welche Zeit er gelaufen ist.

 

Und genauso fühle ich mich auch, ein wenig heldenhaft. Viele meiner Läuferkollegen brechen Wettkämpfe ab, wenn die Zeit am Ende nicht stimmt. Aber Laufen wir in unserer Leistungsklasse nicht eigentlich des Laufens wegen? Natürlich wurmt mich die Zeit ein wenig. Es hätte alles anders laufen können, wenn ich nicht drei Wochen sportlich komplett ausgefallen wäre. Auf der anderen Seite denke ich mir: „Wahnsinn. Nach doch recht langer Pause kann ich einfach mal nen Halbmarathon rennen, auch unter Schmerzen. Die Zombie-Apokalypse kann kommen.“

War der Lauf noch so schlecht, die Stimmung bei der Läuferparty in Schmiedefeld holt das alles wieder raus. Wer nicht schon stundenlang auf den Bänken steht und feiert, der zieht gerade mit einer Polonäse durchs Festzelt. Ja, Oberhof kann abends auch feiern, aber Schmiedefeld, das ist noch mal ein anderes Kaliber. Denn eins können die Teilnehmer vom Rennsteiglauf: feiern!

Wandern am Tag danach gefällig?

Ausgebrannter Stein und Sieglitzsee

Um die Muskeln zu lockern und noch die letzten schönen Stunden im Thüringer Wald zu genießen, gehe ich gern im Anschluss an den Rennsteiglauf noch ein wenig wandern. Über Komoot hatte ich eine kleine Rundtour gefunden, die mit 10 km und ein paar Highlight dem entsprach, was mir so vorschwebte: die Ausgebrannter Stein über Sieglitzteich-Oberhof-Runde. Über Wald- und Forstwege führt die Rundtour einige Höhenmeter hinauf und hinunter, durch den Ausgebrannten Stein und am idyllischen Sieglitzteich vorbei. Für eine entspannende, nicht zu lange Wanderung sehr zu empfehlen.

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[:de]Hamburg Women’s Race – Sichtung von Beutelratten nicht ausgeschlossen[:]

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Nun sitze ich hier auf meinem Platz im Flixbus… und kriege das Grinsen nicht vom Gesicht. Der Regen prasselt schon wieder an die Scheibe, als hätte ich heute nicht schon genug davon abbekommen. Wie der Bus so nach Berlin flitzt, stelle ich über einen Instagram-Post fest, dass ich nicht die einzige im Bus bin, die gerade nach dem gelaufenen Hamburg-Marathon auf dem Weg in die Heimatstadt ist. Ich winke mal eben von hinten zur Reihe 5, dem Pawel. Die Welt ist so klein. Ich schaue mir meine Hamburger Medaille an, die an einem violetten Band an mir herunter hängt und lasse dieses verrückte Wochenende noch einmal Revue passieren.

Schon wieder ein Wochenende ohne Ausschlafen. Warum tue ich mir das eigentlich immer an? Morgens um 8 los zum Alexanderplatz, wo der Flixbus mich geschmeidig nach Hamburg bringen soll. Es ist kalt. Und regnerisch. Zum Glück sagt die WetterApp für Hamburg am Sonntag keinen Regen an. Punkt 9 Uhr fährt der Bus los und kommt mit drei Minuten Vorsprung in Hamburg an. Davon und von den Preisen kann die Bahn sich gerne mal eine Scheibe abschneiden! Sam, mit der ich das Women`s Race morgen laufen werde, ist gerade mit ebendieser Bahn angekommen und wir beginnen unser Carboloading beim hansestädtischen Mc Donald´s. Das Women´s Race findet 2017 zum ersten Mal parallel zum Marathon statt. Zwei Frauen können sich die Marathondistanz teilen, wobei die erste Läuferin 21,8 km läuft und danach an die zweite in der dortigen Wartebox übergibt. Eine komplett hälftige Teilung wäre sicher schöner, aber organisatorisch womöglich nicht machbar.

VerFLIXt und zugefitscht

Vom Bahnhof geht es direkt zu den Messehallen, wo wir unsere Starterbeutel abholen wollen. Ohne wirklichen Plan, wo es denn lang geht, folgen wir einfach den Massen. Bei einem solchen Großereignis funktioniert das ganz gut und so erhalten wir bald unseren ganz eigenen Women`s Race Starterbeutel mit violetter Seite. Der Inhalt kann sich sehen lassen: Gummitiere, ein alkoholfreies Bierchen, Red Bull und Energiegel. Der gute Jan Fitschen hat sich auch nach Hamburg getraut und so kommt Sam endlich auch zu ihrem kenianischen Armbändchen, das unheimlich schnell machen soll. Blöd, dass meins zu Hause liegt.

Dank der Twitter-Timeline und dem unglaublich selbstlosen Angebot von Sven sparen wir uns die unverschämten Hotelpreise und fahren in seine kleine, aber sehr feine Wohnung, die er uns für die Nacht zur Verfügung gestellt hat. Sogar gefaltete Handtücher mit Betthupferl (Snickers und Twix, der Mann weiß, was Läuferinnen brauchen) finden wir auf dem saugemütlichen Bett, in dem ich schlafen werde, wie ein Baby. Das Wetter draußen lädt wenig zum Umherschweifen ein, daher führt unser letzter und einziger Weg des Abends nur zum Penny um die Ecke, um die weiteren Zutaten fürs Carboloading zu besorgen: Rotwein, Nachos, Käse und Haferflocken. Noch nie habe ich vor einem Wettkampf abends Wein getrunken. Heute wirds ne halbe Flasche. Und auch zu den Nachos würde ein Ernährungberater wahrscheinlich nur den Kopf schütteln. Völlig müde von nichts verschwinden wir beide schon um halb zehn im kuscheligen Bett. Gute Nacht, Hamburg.

Alles Gute kommt von oben

Viel zu früh muss ich auch am Sonntag wieder raus. Relativ spontan haben wir beschlossen, dass ich die Startläuferin sein werde. Während ich mich frisch mache und mein Race-Outfit anziehe, bereitet Sam mir liebevoll ihren selbstgekochten Porridge zu. Da kann ja gar nichts mehr schief gehen. Am Vorabend hatten wir noch die Kleiderbeutel-Logistik geplant. So ganz einfach ist das beim Women`s Race nicht, denn die Beutel werden nicht vom Start zum Übergabepunkt transportiert. Stattdessen wird Sam dort mit meinem Kleiderbeutel mit trockenen, warmen Sachen auf mich warten, während ich ihren am Start abgeben werde. Zusammen mit meinen warmen Klamotten, die ich noch zur Anreise zum Start brauche. Läuferin 1 braucht folglich zwei Sets warme Sachen.

Die Sonne scheint auf dem Weg zu den Messehallen. Es scheint MEIN Wetter zu werden. Schön kalt und heiter bis wolkig. Kurz bevor ich zum Start wackel, treffe ich noch auf Andreas, der mir meinen Trainingsplan geschrieben hat. Er steht missmutig an den Toiletten an, die alle auch noch 15 Minuten vor Start mit langen Schlangen gesegnet sind. Es sind einfach zu wenig. Ich stelle mich mal lieber mit an. Am Ende braucht das Anstehen so lange, dass ich erst zwei Minuten vor Start überhaupt in meinem Startblock ankomme. Eigentlich nichtmal das. Irgendwie lande ich in Block E, statt I. Was solls. Zwischenzeitlich haben sich dichte, dunkle Wolken vor die Sonne geschoben.

Hamburger Schietwetter!

Pünktlich zum Start öffnen sich alle Schleusentore des Himmels und ein eiskalter Regen schüttet auf die bei gerade mal 4 Grad startende Läufermenge herab. Nach einem Kilometer bin ich schon pitschnass. Die Straßen sind gefüllt mit Pfützen. Natürlich habe ich keine wasserdichten Schuhe angezogen, darum schwimmen meine Socken auch schon in den Schuhen. Kurze Zeit später ändert sich der Niederschlag in kleine fiese Wurfgeschosse aus Eis. Hagel hat es ja jetzt noch gebraucht. Um die nächste Ecke herum pfeift eine steife Brise, die mir die Hagelkörner ins Gesicht peitscht und mir ein natürliches Peeling verpasst.

Nach dreimaligem Fluchen ergebe ich mich in mein Schicksal und mache das beste daraus. Wann läuft man schon mal im Hagel einen Wettkampf? Zumindest sind die Beine flink und flitzen über den Asphalt. Die mutmaßlich flache Strecke geht erstaunlich oft hoch und runter, aber mein Tempo kann ich halten. Ich bin sogar weitaus schneller, als ich es angepeilt hatte, aber ich fühle mich super. Also weiter so, so lange es denn geht. Sonne und Regen wechseln sich immer mal ab, treten aber angesichts des grandiosen Hamburger Publikums sehr in den Hintergrund. Die Bergab-Kurve hinunter zu den Landungsbrücken ist ein kleiner epischer Moment für mich und ich feiere ihn mit einem breiten Grinsen. Derzeit liege ich noch auf Sub-2-Kurs, auf den ich es aber überhaupt nicht angelegt hatte.

Nach 14 km bringt ein Autotunnel mein Pace durcheinander und ich laufe im geschwindigkeitstechnischen Blindflug. Auch nicht tragisch, es läuft immer noch und die Zeit wird eine meiner besten im Halbmarathon werden, selbst, wenn noch ein Einbruch kommt. Der kommt tatsächlich nach 19 km. Auf einmal schmerzt mein Magen und das Atmen fällt mir schwer. Also schalte ich einen ordentlichen Gang runter. Ich mache nicht nochmal den Fehler von Berlin. Langsam freue ich mich doch auf das Erreichen der 21,1 km. Nach offiziellen 02:01:20 Stunden laufe ich durch das Halbmarathontor. Wenn ich nach meiner Garmin gehe (und die hat immer Recht), bin ich 21,3 km gelaufen und damit noch unter 2 Stunden gelaufen. Ein tolles Gefühl für mein Ego, das nach dem Dresden Halbmarathon einen echten Dämpfer verkraften musste. 700 m muss ich aber noch weiter zum Übergabepunkt laufen. Psychologisch ist das harte Arbeit, denn nochmal 700 m zu laufen, nachdem man seine Halbmarathonzeit schon hat, ist reine Überwindung. Sam wartet schon strahlend auf mich, gratuliert mir zu meiner tollen Zeit und flitzt nach der Chipübergabe los, um unseren Marathon zu finishen.

 Zeitmanagement ist alles

Für ihren Abschnitt plant Sam etwa 2:15 Stunden ein. In der Zeit wechsele ich schnell meine Klamotten, fahre zurück zur Wohnung, dusche, wasche mir die Haare, packe, fahre wieder zu den Messehallen, hole ihren Kleiderbeutel ab und versuche zur Sammelbox zu gelangen. Die Sammelbox ermöglicht es den Frauen, gemeinsam die letzten 300 m ins Ziel zu laufen. Ich sehe die Sammelbox zwar, aber sie ist auf der anderen Straßenseite. Überqueren der Straße unmöglich, denn die ist ja für den Marathon gesperrt. Nachdem ich sämtliche U-Bahnausgänge durchprobiert habe, finde ich in Panik, zu spät zu kommen, auch endlich den richtigen.

Auch hier ist die Organisation wieder ein wenig experimentell, denn ich bin ja inzwischen schon aus meinen nassen Laufsachen raus und bewaffnet mit zwei vollen Kleiderbeuteln. Aber das wird schon. Nach 2:11 Stunden kommt mir Sam entgegen gerannt und wir sausen los zum roten Teppich und der Ziellinie. Die blöden Beutel schlackern rechts und links hin und her und machen selbst diese 300 m zur echten Herausforderung für mich. Mit wehenden Haaren und ziemlich gebeutelt laufe ich neben Sam über die Ziellinie des Hamburg-Marathons. Ein wunderbares Gefühl und eine fantastische Innovation, sich den Marathon teilen zu können. Da dürfen andere Städte bitte nachziehen!

Gegen Rückgabe des Zeitmesschips erhalten wir unsere Medaillen mit violettem Bändchen und laben uns an der Nachzielversorgung. Auch hier kann Hamburg echt punkten. Alkoholfreies Bier, Cola, Becher mit Brezeln, Pickups, Weintrauben, Bananen und Melonen habe ich gesehen und gegessen. Sogar Red Bull hat es auf der Strecke gegeben. Nichtsdestotrotz holen wir uns auf dem Rückweg noch ein leckeres Krabbenbrötchen beim Bäcker und flitzen zur Wohnung. Auch jetzt müssen wir hurtig sein, denn Zug und Bus gehen ja schon um 17 Uhr!

Beides erreichen wir gerade so rechtzeitig und so geht ein schönes Wochenende in Hamburg zu ende, an das ich zum Schutz vor Enttäuschung keine wirklichen Erwartungen hatte. Umso zufriedener und motivierter fühle ich mich jetzt, da es so gut gelaufen ist. Ich war sehr nah dran an Sub 2 (laut Garmin sogar geschafft) und fühlte mich weit besser als bei meinem letzten Höhenflug in Berlin. Wie heißt es so schön? Es ist noch Luft nach oben!

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[:de]Airport Night Run – Mein erster “Job” als Personal Pacemaker[:]

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Der Airport Night Run von Berlin läuft ist mein absoluter Favorit für das Aufstellen von Bestzeiten. Und so sollte es auch diesjahr wieder um das Jagen nach Bestzeiten gehen. Nur diesmal nicht meine eigene. Beim Gipfelstürmer hatte ich der lieben Miri angeboten, sie beim anstehenden 10 km-Wettkampf als Häschen zu ziehen. Personal Pacemaker sozusagen. 58 Minuten bot ich großspurig an. Erst ein paar Tage danach machte ich mir Gedanken. Was, wenn ich zu dem Zeitpunkt verletzt sein sollte? Verschnupft? Selbst nicht in der Lage, eine solche Zeit zu laufen? Eine gewisse Verantwortung kommt mit so einem Angebot. Freiwillig oder nicht, gerade Freunde sollten sich dann auf einen verlassen können. Berlin läuft Pacemaker

Umso glücklicher war ich, dass Murphy sich diesmal zurück gehalten hatte. Keine Zipperlein, keine triefende Nase, nur noch rudimentärer Husten und leistungstechnisch war ich auch optimistisch, ein gutes Häschen abzugeben. Um halb sieben stehen wir also auf dem Gelände des Flughafens, der am meisten zur alljährlich letztmalig stattfindenden Laufveranstaltung frequentiert wird. Während wir eine richtig offizielle Pacemakerin in unserer Mitte haben, die mit dem Halbmarathon schon weit vor uns starten wird, haben wir noch eine Menge Zeit, um Panik zu schieben. Ob die 58 Minuten heute wirklich machbar sind, ist fraglich. Aber ich hatte die arme Miri bereits übers Verteilen einschlägiger Kommentare in ihrem Facebook-Account darauf vorbereitet, dass nix an der Bestzeit vorbeiführt. Mein Ehrgeiz ist geweckt.

Mit 10 Minuten Verspätung starten wir. Die Strecke wurde 2016 geändert und da ich 2016 nicht gelaufen war, ist für mich unbekannt, was da wohl kommt. Jetzt wird sowieso nur noch auf die Zeit und Miri konzentriert. Meine eigene Zielzeit ist dabei völlig nachrangig. Und das muss sie auch sein, wenn man jemand anderen pacen möchte. Dessen muss man sich bewusst sein, selbst wenn man meint, heute besonders fit und gut drauf zu sein. Los gehts und ich schlage gleich beim ersten Kilometer eine Durchschnittspace von 5:48 Min/Km an. Das Feld zieht sich recht schnell auseinander. Hinter mir traben fleißig Astrid, Miri und Martin. Etwa drei Kilometer geht das auch gut. Immer wieder drehe ich mich um, um sicherzugehen, dass mein Schützling noch da ist. Bei Kilometer 4 merke ich aber: Miri wird das Tempo nicht über die gesamte Distanz durchhalten. Ich bleibe weiter vorne, reduziere aber die Geschwindigkeit. Wir liegen gut in der Zeit, um trotzdem noch eine passable Bestzeit hinzulegen.

Nach 5 km komme ich kurz zu Miri nach hinten. Die Hälfte ist schon vorbei und sie schlägt sich super. Martin bleibt stets an ihrer Seite, was ihr genug Druck macht, um nicht wieder in die Komfortzone zu verschwinden. Für mich ist das heute ein Lauf der ganz anderen Art. Entspannt. Zeit, mal rechts und links zu schauen, mit anderen zu quatschen. Wen man nicht unterwegs alles trifft! Alle hundert Meter schaue ich aber spätestens wieder nach hinten. Miri schnauft und kämpft. Ich bin stolz auf sie. Immer mal wieder ein Blick auf die Uhr. Sie nicht. Muss sie auch nicht, denn dafür bin ich ja heute da. Für sub 1 h wird es nicht langen, aber das ist auch nicht nötig. Unter 01:03:00 will ich sie aber ziehen. Ein bisschen muss noch gekämpft werden. “Nur nicht aufgeben, Miri!”, denke ich mir. “Das schaffst du!”

Der letzte Kilometer. Jetzt laufe ich zurück zu Miri. Auf den letzten Metern bleibe ich direkt an ihrer Seite, sage ihr alle hundert Meter, wie weit es noch ist. Ein bisschen Kraft ist noch übrig und die bringt sie auf. Noch hundert Meter. Ich nehme sie an die Hand und ab geht es ins Ziel. Vorbei. Mit einer Wahnsinns-Bestzeit von 01:01:08 h läuft Miri damit ihren bislang schnellsten 10er. Und ich bin mir ganz sicher, es war nicht der letzte.

Bei mir wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen, aber Bestzeit? Keine Ahnung. Letztendlich ist die Zeit sowieso nur für eine(n) wichtig: für sich selbst. Kein Hahn kräht ein paar Tage später mehr danach. Aber einem Menschen genau zu diesem Ziel verholfen zu haben, hat mich an diesem Tag glücklicher gemacht, als ein paar Minuten oder Sekunden meiner eigenen Zeit. Und wer weiß, wann ich selbst wieder jemanden brauche, der mich wieder ins Ziel zieht… zu meiner eigenen, an sich völlig unbedeutenden, Bestzeit.

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[:de]Wettkämpfe 2017 – Ich muss Wein trinken![:]

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Jedes Jahr dasselbe. Ich versuche mich einzuschränken. Nur die wichtigsten Wettkämpfe. Wirklich! Dann fange ich an, den DIN A3-Kalender auszufüllen. Die Wettkämpfe werden gelb markiert. Und die Märsche. Und die Trainings für die Märsche. Ihr kennt das. Auf einmal ist der ganze Kalender gelb. Und es sind noch nicht mal alle Termine untergebracht. Dann beginnt das “Verkaufen” in der Familie. Ist doch nur EIN Wettkampf pro Monat… im Schnitt. Nur im mal 2-3. Gegebenfalls auch im Mai. Und Juli ist eine Ausnahme mit dreien.

2017 ist da nicht anders. Alles ist irgendwie gelb. Und der Urlaub will ja auch noch drumherum geplant werden… äh ich meine, die Wettkämpfe sind natürlich praktischerweise immer genau dann, wenn kein Urlaub ansteht. Voraussichtlich. Falls es am Urlaubsort nichts zu Laufen gibt.

Am 13. Januar steht also bereits das erste Event an: die Berliner Polarnacht. Im letzten Jahr war das mein allererster Versuch einer langen Wanderung gewesen. Nach 30 km habe ich damals aber klein bei gegeben, bin in die S-Bahn gestiegen und mit stocksteifen Gliedern wieder hinaus. Diesjahr werden aber die 50 km durch die Nacht gerockt. Diesjahr weiß ich ja, was auf mich zukommt.

Im Februar, März und April geht es wieder in den Spreewald. Zur Jubiläums-Veranstaltung des Frostwiesenlaufs gibt es eine besondere Medaille und natürlich die legendären Verpflegungsstände mit Glühwein. Zur Marathonvorbereitung passt danach perfekt der Schneeglöckchenlauf über 30 km, den ich letztes Jahr schon gelaufen bin, um mir eine der letzten riesigen Porzellan-Schneeglockenmedaillen zu verdienen. Im April wird dann “Projekt: Gurkenglas” weitergeführt. Da diesmal der Hamburg-Marathon, für den ich mich gemeldet habe, mit dem Spreewald-Marathon kollidiert, steht der feste Plan, wieder eine der gusseisernen Gurken zu erpaddeln. In 2016 hatte ich daraus schon ein Micro-Adventure gemacht und war zwei Tage mit Zelten im Spreewald paddeln. Bei Wind und Regen. Ein echter Gaudi!

Nach altbekanntem gibt es dann im April zwei Neuheiten für mich. Beim Airport Night Run wird erstmalig auch Skaten als Disziplin über 15 km angeboten. Skaten übers Flugfeld in der Nacht? Da bin ich dabei. Man wird mich leuchten sehen! Außerdem steht mein zweiter Marathon überhaupt an. In Hamburg will ich mir über 42 km meinen Speck Fischbrötchen verdienen. Ich hoffe, das klappt, so wie ich mir das vorstelle, denn im Moment hinke ich meinem Trainingsplan durch Krankheit und Faulheit hinterher.

Im Mai winken zwei Evergreens: der Rennsteiglauf über 21 km (nein, mehr trau ich mich immer noch nicht) und die XLETIX Challenge Berlin, wo das EarnYourBacon-Team am Samstag antreten wird. Da der Mammutmarsch am selben Wochenende stattfindet, werde ich wahrscheinlich nur einige Kilometer mit meinen lieben Wanderlingen mitgehen, habe aber von einer Anmeldung über die gesamte 100 km-Distanz abgesehen. Stattdessen werde ich mich an der Horizontalen in Jena versuchen, die mit etlichen Höhenmetern, aber auch mit wohl excellenter Organisation daherkommt.

Im Juli erhoffe ich mir, die Pläne von 2016 verwirklichen zu können. Zum einen habe ich mich wieder für die 34,4 km beim SachsenTrail angemeldet und will diesjahr nicht wieder auf 19 km heruntermelden. Zum anderen steht habe ich Blut geleckt für den zweiten SwimRun in Rheinsberg. In den gratis Trainings vom SCC musste ich allerdings 2016 feststellen: Schwimmen geht so gar nicht. Daran muss ich arbeiten! Dann klappts auch mit dem SwimRun. Außerdem habe ich EarnYourBacon als Team für den B2Run angemeldet. 21 Läufer sind schon dabei. Wenn du auch Lust hast, mit von der Partie zu sein, melde dich einfach bei mir an. Je mehr, desto lustiger!

In 9 Tagen wird sich zeigen, ob der Plan, im August den legendären Fjällräven Classic zu wandern, aufgeht. Zusammen mit ein paar weiteren Verrückten aus unserer Marschgruppe wollen wir die 110 km nahe des Polarkreises in Angriff nehmen und mit Sack und Pack durch die schwedischen Berge wandern. Da die Startplätze sehr begehrt sind, müssen wir alle Daumen drücken, dass das klappt.

Der September ist französisch geprägt. Und leider auch stark abhängig davon, ob ich Startplätze für die geplanten Veranstaltungen bekomme. Beim Marathon de Médoc ist jeder ein Verlierer, der weniger als 6 Stunden für den Marathon braucht… denn alle zwei Kilometer winken Weinproben, Käse, Baguette und sonstige Spezialitäten. Natürlich wird auch noch im Kostüm gerannt. Wie ich mit dem Alkoholpensum ins Ziel kommen soll, ist mir zwar ein Rätsel, aber es sind ja noch ein paar Monate, um das Weintrinken zu trainieren. Außerdem möchte ich gerne wieder im Disneyland Paris mitlaufen. In 2017 gibt es neben dem Marathon und 5 km-Lauf auch einen über 10 km. Meldet man sich für die Challenge 10 + 21 km an, kann man sogar mit drei Disneymedaillen nach Hause gehen.  Im Kostüm, versteht sich. Letztes Jahr war ich als Alice im Wunderland unterwegs.

Zu guter Letzt will ich im Oktober meinen ersten Bergwerkslauf absolvieren. Beim internationalen Kristalllauf geht es 10 km in drei Runden mit Schutzhelm durch die Stollen und als Abschluss werde ich es mir wie jedes Jahr beim Lauf in die Tropen nach 8 km im Warmen und in der Sauna gut gehen lassen.

Was steht bei euch so an? Sehen wir uns bei einigen Veranstaltungen? Habt ihr hier etwas Neues gefunden? Erzählt mal 🙂

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[:de]Dresden Halbmarathon – Einmal Knie abhacken, bitte![:]

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Auf, auf nach Dresden

Vor vier Monaten wurde er mit so viel Euphorie geplant, der Dresden Halbmarathon. Die 2-Stunden-Marke sollte (wieder) fallen. Dass ich die nicht schaffen würde, war mir eigentlich schon Mitte September klar, weil ich wieder auf zuvielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen war. Ostseeweg hier, Disneylauf da, Bootcamp auch noch… und keine Zeit für richtiges Tempotraining. Also Zeit nach oben korrigiert. Auch gut. Dass der Halbmarathon aber so mies ablaufen würde, hätte ich dann doch nicht erwartet.

Mit dem Flixbus reiste ich mit Flo, Boostthemietz und Katharina am Samstag morgen nach Dresden an. Eine sehr angenehme Art, von A nach B zu kommen, stellte ich fest. Zwei Stunden gemütlich das WLAN des Busses nutzen, nicht selbst fahren müssen und das für 7 €. Besser gehts ja kaum und unglaublich eigentlich, wenn man sich mal vor Augen hält, was die BVG verlangt. Von Neustadt wackelte ich dann mit meinem Rucksack über die Brücke Richtung Messe und zu meinem Hotel, was direkt am Start lag. Hotelmäßig quer über die Stadt verstreut rudelten wir uns zu fünft zusammen, um die Startunterlagen zu holen. Vor der Messe heizte eine Sambagruppe die Läuferschar schon mal auf und ich freute mich, mich zum ersten Mal in meinem Läuferleben an einer Pasta-Party laben zu können, die in der Startgebühr von immerhin 41 € enthalten war. Besonders erfreut waren wir, dass ein Stand vor der Messe bereits winterliche Heißgetränke ausschenkte, was zum ersten Glühwein der Saison führte. Alkohol vor dem Wettkampf? Glühwein zählt da nicht.

Weil das noch nicht genug Kohlenhydrate waren, trafen wir uns abends noch zu einer ordentlichen Pizza. Ein bisschen plagte mich dann doch das schlechte Gewissen, so dass ich mir die Pizza einpacken lies, nur um im Zimmer festzustellen, dass so eine Pizzapackung schlecht in die Minibar passt.

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Der Sonntag…

Direkt an der Startlinie zu wohnen hat seine Vorteile. Aber auch Nachteile, wie ich früh um 7 am Sonntag feststellte, als mich die Straßenabsperrungsaufstellungsleute unsanft weckten. Weil der Start erst um 10:30 Uhr für den Halbmarathon anstand, machte ich mir in aller Ruhe meinen Porridge aus der Tüte und Instant-Kaffee. Frühstücksbuffet wird ja völlig überschätzt.

Kurz vor 10 fielen die Mädels bei mir ein und wir trafen uns zu einer Runde Warmlaufen. So kalt, wie es war, war das ne tolle Sache… wenn, ja wenn da nicht schon zu diesem Zeitpunkt mein Knie angefangen hätte, Zicken zu machen. War das Dehnen direkt davor vielleicht doch nicht so eine clevere Idee gewesen?

Der Startschuss fiel. Ein kleines ambitioniertes Ziel hatten Sam und ich uns dann doch noch gesetzt und wir wollten im Rahmen unserer verbliebenen Möglichkeiten Gas geben. Schon nach weniger als einem km merkte ich mein Knie deutlich. Nach EINEM Kilometer. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich ignorierte es. Nach zwei km war es nicht besser und natürlich auch nicht nach dreien. Der Anstieg nach etwa 6 km war kaum erträglich und im Laufen gar nicht zu machen. Mit jedem Schritt fühlte ich das Messer, dass sich geschmeidig immer von außen in mein Knie hineinbohrte. Den Hügel ging ich dann schnellen Schrittes hinauf. Wie sollte ich das denn noch weitere 15 km aushalten?

Wann hört das endlich auf?

Was folgte, waren 4 km mit schmerzverzerrtem Gesicht. Und auch Sam litt, wenn auch nicht unter den selben Schmerzen wie ich. Von unserer Plan B-Zielzeit waren wir beide schon weg. “10 km! Wenigstens bis 10 km musst du durchhalten”, dachte ich. Und lief. Irgendwie. Jede Steigung, jedes Gefälle quälte mich. Ab und an ging ich wenige Schritte, um Sam dann auf den flachen Passagen wieder einzuholen. Aber nach 10 km war Schluss damit. Ich wollte allein sein mit meinem Schicksal und niemanden aufhalten. Und so ließ ich Sam mit Thomas ziehen.

Jeder Kilometer zog sich wie Kaugummi. Ich konnte gar nicht fassen, wie lang so ein km werden kann. Mein Puls war durch den Schmerz unnormal hoch für eine Geschwindigkeit von gerade mal noch 6:20er bis 6:30 er Pace. Für eine flache Strecke ging es verdammt oft hoch und runter und ich verfluchte jede dieser Stellen. Immer, wenn ich dachte, mein Knie fängt sich, schlug das Messer wieder mit voller Wucht hinein. Gehen, laufen, geeeeehen, laufen. Jede Kurve stach das Messer wieder zu. Obwohl ich die ganze Zeit meine Kopfhörer im Ohr hatte und nur auf Play hättte drücken müssen, lief ich die gesamte Zeit ohne Musik. Ich hatte keine Lust auf Motivationsmusik. Nicht mal Fotos machte ich unterwegs, nur ein einziges. Jeden Kilometer dachte ich daran, aufzuhören. Jeden Kilometer dachte ich, es hört gar nicht mehr auf. Wo war denn hier noch der Spaß an der Sache?

DNF ist keine Option! Das hämmerte durch meinen Kopf. Nach 16 km schlang ich Isodrink, Bananen und Wasser hinunter. Aber selbst das verführerische Rosinenbrot lies ich links liegen. Kein Bock! Einen Fuß vor den anderen setzten. Wie in Paris. Komisch, in Paris hatte ich aber wenigstens Spaß gehabt. Der Weg ist das Ziel. Von wegen! Heute war nur noch das Ziel das Ziel. Selbst bei km 20 musste ich noch gehen. Erst, als der vermeintliche Zielbogen in Sichtweite kam, konnte ich auf einmal Kräfte mobilisieren, um der Qual endlich ein Ende zu bereiten. Leider ging es da noch ein paar Kurven weiter.

Völlig am Ende, aber froh, dass es vorbei war, kam ich gute 7 Minuten nach Sam ins Ziel. Nach 2:15:01 Stunden in den Schmerz rennen. Mein Orthopäde hätte sicher “Juchu” geschrien. Hinterher, noch bevor ich unter die heiße Dusche verschwand, verdrückte ich mit riesen Appetit die kalte After-Race-Pizza.

Dresden – nicht unser Ding!

Vier von uns fünf Läufern blieben an diesem Tag hinter ihren Zielen zurück. Knieschmerzen, Waden-, Rücken- und Magenschmerzen bzw. Seitenstiche waren das, was Dresden uns bescherte. Nur Katharina, die Frau mit der schönsten Hose, lief eine unglaublich Zeit von 1:46 Stunden. Ja, es gab eine Medaille. Ja, ich war ins Ziel gekommen. Und ja, so schlecht ist meine Zeit angesichts der Umstände nicht. Aber einen Halbmarathon unter Schmerzen zu laufen… nein danke. Das muss ich nicht wieder haben.

Und nun?

Das Knie zickt immer noch, wenn ich Treppen hinunter laufe. Für diese Woche habe ich mir Laufpause verordnet. Zumindest bis Sonntag. Am Sonntag ist die Cross Challenge dran. 19 km durch den Zuckersand der Döberitzer Heide. Ja. Ich glaub, das ist (k)eine gute Idee!

Zum Glück habe ich viel “Fachkundige” in meinem Freundeskreis und schon Unmengen an Tipps erhalten. Ein paar davon werde ich beherzigen. Aber letzten Ende weiß ich auch selbst, was das Problem ist. Faulheit. Faulheit, ins Fitnessstudio zu gehen und die Beinmuskeln aufzubauen. Faulheit, sich nach der Belastung zu dehnen. Das hat man dann davon. Wer nicht hören will muss fühlen. Danke Körper. Ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl gemerkt… und gelobe Besserung!

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[:en]Inaugural Disneyland Paris Halfmarathon – Just call me Alice[:de]1. Disneyland Paris HM – Just call me Alice[:]

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Deutsche Version: Hier

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Some more picture of the “real world” can be seen in this mirror.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 [:de]

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English Version: Here

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marchen1neu

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Neben der Märchenerzählung findet ihr eine Bildergalerie und Hardfacts im

Steckbrief zum Disneyland Paris Halbmarathon

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[:de]Sportscheck Stadtlauf 2016 – Willkommen im Amazonas![:]

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Alle Jahre wieder treibt es mich zum Sportschecklauf in Steglitz. Alle? Nein, diesjahr ich hatte ich den eigentlich gar nicht auf dem Plan. Er biss sich mit Urlaubsplänen und sonstigen Feierlichkeiten drumherum. Als verschwenderische Sportscheck-Kundin, die gern mal die Hälfte ihres Gehalts in dem Laden lässt, konnte ich mich aber gratis zum Stadtlauf anmelden. Und da dachte ich mir: “Schaden kann es ja nicht. Wenn du nicht antritts, tritts du halt nicht an. Aber für alle Fälle biste angemeldet”.

So kam es dann auch, dass sich alle Urlaubspläne in Luft auflösten und auch die Feierlichkeiten insoweit harmlos waren, und ich am Sonntag, den 21.8.2016 wieder an der Startlinie zum Sportscheck Stadtlauf stand. Das Sam und Vanessa beim Lauf dabei sein würden und wir auch alle zusammen laufen wollten, war für mich Grund genug, mich früh aus dem Bett zu quälen. Außerdem wollte ich noch mit allen auf meinen schon vergangenen Geburtstag anstoßen und schleppte daher Schokotorte, Sekt und Kühlakkus in meinem Kleiderbeutel mit mir herum.

Wegen Bauarbeiten musste diesjahr zum ersten Mal die Strecke geändert werden. Plötzlich war der Heidelberger Platz übersäht mit weiß-orangen T-Shirts. Ja, diesmal überwog sogar das Weiß auf den Shirts, was ich sehr begrüße. Als einer der wenigen Stadtläufe, die ich in diesem Jahr angegangen bin, musste ich mich erstmal wieder an die frühe Uhrzeit, das Gewimmel und volle Startblöcke gewöhnen. Um 9 Uhr entließ uns der Startschuss auf die Piste, 10 km-Läufer und Halbmarathonis gleichermaßen.

Das Wetter meinte es wieder gut mit mir: etwa 27 Grad und gefühlte Luftfeuchtigkeit von 100 % durch den nächtlichen Regen. Die Straßen dampften geradezu. Und das nicht nur von unseren heißen Sohlen, die wir aufs Pflaster legten. Mein für Oktober angepeiltes Tempo von 5:40 min/km fiel mir in den Bedingungen sichtlich schwer und die Kilometer wollten gar nicht vergehen. Zudem hatte ich das Gefühl, es ginge immer steil bergauf. In Steglitz. Ihr kennt doch die berühmten Steglitzer Alpen?

Total stolz und voller Bewunderung war ich für Sam, die neben, meist aber eher vor mir zwar schnaufte und trotzdem durchzog. Das war meine Motivation, nicht schlapp zu machen, auch wenn ich das schon vom ersten Kilometer an am liebsten gemacht hätte. Die fiese Aßmannshauser  Straße am Ende zeigte es uns dann nochmal richtig. Stetig und grausam ging es hier bergauf zum Heidelberger Platz. Zum ersten Mal in diesem Wettkampf war ich vor Sam. Dafür, dass sie mich fast 10 km gezogen hatte, wollte ich jetzt nicht einfach abhauen, sondern lief wieder nach hinten zu ihr. Ihr Oberschenkel wollte mal wieder nicht so wie sie.

Vielleicht sollte das auch so sein, denn völlig durch Zufall liefen wir diesen Viertelmarathon in exakt 1:00:00 Stunden. Das schafft man ja meist nicht mal, wenn man es drauf anlegt. Eine schöne Zeit. Nicht die gewünschte, aber eine schöne. Zum ersten Mal bei diesem Lauf bekam ich auch endlich eine Medaille, nachdem es in 2013 und 2014 keine gegeben hatte. Nun heißt es durchtrainieren bis Dresden. Aber erstmal wird Schokokuchen gegessen und Sekt gekippt. Prost!

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[:de]Mauerweglauf – Der etwas andere Lauf oder: Das Team ist das Ziel[:]

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Autorin Sam

Autorin: Sam

Sicherlich habt ihr schon öfter mitbekommen, dass ich bei meinen Trainings und Events nicht immer alleine bin. Viel und gerne reiße ich Kilometer und Wettkämpfe mit “meinen Mädels” ab. Eins davon ist die liebe Sam. Natürlich schaffen wir es nicht immer alles gemeinsam zu tun. Während ich mit euch von Spandau nach Mühlenbeck gewandert bin, hat sie tapfer an den den 100 Meilen von Berlin – dem Mauerweglauf teilgenommen. Heute lest ihr also mal ganz exklusiv einen Bericht von Sam. Viel Spaß!

 


Mauerweglauf

Was ist der Mauerweglauf?

Mindestens 138 Menschen verloren an der Mauer, die Berlin fast 40 Jahre teilte, ihr Leben. Der Mauerweglauf erinnert seit 2012 alljährlich an den Mauerbau und die Opfer der Grenze. Die Finisher-Medaille trägt deshalb jedes Jahr das Konterfei eines Maueropfers. In diesem Jahr war es Karl-Heinz Kube, der 1966 im Alter von 17 Jahren an der Teltower Grenze mit 44 Schüssen in den Rücken auf seinem Weg in die Freiheit ermordet wurde. Die Todesschützen wurden kurz nach der Tat mit der „Medaille für vorbildlichen Grenzdienst“ beziehungsweise mit dem „Leistungsabzeichen der Grenztruppen“ dekoriert. Heutzutage unglaublich, aber es ist wichtig, ohne mahnenden Zeigefinger an die Zeit der Deutschen Teilung und deren Opfer zu erinnern. Da ich das geteilte Berlin und Deutschland noch erlebt habe, bin ich gerne Teil dieses Mauerweglaufes.

 

Welche Wettbewerbe gibt es?

Der Lauf selbst führt auf dem ehemaligen Grenzstreifen, dem heutigen Mauerweg, genau 160 km bzw. 100 Meilen einmal um das ehemalige West-Berlin herum. Start und Ziel der 100MeilenBerlin befinden sich im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark  in Prenzlauer Berg. Ursprünglich war es ein Ultramarathon, d.h. dass  die gesamte Strecke von 160 km in maximal 30 Stunden von einem einzelnen Menschen zu Fuß bewältigt wird. Eine unfassbare Leistung für mich. 350 Startplätze stehen zur Verfügung.

Bei den ersten drei Ausgaben waren nur Einzelstarter zugelassen. Damit aber nicht nur Ultrasportler in den Genuss dieses Laufes kommen, wurde 2014 der Lauf für 2er und 4er Staffeln geöffnet; 2015 kamen die 10plus Staffeln dazu, die sich die Strecke aufteilen. Diese Öffnung hat sich definitiv gelohnt: Über 100 Staffeln waren dieses Jahr angemeldet.

Die Verpflegungspunkte

Die Verpflegungspunkte sind mein Highlight der Veranstaltung. Die 100-Meilen-Läufer müssen natürlich engmaschig und gut versorgt werden. Deshalb gibt es insgesamt  27 Verpflegungspunkte (VPs) in Abständen von 5 bis 8 Kilometern die alles bieten, was das (Ultra-)herz begehrt: Magnesium- und Salztabletten, Schmalzstullen, Obst, Kuchen, Bouletten, Cola, Wasser, Isogetränke u.v.m. Es gibt Sitzgelegenheiten und teilweise sind Liegen aufgestellt, was die Einzelläufer besonders zu späteren Zeitpunkten auch gerne in Anspruch nehmen. Liebevoll in ehrenamtlicher Eigenregie gestaltet wäre es ein Frevel, dort einfach durchzurennen. So habe ich dort immer ein Schwätzchen gehalten, respektvoll die Einzelläufer motiviert und natürlich etwas gefuttert und getrunken. Bestzeiten laufe ich woanders. Hier genieße ich die Stimmung.

Außerdem sind die Verpflegungspunkte zugleich Kontrollstellen, an denen über einen Chip am Handgelenk die Zeit genommen wird, und Wechselpunkte für die Staffeln.

 

Das Briefing

Pflichttermin ist das Briefing am Abend vorher. Neben einem großzügigen Carboloading-Buffet und dem Austeilen der Startnummern und Beutel werden noch mal die wichtigsten Dinge mitgeteilt: Handypflicht, Warnwesten und Stirnlampen für die Läufer in der Nacht, Beachten der Verkehrsregeln usw. Aber das wichtigste: Die Staffel trifft sich zu letzten Mal vor dem großen Sport! Stefan war so lieb und teilte kleine Herzchen als Glücksbringer aus …

Mein Mauerweglauf 2016

Ich war das zweite Mal Teil der 10Plus-Staffel „Grenzläufer“. Letztes Jahr rutschte ich als Ersatzfrau in dieses Team, wo ich keinen einzigen kannte. Mittlerweile haben wir uns schon so oft bei anderen Veranstaltungen gesehen, dass mir alle sehr ans Herz gewachsen sind! Also war es klar, dass ich auch 2016 wieder dabei sein wollte!  In dieser Staffel finden sich Läuferinnen und Läufer mit völlig unterschiedlichem Potenzial und läuferischen Hintergrund.  Einige laufen schneller, andere langsamer oder legen die Strecke walkend zurück. Alles ist erlaubt (naja, Rad fahren, fliegen und skaten nun nicht), immerhin haben alle Staffeln 27 Stunden Zeit.

Der Lauf begann für die Staffeln um 7:00 Uhr im Jahn-Stadion mit unserer Startläuferin Simone.

 

Ich bin dieses Mal am Verpflegungspunkt in Teltow eingestiegen und habe Martina abgelöst. Das hat schon Tradition, wo wir beide im Süden Berlins zu Hause sind.

Sam und Martina

 

Organisation und Kommunikation

Die größte Herausforderung bei einer 10plus-Staffel ist die richtige Planung: Wer läuft welche Strecke?  Wie viel Zeit braucht er / sie für seine Strecke? Welcher VP ist günstig zum Wechseln? Wie kommt man dorthin und auch wieder weg? Das klingt leichter als gedacht. Ich habe meine 20 km mit sehr großzügigen 2h:20min angeben. Dabei dachte ich vorsorglich schon an die Zeit, die ich an Verpflegungspunkten verbringen werde (Ich habe aus dem letzten Jahr gelernt!!).

Beendet habe ich meine Strecke an der Meierei Potsdam – hier wurde uns leckeres Bier als Belohnung kredenzt!  Dort verbrachte ich nach getaner Arbeit einige Zeit und gönnte mir mit Pankrunnerin Antje das eine oder andere Hopfengetränk. Erwähnte ich schon, dass ich die VPs liebe?? Und das nicht nur wegen des Bieres.

Was man nicht planen kann, ist natürlich die Tagesform und das Wetter. Nach den eher kalten Wochen hatten so manche Körper mit der ungewohnten Wärme zu kämpfen. So verzögerten sich die avisierten Übergabezeiten Stück für Stück um einiges nach hinten.

zeitplan

Plan unser Durchgangszeiten und Wechsel

In der Dunkelheit zu laufen, teilweise auf unbekanntem Terrain, ist sehr anspruchsvoll und hat ebenfalls seine Tücken. Auch das beeinflusst die Durchgangszeit. Die Strecke ist mit Sprühkreide und Leuchtpfeilen markiert und perfekt abgeflattert, so dass man sich nicht verlaufen muss (passiert aber durchaus). Ich bin letztes Jahr im Dunkeln gelaufen und habe den Weg gut gefunden. Trotzdem: etwas unheimlich war es schon, weil nicht mehr viele Läufer unterwegs waren und diejenigen, die auf der Strecke waren, schon ganz schön fertig  waren. Sie hatten ja im Gegensatz zu mir frischer Staffelläuferin schon über 100 km in den Muskeln.

Ich habe da übrigens immer so ein schlechtes Gewisse, wenn ich die Einzelläufer überhole und fühle mich bisschen wie Läuferin 2. Klasse. Aber das ist völliger Unsinn. Keiner der Ultraläufer sah auf mich herab, sondern freute sich über meine guten Wünsche und meine Anerkennung!

strecke

Im Ticker kann man verfolgen, wann die Läufer die VPs passiert haben. Zudem sind alle 10 Teammitglieder permanent in Kontakt miteinander und sagen sich die jeweiligen Zeiten und eventuellen Verzögerungen durch. So vermeidet man zu lange Wartezeiten bei der Staffelübergabe. Überhaupt lebt der Erfolg und Spaß der Staffel von guter Kommunikation.

Wir haben auch den prominenten Einzelläufer Joey Kelly  über den Ticker verfolgt und unser Läufer Ronny hatte den Auftrag für ein Groupie-Selfie. Er kontrollierte tatsächlich brav bei allen Läufern die Startnummer. Nur einer entging dem Groupie-Netz: Er stand in eindeutiger Position an einem Bäumchen, da wollte Ronny nun doch nicht stören. Tja, verpasst. 27 Stunden brauchte Joey übrigens für die 160 km und leider kam er nicht zur Siegerehrung.

Den Lauf beendete für uns Elvira nach langen 21 Stunden, 20 Minuten und 49 Sekunden.

Siegerehrung

Alle Teilnehmer treffen sich am nächsten Tag um 12:00 Uhr zur Siegerehrung und Medaillenübergabe – die Nacht war also kurz, besonders für die Schlussläufer.

Der israelische Ultramarathonläufer Ariel Rozenfeld wurde mit sagenhaften 15:20:48 Stunden Sieger bei den Einzelläufern. Schnellste Frau wurde Tia Jones aus Australien in ebenfalls unglaublichen 17:03 Stunden.

Zum Vergleich: Unsere Staffel mit 10 Leutchen brauchte 21 Stunden!!

Stefans Beitrag[:]

[:de]Rostock HM – Warum ich fast von der Fähre sprang[:]

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Die Berge der Alpen sind so weit weg von Berlin. Dafür kann man mal eben mit dem Regionalexpress zum Nachtlauf in Rostock düsen. Etwas Gutes muss die Hauptstadt ja haben. Erst um 12:30 Uhr desselben Tages sprangen wir – meine Freundin Sam und ich –  in den Zug, der uns drei Stunden später wieder am Rostocker Hauptbahnhof ausspuckte.

RostockHM Caro Zug

Ab da ging es schnurstracks zur Startunterlagenausgabe und weiter zum Hotel. Zwischen Ankunft am Bahnhof und Abfahrt der Fähre zum Startbereich des Halbmarathons lagen ja nur knappe 2 1/2 Stunden. Für zwei pokémonfangende, durch frische Waffeln abgelenkte und noch nicht umgezogene Mädels war das schon die erste Herausforderung des Tages. Aber wir schafften es, zu Fuß zum niedlichen rosaroten Rostocker Rathaus zu gelangen, das übersichtliche Eventgelände zu begutachten, einzuchecken und gerade noch in unser Laufoutfit zu schlüpfen, bevor es schnellen Schrittes zur Fähre ging.

Da nur drei Fähren im Abstand von je einer viertel Stunde ab 17:45 Uhr die Halbmarathonteilnehmer zum Start fahren, ist man durchaus gehalten, eine dieser drei auch zu bekommen. Gewollt hatten wir die mittlere Fuhre, gekriegt hatten wir die letzte. Auch gut, hauptsache auf dem Wassergefährt! Oh, aber was war das? Da erschien auf meinem Handy in schemenhaftem Umriss: Pikachu! Das Vieh, das mir noch immer in meiner Sammlung fehlt. Bis zur Abfahrt waren es ja noch ein paar Minuten. Ich diskutierte, überlegte und wog ab, ob ich noch einmal von der Fähre runter huschen sollte. Das war schließlich eine einmalige Gelegenheit. Die Vernunft und Sam (wobei Sam deutlich überwog) ließen mich dann doch nur an Bord kreisen. Nix Pikachu! Das einzige, was ich zu sehen bekam, war eine einsame Pokémöwe.

RostockHM Fähre

In einer guten dreiviertel Stunde brachte uns die Fähre zur nächsten Haltestelle. Ein  Stück Fußmarsch wartete trotzdem noch auf uns. Die ersten Marathonläufer oder Staffelläufer rannten bereits an uns vorbei, bevor wir überhaupt gestartet waren. Im Startbereich war es erwartungsgemäß voll: am Rand, an den Klos und an der Kleiderabgabe beim LKW, der unser Hab und Gut wieder nach Rostock fahren würde. Kalt wars und so kuschelten wir uns wie die Pinguine in die Menge bis um 20 Uhr unser Startschuss fiel.

Keine 200 m gelaufen merkte ich, wie sich mein einziges Energy-Gel vom Acker machte und hörte es noch auf den Boden klatschen. Aussichtslos, sich danach zu bücken, wenn hunderte Füße hinter einem drohen, auf die Finger zu latschen. Also ließ ich mein Maple-Bacon-Gel – das einzige seiner Art, das ich hatte – dort wo es war: auf dem Boden der Rennstrecke.

Noch heulend über den Verlust rannte ich in den Warnowtunnel, der sich etwa einen Kilometer hinzog und mich an den Paris Marathon erinnerte. Leider roch es hier weder nach Saunadüften, noch waren hübsche Bilder wie in Paris aufgestellt. Die Rostocker sind wohl auch ohne solche Dinge entspannt genug oder geben einfach mal nix auf Kinkerlitzchen. Eine kleine Schleife führte uns an maritimen Türmen und imposanten Schiffen vorbei, bevor wir wieder umkehrten Richtung Warnowtunnel.

Der Bacon ist wieder da!

An der ersten Verpflegungsstelle schnappte ich mir ein Wasser und schaute eher zufällig auf meine Füße. Und was lag da? Mein Bacon-Gel! Verschlossen und allein gelassen – wie eine alte Jungfer! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich freute, mein Gel wieder zu finden und eindeutig als meins identifizieren zu können. Der Halbmarathon war zumindest kulinarisch gerettet!

Die Strecke führte uns durch kleine Orte, in denen die Bewohner mal so richtig Party machten. In Gartenstühlen sitzend und mit Grillfleisch bewaffnet prosteten sie uns zu, knatterten mit Rasseln und feuerten uns Läufer an, wie man es von solch kleinen Nestern nicht erwartet hätte. Wahrscheinlich hatten sie schon eine gute (alkoholische) Grundlage, aber egal: es machte total Laune!

Nebenbei ging die Sonne langsam unter und tauchte die Hansestadt in ein romantisches Orange. Direkt am Wasser entlang laufend hatten wir einen herrlichen Blick auf die Lichter Rostocks. Unsere angepeilte 6er-Pace ließ mich vor allem zum Ende hin ziemlich schnaufen. Als es dann auch noch auf dem letzten Kilometer ordentlich bergauf ging, fing ein hässliches Pieken und Stechen in meinem Brustbereich an und zwang mich leider, einen Gang runter zu schalten. Vernünftiges Atmen war nicht mehr möglich. Erst, als die Straße flacher wurde, ging es auch mit der Luft wieder.

RostockHM Sonnenuntergang

Ein Zeitziel hatten wir eh nicht so richtig. Irgendwas um 2 Stunden 15 Minuten. Wäre die Strecke nicht noch um satte 400 m länger gewesen als die klassische HM-Distanz, hätten wir sogar noch 2 Stunden 9 Minuten auf unserer Urkunde stehen gehabt. Egal. Wir waren mit unserem “Trainings- und Schauen-wo-wir-stehen-Lauf” sehr zufrieden, als wir um 22:15 Uhr durch den Zielbogen rannten.

Viel los war hier im Zielbereich allerdings nicht mehr. Ob es an der Kälte lag, der Uhrzeit oder einer Mischung aus beidem, wer weiß. Auf jeden Fall bescherte mir das meine erste Massage nach einem Wettkampf. Mit der Masseurin lag ich so dermaßen auf einer Wellenlänge, dass wir quatschten und sie gar nicht mehr aufhörte, mich zu massieren. Mir sollte das recht sein. Einmal kann man sowas schon machen.

Wir holten uns Bier und Bratwurst , wobei ich mir eine Standpauke der Bratwurstbräterin anhören musste, dass die Wurst hier nicht Rostbratwurst heißt, sondern nur schlicht Bratwurst.

“Rostbratwurst? Was’n das? Dat is ne Bratwurst!”

“Aber… aber… die kommt doch vom Rost”

“Dat IS ne BRATwurst!”

“Okay…”

Während wir uns noch über das Lockmodul für Pokémonster freuten, wurden uns um halb zwölf bereits die Stühle unterm Hintern abgebaut. Nix mit Partyleben in Rostock. Also zogen wir mit Bier und Handies durch Rostock Downtown, fingen noch ein paar Viecher und fielen dann selbst recht schnell ins Bett.

Am nächsten Morgen genossen wir das großartige reichhaltige Frühstück (natürlich mit Bacon) und den Wellnessbereich, den wir ganz für uns hatten. Überflüssig zu erwähnen, dass wir unseren Zug nach Berlin fast verpasst hätten, weil da noch ein Taupsi gefangen werden wollte…

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[:de]Rennsteiglauf 2016 – “Die Spaßnadel ist ganz links, weil die Geschwindigkeitsnadel ganz rechts ist”[:]

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Alle guten Dinge sind drei. Und dass der Rennsteiglauf gut ist, das wissen die vielen tausend Läufer und Wanderer, die in diesem Jahr wieder mit am Start waren. Für mich war es also das dritte Jahr in Folge, in dem es mich Ende Mai nach Oberhof zog.

Freilich wurde schon am Freitag Nachmittag Quartier in Oberhof bezogen, denn die traditionelle Kloßparty konnte ich mir ja nicht entgehen lassen. Von der Organisation her war diesjahr einiges etwas anders. Die Startunterlagen, die es sonst in der Dreifelder-Halle gab, waren diesmal bei der Information im Ortskern zu kriegen. Dafür wurde die Dreifelder-Halle zur Partyhalle umfunktioniert anstelle eines Festzelts. Der Ortskern selbst konnte sich sehen lassen. Ein völliger neuer Platz zur Fußgängerzone ist entstanden und wo letztes Jahr noch Sandberge ein Vorankommen schwierig machten, ist nun ein dreiteiliges Wasserobjekt (anders kann ich das gar nicht nennen) mit fließenden Wänden, Stegen und Millionen von Kaulquappen.

Rennsteiglauf 2016 Oberhof Panorama

Ich freute mich, dass ich wieder einen Startblock weiter vorn starten durfte, in Block 3. Leider waren wir drei zusammen angereisten Berliner damit auf drei verschiedene Blöcke verteilt.

Um 19:30 Uhr ging es dann ab in die Halle zum Futtern und Feiern. Vorher hatte ich noch schnell meinen Postbeutel für den Transport nach Schmiedefeld gepackt, damit ich das nicht am nächsten Morgen um 5 Uhr machen musste. Einige liebenswerte Leser fragten mich, ob ich das wirklich alles mitnehmen wolle. Ich glaube, im ersten Moment dachten sie, der Käsekuchen wäre für den Lauf unterwegs. Durchaus eine Überlegung wert. Fürs nächste Mal! In der Halle schlängelte sich die Schlange fürs Kloßessen fast einmal komplett herum. Sitzplätze gab es zu dem Zeitpunkt sowieso nicht, also holten wir uns ein Bier und stellten uns an. Dabei versuchte ich mit meinem Adlerauge immer die Masse zu beobachten… auf der Jagd nach potentiellen Aufbrechern. Und da, kurz bevor wir an den Klößen waren, machten sich vier Leute bereit, ihren Sitzplatz aufzugeben. Meins! Statt Gulasch gab es diesmal harte Rouladen. Aber der Rotkohl und die Klöße waren gut.

Rennsteiglauf 2016 Transportbeutel

Um 5:35 Uhr klingelt am Samstag schon der Wecker. Schon ist gut. Da stehen die tapferen Ultraläufer schon scharrend in ihren Startblöcken. Ich dagegen drücke nochmal frech die Snooze-Taste, wohlwissend, dass ich dann um so mehr hetzen muss. Egal. Zehn Minuten später geht es dann wirklich raus aus den Federn. Schnell Teewasser aufgesetzt, Zähne geputzt, Thermosflasche mit heißem Tee in den Transportbeutel verpackt und Laufklamotten angeschmissen. Mit dem prall gefüllten gelben Beutel geht’s ab Richtung Start. Dort steht schon Lutz mit seinem Truck  ganz vorne. Nach Startnummern sind die Wagen diesmal nicht  sortiert. Wir sollen einfach die Säcke irgendwo hineinschmeißen, vorzugsweise nicht in den letzten, weil der immer sehr voll wird.

Rennsteiglauf 2016 Trucks

Es sind schon richtig viele Läufer zum Start unterwegs und bleiben dort wohl auch die nächsten anderthalb Stunden. Diesjahr weiß ich nun auch, wieso. Die Shuttlebusse der umliegenden Orte, z. B. Ilmenau, fahren bereits um viertel sechs die Leute nach Oberhof. Und die müssen sich dann eben dort am Start amüsieren. Für mich geht der Weg aber noch mal in die andere Richtung, zurück zum Waldschlösschen. Frühstück essen. Erst um kurz nach sieben schließe ich mich den Massen an und hüpfe fröhlich zum Startbereich. Da steppt natürlich schon der Bär. Männlein und Weiblein besuchen noch einmal schnell den Waldrand, um den Schlangen am Dixieklo aus dem Weg zu gehen.

Ich verabschiede mich von meiner Freundin, die heute zum ersten Mal dabei ist und aus Block 6 starten muss. Dann versuchen wir zwei verbliebenen uns in meinen Startblock zu schummeln. Das klappt diesmal leider nicht. Nach hinten dürfen vordere Blockteilnehmer immer, anders herum nicht. Dann starte ich eben solidarisch wie letztes Jahr aus Block 4. Der ist allerdings um einiges voller als Block 3. Der Kommentator ist gut drauf wie immer, das Rennsteiglied ertönt und alle singen mit. Etwas fehlt aber. Der Heli. Wo ist der Heli, der immer diese wunderbar post-apokalyptische Stimmung bei mir hervorruft? Kurz bevor ich zu der Erkenntnis kommen will, dass er wohl den Umweltschutzmaßnahmen zum Opfer gefallen ist, steigt er vor uns auf und zieht einmal über den Startbereich. Ein wenig spät, denn Block 1 und 2 sind schon lange weg. Vielleicht fetzen die hinteren Blöcke einfach mehr von oben.

Der Startschuss fällt, Block 3 läuft los. Zeit für uns, der Startlinie näher zu rücken. Um 7:39 Uhr wird dann auch Block 4 auf die Strecke gelassen.

Sechs Minuten später höre ich noch den Startschuss von Block 6, bevor es am Grenzadler um die Ecke geht. Der erste Kilometer vergeht wie immer im Flug. Kurz den Berg am Anfang hochgekämpft, an den jubelnden Wanderern vorbei. Dann geht’s erstmal bergab. Zwei Läufer quasseln vor mir. Der eine beschwert sich schnaufend beim anderen, dass es viel zu schnell ginge. Das halte er keine 21 km durch. Darauf meint der andere nur trocken: „Die Spaßnadel ist halt ganz links, weil die Geschwindigkeitsnadel ganz rechts ist“. Das könnte man sich glatt auf ein T-Shirt drucken lassen! Im Laufe des Laufs sollten sich meine beiden Nadeln aber eher ziemlich synchron nach links bewegen.

Sieben Kilometer, die mehr bergauf gehen als bergab. Wenn es zu steil wird, gehe ich einfach. Das hat sich in den letzten Jahren bei mir gut bewährt. Aber ich merke schon: so leicht und locker wie in den Vorjahren geht mir die Strecke diesmal nicht von den Füßen. Es ist anstrengend. Ich murre und meckere über die Geschwindigkeit. Das gab’s ja noch nie beim Rennsteig!

Nach gut 9 km ist das Schlimmste vorbei und der höchste Punkt erreicht. Es geht erstmal wieder schön abwärts. Warum ich mich in diesem warmen Jahr so lang und dick wie sonst nie angezogen hab, verschließt sich meinem Verstand mal wieder. Ich hüpfe über Stock und Stein, überhole bei den Bergabpassagen so einige. Geht’s wieder bergauf, holen mich so manche wieder ein. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass es letztes Jahr mehr bergab ging als heute. Und im Jahr zuvor erst recht. Die haben doch was an der Strecke gedreht. Berge aufgeschüttet oder so.

Rennsteiglauf 2016 höchster Punkt

Mit ganz viel mimimi schleppe ich mich über den letzten fiesen Anstieg bei Km 16. Gehend, versteht sich. Bis anderthalb Kilometer danach geht es mir immer noch nicht bergab genug, aber dann… dann rollt es (ich) wieder. Ein Blick auf meinen 21,1k-Race-Predictor verrät mir aber schon: selbst wenn ich jetzt auf einer riesigen Rutsche bis Schmiedefeld  durchrutschen würde, könnte ich den Zeitverlust nicht mehr aufholen, den ich gegenüber dem Vorjahr schon habe. So ist das.

Rennsteiglauf 2016 Füße

Und tatsächlich komme ich erst nach 2 Stunden, 15 Minuten, 8 Sekunden ins Ziel. Fast fünf Minuten langsamer als 2015 und sogar 7 Minuten mehr als in 2014, wo ich noch Ersttäter auf dem Rennsteig war. Woran lag es denn? Welche Ausreden finden wir denn diesmal? Folgende fallen mir ein:

  1. Ich hab die letzten Wochen vor dem Rennsteiglauf mehr Fokus auf den Mammutmarsch gesetzt. Bin viel und weit wandern gegangen und habe dadurch mein Lauftraining sehr eingestampf. In Zahlen: ich bin im Mai nur gut 25 km gelaufen. Könnte ein Grund sein.
  2. Ich habe mich viel zu warm angezogen. Eigene Dummheit.
  3. Ich schleppte noch zusätzliches Gewicht in Form von einer Action-Cam mit mir rum. Ja, das musste sein.

Wie auch immer. Nächstes Jahr erwarte ich eine bessere Zeit von mir. Also Krönchen richten und angemeldet zum Rennsteiglauf 2017 per Sofortanmeldung.

Zu meinem Erstaunen war das ganze Gejammere aber eigentlich völlig überzogen gewesen. Mein Puls war im Durchschnitt niedriger als bei manch einer Trainingseinheit. Was war da denn los?

Dank des grandiosen Sommerwetters, das es in der Form beim Rennsteig wohl noch nie gab, relaxten wir – wie viele andere -noch ausgiebig auf der Wiese, tranken das ein oder andere Bierchen und erstanden mutmaßliche Schnäppchen, bevor es mit dem Shuttle zurück nach Oberhof ging.

Rennsteiglauf 2016 Schmiedefeld Relaxen

Abends wurden die Kohlenhydratspeicher aufgefüllt mit Schnitzel und Eis aus Berlin. Ja, da staunte ich nicht schlecht, als ich das Florida-Eis-Schild sah. Als Ur-Spandauer macht mich das schon stolz, dass dieses wunderbare Spandauer Produkt inzwischen sogar am Rennsteig genossen werden kann. Meinen Wanderfreunden hatte ich das ja schon bei der 50-km-Tour schmackhaft gemacht. Nachdem der Bauch voll war, konnten wir uns zur Dreifelderhalle rollen, wo um 19 Uhr noch nicht wirklich Party-Stimmung herrschte. Erst etwa zwei Stunden später ging richtig die Post auf der legendären Rennsteig-Party ab, als die Band “BibaButze-Männer” auftrat. Und die machen viel bessere Musik und Stimmung, als es der Name vermuten lässt.

Rennsteiglauf 2016 Party Oberhof

Etliche Radler, Durchläufe vom Rennsteiglied, 90er-Hits, Schlager und moderner Titel später fiel ich dann aber doch in die Falle… bis mich um 7 die Schwalben vorm Fenster wieder weckten. Vor der Abreise wollte ich noch ein bisschen dem Nerd-Stuff frönen. Geocaching und Ingress spielen. Dabei entdeckte ich sowohl eine alte Skischanze als auch die Startblock-Schilder vom Vortag. Mal sehen, welches Schild ich nächstes Jahr hochhalten darf, wenn es heißt: “Das schönste Ziel der Welt ist Schmiedefeld”

Rennsteiglauf 2016 Skischanze

Rennsteiglauf 2016 Carola Keßler Block 3

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