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[:de]Arizona Trail – Der Zeitplan[:]

[:de]Lange war’s ruhig um mein Arizona Trail Projekt. Das heißt aber bei weitem nicht, dass ich untätig war. Im Gegenteil, der Trail nimmt langsam Formen an und so lösen sich einige der 999 Fragen rund um mein großes Abenteuer mehr und mehr auf.

Der Flug ist gebucht!

Nun gibt es quasi kein Zurück mehr. In fünf Monaten ist es endlich soweit, ich lasse Deutschland für etwa vier Monate hinter mir, um mich in dieses riesige Abenteuer, 1.300 km Arizona Trail zu Fuß, und viele kleinere im Anschluss daran zu stürzen. Drei Monate davon decke ich über ein vereinbartes Sabbatical ab, der Rest sind Urlaubstage.

Der Visumsantrag

Diese Zeit übersteigt damit die erlaubten 90 Tage Aufenthaltsdauer am Stück, die mit dem unbürokratischen ESTA-Verfahren möglich sind. Für längere Aufenthalte ist ein Besucher-Visum nötig. Also machte ich biometrische Passfotos, füllte einen sehr langen, englischen Online-Antrag (Formular DS-160) aus und vereinbarte schließlich einen Termin bei der US-Botschaft, die zum Glück einen Standort in Berlin hat. Dort angekommen sollte man mit mindestens einer Stunde für das Anstehen und persönliche Interview mitbringen. Wird der Antrag auf ein Visum genehmigt (was direkt in diesem Termin geschieht), lässt man seinen Reisepass dort und erhält ihn ein paar Tage später mit dem eingetragenen Visum per Post zurück.

Mit dem Visum darf ich nun theoretisch zehn Jahre lang jährlich 180 Tage in den USA verbringen. Theoretisch deswegen, da die jeweilige Aufenthaltsdauer bei jeder Einreise von einem Beamten des Heimatschutzes festgelegt wird. Wollen wir hoffen, dass ich solange bleiben darf, um all die vielen Pläne umzusetzen, die ich gerade schmiede.

Ich baue mir meine Wege

Seit Monaten hocke ich über Papier- und digitalen Karten, suche und plane mir meinen Weg durch die Wüsten und Berge Arizonas. Die Arizona Trail Association stellt dafür für ihre Mitglieder (wird man per jährlichem Beitrag) hochdetaillierte topographische Karten zum Download zur Verfügung. Anhand der darin enthaltenen Routen, Höhenmeter und Wasserstellen habe ich meine Tagesabschnitte in Komoot geplant und gleich noch Fertigkeiten in Open Street Map erworben, denn ich musste feststellen: nicht jeder Trailabschnitt ist in Komoot vorhanden. Da Komoot auf Daten von Open Street Map basiert, habe ich immerhin die komplette Passage 16 per Hand in der freien Kartendatenbank ergänzt. Und siehe da, ein paar Tage später war der Weg in Komoot sichtbar und einige Wochen später auch routebar.

 

Kartentechnisch sollte ich gut ausgestattet sein. Neben den Komoot-Routen habe ich den gesamten Trail auf meiner Fenix. Über mein InReach stehen mir weitere topographische Karten via EarthMate-App auf dem Handy zur Verfügung und zu guter Letzt gibt es die ultimative Arizona Trail-App mit allen aktuellen Daten zu Trails, Wasserverfügbarkeit, Zäunen, Straßen und allem, was dem Wanderer so begegnen kann. Auf (ausgedruckte) Papierkarten werde ich aufgrund der schieren Masse verzichten müssen.

Im Schnitt plane ich, jeden Tag etwa 25 km zurück zu legen. Auf flacheren Abschnitten werden mehr Kilometer geschrubbt, wird es sehr bergig, auch mal weniger. Nach diesem Plan brauche ich 52 Tage, um von Mexiko nach Utah zu wandern. Wahrscheinlich werde ich gerade am Ende viel mehr laufen, aber ich gehe lieber vorsichtig an die Sache heran. Vielleicht verliere ich ja auch aus gesundheitlichen Gründen unterwegs ein paar Tage, die ich dann wieder aufholen muss. Wer weiß?

Wasser in der Wüste

Das leidige Thema des Arizona Trails, die Wasserknappheit. 2018 war eines der trockensten Jahre seit Jahrzehnten. Bedingt durch geringen Schneefall in den Bergen und an sich wenig Niederschlag trugen die wenigen Flüsse so gut wie oder sogar kein Wasser. Kleinere Seen waren schon im März ausgetrocknet. Die Trail Angels waren schwer beschäftigt, Wasserkanister an den Trailheads zu lagern. Niemand weiß, ob es in 2019 besser wird. Und selbst wenn es ein regen- bzw. schneereiches Jahr werden sollte, gibt es Abschnitte, auf denen die Wahrscheinlichkeit, Wasser zu finden, zwischen 0 bis 1 (auf einer Skala bis 4) gibt.

50 oder mehr Kilometer ohne die Sicherheit, Wasser zu bekommen, ist ein Risiko, was ich lieber vorsorglich minimiere. Also werde ich mir etwa eine Woche vor meinem Start ein Mietauto schnappen, einen Hamsterkauf Wasserkanister tätigen und mich auf einen lustigen Roadtrip durch Arizona begeben. Da ich in Tucson lande und der südliche Teil des Arizona Trails wassertechnisch positiver aussieht als der Norden, klappere ich Trailheads und Hinterlandstraßen bis fast zum Grand Canyon ab, um dort jeweils 1-2 Kanister für mich zu lagern.

 

Natürlich könnte ich mich in dem Punkt auch auf die Hilfsbereitschaft der Trail angel verlassen. Aber mal ehrlich, es gibt doch schlimmeres als einen Roadtrip quer durch Arizona… Danach wird mich meine vorerst letzte Autofahrt von Tucson in die Nähe des südlichen Startpunkts an der mexikanischen Grenze bringen. Ein Trail angel ist so nett und bietet Shuttleservices für die Thruhiker an. Dort, am Coronado National Memorial beginnt er dann, der Weg, mein Ziel.

 

 


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[:de]Forststeig Elbsandstein – Wunderschöne Herausforderung [:]

[:de]

„Der Forststeig Elbsandstein ist eine anspruchsvolle Trekkingroute für geübte, trittsichere und gut ausgerüstete Wanderer.“

So wird der über 100 km lange brandneue* Wanderweg auf der ruhigen Seite der Sächsischen Schweiz beworben. Nach vier Tagen auf dem Forststeig kann ich jedes Adjektiv in diesem Satz bestätigen und folgendes hinzufügen: der Forststeig ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke mit einigen Herausforderungen.

Der Sachsenforst hat die Trekkingtour in sieben Tagesetappen zwischen 8,6 km bis 20 km eingeteilt. Da Zeit eine knappe Ressource ist und ich der Meinung war, 25 km pro Tag sollten doch schaffbar sein (der Harzer Hexenstieg ging ja schließlich auch in drei Tagen), plante ich nur vier Tage für den Rundkurs. Ein ambitioniertes Ziel, wie ich feststellen musste. Unter anderem schon deshalb, weil die Trekkinghütten und Biwakplätze am Forststeig nicht ideal verteilt sind.

*  (Eröffnung im April 2018)

Etappe 1 – Goldener Oktober am Forststeig

Mitte Oktober machen Gritta und ich uns an einem Donnerstag Nachmittag auf den Weg ins Elbsandsteingebirge. Nach einer Übernachtung im Nachbarort Krippen stellen wir Freitag morgen das Auto auf dem kostenlosen Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof Bad Schandau ab und huschen in die Touristeninformation. Obwohl ich schon sicher bin, dass wir keine Gelegenheit haben werden, in einer der Trekkingunterkünfte zu schlafen, besorgen wir uns je drei Trekkingtickets. Für die Übernachtung in einer der Trekkinghütten oder Biwakplätze müssen bereits vorher gekaufte Trekkingtickets entwertet und in eine Box vor Ort gesteckt werden.

Die S-Bahn bringt uns in 10 Minuten zum Startpunkt in Schöna, wo wir quasi schon auf den Forststeig stolpern. Bunte Herbstfarben, warme Sonnenstrahlen und ein gemäßigter Anstieg. Ein schöner Einstieg in unsere Herbsttour. Da wir aus Berichten wissen, dass die Ausschilderung des Forststeigs nicht immer ganz eindeutig ist, haben wir unsere Telefone bzw. meine GPS-Uhr mit der Route gefüttert, die es auf der Website des Forststeigs herunterzuladen gibt. Wie wir bald feststellen, ist das sehr hilfreich, um zumindest annähernd zu wissen, wo der Weg hingehen soll und dann gezielt nach den gelben Klecksen als Bestätigung zu suchen. Schon nach 5 km stellen wir fest, dass auch die GPS-Route nicht immer der Realität entspricht. Die Kleckse weisen in eine andere Richtung, während unsere Geräte meckern: „Streckenabweichung“.

 

Das hindert uns aber nicht daran, die wunderschöne Natur in vollen Zügen zu genießen. Die Pfade sind bedeckt mit trockenem, raschelnden Laub, durch das ich mit meinen Wanderschuhen lautstark schlurfe. Ich fühle mich auf einmal wieder wie ein Kind im Herbstwald. Auf dem Zschirnstein machen wir eine kurze Snackpause mit der ersten eindrucksvollen Aussicht über die Wälder der Sächsischen Schweiz, bevor es kilometerweit an der deutsch-tschechischen Grenze entlang geht. Immer wieder kreuzen wir dabei kleine Bäche und Quellen, so dass wir unsere Wasservorräte regelmäßig auffüllen können. Wasserfilter gehören also unbedingt in das Gepäck.

 

Aus reiner Neugier schauen wir uns die am Weg liegenden, liebevoll aufbereiteten Biwakplätze und Hütten an. Leider liegen diese alle weit vor unserem heutigen Tagesziel. Am Hühnerberg biegen wir nach Tschechien ab und überschreiten alsbald die Grenze. Der steinige Kammweg führt uns hier wieder ganz weit nach oben. Ein Turm taucht vor uns auf, dazu eine kleine Gaststätte. Aber wir wollen noch ein paar Kilometer machen, bevor die Sonne untergeht.

 

Kurz vor dem Örtchen Sněžník (Schneeberg) biegen wir in einen Waldweg ein und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. Nachdem Hängematte aufgehängt und Cowboycamp hergerichtet sind, genießen Gritta und ich unser warmes Abendessen und den sternenreichen Himmel über uns. Es ist gerade mal 21:00 Uhr, da verschwinden wir schon in den Schlafsäcken. Hiker midnight auch in Tschechien.

Etappe 2 – Wo lang denn jetzt?

Ein heißer Kaffee zum Morgen, Müsli mit Milchpulver und schon geht es um 8 Uhr weiter. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch kommen wir an einer Herberge in Schneeberg vorbei. Der Ort scheint auch nur aus dieser zu bestehen. Kurz danach biegen wir wieder in den Wald ab und wandern nach Ostrov weiter. Gelbe Striche haben wir übrigens seit Überschreiten der Grenze nicht mehr gesehen. Vielmehr muss man jetzt wissen, mit welchem Weg(symbol) der Forststeig parallel verläuft. Die grobe Übersichtskarte, die man kostenlos am Bahnhof erhält, ist hier sehr hilfreich. Auf dem Campingplatz mit Gaststätte dürfen wir die Toilette benutzen, wo wir auch gleich unsere Wasservorräte auffüllen.

 

Durch das Wasser gerade 3 kg schwerer geworden, geht es auch schon wieder in die Berge. Steile Felstreppen,  breite Forststraßen und schmale Pfade bringen uns wieder völlig unbemerkt auf die deutsche Seite. Ganz selten begegnen uns mal Wanderer, die den Weg in die andere Richtung gehen. Ansonsten ist es hier einfach nur herrlich still. Dass wir uns wieder der Zivilisation nähern, merken wir an den ersten auftauchenden Tageswanderern. An der Kamphütte machen wir nach bereits sechs durchwanderten Stunden Pause. Meine Füße schmerzen wie verrückt und mit einem Brombeerstrauch musste ich mich auch noch anlegen. Die Brombeere sah hinterher allerdings besser aus als mein Fuß.

 

Das Rosenthal-Bielatal ist gesäumt von Felsformationen, von denen viele zum Klettern einladen. Genau hierdurch führt uns auch der Forststeig. Am Bielawächter/Johannisturm stehen wir auf einmal vor der Wahl: rechts oder links lang? Hinweise gibt es keine. Wir entscheiden uns für links und klettern, bis der „Weg“ aufhört und wir nur noch vor einer zugewachsenen Böschung stehen. Fuß- und Rutschspuren deuten darauf hin, dass wir nicht die ersten sind, die hier landen. Weiter oben müsste der Weg sein. Also krabbeln und klettern wir durchs Unterholz und landen tatsächlich wieder auf unserem Steig. Es soll ja auch Abenteuer sein.

 

An der Biela fülle ich nochmal mein Wasser auf. Wer weiß, wo wir heute landen? Es geht runter und wieder rauf. Auf der Grenzplatte genießen wir den weiten Ausblick in Richtung Tschechien, unter uns der Ort Ostrov. Eigentlich müssten wir noch ein paar Kilometer schrubben, um die Hälfte der Strecke zur Hälfte der Zeit absolviert zu haben. Nach einigem Hadern geben wir jedoch der Verlockung nach, hier an der Felskante unter freiem Sternenhimmel zu schlafen und schlagen unser Nachtlager auf.

 

Etappe 3 – Die fliegende Isomatte

2 Uhr nachts. Der Wind hat merklich aufgefrischt. Und zwar so sehr, dass ich regelmäßig aufwache, um zu gucken, dass meine Siebensachen noch da sind, die ich auf der Grenzplatte verstreut habe. Zu allem Unglück drückt auch noch die Blase. „Aber wenn ich jetzt aufstehe, hab ich nichts mehr, was meine Isomatte mit Quilt am Boden hält“, denke ich. Ich könnte meinen Rucksack oben drauf legen. An dem baumelt aber mein scheppernder Topf und ich will Gritta nicht wecken. Also suche ich ein paar mutmaßlich schwere Gegenstände und lege sie auf meine Schlafstelle, bevor ich mir ein stilles Örtchen suche.

Nur eine Minute später höre ich einen Schrei „CARO! Dein Bett!“ und sehe meine Isomatte in hohem Bogen an mir vorbei und den Felsen herunter fliegen. Zum Glück weht der Wind „landeinwärts“ über die Grenzplatte, so dass ich nur 4 m nach unten steigen muss und nicht 400, um meine Matte zu bergen. Gritta ist somit wach und ich muss vor Schreck auch nicht mehr pinkeln.

5:45 Uhr morgens. Der Wind hat sich zu einem waschechten Sturm entwickelt. Sobald ich mein Kopfkissen loslasse, fliegt es weg. Für Gritta ist die Nacht zu Ende, sie zieht mit Sack und Pack von der Platte  hinter den Felsen, wo ich meine Isomatte gefangen hatte. Ich versuche noch eine Stunde lang, eine Mütze Schlaf zu kriegen, packe dann aber unter den erschwerten Bedingungen und der aufgehenden Sonne doch auch recht bald meinen Rucksack. Um 7 Uhr brechen wir auf, ohne Frühstück.

Die Biegung der Bäume gibt einen ungefähren Eindruck der Windstärke

52 km Gesamtstrecke liegen noch vor uns. Es ist erstaunlich, wie wenig Tageskilometer man in diesem Terrain schafft. Vor allem, wenn man sich oftmals erstmal orientieren muss und verzweifelt die gelben Kleckse sucht, die manchmal unglücklich unterm Astansatz einer Tanne angebracht sind oder sich im Herbstgold der Blätter verstecken. Oder wenn man sich dreimal um die eigene Achse dreht, weil das GPS wieder eine andere Strecke kennt. Oder wenn der Weg steil die Böschung hochgeht und man merkt: hier soll erst noch ein Weg durch die Forststeigwanderer platt getrampelt werden.

 

Nach gut drei Stunden erreichen wir die Rotsteinhütte, in der wir letzte Nacht wirklich gern geschlafen hätten, aber nicht bereit waren, noch die drei Stunden  im Dunkeln zurück zu legen. Das letzte Stück hierher führt experimentell durch ein Rodungsgebiet. Wir verbringen unser zweites Frühstück hier, bevor es weiter in das Tageswanderungs-Gebiet um den Katzsteinfels geht. Zwischen den gut riechenden Tageswanderern fühlen wir uns schon ein wenig komisch, ernten verständnislose Blicke für unsere riesigen Rucksäcke. Die haben ja keine Ahnung.

 

Am Neuteich hören zwei Typen unsere Diskussion mit an, ob das Wasser aus dem Teich wohl nach Filterung trinkbar ist. Was denen wohl durch den Kopf gegangen sein muss. Das Teichwasser ist wunderbar klar und wird eingepackt.

Als Reststrecke für den morgigen Tag möchte ich etwas unter 25 km übrig haben. Damit kommen wir dem Campingplatz Nikolsdorfer Berg immer näher, den wir aber unbedingt vermeiden wollen. Außerdem wollen wir die Nacht wieder unter freiem Himmel verbringen, vorzugsweise in einer Boofe. Weil uns die Aussicht der ersten Boofe nicht schön genug ist, laufen wir noch weiter bis zum Labyrinth, einer großen Felsgruppe und Spielplatz für jeden Kletterfreund.

 

Nachdem Gritta und ich uns blöderweise ausgerechnet hier getrennt hatten, finden wir uns nach 20 Minuten wieder und machen uns auf die Suche zum Zugang einer Boofe, die ich zwar gefunden, aber von der einen Seite nicht erreicht hatte. Als wir schon aufgeben und uns woanders häuslich einrichten wollen, klettere ich noch einmal um den Felsen herum und da ist sie: die perfekte Boofe mit Blick in den Wald und Uhu-Gehuhu die ganze Nacht über.

 

Etappe 4 – Endspurt

Es fällt uns wahrlich schwer, am Morgen die gemütliche Boofe zu verlassen. Windstille, völlige Ruhe und angenehme Herbsttemperaturen haben uns gut schlafen lassen. Wir hatten diese Luxus-Boofe ganz für uns alleine, was nicht selbstverständlich ist, wenn man sich die Bilder dicht gedrängter Wanderer auf der Nationalparkseite ansieht. Aber 25 km sind heute noch zu gehen und die Heimfahrt anzutreten. Da das am Vortag so gut geklappt hatte, bleibt auch heute die Küche kalt und wir vertagen das Frühstück auf das erste Wiedertreffen mit der Biela und essen auf einem Holzstapel.

 

Heute führen viele lange Abschnitte über Forststraßen. Nach der vielen Abwechslung wird uns schon ein wenig langweilig. Gerade rechtzeitig biegt der Steig mitten ins Dickicht ab und bringt uns steil über einen wohl gerade erst entstehenden Pfad auf dem direkten Weg nach oben zum Quirl. Schnaufen, ächzen, schwitzen. Man soll sich halt nicht beschweren. Wir kommen der Festung Königsstein und dem herausstechenden Pfaffenstein immer näher, umrunden ihn sogar zur Hälfte. Dann geht es auf einen unserer letzten Anstiege. Hoch zum Gohrisch. Hier stehen wir wieder vor der Wahl: rechts oder links, denn gelbe Kleckse finden wir nicht. Die Entscheidung für rechts bringt uns zwar nach oben, von Forststeig-Markierungen ist aber weiterhin nichts zu sehen.

 

Zeit für eine letzte Pause. Mir tun heute schon seit Km 10 die Füße weh. Ich schiebe mir die restlichen Gummibärchen gepaart mit Tornado-Chips und kaltem Kaffee hinein, während ich zum ersten Mal wirklich die große Papierkarte zur Orientierung nutze. Die gibt mir Aufschluss, dass wir vom Gohrisch dem Malerweg folgen müssen. Na klar, muss man halt wissen. Auf dem Gohrisch ist vergleichsweise viel Betrieb. Zwischen ihm und dem benachbarten Papststein befindet sich ein gut besuchter Parkplatz und auf dem Papststein auch noch eine Gaststätte. Kein Wunder, dass es vor Leuten wimmelt.

Einem älteren Ehepaar, das gerade die Treppe herunter kommt und mir versichert, es sei nicht mehr weit, erzähle ich kurz von unseren bereits 94 zurückgelegten Kilometern mit Gepäck.

„Wirklich? Das ist ja toll! Machen Sie das unbedingt weiter.“ Ich glaube, die beiden hätten daran auch viel Spaß gehabt, als sie noch konnten.

 

Die letzten Meter führen uns durch die „Hölle“, eine spektakuläre Schlucht mit einer einladenden Boofe. Es geht immer weiter abwärts bis die Knie glühen. Die Elbe können wir schon durch die Baumwipfel sehen. Bald ist die wunderschöne Abenteuerwanderung zu Ende. 800 m Elberadweg holen uns in die städtische Realität zurück und wir versuchen mit einem großen Softeis aus dem Bahnhof den Schmerz zu lindern, als wir ins Auto steigen.

Aber wisst ihr was? Ich hab da noch diese Trekkingtickets. Die wollen ja auch nochmal gebraucht werden. Auf einer Forststeigwanderung mit 5-6 Tagen. Denn jede Wanderung auch auf demselben Weg ist immer anders!

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Tipps zu Wasser, Unterkünften, Versorgung und Navigation gibts in diesem Beitrag. Das hätte hier leider den Rahmen gesprengt.

 

 



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[:de]Dein Ostseeweg 2017 – Die Geschichte des Schlusslichts[:]

[:de]

erzählt und geschrieben von Ralf M.


Nach dem nun einige Zeit vergangen ist möchte ich auch noch kurz Resümee zum vergangenen 100km Marsch ziehen. Mein mittlerweile 9ter Marsch und der vierte in diesem Jahr. Dass es sich aber zu einem der für mich schönsten und emotionalsten Märsche entwickelte hatte, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. 

 

Die Geschichte des Schlusslichts

 

Eigentlich wollte ich den Marsch ja absagen. Körperliche und berufliche Grunde hatten mir eigentlich gesagt, mach dir ein ruhiges WE und leg mal die Füße hoch. Aber wen würde ich damit so kurzfristig alles enttäuschen?? Zimmer waren gebucht (in dem ich im Übrigen in zwei Nächten nicht ein einziges Mal im Bett lag) und Fahrstrecken abgesprochen. Von daher was soll‘s dacht ich mir: „ein Mann – ein Wort“ und rein ins Auto und ab nach Bad Doberan…

 


Die ersten 20-30 Kilometer verliefen wie immer. Viel Gequatsche, viel Gedrängel und man kommt mit dem ein oder andern ins Gespräch. Somit auch mit Robert aus Münster, einem ehemaligen Magdeburger (aber dazu später). Nachdem sich in den ersten 30 km die Gruppen gefunden oder durch Zufall zusammen gewürfelt hatten stand ich plötzlich mit Lea „alleine“ und „verlassen“ vom Rest des 30ig köpfigen „EarnYourBacon“ Teams auf weiter Flur. Kleinere Reste des Teams sahen wir vereinzelt höchstens bei den folgendenVerpflegungsstationen als sie meist schon im Begriff waren zu gehen. Der Rest war uns schon weit voraus.


 


Aber was soll’s, der Teamgedanke war geboren und reifte Stück für Stück und Kilometer für Kilometer weiter an. Ich legte dieses Mal eh keinen Wert auf Zeit oder sonstigeErrungenschaften. Eigentlich wollte ich es nur ganz in Ruhehinter mich bringen. Auch ein Abbruch wäre für mich mal egal gewesen. Kann man ja auch mal machen. Das Gefühl kannte ich ja eh noch nicht. Daher war es für mich irgendwann auch leicht mit Lea den Abbruch bei km 67 (nächster Verpflegungspunkt) zu beschließen. Sie hatte sich nämlich auf den ersten 25 km durch die falsche Schuhwahl eine Blase zugezogen und die Wechselschuhe die Ihr Freund dann brachte machten es zwar Besser aber die Titanic hatte eben ein Leck bekommen und musste zwangsläufig irgendwann unter gehen. Ab km 50 war es dann auch so weit. Wir begannen langsam, aber sicher zu sinken. Die Schmerzen bei Lea waren so groß, dass wir nur noch 3,5 km die Stunde schafften. Da half auch die beste Motivation nichts, wenn man erst bei der Hälfte der Strecke ist. Somit war ihr klar, dass sie den Marsch abbrechen müsste und ich fügte mich dem Schicksal unserer kleinen entstandenen Gruppe und beschloss für mich auch abzubrechen weil einfach nicht die richtige Lust da war um weiter zu machen. Aber Lea hatte biss und wollte sich wenigstens bis km 67 zum nächsten Verpflegungspunkt durch schlagen, um ihren bisherigen Rekord von 65 km um 2 km überbieten. So hätte sie wenigstens noch ein kleines Erfolgserlebnis gehabt. 

 

Die Nacht verging Stunde um Stunde, aber nicht die zurückgelegten Kilometer. Wir schlichen mehr durch den Wald und die Dörfer als wir liefen und wurden ständig von anderen Wanderern überholt. Mit Lampe auf dem Kopf, Musik in den Ohren ging es ohne viele Worte langsam durch die Nacht. Ab und an eine Aufmunterung, die den Schmerz für 10 Meter abklingen lies um nur kurz darauf umso stärker wieder zurück zu kommen. Es war eine deprimierende Zeit, weil wir wussten was auf uns zukam. Aber wenigstens gingdann endlich so langsam die Sonne auf. Gab neuen Mut, neue Kraft und neue Zuversicht. Und plötzlich traf uns ein Geistesblitz. Warum wir natürlich nicht schon früher drauf gekommen sind fragt bitte nicht, aber eine Kurve weiter auf freier Wildbahn (ok war Fahrradweg) saßen zwei Mädels die sich Ihre Füße neu abgeklebten und wir beschlossen uns das Dilemma bei Lea endlich einmal an zuschauen. Ein schöne prall gefüllte Blase im Durchmesser von 3 bis 4 cm zierte den Fuß oder besser den Hacken von Lea die Ihr die unsäglichen Schmerzen verursachte. Leider hatten die Mädels keine Nadel mehr und hatten auch nur Ihre Fingernägel benutzt, aber wir dachten uns der Nächste der bei uns vorbei kommt wird angeschnorrt. Und wirklich eine nette Dame (Sophia) gab uns Ihr Taschenmesser…

 

Alle Sanis bitte, die nächsten Sätze überlesen. 

 

Ruck zuck war die Schere aus dem Messer geklappt. Lea konnte es nicht, also hab ich kurz angesetzt und zwei Stiche später war das komplette Tempotaschentuch nass. Die Blase war erstmal Geschichte. Sie drücke das restliche Wasser aus den zwei offenen Hautschlitzen und sah plötzlich wieder schmerzbefreiter und glücklicher aus als noch vor 5 Minuten. 

 

Die 67 rückten also wieder in greifbare Nähe. Und es lief wirklich wieder besser. Beflügelnd war es auch das wir just in dem Moment von unseren drei letzten Damen uns unserer Gruppe eingeholt wurden und wir so das Abenteuer zu fünftweiter bestreiten konnten. Unsere Zeiten verbesserten sich tatsächlich wieder auf 11:30 je Kilometer. Tempo wie fast am Anfang. Wahnsinn.. Und die ersten Phantasien an die 74 wurden geboren und ich goss das zarte Pflänzchen „Ehrgeiz“Stück für Stück mit Motivation.  So erreichten wir erstmal die 67 mit fast schon guter Laune. Auch wenn wir das Tempo unserer drei dazugewonnenen Mitstreiter nicht ganz mehr halten konnten. 

 

Jetzt war erstmal Pause angesagt und die Freude über das Erreichen des Etappenzieles groß. Es wurde gefrühstückt und was Warmes getrunken. Gespräche mit anderen geführt,warum man sich zum Beispiel ein „L“ und ein “R“ auf den Fußrücken in einer thailändischen Opiumhöhle tätowieren lassen muss oder warum andere den guten Kaffee einfach umkippen müssen. Mit fortschreitender Zeit und sinnlosen aber coolen Gesprächen stieg nicht nur die Sonne immer höher am Himmel empor sondern auch unsere Zuversicht das nächste Etappenziel doch erreichen zu können. Kilometer 74…das wäre ein Traum den zu erreichen. Immerhin wären es dann schon fast 10 km mehr als Lea‘s bisheriger Rekord und somit eine zusätzliche Motivation es an zu gehen. 

 

Also weiter, immer weiter im fünfer Gespann entlang der Küste. Aber wir konnten das Tempo nach einigen Kilometern nicht mehr standhalten. Die Füße brannten einfach zu stark um wirklich noch Tempo auf die Streck zu bekommen. Erst 12:30 dann 13:00 Minuten pro Kilometer waren jetzt so die Regel und so schön die Sonne am Morgen auch sein kann umsoerdrückender ist Sie, wenn man an der vollen Strandpromenade von Kühlungsborn lang marschieren muss. Viele Menschen fragten sich was den das für Ausgestoßene sind. Menschen mit zerzausten Haaren, dreckig mit verkrampften Gesichtern und Rucksäcken passte irgendwie nicht ins Weltbild vieler Menschen zu einem so schönen und unbekümmerten Sonntagvormittag. Wir blickten in viele fragende aber doch immer freundliche Gesichter. Oder war es Mitleid? Wer weiß das schon und wen kümmert es nach über 70km. Und wenn von hier und da ein motivierender Zurufkam, wussten wir, DER weiß was wir hier machen und bedankten uns mit einem gequälten aber ehrlichem lächeln. Lea fing langsam wieder an stärker kämpfen zu müssen. Müdigkeit, Erschöpfung und die brennenden Füße forderten ihren Tribut und sie wollte nur noch zum Sani um sich irgendein Pflaster kleben zu lassen. Aber zwischen Konzertgarten Ost und Konzertgarten West liegen so viele verdammte Meter die sich wie Kaugummi am Schuh einfach nur ziehen und nicht enden wollen.   



Unsere drei schnelleren Damen erwischten wir bei der Ankunft am Verpflegungspunkt nur noch beim losgehen. Wir wünschten Ihnen viel Glück und drückten die Daumen, dass sie ihr Ziel die 24 Stunden noch erreichen würden, und machten uns (besser ich) erstmal über die Getränke her und ich versuchte die Jungs, die Papa zum freiwilligen Helfen mit eingespannt hat, für eines der nächsten Event zu begeistern 😉 Währenddessen stellte sich Lea den Sanis einmal persönlich vor und fluchte als Ihr Platz in der Schlange weg war, als sie nur mal „schnell“ auf Toilette geflitzt ist. Aber so ist das eben aber sie kam dann trotzdem noch dran. Der Sani fand es ganz lustig, dass sie sich alles mit Leukoplast abgeklebt hat. Ein Abreißen der alten Pflaster war somit nicht möglich ohne die Haupt der Blase mit runter zu ziehen. Also nur ein Druckpflaster rauf und das muss reichen für die folgenden härtesten 26 Kilometer ihres Lebens…

 

Kurz bevor wir den letzten Abschnitt in Angriff nahmen kam unser guter Jens um die Ecke. Er war also auch noch im Rennen. Warum auch nicht. Einer der bei anderen Veranstaltungen bei km 44 Ohnmächtig wird und dann trotzdem die 100 noch zu Ende läuft, schafft auch diesen Marsch hier. Da machte ich mir keine Sorgen. Aber er hatte wegen seinem Team auch auf Zeiten verzichtet und war jetzt nur noch alleine unterwegs und versuchte noch das Beste aus der Zeit raus zu holen was ging. Wir sind schon ein verrückter harter Haufen dachte ich mir so in dem Moment. Also durfteer schnell was trinken und dann hab ich ihn gleich wieder mit uns mitgenommen. Pausen werden ja eh überbewertet. 😀 Somit waren wir zu dritt und quälten uns gemeinsam über dasletzte Viertel des Weges. Entlang der vollen Straßen in Kühlungsborn, den Weg hinauf zum Leuchtturm in praller Sonne und dann langsam durch, die Gott sein Dank,entschärfte Kühlung. Der Wald spendete endlich Schatten aber der Himmel zog sich nun langsam zu. Lea wurde immer langsamer und weitere Tränen verschmierten irgendwelche Farben um Ihre Augen. Während ich immer wieder auf Lea wartete bis sie zu mir aufgeschlossen hat, Ihr Mut zu sprach und ihr den Rücken stärkte entfernte sich Jens langsam Meter um Meter weiter von uns. Er musste einfach sein Stil laufen um anzukommen und er konnte nicht langsamer werden was auch völlig verständlich war. Dennoch erwischten wir ihn hin und wieder als er Pause machte oder mit anderen am Straßenrand quatschte. Dies war dann auch der Moment, wo wir, zu dem Zeitpunkt noch in unbekannter Weise, auf Robert und Sophie stießen, die sich mit Jens unterhielten. Sophie völlig deprimierend auf der Straße saß und kein Spaß mehr verstand während die beiden Jungs sie versuchten aufzumuntern kamen meine blöden Witze nicht mehr so richtig an. 😀 

 

So waren wir wieder zu dritt. Lea, Jens und ich. Aber so langsam machte sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar. Nahm bei jedem zurückblicken nach Lea immer mehr zu. So war ich im Inneren Zwiespalt mit mir selbst. Geplagt von der Mission sie zu motivieren den ersten 100ter Ihres Lebens zu finishen und dem gegenüber was ich ihr hier grad antue. Sie im wahrsten Sinne des Wortes kaputt zu spielen. Wenn ich oft in ihr schmerzverzerrtes Gesicht blickte und ab und an die Tränen sah hätte ich am liebsten den Sanis Bescheid gegeben die Sache abzubrechen. Aber ich weiß auch, dass die Erlösung nur eine kurze Zeit anhält bis dann für lange lange Zeit die Enttäuschung einsetzt an dem Punkt abgebrochen zu haben. Denn bei einem nächsten Versuch muss man ja auch erstmal die ganzen Strapazen auf sich nehmen, um genau zu diesem Punkt wieder zu kommen. Und besser wird es dann auch nicht. Nein, das sollte nicht passieren. Das was mich persönlich nur noch motivierte den Marsch zu machen durfte nicht so einfach Enden. Der Schmerz vergeht irgendwann und nur der Stolz bleibt und dieses Gefühl sollte auch sie erleben dürfen. Also schluckte ich meine Zweifel runter und betete, dass alles gut werden würde. Also weiter… Meine App meldete jeden zurück gelegten Kilometer und jedes Mal war es ein kurzer Moment des Triumphes wieder einen dieser unendlich langen Kilometer, oder waren es mittlerweile schon Meilen, geschafft zu haben. Die nächsten 100 Meter ging es dann immer mit leichterem Schritt voran bis die Schmerzen dieses kleine Glücksgefühl wieder verrinnen ließen und die App nach 16 Minuten den nächsten geschafften Kilometer meldete. Dennoch musste ich mir was überlegen. Irgendwann kam mir die blöde Idee, Lea zusammen mit Jens wenigstens ein Stück zu tragen. Dazu benötigte man nur einen stabilen Stock, der dann auch irgendwann gefunden wurde und promptprobierten wir es einfach aus. Jens links ich rechts und Lea durfte sich setzten und sich an unseren Schultern festhalten und somit wenigstens mal 50 Meter Ihre Füße ausruhen während wir immer weiter gingen. Und es hat ihr gut getan. Körperlich wie auch vor allem Mental. Zumindest war es mal eine Abwechslung zu dem stupiden starren Blicken nach unten. Und plötzlich während wir am tragen sind hüpfte Robert von hintern mit seine GOPro vorbei und filmte unsere Aktion Lea ein Stück zu transportieren. PS. Ich bin auf das Video gespannt. Aber es war nur ein einmaliger Versuch. Jens musste sein Tempo laufen und somit waren wir bis Kilometer 91 wieder alleine. Dicht gefolgt von Robert und Sophie die Stück für Stück aufholten und den netten Sani auf dem Motorrad der mittlerweile schon irgendwie zu unserem Team zu gehören schien. 

Am Verpflegungspunkt trafen wir dann wieder mir Robert und Sophie zusammen. Hier kamen wir auch das erste Mal richtig ins Gespräch nach dem wir von Team der Verpflegungsstation freudig empfangen wurden. Und verflixt noch eins, Zufall gibt es da wird der Hund in der Pfanne verrückt. Robert war der mit dem wir uns schon auf den ersten 10 km unterhalten hatten und Sophie war die nette Dame, die uns bei Kilometer55 Ihre Schere gegeben hat um die Blase aufzustechen zu können. Somit war gleich klar, dass wir die letzten 9 Kilometer versuchen würden zusammen durch zu ziehen, denn das konnte nun wirklich nicht mit rechten Dingen zu gehen und war ein gutes Omen für den Rest des Marsches. Und noch waren wir nicht letzter. Ein Mitstreiter war noch hinter uns auf dem Weg zur Verpflegungsstation bei Kilometer 91 obwohl sich Lea jetzt wünschte den letzten Platz belegen zu dürfen. 



Also kurz einige der letzten verbliebenen Schmalzstullen verputzt bevor es die Tiere im Zoo bekommen und noch die Grapefruit Limo ausgetrunken und ein Gruppenfoto gemacht. Der erste Kilometer lief auch noch recht gut. Aber Lea konnte dann einfach kaum noch. Schmerzen bei jedem Tritt. Meine App meldet mittlerweile 18+ Minuten pro Kilometer und so mussten wir Sophie ziehen lassen. Nur Robert sahen wir noch ab und an. Die Sanis waren nun unsere steten Begleiter. Fast nach jeden zweiten oder dritten Kilometer warteten Sie samtRTW und Krad auf uns und wollten wohl den letzten Umsatz an dem Tage noch irgendwie schaffen. Aber nichts da. Wir hatten eh alle unsere Krankenkarte nicht dabei 😉 Und Lea verneint trotz dem enormen Wunsch es endlich zu beenden jede Frage mit einem freundlichen „nein – ich gehe weiter“.Was mich sehr stolz auf Ihre Leistung und Ihre Einstellung machte. Immer wenn ich wieder ein paar Meter vor Ihr war und mich umdrehte um auf sie zu warten sah ich dieses körperlich gebrochene zarte Wesen. Etwas Schlagseite nach rechts hatte sie schon seit längerem. Zum Glück gaben Ihr die Stöcker halt sonst wäre sie mir bestimmt in den Graben gefallen. Die Beine und Arme wackelten bei jedem Schritt wieWackelpudding aus Omas Kühlschrank und oft floss eineTräne über die Wange und Ihr Gesicht war schmerzverzerrt wenn wieder ein Steinchen blöde da lag. Seufzer und Tränen waren die restlichen Kilometer immer mit von der Partie. Aber ich konnte ihr dennoch immer und immer wieder ein kleines Lächeln entlocken und ihr die Vision von ihrem ersten geschafften 100ter weiter und weiter in den Kopf meißeln.

 

Zum Glück erreichte uns Ihr Freund bei Kilometer 95 um moralische Unterstützung zu geben. Und Gott sei Dank, weil mir sind so langsam sämtliche Argumente ausgegangen und mein schlechtes Gewissen brachte meine Motivationsversuche nicht mehr wirklich ehrlich rüber und quälte mich zudem enorm. Daher war ich über die moralische Unterstützung sehr dankbar und konnte mir mal eine kleine Auszeit nehmen und den Sanis noch mal zeigen, dass man auch nach 95+ Kilometern noch ganz gut joggen kann. Ich hoffe das Video dazu ist was geworden Robert….

 

Auf den letzten Kilometern waren wir dann aber wieder allein. Ich fasste neuen Mut und spornte Lea immer wieder an weiter zu gehen und nicht aufzugeben. Malte ihr Bilder in Kopf wie erleichtert sie gleich sein würde 100 Kilometer geschafft zu haben. Wie sie ihrem Freund gleich in die Arme fallen kann und alle angestauten Emotionen freien Lauf lassen kann. Ich erzählte ihr wie es sich anfühlt wenn man sich 100km durchdie Hölle gekämpft hat und dann das Ziel überschreitet. Der Stolz über seine Leistung der in einem wächst und sich einbrennt wie das Brandmahl auf einem Stier. Das wir zwar alleine jetzt unterwegs waren, aber das das ganze „EarnYourBacon“ Team in Gedanken grad bei ihr ist und sie anfeuert und wir sie in den Club der Hunderter gleich aufnehmen können. Sie biss die Zähne zusammen. Mir tat es auch schon leid ihr immer wieder zu sagen, da müssen wir hin, nur noch zwei Kilometer. Gleich ist der Wald zu Ende. Schau mal da rechts die Häuser. Das ist Bad Doberan. Wir sind da. Nur noch paar Meter durch die Straßen. Jetzt nur noch bis zu der Ecke und die nächste Querstraße dann ist die Sporthalle da.

 

Allein der enorm erleichternde Blick, die Freude in Ihrem Gesicht und der Stolz der in ihr hoch kam als wir zusammen das Ziel überschritten war es wert den Marsch bis zum Ende durch zu ziehen. Sie war die Nummer 201. Der letzte Finisherdes Ostseeweges 2017. Es war Ihr erster 100ter und Ihr dritter Anlauf. Dafür gebührt Ihr mein ganzer Respekt es trotz aller Umstände durchgezogen zu haben. Ohne die überwältigenden Leistungen aller anderen Fininsher in den Schatten zu stellen,finde ich hast du Lea an diesem Tage die Urkunde am Meisten von allen VERDIENT. Soviel Kämpferherz, Ehrgeiz und Entschlossenheit bringt nicht jeder auf. Ich hoffe die Erfahrung wird dich ein Leben lang begleiten (sag nur Enkelkinder und Kaminfeuer 😉 )

Daher ziehe ich den Hut vor dir und heiße dich hiermit noch einmal herzlich Willkommen im Club der HUNDERTER…


 

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[:de]Mammutmarsch 2017 – Alle guten Dinge sind drei![:]

[:de]

erzählt von Sebastian S.


Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen. Damals musste ich nach 50 km aufgeben. Damit hat mich der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch zu schaffen sein… letztes Jahr kam dann die Enttäuschung. Der Marsch wurde abgebrochen, da war ich gerade mal bei km 59. Zum Glück fand sich eine kleine sehr nette Gruppe, die den Abbruch nicht auf sich sitzen lassen konnte, wodurch die 100km doch noch erreicht werden konnten. Doch bei aller Freude, die 100 km geschafft zu haben, war ich doch nicht richtig glücklich. Offiziell hatte  ich das Ziel nicht erreicht. Somit war sofort klar: 2017 wird der Mammutmarsch auf jeden Fall bezwungen.

Die Vorbereitungen dafür starteten dieses Jahr schon sehr früh. Schon im Januar bezwang ich bei der “Polarnacht” die ersten 50km. Ab da ging es über die nächsten Monate konstant weiter. Allerdings fragte ich mich jeden frühen Samstagmorgen, den ich mich zum Training aus dem Bett quälte, wofür ich das eigentlich gerade mache. Um es mir zu beweisen? Nein, das habe ich schon geschafft! Für die Urkunde, die irgendwo verstaubt? Definitiv nicht! So kam ich mit Nina und Joel darauf, das ganze einem anderen Zweck zu widmen. Denn es ist ein enormes Privileg, sich freiwillig dafür entscheiden zu können, einfach mal aus Spaß an einem Wochenende zu versuchen, 100km zu Fuß zu gehen. Viele würden alles dafür geben. Man kann zwar mit Geld nicht direkt die Welt retten, aber man kann die wichtige humanitäre Arbeit von NGO´s unterstützen. So entstand dann recht schnell der Gedanke, den Marsch zu einem Spendenlauf zu gestalten und damit die Arbeit von “Ärzte ohne Grenzen” zu unterstützen. Einen Monat vor dem Mammutmarsch war es dann so weit, das Training war erfolgreich abgeschlossen (sogar mit dem “Turmdiplom” zertifiziert) und die Spendenaktion lief erfolgreich an.

Am 27.05.2017 kam dann der große Tag. Am Abend vorher entstand auch bei mir langsam Aufregung, Vorfreude und eine gewisse Angst vor der langen Strecke an einem der heißesten Wochenenden des Jahres. Mit einem mal wieder viel zu schweren Rucksack, ging es mit Joel zusammen los Richtung Erkner. Ein kurzer Zwischenstopp musste noch an der Seestraße gemacht werden, um noch Kumpir essen zu können und gestärkt starten zu können. In der glühenden Hitze ging es mit der Bahn nach Erkner. Dort saß schon ein Teil unserer “EarnYourBacon”-Gruppe. Wir meldeten uns an und holten unser T-Shirt ab. Als kleine Überraschung für die TeilnehmerInnen des letzten Jahres gab es zusätzlich einen “returning hero” Mammutmarsch Sportbeutel, inklusiver Getränkemarken für Kaffee an den Versorgungspunketen. Jetzt stand nur noch das obligatorische Gruppenfoto an, dann kann es los gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach einer kurzen Ansprache vom Veranstalter, in der er unsere Gruppe als Ehrengäste erwähnte, ging es dann tatsächlich um 16:15 Uhr endlich los. Am Start liefen so viele Menschen durcheinander, dass es schwierig war sich nicht zu verlieren. Die ersten 16 km vergingen wie im Fluge. Am Strandbad Müggelsee war der erste Versorgungspunkt. Hier wurde aber nur kurz das Wasser aufgefüllt, eine Banane gegessen und das Klo aufgesucht und schon ging es weiter. Durch die kurze Pause gelang es uns, etwas aus dem Chaos von vielen Menschen heraus zu kommen. Da es nun schon 20 Uhr war und das DFB Pokalfinale parallel lief, suchten wir uns einen Radiosender, um es wenigstens akustisch miterleben zu können. So liefen wir die nächsten 90 Minuten und merkten gar nicht, wie die Kilometer flogen und wir uns nun zu viert (Joel, Sascha, Jan und ich) immer weiter von den anderen absetzten. Um uns herum nun kaum noch bekannte Gesichter. Mit der nun einbrechenden Dunkelheit wurde es dann doch allmählich kühler. In T-Shirt und kurzer Hose konnte es nicht mehr weiter gehen. So waren wir zu einer Umziehpause gezwungen. Sonst wären wir vermutlich durchgelaufen zum nächsten Versorgungspunkt bei Kilometer 44. Dort angekommen trafen wir dann doch einige bekannte Gesichter. Nach und nach wurden es immer mehr. Mir war allerdings um die Zeit nicht wirklich nach Essen und so wirklich schmecken wollte mir auch nichts. Ich versuchte so viel wie möglich in mich reinzustopfen, mein Körper würde es brauchen. Den anderen ging es ähnlich und so zog unsere vierer Truppe recht bald wieder weiter.

 

Es war nun spät in der Nacht, ich war durchaus schon etwas müde und nicht mehr für Kommunikation zu haben. Es war also die Zeit gekommen, Podcasts zu hören. So liefen wir recht stille weiter durch die dunklen Wälder und merkten nur daran, dass wir immer mehr Menschen überholten, dass unsere Laufgeschwindigkeit immer und immer schneller wurde. Gegen 4 Uhr hatten wir dann auch schon den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 59 erreicht. Hier gab es eine leckere Kartoffelsuppe und Kaffee und dann ging es auch direkt wieder weiter, denn für lange Pausen war es zu der Zeit zu kalt. Beim Loslaufen sagten wir uns noch, dass wir den nun kommenden Abschnitt etwas ruhiger angehen wollen. Doch kaum erblickten wir die ersten Sonnenstrahlen hatten wir dieses Vorhaben offensichtlich schon wieder vergessen.

So ging es schnellen Schrittes durch die Märkische-Schweiz, die sich vermutlich nur im flachen Brandenburg “Schweiz” nennen darf. Langsam machte sich die Geschwindigkeit bei Joel durch Kniebeschwerden bemerkbar. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zum nächsten Pausenpunkt (74km). Diesen erreichten wir auch noch vor 7 Uhr. Hier war zu unserem Glück Santosh als Helfer eingeteilt, denn der Rucksack war von Anfang an viel zu schwer und mit unnötigem Gepäck bestückt. Dies konnte ich nun alles endlich abladen. Kurz bevor wir weiter wollten kam, Steve angelaufen. Er hatte seine Gruppe zurück gelassen und wollte sich nun uns anschließen, in der Hoffnung in seiner Geschwindigkeit unterwegs zu sein (wer Steve kennt, weiß, dass niemand so schnell läuft wie er). Wir liefen also zunächst zu fünft weiter.

Die nächsten Kilometer waren die Hölle. Nicht wegen der zuvor gelaufenen Kilometer oder der Wegbeschaffenheit, sondern wegen der Millionen Mücken. Trotz aufkommender Hitze lief ich weiter in langärmliger Kleidung, Kapuze über den Kopf gezogen und wild mit den Armen wedelnd durch die wäldliche Moorlandschaft. Erst als es endgültig zu warm war und wir das Mückengebiet weit hinter uns gelassen hatten, traute ich mich in kurze Kleidung zu wechseln. Am besten hätte ich mich allerdings den Nudisten anschließen sollen, denn jetzt wo die Sonne richtig am Himmel stand wurde es enorm heiß. Zu unserem Pech war bei Kilometer 90 auch noch jeglicher Baum verschwunden.

Die nächsten Kilometer, gefühlt weitere 100, führten uns immer weiter gerade aus an der Hauptstraße entlang Richtung Gusow. Einen kleinen Lichtblick gab es noch mal bei 92km. Wir waren uns erst nicht sicher ob es eine Fatamorgana war oder ob wir wirklich in der Ferne eine Tankstelle erblickten. Zum Glück spielten unsere Sinne uns keinen Streich und wir wurden mit Eis beglückt. Gestärkt waren wir bereit für die letzten 8 Kilometer auf der “Straße der Hölle” wie sie so nett getauft wurde. Auf einem Straßenschild war das nächste Dorf in 4km angekündigt. Als wir dieses erreichten, durfte es nach meiner Rechnung nur noch 4km bis zum Ziel sein. Da sprach uns eine Frau vor ihrem Haus an, was denn die ganzen komischen Leute in ihrem Dorf wollten, als ich ihr sagte was wir hier suchten, versuchte sie uns zu motivieren mit den Worten “zum Bahnhof sind es nur noch 6km”, worauf ihre Freundin nett ergänzte “naja ein paar mehr sind das schon noch”.

Das Problem zeigte sich als ich auf mein Handy schaute und sah, dass die beiden recht haben sollten. Es waren nicht wie ich dachte nur noch 4km sondern doch noch über 6km, wie frustrierend… Naja es half ja alles nichts es musste weiter gehen. Die Schmerzen in den Füßen wurden zwar doch nun immer stärker, aber an aufgeben konnte ich sicherlich nicht denken. Es ging immer weiter geradeaus und das nächste Dorf wollte sich einfach nicht nähern. Ich beschloss, nicht mehr weiter auf mein Handy und die Navigation zu achten, sondern einfach nur noch zu laufen. Am Straßenrand standen nun immer wieder nette Menschen, die uns anfeuerten. Ein Pärchen, das am Vorabend auch zum Mammutmarsch angetreten war, aber aufgegeben hatte, fuhr mit seinem Auto immer ein Stück weiter voraus, um immer wieder anzufeuern. Das konnte die Schmerzen zwar nicht lindern, die Strecke verkürzen konnten sie leider auch nicht, aber die Motivation hoch halten und die Laune verbessern definitiv und dafür bin ich allen auf die letzten Kilometern dankbar! Ich wusste aus dem letzten Jahr, dass die letzten Kilometer sehr grauenvoll sein können und wie es ist, wenn man die 100km Marke erreicht hat, aber das Ziel noch weiter entfernt ist. Aber hatte das wohl etwas verdrängt.

Die Freude Gusow erreicht zu haben wurde schnell getrübt dadurch, dass das Ziel auch bei 100km noch einen Kilometer entfernt war. Nach jeder Kurve dachten wir, wir seien da und wurden enttäuscht. Irgendwann war es dann doch so weit. Wir bogen um die Ecke und da stand schon das Veranstalterteam und erwartete die Ankömmlinge lautstark! Nur noch wenige Meter zur offiziellen Ziellinie… Schnell die Konfettikanone aus dem Rucksack gekramt und dann zu viert unter Konfettiregen und Applaus der umstehenden Zuschauer die Ziellinie überqueren! Geschafft, 101 Kilometer in 21 Stunden!

Hinter dem Ziel warteten schon einige TeilnehmerInnen, unter ihnen auch Ingo und Steve. Beim Abholen der Urkunde erfuhren wir, dass bisher erst 32 Personen vor uns das Ziel erreicht hatten. Von 1250, die sich 2017 der Herausforderung gestellt haben, schafften es dieses Jahr 282 ins Ziel. Hinter dem Ziel saßen wir nun gemütlich im Schatten und warteten auf die nachfolgenden EarnYourBacons. Dank Santosh konnten wir die Wartezeit mit einem schönen Bierchen überbrücken. Im Laufe der nächsten Stunde wuchs unsere Gruppe immer weiter an, unsere Vorbereitung zeigte großen Erfolg! Nach ein paar Minuten des Ausruhens ging es mir auch schon wieder viel besser und Laufen ging auch wieder ganz gut aber ich sagte mir: Das war’s, nie wieder! Jetzt ist fast eine Woche vergangen und ich freue mich schon auf die 100km auf der Horizontalen rund um Jena am 09. Juni 2017.[:]

[:de]Eine kurze Geschichte des Mammutmarschs 2017[:]

[:de]

 

erzählt von Martin R.


 

Langsam wird es wieder hell. Zu dem dumpfen Pochen meiner Füße und den brennenden Fußsohlen gesellt sich sukzessive ein leichtes Stechen im linken Knie. Das ist mein mit mir selbst vereinbartes Signal, dass ich an der Grenze dessen angekommen bin, was ich meinem Körper zumuten will. Noch eine knappe Stunde bis zum Streckenposten bei KM 59. Ich schaue nach oben in den dämmrigen Himmel, dann zu Lukas und Daria, die sich neben mir wortlos Schritt für Schritt weiter kämpfen. Wie zum Geier bin ich hier gelandet…

Januar 2017. Ich sitze in der Uni, als mein Freund Lukas anruft. “Martin, läufst du mit mir den Mammutmarsch?” – “Bist du völlig bescheuert?” – “Ja, aber du ja auch, und mit normalen Leuten kann man sowas nicht machen” – dieser Argumentation habe ich nichts entgegen zu setzen. Er meldet uns beide an. Ich fange an mich einzulesen, schreibe viel mit einem Bekannten aus den USA, einem Marine außer Dienst, der natürlich beruflich viel gewandert ist und nun an GoRuck-Events teilnimmt. Es sind noch 5 ½ Monate bis zum Marsch, also wird ein Trainingsprogramm ausgearbeitet, mit steigenden Strecken und Gewicht. Das Ziel ist es, einmal mit 15kg 70km zu laufen. Dann sollte der Marsch mit weniger Gewicht, dafür 30km mehr, eigentlich gehen.

Letztendlich läuft es dann doch ganz anders. Am Morgen des 27.5. stehe ich in der Küche, schmiere Brote und lasse die Vorbereitung Revue passieren. Wir waren in den letzten 5 Wochen 3-mal draußen, haben 40, 45 und 50 km gemacht. Ich hatte Probleme mit meinen Schuhen – die zu diesem Anlass angeschafften Meindl Wanderstiefel haben mir mit zerbröselnden Einlegesohlen Blasen beschert, mit neuen Einlegesohlen ergab sich eine Druckstelle oben an der Ferse. Ich wollte noch Wanderstöcke besorgen, aber die sind so teuer und ich konnte keine mehr ausleihen. All das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich packe meinen Rucksack zu Ende, verabschiede mich von Meiner Freundin und setze mich in den Bus zum Ostkreuz.

16:30 Uhr

Wir stehen am Start. Um mich herum sehe ich wirklich alles vom durchtrainierten Läufer, komplett in Funktionskleidung und mit GPS-Uhr am Arm, über den Bundeswehr-Soldaten in voller Montur (wie er es in den langen, dicken Klamotten überhaupt aushält ist mir schleierhaft) bis hin zu einer Gruppe Teenager in Sneakers – ein Mädchen in Flipflops hat an ihren Eastpak-Rucksack außen eine Flasche Apfelschorle gebunden. Lukas und ich sind irgendwo dazwischen. Der Countdown ertönt, wir laufen los. Wir entscheiden uns, uns an die Spitze des Pulks zu setzen. Dort kommen wir ins Gespräch mit Christian, Nadine, Antje und Steffen, die uns  adoptieren – auch Daria gabeln wir noch auf. Die vier sind Wiederholungstäter, wir drei adoptierten sind zum ersten Mal dabei.

Der Weg zum ersten Streckenposten verläuft ereignislos – es ist sehr warm, ich schwitze trotz luftiger Sporthose und dünnem Funktionsshirt. Wir zuckeln gemütlich mit 6km/h um den Müggelsee. Am Posten geht es ganz schnell. Zwei Milchbrötchen, ein Cranberry-Riegel, Wasserblase komplett füllen für die 28km bis zum nächsten Posten. Antje ergänzt ihre komplizierte Fuß-Tape-Konstruktion um zwei weitere Streifen und dann geht es direkt weiter. Kurz danach folgt die erste anstrengende Stelle – der Weg geht fast 6km geradeaus, an Bahnschienen entlang, der Boden ist entweder uneben und steinig oder lockerer Sand. Staub von den Füßen der hunderten Wanderer vor uns liegt in der Luft. Aber auch das geht vorbei.

Am S-Bhf Friedrichshagen werden unsere Begleiter von ihrem Support-Team begrüßt. Es gibt lange Kleidung und Elektrolyte, heißen Guarana-Tee und Haribo. Die Laune ist gut. Die Schuhe bleiben an, wir verbringen den Großteil der 8min “Pause” mit Dehnen, das hilft. Der nächste Teil der Wanderung ist der schönste. Wir haben noch nicht mal 30km runter, es geht durch den Wald, über Wiesen und sogar eine kleine Holzbrücke über einem Bach. Daria legt einen ordentlichen Schritt vor, Lukas und ich ziehen mit. Die Veteranen machen etwas langsamer, bleiben hinter uns zurück – mit Blick auf die von Unterstützern vorbeigebrachte Suppe bei 35km beschließen wir bei 30km kurz zu warten, bis sie wieder aufschließen.

23 Uhr

Wir sind am S-Bhf Neuenhagen. Helge empfängt uns mit heißer Hühnersuppe. Hier machen wir unsere erste echte Pause. 20min sitzen, Schuhe aus, Füße lüften, etwas Dehnen. Die Suppe ist unglaublich lecker – nach 35km und 6.5h wandern genau das richtige. Die Temperaturen sind aber immer noch okay für luftige Sporthose und dünnes Shirt. Es geht gegen 2330 weiter. Langsam wird es etwas anstrengend. Die Fußsohlen brennen und fühlen sich sehr warm an, auch die ersten Druckstellen machen sich inzwischen bemerkbar. Der Weg führt bald auf ein Feld, der Sternenhimmel ist unglaublich, aber so richtig genießen kann ich das nicht mehr. Meine Füße schmerzen jetzt schon auf einem Niveau, was ich aus den Trainingswanderungen nicht kenne. Nach einigen Minuten des Gehens mit gesenktem Kopf merke ich, dass die Monotonie des vorbeiziehenden, im Licht der Stirnlampe feucht glitzernden Grases Sehstörungen verursacht, der Weg scheint zu verschwimmen. Ich fange ein Gespräch an, um mich abzulenken – worum es ging, weiß ich nicht mehr.

1 Uhr

Wir sind am Streckenposten bei 44km. Ich ziehe eine lange Hose an, friere plötzlich. Wasser auffüllen, mich zwingen etwas zu essen. Hunger habe ich keinen mehr, nur ein flaues Gefühl im Magen. Einige Leute holen sich hier ihre Urkunden, der Bus fährt halb voll zum Bahnhof Strausberg. Die Nacht fordert ihre ersten Opfer. Ich verabschiede mich innerlich von den 100km, hoffe aber die 74 noch zu schaffen. Für uns geht es weiter. Bis zum Bahnhof Strausberg zieht uns die Musik aus dem tragbaren Lautsprecher unserer Adoptivgruppe – dort treffen diese aber auf ihr Support-Team. Wir gehen weiter. Etwas später beginnt der Himmel langsam heller zu werden. Die letzten 5 Kilometer bis zum 59er ziehen sich gefühlt endlos hin.

4:20 Uhr

Wir biegen auf einen Parkplatz ein, überqueren diesen und gehen durch das Vereinshaus des SV Grün-Weiß Rehfelde. Ich setze mich auf die Treppe zum Eingang und weiß in diesem Moment ganz sicher: Für mich ist hier Feierabend. Auf meiner Urkunde landet letztendlich 59km in 11:59. Eine Zeit und Strecke, mit der ich zufrieden sein kann.

 

Was ist falsch gelaufen?

Erstmal sicher das Training. Zu wenig Strecke, zu spät tatsächlich angefangen, vor allem das Gewicht des Rucksacks hat mir beim Marsch zu schaffen gemacht. Sollte ich es noch einmal probieren, werde ich beim nächsten Mal sicher mit mehr Gewicht trainieren.

Die Ausrüstung war suboptimal. Ich war einer von ganz wenigen, die schwere Wanderschuhe getragen haben. Trailrunning- oder normale Sportschuhe scheinen die deutlich bessere Wahl für Brandenburg zu sein. Ich hatte zu viel Zeug dabei, was ich letztendlich nicht brauchte. Statt einer langen und einer kurzen Hose wäre eine zipp-Hose gegangen, das wechsel-funktionsshirt hätte man sich sparen können, das Baumwollhemd war unnötig. 4 Paar Socken sind auch zu viel, aber da nehme ich lieber eines mehr mit als eines zu wenig zu haben.

Ich hatte zu viel Essen dabei. 10 Stullen, 400g Studentenfutter, 1kg Nudelsalat – und davon habe ich zu wenig gegessen. Ich schätze, dass mein Magen recht unzufrieden damit war, nur so selten etwas zu bekommen. Außerdem habe ich bis Mitternacht sehr viel geschwitzt, die Verluste hätte ich sicher durch Elektrolytpulver ausgleichen können, die hatte ich aber nicht eingepackt. Gegen Ende habe ich gefühlt doppelt so viel gepinkelt wie ich getrunken habe.

Alles in allem war es eine tolle Erfahrung, auch wenn ich es nicht bis ins Ziel geschafft habe. Meinen großen Respekt an jeden, der sich dieser Herausforderung gestellt hat, und Ehrfurcht vor denen die am Ziel angekommen sind. Danke an die Organisation und die vielen Helfer, die die Strecke gesichert und uns mit Essen versorgt haben – und natürlich die Sanis, die gute Arbeit geleistet haben. Danke dass ihr alle da wart.[:]

[:de]24. Berliner Polarnacht – die Nacht der 1.000 Stürze[:]

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Merino-Langarmshirt? Check! Dünnes Fleecejäckchen? Check! Softshell-Jacke? Check! Winddichte und wasserabweisende Hose, wasserdichte Trailschuhe? Check! Hauchdünne Regen- und Daunenjacke sowie eine lange Merino-Unterhose im Gepäck mache ich mir noch schnell einen heißen Kaffee mit zuviel Ahornsirup und eine Thermoskanne Früchtetee. Es werden schließlich Minusgrade. Die alten, abgelatschten und an einigen Stellen schon gerissenen Überzieh-Spikes wandern noch in die Seitentasche des Rucksacks und ich verlasse wie immer panikartig, weil zu spät dran, die Wohnung.

Die Berliner Polarnacht war im letzten Jahr meine erste längere Wanderung im Schweinsgalopp gewesen. Nach 30 km war ich fertig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Diesjahr will ich aber zumindest die eine Etappe schaffen: 50 km durch die Nacht, von der Friedrichstraße über Umwege bis nach Falkensee. Da meine selbst organisierten Wanderungen teilweise noch deutlich länger waren, bin ich guter Hoffnung, dass das klappt. Bevor es in die Kälte der Nacht geht, finde ich mich mit einigen meiner lieben Mitwanderer noch auf einen Happen im Restaurant Nolle ein. Neben bekannten Gesichtern sitzen mir drei Hamburger gegenüber, die viel Erfahrung und ebensoviel zu erzählen haben von Veranstaltungen wie der Horizontalen in Jena, dem Dodentocht sowie dem Mammutmarsch (ihrer Meinung nach der schlechteste Marsch) und Megamarsch (auch hier ist nichts gutes herauszuhören).

Der Zug setzt sich in Bewegung

Pünktlich um 19:40 Uhr versammeln wir uns vor dem DB Reisezentrum. Die noch tätigen Damen darin schauen argwöhnisch angesichts des Massenandrangs. Dabei wollen wir gar nichts von ihnen. Wolfgang Pagel, Organisator und Wanderleiter, läuft schon ganz aufgeregt durch die Menge. Ein wenig überrollt gefühlt hat er sich von der Flut der Marschgruppe EarnYourBacon. Und nervös sei er, vermutet ein von kommerziellen Veranstaltungen verwöhntes Klientel mit entsprechenden Ansprüchen. Er sollte noch feststellen dürfen, dass wir EarnYourBacons gar nicht so sind. Ob der großen Teilnehmerzahl – etwa 60 alleine für die 50 km Nachtstrecke – teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Wolfgang wird unsere Gruppe 2 führen, während die schnelle Truppe schon zehn Minuten früher startet.

Punkt 20 Uhr starten wir mitten in Berlin. Dass wir noch mitten in der Stadt sind, merkt man vor allem an den nicht wenigen Menschen, die hier noch unterwegs sind. Während sie auf dem Weg zur nächsten Party sind und die Nacht zum Tag machen wollen, ziehen wir mit unseren Rucksäcken Richtung 50 km-Wanderung los. Unterschiedlicher kann eine Freitagnachtbeschäftigung wohl nicht sein. Einige Abschnitte der Strecke kommen mir bekannt vor. Wir überqueren den Invalidenfriedhof. Und das auch nur mit Glück, denn eine zotige Sicherheitsfrau hat bereits den Ausgang abgeschlossen und drückt ihr Unverständnis über unseren Aufzug aus. „Seid ihr blöd? Wat looft ihr ooch hier rum um die Zeit?“ Sie lässt uns dann doch passieren.

Nach 12 km merke ich langsam, dass ich „untenrum“ nur eine Hose anhab. Die flauschig warme Merino-Unterhose schleppe ich in meinem Rucksack rum. Schön blöd. Währenddessen haben sich die letzten Wolken am Himmel verzogen und geben den Blick auf die Sterne frei. Ein fast voller Mond leuchtet uns den Weg und zeigen die bösartigen Eisflächen auf, die uns immer mehr das Leben schwer machen. Um 0 Uhr taucht dann endlich das heißersehnte goldene M am Horizont auf. Flutsch! Und schon liege ich zum ersten Mal auf dem vereisten Asphalt. Zum Glück hat es den Hintern erwischt. Der ist eh gefroren.

Gerollte Pommes und Eishintern

Aufwärmen, Curly Fries in sich hineinstopfen (wie schon im letzten Jahr), lange Unterhose anziehen und eine weitere Schicht in Form meiner dünnen Daunenjacke hinzufügen. Dann geht es nach etwa 40 Minuten Pause weiter. Einige nutzen hier die letzte Chance auf Personennahverkehr und beenden ihre Polarnacht. Für alle anderen geht es weiter ins tiefste Spandau. Immer entlang des Havelufers.

An diesem schicken Kumpel ziehen alle unbeeindruckt vorbei. Wer ihn kennt, kennt einen meiner Lieblingsfilme!

An diesem schicken Kumpel ziehen alle unbeeindruckt vorbei. Wer ihn kennt, kennt einen meiner Lieblingsfilme!

Flutsch! Ich liege zum zweiten Mal. Wieder der Hintern. Ab dem Punkt sehe ich immer mal wieder den einen oder anderen durch die Gegend flutschen. Es geht aber immer ohne schlimmere Blessuren aus. Nach weiteren 10 km gibt es eine dreiminütige Trinkpause. Ja genau. 3 Minuten. Und keine mehr. Leider gibt es an der Stelle weder Klo noch Deckung. Hochziehen, heißt es jetzt. Meine Spikes, die ich bislang unangelegt rumschleppe, schmeiße ich hier endgültig weg. 3 Uhr ist es, als wir etwa 31 km hinter uns haben. Der Eiskeller, an dem das Highlight, die Temperaturmessung, vorgenommen werden soll, ist noch 12 km entfernt. 12 km, die auf keine weitere Pause hoffen lassen.

Inzwischen merke ich die Kilometer, die Kälte und meinen Drang, meine Blase zu erleichtern, deutlich. Aber die da vorne rasen einfach weiter. Wenn ich jetzt meinem Drang nachgehe, hole ich die Meute ja nie wieder ein. Wehmütig sehe ich das Straßenschild „Eiskellerweg“ an uns vorüberziehen. Der Name lässt vermuten, dass es hier direkt zum Eiskeller geht. Aber laut Route laufen wir nochmal eine riesige Schleife drumrum.

Aufholjagd – wenn die niederen Bedürfnisse siegen

In Schönwalde ist dann erstmal Schluss. Hochziehen geht nicht mehr. Rüber über die Straße hinter einen der wenigen Bäume. Ich sehe die Meute vorne von dannen ziehen. Egal. Ich laufe eh schon auf dem Zahnfleisch und habe arge Probleme, mit dem Tempo mitzuhalten. Seit dem endlosen Knochenbrecher-Gelenkhasser-Weg am am Niederneuendorfer Kanal, der entweder total vereist oder mit eisigen Pfützen überzogen war (meist aber beides), spüre ich jeden Muskel meines Körpers. Noch 4 km bis zum Eiskeller. VIER verdammte Kilometer. Ganz in der Ferne sehe ich irgendwann die Wandergruppe. Nach und nach hole ich auf. Auf dem Feld zieht sich die Gruppe auseinander, ist aber in der Dunkelheit dank der Stirnlampen wie Glühwürmchen gut zu sehen.

Km 40, 41, 42… dann sehe ich einen roten Schein und höre Geschwatze. Da sitzen sie auf einer überdachten Holzbank und strecken ihre geschundenen Beine aus. Es gibt heißen Tee vom Wanderverein. Und die sagenumwobene Temperaturmessung am Kältepol. -2 Grad hat es. Kein Rekord. Es hatte schon mal 13 Grad plus und deutlich mehr Minusgrade. Dann die ermutigende Aussage, dass wir uns im Zeitverzug befinden. Ich kann das gar nicht glauben. Und keine 10 Minuten später pfeift Wolfgang zum Aufbruch. Noch 7 Kilometer bis zum Bäcker in Falkensee.

Die Kilometer des Grauens

7 Kilometer erscheinen mir an dem Punkt wie eine unüberbrückbare Distanz. Immer wieder schaue ich auf meine GPS-Uhr. 43,12 km. 43,25. 43,5. 43,75. Jeder geschaffte Viertel-Kilometer ist ein Erfolg. Trotzdem fühle ich mich einfach nur noch elend. Bei KM 46 will ich eigentlich nur noch auf dem Boden sitzen und heulen. Das einzige, was mich davon abhält, ist der eisige Boden. Dann die erlösenden Worte: „Da hinten! Da an der Ampel ist der Bäcker!“ Von Sichtweite bis Ankunft sollte es aber immer noch ein ganzer Kilometer sein. 200 m vor dem Bäcker…flutsch! Diesmal haut es mich unsanft auf mein Knie. Mist. Das musste doch jetzt nicht sein. Tränen schießen mir in die Augen. Aus Schmerz und Verzweiflung. Keine Ahnung, was überwiegt.

Die letzten Meter zum Bäcker werden nur durch Hoffnung getragen. Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Als ich die Tür zur Backstube öffne, fühlt sich das an, als sei ich gerade im Paradies angekommen. Alles leuchtet golden. Die Brötchen, die Lampen… Karsten und Co sind schon da. Lachen uns an. Mein erster Gang ist zur Toilette. Und ich schwöre mir: nie wieder Polarnacht! Stolz nehme ich meine Urkunde über 50 km in Empfang. „Carola Keßler überstand die 50 km…“ Das war noch nie so wahr!

Ich lasse mich auf einen Hocker sinken. Wolfgang erzählt glücklich, wie toll er unsere Truppe findet. So pflegeleicht. Keine seiner Befürchtungen hätte sich bestätigt. Wir erinnern ihn ein wenig an seine Wandergruppe früher… Das nenne ich mal ein Kompliment. Ja, wir sind schon großartig! In dem Moment frage ich mich wirklich, wie Wolfgang es schafft, in seinem Alter so etwas durchzuziehen. Ich kann nur meinen Hut… meine Mütze ziehen.

Ich beiße in mein Croissant, trinke den heißen Kaffee… und dann kommt die Erkenntnis: bis zum Bahnhof Falkensee sind es noch 1,2 km…

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[:de]Team EarnYourBacon stellt sich vor[:]

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Mammutmarsch 2016 Team EarnYourBacon

Ursprünglich für Trainingsmärsche zum Mammutmarsch 2016 ins Leben gerufen, hat sich aus spontanen Wanderungen ehemals fremder Menschen inzwischen eine kleine Gemeinschaft zusammen gefunden, die regelmäßig durch Berlin und Brandenburg streift. Inzwischen gehen wir aber nicht nur wandern. Wir treten gemeinsam als Team bei Lauf– und Marschveranstaltungen an, gehen klettern, reisen durch die Welt, grillen auf dem Tempelhofer Feld, paddeln um Medaillen oder einfach so, erobern Berge und machen alles, was man als Team zusammen machen kann.

Wer wir sind, was wir machen, was ich damit zu tun habe und warum du herzlich eingeladen bist, mitzukommen, erzähle ich hier.

Wer sind wir?

Im Januar 2016 trafen sich zum allerersten Mal rund 30 Leute im Schneegestöber am S-Bhf Teltow, um zusammen 30 km durch Berlin zu wandern. Ziemlich schnell fanden sich Gesprächspartner und Leidensgenossen, denn 30 km in Neuschnee und Eis waren eine Herausforderung.

In den nächsten Monaten folgten Wanderungen im Zwei- bis Drei-Wochen-Takt und bei jedem Termin steigerten wir die Streckenlänge um ca. 5 km. Die Teilnehmer wechselten gerne mal, es kamen neue Wanderwütige hinzu und viele Gesichter sah ich immer öfter wieder.

Nach dem Trainingsziel, dem Mammutmarsch 2016, wollten wir unsere inzwischen vertraute Gemeinschaft und liebgewonnenen Wanderungen aber nicht einfach ad acta legen, sondern grillten in großer Runde auf dem Tempelhofer Feld und beschlossen: „ Wir machen weiter!“

EYB-Wanderung Wandergruppe

Mindestens einmal im Monat finden wir uns daher zusammen und gehen wandern/marschieren. Mal zu dreißigst, wir haben aber auch schon mit 70 bunt bekleideten und Rucksack bewaffneten Leutchen die Berliner in Erstaunen versetzt.

Was machen wir?

Wir gehen wandern bzw. marschieren. Das hat nichts mit Militär zu tun, sondern grenzt sich eher vom gemeinen Sonntagsspaziergang dadurch ab, dass wir recht lange Strecken anpeilen. 35 bis 65 km sind dabei etwa das Mini- bzw. Maximum.

Die Strecken sind aber in der Regel so geplant, dass es immer mal sogenannte Ausstiegspunkte gibt. Das können U- oder S-Bahnhöfe sein, selten auch mal eine Busstation oder Regionalexpress. Wer also keine derart lange Strecke gehen möchte oder kann, kann jederzeit an diesen Stellen aussteigen. Das ist dann keine Schande, sondern wird sehr gern in Anspruch genommen. Wenn es solche Ausstiegspunkte mal nicht gibt, weil wir z. B. in die Brandenburgische Pampa für eine größere Waldtour gehen, schreibe ich das in die Veranstaltung.

Als ungefähres Richt-Tempo könnt ihr 5-6 km/h annehmen. Es gibt immer Schnellere und Langsamere, die sich ggf. in kleinere Grüppchen aufteilen.

Pausen machen wir individuell alle 12-15 km, je nachdem wo es schön ist und wie der Bedarf sich entwickelt.

Was habe ich davon?

Du lernst einen großen Haufen netter gleichgesinnter Menschen kennen, es entwickeln sich Gespräche und nicht wenige Freundschaften. Du musst nicht alleine losziehen und dich aufraffen, sondern hast eine Gruppe, die dich auf- und mitnimmt. Du musst dich nicht um Ort, Zeit oder Strecke kümmern, du kommst einfach nur vorbei.

In unserer Gruppe findest du Experten und Erfahrene, was Wanderungen und Reisen angeht und bei denen du dir den einen oder anderen Tipp abholen kannst. Ansonsten kannst du fachsimpeln und sicher sein: dein Gesprächspartner versteht dich und interessiert sich sogar für dein Thema.

Du lernst Berlin und seine Umgebung besser kennen, kommst raus in die Natur und bewegst dich. Du lernst auch dich und deine Grenzen besser kennen, kannst dein Equipment testen, für Langdistanzwanderungen trainieren und/oder einfach nur Spaß haben.

EYB-Wanderung Pause2

Wann machen wir das und wieviel Zeit muss ich einplanen?

Die meisten Wanderungen finden an einem Samstag statt. Wir starten in der Früh, meist aber nicht vor 8 Uhr, manchmal auch später je nach Streckenlänge und Jahreszeit.

Je 5 Kilometer musst du mit einer Stunde Wanderzeit rechnen. Bei 40 km sind wir also etwa 8 Stunden unterwegs. Dazu kommen noch die individuellen Pausen, so dass insgesamt 9 Stunden für eine 40-km-Wanderung eingeplant werden sollten. An- und Abfahrtzeiten zu den Start- von den Endpunkten kommen für jeden natürlich noch dazu.

Wo machen wir das?

Die meisten Strecken führen durch Berlin und nahes Brandenburg, wo es grün ist. Eine Sightseeing-Tour kann aber durchaus auch mal in die Innenstadt führen, wo man die Lichter der Stadt genießen kann. Für eine Glühweinwanderung im Winter ziehen wir von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt oder von Fabrikverkauf zu Fabrikverkauf bei der Schokowanderung.

Die Strecken erstelle ich über GPSies und poste den Link in die entsprechende Veranstaltung, damit sich jeder die Strecke auf sein Telefon oder Navigationsgerät laden kann. Wie das geht, erkläre ich hier.

Mammutmarschtraining 7 Pause2 Panorama

Wo sehe ich die Veranstaltungen?

Eine Übersicht der geplanten Wanderungen findest du hier: Wandern und sonstige Termine. Für jede dieser Wanderungen gibt es zeitnah zur Wanderung eine Facebook-Veranstaltung, in der die Details zur Zeit, zum Start und Ziel, zur Strecke und Ausstiegspunkten ersichtlich sind. Das „Fine-Tuning“ und Infos in letzter Minute finden auch über diese Veranstaltung bei Facebook statt. Es lohnt sich also immer nochmal, kurz vorher einen Blick hinein zu werfen.

Um die Veranstaltungen bei Facebook sehen zu können, musst du allerdings vorher Mitglied der Gruppe „Team EarnYourBacon“ werden, da die Gruppe privat ist.

Wie nehme ich teil?

Um eine gewisse Planungssicherheit zu haben, wäre es schön, wenn du in der Facebook-Veranstaltung auf „Zusagen“ klickst. Ab und an haben wir auch mal eine Fährfahrt dabei, da ist es wichtig zu wissen, ob denn auch alle mit einer Fahrt mitkommen können. Auch Pausenplätze lassen sich ggf. vorher besser planen.

Aber auch ohne Zusage bist du jederzeit herzlich willkommen. Sei einfach zum Starttermin da. Wir warten auch mal 5 Minuten, wenn sich die Bahn verspätet.

Was kostet das?

Nichts. Nur deine Zeit und gute Laune!

Was muss ich mitbringen?

Grundsätzlich das, was du auch auf eine normale Wanderung mitnehmen würdest. Eine Anregung findest du hier. Ab und an kommen wir an Imbissen oder Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Das ist aber nicht bei jeder Wanderung so, so dass du dich im Zweifel auf Selbstverpflegung einrichten solltest.

Was hat denn dieser Blog damit zu tun?

Ich stelle mich mal kurz als die Initiatorin dieser Gruppe vor. Ich bin Carola und Autorin des Blogs. Um mich auf den Mammutmarsch vorzubereiten, hamammutmarsch training 4 buswartentte ich mir ein paar Strecken zusammen geklickt und dachte, es gäbe vielleicht noch jemanden, der mitwandern möchte. Also habe ich eine Facebook-Veranstaltung daraus gemacht und plötzlich standen da im Januar 30 Leute bereit zum Training.

Seit dem suche ich Termine für unsere Gruppe und erstelle Strecken. Jeder ist aber herzlich gern eingeladen, in unserer Gruppe selbst Termine und Strecken vorzuschlagen. Irgendwer findet sich immer zum Mitwandern.

Im Anschluss an die Wanderungen berichte ich hier im Blog über unsere Abenteuer. Zum einen freuen sich die Teilnehmer immer nochmal, das Erlebte in Bildern zusammengefasst zu sehen, zum anderen hoffe ich damit mehr Menschen zu ermutigen, raus zu gehen und die Natur zu erleben. Sei es mit uns, mit Freunden oder alleine.

Hast du Lust darauf bekommen? Dann komm doch in unsere Facebook-Gruppe oder schau einfach bei einer Wanderung vorbei. Ich freue mich!

Ein paar kleine Hinweise am Rande

Unsere Veranstaltungen sind private Unternehmungen, bei denen jeder selbst das Risiko und die Verantwortung für sich trägt.

Unterwegs mache ich Fotos von unseren Wanderungen, die ich für die Berichte hier im Blog nutze. Wer nicht zu sehen sein möchte, sagt mir das am besten gleich am Anfang oder geht bewusst aus dem Foto. Ich nehme sehr viel Rücksicht auf Privatsphäre.

 

Falls es dir bei uns gefällt: unsere coolen Teamshirts gibt es hier:

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