Author Archives: Carola

[:en]Arizona Trail: the story[:de]Arizona Trail: Die Dokumentation[:]

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In 2019, I made my dream of the Arizona Trail thruhike come true. I hiked over 800 miles from the Mexican border to the Utah stateline. All my experiences, the good ones and, of course, the bad ones will be documented with blog posts and exciting episodes on my YouTube-Channel.

Have fun reading, watching, dreaming and planning!

Blogposts

Episodes on YouTube

https://youtu.be/RsmOE9l6Ra0[:de]

2019 habe ich meinen lang geplanten Traum endlich wahr gemacht. Ich bin die 1.300 km des Arizona Trail von der mexikanischen Grenze bis zur Grenze des Bundesstaates Utah gewandert. Was ich alles erlebt habe, was schief ging, alle Einzigartigkeiten könnt ihr in meiner Doku nachverfolgen. Die gibt es sowohl als Blogbeiträge, aber auch als spannende Episoden auf meinem YouTube-Channel.

Viel Spaß beim Lesen, Schauen, Staunen und Nacheifern!

Blogbeiträge

Vorbereitung und wie alles begann

Wenn ich groß bin, wandere ich den Arizona Trail – die Erfüllung eines Lebenstraums

Arizona Trail Projekt – 999 offene Fragen für eine Fernwanderung

Ausrüstung für den Arizona Trail

Auf dem Arizona Trail

Part 1 – Schneefelder, Hitze und Fußtöter

Part 2 – Hoch hinaus

Part 3 – Ein bisschen Magie

Part 4 – Anderthalb Tage Lagerfeuer

Part 5 – Die Geschichte vom 1. April

Part 6 – Nachts in der Toilette… und Klapperschlangen gibts doch!

Part 7 – Wasserknappheit

Part 8 – Goldfische in der Wüste

Part 9 – Winter is still here

Part 10 – Tausche Steine gegen Nadelwald

Episoden auf YouTube

[:de]Wenn die Mädels wandern gehen – Girlscamp 2018/2019[:]

[:de]Am letzten Juli-Wochenende 2019 ging das Mädelscamp in die zweite Runde. Seit mich „meine Mädchen“ gebeten haben, mal ein Outdoor-Event nur für uns zu machen, gibt es das Mädelscamp nun jährlich. Es wird mit voller Camping-Ausrüstung gewandert, geschnackt, gelacht, getrunken, gegessen… und über (Outdoor-)Themen geredet, die man mit dem männlichen Geschlecht eher außen vor lässt.

2018 waren wir vom S-Bhf Erkner durch das idyllische Löcknitztal zur Müggelspree gewandert, um auf dem Biwakplatz Mönchwinkel unsere kleine Zeltstadt aufzubauen. In Deutschland wild zu campen ist leider nicht erlaubt. Jedoch gibt es hier und da ein paar Möglichkeiten, außerhalb der typisch deutschen Dauercamperhölle ein wenig Wildnis zu erfahren. Biwakplätze erlauben es Wasser- und Radwanderern, für eine Nacht ihr Zelt dort aufzuschlagen. Fußwanderer sind nicht explizit erwähnt, zählen aber wohl auch dazu, so dass wir ganz legal am Waldesrand und direkt an der Müggelspree ganz ohne sanitäre Anlagen und Dauercamper die Nacht verbringen konnten.

Im Prinzip ist es hier sogar erlaubt, ein Lagerfeuer zu entzünden. Und so brachte ich im vergangenen Jahr jede Menge Backkartoffeln mit, die ich in der Glut garen wollte, während wir Mädels zusammen romantisch am Feuerchen sitzen. Leider hatte ich nicht mit der erhöhten Waldbrandgefahr gerechnet. Lagerfeuer und auch meine kleinen Holzkocher mussten aus bleiben. Zum Glück sind wir ja alle gut ausgerüstet mit mobilen Gaskochern. Nach dem Essen lud die Müggelspree zum Baden ein. Da diese an dieser Stelle recht flott fließt, hatten wir gut zu tun, gegen die Strömung anzukommen.

Da so ein Tag in der Natur mit Gepäck schon anstrengend ist, verschwanden wir schon ziemlich früh zum Sonnenuntergang in den Zelten oder Hängematten.

Ein Jahr später…

Um kurz nach 10 Uhr stehen rund 15 gut gelaunte, bunt gekleidete Wandererinnen auf dem Vorplatz des Bahnhof Rathenow. Es soll ein heißer Tag werden, daher habe ich die Strecke wieder recht kurz gehalten. Dass meine geplante Route mehr über Asphalt gehen wird, als mir lieb ist, stelle ich erst in der praktischen Umsetzung fest. Am Rechner sieht immer alles ganz anders aus.

Wenigstens liegt am Asphalt ein guter und bezahlbarer Eisladen mit allerlei innovativen Sorten. Drei Eiskugeln im Schnitt später umrunden wir den Steckelsdorfer See und kommen gegen 15 Uhr am Biwakplatz Grütz an. Angela, die mit meinem Auto schon mal vorgefahren ist, hat unser Territorium abgesteckt, so dass unser wildes Gewühle mit Zeltplanen, Heringen und Ausrüstung gleich beginnen kann. Zu meinem Erstaunen sind auch noch die Bierchen kühl, die ich fast zwei Tage bei 30 Grad im Auto gelagert hatte.

Das Ordnungsamt kommt auf eine Stippvisite vorbei und informiert uns, dass obwohl keine Schilder es untersagen, erneut hohe Waldbrandgefahr herrscht. Wieder kein Lagerfeuer und der Grill muss auch kalt bleiben. Im nächsten Jahr bringe ich dann eben einen großen Gasgrill mit, die gibt’s immerhin nun auch schon in Mädchenfarbe. Damit niemand verhungern muss, wird kurzerhand ein Dutzend Pizzen aus dem nahegelegenen Rathenow geordert. Wenn man sich Pizza unter eine Brücke auf dem Arizona Trail liefern lassen kann, dann doch wohl erst recht zum Biwakplatz. Ganz klein auf einem Informationsschild steht übrigens geschrieben, dass eine Nacht auf dem Platz 1,50 € kostet, informiert uns ein netter Herr, der sonst die Gebühr kassiert. Heute hat er darauf allerdings keine Lust. Wahrscheinlich war er soviel Weiblichkeit einfach nicht gewohnt.

Auch in diesem Jahr wird geschwommen, herzlich gelacht, die Ausrüstung begutachtet und Probe gelegen bis die Sonne hinterm Horizont verschwindet. Schlafen fällt den meisten in dieser Nacht trotz Erschöpfung recht schwer, findet doch ein spätes Hoffest mit Live Musik gleich um die Ecke statt. So ist das eben, wenn man nicht komplett aus der Zivilisation raus darf.

Am nächsten Tag führt unser Rückweg ganz zufällig wieder an einer Eisdiele vorbei. Bei den Temperaturen geht es einfach nicht ohne. Gegen Mittag löst sich unsere kleine Gruppe langsam auf, aber wir wissen: Mädelscamp 2020 steht!

Wer dabei sein möchte, schaut einfach mal im Team EarnYourBacon unter Veranstaltungen rein.

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[:en]Arizona Trail – Part 6: The rattlesnake and the restrooms[:de]Arizona Trail – Part 6: Nachts in der Toilette… und Klapperschlangen gibts doch![:]

[:en]The plan was to start the nearly 5.000 feet ascent to Mount Lemmon pretty early in the morning to take advantage of the cool hours. After last night’s exciting Search & Rescue mission there is no way for an early departure. Instead I have breakfast with Beryl and Laura, evaluate the last hours and say goodbye to them at half past eight.

The first miles feel easy due to my increased physical condition. Well. This changes abruptly after I pass Romero Pass with a breathtaking view of Tucson down below. The trail is so steep that I merely crawl up. Every few minutes I have to take a break and struggle to breath.

“Do they want to kill the Arizona Trail-Hiker here”, I think and take a seat on a fallen tree.

 

 

Wilderness of rocks

After some more exhausting climbing I arrive at a fork… and get lost for the very first time. Mount Lemmon Trail sounds logical after all. But I’m surprised that this one leads downhill again and I check the Guthooks App. Oops, in fact I should have turned right into the Wilderness of rocks. Fortunately I only have to go back a few yards.

It is very tempting to just stop in the Wilderness of rocks and call it a day. Smooth sandstone, tall conifers and a romantic rippling river are absolutely seductive. “I will certainly not have been here for the last time, but for today I have to go on”, I admonish myself as I swing my backpack on my back again after a longer snack break.

While I take pictures of the Arizona Trail sign for the umpteenth time , a young hiker in a neon-orange shirt approaches from behind. We stop for a moment, realize that we both have the same destination for the day and start the last stage together. Larryboy is craving for a fat pizza in Summerhaven. While hiking, I tell him about my plan to spend the night in the infamous restrooms of the community center, where some thruhikers had already set up camp. He is completely thrilled and wants to follow the plan.

At 4:35 p.m. we arrive at the pizzeria and read the sign in disbelief: “Ovens are switched off half an hour before closing time”. Seriously? We ask again. After all, we are only five minutes late. No chance. And all the other restaurants (two in number) have not even started the season yet. Dejected, I do my resupply in the small but well-stocked grocery store and get a hot chocolate for free to cheer me up. it is already pretty chilly on Mount Lemmon and extremely windy, so that I give up trying to warm up a can of chicken fricasse on my wood stove. Instead Larryboy and I make ourselves comfortable in the vestibule of the community center restrooms. Fresh water, toilets, electricity, fast WIFI and a sheltered place. What more could a thruhiker want?

Rattlesnake

Since Larryboy has to pick up a parcel from the local post office which is closed until 9 a.m., we say goodbye and I start my descent from Mount Lemmon over the Oracle Ridge. There is an unexpected amount of ascent and the wind almost knocks me off the trail. I spot some deer and at a cow tank I discover another Horned Lizard, which hides quickly in the bushes.

The terrain becomes flat and the trail is winding its way through tiny hills. Perfect to make up for yesterday’s lost miles. Shortly before crossing the Tucson Globe Highway I look for a suitable campground for the night. Suddenly: rattling! Reflexively I jump back. There on the right, directly at the trail, I see it: my first rattlesnake. She flickers and rattles wildly, makes me understand: “Attention. Here I am!”

I try to assess the situation and wait some minutes. Continuing on the trail is not an option, because there is still this energetically rattling animal. I don’t like the thought of walking through the low bushes around the snake. Who knows if there is not the next snake waiting, which I don’t see so easily through the undergrowth. But the rattler isn’t even thinking about moving off the trail. So I have no other choice and start stalking through shrub and cactus around it. I don’t want to camp anywhere near the snake so I hike on.

The sun is already setting as I arrive at the Tiger Mine Road Trailhead, where I put my first water cache half a month ago. Unfortunately, someone helped himself to my water gallon, but it is covered with heart stickers. Who steals water and sticks hearts on a gallon? Besides, there are a lot of others beside my gallon, but none with stickers. Strange. I can’t find a nice campspot, everything is overgrown, so I set up my tent in the parking lot of the trailhead. An older couple is spending the night here in their camper. Harriet, the owner, invites me for a glass of wine. I’m not saying no to that. In her camper there are more animals than people. Rabbits and dogs. With white wine and mixed sweet and salty popcorn I tell Harriet about my adventure and she listens eagerly. Just about 10:30 p.m. and thus far after hiker midnight I say goodbye after she gives me her number. “Just in case”, she says.

 

Heart Bandit

When I’m about to take down my tent the next morning, Larryboy arrives. He had spent the night on the other side of the highway. I tell him the story of my stolen water and he laughs: “Well, that should be your trailname: Heart Bandit”. Every thruhiker gets a trail name while hiking a long distance trail. From Peppermint Skunk to DJ Night Cakes, everything is possible. The main thing is that the name tells a story. The water thief who spreads heart stickers on water gallons is now mine.

Today, I hike again with Larryboy. It’s nice to have someone to chat with every now and then. Especially if you walk through a passage where there is almost no shade. That’s a good distraction. After a short lunch break, which we spend clamped to an old concrete wall, we meet Ranger. Larryboy had hiked with him on the Continental Divide Trail last year. What a coincident. While the three of us talk, the next thruhiker comes along: a Mexican with the absolutely Spanish-sounding name “Klaus”. He takes a break while Ranger joins us.

We want to make it to Beehive Well, which, according to some reports, is a rather nasty source of water, but also the only one for miles. The rumours are true, because the water in Beehive Well is not just a green broth. There are a lot of bees flying around at the only extraction point, which are not very happy about us stealing their disgusting water. As if this wasn’t enough, a dead bird floats around in the tank. Delicious.

While treating lots of water and cooking food, Larryboy and I decide to start hiking at 5:30 am tomorrow. Klaus, who also makes camp for the night at Beehive Well, is joining the plan. A bad mistake, as will turn out later.

– Continue to part 7 –

 [:de]So früh wollte ich meinen Aufstieg zum Mount Lemmon beginnen, spätestens um 7 Uhr morgens aufbrechen, um noch in den kühlen Morgenstunden die 1.600 Höhenmeter hinter mich zu bringen. Nach der aufregenden Search & Rescue-Aktion der letzten Nacht ist aber an zeitigen Aufbruch nicht zu denken. Stattdessen frühstücke ich gemütlich mit Beryl und Laura, werte die letzten Stunden aus und verabschiede mich erst gegen halb neun von ihnen.

Die ersten Kilometer sind harmlos und ich freue mich, dass meine gestiegene Kondition die Höhenmeter anscheinend nur so purzeln lässt. Nun ja. Das ändert sich schlagartig, nachdem ich am Romero Pass mit atemberaubender Aussicht auf das darunter liegende Tucson vorbei bin. Der Trail ist auf einmal so steil, dass ich teilweise nur noch auf allen Vieren nach oben krieche. Alle paar Minuten muss ich Pause machen und ringe nach Luft.

„Wollen sie hier die Arizona Trail-Hiker töten?“, denke ich und nehme erstmal auf einem umgestürzten Baum Platz.

 

Wilderness of rocks

Nach einigen weiteren haarsträubenden und kräfteraubenden Kletterpassagen komme ich an einer Weggabelung an… und verlaufe mich zum allerersten Mal. Mount Lemmon Trail klingt doch logisch. Dass dieser aber wieder bergab führt, wundert mich dann doch und ich schaue noch einmal in der Guthooks App nach. Ups, tatsächlich hätte ich rechts in die Wilderness of rocks abbiegen müssen. Zum Glück muss ich nur einige wenige hundert Meter wieder zurück.

Es fällt mir ganz schwer, in der Wilderness of rocks nicht einfach halt zu machen und mein Zelt aufzuschlagen. Glatt geschliffener Sandstein, hohe Nadelbäume und alle Nase lang ein romantisch plätschernder Fluss sind absolut verführerisch. „Hier werde ich sicher nicht zum letzten Mal gewesen sein, aber für heute muss ich weiter“, ermahne ich mich, als ich nach einer längeren Snackpause wieder den Rucksack auf den Rücken schwinge.

Während ich gerade gedankenverloren das xte Arizona Trail-Schild fotografiere, nähert sich von hinten ein junger Hiker in einem neon-orangen Shirt an. Wir bleiben kurz stehen, stellen fest, dass wir beide dasselbe Tagesziel haben und machen uns gemeinsam auf die letzte Etappe. Larryboy, so sein Trailname, will heute unbedingt noch eine fette Pizza in Summerhaven in sich hinein schaufeln. Bis zur Schließzeit um 17 Uhr sollten wir das schaffen. Ich hingegen erzähle ihm von meinem Plan, die Nacht in der berüchtigten Toilette des Community-Centers zu verbringen, in der wohl schon einige Thruhiker ihr Lager aufgeschlagen hatten. Er ist völlig begeistert und will dem Plan folgen.

Um 16:35 Uhr stehen wir in der Pizzeria und lesen ungläubig das Schild: „Die Öfen werden eine halbe Stunde vor der Schließzeit abgeschaltet.“ Echt jetzt? Wir fragen nochmal nach. Schließlich sind wir nur fünf Minuten über der Zeit. Keine Chance. Und alle anderen Restaurants (zwei an der Zahl) haben ihre Saison noch überhaupt nicht begonnen. Niedergeschlagen erledige ich mein Resupply im kleinen, aber gut sortierten Lebensmittelladen und erhalte zur Aufmunterung eine heiße Schokolade gratis. Auf Mount Lemmon ist es jetzt schon kalt und extrem windig, so dass ich den Versuch, eine Dose Hühnerfrikasse über meinem Holzkocher aufzuwärmen, recht bald aufgebe. Stattdessen machen Larryboy und ich es uns im Vorraum der Toiletten gemütlich. Fließend Wasser, Toiletten, Strom, schnelles WLAN und ein geschütztes Plätzchen. Was will man als Thruhiker mehr?

 

Klapperschlange in Sicht!

Da Larryboy noch ein Paket vom hiesigen Postamt abholen und bis zur Öffnung um 9 Uhr warten muss, verabschieden wir uns zunächst und ich mache mich auf den Abstieg von Mount Lemmon über das Oracle Ridge. Der Abstieg ist mit unerwartet viel Aufstieg verbunden und der Wind haut mich fast vom Trail. Ein paar Rehe lassen sich blicken und an einer Kuhtränke entdecke ich einen weiteren Horned Lizard, der sich schnell im Gebüsch verkriecht.

Danach geht es tatsächlich geschmeidig den Berg hinunter und die Landschaft wird flach. Perfekt, um die verlorenen Kilometer vom gestrigen Tag aufzuholen. Kurz vor der Überquerung des Tucson Globe Highways halte ich Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz für die Nacht. Auf einmal: Rasseln! Reflexartig mache ich einen Sprung nach hinten. Da rechts, direkt am Trail, liegt sie. Meine erste Klapperschlange. Sie züngelt und rasselt wild, gibt mir zu verstehen: „Achtung. Hier liege ich!“ Ich versuche, die Situation einzuschätzen und warte einige Zeit. Über den Trail weiter zu gehen, ist keine Option, denn dort liegt ja das energisch rasselnde Tier. Durch das niedrige Gebüsch um die Schlange herum zu gehen finde ich auch nicht prickelnd. Wer weiß, ob dort nicht die nächste Schlange wartet, die ich durch das Gestrüpp nicht so einfach sehe. Aber die Klapperschlange denkt gar nicht daran, sich auch nur einen Zentimeter von ihrem Platz zu bewegen. Mir bleibt also nichts anderes übrig und so stakse ich bedacht in einem Halbkreis durch Strauch und Kaktus um sie herum. Hier meine Nacht zu verbringen, hake ich damit ab und wandere weiter.

 

Die Sonne geht bereits unter als ich am Tiger Mine Road Trailhead ankomme, wo ich vor einem halben Monat meinen ersten Wassercache platziert hatte. Leider hat sich jemand an meiner Wassergallone bedient, dafür ist sie übersät mit Herzchenaufklebern. Wer klaut denn Wasser und klebt dann Herzen auf die Gallone? Zudem liegen neben meiner Gallone noch etliche andere, keine ist jedoch mit Aufklebern versehen. Seltsam. Einen idyllischen Zeltplatz finde ich nicht, alles ist zugewachsen, also baue ich mein Zelt auf dem Parkplatz des Trailheads auf. Ein älteres Ehepaar steht dort bereits mit ihrem Camper. Harriet, die Frau, lädt mich zu einem Glas Wein ein. Dazu sage ich nicht nein. In ihrem Camper gibt es mehr Tiere als Menschen. Karnickel und Hunde. Bei Weißwein und gemischtem süß-salzigen Popcorn erzähle ich Harriet von meinem bisherigen Abenteuer und sie lauscht gespannt. Erst gegen 22:30 Uhr und damit weit nach Hiker midnight verabschiede ich mich, nachdem sie mir ihre Nummer gibt. „Für alle Fälle“, sagt sie.

 

Heart Bandit

Als ich am nächsten Morgen dabei bin, mein Zelt abzubauen, kommt Larryboy angeschlappt. Er hatte die Nacht noch jenseits des Highway verbracht. Ich erzähle ihm die Geschichte meines geklauten Wassers und er lacht: „Well, that should be your trailname: Heart Bandit“. Jeder Thruhiker fängt sich in seinem Wandererleben einen Trailnamen ein. Von Peppermint Skunk bis DJ Night Cakes ist alles denkbar. Hauptsache der Name erzählt eine Geschichte. Die des herzchenaufkleberverteilenden Wasserdiebes ist nun meine.

Den Tag über wandere ich wieder zusammen mit Larryboy. Es ist ja doch schön, ab und zu jemandem zum Schwatzen zu haben. Vor allem, wenn man eine Passage wandert, auf der es so gut wie keinen Schatten gibt. Das lenkt ab. Nach einer Mittagspause, die wir an eine alte Betonmauer geklemmt verbringen, treffen wir auf Ranger. Larryboy war mit ihm im letzten Jahr ein wenig auf dem Continental Divide Trail gewandert. Zufälle gibt’s. Und als wir zu dritt reden, kommt der nächste Thruhiker vorbei: ein Mexikaner mit dem absolut spanischen Namen „Klaus“. Er macht erstmal Pause, während Ranger sich uns anschließt.

Wir wollen es bis zum Beehive Well schaffen, der gemäß einiger Berichte eine ziemlich unschöne Wasserquelle darstellt, aber auch die einzige weit und breit. Die Gerüchte bewahrheiten sich, denn das Wasser im Beehive Well ist nicht nur eine grüne Brühe. Es fliegen an der einzigen Entnahmestelle jede Menge Bienen herum, die sich wenig begeistert zeigen, dass wir ihnen ihr widerliches Wasser klauen. Zudem treibt zwei Meter weiter ein toter Vogel im Tank umher. Lecker.

Die nächsten Stunden mit Wasser filtern und Essen kochen verbringend, beschließen Larryboy und ich, am morgigen Tag bereits um 5:30 Uhr morgens loszuwandern. Klaus, der sein Nachtlager ebenfalls am Beehive Well aufschlägt, ist bei dem Plan dabei. Ein böser Fehler, wie sich später herausstellen wird.

– Weiter zu Teil 7 –

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[:de]Fernwandern – die perfekte Diät[:]

[:de]An der frischen Luft sein, herrliche Ausblicke genießen, essen so viel und was man will und trotzdem dabei abnehmen? Das klingt zu gut, um wahr zu sein.

Seit Jahren kämpfte ich schon wieder mit ein paar lästigen Pfunden auf den Hüften. Vor allem in der glühwein- und lebkuchenlastigen Wintersaison konnte ich quasi zusehen, wie die Hosen enger wurden. Jedes Frühjahr derselbe Versuch, dem wieder Herr zu werden, scheiterte in der Regel an der mangelnden Selbstdisziplin. Nachos mit Käse am Abend waren einfach zu verführerisch. Jeden Abend.

Irgendwann gab ich dann einfach auf und dachte mir:“2019 wirst du bei der Durchwanderung des Arizona Trail schon genug abspecken“, und aß weiter meine Nachos. Recht sollte ich behalten.

Ich startete mit rund 60 Kilo Körpergewicht im März 2019 an der mexikanischen Grenze und hatte Anfang Mai nach 46 reinen Wandertagen und 1.350 km Strecke 5 Kilo abgenommen, obwohl ich mich stets nur von Kuchen, Keksen, Chips und ähnlich hochkalorischem Essen ernährt hatte.

 

Wie ist das möglich?

Ein paar Fakten dazu hat die Appalachian Trail Conservancy zu diesem Thema zusammen gestellt:

5.500 Kalorien benötigt ein Wanderer* täglich, um sein Körpergewicht während eines typischen Trekkingtages aufrecht zu erhalten. Anders ausgedrückt: ein Wanderer kann 13 Big Macs am Tag essen und läuft dabei immer noch in ein Kaloriendefizit. Nach ein paar Wochen auf dem Trail setzt bei vielen Thruhikern der sogenannte „hiker hunger“ ein, bei dem es fast unmöglich ist, satt zu werden, egal wieviel man isst.

*ausgegangen wird von einem 8-stündigen Wandertag eines 25-jährigen männlichen Wanderers mit 70 kg Körpergewicht. Bei Frauen wird von einem Kalorienbedarf von etwa 3.500 Kalorien pro Tag ausgegangen.


Durchschnittlich 13,5 kg verlieren Thruhiker auf dem 3.500 km langen Appalachian Trail. Die meisten von ihnen sehen sich den gesamten Weg über einem erhöhten Kaloriendefizit gegenüber, der aus überdurchschnittlicher Anstrengung resultiert. Der Rucksack mit dem gesamten Equipment ist schwer und die Strecke mit vielen Höhenmetern gespickt. Obwohl fast jeder Thruhiker nach dem Prinzip agiert „Was ich sehe, esse ich“, geht der Gewichtsverlust teilweise hoch auf 25 oder sogar 40 Kilo (je nach Ausgangsgewicht). Dabei gibt es natürlich auch immer Ausnahmen. Manche Thruhiker verlieren kaum Gewicht, andere legen sogar (durch Muskelaufbau) zu. Frauen verlieren in der Regel weniger Gewicht als Männer.

Abnehmen mit Spaß

Für mich persönlich, die sowieso die Füße nicht stillhalten kann und den Thruhike des AZT lange geplant hatte, war das die perfekte Diät jenseits der Waage. Statt jeden Tag Kalorien zu zählen und die Waage zu beschimpfen, aß ich, wonach auch immer mir war. Dabei limitierte nur das Essensangebot in meinem Futterbeutel meinen Appetit und Hunger. Da ich ein paar Kilos loswerden wollte, schaute ich aber gerade zum Ende des Trails dann doch immer mal, nicht gleich einen ganzen Carrot Cake auf einmal zu verschlingen.

Dadurch, dass ich die gesamten 1.350 km im selben Outfit unterwegs war, merkte ich den Gewichtsverlust hauptsächlich anhand meiner Kleidung. Das Wanderhemd wurde immer weiter. Etwa alle 7 Tage hatte ich in einem Motel mal die Chance, in einen Spiegel zu schauen. So war die Veränderung für mich noch offensichtlicher. Landschaft genießen, essen und mit dem Idealgewicht nach Hause kommen. Genial! Und viel gesünder fühlte ich mich auch.

Fast am Ende und um einiges leichter

Den YoYo-Effekt vermeiden

Schon vor dem Ende des Trails fragte ich mich, wie mein Körper wohl damit umgehen würde, wenn er auf einmal nicht mehr jeden Tag 30 bis 50 Kilometer schrubben muss. Die erste Zeit verbrachte ich in den USA noch recht aktiv und musste nicht allzu sehr auf meine Ernährung achten, um das Gewicht zu halten.

Hier daheim in Deutschland sieht die Sache schon anders aus. Ich bin an meinen Arbeitsplatz zurückgekehrt, verbringe die meiste Zeit des Tages sitzend am Computer und freue mich schon darüber, wenigstens mein Schrittziel von 10.000 Schritten täglich zu erreichen. Eine Tüte Donuts pro Tag verputzen? Gar nicht denkbar.

Also versuche ich, mich in Selbstdisziplin zu üben, vielleicht sogar diese 16:8-Fasten-Methode auszuprobieren, die anscheinend heutzutage jeder zweite macht. Ganz schwer fällt es mir aktuell, mich zum Sport aufzuraffen. Ich war seit meiner Rückkehr gerade einmal laufen und einmal skaten. Ab und zu gehe ich mit meinem Packraft aufs Wasser und eigentlich liegt zu Hause noch das Pump-Set fürs Heimtraining rum, was zusehends einstaubt.

Bislang funktioniert der Gewichtserhalt noch ganz gut. Jedoch merke ich: Spaß macht der Verzicht nicht. Da freue ich mich doch schon wieder auf meinen nächsten Thruhike auf dem Pacific Crest Trail in ein paar Jahren. Bis dahin sammele ich sicher wieder das eine oder andere weihnachtliche Polster ein.[:]

[:en]Arizona Trail – Part 4: Cozy campfire[:de]Arizona Trail – Part 4: Anderthalb Tage Lagerfeuer[:]

[:en]Start from the beginning: Part 1


5:30 a.m. The tent is soaking wet, inside and outside. Well, that’s included if you decide to camp next to a river. The view and the chance of some hygiene in the clear water are worth it. Even today, the temperatures will rise up to 90 degrees. So we start early again.

The Arizona Trail passes through two national parks: Saguaro National Park and the breathtaking Grand Canyon. For both you need a permit if you want to stay overnight. Of course, there is not just one website or procedure to get permits for the parks. So I had to apply for Saguaro National Park by fax two months before my planned stay and personally pick up the hand-filled scraps of paper in the office for the Rincon Wilderness. The office was not even close to the Arizona Trail, so I was glad to have been traveling by car before.

Leaving Rincon Creek I walk through the foothills of Saguaro National Park and feel like I’m in a huge cactus garden. Wherever I look, I see gigantic Saguaro cacti. In many of them I discover fist-sized holes where the native woodpeckers live. The trail is getting steeper steadily. Over 15 miles I will climb about 4,500 vertical feet today to Mica Mountain. The sun is already burning at 10 a.m. and there is no shade, unless you hide directly behind one of the enormous cacti. A few streams that cross the path are a perfect refreshment. Cold and delicious!

I quit my selfmade rule to take the first break after 6 miles, because the climb takes much longer than expected. Heat and altitude take their toll. I am so pleased with the small forest that surrounds the first of two campsites in the national park. The sweaty hiking shirt and shorts are hung in the sun to dry and I am just relaxing on the ground. There are still several vertical feet waiting for me and it won’t be any cooler for some hours.

The trail is getting steeper and I am moving at a snail’s pace. The Saguaro have vanished, now I am walking along small, crippled juniper trees until they also disappear and make room for large conifers. It gets cooler in the late afternoon. Manning Camp, where I want to set up camp cannot be far away. I discover a tent in the woods and say hello. No answer from the inside, although someone is obviously moving in it. About 15 minutes later, I see the first campfire spots and wooden benches from Manning Camp. Only two sites are occupied so far, so I have almost free choice. It should be a nice spot, since I have a permit for two nights and plan a zero day tomorrow.

At about 7 p.m., the fire is lit between and my tent is set up between four tall conifers. Firewood and pine cones are abundant here. Besides washing clothes, cooking, relaxing, watching the squirrels and keeping the fire burning, I am doing nothing for one and a half days.

 

Mileage record and the mobile trail angel

Being lazy for a day has its price. In order for my hiking partner to reach his return flight from Tucson in time, we will have to hike 23 miles. Being optimistic, since most of the day should be downhill, I crawl out of the tent in the morning and put on not one, not two, but three layers of clothes. It is cold, only 30 degrees. That’s exactly how I start hiking today. After 15 minutes, I get rid of the first layer, after 30 minutes another one. As soon as you get moving, you will feel quite warm.

Reality catches me pretty soon. It seemed nice to just go downhill, but the trail is so steep and full of scree that I have to descend very slowly and with extreme caution. It takes almost two and a half hours for covering 6 steep miles, almost as long as uphill. At the foot of Mica Mountain, the trail tends to get flat. At a trailhead a van is parked, the side door half open. Someone is starting to move in a sleeping bag as we pass by. We try to be as quiet as possible and have already reached the other side of the road as a young guy calls us:

“Are you hiking the Arizona Trail?”

“Yes, we are.”

We go back to the van and the sleepy guy comes towards us. He has cold beer and coke in the car. We already took both from the trail magic, which he had put behind a shady rock and reject thankfully. Somehow he seems familiar to me, so I ask him what his name might be. “Neemor”.

Neemor … Neemor … where do I know Neemor from? Then it occurs to me! This year, a documentary about the Arizona Trail is being filmed. I heard about that from Darwin on the trail and Neemor was the camera guy. Why he quit the trail, I ask him. He had to quit due to knee issues. Now he travels along the Arizona Trail with his van doing trail magic. Darwin is already in Pine.

This is hard, I think and hope that something like that won’t happen to me. We say goodbye after a short chat, because there is still a long way to go today. We conquer the hills that characterize the landscape in this section. Many thistles grow here, most of them are bigger than me! At a water reservoir with questionable water quality a small stream flows along. Slim, but big enough to be home to a loudly croaking frog. There are some wild horses in the distance. I am very clumsy trying to jump over another stream. What the hell, my feet will be dry later on again.

Due to all the hot weather and sweat, I rubbed the inside of my thighs sore. Sweat, sunscreen and friction have formed red, burning stains on both sides. The sun is already starting to disappear behind the mountains, as we are going uphill again. The last climb before reaching the Molino Basin Campground, which is located directly on a highway.

My doubt that due to the infrastructural situation (you can get there by car) already all sites are taken, is confirmed, as we try to find a free camp spot in the dark with our headlamps. The trail provides! A few campers have taken two spots, but need only one this night. After about 23 miles of hiking, I am more than happy about this. Thanks, Arizona Trail. I can always rely on you.

 – Continue to Part 5 –

[:de]Von Anfang an lesen: Part 1


5:30 Uhr. Das Zelt ist klatschnass, innen wie außen. Das gibt es halt gratis dazu, wenn man beschließt, direkt neben einem Fluss zu zelten. Die Aussicht und die Chance auf eine weitere Körperwäsche im klaren Wasser sind es das alle mal wert. Auch heute versprechen die Temperaturen mal wieder an der 30-Grad-Grenze entlang zu schrammen. Frühes Aufbrechen ist also angesagt.

Es geht in den ersten von zwei Nationalparks, durch die der Arizona Trail führt: Saguaro Nationalpark und der atemberaubende Grand Canyon. Für beide braucht man ein Permit, eine Aufenthaltsgenehmigung, wenn man dort die Nacht verbringen will. Natürlich gibt es kein einheitliches Vorgehen für die Nationalparks, was das betrifft. So musste ich zwei Monate vor meinem geplanten Aufenthalt per Fax das Permit beantragen und den handausgefüllten Papierschnipsel persönlich im Büro für die Rincon Wilderness abholen. Das lag selbstverständlich auch nicht gleich beim Arizona Trail, so dass ich froh war, vorher mit einem Auto unterwegs gewesen zu sein.

Vom Rincon Creek wandere ich nun durch die Ausläufer des Saguaro Nationalpark und fühle mich wie in einem Kakteengarten. Wo ich hinsehe riesige Saguaro-Kakteen. In vielen von ihnen entdecke ich faustgroße Löcher, in denen die heimischen Spechte hausen. Der Trail steigt nun stetig an. Über rund 23 km werde ich heute etwa 1.500 Höhenmeter auf den Mica Mountain hochklettern. Die Sonne brennt schon um 10 Uhr und Schatten gibt es nicht, es sei denn, man stellt sich direkt hinter einen der hüttenhohen Kakteen. Erfrischung bringen einige wenige Bäche, die den Weg kreuzen und Schmelzwasser führen. Kalt und köstlich!

Meine Regel, die erste Pause nach 10 km zu machen, werfe ich diesmal über Bord, denn der Aufstieg dauert weit länger als vermutet. Hitze und Höhenmeter fordern ihren Tribut. Umso mehr freue ich mich über den kleinen Wald, der den ersten der zwei Zeltplätze im Nationalpark umgibt. Das schweißnasse Wanderhemd und -shorts werden ausgezogen und in die Sonne zum Trocknen gehängt, die Zeltunterlage auf den Boden gelegt und die Beine hoch. Es warten noch etliche Höhenmeter auf mich und kühler wird es ja auch nicht.

Der Weg wird immer steiler und es geht nur noch im Schneckentempo voran. Die Kakteen sind schon lange kleinen, krüppeligen Wacholderbäumen gewichen und diese verschwinden ebenfalls zusehends und machen Platz für große Nadelbäume. Zum späten Nachmittag wird es endlich kühler. Manning Camp, das Tagesziel, kann nicht mehr weit sein. Ich erspähe ein Zelt im Wald und grüße fröhlich. Keine Antwort aus dem Zelt, obwohl offensichtlich jemand darin herumwurschtelt. Dann eben nicht. Etwa 15 Minuten später erblicke ich die ersten Feuerstellen und Holzbänke vom Manning Camp. Nur zwei Plätze sind bislang belegt, ich habe also fast freie Auswahl. Es darf auch durchaus ein schönes Plätzchen sein, denn ich habe ein Permit für zwei Nächte und plane einen Zero Day morgen.

Zwischen vier hohen Nadelbäumen steht gegen 19 Uhr mein kleines Zelt und das Feuer wird angezündet. Feuerholz und Tannenzapfen gibt es hier massenweise, so dass das Feuer auch am nächsten Tag fast von morgens bis abends durchbrennt. Außer Wäsche waschen, kochen, relaxen und den Eichhörnchen zusehen passiert also absolut nichts. Und das ist auch mal schön so.

 

Kilometerrekord und ein magischer Abbrecher

Einen Tag faul sein hat seinen Preis. Damit mein Wander-Partner seinen Rückflug von Tucson rechtzeitig erreicht, müssen heute rund 37 km geschrubbt werden. Völlig optimistisch, denn es geht ja viel bergab, krabbel ich am Morgen aus dem Zelt und ziehe mir nicht eine, nicht zwei, sondern drei Lagen an Klamotten an. Es ist bitterkalt, nur -1 Grad. Genau so stapfe ich auch erstmal los. Nach 15 Minuten fällt die erste Schicht, nach 30 Minuten eine weitere. Sobald man wieder in Bewegung kommt, wird einem schon von ganz alleine warm.

Der Optimismus weicht recht schnell der Realität. Zwar geht es stetig bergab, der Trail ist aber so steil und mit Geröll übersät, dass ich nur mit Tippelschritten und äußerster Vorsicht absteige. Für die 10 km abwärts brauche ich fast zweieinhalb Stunden, fast genauso lange wie bergauf. Am Fuß von Mica Mountain angekommen wird es aber tendenziell flach. An einem Trailhead steht ein Van, die Tür halb offen. Jemand regt sich im Schlafsack, als wir vorbei gehen. Leise versuchen wir uns davon zu stehlen und sind schon auf der anderen Straßenseite, da ruft uns ein junger Kerl hinterher

„Are you hiking the Arizona Trail?“

„Yes, we are.“

Wir gehen wieder zurück Richtung Van und der verschlafene Kerl kommt uns entgegen. Er hätte kühles Bier und Cola im Wagen. Beides hatten wir uns aber schon von der Trail Magic genommen, die er tollerweise hinter einem Felsen im Schatten bereitgelegt hatte und lehnen daher dankend ab. Irgendwie kommt er mir bekannt vor, daher frage ich ihn nach seinem Namen. „Neemor“.

Neemor… Neemor… woher kenne ich Neemor? Dann fällt es mir ein! In diesem Jahr wird eine Dokumentation über den Arizona Trail gedreht. Davon hatte ich bei Darwin on the trail gehört und Neemor war der Kameramann. Warum er nicht mehr auf dem Trail ist, frage ich ihn. Er musste wegen Knieproblemen abbrechen und fährt nun mit seinem Van am Arizona Trail entlang und verteilt Trail Magic. Darwin sei schon in Pine. Die Dokumentation würde aber trotzdem weiter geführt werden.

Das ist bitter, denke ich und hoffe, dass mir nicht etwas ähnliches passiert. Wir verabschieden uns nach einem kurzen Schwätzchen, denn es liegt noch ganz viel Wegstrecke vor uns. Relativ geschmeidig überwinden wir die Hügel, die die Landschaft auf diesem Abschnitt prägen. Viele Disteln wachsen hier, die meisten sind größer als ich! An einem Wasserspeicher mit fragwürdiger Qualität fließt ein schmaler Bach entlang. Schmal, aber groß genug, einen laut quakenden Frosch zu beheimaten. Ein paar Wildpferde stehen in einiger Entfernung und amüsieren sich wahrscheinlich königlich, als ich bei meinem Versuch, über einen weiteren Bach zu springen, mitten hinein platsche. Was solls, die Füße werden schon trocken werden.

Inzwischen habe ich mir allerdings die Innenseite meiner Oberschenkel wund gerieben. Schweiß, Sonnenmilch und Reibung haben zu roten, brennenden Flecken auf beiden Seiten beigetragen. Die Shorts weiter hoch zu krempeln, bringt zumindest ein wenig Linderung. Die Sonne schickt sich bereits an, hinter den Bergen zu verschwinden, als es auch für uns noch einmal bergauf geht. Der letzte Anstieg vor dem Molino Basin Campground, der direkt an einem Highway liegt.

Meine Befürchtung, dass wegen der infrastrukturellen Lage bereits alle Plätze belegt sind, bestätigt sich. Als wir im Stockdunkeln mit den Stirnlampen versuchen, einen freien Campspot zu finden, sind wir erfolglos. Aber wie schon so häufig trifft auch diesmal der Spruch „the trail provides“ zu. Ein paar Camper haben zwei Spots besetzt, brauchen an diesem aber nur einen und bieten uns den zweiten großzügig an. Nach rund 37 km Rekordstrecke bin ich darüber mehr als glücklich. Danke, Arizona Trail. Auf dich ist immer Verlass.

 – Weiter zu Part 5 –

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[:de]Ein Jahr Packrafting – lohnt sich die Anschaffung?[:]

[:de]Mal eben zum Feierabend mit dem eigenen Boot aufs Wasser? Das klang im endlosen Sommer 2018 einfach zu gut. Lange recherchierte ich nach dem perfekten Paddelboot für meine Bedürfnisse. Unkompliziert und leicht sollte es sein. Die meisten Kanus waren mir mit rund 11 Kilo für einen Einsitzer oder 17 Kilo für einen Zweisitzer einfach zu schwer, leichtere Alternativen oft langwierig und kompliziert aufzubauen. Ich wusste genau: wenn es zu aufwändig ist, werde ich das Boot selten bis nie nutzen.

Dann fand ich beim Stöbern im heimischen Globetrotter eine Bootsart, die genau das versprach, was ich wollte: ein Packraft. In der Dresdner Filiale drehte ich damit einige Runden im store-eigenen Pool, befand das Modell aber als zu abgespeckt.

Nach weiterer Internet-Recherche fand ich den Packrafting-Store, der Packrafts auch mal für ein Wochenende verleiht. Per Postpaket erhielt ich pünktlich zum Donnerstag Abend das MRS Microraft in Größe L. Meine Route hatte ich schon ausbaldowert: Samstag morgen wollte ich mit dem Bus zum Wannsee fahren und über zwei Tage wieder nach Hause paddeln. Die Nacht würde ich im Wald verbringen. Es mussten also neben dem Boot eine Hängematte, Isomatte, Schlafsack, Kocher und ein wenig Essen transportiert werden. Durch die geringe Größe des Packrafts im unaufgeblasenen Zustand ließ es sich ohne Probleme einfach am Boden des Rucksack festmachen, in dem das restliche Equipment Platz fand.

Innerhalb von 5 Minuten war das Packraft mithilfe des mitgelieferten Pumpsacks aufgeblasen. Mit ein paar Zurrgurten befestigte ich meinen Rucksack vorne auf dem Boot – und los konnte es gehen. Super easy. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

Tatsächlich war ich mit dem Boot schneller unterwegs als ich gedacht hätte, obwohl ich völlig relaxed die Paddel durchs Wasser zog. Nach rund 15 km war ich am Tagesziel angelangt und im Schnitt 4 km die Stunde gepaddelt. Da am nächsten Tag eigentlich nur noch 10 km Heimpaddeln geplant waren, aber ich noch den ganzen Tag Zeit hatte, machte ich mich auf eine größere Runde. Die Seenkette rund um Potsdam lud einfach dazu ein. Die Kayak-Fahrer zogen an mir vorbei, denn die schmalen Boote sind ja doch deutlich schnittiger geformt. Mir egal, ich hatte es ja nicht eilig. Erst, als ich auf den großen Wannsee auf meine letzten Kilometer einbog und mir Wind und Wellen entgegen schlugen, hatte ich das Gefühl, kaum vom Fleck zu kommen. Unablässiges Paddeln war nötig, um irgendwann am Ufer anzukommen. Ja, bei Gegenwind hat man im Packraft zu kämpfen!

Nichtsdestotrotz war mir am Ende der Tour klar: ich hab mich verliebt! Ich ließ die Luft aus dem Boot, rollte es zusammen, verstaute es am Rucksack und machte mich wandernd wieder auf zum Bus. Montag mittag, nachdem ich mein Leihboot schweren Herzens wieder zurück schicken musste, bestellte ich gleich mein eigenes Microraft.

Ein Paddel-Sommer

Mein kleines, blaues Boot kam nur zwei Tage später wohlbehalten bei mir an und mir wurde sogar die Wochenend-Leihgebühr auf den Kaufpreis angerechnet. Weil das Packraft an sich schon recht preisintensiv war, hatte ich im Shop nachgefragt, ob es erstmal mit den günstigen Paddeln getan ist, die ich auch bei der Testtour dabei hatte. Gewichtsmäßig unterschieden sich die Paddel im dreistelligen Euro-Bereich nicht wirklich vom 60 €-Basic-Set, für das ich mich am Ende auch entschied. Das Basic bekommt über die Zeit etwas mehr Spiel in den Verbindungen (Aluminium weitet sich ggb. Fiberglass etwas aus), das schränkt die Funktion nicht ein, ist aber ein Qualitätsmerkmal, wurde mir gesagt.

Die erste größere Tour führte über 2 1/2 Tage über die Müggelspree von Fürstenwalde nach Berlin-Erkner. Mit dem Zug fuhren wir an einem Freitag nachmittag nach Fürstenwalde, wanderten vom Bahnhof zur Spree, wo wir die Boote zu Wasser ließen. Die leichte Strömung der idyllischen Müggelspree machte das Vorankommen schneller und einfacher, die Wendigkeit des Packrafts half vor allem in den engeren Kurven. Campingausrüstung und Verpflegung ließ sich ohne Probleme an Bord unterbringen. 

Eine weitere Tagestour führte über die Erft mit einigen kleinen Wehranlagen. Hier machte sich das geringe Gewicht des Packrafts von gerade mal 2,5 kg bemerkbar, denn es musste stets ausgebootet, umgetragen und wieder eingesetzt werden. Bei einem Kayak gar nicht denkbar, dies allein zu tun. Hier dagegen schnallte ich den Rucksack auf den Rücken und klemmte mir mein Boot einfach unter den Arm. 

Bei dem großartigen Sommerwetter folgten weitere Tagestouren und ab und zu einfach ein kleiner “Auspaddler” zum Abend auf dem heimischen Teltowkanal. Auf dem Partwitzer See fühlte es sich durch das türkisfarbene Wasser an wie in der Karibik. Der Sommer mit dem Boot, ein voller Erfolg. Aber das Packraft sollte nicht nur die berlin-brandenburgischen Seenlandschaften zu sehen bekommen.

 

Auf großer Tour – auf dem Green River und dem mächtigen Colorado

Schon mit Betätigung des Bestellbuttons fantasierte ich davon, mit meinem Packraft in den USA paddeln zu gehen. Einmal auf dem legendären Colorado River paddeln, das ist ein Abenteuer, von dem viele träumen. Und dann noch mit dem eigenen Boot. Viele Abende hing ich über der Canyonlands-Karte im Bundesstaat Utah und plante die große Tour durch die schroffe Wüstenlandschaft. Nach dem erfolgreichen Finish des Arizona Trail fand ich mich gut zwei Wochen später im Island in the Sky-District vom Canyonlands Nationalpark wieder. Auf meinem Rücken ein Rucksack voller Equipment, Proviant für sieben Tage, Wasser und mein Boot obendrauf. 

Mit einem Boot bei rund 35 Grad Hitze durch die Wüste zu wandern, wo anfangs weit und breit kein Wasser zu vermuten ist, kommt einem schon ziemlich bizarr vor. Nach anderthalb Tagen des Wanderns aber wurde mein Packraft endlich entrollt und für die lange Reise aufs Wasser gelassen.

Vier Tage schipperte mich mein Packraft tapfer durch die unsäglich heißen Canyons. Oftmals konnte ich einfach nur die Beine ausstrecken und mich treiben lassen. Der Green River ließ das Boot sanft um die Kurven gleiten und nicht selten machte ich den einen oder anderen Abstecher in einen der zahlreichen Seiten-Canyons. Mit dem kompakten Boot kein Problem. Und auch die von mir gefürchteten Stromschnellen auf dem mächtigen Colorado-River meisterte ich dank der guten Steuerbarkeit ohne Probleme. 

Fazit

Bis heute gibt es keinen Tag, an dem ich die Anschaffung des Packrafts bereue. Für mich persönlich ist es genau das richtige Boot. Natürlich muss man sich über folgende Dinge klar sein:

  • man ist durch die Form langsamer als mit einem schmalen Kayak, macht dadurch täglich weniger Strecke
  • ein Packraft ist windanfälliger als ein Kayak
  • der Geradeauslauf ist nicht vergleichbar mit einem Kayak

Dafür erhält man 

  • viel Mobilität durch das geringe Gewicht und Packmaß, einige Wanderkilometer mit Boot sind kein Problem
  • extrem schnelle Einsatzfähigkeit, da es nur aufgeblasen werden muss
  • sehr gute Wendigkeit, die auf kleinen Flüssen und bei Strömung äußerst hilfreich ist
  • absolute Bequemlichkeit, da man sich in das Boot reinlegen und trotzdem noch paddeln kann

Wer also mit den erstgenannten Nachteilen leben kann und mehr Wert auf die letztgenannten Vorteile legt, der ist bei einem Packraft goldrichtig. 

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[:en]Arizona Trail: Part 3 – Something magic[:de]Arizona Trail: Part 3 – Ein bisschen Magie [:]

[:en]The next days promise to be hot again. 25 degrees doesn’t sound like much at first. Paired with no shade and a scorching sun, you don’t want to imagine how it is with 30 degrees and more. I am very grateful for the current reports on the water sources that are on the way. An old cow watering place seems to me to be a pure luxury, because smaller streams, which were reported as flowing source a few days ago, are now only a trickle or even no longer there. On sections 5 and 6 in southern Arizona you can really rely on no source. But I hope to be able to do so, because I don’t want to carry 8 litres of water just in case. At least once it will be really narrow. My water is all and the last potential water caches on the trail crossing roads were empty. Another hinterland road crosses the Arizona Trail. And luckily there are two gallons with the inscription “AZT hiker – public”. I can’t thank the anonymous Trail Angels enough.

The journey continues in scorching heat. During a photo stop a red ant thinks it has to bite my foot. My foot swells up quite a bit over the next few kilometers and the poison of the Arizona ant torments me permanently. Only after about 20 km I hardly notice the pain anymore, because my ankles hurt much more. I have to think of something. It can’t go on like this for the next 1,140 km. Yes, that’s right. I’ve done 100 miles, that’s 100 miles.

But the last mile to the day’s destination doesn’t want to go by. Every few seconds I look at the clock and despair that only about 100 meters have passed again. The path winds through a cactus garden and feels as if I am walking in circles. I don’t care that the only water source “Twin Tanks” far and wide consists only of a mud hole with lots of cow shit in and around it. What are water filters for? In any case, I can’t take another step. The tent is pitched with a limp, dinner is devoured and then my feet finally have a break again. 

First Trail Magic

The next stage promises relief on the water front. To know that running water is guaranteed is like chocolate milk in paradise! That drives you forward. For the first time I use my trekking umbrella to protect myself from the sun. At Highway 83 I find my very first Trail Magic in a supply box: besides gallons of water there is a plastic box full of chip bags, bars, cookies. Time for a break and an entry in the Trail register for chips and water.

It is a good day, because some time later I arrive at the promised running water, the Las Cienegas Creek. Crystal clear it flows there under a few high railway bridges. A good opportunity for a long overdue full body wash. And because it’s already quite late, dinner is cooked on the spot. The Hamburg hikers suddenly show up and do the same to us. A full bath and cooking dinner. Actually they wanted to camp here, but that is prohibited around the Creek. But they don’t want to go much further.

After dinner we saddle up the chickens again and look for a suitable place to camp, which we find a few minutes later on a hill overlooking the railway tracks. Watching trains is funny. If I had known that the trains rush through the night every half hour, I would have looked for something else. And I’m not even woken by the rattling trains. The tent stands in the direction of the signal system and shines right into my face. I wake up as soon as the light turns green and I know: in 5 minutes another train is coming. No more camping at railway tracks. Learned something again.

Packages and Pizza

Completely tired I start the next morning. The hamburgers are no different. But we are all driven by a thought. The thought of pizza and beer in the Colossal Cave, a tourist point where cave tours are offered. The souvenir shop there accepts packages from and for hikers. I had brought my resupply package personally, the hamburgers had had some things sent there. Without a break we hike through the morning and mighty Saguaro cactus fields, which amaze us time and again.

10 o’clock we arrive at Colossal Cave. Luckily the pizza oven is being started. I pick up my package and start packing. The two hamburgers are really unlucky. Two of their packages never arrived. Without filter and food they don’t want to walk further and stop their hike, which should have gone to Oracle, at this point. A whole four hours pass in Colossal Cave, but at some point they have to go on. The daily destination at Rincon Creek is still 10 km away. Sicked by the beer I look for the way back to the AZT, meet a Canadian who also wants to go to Utah and we walk together until the end of the day.

The creek has swollen to a deep, fast flowing river. Because it is so beautiful on the beach-like shore, we decide to take a wet tent due to the threatening condensation and set up camp here. Sitting at the campfire we don’t even notice that Hiker Midnight is long gone before we crawl into our sleeping bags around 11 pm.

 

 – On to part 4 –

[:de]Die nächsten Tage versprechen wieder heiß zu werden. 25 Grad hören sich erstmal nicht wirklich viel an. Gepaart mit keinerlei Schatten und sengender Sonne möchte man sich aber auch nicht vorstellen, wie es denn bei 30 Grad und mehr ist. Sehr dankbar bin ich für die aktuellen Reports zu den Wasserquellen, die auf dem Weg liegen. Eine algige Kuhtränke erscheint mir schon als purer Luxus, denn kleinere Bäche, die vor ein paar Tagen noch als fließende Quelle gemeldet wurden, sind inzwischen nur noch ein Rinnsal oder gar nicht mehr vorhanden. Wirklich verlassen kann man sich auf den Abschnitten 5 und 6 in Süd-Arizona auf keine Quelle. Aber die Hoffnung wandert mit, denn 8 Liter Wasser für alle Fälle mitzuschleppen, habe ich keine Lust. Zumindest einmal wird es echt eng. Mein Wasser ist alle und die letzten potentiellen Wasser-Caches auf den Trail kreuzenden Straßen waren leer. Eine weitere Hinterlandstraße kreuzt den Arizona Trail. Und dort stehen zum Glück zwei Gallonen mit der Aufschrift „AZT hiker – public“. Ich kann den anonymen Trail Angels gar nicht genug danken.

Weiter geht es bei sengender Hitze. Bei einem Fotostopp meint eine rote Ameise, mich in den Fuß beißen zu müssen. Mein Fuß schwillt auf den nächsten Kilometern ordentlich an und das Gift der Arizona-Ameise quält mich nachhaltig. Erst nachdem rund 20 km geschafft sind, merke ich den Schmerz kaum noch, denn meine Knöchel tun mal wieder viel mehr weh. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Das kann nicht die nächsten 1.140 km so weiter gehen. Ja, genau. 100 Meilen und damit 160 km sind schon geschafft.

Der letzte Kilometer zum Tagesziel aber will nicht vergehen. Alle paar Sekunden schaue ich auf die Uhr und verzweifle daran, dass wieder nur etwa 100 Meter vergangen sind. Der Weg schlängelt sich durch einen Kakteengarten und fühlt sich an, als würde ich im Kreis laufen. Dass die einzige Wasserquelle „Twin Tanks“ weit und breit nur aus einem Matschloch mit äußerst viel Kuhkacke drin und drumherum besteht, ist mir völlig wurscht. Wozu gibt es Wasserfilter? Ich kann jedenfalls keinen einzigen Schritt mehr tun. Humpelnd wird das Zelt aufgebaut, das Abendessen verschlungen und dann haben die Füße endlich wieder Pause.

Erste Trail Magic

Die nächste Etappe verspricht Erleichterung an der Wasserfront. Garantiert fließendes Wasser voraus zu wissen, ist wie Schokomilch im Schlaraffenland! Das treibt voran. Zum ersten Mal nutze ich meinen Trekkingschirm, um mich vor der Sonne zu schützen. Am Highway 83 finde ich in einer Supplybox meine allererste Trail Magic: neben reichlich Gallonen an Wasser gibt es eine Plastikkiste randvoll mit Chipstüten, Riegeln, Keksen. Zeit für eine Pause und einen Eintrag im Trail register zu Chips und Wasser.

Es ist ein guter Tag, denn einige Zeit später komme ich am versprochenen Fließwasser an, dem Las Cienegas Creek. Glasklar fließt er da unter ein paar hohen Bahnbrücken entlang. Eine gute Gelegenheit für eine längst überfällige Ganzkörperwäsche. Und weil es schon recht spät ist, wird auch gleich noch das Abendessen vor Ort gekocht. Die Hamburger Wanderer tauchen auf einmal auf und tun es uns gleich. Ein Vollbad und Abendessen kochen. Eigentlich wollten sie hier zelten, aber das ist rund um den Creek verboten. Viel weiter wollen sie aber auch nicht mehr gehen. Nach dem Essen werden also wieder die Hühner gesattelt und ein geeigneter Zeltplatz gesucht.

Den finden wir wenige Minuten später auf einer Anhöhe mit Blick auf die Bahnschienen. Züge beobachten ist doch lustig. Hätte ich gewusst, dass die Züge die ganze Nacht alle halbe Stunde durchrauschen, hätte ich mir wohl doch was anderes gesucht. Dabei werde ich noch nicht mal durch die ratternden Züge geweckt. Das Zelt steht in Richtung der Signalanlage und die leuchtet mir genau ins Gesicht. Ich werde wach, sobald das Licht grün leuchtet und weiß: in 5 Minuten kommt wieder ein Zug. Nie wieder zelten an Bahnschienen. Wieder was gelernt.

Päckchen und Pizza

Völlig unausgeschlafen starte ich in den nächsten Morgen. Den Hamburgern geht es nicht anders. Aber uns alle treibt ein Gedanke voran. Der Gedanke an Pizza und Bier in der Colossal Cave, einem Touristenpunkt, an dem Höhlenführungen angeboten werden. Der dortige Souvenirshop nimmt Pakete von und für Wanderer an. Ich hatte mein Resupply-Paket persönlich vorbei gebracht, die Hamburger hatten sich einiges dorthin schicken lassen. Ohne Pause wandern wir schnellen Schrittes durch den Vormittag und mächtige Saguaro-Kakteen-Felder, die uns ein ums andere Mal zum Staunen bringen.

Gegen 10 Uhr kommen wir bei Colossal Cave an. Zum Glück wird gerade der Pizzaofen angeschmissen. Ich hole mein Paket ab und fange an, einzupacken. Die beiden Hamburger haben richtig Pech. Zwei ihrer Pakete sind nicht angekommen. Ohne Filter und Verpflegung wollen sie nicht weiter laufen und brechen ihre Wanderung, die eigentlich bis Oracle gehen sollte, an diesem Punkt ab. Ganze vier Stunden vergehen in der Colossal Cave, aber irgendwann muss es ja weitergehen. Das Tagesziel am Rincon Creek liegt noch 10 km entfernt. Angeschickert durch das Bier suche ich den Weg zurück zum AZT, treffe eine Kanadierin, die ebenfalls bis Utah gehen will und wir gehen bis zum Ende des Tages zusammen.

Der Creek ist zu einem tiefen, rasch fließenden Fluss angeschwollen. Weil es am strandartigen Ufer so schön ist, beschließen wir, ein nasses Zelt am Morgen durch die drohende Kondensation zu riskieren und schlagen unser Lager hier auf. Am Lagerfeuer sitzend merken wir gar nicht, dass Hiker Midnight lange vorbei ist, bevor wir gegen 23 Uhr in die Schlafsäcke kriechen.

 

 – Weiter zu Part 4 –

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[:de]Endlich wieder Neuigkeiten![:]

[:de]Über drei Monate kein neuer Post! Das gab’s ja hier noch nie. Stimmt. Aber nicht, weil der Blog hier auf einmal einschläft. Ganz im Gegenteil. Jetzt geht es erst richtig los. Jetzt, da die technischen Schwierigkeiten keine mehr sind.

Vier Monate war ich nun im amerikanischen Backcountry unterwegs. Zwei davon auf dem Arizona Trail. Meine Bemühungen, regelmäßig Blogbeiträge hier zu veröffentlichen, scheiterte immer wieder an der meist nur rudimentär vorhandenen Bandbreite des WLANs in Motel, die ich auch nur alle paar Tage mal zu Gesicht bekam. Mobiles Internet hatte ich nicht und die WLAN-Verbindungen waren so schwach, dass meine App sich schlichtweg weigerte, Blogbeiträge hochzuladen. Um einigermaßen die Qualität meiner Beiträge aufrecht zu erhalten, entschloss ich mich daher Anfang April, vorerst auf die Veröffentlichung zu verzichten und hauptsächlich Facebook und Instagram zu nutzen, um euch einigermaßen auf dem Laufenden zu halten. Da funktionierte zumindest besser als über den Blog.

Nun, da ich wieder in der Zivilisation angekommen bin, wird es nach und nach die Aufbereitung meines Arizona Trail-Abenteuers geben, auf welches ich so lange hin gearbeitet hatte. Blut und Schweiß sind geflossen. Ob und wie ich an der Grenze Utahs angekommen bin? Das lest ihr in den nächsten Wochen. Vorab gibt es schon einmal Part 1 bis 3, der Rest wird nach und nach veröffentlicht. Zudem gibt es jede Menge Videomaterial. Ihr dürft euch also auch auf einige Episoden auf YouTube freuen.

Nun aber an die Arbeit. Ich zumindest. 🙂

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[:en]Arizona Trail: Part 5 – April Fool’s Day[:de]Arizona Trail: Part 5 – Die Geschichte vom 1. April[:]

[:en]Two weeks on the Arizona Trail passed with a lot of fun, effort and bombastic impressions, but still harmless. That should change all of a sudden.

My first steps as a solo hiker. I had planned to take the shuttle back to the point where I left the Arizona Trail at Sabino Canyon to stay a night in Tucson. It’s 12:30 p.m. The rides for 1:00 and 1:30 p.m. are already sold out. A later ride is not an option for me. I’m not waiting for an hour and a half for a shuttle. So I’m grudgingly on the way to cover the 4 miles on the hot, sunny road. Here and there the river has flooded the road and without taking off my shoes, I run through these floods. A mile later, it’s time for taking another picture. I long for my mobile. It is not where it should be. I am wondering. Did I pack it somewhere else? No. It should be in my hip belt pocket. Evil premonitions rise in me. If it is not there, where did I lose it? The only logical explanation: it must have fallen out of my pocket when I ran across the road.

Like a mad(wo)man, I run back in the heat, asking everybody who walk in my direction, if they have found a cell phone. No. I run faster, because in the meantime the fully booked 1 p.m. shuttle bus is heading into the canyon and over the narrow bridge … crushing mobile phone. My desparation rises when I arrive at the bridge. No cell phone there to be found. People already take pity on me because I tell everyone that I cannot continue my hike without the phone. I wouldn’t have any information on water sources the Arizona Trail itself. I look down the waterfall, where the water pours down from the road. Could the flow have washed the phone down there? I stand on the bridge, crying, looking into the pool, which the river has washed into the rock.

 

 

I already picture myself returning to Tucson, buying a new phone. But I still have little hope. So I take off my backpack and climb down the waterfall. I search in the water with both hands, because through the current I cannot see what is underneath the surface. I’m soaking wet, shirt, shorts, shoes and the people from above look what the poor crazy girl is doing there. No cell phone. I run back and forth, closer to the next pool. In about 1 ½ feet depth, there is my phone! I take it out of the water hastily like Gollum takes the ring … and it’s still tracking. Dripping wet like a rat, I climb out of the waterfall and get the cell phone out of its case since some water got in. I still hope it has not been damaged. The phone safely stowed in the bag, I’m on my way again. This time, I don’t run.

I return to the Santa Catalina Mountains where I left the Arizona Trail. Suddenly I see myself falling down, stumbling over a rock. Ouch. My big toe does not feel good. Frustrated and annoyed by the situation and my own clumsiness, I decide that I will camp in a spot that I originally planned to. I had considered moving on since I started hiking earlier than expected, but all the stuff about the soldout shuttle, my wet mobile phone and now me falling on the trail seems like a bad omen not to go any further.

 

Search and Rescue

It’s just a few miles along the Arizona Trail and I arrive at Hutch’s Pool, a natural pool in the middle of the canyon. Since I was already kind of swimming today, I just set up my tent. Right before Hutch’s pool I meet a young guy with two girls following him. Since I just had to cross a river and crawl out of the bushes, I just greet briefly. The girls inform me that there are two more ladies camping at Hutch’s pool and I would not be alone. In fact, the two older ladies are just coming back from bathing when I set up my tent. We talk briefly and they invite me to come over when I feel like it. Since I still feel a little frustrated, I am not too convinced about having company tonight.

 

 

Being grumpy and alone in a tent doesn’t change a thing, I think, grab my tuna and walk the short way to the tiny bay. Laura and Beryl took two days off to hike here and spend the night in nature. As we talk about bear cans and the Arizona Trail, the young black man stumbles into camp two hours after I saw him. Desperately, he tells us that he only stopped to pee, then his companions were gone and he could not find his way out of the canyon. He tells us his name: Jonathan. Laura provides him with a paper map of the area with detailed instructions on when to turn where and what to look for. We give him filtered water and ask him if he has enough power left on his cell phone, since it would be dark shortly. If he cannot find the trail out again, we bag him to return to us. He thanks politely and hurries back on the trail again.

Laura and Beryl decide to escort him out of the canyon, but return after 10 minutes as he is already long gone. We meet at my tent, drink tea and talk. It is pitch dark and an hour and a half passed, when I see a light in the distance. Is this a late thruhiker? We go to the main trail and call, because the spur trail to the pool is not easy to find. Stuttering and trembling, Jonathan falls out of the darkness. He could not find the junction to Sabino Canyon again, had stumbled through rivers several times and had killed a rattlesnake on the trail with a stone out of fear. We calm him down first, are glad he came back and promise him that Laura and Beryl would accompany him out of the canyon next morning. He should stay with us for the night. I’ll pick up Beryl in my two-man tent so Jonathan has a shelter for himself. We give him food, sleeping bag inlays and sitting pads for insulation, pretty much everything we can spare. At 9 p.m we all disappear into our tents.

00:30 a. m. I wake up to a loud noise over my tent and a bright light. A helicopter flies over. “Oh no, they’re looking for him,” Beryl says. I cannot quite believe that, since only a few hours have passed. The helicopter comes back again. “We are looking for Jonathan W.”, the Heli roars through the night. She is right. “This will go on like that all night long,” she says. The helicopter returns, calling out the name again. I wonder what reaction they expect. I climb out of the tent and watch Jonathan sending light signals with his cell phone.

I can contact the Search and Rescue service with my InReach and tell them that he’s with us, I think. I talk to Jonathan and push the SOS button on my satellite messenger for the very first time. After just 5 minutes, the emergency service confirms my call and asks what the emergency is about. I inform them that a search & rescue team is looking for a Jonathan W. with a helicopter in the Catalina Mountains and that he is with us. They ask if he is ill or injured. I deny and tell them that he would be accompanied by us in the morning. End of conversation.

Meanwhile Jonathan’s tent broke down and he is cold. I decide to get my wood stove and cook some hot tea for him. While the four of us (Laura and Beryl are of course also awake) sit around the little fire in the middle of the night, the helicopter disappears and it starts to get silent again in the canyon. At 1 a.m. we all go back to sleep. Finally.

It’s 1:20 a.m. A ray of light hits me in the face. I hear calling. “Jonathan! Jonathan!” No way. I crawl out of my tent again. Beryl turns around. She is tired of the circus. The light and the shouts come from the trail. I shout: “We are here!” Three young men and a woman arrive with heavy luggage. “We are Search and Rescue and are looking for Jonathan.” I ask them if they got my message. They affirm and thank me, because that way they were given the exact position where to go. Otherwise they would have split up. I take them to Jonathan, who has a few questions to answer, whether he is thirsty, hungry, etc., and they briefly ask us about the circumstances. After everything is said, they leave him no choice what to do. They give him a jacket and energy drink and take him out of the canyon in the middle of the night at 2 a.m. Poor guy. As if he had not been through enough. My assumption, however, is that if someone assigns a search and rescue service, they have to get the missing person out. No matter what time. Laura and I evaluate the whole thing briefly and say good night again. There is not much left of it.

P. S. None of this is an April Fool’s joke …

 [:de]Zwei Wochen auf dem Arizona Trail verliefen mit viel Spaß, Anstrengungen und bombastischen Eindrücken, aber dennoch harmlos. Das sollte sich alles schlagartig ändern.

Die ersten Schritte solo. Ich hatte geplant, das regelmäßig verkehrende Shuttle zurück zu dem Punkt zu nehmen, an dem ich den Arizona Trail über den Sabino Canyon für eine Nacht verlassen hatte. 12:30 Uhr. Die Fahrten für 13:00 und 13:30 Uhr sind bereits ausverkauft. 14:00 Uhr ist keine Option für mich. Ich warte doch keine anderthalb Stunden auf ein Shuttle. Also mache ich mich zähneknirschend auf den Weg, die 6 km auf der heißen, sonnigen Straße zu Fuß zu bestreiten. Die Straße führt an einigen Stellen über einen Fluss, der so weit angeschwollen ist, dass er die Straße überflutet. Ohne meine Schuhe auszuziehen, renne ich durch diese Überflutungen. Zwei an der Zahl. Die Schuhe werden schon trocknen. Etwa einen guten Kilometer später ist es mal wieder Zeit für ein Foto. Ich lange nach dem Handy. Es ist nicht da, wo es sein sollte. Zweifel. Hab ich es woanders hingepackt? Nein. Es müsste in meiner Hüftgurttasche vom Rucksack sein. Böse Ahnungen steigen in mir auf. Wenn es nicht da ist, wo kann ich es verloren haben? Die einzige logische Erklärung: als ich über die Straße gerannt bin, muss es aus der Tasche gefallen sein.

Wie eine Wahnsinnige renne ich in der Hitze zurück, fragen jeden, der mir entgegen kommt, ob er ein Handy gefunden hat. Nein. Ich renne weiter mit böser Vorahnung, denn inzwischen kommt mir auch der ausgebuchte 13 Uhr-Shuttlebus entgegen, der über die schmale Brücke fährt… und mein Handy zu Brei. An der Brücke angelangt steigt die Verzweiflung. Kein Handy zu sehen. Die Leute haben schon Mitleid mit mir, denn ich erzähle jedem, dass ich ohne das Telefon nicht weiterwandern kann. Alle Wasserressourcen, Wege und Informationen zum Arizona Trail sind darauf. Ich schaue den Wasserfall hinunter, wo sich das Wasser von der Straße hinab ergießt. Kann die Strömung tatsächlich das Handy dort herunter gespült haben? Weinend stehe ich auf der Brücke und schaue in das Wasserbecken, welches der Fluss in das Gestein gewaschen hat.

 

Ich sehe mich schon nach Tucson zurückkehren und ein neues Telefon kaufen. Aber ich habe noch eine geringe Hoffnung. Also setze ich den Rucksack ab und klettere den Wasserfall hinab. Mit beiden Händen wühle ich im Wasser, denn durch die Strömung sehe ich nicht wirklich, was sich darunter befindet. Ich bin schon patschnass, Hemd, Shorts, Schuhe und die Leute von oben schauen, was die arme Irre dort tut. Kein Handy. Ich laufe von vorn nach hinten und wieder zurück, gehe näher an das nächste Becken. Dort, in etwa 40 cm Tiefe liegt mein Handy! Ich hole es wie Gollum seinen Ring eilig aus dem Wasser… und es ist an. Komoot trackt in aller Ruhe weiter. Triefend klettere ich aus dem Wasserfall und hole das Telefon rasch aus der Hülle, denn es ist ein wenig Wasser eingedrungen. Ich versuche meine Erleichterung in Grenzen zu halten, denn wer weiß, ob es nicht doch Schaden genommen hat. Das Telefon sicher in der Tasche verstaut mache ich mich wieder auf den Weg. Ohne zu rennen.

Nun demselben Trail folgend, auf dem ich den AZT verlassen hatte, steige ich wieder auf in die Santa Catalina Mountains. Steige, bzw. falle, den ich bleibe mit meinem Fuß an einem Stein hängen und falle nach vorn. Autsch. Der Zeh fühlt sich nicht gut an. Betrübt und verärgert über die Situation und meine eigene Dusseligkeit beschließe ich, heute doch an der Stelle zu campen, die ich ursprünglich geplant hatte. Angesichts der frühen Zeit hatte ich überlegt, weiter zu wandern, aber die Sache mit dem Shuttle, meinem badenden Handy und nun der Sturz sind Zeichen genug für mich, nicht weiter zu gehen.

 

Search and Rescue

Es sind nur wenige Kilometer entlang des Arizona Trail, die mich zu Hutch’s Pool führen, einem natürlichen Wasserbecken mitten im Canyon, in welches sich ein rauschender Wasserfall ergießt. Baden war ich ja nun, also baue ich mein Zelt auf. Kurz vor Hutch’s Pool kommt mir ein junger, kräftiger Schwarzer entgegen, hinter ihm zwei junge Mädels. Da ich mich gerade über einen Fluss gekämpft habe und aus dem Gestrüpp komme, grüße ich nur kurz. Die Mädels meinen, da seien noch zwei Ladies bei Hutch’s Pool zum Campen und ich würde nicht alleine sein. Tatsächlich kommen die beiden älteren Ladies gerade vom Baden zurück als ich mein Zelt aufstelle. Wir reden kurz und sie laden mich ein, bei ihnen vorbeizuschauen, wenn ich Lust habe. Da ich noch etwas frustriert bin vom Verlauf des Tages, sage ich noch nicht fest zu.

 

Alleine im Zelt zu hocken, ist auch keine Lösung, denke ich, schnappe mir meinen Tunfisch und wandere kurz eine Bucht weiter zu den beiden. Laura und Beryl haben sich die zwei Tage Zeit genommen, um hierher zu wandern und die Nacht in der Natur zu verbringen. Während wir über Bärenkanister und den Arizona Trail quatschen, kommt auf einmal der junge Schwarze ins Camp gestolpert, zwei Stunden, nachdem ich ihn gesehen hatte. Völlig aufgelöst erzählt er uns, er habe nur mal zum Pinkeln angehalten, dann waren seine Begleiterinnen weg und er habe den Weg aus dem Canyon nicht mehr gefunden. Er verrät uns seinen Namen: Jonathan. Laura gibt ihm eine Papierkarte der Gegend mit detaillierten Instruktionen, wann er wo abbiegen und auf was er achten muss. Wir geben ihm gefiltertes Wasser und fragen ihn, ob er noch genug Batterie auf dem Handy hat, denn in einer halben Stunde würde es dunkel. Falls er den Weg wieder nicht finden könne, solle er bitte zu uns zurückkehren. Er bedankt sich höflichst und macht sich eilig wieder auf den Weg.

Nach kurzer Bedenkzeit machen Laura und Beryl sich auf, ihn aus dem Canyon zu begleiten, kommen jedoch nach 10 Minuten wieder, da er bereits über alle Berge ist. Wir setzen uns diesmal bei meinem Zelt zusammen, trinken Tee und reden. Es ist stockdunkel und gut anderthalb Stunden vergangen, da sehe ich in der Ferne ein Licht. Ist das ein später Thruhiker? Wir gehen Richtung Haupttrail und rufen, denn der Seitenweg zum Pool ist nicht leicht zu finden. Schlotternd und fix und fertig kommt Jonathan aus dem Dunkel gestürzt. Er konnte den Abzweig zum Sabino Canyon wieder nicht finden, sei mehrfach durch Flüsse gestolpert und habe aus Furcht eine Klapperschlange auf dem Trail mit einem Stein erschlagen. Wir beruhigen ihn erstmal, sind froh, dass er zurückgekommen ist und versprechen ihm, dass Laura und Beryl ihn am Morgen aus dem Canyon begleiten würden. Die Nacht über solle er bei uns bleiben. Ich nehme Beryl in meinem Zweimann-Zelt auf, damit Jonathan ein Dach über dem Kopf hat. Wir geben ihm Essen, Schlafsack-Inlays und Sitzkissen als Isomatte, eben alles, was wir entbehren können, und wünschen ihm, dass er ein wenig schlafen kann. Gegen 21 Uhr verschwinden wir alle in den aufgeteilten Zelten.

00:30 Uhr. Ohrenbetäubender Lärm über meinem Zelt und es wird gleißend hell. Ein Helikopter fliegt nur knapp über uns herüber. „Oh nein, sie suchen ihn“, meint Beryl nur trocken. Ich kann das noch nicht ganz glauben, es sind doch erst ein paar Stunden vergangen. Der Heli kommt wieder. „Wir suchen nach Jonathan W.“, dröhnt es aus dem Heli durch die Nacht. Sie hat wohl recht. „Das geht jetzt die ganze Nacht so“, meint sie. Der Heli dreht wieder, ruft wieder den Namen aus. Keine Ahnung, welche Reaktion sie erwarten. Ich klettere aus dem Zelt und sehe, wie Jonathan mit seinem Handy Lichtsignale nach oben gibt.

Ok, denke ich, ich kann mit meinem InReach Kontakt zur Search and Rescue-Dienst aufnehmen und Ihnen mitteilen, dass er bei uns ist. Nach kurzer Rücksprache mit ihm mache ich einen SOS-Ruf auf, bekomme Bestätigung und werde per Nachricht gefragt, um welchen Notfall es sich handelt. Ich schreibe ihnen, dass sie gerade mit einem Heli in den Catalina Mountains nach einem Jonathan W. suchen und er bei uns ist.

Ob er krank oder verletzt sei, werde ich gefragt. Ich verneine und verneine auch die Frage, ob wir denn noch Notfallservices brauchen. Wir würden ihn am Morgen begleiten. Damit ist der Kontakt beendet.

Jonathans Zelt ist derweil zusammen gebrochen und er zittert am ganzen Körper. Ich beschließe, meinen Holzkocher anzureißen und ihm heißen Tee zu kochen. Während wir nun mitten in der Nacht inzwischen zu viert am Feuer sitzen (Laura und Beryl sind natürlich auch wach), verschwindet der Heli und es kehrt Ruhe ein im Canyon. Um 1 Uhr legen wir uns alle wieder schlafen. Endlich. Die Sache scheint abgehakt.

01:20 Uhr. Ein Lichtstrahl trifft mich im Gesicht. Rufe. „Jonathan! Jonathan!“ Das kann doch nicht sein. Ich krabbel wieder aus meinem Zelt. Beryl dreht sich um. Sie hat keine Lust mehr auf den Zirkus. Das Licht und die Rufe kommen vom Trail. Ich gehe ihnen entgegen und rufe: „Wir sind hier!“ Drei junge Männer und eine Frau kommen mit schwerem Gepäck entgegen. „Wir sind Search and Rescue und suchen Jonathan.“ Ich frage sie, ob sie meine Nachricht bekommen haben. Sie bejahen und bedanken sich, denn so wurde ihnen die genaue Position übermittelt, wo sie hinmüssen. Sie hätten sich sonst aufgeteilt. Ich bringe sie zu Jonathan, der ein paar Fragen beantworten muss, ob er Durst hat, Hunger etc. und sie fragen uns kurz zu den Umständen. Nachdem alles geklärt ist, lassen sie ihm keine Wahl, die Nacht hier zu verbringen. Sie geben ihm eine Jacke, Energiedrink, nehmen ihn in die Mitte und wandern nachts um 2 mit ihm durch das Dunkel weg. Armer Kerl. Als ob er nicht schön genug durch die Nacht gelatscht wäre. Meine Vermutung aber, dass wenn jemand einen Such- und Rettungsdienst beauftragt, dieser den Gesuchten auch bergen bzw. zurückbringen muss. Egal, um welche Uhrzeit. Laura und ich werten das Ganze noch kurz aus und sagen erneut gute Nacht. Es ist ja nicht mehr viel davon übrig.

P. S. Nichts davon ist ein Aprilscherz…

 – Weiter zu Teil 6 –

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[:en]Arizona Trail: Part 2 – Uphill[:de]Arizona Trail: Part 2 – Hoch hinaus[:]

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Zero Day

Today is a zero day. I will not hike one mile today except for food and supplies and my feet will be able to heal a bit. For a decent breakfast with WIFI, there is a cute cafe just around the corner. As soon as I enter the “Gathering Grounds”, I hear “Hi Carola!” Emilie is sitting there. Emilie, who had left Patagonia yesterday. She tells that she can barely walk. She has a huge blister on her big toe, which hurts terribly and has to be treated before she can hike again. And she talks about her last three days. Immediately, after we parted ways on the second day, she got lost so that she had to be driven back to the trail by the Border Patrol. Then the next day she ran out of water and she had to steal from a private water cache. Then she kicked a stone with her foot, so she could barely walk. She will be driven by somebody to the next bigger place today to treat her toe and then move on. When I see her getting up, I have my doubts about the plan.

 

I spend the evening in a cute trailer with a little garden and a front porch, which I had booked for two nights. The only hotel in Patagonia has been fully booked for months, but I’m not sad about that because the trailer is just perfect for me. There is a tall tree juts across the street where at least 40 vultures arrive for the night. The host gives me his phone number in the afternoon. For any illegal activities or other problems when I’m alone on the trail.

Arizona and its mountains

After a day without a trail miles, it’s 8 o’clock in the morning on the next hard stage is waiting. According to my navigation app there are 2.700 vertical feet to overcome over 16 miles. However, this calculation is based on the original route. Due to mining activities, the road is blocked and the trail was relocated. The bypass leads over small ridges, river beds with some bushwacking at the end and is roughly a mile longer than the original part. Before having break at a small stream we hike together with a family of four who are on a weekend trip. Since a nasty climb is still ahead, we say goodbye to them: “See you at the Bear Spring.”

What follows is a climb to the Santa Rita in burning heat. The trail follows a gravel road for a long time with some 15% slope. Such “roads” consist mainly of boulders.

Like a snail I fight my way forward feet by feet. It will be uphill for more than four hours. At some point, the Arizona Trail leaves the gravel road and it follows a small path to the mountain saddle. “Poor Bob,” I think, he will struggle with his 62 years. For me, the shaded mountain path is the deserved reward for the road torture. Shortly after 5 pm I finally see the redeeming metal sign for Bear Spring. From a pipe, the spring water trickles into a huge, moss-coated metal tank. There is a small stream right next to it and a spot for a small tent. Perfect!

One and a half hours later, when I gather pinecones for the campfire, the first member of the family finally arrives. Only because there was no alternative, they dragged themselves to this point.

“You are from Germany!”

At 6:22 am I wake up at sunrise, as I do every morning, but I don’t hike before 9 am. Unbelievable, how much time you can waste in the morning. Waking up in the cold (40 degrees) I don’t  want to get out of the sleeping bag. Some necessary hygiene, making fire for coffee and porridge, having breakfast, packing everything, peeling off the sleeping clothes, combing and braiding hair, smearing with sunscreen, all devices on tracking mode, hiking. That takes time. And if I don’t want to leave a beautiful place, the process takes even more time.

After about 3 miles, the family of four appears again in front of us. We decide to walk the last 3 miles together and chatter about all sorts of outdoor stuff. On the way we meet a day hiker. Without saying a word, he says to me:

“You are from Germany!”

Yes. For sure. But is it so obvious even without saying a word?

“I follow your journey on Instagram!” Ah, I now see and I am a little embarrassed, too. Suddenly I’m the Instagram star in the group.

As the four Americans say goodbye, they give us a few more warning pieces of advice. The next section should be very dry and it will be unusually hot for the next few days. They give us their phone numbers in case there should be any problems at some point. They often read about dead hikers in the area. We gladly accept the contacts, but I try to convince them that I will be reporting from the Utah border.

After a small break and water filter action, we keep on hiking. Sometimes uphill, then down again, through many grassy areas, with an increasing number of cacti. The Arizona Trail leads to Kentucky Camp, a few buildings from the gold rush that can now be booked as primitive accommodation. Two hikers are sitting here talking German. I ask them if they are from Hamburg and if their water filter is broken. They look at me. Yeah, Facebook. In the group of this year’s Arizona Trail hikers another thruhiker had reported about the two. They will spend the night here and continue tomorrow.

Our goal for today is Bowman Spring, a questionable water source off the beaten track, but the only one, according to the app. Passing by some cows, cattle-troughs and the mountains behind us, we continue on through the grasslands over stony paths. After 16 miles my ankles start to hurt very badly. We find a small canyon with a slowly flowing stream and a beautiful camp spot in the grassland just a mile from the planned destination. A mile seems endless, when you are in pain.

8:30 pm and I cannot sleep. An owl sits in the trees somewhere over there and keeps me awake. Every ten seconds I hear “Hehehehehe” and I cannot stop listening to it. Also, my feet hurt even lying on the sleeping pad. Half an hour later, the bird is gone and I am sleeping happily with an ibuprofen to the sound of the small stream.

 

 – Continue with Part 3 –

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Zero Day

Heute ist Entspannungstag. Außer zum Essen und Vorräte auffüllen wird heute nicht gelaufen und meine Füße dürfen ein wenig heilen. Zum Frühstück geht es in ein süßes Café gleich um die Ecke. Kaum am Tisch angekommen höre ich „Hi Carola!“ Da sitzt Emilie. Emilie, die gestern Patagonia verlassen hatte. Sie erzählt, dass sie kaum noch laufen kann. Sie hat ein riesige Blase am großen Zeh, die furchtbar schmerzt und erst behandelt werden muss, bevor sie weiterläuft. Und sie erzählt von ihren letzten drei Tagen. Gleich, nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, habe sie sich so sehr verlaufen, dass sie von der Border Patrol zum Trail zurückgefahren werden musste. Dann sei ihr am nächsten Tag das Wasser ausgegangen und sie musste bei einem privaten Wassercache klauen. Soviel zur Frage, ob sich nicht jemand anderer bedient. Dann sei sie mit dem Fuß gegen einen Stein getreten, weswegen sie kaum noch gehen könne. Sie würde heute von jemandem in den nächstgrößeren Ort gefahren werden, um den Zeh zu behandeln und dann weiterwandern. Als ich sie aufstehen und gehen sehe, habe ich so meine Zweifel an dem Plan.

 

Den Abend verbringe ich in dem winzigen, mit einem Kaninchendraht umzogenen Vorgarten vor dem ausgebauten Trailer, den ich für die Nächte gebucht hatte. Das einzige Hotel in Patagonia war schon seit Monaten ausgebucht, aber darüber bin ich nicht traurig, denn der Trailer ist für mich perfekt. Nebenan ragt ein großer Baum über die Straße. In ihm mindestens 40 Geier, die sich dort zur Nacht einfinden. Der Host gibt mir am Nachmittag seine Telefonnummer. Für etwaige illegale Aktivitäten oder andere Probleme, wenn ich alleine bin.

Arizona und seine Berge

Nach einem Tag ohne Trailkilometer geht es um 8 Uhr morgens auf die nächste harte Etappe. Laut Komoot sind 880 Höhenmeter über 25,6 km zu bewältigen. Allerdings basiert diese Berechnung auf der Originalroute. Durch Minenarbeiten ist die Straße, auf der der Arizona Trail sonst entlang führt, gesperrt und der Trail verlegt. Die Umgehung führt über kleine Kämme, Flussbetten, am Ende durch Gestrüpp und ist mal eben 2 km länger als das Originalteilstück, mit etlichen Höhenmetern mehr, versteht sich. Bis zur Pause an einem kleinen Bach laufen wir zusammen mit einer vierköpfigen amerikanischen Familie, die eine Wochenendwanderung unternimmt. Da der mutmaßlich fiese Berganstieg noch bevor steht, verabschieden wir uns von ihnen und verabreden uns: „Wir sehen uns an der Bear Spring,“ dem von mir geplanten Zielort.

Was folgt, ist ein Anstieg in die Santa Rita Mountains, der sich gewaschen hat. In der brütenden Mittagshitze geht es eine Schotterstraße hinauf, auf der sicher schon lange kein Auto mehr fuhr, mit teilweise 15 % Steigung. Solche „Straßen“ bestehen hier hauptsächlich aus Gesteinsbrocken und mehr oder weniger feinem Geröll.

Wie eine Schnecke kämpfe ich mich Meter für Meter voran. Mehr als vier Stunden geht es nur bergauf. Irgendwann verlässt der Arizona Trail die Schotterstraße und es geht einen kleinen Pfad hinauf zum Bergsattel. „Der arme Bob“, denke ich mir, wie soll der das nur schaffen mit seinen 62 Jahren und nicht mehr ganz so frisch. Für mich ist der Bergpfad die verdiente Belohnung für die Straßentortur, meinetwegen möge er nie enden. Kurz nach 17 Uhr sehe ich endlich das erlösende Metallschild zur Bear Spring. Aus einem Rohr tröpfelt das Quellwasser in einen riesigen, moosüberzogenen Metallbottich. Der rauschende Bach, der von der Schneeschmelze angetrieben wird, ist um ein vielfaches attraktiver und gleich daneben befindet sich ein Platz für ein kleines Zelt. Perfekt!

Als ich anderthalb Stunden später Tannenzapfen fürs Lagerfeuer oberhalb der Quelle sammele, kommt das erste Mitglied der Familie endlich an. Nur mit Not und weil es keine Alternative gab, haben sie sich bis hierher geschleppt. Und schaffen es gerade noch 400 Meter bis zur nächsten Campmöglichkeit.

„Du bist aus Deutschland!“

Um 6:22 Uhr bin ich pünktlich zum Sonnenaufgang wach, wie jeden Morgen. Los geht es trotzdem wieder erst gegen 9 Uhr. Unglaublich, wieviel Zeit man morgens verplempern kann. Aufwachen, bei der Kälte (5 Grad) nicht aus dem Schlafsack wollen, Morgentoilette, Feuer machen für Kaffee und Porridge, frühstücken, Sachen packen, Zelt abbauen, aus den Schlafsachen schälen, Haar kämmen und flechten, mit Sonnencreme einschmieren, alle Geräte auf Tracking einschalten. Das dauert seine Zeit. Wenn dann noch der Faktor dazu kommt, diesen wunderschönen Ort nicht verlassen zu wollen, streckt sich der Prozess gern noch mehr.

Nach etwa 5 km taucht die vierköpfige Familie wieder vor uns auf. Wir beschließen, die letzten 5 km Ihrer Tagesetappe zusammen zu laufen und schwatzen über allerlei Outdoorkram. Unterwegs treffen wir einen Tageswanderer. Ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, sagt er zu mir:

„You are from Germany!“

Ja. Sicher. Aber ist das so offensichtlich, wenn ich nur einfach rumstehe?

„I follow your journey on Instagram!“ Ah, jetzt wird’s mir klar und ein wenig peinlich ist mir das auch. Auf einmal bin ich der Instagram-Star in der Gruppe.

Als sich die vier Amerikaner verabschieden, geben sie uns noch ein paar warnende Hinweise. Der nächste Abschnitt sei sehr trocken, kein Wasser und es würde die nächsten Tage ungewöhnlich heiß werden. Sie geben uns ihre Telefonnummern, falls irgendwann irgendwelche Schwierigkeiten auftreten sollten. Man würde schon oft genug von toten Wanderern in dem Gebiet lesen. Wir nehmen die Kontakte gern an, ich verabschiede mich aber mit den Worten, dass ich mich von der Utah-Grenze melde.

Nach einer mittellangen Pause und Wasserfilteraktion geht es weiter. Mal geht es die Hügel hoch, dann wieder runter, durch viel Graslandschaften, aber auch zunehmend mehr Kakteen. Der Arizona Trail führt zum Kentucky Camp, ein paar Gebäuden, die noch aus der Goldschürferzeit stammen und heute als primitive Unterkunft gebucht werden können. Zwei Wanderer sitzen gerade hier, reden Deutsch. Ich frage sie, ob sie aus Hamburg sind und ihr Wasserfilter kaputt ist. Verblüfft schauen sie mich an. Jaja, Facebook. In der Gruppe der diesjährigen Arizona Trail-Wanderer hatte ein anderer Thruhiker über die beiden berichtet. Sie würden die Nacht hier verbringen und morgen weiter gehen.

Unser Ziel für heute ist Bowman Spring, eine fragwürdige Wasserquelle abseits des Trails, aber laut App die einzige. Vorbei an Kühen, Viehtränken und die Berge hinter uns lassend streifen wir weiter durchs Grasland über steinige Pfade. Die machen meinen Knöcheln ab 25 km so zu schaffen, dass die letzten Kilometer keine Freude mehr sind. Umso grandioser ist die die Entdeckung eines kleinen Canyons mit einem leicht fließenden Bächlein mit einem wunderschönen Campspot im Grasland 1,3 km vor dem geplanten Ziel. 1,3 km sind in diesem Zustand Welten!

20:30 Uhr und ich kann nicht einschlafen. In einiger Entfernung sitzt ein Nachtvogel im Baum und hält mich wach. Alle zehn Sekunden ertönt ein „Hihihihihi“ aus der Richtung und ich kann nicht aufhören, dem zu lauschen. Außerdem schmerzen meine Füße selbst im Liegen noch unglaublich. Eine halbe Stunde später ist der Vogel weg und ich schlafe mit einer Ibuprofen glückselig zum Plätschern des Rinnsals ein.

 – Weiter zu Teil 3 –

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