A Walk in the Woods – “Picknick mit Bären” als Hörbuch

Nachdem ich vor ein paar Monaten bereits ein Buch aus meiner großen Sammlung an Lektüre für den Arizona Trail vorgestellt habe, kommt heute ein zweites hinzu, das ich wärmstens empfehlen möchte: „A Walk In The Woods“ oder zu Deutsch „Picknick mit Bären“ von Bill Bryson. Anders als bei „Laufen. Essen. Schlafen“ habe ich diesmal aber nicht selbst gelesen (obwohl auch das Buch in meinem Regal wartet), sondern lesen lassen. Als Hörbuch also. Dazu muss ich sagen: ich war bislang kein wirklicher Fan von Hörbüchern. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich es nie richtig probiert habe und lieber abends gemütlich ein oder zwei Stündchen ein altmodisches Buch vor der Nase hatte. Nur leider fehlt fast immer genau diese Zeit oder ich nehme sie mir nicht mehr. Eine Alternative muss also her, wenn ich selbst keine Zeit zum Lesen habe.

 

Kurz zum Inhalt

Der Autor Bill Bryson und ein Bekannter, den er über Jahre aus den Augen verloren hatte, beschließen in ihren Mittvierzigern, den etwa 3.500 km langen Appalachian Trail, kurz AT, zu wandern. Beide sind weder sonderlich fit oder outdoor-affin, noch ahnen sie, was das wirklich heißt, einen Fernwanderweg zu bestreiten.

Das Buch handelt von ihren Erfahrungen, ihrem meist mühseligen Weg, ihren Erkenntnissen, Erlebnissen und den vielschichtigen Menschen, die ihnen auf dem Weg vom Bundesstaat Georgia bis nach Maine begegnen. Vierzehn Staaten und unzählige Gipfel warten auf die beiden. Ob sie es schaffen, müsst ihr aber selbst lesen/hören.

Bären auf den Ohren

Das Hörbuch “Walk In The Woods” habe ich bei Audible gefunden. Nach einer ersten Eingabe des Suchbegriffs hatte ich Auswahl unter verschiedenen Versionen, darunter die deutsche Übersetzung und das amerikanische Original, das auch vom Autor selbst gelesen verfügbar ist. Nach ein paar kurzen Hörproben habe ich mich aber doch für die Lesung durch einen anderen Erzähler entschieden. Rob McQuay liest lebendiger und leidenschaftlicher als der Autor Bill Bryson selbst, was mich doch ein wenig überrascht hat. Man erkennt sehr gut, welcher Protagonist gerade spricht, auch wenn man als Zuhörer die Satzzeichen vor allem bei Dialogen nicht sieht.

Überhaupt lässt das Hörbuch die Fantasie spielen. Und dazu tragen sowohl der lebendige Schreibstil des Autors als auch die beschwingte Erzählweise des Vorlesers mit bei. Man befindet sich als Zuhörer immer genau zwischen unseren beiden Protagonisten im endlosen Wald oder tiefen Schnee, wandert gefühlt mit. Zudem erfährt man noch jede Menge Hintergrundinformationen über die USA, Bären und seine Wälder. Man erlebt den Appalachian Trail quasi selbst mit.

Besonders gut hat mir der Abschnitt gefallen, in welchem sich Bill Bryson mit allerlei Outdoor-Ausrüstung eindecken muss, denn er startet mit nichts und kennt sich auch nicht aus. Ich musste sehr lachen, wie er jedesmal vom Glauben abtritt, wenn er zum Beispiel feststellt, dass der 300-Dollar-Rucksack nicht einmal wasserdicht ist und was er alles zum Überleben brauchen soll.

Das Hörbuch ist wie das Papierbuch in Kapitel strukturiert, aber man kann jederzeit unterbrechen und wieder weiterhören, wenn die Zeit passt. Und genau da siegt auch gerade das Hörbuch gegenüber der Papierversion. Ich kann es beim Abwaschen hören, beim Training im Fitnessstudio, nachts zum Einschlafen und nehme auf Wanderungen einfach die Geschichte mit, lasse mich berieseln, während ich durch die Landschaft streife. Endlich schaffe ich es wieder, Bücher zu „lesen“. Vielleicht ist das doch keine so schlechte Idee, ein Hörbuch…[:]