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[:de]Vom Elbsandsteingebirge auf den OP-Tisch[:]

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Mitte Juni ging es nochmal auf ein vorerst letztes kleines Abenteuer ins Elbsandsteingebirge. Die zwei Jahre alten Trekkingtickets wollten schließlich endlich mal eingelöst werden. Und so starteten wir am Freitag um 19.30 Uhr in Königstein, übernachteten auf dem recht neuen Trekkingplatz Nikolsdorf und zogen dann weiter zum Taubenteich. In der coolen Biwakschachtel hatten wir eine äußerst gemütliche Nacht und einen klasse Abend am Lagerfeuer, das nur dort erlaubt ist. Sonntag ging es wieder zurück in die Heimat.

 
 

 

Die Touren zum Nachwandern findet ihr hier:

 
Vom S-Bahnhof Königstein zum Biwakplatz Nikolsdorf
Vom Biwakplatz Nikolsdorf zum Biwakplatz Taubenteich
Vom Biwakplatz Taubenteich nach Bad Schandau 
 

Warum ein vorerst letztes Abenteuer? Vor ein paar Wochen hatte ich starke Schmerzen im Knie. Das MRT brachte einen Meniskusanriss und schlimmer noch eine Reruptur meines vor 18 Jahren (falsch) reparierten Kreuzbands hervor. Der Doc sagte: „In Ihrem Alter und bei dem, was Sie noch vorhaben, lohnt sich ne OP noch“.

Leider ist eine erneute Kreuzbandplastik um ein Vielfaches komplizierter als die erste. Die Bohrkanäle müssen erstmal zugespachtelt werden, dann Krücken und Reha. Erst nach rund vier Monaten kann dann das Kreuzband gemacht werden. Dann erneut Krücken, eine Schiene und Reha. 2020 ist so ein Jahr, das sollte ich aus dem Kalender streichen.

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[:en]Trails and tracks – What’s up for 2020[:de]Trails und Tracks – Was steht an in 2020?[:]

[:en]A new year has dawned and is now almost a month old. Time to philosophize about the things that lie ahead of me in the next remaining eleven months and which I am looking forward to immensely. Granted, after the great adventure on the Arizona Trail and everything that followed, it’s hard to top it. Probably it won’t be possible at all, but the world has other great places that are just waiting to be discovered. Adventures that want to be experienced.

Florida

This year I am going to start like two years ago – in Florida. When my better half visits his buddy, that’s the opportunity for me to dive into the swamps. After having walked the Ocean-to-Lake-Trail in 2018, I’m going to do a section on the Florida Trail this time. After all, the National Trail is over 2,000 kilometres long. But several kilometers are on asphalt roads. As a section hiker I have the luxury to choose the passages that run through the wilderness.

I have got five days to stroll through the palm-rich undergrowth. I will start at Lake Okeechobee and hike along the beautiful sounding Kissimmee River. On the very first day, according to YouTube reports, a female 14 feet alligator is waiting for me near the first camp spot. I am especially looking forward to the scaly fellows. Maybe I will be lucky this time and finally see a (living) armadillo.

Scotland

Also two years ago I was on the West Highland Way in Scotland, which is about 100 miles long. This year the route will be a bit longer, because it stretches from the west coast over to the east coast. As part of The Great Outdoors Challenge – TGO Challenge for short – about 400 brave hikers will hike between 170 and 220 miles to the finish in Montrose. Each team can choose the starting point and route relatively freely.

On my planned route from Oban to Montrose I have to walk about 200 miles. Ferry rides, overgrown castle ruins, distilleries and Munros (Scottish mountains above 3,000 feet, i.e. about 915 metres) are of course included. Let’s see if this trip will also be unusually sunny like two years ago.

Uncertain autumn

In September another (hiking) adventure will take place. Which one, that depends on luck in a lottery. Last year I had thrown ten possible dates into the lottery pot for climbing Mount Whitney in California. The highest mountain in the USA (outside Alaska) is so popular that I had no chance to climb it in 2019. With the prevailing masses of snow at the end of June, this was probably a good thing, because I was already quite busy with my ice axe at the other end of the Sierra Nevada.

The decision for the 2020 season will be made by the end of March, so if I’m luckier this time, I’ll be heading back to the eastern Sierra Nevada to California. If it doesn’t work out again… well, who knows. There are so many possibilities!

Little adventures

By the way, we also go out into the nature for shorter trips. In March, the Lusatian Peak Striker is repeated, during which around 40 miles are scrubbed in two days with lots of agonising elevation.

Hopefully in June the last stamps will be collected to complete the Harz Border Trail. Due to never-ending continuous rain, some of us had pinched our tails on the third day last autumn and chose a route that was no less wet, but which bypassed the last stamped points.

Also the forest trail in the Elbe Sandstone Mountains is on my program again in 2020. This time with four of us and over five days instead of four. After all, I have some trekking vouchers that want to be spent to the huts.

[:de]Looking for the English version? What’s up in 2020


Ein neues Jahr ist angebrochen und nun schon fast einen Monat alt. Zeit, über die Dinge zu philosophieren, die in den nächsten verbleibenden elf Monaten vor mir liegen und auf die ich mich schon wahnsinnig freue. Zugegeben, nach dem großartigen Abenteuer auf dem Arizona Trail und allem, was danach noch folgte, fällt es schwer, das zu übertreffen. Wahrscheinlich ist das so schnell auch nicht möglich, aber die Welt hat noch andere tolle Orte, die unbedingt entdeckt werden wollen. Abenteuer, die erlebt werden wollen.

Florida

Los geht’s in diesem Jahr wie vor zwei Jahren – in Florida. Was für die bessere Hälfte immer ein Besuch bei seinem Kumpel ist, ist für mich die Gelegenheit, in die Sümpfe abzutauchen. Nachdem ich 2018 den Ocean-to-Lake-Trail durchgewandert bin, nehme ich mir diesmal einen Abschnitt auf dem Florida Trail vor. Der National-Trail ist immerhin über 2.000 Kilometer lang. Etliche Kilometer verlaufen jedoch über Asphaltstraßen. Als Section Hiker habe ich aber den Luxus, mir die Passagen auszusuchen, die durch die Wildnis verlaufen.

Fünf Tage habe ich Zeit, durchs palmenreiche Gestrüpp zu tigern. Dabei starte ich direkt am Lake Okeechobee und wandere am herrlich klingenden Kissimmee River entlang. Schon am ersten Tag wartet laut YouTube-Berichten ein über vier Meter langes Alligator-Weibchen in der Nähe des ersten Campspots auf mich. Auf die schuppigen Gesellen freue ich mich besonders. Vielleicht habe ich diesmal auch Glück und sehe endlich ein (lebendiges) Gürteltier.

Schottland

Ebenfalls vor zwei Jahren war ich auf dem rund 160 Kilometer langen West Highland Way in Schottland unterwegs. Diesjahr wird die Strecke etwas länger, denn es geht von der Westküste einmal rüber zur Ostküste. Im Rahmen der The Great Outdoors Challenge  – kurz TGO Challenge – wandern circa 400 wackere Wandersleute zwischen 270 und 350 Kilometern bis zum Zielort in Montrose. Den Startort und die Route kann jedes Team dabei relativ frei wählen.

Für meine von Oban nach Montrose geplante Strecke fallen etwa 320 Kilometer an. Fährfahrten, überwucherte Burgruinen, Distillen und Munros (schottische Berge über 3.000 Fuß, also rund 915 Meter) sind natürlich dabei. Mal sehen, ob auch diese Reise wie vor zwei Jahren ungewohnt sonnig wird.

Ungewisser Herbst

Im September wird ein weiteres (Wander-) Abenteuer anstehen. Welches das sein wird, hängt vom Glück in einer Lotterie ab. Schon letztes Jahr hatte ich zehn mögliche Termine in den Lostopf zur Besteigung des Mount Whitney in Kalifornien geworfen. Der höchste Berg in den USA (außerhalb Alaskas) ist so beliebt, dass ich 2019 leider keine Chance hatte, ihn zu erklimmen. Bei den vorherrschenden Schneemassen Ende Juni war das wahrscheinlich auch ganz gut so, denn ich hatte am anderen Ende der Sierra Nevada schon gut mit meiner Eisaxt zu tun.

Ende März fällt die Entscheidung für die Saison 2020. Sollte ich diesmal mehr Glück haben, geht es also wieder in die östliche Sierra Nevada nach Kalifornien. Falls es wieder nicht klappt… tja, wer weiß. Es gibt so viele Möglichkeiten!

Kleine Abenteuer

Ganz nebenbei geht es dann auch nochmal für kürzere Trips raus in die Natur. Im März wird der Lausitzer Gipfelstürmer wiederholt, bei dem rund 100 Kilometer in zwei Tagen mit vielen qualvollen Höhenmetern geschrubbt werden.

Im Juni werden hoffentlich die letzten Stempel zur Vervollständigung des Harzer Grenzwegs gesammelt. Durch nicht nachlassenden Dauerregen hatten einige von uns im letzten Herbst am dritten Tag den Schwanz eingekniffen und eine nicht minder nasse Route gewählt, die aber die letzten Stempelstellen umgangen hatte.

Kurz danach werde ich (hoffentlich) lernen, mein kleines Packraft durch wildere Gewässer als die Berliner Havel zu manövrieren. In der Nähe von Leipzig werden alljährlich einige Termine für Wildwasserkurse angeboten. Diesjahr war ich sogar mal schnell genug, bevor wieder alles ausgebucht ist.

Auch der Forststeig steht 2020 wieder auf meinem Programm. Diesmal zu viert und über fünf Tage, statt vier. Ich habe schließlich noch ein paar Trekkinggutscheine, die in die Hütten gebracht werden wollen.

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[:de]Forststeig-Tipps: Wasser, Camping, Navigation, Unterkünfte[:]

[:de]Mitte Oktober waren wir Frauen zu zweit auf dem Forststeig unterwegs. Als eingefleischte Wanderer wollten wir uns nicht auf die empfohlenen sieben Tagesetappen einlassen, sondern die gut 100 km in vier Tagen schaffen. Forststeig in vier Tagen? Ja, das ist machbar. Allerdings gibt es einiges zu beachten, weswegen ich euch hier gern mit einigen Tipps basierend auf unseren Erfahrungen versorgen möchte.

 

Navigation/Orientierung

Nach der Eröffnung im April 2018 und bis in den Sommer hinein las ich Berichte über mangelhafte Markierungen und Orientierungsschwierigkeiten von Forststeigwanderern. Die Strecken wurden anscheinend zum Herbst ein wenig angepasst und auch besser markiert, dennoch solltest du dich passend vorbereiten.

Kartenmaterial

Wanderkarte Sächsisch-Böhmische Schweiz

Im Juni 2018 erschien erstmals eine Papierkarte, die den Forststeig komplett in einer Karte darstellt. Der Maßstab ist nicht ideal, aber gibt einen guten Überblick über die Region. Unglücklich finde ich, dass alle Wanderwege in pink dargestellt werden, auch der Forststeig. Diesem wurden zusätzlich kleine Forststeig-Symbole hinzugefügt, was aber nur mäßig zur Übersichtlichkeit beiträgt. Man muss schon sehr genau hingucken, wo der Forststeig verläuft. Positiv ist dagegen die Darstellung aller Quellen und Schutzhütten im Gebiet.

Übersichtskarte des Sachsenforsts

An den Touristeninformationen wie auch am Bahnhof Bad Schandau erhält man ein Faltblatt, dass sich auf den Forststeig beschränkt. Der Maßstab ist sehr grob und hilft nicht, wenn man an einer Abzweigung zweifelt, in welche Richtung zu gehen ist. Sie gibt aber einen sehr guten Überblick über die Hütten und Biwakplätze und verrät, an welchen Abschnitten der Forststeig sich mit anderen markierten Wanderwegen überschneidet. Das ist deshalb wichtig, weil an diesen Stellen oftmals auf die gelben Forststeigmarkierungen verzichtet wurde. Außerdem befindet sich in der Karte das Höhenprofil und eine Empfehlung für sieben Etappen. Ich habe diese Karte auf der Wanderung weit öfter genutzt als die oben genannte Wanderkarte.

GPS-Track, digitale Karten

Auf der Seite des Sachsenforsts ist die gesamte Route als GPS-Track verlinkt. Da die Markierungen nicht immer leicht zu finden sind, ist es sehr ratsam, sich die Route vorab auf ein Mobiltelefon, GPS-Gerät oder Sportuhr zu laden. Vorab deshalb, da mobiles Internet in dieser Region nur rudimentär bis gar nicht vorhanden ist. Die GPS-Route gibt einen guten Anhalt, in welche Richtung zu gehen ist. Ab und zu weicht diese jedoch von der realen Route ab. Im Zweifel also eher der gelben Markierung folgen.

Eine Karte mit allen Hütten und Quellen findest du am Ende des Beitrags.

Markierungen

Der Forststeig ist durch einen gelben Strich gekennzeichnet. Markierungen findest du an Bäumen, Grenzpfeilern, Felsen, grün-gelben Metallstäben und selten auch auf weißen Schildchen. Nicht immer sind diese Markierungen leicht zu finden. Mal verstecken sie sich hinter einer zugewachsenen Baumkrone, mal am Astansatz einer Tanne. Wenn gar keine Markierung zu sehen ist, empfiehlt es sich, zur letzten gesehenen zurück zu gehen und zu schauen, aus welcher Richtung ein entgegen kommender Wanderer den Strich sieht. Diese Richtung sollte in der Regel dann auch die sein, in die du gehen musst. 

 

An manchen Abzweigungen ist die Richtung, in die man abbiegen muss, durch zwei gelbe Streifen gekennzeichnet. Der höher stehende Strich zeigt dabei immer die Richtung an, in die abzubiegen ist. In dem Bilderbeispiel also nach rechts.


Übernachtungsmöglichkeiten

Hütten

Der Sachsenforst hat einige alte Forsthütten zu Trekkinghütten ausgebaut. In ihnen findest du Sitzgelegenheiten, einen Kamin und Schlafplätze für einige Wanderer. Eine außen gelegene Komposttoilette gehört ebenfalls zur Ausstattung dazu. Trinkwasser ist allerdings mitzubringen. Um die Hütten nutzen zu können, musst du vorab Trekkingtickets in einer der Verkaufsstellen erwerben. Eine Übernachtung in einer Hütte kostet 10 € und wird durch Einlösen des Tickets vor Ort “bezahlt”. Die Trekkingtickets sind zwei Jahre lang gültig.

Die Standorte der Hütten sind in der Übersichtskarte des Forststeigs und im Höhenprofil ersichtlich. Leider sind diese nicht gleichmäßig verteilt, so dass die letzten bzw. ersten 40 km (je nachdem, aus welcher Richtung man startet) des Forststeigs keine Hütten oder Biwaks des Sachsenforsts aufweisen.

Die Hütten sind von April bis Oktober geöffnet. Ein Anspruch auf einen Schlafplatz besteht nicht, wenn sie schon voll ist. Familien und Langstreckenwanderer haben jedoch Vorrang vor Tageswanderern.

Grenzbaude

Etwa 15 km von Schöna entfernt liegt die Grenzbaude ca. 400 m abseits des Forststeigs. Im oberen Bereich gibt es einen großen Schlafraum und einen kleineren. Unten findest du einen Kaminofen und Sitzgelegenheiten mit Tisch. Etwa 400 Meter entfernt liegt im Wald versteckt eine kleine Quelle für frisches Wasser. In der Hütte befindet sich eine grobe Skizze, wie du die Quelle findest. Außen gibt es das klassische Kompostklo.

 

Kamphütte

Etwa 42 km von Schöna entfernt. Die Hütte ist schon vom Forststeig aus zu sehen und nur wenige Meter davon entfernt. Die Hütte verfügt über einen Holzofen, Sitzgelegenheiten und Tische. Auf derselben Ebenene gibt es Schlafplätze, einen Dachboden gibt es nicht. Außen befindet sich eine Komposttoilette.

 

Rotsteinhütte

Etwa 61 km von Schöna entfernt. Die Hütte ist über einen experimentellen Weg durch ein Rodungsgebiet zu erreichen. Herrlich abgelegen. Es gibt einen Hauptraum mit Kamin und zwei Tischen. Hierin finden etwa 6 bis 8 Wanderer ein schönes Nachtlager, vier der Schlafplätze sind durch eine Tür getrennt. Zudem befindet sich neben dem Eingang ein weiteres Zimmer für nochmal zwei Wanderer, das aber in der kühleren Jahreszeit nicht beheizt werden kann. In etwa 200 Meter Entfernung unterhalb der Rotsteinhütte findest du eine kleine Quelle, um dich mit frischem Wasser zu versorgen. 

 

 

Haselmausbaude

Die Haselmausbaude ist ein gutes Stück vom Forststeig entfernt und mit Abstand die kleinste aller Trekkinghütten. Dennoch oder gerade deshalb hat sie aber ihren ganz eigenen Charme. Im unteren Kaminzimmer finden rund acht Leute Platz zum Sitzen. Ebenso viele Schlafmöglichkeiten bieten sich im oberen Dachboden. Im Sommer kann es aber schon mal hoch her gehen, wenn die Mäuschen durch die Wände flitzen. 

 

 

Biwakplätze

Insgesamt drei Biwakplätze finden sich in unmittelbarer Nähe des Forststeigs. Diese wurden liebevoll hergerichtet und keiner gleicht dem anderen. Der Biwakplatz am Taubenteich verfügt über eine Feuerstelle, alle Biwakplätze sind ausgestattet mit Sitzgelegenheiten und teilweise Schlafkojen. Trinkwasser ist mitzubringen. Wie für die Hütten benötigst du Trekkingtickets zur Übernachtung. Eine Nacht auf dem Biwakplatz kostet 10 €. Zelte dürfen auf den Biwakplätzen aufgestellt werden.

Die Biwakplätze sind von April bis Oktober geöffnet. 

Biwakplatz Zschirnstein

Etwa 11,5 km von Schöna entfernt. Direkt am Forststeig gelegen mit Schlafmöglichkeiten für etwa 8 Wanderer.

 

Biwakplatz Taubenteich

Ungefähr 17 km von Schöna entfernt. Etwa 200 Meter vom Forststeig gelegen mit Schlafmöglichkeiten für  3-6 Wanderer (je nachdem, ob man sich eine Koje teilen möchte). Es gibt eine große Feuerstelle (die einzige auf all den Trekkingplätzen), eine Komposttoilette, eine überdachte Picknickhütte für etwa zehn Leute und den Taubenbach als fließende Wasserquelle. Auf der umliegenden Wiese ist Platz für einige Zelte.

 

Biwakplatz Spitzstein

Etwa 70 km von Schöna entfernt. Direkt am Forststeig gelegen mit Sitzgelegenheiten. In der Hütte befinden sich Schlafplattformen auf zwei Ebenen für etwa 8 Wanderer. Außerhalb der Hütte ist Platz für etwa 4 bis 5 Zelte.

 

Biwakplatz Nikolsdorf

Der Biwakplatz kam 2019 neu dazu und liegt neben dem Walderlebnis-Zentrum. Er ist der letzte Biwakplatz, wenn man in Schöna gestartet ist und der erste von Bad Schandau kommend. Es gibt hier keine Schlafplätze oder Hütten, stattdessen eine kleine, überdachte Picknickbank und einen tollen Ausblick übers Feld und die Festung Königstein. Am Haupthaus des Walderlebnis-Zentrums gibt es Trinkwasser. Eine Komposttoilette gehört ebenfalls zur Ausstattung dazu. Möglicherweise kann man auch die kleine Grillhütte nutzen, die neben der Zeltfläche steht. 

 

Biwakplatz am Quirl

Dieser Biwakplatz wurde im Jahr 2020 errichet und verfügt wie alle anderen über eine Komposttoilette. Es gibt zwei Picknickbänke und vorbereitete Plätze für etwa 5 bis 6 Zelte. Der Platz befindet sich abseits jeglichen Trubels mitten im Wald, so dass Ruhe quasi garantiert ist.

 

Freiübernachtung/ Boofen

Da sich die Hütten und Biwakplätze hauptsächlich in einem Bereich konzentrieren, die Abstände eher auf 5 – 6 Tage ausgelegt sind und vor allem die 40 km von bzw. bis Bad Schandau gar keine mehr aufweisen, bleibt für die Abenteurer unter uns die Freiübernachtung als Möglichkeit. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. 

Schöne Plätze dafür finden sich am Wegesrand immer, sei es ein abgelegenes Waldstück, die Grenzplatte hoch oben mit Blick auf den Sternenhimmel und Ostrov ganz unten oder eine der zahlreichen und teilweise sehr gemütlichen Boofen. Wer nicht auf “Cowboycamping” steht (nur Isomatte und Schlafsack), der nimmt ein Hammock (Hängematte) mit. Bäume gibt es am Forststeig mehr als genug.

 

Klassische Unterkünfte/ Forststeigpartner

Auf der Übersichtskarte des Sachsenforsts sind drei Campingplätze eingetragen, die als Partner des Forststeigs fungieren. Auf der tschechischen Seite ist dies das Autokemp, welcher als klassischer Campingplatz in den Sommermonaten das Aufstellen eines Zeltes ermöglicht und ab Herbst das Mieten einer Hütte. Bei KM 75 ab Schöna liegt der Campingplatz Nikolsdorfer Berg, den ich aber hier ausdrücklich nicht empfehlen möchte, da er von Forststeigwanderern deutlich höhere Übernachtungspreise verlangt mit Erklärungen, die dem Wanderer Gänsehaut verursachen. 

In Gohrisch, etwa 8 km von Bad Schandau entfernt befindet sich ein weiterer Campingplatz, für den man aber einige Kilometer vom Forststeig abweichen muss. Etwas näher am Forststeig in Gohrisch gibt es zudem den privat bewirtschafteten Biwakplatz “Alte Gärtnerei”. Hier kannst du einen Lagerplatz in einem gemütlichen Schäferwagen buchen oder dein Zelt aufstellen.

Für denjenigen, der es bequemer mag, finden sich z. B. direkt auf dem Schneeberg bzw. im dazugehörigen Örtchen Sněžnik kleine Gasthäuser, die auch über einschlägige Buchungsportale auffindbar sind. Aber das ist ja eigentlich nicht der Sinn des Trekkings.


Wasser

Wasser ist auf dem Forststeig Mangelware… sofern man sich auf Wasser aus dem Wasserhahn bzw. käuflich zu erwerbendes Wasser verlässt. Vor allem auf dem ersten Teilstück des Weges ab Schöna finden sich immer wieder kleine Bäche und Quellen, aus denen man sich bedienen kann. Im weiteren Verlauf kreuzt der Forststeig immer wieder den sehr zuverlässig wasserführenden Fluss Biela sowie den Neuteich, der glasklares Wasser enthält. Diese Wasserquellen müssen natürlich vor dem Verzehr stets gefiltert werden! Dies kann auf unterschiedliche Weise funktionieren. Ich hatte auf der Wanderung einen UV-Filter dabei,  meine Begleiterin einen Membranfilter.

Die Wasserquellen sind in der Karte Sächsisch-Böhmische Schweiz eingezeichnet, jedoch fiel es mir aufgrund des Maßstabs schwer, diese genau zu lokalisieren. Hilfreich könnte dagegen diese digitale Übersicht einiger Quellen sein.

Wünschenswert wäre es, wenn sich hier analog zu internationalen Trails sogenannte Wasser-Caches etablieren würden: Stellen, an denen Helfer des Forststeigs oder auch Privatleute Trinkwasser für die Wanderer deponieren. Das muss keinesfalls gratis passieren, sondern eher im Rahmen einer “Kasse des Vertrauens”. Ein Wanderer zahlt gerne mal 1 € für eine kleine Flasche Cola oder Wasser am Wegesrand und Einheimische könnten sich so ein kleines Zubrot verdienen.


Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten

Der Forststeig ist darauf ausgelegt, die 100 km autark zu bestreiten. Man sollte also Verpflegung für die Anzahl an Tagen mitnehmen, die man plant, unterwegs zu sein. Entsprechend mager ist die Möglichkeit, unterwegs essen zu gehen oder die Vorräte auffüllen zu können. Man sollte nicht damit rechnen, an passenden Gelegenheiten vorbeizukommen. Dennoch gibt es einige wenige Möglichkeiten, unterwegs fürs leibliche Wohl zu sorgen.

Auch hier wären Caches mit einer “Kasse des Vertrauens” toll, die z. B. Schokoriegel, Chips oder andere kleine Snacks für Wanderer enthalten.


Mobilfunk und mobile Daten

Die Sächsische Schweiz und hier vor allem das Gebiet, durch welches der Forststeig führt, sind mobilfunktechnisch noch in der Steinzeit. Kein Mobilfunkanbieter hat es bisher geschafft, ein zeitgemäßes Netz bis an die Grenze aufzubauen. Von Schöna bis kurz vor dem Katzstein (also dreiviertel der Strecke) hatte ich keinen Mobilfunkempfang. Von mobilen Daten ganz zu schweigen. Wenn ihr also auf den Forststeig geht, versichert euren Lieben, dass es an der Technik liegt, warum ihr euch tagelang nicht meldet. So ein Funkloch kann in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit aber auch Balsam für die Seele sein.

 

Wer doch auf Nummer sicher gehen will, dem empfehle ich einen Satelliten-Messenger. Den Knochen gibt es inzwischen auch schon als Mini-Version, der eine Netzabdeckung von 100 % weltweit verspricht. Ich hatte auf dem Forststeig tatsächlich stets die Möglichkeit, Nachrichten zu versenden und zu empfangen. Und im Notfall ist der SOS-Knopf gleich am Mann. 

Packliste Forststeig

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Karte mit Quellen und Hütten/Biwakplätzen

Ich hoffe, die Tipps helfen euch für eine gelungene Wanderung auf dem noch jungen Forststeig. Happy trails!


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[:de]Forststeig Elbsandstein – Wunderschöne Herausforderung [:]

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„Der Forststeig Elbsandstein ist eine anspruchsvolle Trekkingroute für geübte, trittsichere und gut ausgerüstete Wanderer.“

So wird der über 100 km lange brandneue* Wanderweg auf der ruhigen Seite der Sächsischen Schweiz beworben. Nach vier Tagen auf dem Forststeig kann ich jedes Adjektiv in diesem Satz bestätigen und folgendes hinzufügen: der Forststeig ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke mit einigen Herausforderungen.

Der Sachsenforst hat die Trekkingtour in sieben Tagesetappen zwischen 8,6 km bis 20 km eingeteilt. Da Zeit eine knappe Ressource ist und ich der Meinung war, 25 km pro Tag sollten doch schaffbar sein (der Harzer Hexenstieg ging ja schließlich auch in drei Tagen), plante ich nur vier Tage für den Rundkurs. Ein ambitioniertes Ziel, wie ich feststellen musste. Unter anderem schon deshalb, weil die Trekkinghütten und Biwakplätze am Forststeig nicht ideal verteilt sind.

*  (Eröffnung im April 2018)

Etappe 1 – Goldener Oktober am Forststeig

Mitte Oktober machen Gritta und ich uns an einem Donnerstag Nachmittag auf den Weg ins Elbsandsteingebirge. Nach einer Übernachtung im Nachbarort Krippen stellen wir Freitag morgen das Auto auf dem kostenlosen Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof Bad Schandau ab und huschen in die Touristeninformation. Obwohl ich schon sicher bin, dass wir keine Gelegenheit haben werden, in einer der Trekkingunterkünfte zu schlafen, besorgen wir uns je drei Trekkingtickets. Für die Übernachtung in einer der Trekkinghütten oder Biwakplätze müssen bereits vorher gekaufte Trekkingtickets entwertet und in eine Box vor Ort gesteckt werden.

Die S-Bahn bringt uns in 10 Minuten zum Startpunkt in Schöna, wo wir quasi schon auf den Forststeig stolpern. Bunte Herbstfarben, warme Sonnenstrahlen und ein gemäßigter Anstieg. Ein schöner Einstieg in unsere Herbsttour. Da wir aus Berichten wissen, dass die Ausschilderung des Forststeigs nicht immer ganz eindeutig ist, haben wir unsere Telefone bzw. meine GPS-Uhr mit der Route gefüttert, die es auf der Website des Forststeigs herunterzuladen gibt. Wie wir bald feststellen, ist das sehr hilfreich, um zumindest annähernd zu wissen, wo der Weg hingehen soll und dann gezielt nach den gelben Klecksen als Bestätigung zu suchen. Schon nach 5 km stellen wir fest, dass auch die GPS-Route nicht immer der Realität entspricht. Die Kleckse weisen in eine andere Richtung, während unsere Geräte meckern: „Streckenabweichung“.

 

Das hindert uns aber nicht daran, die wunderschöne Natur in vollen Zügen zu genießen. Die Pfade sind bedeckt mit trockenem, raschelnden Laub, durch das ich mit meinen Wanderschuhen lautstark schlurfe. Ich fühle mich auf einmal wieder wie ein Kind im Herbstwald. Auf dem Zschirnstein machen wir eine kurze Snackpause mit der ersten eindrucksvollen Aussicht über die Wälder der Sächsischen Schweiz, bevor es kilometerweit an der deutsch-tschechischen Grenze entlang geht. Immer wieder kreuzen wir dabei kleine Bäche und Quellen, so dass wir unsere Wasservorräte regelmäßig auffüllen können. Wasserfilter gehören also unbedingt in das Gepäck.

 

Aus reiner Neugier schauen wir uns die am Weg liegenden, liebevoll aufbereiteten Biwakplätze und Hütten an. Leider liegen diese alle weit vor unserem heutigen Tagesziel. Am Hühnerberg biegen wir nach Tschechien ab und überschreiten alsbald die Grenze. Der steinige Kammweg führt uns hier wieder ganz weit nach oben. Ein Turm taucht vor uns auf, dazu eine kleine Gaststätte. Aber wir wollen noch ein paar Kilometer machen, bevor die Sonne untergeht.

 

Kurz vor dem Örtchen Sněžník (Schneeberg) biegen wir in einen Waldweg ein und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. Nachdem Hängematte aufgehängt und Cowboycamp hergerichtet sind, genießen Gritta und ich unser warmes Abendessen und den sternenreichen Himmel über uns. Es ist gerade mal 21:00 Uhr, da verschwinden wir schon in den Schlafsäcken. Hiker midnight auch in Tschechien.

Etappe 2 – Wo lang denn jetzt?

Ein heißer Kaffee zum Morgen, Müsli mit Milchpulver und schon geht es um 8 Uhr weiter. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch kommen wir an einer Herberge in Schneeberg vorbei. Der Ort scheint auch nur aus dieser zu bestehen. Kurz danach biegen wir wieder in den Wald ab und wandern nach Ostrov weiter. Gelbe Striche haben wir übrigens seit Überschreiten der Grenze nicht mehr gesehen. Vielmehr muss man jetzt wissen, mit welchem Weg(symbol) der Forststeig parallel verläuft. Die grobe Übersichtskarte, die man kostenlos am Bahnhof erhält, ist hier sehr hilfreich. Auf dem Campingplatz mit Gaststätte dürfen wir die Toilette benutzen, wo wir auch gleich unsere Wasservorräte auffüllen.

 

Durch das Wasser gerade 3 kg schwerer geworden, geht es auch schon wieder in die Berge. Steile Felstreppen,  breite Forststraßen und schmale Pfade bringen uns wieder völlig unbemerkt auf die deutsche Seite. Ganz selten begegnen uns mal Wanderer, die den Weg in die andere Richtung gehen. Ansonsten ist es hier einfach nur herrlich still. Dass wir uns wieder der Zivilisation nähern, merken wir an den ersten auftauchenden Tageswanderern. An der Kamphütte machen wir nach bereits sechs durchwanderten Stunden Pause. Meine Füße schmerzen wie verrückt und mit einem Brombeerstrauch musste ich mich auch noch anlegen. Die Brombeere sah hinterher allerdings besser aus als mein Fuß.

 

Das Rosenthal-Bielatal ist gesäumt von Felsformationen, von denen viele zum Klettern einladen. Genau hierdurch führt uns auch der Forststeig. Am Bielawächter/Johannisturm stehen wir auf einmal vor der Wahl: rechts oder links lang? Hinweise gibt es keine. Wir entscheiden uns für links und klettern, bis der „Weg“ aufhört und wir nur noch vor einer zugewachsenen Böschung stehen. Fuß- und Rutschspuren deuten darauf hin, dass wir nicht die ersten sind, die hier landen. Weiter oben müsste der Weg sein. Also krabbeln und klettern wir durchs Unterholz und landen tatsächlich wieder auf unserem Steig. Es soll ja auch Abenteuer sein.

 

An der Biela fülle ich nochmal mein Wasser auf. Wer weiß, wo wir heute landen? Es geht runter und wieder rauf. Auf der Grenzplatte genießen wir den weiten Ausblick in Richtung Tschechien, unter uns der Ort Ostrov. Eigentlich müssten wir noch ein paar Kilometer schrubben, um die Hälfte der Strecke zur Hälfte der Zeit absolviert zu haben. Nach einigem Hadern geben wir jedoch der Verlockung nach, hier an der Felskante unter freiem Sternenhimmel zu schlafen und schlagen unser Nachtlager auf.

 

Etappe 3 – Die fliegende Isomatte

2 Uhr nachts. Der Wind hat merklich aufgefrischt. Und zwar so sehr, dass ich regelmäßig aufwache, um zu gucken, dass meine Siebensachen noch da sind, die ich auf der Grenzplatte verstreut habe. Zu allem Unglück drückt auch noch die Blase. „Aber wenn ich jetzt aufstehe, hab ich nichts mehr, was meine Isomatte mit Quilt am Boden hält“, denke ich. Ich könnte meinen Rucksack oben drauf legen. An dem baumelt aber mein scheppernder Topf und ich will Gritta nicht wecken. Also suche ich ein paar mutmaßlich schwere Gegenstände und lege sie auf meine Schlafstelle, bevor ich mir ein stilles Örtchen suche.

Nur eine Minute später höre ich einen Schrei „CARO! Dein Bett!“ und sehe meine Isomatte in hohem Bogen an mir vorbei und den Felsen herunter fliegen. Zum Glück weht der Wind „landeinwärts“ über die Grenzplatte, so dass ich nur 4 m nach unten steigen muss und nicht 400, um meine Matte zu bergen. Gritta ist somit wach und ich muss vor Schreck auch nicht mehr pinkeln.

5:45 Uhr morgens. Der Wind hat sich zu einem waschechten Sturm entwickelt. Sobald ich mein Kopfkissen loslasse, fliegt es weg. Für Gritta ist die Nacht zu Ende, sie zieht mit Sack und Pack von der Platte  hinter den Felsen, wo ich meine Isomatte gefangen hatte. Ich versuche noch eine Stunde lang, eine Mütze Schlaf zu kriegen, packe dann aber unter den erschwerten Bedingungen und der aufgehenden Sonne doch auch recht bald meinen Rucksack. Um 7 Uhr brechen wir auf, ohne Frühstück.

Die Biegung der Bäume gibt einen ungefähren Eindruck der Windstärke

52 km Gesamtstrecke liegen noch vor uns. Es ist erstaunlich, wie wenig Tageskilometer man in diesem Terrain schafft. Vor allem, wenn man sich oftmals erstmal orientieren muss und verzweifelt die gelben Kleckse sucht, die manchmal unglücklich unterm Astansatz einer Tanne angebracht sind oder sich im Herbstgold der Blätter verstecken. Oder wenn man sich dreimal um die eigene Achse dreht, weil das GPS wieder eine andere Strecke kennt. Oder wenn der Weg steil die Böschung hochgeht und man merkt: hier soll erst noch ein Weg durch die Forststeigwanderer platt getrampelt werden.

 

Nach gut drei Stunden erreichen wir die Rotsteinhütte, in der wir letzte Nacht wirklich gern geschlafen hätten, aber nicht bereit waren, noch die drei Stunden  im Dunkeln zurück zu legen. Das letzte Stück hierher führt experimentell durch ein Rodungsgebiet. Wir verbringen unser zweites Frühstück hier, bevor es weiter in das Tageswanderungs-Gebiet um den Katzsteinfels geht. Zwischen den gut riechenden Tageswanderern fühlen wir uns schon ein wenig komisch, ernten verständnislose Blicke für unsere riesigen Rucksäcke. Die haben ja keine Ahnung.

 

Am Neuteich hören zwei Typen unsere Diskussion mit an, ob das Wasser aus dem Teich wohl nach Filterung trinkbar ist. Was denen wohl durch den Kopf gegangen sein muss. Das Teichwasser ist wunderbar klar und wird eingepackt.

Als Reststrecke für den morgigen Tag möchte ich etwas unter 25 km übrig haben. Damit kommen wir dem Campingplatz Nikolsdorfer Berg immer näher, den wir aber unbedingt vermeiden wollen. Außerdem wollen wir die Nacht wieder unter freiem Himmel verbringen, vorzugsweise in einer Boofe. Weil uns die Aussicht der ersten Boofe nicht schön genug ist, laufen wir noch weiter bis zum Labyrinth, einer großen Felsgruppe und Spielplatz für jeden Kletterfreund.

 

Nachdem Gritta und ich uns blöderweise ausgerechnet hier getrennt hatten, finden wir uns nach 20 Minuten wieder und machen uns auf die Suche zum Zugang einer Boofe, die ich zwar gefunden, aber von der einen Seite nicht erreicht hatte. Als wir schon aufgeben und uns woanders häuslich einrichten wollen, klettere ich noch einmal um den Felsen herum und da ist sie: die perfekte Boofe mit Blick in den Wald und Uhu-Gehuhu die ganze Nacht über.

 

Etappe 4 – Endspurt

Es fällt uns wahrlich schwer, am Morgen die gemütliche Boofe zu verlassen. Windstille, völlige Ruhe und angenehme Herbsttemperaturen haben uns gut schlafen lassen. Wir hatten diese Luxus-Boofe ganz für uns alleine, was nicht selbstverständlich ist, wenn man sich die Bilder dicht gedrängter Wanderer auf der Nationalparkseite ansieht. Aber 25 km sind heute noch zu gehen und die Heimfahrt anzutreten. Da das am Vortag so gut geklappt hatte, bleibt auch heute die Küche kalt und wir vertagen das Frühstück auf das erste Wiedertreffen mit der Biela und essen auf einem Holzstapel.

 

Heute führen viele lange Abschnitte über Forststraßen. Nach der vielen Abwechslung wird uns schon ein wenig langweilig. Gerade rechtzeitig biegt der Steig mitten ins Dickicht ab und bringt uns steil über einen wohl gerade erst entstehenden Pfad auf dem direkten Weg nach oben zum Quirl. Schnaufen, ächzen, schwitzen. Man soll sich halt nicht beschweren. Wir kommen der Festung Königsstein und dem herausstechenden Pfaffenstein immer näher, umrunden ihn sogar zur Hälfte. Dann geht es auf einen unserer letzten Anstiege. Hoch zum Gohrisch. Hier stehen wir wieder vor der Wahl: rechts oder links, denn gelbe Kleckse finden wir nicht. Die Entscheidung für rechts bringt uns zwar nach oben, von Forststeig-Markierungen ist aber weiterhin nichts zu sehen.

 

Zeit für eine letzte Pause. Mir tun heute schon seit Km 10 die Füße weh. Ich schiebe mir die restlichen Gummibärchen gepaart mit Tornado-Chips und kaltem Kaffee hinein, während ich zum ersten Mal wirklich die große Papierkarte zur Orientierung nutze. Die gibt mir Aufschluss, dass wir vom Gohrisch dem Malerweg folgen müssen. Na klar, muss man halt wissen. Auf dem Gohrisch ist vergleichsweise viel Betrieb. Zwischen ihm und dem benachbarten Papststein befindet sich ein gut besuchter Parkplatz und auf dem Papststein auch noch eine Gaststätte. Kein Wunder, dass es vor Leuten wimmelt.

Einem älteren Ehepaar, das gerade die Treppe herunter kommt und mir versichert, es sei nicht mehr weit, erzähle ich kurz von unseren bereits 94 zurückgelegten Kilometern mit Gepäck.

„Wirklich? Das ist ja toll! Machen Sie das unbedingt weiter.“ Ich glaube, die beiden hätten daran auch viel Spaß gehabt, als sie noch konnten.

 

Die letzten Meter führen uns durch die „Hölle“, eine spektakuläre Schlucht mit einer einladenden Boofe. Es geht immer weiter abwärts bis die Knie glühen. Die Elbe können wir schon durch die Baumwipfel sehen. Bald ist die wunderschöne Abenteuerwanderung zu Ende. 800 m Elberadweg holen uns in die städtische Realität zurück und wir versuchen mit einem großen Softeis aus dem Bahnhof den Schmerz zu lindern, als wir ins Auto steigen.

Aber wisst ihr was? Ich hab da noch diese Trekkingtickets. Die wollen ja auch nochmal gebraucht werden. Auf einer Forststeigwanderung mit 5-6 Tagen. Denn jede Wanderung auch auf demselben Weg ist immer anders!

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Tipps zu Wasser, Unterkünften, Versorgung und Navigation gibts in diesem Beitrag. Das hätte hier leider den Rahmen gesprengt.

 

 



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[:de]Langstreckenwanderer zahlen in Deutschland drauf[:]

[:de]Appalachian Trail, Pacific Crest Trail, West Highland Way… das sind nur einige wenige bekannte Wanderwege, die man durch ihre schiere Länge von etwa 100 bis weit über 3.500 km als Langstreckenwanderweg (Long distance trail) bezeichnet. Diese Wege werden jährlich von tausenden ambitionierter Wanderer begangen, entweder sektionsweise oder sogar von Anfang bis Ende in einem Rutsch, dem sogenannten Thru Hike. Die Kultur des Langstreckenwanderns kommt wie so vieles aus den USA, denn hier finden sich die meisten und auch berühmtesten Long distance trails, deren Beliebtheit immer weiter steigt.

Die Amerikaner lieben ihre Thru Hiker und so erfahren diese ein hohes Maß an Unterstützung von ehemaligen Weitwanderern oder ganz normalen Leuten, die einfach gern bei der Herausforderung helfen. Trail Angels werden sie genannt, die Leute, die völlig selbstlos am Wanderwegesrand stehen und Softdrinks und Wasser verteilen, Pfannkuchen backen oder ganze Menüs für die vorbeikommenden Wanderer zubereiten. Sie bieten ihre Häuser oder Gärten zur Übernachtung an, lassen die Wanderer duschen, ihre Wäsche waschen und sich von und für die nächsten Strapazen zu erholen. Diese Art der selbstlosen Freundlichkeit nennt sich “Trail Magic”.

Unterkünfte am Appalachian Trail und dem Pacific Crest Trail bieten für Thru Hiker spezielle Sonderangebote an und nicht selten werden die Wanderer auch von lokalen Restaurants oder Imbissen auf eine Mahlzeit eingeladen. Zum Dank dafür wollen die Einladenden meist nur die spannendsten Geschichten der Wanderer hören und erzählerisch ein Stück mitgenommen werden.

Und in Europa?

Am Beispiel von Schottland lässt sich erkennen, dass die Kultur, sich um seine Langstreckenwanderer zu kümmern, sicher nicht so ausgeprägt sein mag, wie in den USA. Dennoch erlebt man hier als Wanderer eine Wertschätzung, die so nicht selbstverständlich ist.

Mitten am Wegesrand steht auf einmal eine große Kühltruhe voll mit Getränkedosen und Schokoriegeln. Daneben ein Stuhl zum Ausruhen. Eine Szene, wie man sie am West Highland Way findet. Dass die „Honesty box“ um 1 Pfund je Entnahme bittet, ist für die Mühe nur zu fair. Manch ein Wanderer würde an dieser Stelle auch 10 Pfund für eine Fanta zahlen.

 

Die Mountain Bothy Association unterhält zudem über ganz Schottland verteilt kleine rustikale bis große, fast luxuriös anmutende Berghütten, die Bothies, die einzig und allein den Wanderern zur Verfügung stehen. Mit Kamin, Tisch, Stühlen und Schlafplattformen als Mindestausstattung sollen sie sich aufwärmen, ihre nassen Sachen trocknen und in Ruhe schlafen können, ohne wie jeden Tag ihr Zelt in der Wildnis aufstellen zu müssen. Und das alles gratis. Eine Spende erfolgt auf vollkommen freiwilliger Basis, die ich als dankbarer Langstreckenwanderer gern für diese Wertschätzung vornehme.

 

Und in Deutschland?

Erst Ende April 2018 wurde in Deutschland ein neuer Langstreckenweg eingeweiht: der Forststeig Elbsandstein. Rund 100 km führen auf und ab über Tafelberge durch das Gebiet der Sächsischen Schweiz, welches noch urtümlich und wenig begangen ist. Zielgruppe sind erfahrene Backpacker, die sich der Herausforderung von 13 Tafelbergen in schwierigem Terrain stellen wollen.

Hierfür wurden Trekkinghütten und Biwakplätze hergerichtet, denn wild Zelten ist am Forststeig wie fast überall in Deutschland nicht erlaubt. Schon allein dieser Fakt verleidet es dem Backpacker, in Deutschland seinen Trekkingrucksack aufzuschnallen, denn wer möchte schon jede Nacht in eine Pension, Jugendherberge, Hotel oder einen der typisch deutschen parzellierten Campingplätze einkehren? Dagegen kommen die Biwakplätze und Trekkinghütten schon ganz gelegen. Letztere sind ausgestattet wie die schottischen Bothies, jedoch wird für jede Nacht eine Gebühr von 10 € fällig. Auf den Biwakplätzen sind es immerhin noch 5 €. Schenken tut man den Wanderern hier nichts.

Stinkende Wanderer zahlen mehr!

Überrascht ist man als Wanderer des Forststeigs, wenn man auf dem nahegelegenen Campingplatz Nikolsdorfer Berg ankommt. Eine Übernachtung kostet hier inklusive Dusche pro Person 5,60 €. Für ein Zelt werden 4,50 € fällig. Schaut man sich die Preisübersicht weiter an, findet sich eine Sonderposition für „Forstwegwanderer 1P/1Zelt“ für 16,00 €, also fast 6 € mehr als für eine „normale“ Person. Da fragt man natürlich nach.

 

Nach eigener Aussage der Betreiber würden die Forststeigwanderer ja deutlich mehr stinken als normale Gäste. Sie duschen viel länger, waschen ihre Wäsche in der Dusche und nutzen immens viel Strom.

Dabei sind es genau die Langstreckenwanderer, für die jedes Gramm zählt. Sie schleppen keine Wäscheberge mit sich herum, sondern tragen in der Regel genau ein Shirt, eine Hose, Unterwäsche, eine Jacke und 1-2 Paar Socken. Ein Langstreckenwanderer hält sich nicht lange mit „Stromklau“ auf. Für ihn ist einzig und allein wichtig, dass sein Handy zum Navigieren und zur Kommunikation funktioniert, ggf. wird noch eine leichte Powerbank aufgeladen. Danach verschwindet jeder Forststeigwanderer frühzeitig zum Schlafen im Zelt. Würden sich die Betreiber mit ihrer Kundschaft beschäftigten, wüssten sie das.

Auf seiner Website bewirbt der Campingplatz im Übrigen das Wäschewaschen auch am Geschirrspülbecken und Handwaschmöglichkeit mit Wäschewaschen für Kleidung als besonderen, im Preis enthaltenen, Service für alle.

Langstreckenwandern – ein weiter Weg für Deutschland

Deutschland hat sich auf den Weg zu mehr Attraktivität für Langstreckenwanderer gemacht, steht jedoch noch ganz am Anfang dieses Unterfangens. Die Etablierung des Forststeigs ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Und auch in Nordrhein-Westfalen gibt es erste gute Ansätze, ein naturnahes Trekking im eigenen Zelt zu ermöglichen, welches dem Konzept der Nationalparks in den USA ähnelt.

Solange jedoch sportliche, die Natur genießende Langstreckenwanderer als stinkende Gäste gesehen werden, die durch den Aufwand, den sie verursachen, tiefer in die Tasche greifen müssen, als solche, die frisch gewaschen mit dem Auto anreisen, ist und bleibt die Kultur zu einer Wandernation auf der Strecke.[:]