Laufen ist nicht mein einziger Sport, dem ich oft und gerne fröne. Daneben besuche ich recht regelmäßig das Fitnessstudio, um meine Muskeln fürs Laufen aufzubauen mit dem Zweck, Gelenke und Bänder vor Verletzungen zu schützen. Oftmals finde ich die Runde im Studio entspannend, aber es gibt auch durchaus Tage, an denen ich mich dazu zwingen muss.
Weitaus schöner ist dagegen das Inlineskaten. Vor etwa 10 Jahren habe ich mir meine ersten und bislang einzigen Inlineskates gekauft. Mit dem Fahren habe ich allerdings erst so richtig vor ungefähr 5 Jahren angefangen. Vom Trainingseffekt kann Inlineskaten gerade bei ungeübten Fahrern dem Laufen nahezu gleichgesetzt werden. Das Herz-Kreislauf-System wird angekurbelt und verbessert und es werden vor allem die Bein-, Rücken- und Gesäßmuskulatur trainiert. Dabei ist diese Sportart durch die gleitenden Bewegungsabläufe durchaus gelenk- und bänderschonender als z. B. Laufen.
So schön und vorteilhaft Inlineskaten auch ist, wird es dem Skater nicht gerade einfach gemacht, seinen Sport so auszuüben, wie er es gerne würde. Gemäß einem BGH-Urteil von 2002 handelt es sich bei Inlineskates nicht um Fahrzeuge, weshalb Skater nicht die Straße nutzen dürfen (es sei denn, es ist außerorts kein Fuß- oder Fahrradweg vorhanden). Und obschon Skater den Fahrradfahrern von der Durchschnittsgeschwindigkeit am nächsten kommen, wird die Verträglichkeit mit dem Fahrradverkehr geringer als die mit dem Fußgängerverkehr gesehen. Skater dürfen sich daher nicht auf Fahrradwegen bewegen, sondern müssen den Gehweg zum Rollen nutzen. Wer schon einmal in der Stadt auf Fußwegen unterwegs war, weiß, wie mühselig das sein kann: Slalom um Fußgänger, schlechter bis kaum fahrbarer Belag auf dem Fußweg, Ampeln an jeder Ecke. An flüssiges bzw. zügiges Fahren ist kaum zu denken.
Nun gibt es einige wenige Strecken, die dem Berliner Skater innerorts etwas wohlgesonnener sind wie den Kronprinzessinnenweg oder den Mauerweg ab Adlershof. Diese und andere Berliner Strecken werde ich demnächst auch einmal vorstellen, heute allerdings widme ich mich dem Skater-Paradies in Brandenburg südlich von Berlin: dem Fläming-Skate. Hier wurde ein riesiges Streckennetz für Skater (und Radfahrer) geschaffen, das über einige hundert Kilometer weitestgehend autofrei durch die Region führt. Es werden Rundkurse von 11 bis 92 km angeboten, wobei durchaus verschiedene miteinander kombiniert werden können.
Da ich bislang meist nur ca. 12 bis 15 km am Stück inlineskaten war, wollte ich mir für eine Tagestour einen Rundkurs mit etwa 50 km aussuchen. Der RK 5 sprang mir mit seinen 50,5 km Länge als erstes ins Auge. Als ich mir jedoch das Höhenprofil ansah mit seinen 100 Höhenmetern (nicht kumuliert!) Unterschied auf kurzer Distanz mit entsprechenden Steigungen und Gefällen, dachte ich mir, das dies für den Anfang vielleicht nicht das richtige ist.
Grundsätzlich machen mir Steigungen beim Wandern oder Laufen keine Sorge, mit Inlineskates können starke Anstiege jedoch sehr mühselig sein. Und meinen nicht ausgegorenen Bremskünsten traute ich die Gefälle (noch) nicht zu. Also entschied ich mich zuletzt für den mit 43 km Länge passend bezeichneten Marathon-Kurs RK 4.
Als Ausgangspunkt bot sich für mich die Skate-Arena in Jüterbog an. An einem Donnerstag Vormittag fernab von Feiertagen und Ferien war hier auf dem Parkplatz gähnende Leere. Also Skates angezogen, Handschützer angelegt, den Rucksack mit Wasser und Leckereien befüllt und los ging es auf den RK 4 entgegen des Uhrzeigersinns. Nach schon etwa einem Kilometer ging es bergab. Noch sachte, aber mit entsprechender Beschleunigung, so dass ich das erste Mal Bremsen üben konnte. Am Ende des Gefälles und auf Höhe des Motocross-Parcours fiel mir auf, dass ich meinen Pulsgurt noch gar nicht angelegt hatte, was ich hier nachholte. Zum Glück, denn sonst wäre ich mit Sicherheit an meinem Abzweig einfach vorbeigerauscht und hätte mich gewundert, warum ich nach 11 km wieder am Auto bin. So sah ich mir aber die Schilder genauer an und fand meinen Weg nach links über die Straße. Da auf den Hinweisschildern zumeist die Ortnamen aufgeführt sind, ist es ratsam, sich entweder eine Karte mitzunehmen und/oder sich die Namen der nächsten Ortschaften einzuprägen. Ansonsten finden sich zur Orientierung auf den Beton gesprühte blaue Hinweise zum jeweiligen Rundkurs und alle paar hundert Meter auch kleine Holzpfeiler, auf denen ein Schild mit der Rundkursnummer angebracht ist.
Ich führte meinen Weg fort vorbei an alten Kasernen und Wassertürmen. Das Wetter war mit 21 Grad und Sonnenschein perfekt für meinen Ausflug. Hätte ich zusätzlich zu den Skates noch Schuhe im Rucksack gehabt, hätte ich sicherlich mal einen oder mehr Abstecher in die leerstehenden Gebäude gemacht. Da ich aber nicht einschätzen konnte, wie lange ich für die gesamte Wegstrecke brauchen würde, verzichtete ich für den Tag darauf und genoss einfach die Landschaft, die an mir bzw. an der ich vorbeizog. Nach dem Passieren von Jüterbog II bog die Skatestrecke in ein Waldstück ein, auf dem mir ein Trecker entgegen kam. Der Fahrer grüßte freundlich und freute sich sichtlich, heute doch noch einen Skater zu sehen. Ich flitzte weiter durch den Wald und war schier begeistert über den glatten Asphalt, der mitten durch die Natur führte. Es roch nach Nadelwald und frischer Landluft. Außer mir war hier kein Mensch unterwegs, weder Skater noch Radfahrer und schon gar kein Fußgänger. Da hatte ich anderes erwartet, freute mich allerdings durchaus über die Einsamkeit.
Ab und an schaute ich auf meine Pulsuhr und war überrascht, wie schnell ein Kilometer nach dem nächsten verflog. In Dennewitz wollte ich nach den ersten ca. 11 gefahrenen Kilometern eine kleine Pause einlegen, um mal etwas zu trinken und zu essen. Denn das waren zwei Dinge, die ich vor Euphorie tatsächlich vernachlässigte. Vorher ging es jedoch noch ein heftigeres Gefälle durch ein weiteres Waldstück hinunter und ich stand die ganze Zeit auf der Bremse. Ich konnte ja nicht sehen, wo der Weg endet und so war ich zunächst etwas vorsichtiger. Ebenso bei einer kleinen Unterführung in Dennewitz. Ich versuchte mich auf den Skates am Geländer durch die Unterführung zu hangeln, was völlig schief lief. Oben hing ich mit den Händen am Geländer, während meine Füße mit den Skates schon zwei Meter weiter unten waren und nicht aufhören wollten, zu rollen. Beim nächsten Mal würde ich hier einfach durchfahren. Das war weitaus weniger gefährlich und lächerlich.
In Dennewitz gab es direkt einen kleinen Rastplatz. Hier, wie auch in allen Orten, die man an der Strecke besuchte, gab es ein Schild mit Datum zur ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes sowie einiger historischer Highlights. Mein persönliches Dennewitzer Highlight war jedoch die nette Gesellschaft, die ich in meiner Pause hatte. In dem kleinen Weiher gleich am Rastplatz hatten es sich einige Nager, von denen ich annehme, dass es sich um Nutrias handelt, heimisch gemacht und ließen sich durch mich nicht im Geringsten beeindrucken. Ich konnte bis fast zwei Meter an die Tierchen herantreten, die genüsslich auf der Wiese grasten. Nach etwa 20 Minuten riss ich mich dann doch los und machte mich weiter auf mein kleines Abenteuer durch Brandenburg.
Nach etwa 18 Kilometern erreichte ich das Örtchen Oehna, wo eine kleine Kneipe als “Skatertankstelle” für sich warb und u. a. Eis anbot. Da ich aber quasi gerade erst pausiert und selbst genug Verpflegung an Bord hatte, zog ich daran vorbei. Nach 22 Kilometern kam ich an dem Punkt an, von dem ich hoffte, ihn nicht zu verpassen: der Abzweig, an dem sich der RK 4 vom RK 1 trennt. Das hieß, nach links noch 21 Kilometer bis zum Auto, nach rechts noch 70 Kilometer. Für mich ging es heute nur nach links. Ich lag überraschend gut in der Zeit und hatte nach gut zwei Stunden bereits mehr als 27 Kilometer hinter mich gebracht. Zeit, um noch einmal die Beine hochzulegen, eine Banane zu essen und ein paar Minuten in der Sonne zu chillen. Die Banane war leider ein Opfer meines einzigen Abflugs gewesen, als ich beim Überqueren einer Straße auf der anderen Seite das Gleichgewicht nicht halten konnte. Ich hatte also eher Bananenmus und eine meiner Sigg-Flaschen nun eine sehr individuelle Falte am Boden.
15 Minuten gönnte ich mir, dann begab ich mich auf den Endspurt entlang von gerade beackerten Feldern und einem riesigen ehemaligen Militärübungsgelände, an dem zwar Warnschilder hingen, aber kein ausdrückliches Verbot, den inzwischen renaturierten Wald zu betreten. In Neuhof traf nach 38,5 Kilometern der RK 4 wieder auf den RK 1 und die letzte Etappe führte über eine Schleife nach Kloster Zinna. Wer sich einen Kilometer hin und zurück sparen möchte, kann hier auch abkürzen und gleich geradeaus weiterfahren. Die letzten einigen hundert Meter verliefen noch einmal durch ein Kiefernwäldchen, in dem mir tatsächlich noch einmal vier Skater im Rudel entgegen kamen. Insgesamt hatte ich damit den ganzen Tag über sieben Skater gesehen. Für eine Region, die sich soviel Mühe gibt und dieser Zielgruppe ein einzigartiges Streckenparadies geschaffen hat, sehr schade.
Um 11 Uhr gestartet, um kurz vor 15 Uhr wieder am Auto. Dass ich inklusive Pausen doch so fix sein würde, hätte ich nicht gedacht. Meine Füße und vor allem die seitlichen Waden dankten es mir dennoch, aus den Skates herauszukommen. Erst hinterher spürt man, wo die Belastung lag. Ich aß den Rest meiner Verpflegung auf und war sehr froh, fast drei Liter Wasser und Küchlein und Bananen dabei gehabt zu haben. Denn so gut wie die Strecken ausgebaut sind, so schlecht ist das kulinarische Angebot direkt am Fläming Skate. Und damit meine ich nicht die Qualität. Es gibt schlichtweg nichts, es sei denn, man fährt auf einige Abwege. Es sei also sehr empfohlen, Verpflegung und vor allem Getränke mitzunehmen. Gerade bei sonnigem Wetter ist der Bedarf an Flüssigkeit nicht zu unterschätzen und ein kleiner Rucksack stört unterwegs nicht und puffert gegebenenfalls den einen oder anderen “Hinsetzer” ab. 😉
Na du wärst mir ja davon geflitzt!!! 27km in 2h. Boah ey!
Richtig toll geschrieben. Hat richtig Spaß gemacht zu lesen. Ich hoffe auch einen dieser Nager zu sehen!!!
Freut mich, danke 🙂 Bist du denn demnächst auch dort unterwegs? Das Wetter ist ja perfekt dafür!