[:de]Ermüdungsbruch – Und was nun?[:]

[:de]Gute fünf Wochen ist es jetzt her, seit ich die ersten Schmerzen im Fuß bemerkt habe und drei Wochen seit der eindeutigen und gleichzeitig niederschmetternden Diagnose: Ermüdungsbruch im Mittelfuß. Seitdem humpel ich wie ein kleiner Zombie durch die Gegend, versuche möglichst wenig zu gehen. Letzteres stellt sich (im Arbeitsalltag) als gar nicht so einfach dar. An Ausdauersport ist praktisch nicht zu denken. Was bleibt da noch?

Ermüdungsbruch – Was ist das und wie merkt man es?

Ermüdungsbrüche, gern auch als Marschruptur oder Stressfraktur bezeichnet, treten dann auf, wenn der Knochen der hohen Belastung nicht mehr standhalten kann. Betroffen sind hier vor allem Leistungs-, aber auch Freizeitsportler. Durch lange Laufeinheiten, Extremmärsche und Sprünge wird der Knochen schleichend und oft auch unbemerkt zermürbt, es bilden sich Risse und Spalten bis er schließlich bricht. Ermüdungsbrüche treten meist im Bereich der Mittelfußknochen, Waden- und Schienbein auf.

Die Symptome sind am Anfang nicht eindeutig. So merkt man ggf. während des Trainings einen leichten Schmerz an der betroffenen Stelle, eventuell sogar eine leichte Schwellung. Bleibt der Schmerz dauerhaft auch außerhalb der Belastung bestehen, ist spätestens jetzt ein Arzt aufzusuchen.

Wie war das bei mir?

Bis es zu spät war, habe ich vom drohenden Ermüdungsbruch überhaupt nichts gemerkt. Ich war den Rennsteiglauf gelaufen, zwar mit Beschwerden vom Läuferknie, aber sonst schmerzfrei. Vier Tage später war ich an Himmelfahrt 50 km auf Inlinern unterwegs und am folgenden Wochenende komplett beschwerdefrei bei der XLETIX Berlin über die L-Distanz. Alles war schick, so dass ich am Dienstag gleich wieder in die Laufschuhe gesprungen bin und eine kleine Nachtrunde über 7 km eingelegt habe. Erst, als ich in derselben Nacht zum Toilettengang aufgestanden bin, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt.

 

Da war ein ungewohnter Druck direkt oberhalb der Zehen zu verspüren, aber ich dachte mir zu dem Zeitpunkt nichts Schlimmes dabei. Am nächsten Tag war es nicht besser. In Ballerinas schlappte ich zur Fortbildung und nachmittags wieder zurück. Mit jedem Schritt wurde der Schmerz heftiger. Meine Lauffreundinnen unkten bereits etwas von Ermüdungsbruch, was ich natürlich erstmal nicht wahrhaben wollte. Um das ganze trotzdem einfach abklären zu lassen, saß ich dann schon am nächsten Tag bei meinem Orthopäden. Das spontan angefertigte Rötgenbild zeigte erst einmal gar nichts. Kein Wunder, denn Ermüdungsbrüche sind in der Regel erst nach 3-4 Wochen auf Röntgenbildern ersichtlich. Beim Druck auf meinen Mittelfuß quietschte ich aber so auf, dass er mir gleich eine Überweisung zum MRT ausstellte.

Kurzfristiger MRT-Termin in Berlin? Ein Mythos?

In Berlin einen zeitnahen Termin fürs MRT zu erhalten, ist eine Frage der Geduld. Die frühesten Termine bei über Google auf den ersten Blick auffindbarer Praxen wurden mir mit einer Wartezeit von 3 Wochen angeboten. Meine Krankenkasse, die einen Terminsuchservice anbietet, fand das mal total frühzeitig und meinte, etwas besseres würde sie auch nicht finden. Krankenhäuser schlugen mir einen Termin im September vor. Das ist in drei Monaten. Drei! Bis dahin ist der Fuß entweder selbst geheilt oder abgefallen. Erst ein kreativeres Zusammenmischen von Suchbegriffen führte mich zu einer Praxis im Wedding, die kurzfristige MRT-Termine versprach. Bei Medico am Leopoldplatz bekam ich binnen einer Woche einen Termin. Hier kann man keine High-End-Klinik mit Sektempfang erwarten, aber man erhält die Leistung, die man benötigt. Ich bekam meine CD mit den Bildern in die Hand gedrückt und musste nun noch eine weitere Woche auf die Auswertung bei meinem Orthopäden warten. Zwischenzeitliches Hineinschauen in die digitalen Bilder machte mich nicht schlauer.

 

Mein Arzt bestätigte letztlich nur noch, was ich seit zwei Wochen geahnt hatte. Ermüdungsbruch des Mittelfußes. Auf dem MRT klar zu erkennen. Natürlich. Jetzt wo er es sagte, sah ich es auch. Was das jetzt heißen würde, fragte ich.

“Kein Laufen, kein Wandern. Gehen so wenig wie möglich. Wir können Ihnen einen Airwalker anbringen.” So einen riesigen Klotz am Bein, der alles rund herum ruhig stellt, wollte ich nun wirklich nicht. “Oder wir arbeiten mit Einlagen”. Deal! Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, es seien Carboneinlagen, die komplett unflexibel sind und so ein Abrollen verhindern. Letztendlich handelte es sich dann aber doch nur um normale Einlagen, die meinen ausgeprägten Hohlfuß unterstützen sollen.

Über die Teilnahme am Fjällräven Classic Anfang August sollte ich mir keine Gedanken machen. Mit festen Schuhen würde das schon gehen. Und auch den Medoc-Marathon sollte ich zumindest antreten und schauen, was geht. Ich mag meinen Arzt.

Sport adé! Oder nicht?

In den nächsten Tagen und Wochen musste ich dann feststellen, wofür man alles seine Füße braucht. Ich hatte den festen Plan, mein Ausdauertraining auf der Rudermaschine zu vollziehen. Leider war mir trotz jahrelanger Rudererfahrung nicht wirklich bewusst gewesen, wieviel Bewegung doch mein Vor- und Zurückrollen im Fuß passiert. Rudern war also gestorben. Fahrradfahren dürfe ich, meinte mein Arzt. Nach einer 20-km-Tour von Lichterfelde nach Spandau war ich mir da allerdings nicht mehr so sicher, denn irgendwie tat es dann doch weh, wenn ich ordentlich in die Pedale trat.

Krafttraining ahoi

Was bleibt, ist das Fitnessstudio. Ausdauergeräte fallen eigentlich alle aus, aber Krafttraining. Krafttraining geht. Und davon erstaunlich viele Geräte. Also habe ich nunmehr alle Laufeinheiten durch Besuche in der Muckibude ersetzt. Ich wollte sowieso wieder mehr ins Studio gehen, wenn auch nicht unbedingt im Sommer und in der Intensität. Für den Trekkingurlaub ist es aber sicherlich keine schlechte Idee, Rumpf, Beine und Oberkörper zu stärken. Und da Muskeln für einen erhöhten Kalorienumsatz sorgen, werde ich hoffentlich auch wieder die lästigen Pfunde los, die ich in der Nicht-Laufen-Phase mir so schön angefuttert habe.

Ab aufs Wasser

Natürlich funktioniert auch jeder Sport, der nichts mit den Füßen zu tun hat. Ich habe mich also sehr gefreut, eine ordentliche Paddeltour im Spreewald (zum Leidwesen meiner Mit-Paddler ein wenig zu ausgedehnt) unternehmen zu können. Denn Paddeln, das geht! Und genau damit wurde ich auch dieses Wochenende zum Laufbloggercamp gelockt. Auf einmal paddelten alle Läufer über die Unstrut und hatten einen Heidenspaß.

Fünf Wochen später…

Nach fünf Wochen hatte ich mir eigentlich erhofft, keine Schmerzen mehr im Fuß zu haben. Davon bin ich leider noch weit weg. Gehen funktioniert besser, aber von ausgiebigem Wandern oder gar Laufen scheine ich weit weg zu sein. Die Horizontale rund um Jena musste ich sausen lassen, genauso wie den Sachsentrail und heute erst den SwimRun in Rheinsberg, auf den ich mich schon so gefreut hatte. 4-6 Wochen heißt es, bis das schlimmste vorbei ist. Sechs Monate, bis wieder volle Belastung möglich ist.

Für mich, für die Geduld ein Fremdwort ist, ist das eine an sich nicht tolerierbare Situation. Nur bleibt mir leider nichts anderes übrig, als geduldig zu sein und den Fuß zu schonen, soweit es geht. Die Vernunft immer walten zu lassen, fällt mir verdammt schwer und manchen Tag kann sie mich einfach mal gern haben. So oft schaue ich sehnsüchtig raus in die untergehende Sonne und würde ihr zu gern entgegen laufen. Wie oft habe ich in letzter Zeit gedacht, es wäre perfektes Wetter für den Fläming Skate. Und meine Wanderungen mussten leider andere aus meiner Marschgruppe übernehmen.

 

Am Ende hilft es nichts, die Flinte ins Korn zu werfen. Und so versuche ich das beste aus der Lage zu machen. Wassersport, Krafttraining als Vorbereitung auf mein Trekking-Highlight des Sommers. Wettkämpfe nutzen, um mal auf der anderen Seite zu stehen. Fotos machen, Medaillen verteilen. Und ganz, ganz viel Vertrauen in meinen Körper, dass er mich nicht im Stich lassen wird und rechtzeitig heilt. Lasst euch gesagt sein: schlechte Laufzeiten gibt es immer. Aber freut euch, DASS ihr laufen und euch bewegen könnt. Das ist nicht selbstverständlich…

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8 Gedanken zu “[:de]Ermüdungsbruch – Und was nun?[:]

  1. Was diese “Geduld” sein soll, von der immer alle reden, weiß ich auch nicht.

    Aber das Schöne ist ja, dass die allermeisten Veranstaltungen auch im nächsten Jahr wiederkehren. Die kannst du dann in neuer Frische (na gut, ein Jahr älter … ;)) nachholen. Mit Muckibude, Dehnen und Mobilisation kannst du dich jetzt ja bereits darauf vorbereiten – das würde sich vermutlich sogar doppelt auszahlen. (Ich weiß, es bringt nur leider längst nicht so viel Spaß)

    PS: Das mit dem Padeln solltest du aber wohl noch üben, wenn ich mir anschaue, wie du das Paddel auf unserem Bild hältst 😉

  2. Liebe Caro,
    Danke für deinen tollen Artikel, der sehr informativ ist, und mich ein wenig aufbaut (da ich mit dem Fuß umgeknickt und deswegen ebenfalls gehandicapt bin).
    Wünsche dir gute Besserung!
    Bis bald,
    Daryush

  3. Hi Caro,

    das ist ja großer Mist! Ich wünsche dir gute Besserung und schnelle Genesung, nutze die Zeit fürs Krafttraining, dann war die Auszeit nicht ganz umsonst am Ende.

    Gruß
    Sascha

  4. Danke, lieber Sascha! Ja, genau so mache ich das jetzt. Einfach 3-4 mal die Woche ins Fitnessstudio und so auf die Wanderungen vorbereiten. Wenigstens das geht ja noch. Naja, neuer Knochen, neues Glück 😉

  5. “Ged…” was? Ich weiß auch nicht, was du meinst. 😉
    Naja, inzwischen denkt mein Fitnesstudio sicher schon, ich hab kein zu Hause mehr, so oft wie ich in letzter Zeit dort hocke. Ein bisschen besser fühle ich mich dadurch, aber es kann das Laufen einfach nicht ersetzen.
    Nächstes Jahr laufen wir beide wieder zusammen! Aber paddeln… das geht doch trotzdem. Und wie du so schön feststellst, brauch ich noch viiiiel Übung.

  6. Danke, lieber Daryush, die gute Besserung gebe ich dann gleich mal zurück. Ich hoffe, es ist bei dir nichts allzu schlimmes und bald wieder gut. Ich weiß, wie blöd das ist, nicht wandern zu können. Und dir geht es sicher genauso.

  7. Solange du dann nicht nächstes Jahr aufgrund der ganzen Fitnessstudio-Besuche einen Monsterbizeps hast. Dann hätte ich Angst vor dir! – Hätte zumindest den Vorteil, dass ich dich beim Paddeln nicht mehr nass machen würde.

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