Drei endlos erscheinende Jahre ist es her, dass ich auf meine letzte – wirklich lange – Weitwanderung gestartet bin. Mitte April ist es nun endlich so weit: Ich werde wieder einen Schritt vor den anderen setzen. Startpunkt: die Grenze zwischen Mexiko und den USA. Ziel: Kanada! Bei rund 1.430 Schritten, die ich pro Kilometer im Schnitt mache, sind das über 6 Millionen Schritte, die auf 4.250 Kilometern vor mir liegen. Zu diesen Millionen von Schritten gesellen sich noch etwa 120.000 Höhenmeter. Und als wäre das nicht schon genug, schleppe ich dabei Tag ein, Tag aus noch meine gesamte Ausrüstung aus Zelt, Schlafsack, Isomatte, Klamotten, Kocher, Topf, Wasser, Essen für mehrere Tage und derlei Kleinkram mit mir herum. Der Körper dankt es einem, wenn man dieses Abenteuer nicht direkt von der Couch aus startet. Doch wie trainiere ich am besten für einen Tagesschnitt von 30 Kilometern in den Bergen von Kalifornien, Oregon und Washington?
Nun bin ich zwar kein Anfänger was Weitwandern anbelangt. Dennoch muss ich zugeben: Ich war schon mal fitter. Vor dem Arizona Trail war ich regelmäßig laufen, hab die eine oder andere längere Wanderung gemacht und war natürlich mehrmals die Woche im Fitnessstudio. Meine letzten Laufversuche liegen schon einige Zeit zurück. Von meinem letzten Besuch im Fitnessstudio ganz zu schweigen. Die Pandemie hat dem Schweinehund eine gehörige Portion Futter verabreicht.
Eine neue Motivation
Auch das andauernde Home Office führt nicht gerade zu erhöhter Mobilität. Also habe ich mir schon seit dem Herbst auf die Fahne geschrieben: Wann immer ich ins Büro fahre, geht’s auf dem Rückweg in die Berge. Wer Berlin kennt, weiß, dass der Ausdruck „Berge“ völlig fehl am Platze ist. Mit 120 Meter Höhe ist der Teufelsberg wohl eher ein Hügel, der benachbarte Drachenberg sogar noch 20 Meter niedriger. Man nimmt, was man kriegt. Und die steile Skipiste des Teufelsberges von unten nach oben zu hecheln, geht dann doch mehr auf die Muskeln und bringt die Pumpe in Schwung, als ich dachte. Und im dunklen Winter gibt es gleich noch das Paket zum erweiterten Orientierungstraining und einen wunderschönen Sternenhimmel mit dazu.
Eine absolut erfahrene Weitwanderin, die den Pacific Crest Trail schon mehrmals gewandert ist, rät ohnehin: zwei- bis dreimal die Woche den vollbepackten Rucksack auf den Rücken und raus – eine Stunde, vielleicht zwei. Das ist tatsächlich machbar und gar nicht so schwer. Am Wochenende schweife ich dann doch weiter und versuche zwischen 27 und 32 Kilometern zu schrubben. Bislang fühlt es sich super an und der Sitz des Rucksacks kann gleich nochmal überprüft werden.
Da ich mich mit reinen Trainingswanderungen aber nicht zufriedengeben mag, gibt’s immer mal zwischendurch ein kurzes Krafttraining obendrauf. Gerade der Rücken hat es bitter nötig, hier merke ich meine Defizite am meisten. Und da ich mich noch immer nicht überwinden kann, wieder ins Fitnessstudio zu gehen, helfen allerlei Gerätschaften, die ich auch bequem zu Hause nutzen kann, dabei, aus dem Home Office auch ein Home Gym zu machen. Langhanteltraining, Liegestütze und Planking – wozu noch aus dem Haus gehen? Hast du die Sachen erst einmal zu Hause, findest du zahlreiche Angebote über YouTube bis hin zu bezahlten Diensten, die dir passende Übungen vermitteln.
Bislang kann ich sagen: Es läuft gut. Und wenn ich mich weiter so disziplinieren kann, fühle ich mich gut vorbereitet. Nun muss nur noch die Pandemie verschwinden und die Schneemassen sich im Zaum halten. Dann steht dem Spaziergang von Mexiko nach Kanada nichts mehr im Weg.[:]