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Über eine Wanderung über die Berliner Weihnachtsmärkte zu schreiben, fühlt sich derzeit sehr seltsam an. Eigentlich sollte der Bericht über unsere tolle, lustige und besinnliche Wanderung bereits vor ein paar Tagen online gehen. Die Ereignisse der letzten Woche haben mich jedoch davon abgehalten. Unpassend fand ich es und mir war auch nicht wirklich danach, diese Zeilen zu schreiben. Jetzt, mit ein wenig Zeit, die dazwischen liegt, finde ich es dagegen umso wichtiger, ein klares Statement zu beziehen, zu zeigen, wie schön es sein kann und dazu ermutigen, sich nicht einschüchtern zu lassen von Menschen, die keinen Respekt vor dem Leben haben. Geht wieder raus. Geht auf unsere schönen Weihnachtsmärkte und genießt die Lichter und Stimmung. So wie wir vor zwei Wochen.
Normale Menschen besuchen meist 1 oder zwei Weihnachtsmärkte am Tag, vorausgesetzt, diese liegen recht nah beieinander. Notfalls wird die Bahn genommen. So ganz normal sind wir aber nicht. Menschen, die an 100 km-Wanderungen an einem Tag teilnehmen, müssen schon ein ganzes Stück verrückt sein. Solche Leute treffen sich eben auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau, dem westlichen Ende der Stadt, um dann mal eben 20 km lang Weihnachtsmarkt-Hopping bis zum Alexanderplatz zu Fuß zu unternehmen.
Um meinen „Wanderlingen“ unser Vorhaben noch mehr zu versüßen, hatte ich am Vorabend etwa 1 ½ Kilo gebrannte Mandeln zubereitet und in kleine Beutelchen verpackt. Am Treffpunkt durfte daher jeder der 35 Teilnehmer mal in meinen Jutesack greifen und sich bedienen. Der Glühweinstandbetreiber, dessen Stand wir mit unserem Treffpunkt bevölkerten, war dann so nett, unser Gruppenfoto zu machen, bevor wir losschwirrten. Zum Dank trank ich aber erstmal genau dort meinen ersten Eierpunsch – standesgemäß aus einem ultraleichten Titanbecher. Und Lea, die war mit ihrem Karabinerbecher unterwegs. Eine Dreiviertelstunde später wollten wir uns zum Weiterziehen treffen. In der Zeit war ich quasi einmal schon über den Weihnachtsmarkt rüber, um dann festzustellen, dass der einzige Langos-Stand dann doch ganz am Anfang war.
Schön nach Knoblauch riechend zogen wir weiter zur nächsten Glühweinetappe. Einige hatten sich für die Strecke extra nochmal ihre Tassen und Becher auffüllen lassen. Wir wollten ja schließlich das Level konstant halten.
How to shit in the city
Wanderungen durch die Stadt haben einen großen Nachteil: es gibt wenig Wälder und kaum natürliche Deckung. Was also tun, wenn es pressiert? Man setze sich das goldene Krönchen auf… oder setze sich aufs goldene Krönchen. Burger King kam gerade recht. Etwa 25 von uns stürmten die Filiale, die Mädels teilten sich auf Frauen- und Männerklo auf. Der erste kam aus dem Männerklo: „Boah, das Wasser im Waschbecken ist total heiß!“ Der zweite kam aus dem Männerklo: „Achtung, das Wasser im Waschbecken ist KOCHEND heiß“. Ach was. Dann kam Katharina da raus: „Passt bloß auf, das Handwaschbeckenwasser ist richtig heiß.“ Okay.
Das Spreeufer führte uns dann geradewegs zum nächsten geplanten Stop auf dem Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg. Unterwegs hatten wir noch Tom eingefangen, der sich zum ersten Mal zu unserer Truppe traute. Mit ihm im Schlepptau erkundeten wir die weihnachtlichen Stände, tranken Lumumba und stellten fest, dass es auf diesem Markt keine Pommes gab. Wer in Spandau noch kein Langos einverleibt hatte, tat das spätestens hier.
Aus unserem nächsten Gruppenfoto, für das wir einfach mal die Bühne in Beschlag nahmen, wurde ein spontanes Ständchen. Nach der ersten Strophe „Oh Tannenbaum“ gingen uns aber glühwein- oder textbedingt die Worte aus. Das müssen wir wohl noch üben.
Auf unserem Weg zum Alexanderplatz senkte sich dann langsam die Dunkelheit über uns. Festliche geschmückte, leuchtende Boote schipperten neben uns auf der Spree entlang und der Weihnachtsbaum am Reichstag zog uns für ein weiteres Gruppenfoto magisch an. Das Brandenburger Tor und die in Licht gehüllten Unter den Linden ließen uns dann aber spüren: wir waren im Touristenzentrum angekommen. Gar nicht so einfach, in der Dunkelheit und Menschenmasse noch zusammen zu bleiben. Zum Glück hatte ich meinen Rucksack mit einer roten Lichterkette geschmückt und war damit einigermaßen gut zu verfolgen, so dass wir tatsächlich alle um kurz nach 17 Uhr unterm Fernsehturm ankamen.
Der Füllstand auf dem Weihnachtsmarkt ließ vermuten: hier wird das nichts mehr mit besinnlichem Beisammensein. Schieben, drücken und drängeln ist angesagt. Da einige noch weiter auf den Weihnachtsmarkt an der Warschauer Straße wollten, versammelten wir uns für ein finales Großgruppenfoto und stießen noch einmal auf den gelungenen gemütlichen Tag in unserem Kreise an.
So schön und besinnlich kann ein Tag in Berlin zur Weihnachtszeit sein. Und das sollten wir uns von nichts und niemanden nehmen lassen. Dies war unsere letzte Wanderung. In 2016! Ich freue mich schon auf alles, was wir in 2017 erleben werden. Termine gibt es hier, die Routenplanung kommt. Dazu brauche ich einen ruhigen Abend… mit einem Titanbecher Glühwein!
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