Nachdem ich im letzten Jahr mein Halbmarathon-Debut beim SportScheck-Stadtlauf aufgrund von Knieproblemen leider nicht verwirklichen konnte, war es umso schöner, dies nun in diesem Jahr bei mehr als frühlingshaftem Wetter beim größten deutschen Halbmarathon nachholen zu können. Ich hatte mich schon am ersten Tag der Registrierung angemeldet und war so mit 30 Euro Teilnahmegebühr dabei. Tatsächlich war der Halbmarathon auch im Dezember 2013 bereits ausverkauft.
Zu diesem Zeitpunkt stand mein Trainingsplan bereits, was allerdings die Erkältung, die mich fast einen Monat piesackte, wenig interessierte. Mein Ziel war es, den Lauf in unter zwei Stunden zu absolvieren. Und an diesem Ziel hielt ich auch bis zum Tag des Wettkampfes fest. Warum es trotzdem nicht klappte, dazu später mehr.
Die Startunterlagen konnte man an drei Tagen vor dem Wettkampf auf der Messe Berlin Vital auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof abholen. Freitag kurz nach Eröffnung der Messe war offensichtlich ein guter Zeitpunkt, da die Ausgebenden quasi schon auf mich warteten. Neben Kleiderbeutel mit Energieriegel und Startnummer erhielt jeder Teilnehmer ein Papierarmband umgebunden, das bis zum Wettkampf nicht mehr abgenommen werden durfte. Das machte es natürlich notwendig, jeden Teilnehmer persönlich seine Unterlagen abholen zu lassen. Und wenn 30.000 Teilnehmer ihre Unterlagen abholen müssen, kommt es irgendwann zum Stau. Irgendwann, das war Samstag und Sonntag kurz vor Start der Fall. Einer meiner Mitläufer berichtete von 30 Minuten Wartezeit am Samstag nachmittag.
Zum Leidwesen der Langschläfer fiel der Wettkampf mit der Umstellung auf die Sommerzeit zusammen. Um 7.30 Uhr aufzustehen und sich ein Brötchen mit Marmelade hineinzuzwingen, war also doppelt hart. Meine Stimmung stieg aber zusehends, als ich dem Ort des Geschehens näher kam. Das Wetter war sonnig, noch ein wenig frisch und überall sah man schon die Läufer mit ihren Kleiderbeuteln zum Start pilgern. Ich traf mich mit Martin, meinem Mitläufer. Wir wollten den Halbmarathon zusammen bestreiten und die zwei Stunden knacken.
Nach dem Start, der in drei Wellen ab 10:05 Uhr erfolgte, befanden wir uns auch auf gutem Wege dahin. Durch das Brandenburger Tor zu laufen, war ein tolles Gefühl. Die Sonne schien uns die ganze Zeit entgegen und es war für Ende März mit fast 17 Grad richtig warm. Genau das machte mir aber ab 7 km zu schaffen und ich hatte kurzzeitig die Befürchtung, mein Kreislauf wolle nicht mehr mitmachen. Ein Fruchtriegel, den ich mir mitgenommen hatte, half aber dankenswerterweise. Ab dem Zeitpunkt versuchte ich aber, jeden noch so kleinen schattigen Abschnitt mitzunehmen.
Bis km 15 war unsere Zeit mit einem durchschnittlichen Pace von 5:38 immer noch auf Kurs. Genau dann aber fing das Knie meines Lauf-Buddies an, sich mit den Schmerzen bemerkbar zu machen, die mich die letzten Monate wieder und wieder begleitet und zur Verzweifelung gebracht hatten. Anfangs versuchten wir es abwechselnd mit Geh-Pausen und wieder kurzzeitigem Laufen. Mal schneller mal langsamer. Ab 18 km ging dann aber schmerzbedingt bei Martin gar nichts mehr und so vollendeten wir die letzten 2,0975 km mit einem Spaziergang ins Ziel. Angesichts dessen kann sich unsere Zielzeit trotzdem sehen lassen. Wir hatten ja einen ganz passablen Vorsprung herausgelaufen. Natürlich ist es schade, wenn man ein gesetztes Zeitziel aus so einem Grund nicht erreichen kann. Aber zum einen kommt immer alles anders, als man glaubt und zum anderen war es mir weitaus wichtiger, gemeinsam im Ziel anzukommen als ein paar Minuten weniger auf der Urkunde stehen zu haben. Und einen Spaziergang beim Berliner Halbmarathon… den vergisst man nicht so schnell!
Es kommen noch so viele andere Halbmarathons.
Meine Zielzeit 02:14:10
Mein persönliches Streckenrating:
Teilnehmerzahl: 30.028 Teilnehmer gingen 2014 an den Start. Damit ist der Berliner Halbmarathon der größte Halbmarathon Deutschlands. Und das merkt man auch. Gehört man nicht unbedingt zu den Topläufern, läuft man fast immer im Pulk. Das Feld zieht sich trotz der Distanz eigentlich nie wirklich auseinander.
Schlange stehen sollte man mögen. Sowohl beim Abholen der Startunterlagen (die erstmalig ausschließlich persönlich abzuholen waren), an den Toiletten, bei den Medaillen und der Versorgung im Ziel – überall ist Geduld mitzubringen. Aber irgendwie macht diese wahnsinnige Masse an Menschen auch genau den Reiz aus, den der Berliner Halbmarathon nunmal hat. Denn gerade diese riesige Menschenbewegung führt auch dazu, dass man an wirklich jedem Abschnitt der Strecke motivierende Zurufe der Zuschauer erhält.
Attraktivität: Die Strecke gestaltet sich wie eine Sightseeing-Tour zu Fuß. Vom Brandenburger Tor, über die Siegessäule, Schloss Charlottenburg, Kurfürstendamm, Potsdamer Platz bis hin zum Roten Rathaus am Alexanderplatz. Alles ist dabei. Schon allein deshalb ist es nicht verwunderlich, hier vielen anderssprachigen Teilnehmern zu begegnen. Aber auch als Berliner genießt man die Anblicke.
Schwierigkeitsgrad: flacher Rundkurs durch die Berliner Innenstadt über Hauptstraßen, nur kurzzeitig über Kopfsteinpflaster. An sich ein gute Strecke für persönliche Rekorde, wenn man sich durch die Menge kämpfen kann.
Verpflegung: Im Ziel gab es Wasser, warmen Tee, alkoholfreies Bier und Bananen.
Bewachte Kleiderabgabe: Ja. Für Läuferinnen und Läufer standen ausreichend Trucks zur Abgabe des Kleiderbeutels zur Verfügung, den man bei der Startunterlagenausgabe erhalten hatte.
Auszeichnung: Finisher-Medaille mit blauer Kordel
2 Gedanken zu “34. Berliner Halbmarathon”