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[:de]Die EarnYourBacon’s beim Spreewaldmarathon – 42 km auf der Spree[:]

[:de]Seit 2013 hole ich mir jedes Jahr eine Gurke. Keine Gewürz- oder Salatgurke (wobei die Anzahl pro Jahr da auch nicht viel höher ist). Nein, eine besondere Gurke. Die gusseiserne Gurkenmedaille vom Spreewaldmarathon. Da ich diesjahr aber zum zeitgleich stattfindenden Hamburg-Marathon angemeldet war, fielen die Optionen Laufen und/oder Skaten aus. Es blieb die Disziplin Paddeln übrig, die man den ganzen April über absolvieren kann. Das war letztes Jahr schon ein tolles Mini-Abenteuer gewesen, also warum nicht wieder? Tatsächlich fanden sich in der Marschgruppe auch einige Irre, die die 42 km mitpaddeln wollten und so starteten zwei Autos nur wenige Stunden nach der blutigen Wanderung vom Vortag in Berlin mit Kurs auf den Spreewald.

Pünktlich um halb zehn landet unser Auto mit Martin, Olaf und mir beim Bootshaus Leineweber, wo wir starten wollen. Das andere Auto muss noch einen Umweg über Lübbenau machen, um einen weiteren Paddler einzufangen. Nicht schlimm, denn so können wir gleich mal das Missverständnis mit den falschen, bereits zu Wasser gelassenen Booten, klären. Dass es die falschen sind, fällt mir aber auch dann erst auf, als ich versuche, mein Gepäck dort hinein zu quetschen, was recht erfolglos verläuft, obwohl ich genauso gepackt habe wie im Vorjahr. Einige Startunterlagen fehlen zudem, werden aber vor Ort schnell durch Blankounterlagen ersetzt. Na, solange es am Ende Gurken gibt!

Viel später als geplant starten vier Boote von Burg und folgen dem Lauf der Spree. Das Wetter meint es gut mit uns. 20 Grad und Sonne sind mehr als wir vom bislang räudigen Frühling erwarten konnten. Mit Martin im Boot habe ich offensichtlich einen richtig guten Paddler erwischt, denn die anderen drei Boote sind stets hinter uns. Teilweise sehr weit hinter uns. Zum Glück gibt es jede Menge Schleusen auf unserem Weg, die immer wieder dafür sorgen, dass wir zusammen kommen. Gleich in der ersten gibt es gleich mal ne Runde Gurken von Katharina geschmissen.

Die Fahrt entlang der Hauptspree ist locker flockig. Wir fahren ja auch mit dem Strom. Tatsächlich treffen wir auch ab und an auf weitere Paddler. Im Vorjahr war hier niemand sonst gewesen. Dass wir uns in der Vor-Osterwoche befinden und anscheinend alle Ausflügler selbst unter der Woche aus ihren Löchern gekrochen sind, merken wir, als wir beim Froschkönig die ersehnten Pellkartoffeln essen wollen. Alle Tisch sind besetzt. Alle? Zumindest draußen. Drinnen ist alles leer, aber da dürfen wir nicht hin, weil die Bedienung nicht hinterher kommt. Nach ein wenig Wartezeit wird dann doch noch ein Tisch für uns frei und wir laben uns am guten Essen. Fast jeder bestellt noch einen Nachtisch, die meisten die ortstypische Hefeplinse. Mit Aussicht auf den Sommerurlaub ordere ich mir stattdessen einen Schwedenbecher. Schön mit Eierlikör. Paddelt sich dann wie von alleine.

Bob, der Retter

Vom Froschkönig ist es nicht mehr weit bis zum Zeltplatz, wo wir nächtigen werden. Noch zum Mittag hat uns Bob angeboten, mal eben von Berlin in den Spreewald zu kommen, um mit uns abends zu grillen. Uns würden aber ein paar Sachen fehlen, geben wir zu bedenken. Wir haben ja keinen Grill. Und Fleisch fehlt. Grillkäse natürlich auch. Und Soßen! Am Ende klappert Bob mit einer Rieseneinkaufsliste einen Berliner Supermarkt ab, während wir schon unsere Zelte aufbauen. Wie auf einer Mini-Globeboot begutachtet jeder mal das Zelt des anderen, findet sein eigenes am Ende dann aber doch am besten. Dabei stellt Lea fest, dass sich ihr Equipment doch sehr von dem der anderen unterscheidet. Die versprochene Isomatte wurde leider vom potentiellen Mitbringer vergessen. Und ihr Nachbar gab ihr nur einen Schlafsack, der mehr an ein Handtuch erinnert. Zum Glück gibts ja Bob, der auch noch eine Isomatte mitbringt und ihr zudem selbstlos seinen Schlafsack überlässt.

Für mich persönlich ist dagegen Katharina die Retterin des Abends. Merke: packe Zelt und Heringe nie in getrennte Taschen des Rucksacks! Mein Zelt ist im Spreewald, die Heringe in Berlin. Und was so ein Ultraleichtzelt ist, das fliegt gern, wenn es nicht verankert ist. Zum Glück hat Katharina, für die ultraleicht dankenswerterweise ein Fremdwort ist, einen Sack gemischter Heringe dabei, von denen sie einige abgeben kann und am Ende immer noch welche übrig sind.

Die Flammen züngeln auf den Einweg-Grills. Schnell das Grillgut draufgeschmissen, denn die Brenndauer dieser Grills ist kürzer als eine Packung Bratwürste es bräuchte. Als Gruppe von sieben haben wir uns auch die einzige Feuerschale des Zeltplatzes gegönnt und sitzen noch weit bis in die Nacht (22 Uhr, denn dann ist Zapfenstreich) am Feuer und erfreuen uns am Vollmond und einiger “Passfotos” einschlägiger Apps, die auch noch nach Zapfenstreich wild zwischen den Zelten hin und her geschickt werden. Dem mobilen Internet sei dank.

Tag 2 – Es wird grausam

So früh wie es ins Bett ging, so früh geht es am nächsten Morgen auch wieder raus. Heute müssen wir gegen den Strom paddeln und es wartet die längere Hälfte auf uns. Zünftiges Frühstück vom Gas- und Holzkocher muss trotzdem sein. Katharina kocht Kaffee in Suppengröße, frische Croissants werden vom Zeltplatz geholt und allerlei mit kochendem Wasser zubereitet. Als wir pünktlich um 9 Uhr die Leinen losmachen, scheint die Sonne noch, aber es ist merklich kühler geworden.

Unseren zweiten Stempel für die Stempelkarte hole ich gleich nach der Bootsrolle als gesammelte Werke ab. Diesmal werde ich sogar gleich gehört und muss nicht eine halbe Stunde in die Küche brüllen. Teilweise fängt es an zu nieseln und die Regenjacken werden übergestreift. Wir paddeln in den malerischen Hochwald, wo uns ein älterer Herr während der Schleusenbedienung mit einer sehr gewagten Interpretation zur Entstehung des Spreewalds unterhält. Die Unterhaltung ist für manch ein Boot auch bitter nötig, denn so langsam lässt die Kraft und Ausdauer in den Armen nach.

Da kommt die Pause am dritten Stempelpunkt gerade recht. Für mich gibts wieder Pellkartoffeln mit Quark und hinterher Hefeplinse. Soviel hab ich mir im Leben nicht weggepaddelt. Der Kamin verbreitet wohlige Wärme und so richtig wollen wir da nicht mehr raus, um die letzten Kilometer zu paddeln. Aber wat mut, dat mut. Das üppige Grün des Spreewalds hebt die Laune wieder ein wenig. Und ein großes Platsch gefolgt von einer Herde Wildschweine, die einmal direkt vor uns quer durch den Fluss schwimmen, reist und aus der Lethargie des Paddel rein, Paddel raus.

Überhaupt meint es die Natur heute besser mit uns als am Vortag. Ein Reiherpärchen turtelt auf einer Wiese, ein Kälbchen schaut uns vom Ufer aus verdutzt an und am Ende schwimmt noch ein Nutria völlig tiefenentspannt an uns vorbei. Tiefenentspannt sind wir erst, als wir gegen 17 Uhr wieder am Bootshaus landen. Nach dem Entladen der Boote weicht die Erschöpfung auch dem Stolz, spätestens aber, als wir uns gegenseitig die hart erpaddelten goldenen Gurken um den Hals hängen. Schmerz vergeht, die Gurke bleibt!

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[:de]Spreewaldmarathon 2016: Tot durch Schmalzbrot[:]

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Spreewaldmarathon 2016 Medaille silberne Gurke

Projekt: Gurkenglas nimmt langsam Form an. Seit ich das gusseiserne Gemüse in Medaillenform beim Spreewaldmarathon entdeckt habe, bin ich auf Gurkenjagd. 2014 startete meine Sammlung mit der grünen Gurke für den 10 km-Lauf in Burg, 2015 kam die bronzene beim Halbmarathon dazu. Diesjahr bin ich übergeschnappt und wollte beide ausstehenden verdienen: die silberne und die goldene Gurke. Das Goldstück hatte ich mir schon Anfang April vom Bootshaus Leineweber umhängen lassen. Für die zweitägige Paddelmarathon-Tour ab Burg über Lübbenau und wieder zurück. Ein richtiges kleines Abenteuer.

14. Spreewaldmarathon 2016, Gold

14. Spreewaldmarathon 2016, Gold

Der Halbmarathon in Lübbenau war dann DIE Gelegenheit, die Kollektion voll zu kriegen. Warum es für den Halbmarathon in Lübbenau die silberne Gurke gibt, in Burg für dieselbe Distanz aber „nur“ die bronzene, wissen wahrscheinlich nur die Organisatoren selber.

Zwei Wochen nach meinem ersten Marathon war das Ziel für diesen Wettkampf nur eins: Relaxt laufen und dabei die kulinarischen Hochgenüsse des Spreewalds genießen. Wer meinen Blog rund um die Spreewaldserie schon länger verfolgt, der weiß, dass ich hier eigentlich nur zum Futtern und Gegend Genießen her komme. Mit der Ausrede, es ist ja noch Regenerationszeit, sollte das auch diesmal nicht anders sein. Zum Glück hatte die Mietze auch keine ambitionierteren Ziele. Und so machten wir uns am Samstag, den 16. April gemeinsam auf den Weg nach Lübbenau.

Dabei entstand auch dieses wunderbare Foto, das folgende durchaus berechtigte Twitterbemerkungen nach sich zog:EarnyourBacon BoosttheMietz

„Caro sieht aus als hätte sie schon 10 Kaffee intus“ und „Die Mietze dafür, als bräuchte sie noch 9“.

Das Auto in Lübbenau loszuwerden war leichter als gedacht. Der sonst kostenpflichtige Parkplatz am Stadtzentrum war für diesen Tag kostenfrei. Vorbildlich. Andere (sehr viel teurere) Veranstaltungen verdienen sich dabei noch einmal eine goldene Nase. Eine Stunde Zeit war noch vor dem Start. Auf dem Marktplatz dröhnte aus schrankgroßen Lautsprechern fragwürdige Musik. An der Ziellinie wurden schon die Gurken für die Finisher aufgehängt und uns fiel auf: die sind nicht alle gleich. Zumindest bei den grünen Exemplaren hingen welche senkrecht nach unten, andere waagerecht. Da sowohl meine goldene Gurke als auch alle älteren waagerecht waren, ging ich mal davon aus, dass das die „Auslaufmodelle“ unter den Gurken sind.

Kurz vor Start des Bambinilaufs entdeckte ich das Pinguinmaskottchen der Spreewelten von hinten. Ich hatte noch nie ein Foto mit einem Maskottchen gemacht, aber hier musste das sein. „Ich quatsch den Pinguin mal an“. Gesagt getan. Ich überlegte erst, ob ich ihn am Schwanz ziehen soll, ließ das dann aber doch. Von vorne wusste ich allerdings auch nicht so recht, wo ich da hinquatschen soll. Das Schnabelinnere war komplett schwarz. Keine Ahnung, wer oder was da drin steckte. Egal. Der Pinguin war bereit für ein kitschiges Bild mit den bekloppten Berliner Bloggerinnen.

Spreewaldmarathon 2016 Lübbenau Pinguin Spreewelten

Kurz vor zehn mischten wir uns unter die Teilnehmer im Startbereich. Mehrere hundert machten sich auf die Socken durch die idyllische Landschaft des Spreewalds. Die Idylle bedeutete gerade am Anfang aber auch: Stau. Läuferstau an den niedlichen Holzbrücken. Zeit für die erste Fotosession.

Nach 7 km dann der erste Futterstopp. Ohne Kuchen. Oh mein Gott. Nun war es aber nicht so, dass Fressraupe Caro nicht trotzdem genug zum Zulangen gefunden hätte. Schokolade, Brezeln, Rosinen. Da geht schon was. Judith nahm sich einen Schokoriegel mit. Klare Ersttäterin! Den Fehler hatte ich aus Gier beim ersten Spreewaldlauf auch gemacht… und dann den Riegel unangetastet bis ins Ziel geschleppt. Ein ähnliches Schicksal sollte auch dem Schokoriegel von Judith zu Teil werden.

Nachdem der Futterteil für’s erste abgeschlossen war, konnte weiter die Landschaft genossen werden. Die herrlichen grünen Wiesen, die kleinen romantischen Kanäle mit halb versunkenen Kähnen, auf denen ich vor zwei Wochen noch per Paddelboot unterwegs war. Es roch nach gemähtem Gras, an manchen Stellen aber auch arg nach Land. Das gehört eben dazu.

Kaum hatte ich das alles aufgesogen, winkte der nächste Stand mit Essen. Diesmal mit Kuchen. Danke, liebe Spreewälder, dass ihr meinem Wunsch nach Kalorienplus bei einem Wettkampf immer wieder nachkommt. Kuchen rein, Cola hinterher, weiter ging es.

Inzwischen hatte sich die Sonne des Vormittags eine Auszeit genommen und den Regen auf Schicht geschickt. Das schnurgerade Betonstück der Strecke wurde dadurch von lang nach gefühlt ewig lang ausgedehnt. Fast so dehnbar wie die Gummibärchen, die ich am dritten Verpflegungspunkt erbeutete.

Ich wurde immer nasser und nasser und auch die wasserscheue Mietzekatze neben mir fand das unter aller Sau. Zum Glück standen ein paar unerwartete Anfeuerer am Streckenrand und zogen unsere Mundwinkel wieder nach oben.

Der letzte Versorgungspunkt am Gasthaus Wotschofska sollte mein persönliches Highlight und ein großes Problem gleichzeitig werden. Neben Würstchen, Käse und Gurken stand dort ein Teller voller Schmalzbrote. Natürlich hegt EarnYourBacon eine seltsame Leidenschaft für den in schlankheits- und gesundheitsbewussten Zeiten verpöten Brotaufstrich aus reinem Schweinefett. Ich stürzte mich drauf, als würde hinter mir eine Horde ausgehungerter Wanderer ankommen, die mir alle wegzuessen drohen. An dieser Stelle hätte der Wettkampf für mich beendet sein können.

Aber nö, ich musste ja noch weiter. Noch mehr als drei Kilometer. Mit meiner Schmalzstulle. Nun sagt man Frauen nach, grundsätzlich multitaskingfähig zu sein. Ich glaube, bei mir beschränkt sich das multi eher auf duo. Zumindest war ich nicht in der Lage, zu laufen, zu fotografieren und das Brot dem vorgesehenen Weg in meinem Körper zuzuführen. Ich war kurz stehen geblieben, um ein schönes Foto von einer der Brücken zu machen, während Judith weiter gelaufen war. Musste natürlich versuchen, sie einzuholen und dabei zu futtern. Zweites klappte nicht ganz so gut und machte damit auch ersteres zunächst unmöglich. Ein Teil der Schmalzstulle war hingerutscht, wo sie nicht hingehörte und ich röchelte, hustete, keuchte und bekam keine Luft mehr. Stehenbleiben, weiterröcheln. Ich streckte wie im Film noch meinen Arm nach vorn Richtung Judith, die in der Entfernung immer kleiner wurde. An einer Schmalzstulle während eines Wettkampfs im Spreewald abkratzen. Das haben bestimmt auch nicht viele geschafft.

Von hinten kam eine Läuferin und fragte, ob sie mir helfen kann. In dem Moment hatte sich das Brotstück in meiner Luftröhre durch heftiges Husten wieder gelockert und ich konnte schnappatmend ihre Hilfe dankend ablehnen. Die restliche Stulle aß ich ab da bewusst in Minihappen.

Am Ende war ich trotzdem froh, dort zugegriffen zu haben, denn diese gute Auswahl gab es im Ziel leider nicht mehr. Es war auch viel zu nass und zu kalt, um noch länger dort vor Ort zu bleiben. Mit Gurke und Urkunde schlappten wir zum Auto zurück. Meine glorreiche Idee, sich nebeneinander in die nasse Wiese für ein Zielfoto zu legen, lehnte Judith sich schüttelnd ab.

Und als hätten wir unterwegs nicht schon genug gefuttert, ging die erste Abfahrt schon wieder zu McDonalds. Pommes gehen einfach immer. Gleich nach Schmalzbroten.

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[:de]Microadventure: Paddeln mit Zelten im Spreewald, 2-Tages-Tour[:]

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Paddelmarathon 2016 Karte

Im Hochsommer sich in aller Herrgottsfrüh mit hunderten anderer Paddler um die Boote und Kanäle streiten, wenn man doch einfach nur lospaddeln will? Slalom und Stau, weil die zahlreichen grottenlangsamen Kähne Vorfahrt haben? Im Gasthaus das Nachsehen haben, weil durch den Spontantrip natürlich nichts reserviert wurde? Das muss nicht sein. Es geht auch wild(romantisch).

Zugegeben, Anfang April zwei Tage Paddeln und Zelten zu gehen ist schon ein wenig gewagt. Es ist kalt, das Wetter unbeständig. Nun muss man dieses kleine Abenteuer auch nicht unbedingt zu dieser frühen Jahreszeit angehen. Mit der richtigen Kleidung und Ausrüstung hat der Frühling allerdings auch unschätzbare Vorteile.Paddelmarathon 2016 Osterglocken Narzissen

Ein Boot auch noch um halb elf vormittags zu bekommen war am 6. April gar kein Problem. Ich hatte eher bedenken, der Bootsverleih könne gar geschlossen sein. Da das Bootshaus Leineweber in Burg aber den Startpunkt für den Spreewaldmarathon im Paddeln darstellt, reichte in kurzer Anruf am Tag zuvor, um die notwendigen Details zu klären. Ein Zweierboot mit Steuer durfte es sein. Zu meinem Erstaunen hatte das Boot ausreichend Stauraum für Zelt, Futtertaschen, Schlafsäcke, Isomatten und was man sonst noch so zum Zelten braucht. Kostenpunkt: 35 €/Tag. Ohne Steuer 30 €, aber bei geplanten 42 km an zwei Tagen kann man sich diesen Luxus schon mal leisten. Da zu dieser Jahreszeit kaum jemand anderer beim Bootshaus auftaucht, konnte ich mein Auto sogar beim Bootsverleih selbst parken. Kostenfrei. Im Gegensatz zum 6 €/Tag-Parkplatz auf der anderen Straßenseite. Also wieder was gespart.

Paddelmarathon 2016 Startunterlagen

Mit den Startunterlagen für den Paddelmarathon gab es eine Startnummer, eine Paddelkarte, die die verschiedenen Routen und Stempelstellen anzeigte, eine Stempelkarte und sechs Essensgutscheine im Wert von je 1 €. Die Gutscheine sollten wir in den Gasthäusern einlösen können, die gleichzeitig auch Stempelstellen waren. Praktisch. Den Paddelmarathon kann man übrigens den gesamten April über absolvieren. Auch an mehreren, nicht aneinander hängenden Tagen.

Tag 1

Reichlich spät am Tag wird erst um dreiviertel zwölf losgepaddelt. Es geht los auf ein langes gerades Stück auf dem Südumfluter. Die Sonne scheint wunderbar vom Himmel und wärmt auf. Von vorn kommt ein ordentlicher Wind, der sogar kleine Wellen aufs Wasser zaubert. Wann sieht man schon mal Wellengang im Spreewald?

 

Die erste Schleuse lässt nicht lange auf sich warten. Insgesamt sieben Schleusen warten heute darauf, das Boot hinauf- bzw. hinab zu befördern. In der Hochsaison sind die Schleusen meist von Freiwilligen besetzt, die sich mit dem „Schleusengeld“ ein wenig was dazu verdienen, indem sie die Paddler durchschleusen, ohne dass diese sich aus dem Boot bewegen müssen. Allerdings ist es dann oft auch so voll, dass Paddlerstau vor der Schleuse entsteht und man erst im zweiten Gang mit hinein kommt.

Anfang April ist hier niemand. Jede Schleuse will also von eigener Hand bedient oder das Boot herum getragen werden. Zu zweit ist das aber kein Problem. Einer schleust, einer paddelt.

 

Weiter geht es auf dem Südumfluter. Immer dem Wind entgegen. Kann der denn nicht von hinten kommen? Ich hoffe auf den Richtungswechsel nach 10 km. So lange muss im Akkord gepaddelt werden. Zeit, die Ruhe und Idylle des Spreewalds zu genießen, bleibt aber allemal.

Nach dem Abdrehen nach Osten geht es ein wenig leichter. Eine Schleuse, noch ne Schleuse. Dann treibt der Hunger uns nach Leipe. Eine Gaststätte ist auf der Marathonpaddelkarte zwar nicht eingezeichnet, aber wir versuchen unser Glück und landen beim Froschkönig. Mensch, hier war ich sogar schon mal als ich von Lübbenau aus gepaddelt war. Ob der Froschkönig heute wohl empfängt?

Die Paddelboot- und Kahnanlegestellen sind gähnend leer. Also schnell das Boot an Land gelegt und erwartungsvoll über die Holzbrücke gehuscht. Der Froschkönig hat offen. Aber keine Gäste. Drinnen knistert das Kaminfeuer und verbreitet eine wohlige Wärme.

 

Die Bestellung geht schnell: Pellkartoffeln mit Sahnequark und Leinöl, dazu eine Portion Pommes. So esse ich das im Spreewald. Dass so eine Portion Kartoffeln mit Quark 6-8 € kostet, darüber sehe ich jedesmal geflissentlich hinweg und genieße trotzdem. Es passt einfach.

 

Frisch gestärkt geht es weiter. Ziel ist heute der Naturcampingplatz am Schlosspark, bei dem ich vorher einen Zeltplatz reserviert habe. Ich ging zwar nicht davon aus, dass der überfüllt sein wird, aber sicher ist sicher.

Obwohl wir erst so spät los sind, ist immer noch genug Zeit für Unfug. Hier in der Nähe gibt es einen Geocache zu holen. Und zwar nur per Boot. Wir wuseln um eine kleine Insel herum und ich schaue mir das Ufer genau an. Den Cache entdecke ich zwar nicht, dafür eine Schlange, die sich gemütlich sonnt. Eine Ringelnatter. Nachdem ich meine Faszination für die Natter, die sich so gar nicht um mich schert, unter Kontrolle gekriegt hab, finde ich sogar noch den Cache. Nass und schimmlig ist das Logbuch. Ein Eintrag geht trotzdem.

Paddelmarathon 2016 Ringelnatter

Das nächste Teilstück hat wieder Gegenwind. Aber durch das Essen ist neue Kraft im Körper und die Aussicht, dass der erste Ziel- und Stempelpunkt nicht mehr weit ist, lässt die Oberarme anschwellen.

So richtig eindeutig ist die Karte nicht, ob sich die Stempelstelle beim Bootsverleih noch vor oder hinter der Schleuse befindet. Oder ich bin einfach nur zu doof zum interpretieren. Da vor der Schleuse aber nichts bootsverleihiges zu sehen ist, fahren wir hindurch. Da ist auch schon der Campingplatz für die Nacht. Etwa 19 km haben wir heute hinter uns gebracht und sind jetzt „mitten“ in Lübbenau.

Zelten im April

Das Boot wird aus dem Wasser genommen und der Entschluss gefasst, erstmal „einzuchecken“ und dann die Stempelstelle zu suchen. Der Platzwart ist schroff, aber hilfreich. 25 € (8,50 €/Person, 4,00 €/Zelt und je 2 € Kurtaxe) kostet eine Nacht im Zelt hier. Er erklärt uns, wo wir unser Zelt aufschlagen dürfen und wo die Stempelstelle ist. Er würde aber auch stempeln, wenn beim Bootsverleih niemand mehr ist. Ob Brötchen zum Frühstück gewünscht sind, fragt er. Nö. Ich hab Fertig-Müsli eingepackt.

Paddelmarathon 2016 Spreewald Naturcamping Schlosspark

Ein ruhiges Fleckchen direkt am Wasser ist schnell gefunden. Hier stehen heute nur noch zwei weitere Zelte und ein Dauercamper mit ausreichend Abstand. Beim Bootsverleih sitzen noch Gäste im Garten, daher bekommen wir unseren Stempel problemlos. Die Stempelkarten sind allerdings alles andere als wasserfest und schon gut durchgeweicht.

Die Abendsonne verschwindet hinter den Bäumen und es gibt Abendbrot aus der Tüte: Wildgulasch. Die Portion Outdoor-Essen ist so riesig, dass locker drei Personen davon essen könnten. Zum Tütengulasch gibt es stilecht Champagner. Der ist noch vom Paris-Marathon übrig. Schmeckt prima zum Zelten. Die Franzosen würden sich im Grab umdrehen, wenn sie das sehen könnten.

 

Mit mehreren Jacken übereinander lässt es sich noch ein paar Stunden am kleinen Kocher aushalten, der, nachdem er brav das Wasser zum Kochen gebracht hat, wunderbar als Mini-Kamin herhält. Stöckchen gibt es hier mehr als genug.

Da die Tour morgen ein paar mehr Kilometer hat, steht der Plan, früh(er) loszufahren als heute. Um 22:30 Uhr ist also Schlafenszeit. Noch schnell Zähne geputzt und ab in den Schlafsack gekuschelt. Die sanitären Anlagen des Campingplatzes können sich im Übrigen sehen lassen. Moderner und sauberer als die meisten Hotelbadezimmer. Zudem läuft das Radio dort. Volle Punktzahl.

 

Tag 2

Immerhin eine Stunde früher geht es am nächsten Tag los. Heute liegen wieder zahlreiche Schleusen und eine Bootsrolle vor uns. Und zwei Stempelstellen, wovon eine das Mittagessen servieren darf. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Paddelmarathon 2016 Tag 2

Die Kanäle sind hier klein und schmal. Nach ein paar Kurven sehe ich schon die Bootsrolle vor mir. Hier ist wirklich kein Platz für eine Schleuse. Das durchaus humoristische Schild weist uns an, dass beide das Boot verlassen und über die Rolle ziehen müssen. Ich finde, das Männchen auf dem Schild sieht aus, als hätte es richtig Spaß.

 

Die nächste Stempelstelle ist nicht weit. Ein winziges Kanälchen lädt zur Abkürzung ein, endet aber in einer Sackgasse. Zum Glück ist das Wasser breit genug zum Wenden. Gefühlt einmal mit der Kirch ums Dorf kommen wir dann doch noch beim Gasthaus Wotschofska an. Ich schnappe mir die über Nacht getrocknete Stempelkarte und stapfe rein. Offen, aber niemand da. Auch keine Klingel. Aus der Küche höre ich zumindest Stimmen und Klappern. Ich rufe. Nichts. Ich rufe lauter. Wieder nichts. Ich rufe richtig laut. Nö. Nix rührt sich. Ich schreie. Kurz bevor ich mein Handy zücke, um im Gasthaus anzurufen, kommt doch noch jemand. Genauso schroff wie der Campingplatzwart. Und dann will ich nur nen Stempel. Raus hier.

 

An diesem Punkt könnte man eigentlich ordentlich abkürzen und von Km 22 direkt zur 30 und damit zur dritten und letzten Stempelstelle durchbrettern, ohne den Umweg über den Hochwald zu machen. Aber wir sind ja des Paddelns wegen da. Es wäre auch eine Schande gewesen, abzukürzen, da der Hochwald zum schönsten Stück der Strecke gehört. Vorbei am Schützenhaus fühlt man sich wie im tropischen Regenwald. Nur ohne tropisch. Regen gibt es aber dafür. Es nieselt ein wenig. Zum Glück hatte ich mich noch kurz vorm Aufbruch dazu entschlossen, die Regenjacke einzupacken, obwohl kein Regen vorausgesagt war.

Paddelmarathon 2016 Nordfließ Panorama

 

Allerlei Getier

Der Spreewald könnte auch gut Spechtwald genannt werden. Sicher mehr als zehn Buntspechte zähle ich allein an dem Tag. Und sogar einen Schwarzspecht erwische ich beim Hämmern.

Das Wetter wird immer noch ungemütlicher. Aber die letzte Stempelstelle ist schon in paddelweite. Nach 28 km (laut Karte) legen wir an der Pohlenzschänke an. Auch hier gibt es wieder gemütliche Stimmung aus dem Kamin, keine Gäste und Pellkartoffeln mit Sahnequark. Die Essensgutscheine werden ohne Probleme verrechnet.

 

Nach der Mittagspause hat es aufgehört zu nieseln. Es regnet jetzt richtig. Mit vollem Magen ist die Laune, jetzt noch 14 km im Regen weiter zu paddeln, im Keller. Aber das Boot muss ja zurück. Und bei Abfahrt hatte mir die Frau gesagt, sie seien bis etwa 18 Uhr da. Ich rechne hin und her und stelle fest, dass der zeitliche Puffer, den ich gesehen hatte irgendwie weg ist.

Es wird ein Zahn zugelegt und ich hoffe inständig, nicht den kleinen Abzweig zu verpassen, der wieder Richtung Burg führt. Und tatsächlich lädt das Nordfließ eher dazu ein, einfach geradeaus weiter zu fahren, anstatt durch die winzige ungeschriftete Brücke zu dümpeln. Die Route stimmt aber, also weiter.

Paddelmarathon 2016 Karte studieren

Jetzt nimmt die Schleusendichte auch sprunghaft zu. Ein paar Scherzkekse haben es irgendwie geschafft, die Tore von beiden Seiten zu schließen, so dass mir erstmal ein ordentlicher Wasserschwall aus der Schleuse entgegen kommt und mich mitreißen will. Einmal Wildbach, bitte!

Zur Aufheiterung trägt ein schwarzes Hausschweinchen bei, das ans Ufer gelatscht kommt, neugierig guckt und dann mit seinem dicken Hals versucht, aus dem Kanal zu saufen.

 

Und auch die Wachgans, die wütend angeflattert kommt und dann fauchend am Zaun entlang patroulliert, sorgt für Ablenkung vom schlechten Wetter.

Es geht nach Burg-Kauper hinein und an Kühen vorbei. Dann biegen wir auf die Große Wildbahn ein. Nein, rechts lang ist falsch. Umdrehen und links lang. Es wird immer dörflicher. Als die Schilder nach fünf gefahrenen Kurven nicht mehr nach Burg zeigen, werde ich stutzig. Mist. Die Karte muss falsch sein. Bestimmt! Der Fehler kann doch nicht vor der Karte sitzen. Wieder umgedreht und zurück gepaddelt. Und das, obwohl die Zeit ohnehin schon knapp ist.

Paddelmarathon 2016 Kühe

Das Wetter heitert langsam wieder auf. Die letzte Schleuse wartet, die mehr durchlöchert ist als dass sie dicht hält. 18 Uhr. Das schaffen wir doch nie. Also werden die Ärmel hochgekrempelt und Stoff gegeben bis das Boot fast wie bei Obelix übers Wasser fliegt. Die Startnummer hängt nur noch auf Halbacht.

Paddelmarathon 2016 Abendsonne

Völlig im Eimer landen wir um 17:45 Uhr beim Leineweber an. 25 Km sind wir laut Garmin heute gepaddelt. So fühle ich mich auch. Der Bootsverleiher ist dagegen tiefenentspannt. Wahrscheinlich hätten wir auch noch um 20 Uhr hier ankommen können. „Viele machen die Tour an einem Tag“, sagt er. Von mir aus. Ich nicht. „Die starten dann aber auch um 7 und kommen erst um 19 Uhr wieder rein“, schiebt er zur Beruhigung noch hinterher.

Zur Belohnung für die „Strapazen“ bekomme ich meine goldene gusseiserne Spreewaldgurke und eine Urkunde. Das ist noch eine hübsche Dreingabe. Nichtsdestotrotz würde ich die Tour jederzeit auch ohne den Marathon machen. Einfach, um ein kleines Abenteuer zu haben.

Paddelmarathon 2016 Goldene Gurke Urkunde

An diesen zwei Tagen habe ich im Übrigen keinen Paddler und nur einen einzigen Kahn gesehen. Wer den Spreewald mal in Ruhe und Idylle genießen will: nehmt euch frei und dann raus mit euch, wenn alle anderen noch meinen, das geht nicht.

Ach ja, was ich nicht verschweigen will: als ungeübter Freizeitpaddler merkt der Körper, was er getan hat. In der zweiten Nacht wollte ich mir am liebsten die Arme abhacken, so sehr hat sich der Muskelkater gerächt. 😉

Kosten für die Tour:

70 € Bootsausleihe für beide Tage zusammen

25 € Übernachtung auf dem Zeltplatz

40 € Mittagessen in den Gaststätten für zwei Personen für beide Tage

(25 €/ Person für die Teilnahme am Spreewaldmarathon Paddeln, 12 € Essengutscheine enthalten)

Spreewaldmarathon Paddeln 42 km

Quelle: runtastic, Open Street Map

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