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Ein Déjà-Vu. Ja. Das trifft es am besten.
Es ist wieder 2014. November 2014 und furchtbar kalt. Ich habe gerade meine erste und hoffentlich letzte Herbst-Erkältung hinter mir und fühle mich alles andere als fit. Husten, Schnupfen und eine ziemlich lange Laufpause werden heute nicht dazu führen, mich ganz nach vorne auf die vordersten Plätze zu bringen. Nein, ich werde schauen, wie schnell ich überhaupt kann und will. Zwei Runden á 4 km sind zu laufen. Im Notfall steige ich eben nach einer Runde aus und hüpfe gleich ins warme Nass der Südsee.
2016
Willkommen in der Gegenwart. -7 Grad in der Früh und noch immer andauernder Husten-Schnupfen-Heiserkeits-Mix bewegen mich dazu, kein Remake von 2014 zu veranstalten. Begrüßenswert spontan und unkompliziert funktioniert das Heruntermelden von 8 auf 4 km auch noch eine gute viertel Stunde vor dem Start. Für 4 km ziehe ich mir sonst eigentlich nicht mal meine Laufschuhe an. Aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Einen Wettkampf mit Erkältung zu laufen ist schon nicht sonderlich schlau, aber 4 km sind ja auch kein Wettkampf. Der fängt ja da erst an!
Die Sonne strahlt um 10 Uhr morgens, während sich rund 1.700 Läufer vorm Tropical Islands warmzittern. Als der Startschuss fällt, merkt man schon, dass sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt hat. Alle sind heiß darauf, nochmal zum Saisonende ein paar Kilometer zu schrubben, bevor es in die Fluten von AMAZONIA oder die gemäßigte Südsee geht. Auch ich heize los. Denke, bei 4 km kann ich schon nochmal Stoff geben. Nach einem Kilometer ist so gut wie der ganze Stoff verbrannt. An der Stelle schon ein viertel des Wettkampfes hinter sich zu haben, ist schon witzig. Aber ich bin froh darüber, denn ich fühle mich wie eine Dampflok, der die Kohle fehlt. Also mache ich, was ich sonst noch gut kann: Bilder. Aus dem Gebüsch, winkend vor der großen Kuppel… die Zielzeit ist eh hinüber. Nach 24 Minuten schaffe ich es dann doch noch über die Ziellinie. Da hab ich schon mal einen ganzen Kilometer mehr geschafft in dieser Zeit. Schwamm drüber! Nächstes Jahr.
Siegerehrung klassisch
Nachdem die Siegerehrung im letzten Jahr ziemlich experimentell verlief und einige enttäuschte Gesichter hinterlies, hat sich der Veranstalter in diesem Jahr besonnen und die Sieger auf klassische Art und Weise geehrt: alle 1. -3.-Platzierten der einzelnen Wettbewerbe. Cocktails gab es wieder, aber statt gemütlicher Stühle diesmal Stehpulte. Wohl angesichts der erwarteten Massen. Einige lieb gewonnene Mitglieder meiner Marschgruppe waren auch vor Ort und so hatten wir uns zum Cocktail und beiwohnen der Siegerehrung verabredet. Während wir uns noch in Unverständnis sielten, warum es denn wieder keine Finisher-Medaille gab, obwohl das Thema doch so schöne Medaillen mit Palmen oder Kuppeln hervorbringen könnte, bekamen die ersten Sieger ihre Preise überreicht… und eine Medaille. In Kuppelform mit Palmen. Sieh an.
Also liebes Tropical Islands/ SC Tegeler Forst: wir wollen 2017 Finisher-Medaillen bekommen. Denn: jeder, der sich bei den Temperaturen draußen heldenhaft Runde für Runde um die Kuppel schraubt, obwohl er gleich im warmen Wasser verschwinden könnte, hat sich so eine verdient. Nicht nur die Sieger. Die sollen ihre Preise und Ehrungen auch weiterhin bekommen. Aber Finisher-Medaillen sind das, was jeder Läufer stolz um den Hals gehängt bekommt. Und Vorlagen habt ihr ja nun schon.
Demokratie gibt`s auch in der Sauna
Jeder Läufer kommt mit seinem Startplatz auch in die Saunalandschaft des Tropical Islands. Erst hier habe ich so richtig Geschmack daran gefunden, an Aufgüssen teilzunehmen.
Eigentlich mutet dieses Szenario auch ziemlich seltsam an: Nackte, sich zumeist völlig fremde Menschen hocken wie die Heringe in einem tierisch heißen Kabäuschen und freuen sich einen Kullerkeks, wenn ein Typ riechende Flüssigkeit auf glühende Steine kippt und anschließend mit dem Handtuch rumwedelt, während man selbst gerade zerfließt.
Alles, was man für den Wunsch-Aufguss tun muss, ist zur Sauna-Rezeption zu schlendern, um dort für einen der vier zur Wahl stehenden Düfte abzustimmen. Mit sechs Leuten vor Ort bekam natürlich Bier/Knoblauch schon mal sechs Striche. Ja. Bier/Knoblauch. Das klingt im ersten Moment bizarr bis eklig und für einige bleibt das auch so. Wenn man aber drauf steht, in der Küche bei backendem Knoblauchbrot im Ofen ein Bierchen zu zischen, kann man das gar nicht nicht mögen.
Kurz vor 18 Uhr musste ich nochmal nachsehen, wie der Stand der Wahl war. Gerade mal zwei Striche für Birke, Pina Colada und Duft der Woche waren leer ausgegangen. Bier/Knoblauch dagegen mit satten 12 Strichen der Gewinner. Also ab in die Sauna. Über 40 Leute saßen drin, als der Saunameister mit einem Becher Bier den menschlichen Backofen betrat und den gewählten Duft verkündete. Mindestens 25 Leute beschwerten sich lautstark. Ja nun, hätten die 25 Bier/Knoblauchhasser mal von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Nun mussten sie halt ertragen, was eine kleine Schar von Verrückten Ihnen vorsetzt. Soll nochmal jemand sagen, dass Wahlbeteiligung und Demokratie nicht auch beim Saunagang funktioniert.
Eine Nacht in Port Royal
In den letzten Jahren hatte ich die Nacht vom Lauf in die Tropen im Indoor-Zelt verbracht. Das war schon schön, auch wenn die Geräuschkulisse auch in der Nacht nicht gerade als leise zu bezeichnen ist und man campingplatztypisch zu den Gemeinschaftsklos schlappen muss.
Diesmal hatte ich das große Glück, in einem Zimmer der „Hafenstadt“ übernachten zu können. Dieses kleinen Themenviertel hatte ich bislang noch gar nicht besucht und war überrascht über die liebevolle Gestaltung mit Kanonenkugeln, Palmen und Piratenaccessoires. Auch die Zimmer sind passend designed und es kommt ein Gefühl von Karibik auf, als würde gleich Captain Jack Sparrow über die Promenade spazieren.
Auf der großzügigen Terrasse laden zwei Liegen zum Relaxen abseits der Südsee und sonstigen Liegeplätze ein und der Ausblick ist besonders abends wildromantisch. Das leere Fass ließ mir natürlich keine andere Wahl, als hineinzusteigen. Ging nicht anders. Und anders als im Zelt herrscht im Zimmer himmlische Ruhe, sobald die Terrassentür geschlossen wird. Wer es klimatisiert mag, findet dazu die Möglichkeit. Einziger Wermutstropfen: die kurze (mögliche) Nutzung. Ab 16 Uhr sind die Zimmer erst bezugsfertig und um 11 Uhr müssen sie schon verlassen werden. Wer sich gern mal etwas besonderes gönnen möchte, dem seien die Zimmer wärmstens angeraten. Schaut man ein wenig genauer auf die Relation Preis zu Aufenthaltsdauer, muss man sehen, ob einem der Aufpreis im Vergleich zum Zelt für den kurzen Luxus wert ist.
Ich freue mich auf jeden Fall schon aufs nächste Jahr, wenn es wieder heißt: Laufen im Kalten, relaxen in den Tropen!
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