[:de]Paris Marathon 2016: Breakfast Run – Croissantschlacht unterm Eiffelturm[:]

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Paris Marathon 2016 Flags

4 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Nochmal deutlich früher als an einem Arbeitstag. Wer hat nochmal den Flug nach Paris um 6:55 Uhr gebucht? Ach ja. Ich war das. In der Aussicht, dann den Großteil des Freitags noch in der Stadt der Liebe genießen zu dürfen.

Paris Marathon 2016 eurowings Germanwings

Hundemüde geht es mit Bus und Bahn nach Tegel, dem Flughafen, der eigentlich schon seit Jahren außer Betrieb sein sollte. Dafür geht es hier selbst um diese Uhrzeit schon rund wie in einem Bienenstock. Zu Terminal D muss ich. Von dort bin ich noch nie geflogen. Ganz weit unten im Keller befindet sich dann ein übersichtlicher Warteraum für die Fluggäste der Eurowings, die sich wohl nach dem Unglück der Germanwings-Maschine einen neuen Namen gegeben hat. Was einfach umzulabeln war, heißt nun Eurowings. An den Flugzeugen steht aber noch immer der Originalname.

Paris Marathon 2016 Tegel Airport Germanwings

Im Laufe der letzten Jahre habe ich festgestellt, dass Billigflieger zwar wenig Komfort bieten, aber dafür unfassbar pünktlich sind. Um 6:55 Uhr wird von der Rollbahn gerollt. Nach ein paar Turbulenzen und einigen Runden Plants vs Zombies landet der Flieger Punkt 8:40 Uhr in Paris – Charles de Gaulles. Es ist schon eine Weile her, dass ich hier ankomme, gingen doch die anderen Flüge der letzten Jahre immer nach Paris-Orly. Die gute Ausschilderung am Flughafen und ein netter Hinweis an der Touristeninfo zu den Zügen nach Paris machen die Orientierung aber angenehm einfach.

Vielleicht liegt es daran, dass ich schon so oft hier war, aber ich finde, in dieser Stadt findet man sich sehr schnell zurecht. Das Netz aus Regionalbahn und Metro ist engmaschig und übersichtlich mit vielen Umsteigemöglichkeiten und einer fast 3-minütigen Taktung zwischen den Zügen. Man muss nur gut zu Fuß sein, denn die Wege zwischen Zug A und B können einen zuweilen über einige hundert Meter durch den Pariser Untergrund führen.

Um 10:20 Uhr erreiche ich das Haus, in dem sich laut Adresse das Studio befinden soll, dass ich über AirBnB gebucht habe. Ich finde am Klingelschild aber weder den Namen desjenigen, der mir sein Heim vermietet hat, noch der Dame, die hier den Schlüsseldienst machen soll. Ein kurzer Anruf und sie kommt raus. Sie ist des Englischen gar nicht mächtig und ich verstehe zwar, was sie sagt, bin aber nach jahrelanger Nichtnutzung der französischen Sprache nicht in der Lage, angemessen zu antworten. Wir verstehen uns trotzdem. Lit, cuisine, salle de bain, oublier les cles, cést fini! Grob übersetzt: Bett, Küche, Bad, Schlüssel vergessen, haste Pech. Alles klar.

Das Studio ist klein, aber völlig ausreichend. Das Bett befindet sich in einer Klappcouch, die Badewanne ist so kurz, dass nicht mal ich kleiner Murkel ausgestreckt hineinpasse. Aber es gibt immerhin eine Badewanne. Die Küche ist für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten ausgestattet, der Vorgänger hat sein Essen in der Mikrowelle vergessen (das sieht schon recht pelzig aus und ich glaub, es hat geknurrt) und aus dem Fenster sieht man die Sacre Coeur. Perfekt. Ach ja: Zur Startzone sind es nur etwa 400 Meter Fußweg. Das ist mit Abstand das wichtigste.

Ein wenig Sightseeing und Startunterlagenabholung

Ein Blick auf die Wetterkarte lässt erahnen, dass heute abgesehen von Sonntag der schönste Tag sein soll. Die Messe im Salon du Running hat noch bis 20 Uhr geöffnet, also wird ein Abstecher auf den Eiffelturm gemacht. Natürlich nicht mit den Fahrstühlen, sondern schön zu Fuß die Treppen hoch auf die zweite Ebene. Das bringt zum einen nochmal Muskeln in Wallung und zum anderen geht es deutlich schneller als per Fahrstuhl. Die Anstehenden schlängeln sich quasi um den Turm herum.

Komplett ums Anstehen kommt man auf dem Turm aber leider nicht herum, wenn man ganz nach oben möchte. Hier geht’s nur per Fahrstuhl hoch. Und für die Karten muss man sich auf der zweiten Ebene noch einmal separat anstellen. Naja. Soviel Zeit muss sein. Auch wenn die Füße vom Stehen mehr weh tun als vom Gehen.

Der Ausblick über die Stadt von diesem Monument ist schon großartig. Zumindest einmal sollte jeder Parisbesucher sich dieses Highlight gönnen. Zeitlich und preislich. Der Aufstieg per Treppe kostet 11 € und das Addon nach ganz oben noch mal 6 € pro Person.

Nach dem Ausflug in die Touri-Welt geht es aber direkt zum Salon du Running. An der Metrostation Porte de Versailles befindet sich dieser. Die aufgebauten Warteschlangensysteme lassen schlimmes für die Wartezeit erahnen. Aber nicht heute am Freitag. Da geht es nur schnell durch und in die Messehallen hinein.

Gleich rechts werde ich mein Medical Certificate los. Ich reiche es zusammen mit meiner Anmeldebestätigung einer freundlichen Dame hinüber und die stempelt ohne sich das Zertifikat näher anzusehen, meine Anmeldung mit “Valide” ab. Da hätte ich auch einfach irgend einen Stempel unter das Zertifikat setzen können. Direkt daneben erhalte ich gegen die validierte Anmeldung meine Startunterlagen. Ohne ein Armbändchen, ohne einen Zeitmess-Chip checken zu müssen (der klebt einfach an der Startnummer hinten dran). Sehr entspannt. Ganz viele Leute rennen hier mit grünen Rucksäcken durch die Gegend. Die soll es um die Ecke geben.

Eine große Wand mit viel Schrift tut sich vor mir auf: “Finde deinen Namen unter 57.000 Startern”. Natürlich muss ich nach mir suchen. So richtig erschließt sich mir die Anordnung nicht, finde aber trotzdem recht schnell zu “den Kesslers” und auch mich dabei.

Ich bekomme gegen Vorzeigen meiner Startnummer einen der grünen Rucksäcke mit Gummitieren, Pistazien, TigerBalm, Blasenpflaster und keinem weiteren unnützen Werbepapierkram drin. Prima! Nur ein paar Schritte weiter gibt es die Shirts für den Breakfast Run. Leider nicht mehr in Größe S, aber XS passt auch.

Danach tut sich die Halle auf mit jeder nur erdenklichen Marke aus dem Lauf- und Sportbereich. Eine kleine Ausstellung zur Entwicklung der Laufschuhe gibt es hier. Unglaublich, womit Menschen früher gelaufen sind. Obwohl… Mit den Zehenschuhen geht die Reise ja fast wieder an den Ursprung zurück.

Das nötigste ist jedoch, die Toilette zu finden. Ich weiß, ihr liebt meine Toilettengeschichten. Keine Sorge, es wird nicht die letzte aus Paris sein. Nach ein wenig hin und her muss ich tatsächlich auf der Messe zum ersten Mal anstehen. Natürlich am Damenklo.

Einigermaßen erleichtert kann ich mich jetzt auf die Aussteller konzentrieren. Aber mir tun schon arg die Füße weh und deswegen fällt der Besuch der Stände sehr selektiv aus. Am längsten halte ich es am ClifBar-Stand aus. Hier kann man sich nämlich durchprobieren. Nicht, dass ich nicht schon jede Sorte kennen würde und sich die Auswahl leider auch nur auf die europäischen Sorten beschränkt. Egal. Schmeckt! Und etwas sinnvolles wandert dann doch noch in den Laufrucksack: GU Gels Sorte Salty Caramel und Big Apple. Dann habe ich ein bisschen Abwechslung am Sonntag.

Ziemlich geschlaucht vom Tag und etwa 20.000 Schritte später bin ich dann froh, im Appartment die Füße hochzulegen. Ein Lebensmittelgeschäft lag noch auf dem Weg, schließlich muss ich morgen literweise Wasser in mich hinein schütten und Samstag Abend ein leckeres fleisch-/fisch-/milchproduktloses Pastamenü zubereiten. Dann fallen die Augen zu.

Paris Breakfast Run

Um 7:45 Uhr klingelt der Wecker am Samstag. Kaffee gemacht und dann geht es auch schon los zum Breakfast Run. Der startet genau dort, wo am Sonntag das Ziel sein wird. Man kann also schon mal gucken, wo man am Ende der 42,195 km landet.

Ganz viele Läufer in blauen Frühstücksshirts wuseln schon über die Champs Élysée, vorbei am Arc de Triomph und die Avenue de Foche hinunter. Es ist noch ziemlich frisch, daher haben sich die meisten wie auch ich noch etwas übergezogen.

Der Breakfast Run soll zeigen, wieviele unterschiedliche Nationen am Marathon teilnehmen. Die 10 anmeldestärksten Länder sind auf das Shirt gedruckt. Zudem hat jeder Teilnehmer des Breakfast Runs bei der Shirtabholung ein Fähnchen mit seiner Nationalflagge in die Hand gedrückt bekommen, um es an diesem Morgen lustig durch die Gegend zu wedeln.

Punkt 9 Uhr geht es los. Ohne Startschuss oder größere Ansage. Zumindest kommt die bei mir hinten nicht an. Aber das Feld fängt an sich zu bewegen. 5 kleine Kilometerchen sind vor der Frühstücksschlacht zu schaffen. Es geht sehr gemächlich voran, alle scheinen gute Laune zu haben. Überall wedeln bunte Flaggen.

Nebenbei treffe ich auf ein deutsches Pärchen. Gut zu erkennen an der Flagge. Beide wollen morgen starten und sind schon etliche Marathons gelaufen. Als Berliner hätte man ja den Marathon vor der Haustür. Schau an. Die Berliner. Wir kommen ins Schwatzen und stellen fest, dass wir auch zusammen beim Schneeglöckchenlauf über 30 km waren. Die Welt ist ein Dorf.

Weil ich wieder ein paar Fotos vom Event machen mag, verlieren wir uns irgendwann aus den Augen. Kaum losgelaufen (zumindest kommt es mir so vor), steuert die blau-bunte Masse schon auf den Eiffelturm zu. Das sollen 5 km werden? Wir sind doch schon fast am Ziel.

Es kommen aber noch einige Schlenker durch die Parallelstraßen des wirklich imposanten Turms. Am Ende der vorletzten Geraden steht ein kleines lila Voiture (Auto, aber eigentlich kann man das nicht so nennen), aus dem brüllend laute Musik kommt. Noch einmal nach rechts abgebogen und da steht er: der Zielbogen für den Breakfast Run. Als ich darunter hindurch laufe, sind es tatsächlich auf den Meter genau 5 km.

Ein paar Sponsorenzelte sind hier aufgebaut, aber mich interessiert nur: wo gibts die Croissants? Die Schlange an der Bananen/Schokoladenbrot/Croissant/Kaffee-Ausgabe ist wie erwartet lang. Und mehrreihig. Ich versuche mich einfach hindurch zu quetschen und erbeute immerhin zwei Pain au chocolat, ein Croissant und eine Banane.

Paris Marathon 2016 Breakfast Run Queue

Meine Beute verspeise ich am Rand eines noch leeren Brunnens am Fuße des Eiffelturms. Lange halte ich es dort aber nicht aus, denn es ist noch richtig frisch am Morgen und von Sonne keine Spur. Mich noch einmal in die Schlacht um die Croissants begeben? Nö, da schaue ich lieber, was noch auf dem Heimweg liegt.

Paris Marathon 2016 Breakfast Run Croissant

Ein Breakfast Run ist etwas, dass man als Marathonläufer durchaus mal vor dem großen Event noch einschieben kann. Es lockert nochmal die Muskeln, man sieht ein paar neue Ecken und letztlich ganz wichtig: es gibt was zu futtern. Für 10 € inklusive T-Shirt war das ein guter Deal! Der Marathon kann kommen.

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