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[:en]Arizona Trail: the story[:de]Arizona Trail: Die Dokumentation[:]

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In 2019, I made my dream of the Arizona Trail thruhike come true. I hiked over 800 miles from the Mexican border to the Utah stateline. All my experiences, the good ones and, of course, the bad ones will be documented with blog posts and exciting episodes on my YouTube-Channel.

Have fun reading, watching, dreaming and planning!

Blogposts

Episodes on YouTube

https://youtu.be/RsmOE9l6Ra0[:de]

2019 habe ich meinen lang geplanten Traum endlich wahr gemacht. Ich bin die 1.300 km des Arizona Trail von der mexikanischen Grenze bis zur Grenze des Bundesstaates Utah gewandert. Was ich alles erlebt habe, was schief ging, alle Einzigartigkeiten könnt ihr in meiner Doku nachverfolgen. Die gibt es sowohl als Blogbeiträge, aber auch als spannende Episoden auf meinem YouTube-Channel.

Viel Spaß beim Lesen, Schauen, Staunen und Nacheifern!

Blogbeiträge

Vorbereitung und wie alles begann

Wenn ich groß bin, wandere ich den Arizona Trail – die Erfüllung eines Lebenstraums

Arizona Trail Projekt – 999 offene Fragen für eine Fernwanderung

Ausrüstung für den Arizona Trail

Auf dem Arizona Trail

Part 1 – Schneefelder, Hitze und Fußtöter

Part 2 – Hoch hinaus

Part 3 – Ein bisschen Magie

Part 4 – Anderthalb Tage Lagerfeuer

Part 5 – Die Geschichte vom 1. April

Part 6 – Nachts in der Toilette… und Klapperschlangen gibts doch!

Part 7 – Wasserknappheit

Part 8 – Goldfische in der Wüste

Part 9 – Winter is still here

Part 10 – Tausche Steine gegen Nadelwald

Episoden auf YouTube

[:de]Ein Jahr Packrafting – lohnt sich die Anschaffung?[:]

[:de]Mal eben zum Feierabend mit dem eigenen Boot aufs Wasser? Das klang im endlosen Sommer 2018 einfach zu gut. Lange recherchierte ich nach dem perfekten Paddelboot für meine Bedürfnisse. Unkompliziert und leicht sollte es sein. Die meisten Kanus waren mir mit rund 11 Kilo für einen Einsitzer oder 17 Kilo für einen Zweisitzer einfach zu schwer, leichtere Alternativen oft langwierig und kompliziert aufzubauen. Ich wusste genau: wenn es zu aufwändig ist, werde ich das Boot selten bis nie nutzen.

Dann fand ich beim Stöbern im heimischen Globetrotter eine Bootsart, die genau das versprach, was ich wollte: ein Packraft. In der Dresdner Filiale drehte ich damit einige Runden im store-eigenen Pool, befand das Modell aber als zu abgespeckt.

Nach weiterer Internet-Recherche fand ich den Packrafting-Store, der Packrafts auch mal für ein Wochenende verleiht. Per Postpaket erhielt ich pünktlich zum Donnerstag Abend das MRS Microraft in Größe L. Meine Route hatte ich schon ausbaldowert: Samstag morgen wollte ich mit dem Bus zum Wannsee fahren und über zwei Tage wieder nach Hause paddeln. Die Nacht würde ich im Wald verbringen. Es mussten also neben dem Boot eine Hängematte, Isomatte, Schlafsack, Kocher und ein wenig Essen transportiert werden. Durch die geringe Größe des Packrafts im unaufgeblasenen Zustand ließ es sich ohne Probleme einfach am Boden des Rucksack festmachen, in dem das restliche Equipment Platz fand.

Innerhalb von 5 Minuten war das Packraft mithilfe des mitgelieferten Pumpsacks aufgeblasen. Mit ein paar Zurrgurten befestigte ich meinen Rucksack vorne auf dem Boot – und los konnte es gehen. Super easy. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

Tatsächlich war ich mit dem Boot schneller unterwegs als ich gedacht hätte, obwohl ich völlig relaxed die Paddel durchs Wasser zog. Nach rund 15 km war ich am Tagesziel angelangt und im Schnitt 4 km die Stunde gepaddelt. Da am nächsten Tag eigentlich nur noch 10 km Heimpaddeln geplant waren, aber ich noch den ganzen Tag Zeit hatte, machte ich mich auf eine größere Runde. Die Seenkette rund um Potsdam lud einfach dazu ein. Die Kayak-Fahrer zogen an mir vorbei, denn die schmalen Boote sind ja doch deutlich schnittiger geformt. Mir egal, ich hatte es ja nicht eilig. Erst, als ich auf den großen Wannsee auf meine letzten Kilometer einbog und mir Wind und Wellen entgegen schlugen, hatte ich das Gefühl, kaum vom Fleck zu kommen. Unablässiges Paddeln war nötig, um irgendwann am Ufer anzukommen. Ja, bei Gegenwind hat man im Packraft zu kämpfen!

Nichtsdestotrotz war mir am Ende der Tour klar: ich hab mich verliebt! Ich ließ die Luft aus dem Boot, rollte es zusammen, verstaute es am Rucksack und machte mich wandernd wieder auf zum Bus. Montag mittag, nachdem ich mein Leihboot schweren Herzens wieder zurück schicken musste, bestellte ich gleich mein eigenes Microraft.

Ein Paddel-Sommer

Mein kleines, blaues Boot kam nur zwei Tage später wohlbehalten bei mir an und mir wurde sogar die Wochenend-Leihgebühr auf den Kaufpreis angerechnet. Weil das Packraft an sich schon recht preisintensiv war, hatte ich im Shop nachgefragt, ob es erstmal mit den günstigen Paddeln getan ist, die ich auch bei der Testtour dabei hatte. Gewichtsmäßig unterschieden sich die Paddel im dreistelligen Euro-Bereich nicht wirklich vom 60 €-Basic-Set, für das ich mich am Ende auch entschied. Das Basic bekommt über die Zeit etwas mehr Spiel in den Verbindungen (Aluminium weitet sich ggb. Fiberglass etwas aus), das schränkt die Funktion nicht ein, ist aber ein Qualitätsmerkmal, wurde mir gesagt.

Die erste größere Tour führte über 2 1/2 Tage über die Müggelspree von Fürstenwalde nach Berlin-Erkner. Mit dem Zug fuhren wir an einem Freitag nachmittag nach Fürstenwalde, wanderten vom Bahnhof zur Spree, wo wir die Boote zu Wasser ließen. Die leichte Strömung der idyllischen Müggelspree machte das Vorankommen schneller und einfacher, die Wendigkeit des Packrafts half vor allem in den engeren Kurven. Campingausrüstung und Verpflegung ließ sich ohne Probleme an Bord unterbringen. 

Eine weitere Tagestour führte über die Erft mit einigen kleinen Wehranlagen. Hier machte sich das geringe Gewicht des Packrafts von gerade mal 2,5 kg bemerkbar, denn es musste stets ausgebootet, umgetragen und wieder eingesetzt werden. Bei einem Kayak gar nicht denkbar, dies allein zu tun. Hier dagegen schnallte ich den Rucksack auf den Rücken und klemmte mir mein Boot einfach unter den Arm. 

Bei dem großartigen Sommerwetter folgten weitere Tagestouren und ab und zu einfach ein kleiner “Auspaddler” zum Abend auf dem heimischen Teltowkanal. Auf dem Partwitzer See fühlte es sich durch das türkisfarbene Wasser an wie in der Karibik. Der Sommer mit dem Boot, ein voller Erfolg. Aber das Packraft sollte nicht nur die berlin-brandenburgischen Seenlandschaften zu sehen bekommen.

 

Auf großer Tour – auf dem Green River und dem mächtigen Colorado

Schon mit Betätigung des Bestellbuttons fantasierte ich davon, mit meinem Packraft in den USA paddeln zu gehen. Einmal auf dem legendären Colorado River paddeln, das ist ein Abenteuer, von dem viele träumen. Und dann noch mit dem eigenen Boot. Viele Abende hing ich über der Canyonlands-Karte im Bundesstaat Utah und plante die große Tour durch die schroffe Wüstenlandschaft. Nach dem erfolgreichen Finish des Arizona Trail fand ich mich gut zwei Wochen später im Island in the Sky-District vom Canyonlands Nationalpark wieder. Auf meinem Rücken ein Rucksack voller Equipment, Proviant für sieben Tage, Wasser und mein Boot obendrauf. 

Mit einem Boot bei rund 35 Grad Hitze durch die Wüste zu wandern, wo anfangs weit und breit kein Wasser zu vermuten ist, kommt einem schon ziemlich bizarr vor. Nach anderthalb Tagen des Wanderns aber wurde mein Packraft endlich entrollt und für die lange Reise aufs Wasser gelassen.

Vier Tage schipperte mich mein Packraft tapfer durch die unsäglich heißen Canyons. Oftmals konnte ich einfach nur die Beine ausstrecken und mich treiben lassen. Der Green River ließ das Boot sanft um die Kurven gleiten und nicht selten machte ich den einen oder anderen Abstecher in einen der zahlreichen Seiten-Canyons. Mit dem kompakten Boot kein Problem. Und auch die von mir gefürchteten Stromschnellen auf dem mächtigen Colorado-River meisterte ich dank der guten Steuerbarkeit ohne Probleme. 

Fazit

Bis heute gibt es keinen Tag, an dem ich die Anschaffung des Packrafts bereue. Für mich persönlich ist es genau das richtige Boot. Natürlich muss man sich über folgende Dinge klar sein:

  • man ist durch die Form langsamer als mit einem schmalen Kayak, macht dadurch täglich weniger Strecke
  • ein Packraft ist windanfälliger als ein Kayak
  • der Geradeauslauf ist nicht vergleichbar mit einem Kayak

Dafür erhält man 

  • viel Mobilität durch das geringe Gewicht und Packmaß, einige Wanderkilometer mit Boot sind kein Problem
  • extrem schnelle Einsatzfähigkeit, da es nur aufgeblasen werden muss
  • sehr gute Wendigkeit, die auf kleinen Flüssen und bei Strömung äußerst hilfreich ist
  • absolute Bequemlichkeit, da man sich in das Boot reinlegen und trotzdem noch paddeln kann

Wer also mit den erstgenannten Nachteilen leben kann und mehr Wert auf die letztgenannten Vorteile legt, der ist bei einem Packraft goldrichtig. 

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[:de]Forststeig Elbsandstein – Wunderschöne Herausforderung [:]

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„Der Forststeig Elbsandstein ist eine anspruchsvolle Trekkingroute für geübte, trittsichere und gut ausgerüstete Wanderer.“

So wird der über 100 km lange brandneue* Wanderweg auf der ruhigen Seite der Sächsischen Schweiz beworben. Nach vier Tagen auf dem Forststeig kann ich jedes Adjektiv in diesem Satz bestätigen und folgendes hinzufügen: der Forststeig ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke mit einigen Herausforderungen.

Der Sachsenforst hat die Trekkingtour in sieben Tagesetappen zwischen 8,6 km bis 20 km eingeteilt. Da Zeit eine knappe Ressource ist und ich der Meinung war, 25 km pro Tag sollten doch schaffbar sein (der Harzer Hexenstieg ging ja schließlich auch in drei Tagen), plante ich nur vier Tage für den Rundkurs. Ein ambitioniertes Ziel, wie ich feststellen musste. Unter anderem schon deshalb, weil die Trekkinghütten und Biwakplätze am Forststeig nicht ideal verteilt sind.

*  (Eröffnung im April 2018)

Etappe 1 – Goldener Oktober am Forststeig

Mitte Oktober machen Gritta und ich uns an einem Donnerstag Nachmittag auf den Weg ins Elbsandsteingebirge. Nach einer Übernachtung im Nachbarort Krippen stellen wir Freitag morgen das Auto auf dem kostenlosen Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof Bad Schandau ab und huschen in die Touristeninformation. Obwohl ich schon sicher bin, dass wir keine Gelegenheit haben werden, in einer der Trekkingunterkünfte zu schlafen, besorgen wir uns je drei Trekkingtickets. Für die Übernachtung in einer der Trekkinghütten oder Biwakplätze müssen bereits vorher gekaufte Trekkingtickets entwertet und in eine Box vor Ort gesteckt werden.

Die S-Bahn bringt uns in 10 Minuten zum Startpunkt in Schöna, wo wir quasi schon auf den Forststeig stolpern. Bunte Herbstfarben, warme Sonnenstrahlen und ein gemäßigter Anstieg. Ein schöner Einstieg in unsere Herbsttour. Da wir aus Berichten wissen, dass die Ausschilderung des Forststeigs nicht immer ganz eindeutig ist, haben wir unsere Telefone bzw. meine GPS-Uhr mit der Route gefüttert, die es auf der Website des Forststeigs herunterzuladen gibt. Wie wir bald feststellen, ist das sehr hilfreich, um zumindest annähernd zu wissen, wo der Weg hingehen soll und dann gezielt nach den gelben Klecksen als Bestätigung zu suchen. Schon nach 5 km stellen wir fest, dass auch die GPS-Route nicht immer der Realität entspricht. Die Kleckse weisen in eine andere Richtung, während unsere Geräte meckern: „Streckenabweichung“.

 

Das hindert uns aber nicht daran, die wunderschöne Natur in vollen Zügen zu genießen. Die Pfade sind bedeckt mit trockenem, raschelnden Laub, durch das ich mit meinen Wanderschuhen lautstark schlurfe. Ich fühle mich auf einmal wieder wie ein Kind im Herbstwald. Auf dem Zschirnstein machen wir eine kurze Snackpause mit der ersten eindrucksvollen Aussicht über die Wälder der Sächsischen Schweiz, bevor es kilometerweit an der deutsch-tschechischen Grenze entlang geht. Immer wieder kreuzen wir dabei kleine Bäche und Quellen, so dass wir unsere Wasservorräte regelmäßig auffüllen können. Wasserfilter gehören also unbedingt in das Gepäck.

 

Aus reiner Neugier schauen wir uns die am Weg liegenden, liebevoll aufbereiteten Biwakplätze und Hütten an. Leider liegen diese alle weit vor unserem heutigen Tagesziel. Am Hühnerberg biegen wir nach Tschechien ab und überschreiten alsbald die Grenze. Der steinige Kammweg führt uns hier wieder ganz weit nach oben. Ein Turm taucht vor uns auf, dazu eine kleine Gaststätte. Aber wir wollen noch ein paar Kilometer machen, bevor die Sonne untergeht.

 

Kurz vor dem Örtchen Sněžník (Schneeberg) biegen wir in einen Waldweg ein und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. Nachdem Hängematte aufgehängt und Cowboycamp hergerichtet sind, genießen Gritta und ich unser warmes Abendessen und den sternenreichen Himmel über uns. Es ist gerade mal 21:00 Uhr, da verschwinden wir schon in den Schlafsäcken. Hiker midnight auch in Tschechien.

Etappe 2 – Wo lang denn jetzt?

Ein heißer Kaffee zum Morgen, Müsli mit Milchpulver und schon geht es um 8 Uhr weiter. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch kommen wir an einer Herberge in Schneeberg vorbei. Der Ort scheint auch nur aus dieser zu bestehen. Kurz danach biegen wir wieder in den Wald ab und wandern nach Ostrov weiter. Gelbe Striche haben wir übrigens seit Überschreiten der Grenze nicht mehr gesehen. Vielmehr muss man jetzt wissen, mit welchem Weg(symbol) der Forststeig parallel verläuft. Die grobe Übersichtskarte, die man kostenlos am Bahnhof erhält, ist hier sehr hilfreich. Auf dem Campingplatz mit Gaststätte dürfen wir die Toilette benutzen, wo wir auch gleich unsere Wasservorräte auffüllen.

 

Durch das Wasser gerade 3 kg schwerer geworden, geht es auch schon wieder in die Berge. Steile Felstreppen,  breite Forststraßen und schmale Pfade bringen uns wieder völlig unbemerkt auf die deutsche Seite. Ganz selten begegnen uns mal Wanderer, die den Weg in die andere Richtung gehen. Ansonsten ist es hier einfach nur herrlich still. Dass wir uns wieder der Zivilisation nähern, merken wir an den ersten auftauchenden Tageswanderern. An der Kamphütte machen wir nach bereits sechs durchwanderten Stunden Pause. Meine Füße schmerzen wie verrückt und mit einem Brombeerstrauch musste ich mich auch noch anlegen. Die Brombeere sah hinterher allerdings besser aus als mein Fuß.

 

Das Rosenthal-Bielatal ist gesäumt von Felsformationen, von denen viele zum Klettern einladen. Genau hierdurch führt uns auch der Forststeig. Am Bielawächter/Johannisturm stehen wir auf einmal vor der Wahl: rechts oder links lang? Hinweise gibt es keine. Wir entscheiden uns für links und klettern, bis der „Weg“ aufhört und wir nur noch vor einer zugewachsenen Böschung stehen. Fuß- und Rutschspuren deuten darauf hin, dass wir nicht die ersten sind, die hier landen. Weiter oben müsste der Weg sein. Also krabbeln und klettern wir durchs Unterholz und landen tatsächlich wieder auf unserem Steig. Es soll ja auch Abenteuer sein.

 

An der Biela fülle ich nochmal mein Wasser auf. Wer weiß, wo wir heute landen? Es geht runter und wieder rauf. Auf der Grenzplatte genießen wir den weiten Ausblick in Richtung Tschechien, unter uns der Ort Ostrov. Eigentlich müssten wir noch ein paar Kilometer schrubben, um die Hälfte der Strecke zur Hälfte der Zeit absolviert zu haben. Nach einigem Hadern geben wir jedoch der Verlockung nach, hier an der Felskante unter freiem Sternenhimmel zu schlafen und schlagen unser Nachtlager auf.

 

Etappe 3 – Die fliegende Isomatte

2 Uhr nachts. Der Wind hat merklich aufgefrischt. Und zwar so sehr, dass ich regelmäßig aufwache, um zu gucken, dass meine Siebensachen noch da sind, die ich auf der Grenzplatte verstreut habe. Zu allem Unglück drückt auch noch die Blase. „Aber wenn ich jetzt aufstehe, hab ich nichts mehr, was meine Isomatte mit Quilt am Boden hält“, denke ich. Ich könnte meinen Rucksack oben drauf legen. An dem baumelt aber mein scheppernder Topf und ich will Gritta nicht wecken. Also suche ich ein paar mutmaßlich schwere Gegenstände und lege sie auf meine Schlafstelle, bevor ich mir ein stilles Örtchen suche.

Nur eine Minute später höre ich einen Schrei „CARO! Dein Bett!“ und sehe meine Isomatte in hohem Bogen an mir vorbei und den Felsen herunter fliegen. Zum Glück weht der Wind „landeinwärts“ über die Grenzplatte, so dass ich nur 4 m nach unten steigen muss und nicht 400, um meine Matte zu bergen. Gritta ist somit wach und ich muss vor Schreck auch nicht mehr pinkeln.

5:45 Uhr morgens. Der Wind hat sich zu einem waschechten Sturm entwickelt. Sobald ich mein Kopfkissen loslasse, fliegt es weg. Für Gritta ist die Nacht zu Ende, sie zieht mit Sack und Pack von der Platte  hinter den Felsen, wo ich meine Isomatte gefangen hatte. Ich versuche noch eine Stunde lang, eine Mütze Schlaf zu kriegen, packe dann aber unter den erschwerten Bedingungen und der aufgehenden Sonne doch auch recht bald meinen Rucksack. Um 7 Uhr brechen wir auf, ohne Frühstück.

Die Biegung der Bäume gibt einen ungefähren Eindruck der Windstärke

52 km Gesamtstrecke liegen noch vor uns. Es ist erstaunlich, wie wenig Tageskilometer man in diesem Terrain schafft. Vor allem, wenn man sich oftmals erstmal orientieren muss und verzweifelt die gelben Kleckse sucht, die manchmal unglücklich unterm Astansatz einer Tanne angebracht sind oder sich im Herbstgold der Blätter verstecken. Oder wenn man sich dreimal um die eigene Achse dreht, weil das GPS wieder eine andere Strecke kennt. Oder wenn der Weg steil die Böschung hochgeht und man merkt: hier soll erst noch ein Weg durch die Forststeigwanderer platt getrampelt werden.

 

Nach gut drei Stunden erreichen wir die Rotsteinhütte, in der wir letzte Nacht wirklich gern geschlafen hätten, aber nicht bereit waren, noch die drei Stunden  im Dunkeln zurück zu legen. Das letzte Stück hierher führt experimentell durch ein Rodungsgebiet. Wir verbringen unser zweites Frühstück hier, bevor es weiter in das Tageswanderungs-Gebiet um den Katzsteinfels geht. Zwischen den gut riechenden Tageswanderern fühlen wir uns schon ein wenig komisch, ernten verständnislose Blicke für unsere riesigen Rucksäcke. Die haben ja keine Ahnung.

 

Am Neuteich hören zwei Typen unsere Diskussion mit an, ob das Wasser aus dem Teich wohl nach Filterung trinkbar ist. Was denen wohl durch den Kopf gegangen sein muss. Das Teichwasser ist wunderbar klar und wird eingepackt.

Als Reststrecke für den morgigen Tag möchte ich etwas unter 25 km übrig haben. Damit kommen wir dem Campingplatz Nikolsdorfer Berg immer näher, den wir aber unbedingt vermeiden wollen. Außerdem wollen wir die Nacht wieder unter freiem Himmel verbringen, vorzugsweise in einer Boofe. Weil uns die Aussicht der ersten Boofe nicht schön genug ist, laufen wir noch weiter bis zum Labyrinth, einer großen Felsgruppe und Spielplatz für jeden Kletterfreund.

 

Nachdem Gritta und ich uns blöderweise ausgerechnet hier getrennt hatten, finden wir uns nach 20 Minuten wieder und machen uns auf die Suche zum Zugang einer Boofe, die ich zwar gefunden, aber von der einen Seite nicht erreicht hatte. Als wir schon aufgeben und uns woanders häuslich einrichten wollen, klettere ich noch einmal um den Felsen herum und da ist sie: die perfekte Boofe mit Blick in den Wald und Uhu-Gehuhu die ganze Nacht über.

 

Etappe 4 – Endspurt

Es fällt uns wahrlich schwer, am Morgen die gemütliche Boofe zu verlassen. Windstille, völlige Ruhe und angenehme Herbsttemperaturen haben uns gut schlafen lassen. Wir hatten diese Luxus-Boofe ganz für uns alleine, was nicht selbstverständlich ist, wenn man sich die Bilder dicht gedrängter Wanderer auf der Nationalparkseite ansieht. Aber 25 km sind heute noch zu gehen und die Heimfahrt anzutreten. Da das am Vortag so gut geklappt hatte, bleibt auch heute die Küche kalt und wir vertagen das Frühstück auf das erste Wiedertreffen mit der Biela und essen auf einem Holzstapel.

 

Heute führen viele lange Abschnitte über Forststraßen. Nach der vielen Abwechslung wird uns schon ein wenig langweilig. Gerade rechtzeitig biegt der Steig mitten ins Dickicht ab und bringt uns steil über einen wohl gerade erst entstehenden Pfad auf dem direkten Weg nach oben zum Quirl. Schnaufen, ächzen, schwitzen. Man soll sich halt nicht beschweren. Wir kommen der Festung Königsstein und dem herausstechenden Pfaffenstein immer näher, umrunden ihn sogar zur Hälfte. Dann geht es auf einen unserer letzten Anstiege. Hoch zum Gohrisch. Hier stehen wir wieder vor der Wahl: rechts oder links, denn gelbe Kleckse finden wir nicht. Die Entscheidung für rechts bringt uns zwar nach oben, von Forststeig-Markierungen ist aber weiterhin nichts zu sehen.

 

Zeit für eine letzte Pause. Mir tun heute schon seit Km 10 die Füße weh. Ich schiebe mir die restlichen Gummibärchen gepaart mit Tornado-Chips und kaltem Kaffee hinein, während ich zum ersten Mal wirklich die große Papierkarte zur Orientierung nutze. Die gibt mir Aufschluss, dass wir vom Gohrisch dem Malerweg folgen müssen. Na klar, muss man halt wissen. Auf dem Gohrisch ist vergleichsweise viel Betrieb. Zwischen ihm und dem benachbarten Papststein befindet sich ein gut besuchter Parkplatz und auf dem Papststein auch noch eine Gaststätte. Kein Wunder, dass es vor Leuten wimmelt.

Einem älteren Ehepaar, das gerade die Treppe herunter kommt und mir versichert, es sei nicht mehr weit, erzähle ich kurz von unseren bereits 94 zurückgelegten Kilometern mit Gepäck.

„Wirklich? Das ist ja toll! Machen Sie das unbedingt weiter.“ Ich glaube, die beiden hätten daran auch viel Spaß gehabt, als sie noch konnten.

 

Die letzten Meter führen uns durch die „Hölle“, eine spektakuläre Schlucht mit einer einladenden Boofe. Es geht immer weiter abwärts bis die Knie glühen. Die Elbe können wir schon durch die Baumwipfel sehen. Bald ist die wunderschöne Abenteuerwanderung zu Ende. 800 m Elberadweg holen uns in die städtische Realität zurück und wir versuchen mit einem großen Softeis aus dem Bahnhof den Schmerz zu lindern, als wir ins Auto steigen.

Aber wisst ihr was? Ich hab da noch diese Trekkingtickets. Die wollen ja auch nochmal gebraucht werden. Auf einer Forststeigwanderung mit 5-6 Tagen. Denn jede Wanderung auch auf demselben Weg ist immer anders!

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Tipps zu Wasser, Unterkünften, Versorgung und Navigation gibts in diesem Beitrag. Das hätte hier leider den Rahmen gesprengt.

 

 



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