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[:en]Miles to go – preparing a thruhike[:de]Einen Fuß vor den anderen – eine Weitwanderung vorbereiten[:]

[:de]Der Rucksack ist gepackt, die Schuhe geschnürt. Vor dir liegen mehrere Tage, Wochen, ja vielleicht sogar Monate, in denen der Weg dein Zuhause ist. Ob hundert, tausend oder fünftausend Kilometer – eine Weitwanderung ist immer etwas Besonderes. Dabei ist das reine einen Fuß vor den anderen zu setzen aber nur ein Teil deines fantastischen Abenteuers. Fast genauso spannend ist die Zeit davor, wenn du deinen Trip vorbereitest.

 

Wieviele Kilometer nehme ich mir pro Tag vor? Welches Equipment wandert mit? Wo bekomme ich neues „Futter“? Wie bereite ich meinen Körper auf diese neue Belastung vor? Viele Fragen gilt es zu beantworten, die aber genau eines bedeuten: grenzenlose Vorfreude auf das, was kommt. Der 160 Kilometer lange West Highland Way in Schottland, der fast doppelt so lange Heidschnuckenweg in Deutschland, der 1.300 Kilometer weite Arizona Trail oder der Pacific Crest Trail mit seinen 4.260 Kilometern Länge, auf den ich mich gerade selbst vorbereite – sie alle haben ein gutes Stück Planung abverlangt und die Zeit bis zum tatsächlichen Start extrem versüßt.

Du planst etwas Ähnliches? Perfekt! Dann lass dir von mir erzählen, was mich in den Monaten vor dem sogenannten Traillife jedesmal am meisten beschäftigt und bewegt.

Die Strecke

Ich bin ein absoluter Freund von Papierkarten. Stunden und Tage kann ich über einer Papierkarte eines bestimmten Gebietes verbringen, neue Wege und Kleinode wie Felsformationen, Heidelandschaften und gemütliche Schutzhütten entdecken, Abenteuer stricken. Das erste, was ich mir für eine Weitwanderung zulege, ist eine Papierkarte. Die bleibt in der Regel wegen des hohen Gewichts am Ende zu Hause, aber für die visuelle Planung ist sie Gold wert und zeigt dir, was dich am Wegesrand noch so erwartet. Vielleicht magst du deine Strecke nach deinen Wünschen anpassen, wenn du etwas Spannendes gleich um die Ecke findest.

 

Tageseinteilung

Ganz am Anfang steht bei mir stets die Frage, wieviel Zeit ich mir für einen Trail nehmen kann und möchte. Das hängt unter anderem von meiner Urlaubszeit, der Streckenbeschaffenheit (flach oder gebirgig) und meiner Kondition ab, aber auch vom zu erwartenden Wetter. Um meinen Körper erst einmal langsam an die tägliche Belastung heranzuführen, plane ich für die ersten Tage möglichst nicht mehr als 25 Kilometer am Tag ein. Deine Gelenke und Bänder werden es dir danken. Zu oft habe ich es gesehen, wie einige Mitwanderer ambitioniert mit 40 oder 50 Kilometern starteten. Die traf ich wenige Tage später wieder, gestrandet in Hotels oder auf Zeltplätzen, um ihre Wunden zu lecken.

Bist du lange Strecken mit Gepäck gewöhnt, kann es natürlich auch mal ein bisschen mehr sein. Aber sei versichert: Je länger du unterwegs bist, fallen dir nach ein paar Wochen auch 35 bis 40 Kilometer nicht mehr schwer. Spätestens dann ist auch deine einst geplante Tageseinteilung überholt, denn wieviel du wirklich schaffst, hängt von etlichen nicht planbaren Faktoren ab. Für den Arizona Trail hatte ich ein ausgefeiltes Excel-Sheet über die gesamten 1.300 Kilometer. Schon nach 700 Kilometern hatte ich zwei Tage Vorsprung herausgewandert. Es kommt immer alles anders als du denkst!

Einkaufen und Wasserquellen

Übernachtest du hauptsächlich in festen Unterkünften und Ortschaften, kannst du das Kapitel quasi überspringen. Willst du aber wild zelten, biwakieren oder in Schutzhütten nächtigen, braucht es schon etwas mehr an Überlegung und Logistik. Anhand deiner Tageseinteilung kannst du ungefähr abschätzen, ob du täglich an einem Lebensmittelgeschäft vorbeikommst, um deine Essenvorräte aufzufüllen oder sogar an einem Pub wie in Schottland, wo wir fast jeden Tag zu Mittag gegessen haben. Führt deine Planung dich nur alle paar Tage mal in eine Ortschaft, gilt es entsprechend viele Portionen an Frühstück, Snacks und Abendessen einzupacken bis du wieder einkaufen kannst.

Ähnlich sieht es mit Wasser aus. Speziell auf dem Heidschnuckenweg galt es zu wissen, wann wir das letzte Mal unsere Trinkflaschen auffüllen können und wie weit am nächsten Tag die nächste Wasserquelle entfernt ist. Das lag vor allem an unserer coronabedingten Planung, die darauf aufsetzte, dass noch immer ein Beherbergungsverbot besteht. Nicht eine von uns geplante Schutzhütte lag an einem Flüsschen oder See. Fürs abendliche Kochen und die Überbrückung der ersten Kilometer am Folgetag schleppten wir also teilweise vier Liter pro Person von der letztmöglichen Wasserquelle (sei es ein Fluss oder eine Toilette in einem Restaurant) über weite Strecken zum Tagesende bis zu unserem Tagesziel. Kaum etwas ist schlimmer als nach einem langen Wandertag am gewässerlosen Ziel anzukommen und festzustellen, dass man zu wenig oder gar kein Wasser mehr hat.

Das Equipment

Ultraleichtrucksack oder ein superhaltbarer Trekkingrucksack mit allen Schnörkeln? Daunenschlafsack oder doch Synthetik? Zelt, Tarp oder Hängematte? Im Urwald von Wanderausrüstung kann man sich schon mal verl(k)aufen. In vielen Gruppen lese ich immer wieder die Frage nach Empfehlungen. Natürlich empfiehlt jeder genau das, womit er selbst zufrieden ist. Aber nicht umsonst gibt es tausende von Rucksackmodellen, die sich in Passform, Features, Material und Gewicht unterscheiden.

Welcher für dich der Richtige ist, kannst du nur selbst herausfinden. Auch ich bin mit recht schweren Rucksäcken in mein Trekkingleben gestartet, weil es eben das ist, was man von (deutschen) Händlern so empfohlen bekommt. Inzwischen bin ich aber nur noch mit absolut leichten Modellen unterwegs, die neben dem Vorteil des geringen Gewichts aber auch eine Notwendigkeit mit sich bringen: Auch dein gesamtes weiteres Equipment muss ebenso leicht sein, denn das Maximalgewicht ist bei diesen Rucksäcken extrem begrenzt. Recherchiere, probiere und stelle fest, was für dich passt. Wahrscheinlich wird es am Ende nicht bei einem Rucksack bleiben.

Daune oder Synthetik? Ein Daunenschlafsack ist einfach um ein vielfaches leichter als ein vergleichbar warmer Synthetikschlafsack. Warum also überhaupt einen aus Kunstfaser in Betracht ziehen? Bist du in feuchtem Gebiet oder mit hoher Regenwahrscheinlichkeit unterwegs, wärmt dich ein Synthetikschlafsack auch noch, wenn er klamm oder feucht geworden ist. Nasse Daunen dagegen verlieren ihre Isolierungseigenschaften und du frierst.

In meinem Schrank liegen inzwischen mehrere Zelte, ein Tarp (Zelt ohne Boden) und eine Hängematte. Und jedes Stück wird immer mal wieder benötigt. Vor allem in Deutschland schaue ich gern mal in das Wald- und/oder Naturschutzgesetz des jeweiligen Bundeslandes. Ist in Berlin das Zelten und sogar Lagern verboten, ziehe ich mit der Hängematte los. In Niedersachsen sind Zelte verboten, also ist für mich das Tarp perfekt. Ihm fehlt zur Eigenschaft eines Zeltes eben der Boden. Stattdessen lege ich eine separate, wasserdichte Matte unter. Kleine Krabbeltiere finden ihren Weg natürlich trotzdem hinein. In Brandenburg dürfen Wanderer für eine Nacht ihr Zelt aufschlagen. Hier ist die Lage absolut unkompliziert. Du siehst, auch hier kommt es drauf an, was du vor hast und vor allem wo. 

Um dir mal einen Einblick in meine Ausrüstung zu geben, findest du hier die komplette Liste der Dinge, die ich auf meiner neuntägigen Wanderung auf dem Heidschnuckenweg mit dabei hatte. Natürlich mit detaillierten Gewichtsangaben, versteht sich.

Die Fitness

Last but not least ist es wichtig, deinen Körper ausreichend vorzubereiten. Ein ausgewogenes Training, um deine Muskeln zu stärken, hilft dir, die plötzliche Belastung des schweren Rucksacks besser zu verkraften. Damit schützt du zudem deine Gelenke und Bänder. 

Testwanderungen

Für einen Marathon trainiert man am Besten durch Lauftraining. Du denkst es dir wahrscheinlich schon: Eine Weitwanderung trainierst du idealerweise durch mehrere längere Testwanderungen. Damit bekommst du ein Gefühl für den Bewegungsablauf, den du Tag für Tag über viele Stunden durchziehen wirst. Wo schmerzt es? Wo reiben Socken oder Schuhe? Wo merke ich Schwächen im Muskelapparat? Für mich ganz typisch: Spätestens nach 25 Kilometern schmerzen meine Fußsohlen und teilweise auch die Knöchel. In der Regel gibt sich das nach rund zwei Wochen. Ein gutes Training kann diese schmerzvolle Zeit der Gewöhnung jedoch verkürzen.

Muskeln aufbauen

Besonders wichtig zur Vermeidung von Rückenverletzungen ist ein stabiler Core. Das heißt: gezieltes Training deiner Rücken- und Bauchmuskulatur. Vor dem Arizona Trail bin ich daher ein Stammgast im Fitnessstudio geworden. In Coronazeiten ein Luxus, der leider wegfällt. Stattdessen habe ich mich zu Hause recht gut mit Kraftgeräten wie einem Rückentrainer ausgestattet. Für die Kondition und die Bauchmuskulatur habe ich mir zudem eine Rudermaschine geliehen, die aber eher ein schönes Möbelstück geworden ist. 

Letzten Endes kann man über die Vorbereitung einer Weitwanderung durchaus Bücher füllen, was einige ja auch tun. Dies soll daher eher als Einstieg in deine Planung dienen. Denn selbst recherchieren, Blogbeiträge lesen und YouTube-Channels durchforsten gehört doch heutzutage genauso dazu. Und macht dazu noch Spaß![:]

[:de]Harzer Hexenstieg in drei Tagen – der Weg zur goldenen Nadel[:]

[:de]Als unser Manuel mit der tollkühnen Idee um die Ecke kam, den Harzer Hexenstieg in drei Tagen zu erwandern, war ich sofort Feuer und Flamme. Aber mir war auch völlig klar: das wird ne harte Nummer. 107 km mit guten 2.000 Höhenmetern wollen in der kurzen Zeit erst einmal geschafft werden. Ja sicher, in Zeiten der Mammut- und Megamärsche reißen viele das einfach mal in 24 Stunden runter. Aber es geht ja auch darum, die Landschaft zu genießen und – viel wichtiger – Stempel zu sammeln für die Harzer Hexenstieg-Nadel und die goldene Wandernadel.
In diesem Jahr lag der 1. Mai ideal! Mit Montag, dem 30.4. als Brückentag standen uns fünf Tage für An- und Abreise und die Wanderung zur Verfügung. Und als wäre das nicht schon toll genug, war der auch gleichzeitig der Tag, an dem jährlich die Walpurgnisnacht stattfindet. Und wo könnte man diese besser feiern, als in Thale mit dem Hexentanzplatz?

Tag 1 – Ein gesperrter Weg

Früh um 9 zogen wir zu sechzehnt von unserem Campinghotel in Richtung Ortskern Osterode zum offiziellen Start des Harzer Hexenstiegs. Wir wollten ja schließlich jeden Meter mitnehmen. Ein schnelles Startfoto und dann ging es schon zügig bergauf. Heute warteten rund 40 km Wegstrecke zu unserem Zielort Torfhaus auf uns.

 

Schon recht bald verließen wir die Asphaltstraßen und sahen uns sattem Grün in waldiger Umgebung gegenüber. Nach etwa 4 km die erste Stempelstelle. Während einige eine Wissenschaft daraus machten, den Stempel immer möglichst gerade zu setzen, wollten die meisten schnell die Hexe im Heftchen haben und weiterziehen. Es würden ja auch noch viele, viele Stempelstellen kommen.

 

Der Weg zeigte uns immer wieder: der Harz ist bergig. Und es geht immer noch weiter hinauf. Aber frohen Mutes und schnellen Schrittes huschten wir mit unseren Trekkingstöckchen von Stempelstelle zu Stempelstelle. Ich hatte ja vermutet, man würde sich am langen Mai-Wochenende hier tottreten. Mitnichten. Größtenteils waren wir die einzige schnatternde Wandertruppe weit und breit.
Am Bärenbrucher Teich lud die Aussicht zu einer kurzen Rast ein. Rucksäcke wurden aufgerissen und eifrig reingefuttert, was die Zeit erlaubte. Über die Hälfte der Tagesstrecke lag noch vor uns und die sollte es in sich haben.

 

Auf Höhe Altenau lagen plötzlich ein paar Bäume auf dem Weg. Riesige, lange Nadelbäume wie Mikado-Stäbe quer auf den Weg geschmissen. Die Überbleibsel des letzten Sturms. Klettern war also angesagt. Baumstamm rauf, Baumstamm runter. An die zehn mal. Dann ging es wieder seicht am Flüsschen entlang zur nächsten Stempelrunde.

 

Nur zwei Kilometer vor Torfhaus (und nachdem wir bereits 38 km in den Knochen hatten) versperrte uns ein Flatterband den weiteren Weg auf dem Hexenstieg. Eine Umleitung von etwa 4 km sollte uns nach Torfhaus führen. „So schlimm kann es doch nicht sein“, dachten einige von uns, die schon Erfahrung mit gesperrten Wegen hatten. Und nochmal zwei Kilometer mehr wollten wir nicht gehen.
Schwerer Fehler, wie sich nach zuviel zurückgelegter Strecke herausstellen sollte. An einer Stelle war der Weg abgerutscht, aber über Bäume überkletterbar. Dann lag dort noch ein Baum und noch einer. Es wurde besser, der Hexenstieg wieder als solcher erkennbar. Aber keine 200 m weiter die nächste Verschüttung des Weges unter Tannen, Kiefern, Fichten oder was auch immer. Wir krochen, kletterten, schimpften, waren teilweise ratlos, wo denn Weg noch sein sollte. Und das Baumchaos nahm kein Ende, wurde immer noch schlimmer. Aber wir waren schon zu weit gekraxelt, um wieder umzukehren und die Umleitung zu nehmen.

 

Mindestens einen Kilometer lang kämpften wir uns durch die Schäden, die der Sturm hinterlassen hatte und brauchten dafür fast anderthalb Stunden. Ich persönlich und auch einige andere empfanden das Gekletter als willkommene Abwechslung zu den Stunden des Wanderns, manch einen machte es aber noch fertiger als er ohnehin schon war. Drum merke: ein gesperrter Weg im Harz ist als solcher ernst zu nehmen!

Tag 2 – Was für ein Brocken

Kilometerlange Anstiege auf Panzerstraßen, so oder so ähnlich stellte ich mir den Aufstieg zum Brocken vor. Aber man soll sich nicht unnötig Angst von Erzählungen anderer machen lassen.

Im Schullandheim Torfhaus, wo wir die Nacht verbracht hatten, wurden wir durch unerwartet gutes Frühstück für den Tag gestärkt. Pünktlich um 9 Uhr starteten wir zu unserem Aufstieg auf den Brocken.

Da wir neben der Harzer Hexenstieg-Nadel ja auch noch mal eben die goldene Harzer Wandernadel mitnehmen wollten, ging der Weg nicht eben direkt dorthin, sondern immer mal wieder über kleine Umwege zur nächsten Stempelstelle.

 

Bei bestem Wanderwetter zeigte sich der Nationalpark Harz von seiner schönsten Seite. Ich hatte nicht gedacht, dass Deutschland so tolle Wanderecken hat, die sich vom Berlin-Brandenburger Einerlei doch deutlich unterscheiden.

 

Dann kam er, der Aufstieg zum Brocken über die Panzerstraße. Weitaus kürzer als ich dachte, denn plötzlich verlief der Weg schon über einen gepflegten Schotterweg direkt an der Brockenbahn entlang. Nach einer Abzweigung nacht links führten die letzten Meter über Asphalt und es wurde immer voller. Alle wollten anscheinend heute auf den Brocken.

Oben angekommen musste ich für mich feststellen: der Brocken ist nicht meins. Flach, zugebaut und überfüllt mit Menschen. Das soll ein Berg sein? Wir holten uns alle den Brockenstempel und einige hatten sogar das Glück, Brocken-Benno zu sichten und sich seinen Sonderstempel abzuholen.

Nach einer kurzen Rast mit Bierchen machten wir uns nach einem Gruppenfoto wieder auf die Socken. Und gut so, denn auf einmal kamen uns Massen von Menschen entgegen. Wo sollten die denn noch alle auf dem Brocken hin?

 

Unser Abstieg führt über den Eckerlochstieg. Ein wunderschöner felsiger Pfad, der aber eher zu einem Slalom mutierte, denn auch hier kamen Menschen in Hülle und Fülle entgegen.

 

Nachdem ich den Aufstieg als eigentlich letzten im Sinne hatte, bogen wir erneut links ab und es ging wieder nach oben, Richtung Brocken. Was? Alles was ich gerade hinunter gegangen war, ging ich gerade wieder hinauf. Und wozu? Na klar, da oben war noch eine Stempelstelle und zugegeben eine dazu noch sehr schöne.

Irgendwie wurde langsam die Zeit knapp und die Information, dass die letzten zwei Kilometer vor Rübeland, dem eigentlichen Abholort unseres Busshuttles, gesperrt sein sollten, machten die Sache nicht besser. Aber Manuels Organisationstalent machte es möglich, uns etliche Kilometer vor Rübeland abholen zu lassen. Trotz strammen Marschierens waren wir heute nämlich nicht annähernd so weit gekommen, wie wir gedacht hatten. 

Um 18 Uhr  fing uns der Bus in Königshütte ein und brachte uns nach Quedlinburg, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen würden.

 

Tag 3 – Ein endloser Endspurt

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Am dritten Tag interpretierten wir  das auf unsere ganz eigene Art, denn ein paar unserer Truppe waren in den letzten zwei Tagen nicht ganz so gut zu Fuß gewesen. Heute stand nun noch dazu der längste Wandertag bevor. Der Rücktransfer nach Königshütte, um unsere Wanderung dort wieder aufzunehmen, wo wir sie gestern beendet hatten, war daher für vier von uns der praktische Luxus, sich einige Orte näher am Ziel aussetzen zu lassen und einige Kilometer zu sparen.

 

Für alle anderen hieß es: ca. 42 km nach Thale, dem Ende des Hexenstiegs. 

Wer seinen Stempel über dem Wasserfall noch nicht am gestrigen Tage in einer Hauruck-Aktion geholt hatte, konnte das nun heute morgen nachholen, bevor wir uns auf den Weg über satte grüne Wiesen entlang von Flüssen begaben.

Wir waren gar nicht so weit gegangen, da rief es vom Balkon eines Gästehauses. Der Schwabe! Der Schwabe mit seiner kleinen Gruppe war uns zum ersten Mal am ersten Tag begegnet, kurz nachdem wir unsere erste kleine Kletteraktion hinter uns gebracht hatten. Die Truppe hatte selbstgemachte Eierlikör dabei, die sie auch gern mit uns teilten. Seitdem trafen wir uns immer wieder, obwohl wir doch ein anderes Tempo und eine andere Strecke wanderten. Bei der zweiten Brockenbegehung, beim Umweg für einen weiteren Stempel… und hier schon wieder. Ständig war der Schwabe da, wo man ihn nicht vermutet hätte. Am ersten Tag hatte er sogar noch den ganzen Abend mit uns im Schullandheim verbracht. Wir waren wohl eine lustigere Gruppe als seine eigene.

Auch heute warteten wieder etliche Höhenmeter auf uns, versüßt durch die eine oder andere Hexe am Wegesrand. Die Stempelhefte der vier anderen hatten wir eingesteckt und stempelten fleißig für sie mit. Dafür warteten an den Stempelstellen, die die vier durch den Distanzvorsprung immer vor uns erreichten, kleine „Liebesbriefe“ und Eintragungen in den Stempelbüchern auf uns. „Team EarnYourBacon was here“!

 

Bis etwa Zweidrittel der Strecke blieben wir noch einigermaßen zusammen, dann hatte Manuel anscheinend genug von unserer Rasselbande und zog von dannen. Von da an splitterten wir uns immer mal wieder auf, sechs von uns, die gemütliche Truppe, blieben aber immer beisammen. So richtig schnell war ich schon deshalb nicht, weil ich seit Kilometer 5 eine etwa zwei Kilo schwere Baumscheibe mit mir rumschleppte, die ich so toll fand. Hauptsache, ich hatte auch meine abgesägte Zahnbürste dabei, um ein paar Gramm zu sparen. Aber unterwegs erfüllte die Baumscheibe immerhin auch einen guten Zweck als Picknicktisch.

 

 

Stempelstelle 69 sollte die letzte auf unserer Jagd nach den begehrten Wandernadeln sein. Und trotzdem lag Thale gefühlt noch sehr weit weg. Nach 35 km tat mir schon alles weh, aber ich war nicht die einzige, die ein wenig unrund lief. Jan, den wir spontan im Bus überredet hatten, nicht auch vorzeitig auszusteigen, bereute wohl gerade seine Entscheidung. Ich hatte ihm schon gleich am Anfang meine Trekkingstöcke zur Unterstützung gegeben und lief selbst nur mit einem langen Stock, den ich im Wald gefunden und der mir bereits eine Blase an der Hand beschert hatte.

 

Die Landschaft noch so richtig zu genießen, fiel mir mit jedem Schritt schwerer. Und dabei ist die Schlucht kurz vor Thale eine tosende Augenweide.

Nach mir endlos erscheinenden 12 Stunden und rund 42 km liefen wir in Thale ein. Kurz vor 21 Uhr. Zahlreiche Hexen kamen uns entgegen, die auf dem Weg zum Hexentanzplatz und dem Tanz in den Mai waren. Nach tanzen wir mir jetzt so gar nicht mehr zumute. Umso glücklicher war ich allerdings, dass die Touristeninfo noch 10 Minuten geöffnet hatte. So würden uns die Harzer Hexenstieg–Nadel und auch gleich die goldene Harzer Wandernadel noch in der Walpurgnisnacht von „echten“ Hexen überreicht. Zufrieden über das Erreichte trafen wir alle beim Italiener in Thale wieder zusammen und wurden als letzte Gäste des Abends bedient.

 

Abschließend bleibt zu sagen: der Hexenstieg ist ein wunderbarer Weitwanderweg, der die Schönheit des Harzes auf vielfältige Weise zutage bringt. Er ist alles andere als überlaufen, verspricht Ruhe und die eine oder andere Herausforderung. Nächstes Mal würde ich mir aber vier Tage Zeit nehmen und die Alternativroute zur Brockenumgehung wählen.

Ein großer Dank geht an der Stelle an Manuel für die großartige Organisation dieses Abenteuers. Es war mir ein Fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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[:de]60 km unterwegs auf dem Havelradweg – Zu Fuß. (K)Eine gute Idee![:]

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Die Generalprobe für den Ostseemarsch! Zwei Wochen, bevor es wieder ernst wird, sollte die letzte lustige Wanderung stattfinden. „Lustig“ ist allerdings das letzte Wort, was mir über die Lippen gekommen wäre, wenn ich an die finalen Kilometer zurück denke.

Seit Anbeginn unserer Trainings hatte ich immer eine Route vorgegeben. Für dieses Wochenende wollte ich aber mal die Kreativität und Ideen der Gruppe nutzen und so kamen auch etliche schöne Vorschläge zutage. Bei einer kleinen Abstimmung ging der Havelradweg von Brandenburg an der Havel bis nach Werder als haushoher Favorit hervor. Aber weil das ja nur 41 km Wegstrecke sind, hatte ich die Route noch bis Potsdam auf gut 60 km verlängert – für die ganz Verrückten.

Viel zu früh…

…klingelte dann am Samstag der Wecker. 6:30 Uhr! Damit wir um 9 Uhr losmarschieren können. Wer, zur Hölle, hat sich denn DAS ausgedacht. Von Lichterfelde fuhr ich erstmal mitten in die Stadt, um dann mit dem RE1 wieder ganz weit raus zu fahren. Donut und zwei Kaffee hielten meine Moral aber hoch. Bis auf wenige Ausnahmen hatten die anderen wohl einen ähnlichen Tagesbeginn – zumindest verrieten das die verschlafenen Augen im Zug und am Start in Brandenburg.

havelradweg-start-brandenburg-havel

Da geht’s nicht lang!

Ein paar Tage vorm Abmarsch hatte ich mir die Strecke mal grob angesehen und festgestellt, dass der Anfang fast ausschließlich an der Bundesstraße entlang führt. „Das geht doch bestimmt schöner“, dachte ich und plante mit GPSies und Google Maps um. Nun. Es gibt einen Grund, warum der Streckenbeginn immer an der Bundesstraße lang läuft. Vor Ort stellte sich die Lage nämlich ein wenig anders dar, als GPSies und die Satellitenansicht es vermuten ließen. Der ursprünglich geplante Weg endete jäh vor einem Zaun. Dann eben in den nächsten Weg abbiegen und über‘n Acker. So der Plan.

Nachdem ich schon als Erkunder vorgeprescht was, um die Lage zu checken, bellte auf einmal ein Hund los und ein alternder Gartenbesitzer/Bauer mit ausladendem Bauch „rannte“ aus seinem Kabuff raus und schrie mit in der Luft wedelnden Armen: „Wo wollt IHR denn? HALT! SOFORT stehenbleiben!“ Aus seinem Zaun heraus trat er nicht, wahrscheinlich waren wir dann doch zu viele. Ich versuchte zu erklären, dass wir nur einen Weg zum Havelradweg suchten, um nicht wieder zur Hauptstraße zurück zu müssen. „Und da wollt ihr hier einfach durchrennen? Da is STROM auf’m Zaun. Nur dahinten…da ist keiner drauf.“ Ich dachte erst, das wäre der Hinweis, wir könnten da lang. Schien aber nicht so. „Das is ja wie in der Kolchose! Da is auch jeder lang gelaufen, wo er wollte. Kann ja wohl nicht wahr sein!“ Zeit, umzukehren. Hier würde es nicht weitergehen. Der Mann war ja bissiger als sein Hund.

Als wir wieder am Bahnhof waren, hatten wir schon 2,5 km hinter uns. An sich nicht viel. Wenn man aber noch rund 41 bis 58 km vor sich hat, dann zählt jeder Meter. Also bissen wir in den sauren Apfel und liefen an der Bundesstraße entlang, aber immerhin auf der Originalroute. Nach etwa 8 Kilometern verließen wir sie Richtung Norden durch kleine Dörfchen und weitere 2 Kilometer weiter erreichten wir auch endlich die Namensgeberin dieses Weges: die Havel.

Der Sommer ist noch da

Wunderschön windet sich der Fluss hier am Wegesrand entlang, umgeben von hohen Büschen, Schilf und Bäumen. Kaum ein Boot ist unterwegs, stattdessen Reiher, Kühe und unzählige Gänse, die sich wohl schon auf den Start gen Süden vorbereiten.

havelradweg

Dass der Herbst langsam bevor steht, davon merkten wir allerdings nichts. Bei 27 Grad bretterte die Sonne von oben auf uns herunter und der Asphalt wärmte gleichzeitig noch von unten. Das kurze Stück, das uns durch ein Wäldchen führte, war eine richtige Erfrischung. Direkt am Wegesrand stand ein hohler Baum, groß genug, um einen Menschen aufzunehmen. Natürlich kletterte ich dort hinein, auch wenn ich dann schon wieder ganz weit hinten marschieren würde, weil alle anderen weiter zogen. Aber wann kann man schon mal buchstäblich IN einen Baum klettern? Angeblich kann man bis nach oben krabbeln und rausschauen. Dafür war mir aber der Inhalt zu bröckelig und ich wollte nicht den ganzen Baum zum Einsturz bringen.

Kurz vorher hatte ich noch schnell meine Socken gewechselt. Was hatte ich mir denn dabei gedacht, Low-Cut-Socks anzuziehen? Die scheuerten schon nach etwa 3 km, aber ich wollte nicht dort schon anhalten. Nachdem ich eine Abkürzung übers Feld genommen und mir den ganzen Sand in die Schuhe geschaufelt hatte, war es aber dann doch nötig. Meine Hacken waren schon richtig wundgescheuert. Prima, Caro. Nix dazugelernt in den vorherigen Wanderungen.

3 km sind sehr relativ

Nach gut 16 km stand einigen schon ins Gesicht geschrieben, dass eine erste Pause fällig war. Karsten kannte da einen Strand. Der sei nur noch 3 km entfernt. Nur noch. Na gut, für einen schönen Pausenplatz läuft man auch gern mal ein paar Meter weiter. Wir liefen an den Orten Götz und Götzerberge vorbei, fanden eine Lore von einer alten Ziegelei, fielen fast über zeltende Angler bei den Fischteichen und liefen immer noch. 3 km waren lange vorbei. Das Gemurre wurde lauter und mindestens zwei Leute zogen quasi schon einen Fuß nach.

Erst nach etwa 21 km erreichten wir endlich den sagenumwobenen Strand und ließen uns auf Bänke oder einfach in den Sand fallen. Futtern, Wunden lecken und Austreten war angesagt. Teilweise wurde die Pause auch für ein Minutenschläfchen genutzt.

Auf zum Eis

Und weiter ging es in der prallen Mittagshitze. Anscheinend hatten wir kurz vor der Pause einen Eisladen verpasst, so dass wir dem diskreten Wegweiser des Eiscafés/ Partyhofs Sans Souci ohne weitere Diskussion des Ob-oder-ob-nicht folgten. Die Gäste und auch Kellner des Eiscafés waren einen derartigen Anblick wohl nicht gewohnt. Entsprechend verständnislos und pikiert schauten sie uns an, während wir das Klo stürmten, um die Wasserblasen aufzufüllen, uns den Schweiß abzuwischten, große Colas auf Ex tranken und die Eistheke halb leer kauften. Sonderlich gut rochen wir sicher nicht.

Dass der Hinweis „Letzte Möglichkeit bis Werder“  des Eiscafés Sans Souci nur ein platter, aber funktionierender Marketingtrick ist, merkten wir dann in Phöben. Dort machten wir nämlich für das nächste Eis eine Pause. Selbstverständlich hatten wir uns das verdient. Schließlich waren wir weiter in der Sommerhitze über den Asphalt geschlichen, vorbei an Feldern und einer Pferderennsprunghindernisbahn, stellenweise dem Fernwanderweg E10 folgend.

Erster Endspurt – Wäre ich bloß in den Zug gestiegen

Werder war ja nicht mehr weit. Trotzdem waren wir alle froh, als wir endlich das erlösende Autobahnschild sahen. Die Sonne stand schon tief am Himmel, denn wir waren nun auch schon 10 Stunden unterwegs. Seit mehreren Kilometern hatte ich bereits mit mir gerungen, ob ich dem Schweinehund folge und in den Zug in Werder steige. Erst Gregors Pizza, die er mir als Stärkung für die noch kommenden Kilometer überließ, überzeugte mich, doch noch die Runde bis Potsdam voll zu machen. An meinen Waden entdeckte ich große, dicke Quaddeln, für die ich keine bessere Erklärung hatte als Sonnenallergie. Sie juckten nicht, taten nicht weh, also dachte ich mir nichts weiter dabei. Während knapp 20 Leutchen in Werder „Tschüss“ sagten, machten wir uns zu siebt auf den Weg in die Nacht.

Zweiter Endspurt – Darf ich mich bitte hinsetzen und sterben?

Der verheißungsvolle Name „Wildpark“ war leider nicht viel mehr als der Name eines Ortsteils, den wir hinter uns ließen, als gerade die Sonne über Werder unterging. Die Nacht kam schneller als erwartet und schon waberten wir im Stockdunkeln über die Straße, rechts und links im Gebüsch raschelte und rannte es. Nach einer Stunde fielen die ersten Bemerkungen des Nur-noch-ankommen-wollens. Ja. Das zählte ich mich dazu. Etwa 8 Kilometer vor Potsdam fing mein linker Knöchel an, zu schmerzen. 8 Kilometer, die zur Hölle werden sollten. Wir waren für meinen Geschmack verdammt schnell unterwegs. Klar, wir wollten ja ankommen. Etwa 5 Kilometer vor Potsdam fragte ich mich, ob ich das noch schaffe und versuchte, den Fuß beim Auftreten so zu drehen, dass es weniger weh tat. Aussichtslos.

3 Kilometer vor Potsdam machten wir noch einmal eine Mikropause, die nicht alle für notwendig erachteten. Ich schon. Und wenn es nur war, um drei Minuten schmerzfrei zu sein. 2 ½ Kilometer vor Potsdam wollte ich mich an den Wegesrand setzen und heulen. Aber ich dachte mir, ich sei schon 58 Kilometer gelaufen, da überlebe ich die letzten zwei auch noch. Überleben traf es dann wohl. Ich hinkte irgendwie weiter und wollte am liebsten das Schild küssen, das den Potsdamer Hauptbahnhof in nur wenigen hundert Metern anpries. Hinter mir machten sich weitere Ausfallerscheinungen bei meinen Mitwanderern breit. Ich war so froh, als es endlich vorbei war.

Ein Radweg ist ein Radweg!

Auf dem Rückweg wollte ich mir am liebsten die Beine abhacken, weil sie so weh taten. Die Quaddeln waren noch größer und mehr geworden. Und ich hatte das Gefühl, wie ein Iltis zu riechen, was sicherlich auch so war. Am nächsten Morgen merkte ich meine Achillessehnen beidseitig sehr heftig. Nach der 65 km-Wanderung im April hatte ich mich deutlich besser gefühlt.

60 km auf Asphalt ohne jegliche Dämpfung sind anscheinend keine gute Idee. Entsprechend Bammel habe ich nun vor dem Ostseeweg, denn der scheint einen ähnlichen Asphaltanteil zu haben. Asphalt ist nichts für Wanderer, zumindest nicht für eine solche Distanz! Ich bin gespannt, wie  unsere Körper im Gegensatz zum Mammutmarsch, der viel durch Wald und Feld geführt hat, reagieren werden. Da ich eine Woche später zum Halbmarathon im Disneyland aufbreche, muss ich Prioritäten setzen. Wenn es schlecht läuft und ich Schmerzen während der Wanderung habe, weiß ich: Prio 1 haben Donald und Co.!

Vielen lieben Dank auch an Olaf, der mir ein paar Bilder zur Verfügung gestellt hat!

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[:de]3. Mammutmarsch-Training, 40 km: “Kommen Sie gerade aus Syrien?”[:]

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Wenn sich ein großer Wurm Wanderer durch die Berliner City und über den Mauerweg schlängelt, dann zieht das Blicke auf sich. Nachdem der Wurm beim Auftakt schon mit 40 Leuten mächtig Aufmerksamkeit erregte, könnt ihr euch die ungläubligen Gesichter bei rund 65 Wanderern vorstellen. Aber dazu später mehr.

Mammutmarsch 3 - sonnenaufgang

Samstag morgen um 7 Uhr war die Nacht für mich zu Ende. Schließlich musste noch der Rucksack gepackt, die Semmeln geschmiert, der Kaffee gekocht und eine Stunde Fahrzeit einberechnet werden. Nicht schlimm, denn die Sonne winkte mir schon entgegen und versprach einen schönen Tag und das Verpflegungspaket war wie immer viel zu ungesund lecker.

Mammutmarsch 3 - Verpflegung

Als ich während der Bahnfahrt zum Startpunkt Heiligensee nochmal kurz in die Veranstaltung schaute und da 71 angemeldete Facebooker sah, war ich schon wieder baff. Abzüglich des üblichen Schwunds von ca. 20 % rechnete ich immer noch mit 50 Teilnehmern. Da hatte ich mich aber geschnitten, denn der Schwund betrug augenscheinlich nicht mal 10 %. Unfassbar!

Der Bahnhof war schon um viertel vor 10 prall gefüllt mit wanderwütigen Berlinern. Da wir noch den nächsten Zug abwarten mussten, hatte ich ein wenig Zeit, mich mit den Schuhauswahl der Mitwanderer zu beschäftigen. Ich hatte mich diesmal gegen meine schweren Wanderstiefel und für die leichten Salomon Speedcross entschieden. Wanderstiefel werden nach 35 km einfach verdammt schwer an den Beinen. Tim dagegen war mal ganz puristisch unterwegs mit seinen ToeShoes.

Mammutmarsch 3 - salomon speedcross

Mammutmarsch 3 - vibrams

Mit dem Zug um 10:04 Uhr trafen dann die letzten Nachzügler ein und ich entschloss sich diesmal, gleich zu Anfang das Gruppenfoto zu schießen. Bei der schieren Masse an Leuten musste ich sogar die Panoramafunktion einschalten. Viele bekannte Gesichter waren von den ersten zwei Wanderungen dabei, aber auch einige Ersttäter. Ich spulte mein Sprüchlein zu eigenem Risiko, Fotos und Ausstiegsmöglichkeiten ab. Ein bisschen komme ich mir dabei inzwischen vor wie eine Flugbegleiterin. “Die geschätzte Wanderzeit beträgt 8 Stunden, die Notausgänge befinden sich in 22,5 und 30 km.” 🙂

Mammutmarsch 3 - Gruppe

Und dann machte sich unser Tross auf den Weg Richtung Mauerweg. Der war schon nach wenigen Minuten erreicht. Ein Glück, dass Berlin 160 km Mauerweg bietet. Da hat man einiges zu entdecken. Dieses Mal war der nördliche Teil dran.

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg2

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg3

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg4

Mit dieser invasionartigen Masse zogen wir wieder einmal alle Blicke auf uns. Ein Vater mit Kind nahm seine kleine Tochter vorsichtshalber bei Seite. Die fragte: “Papi, wo wollen die dann alle hin?” Und ein paar Kilometer weiter schauten uns sechs wandernde Senioren mit offenem Mund an. Sowas hat die Brandenburger Pampa noch nicht gesehen. Tatsächlich war trotz des gigantisch schönen Wetters sehr wenig los auf unserer Route.

Mammutmarsch 3 - Meisenknödel

Katharina, die Gute, hatte mich natürlich auch nicht vergessen und mir eine Packung ihrer selbstgemachten “Meisenknödel” mitgebracht. Diesmal auf Wunsch einer einzelnen Dame mit Zartbitterschokolade-Chunks. Waren die gut! Mehr davon!

Wir kamen an einem kleinen Gelände vorbei, das wie ein großer Spielplatz für Hindernisläufer aussah. Leider war es abgesperrt und wahrscheinlich auch eher für Mountainbiker gedacht.

Mammutmarsch 3 - hindernisspielplatz

Überhaupt boten sich auf dem Weg einige kuriose Anblicke. Angefangen von einem Indianer-Tipi, das wohl schon bessere Zeiten gesehen hatte, über einen alten Grenzturm, der nun den hübschen Namen “Naturschutzturm” trägt.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Tipi

Mammutmarsch 3 - Naturschutzturm

Wir kamen am Bifröstweg vorbei. Bifröst. Das ist das Ding, was Asgard und Midgard verbindet. Und das mitten in Berlin-Brandenburg. Wahnsinn! Thor begegnete uns hier leider nicht. Dafür hatte ein Anwohner sich einen glatzköpfigen Schwertträger in den Garten gestellt, der mein persönliches Highlight an Kuriosität darstellt.

Mammutmarsch 3 - schwertkämpfer

Wahrscheinlich boten wir aber selbst das kurioseste Bild. Während wir vom Mauerweg entfernt auf kleinen Pfaden wanderten, einer nach dem nächsten, fühlte ich mich sehr an Lemmings erinnert. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn ich mich einfach mit ausgebreiteten Armen vor die “Lemminge” stellen würde? Nächstes Mal muss ich das ausprobieren!

Mammutmarsch 3 - Lemminge

Da ich die Strecke selbst noch nie gewandert war, hatte ich alle Hände voll zu tun, die Lemminge auf dem richtigen Weg durch Wald und  Wiesen zu führen. So schaffte ich es irgendwann zumindest mal, mir eine Banane aus dem Rucksack zu holen/ holen zu lassen. Statt sie zu essen führte ich sie aber bestimmt noch 3 km mit mir spazieren.

Mammutmarsch 3 - Carola Keßler

Nach 14 km gab es dann die erste richtige Pause in der Koppelschänke. Oder doch Koppelschenke? Egal! Auf jeden Fall gab es eine Toilette für Männlein und Weiblein und für einige auch eine Tasse Kaffee oder Tee. Die meisten setzten sich jedoch pragmatisch einfach auf den Boden. Für diese große Masse an Leuten findet sich hier draußen einfach keine andere Örtlichkeit, die soviele Sitzplätze bietet. Zum Glück sind Mammutmarschler da sehr pflegeleicht! Selbstverständlich war auch mein kleines Plüschmammut wieder mit von der Partie.

Mammutmarsch 3 - Koppelschenke

Mammutmarsch 3 - Koppelschänke

Mammutmarsch 3 - Pause

Nach der doch recht ausgedehten Pause hatten einige schon Hummeln im Hintern und machten sich auf die Socken, während ich noch mit den meisten auf diejenigen wartete, die noch in Ruhe ihren Kaffee schlürfen sollten. Das Problem zu langer Pausen ist einfach, dass man sehr schnell auskühlt und sich daher nach nicht allzu langer Zeit wieder auf den Weg machen sollte.

Vorbei ging es am Hubertus- und Köppchensee, über feuchte bis sumpfige Wiesen, die wohl allen, die nicht gerade mit wasserdichten Schuhen unterwegs waren, nasse Socken bescherten. Inklusive mir, denn die wasserdichte Variante meiner Schuhe stand natürlich brav zu Hause.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Köppchensee

Mammutmarsch 3 - Matschfeld

Mammutmarsch 3 - Kindelfließ

Da wir aber flotten Schrittes unterwegs waren, trockneten die Funktionssocken zum Glück recht schnell und der Boden wurde auch wieder eher wüstig.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Sandstreifen

Nach ziemlich genau 20 km konnten wir in weiter Ferne (nämlich weitere 20 km) den Berliner Fernsehturm erspähen. Die Stadt kam also unaufhaltsam näher. Aber ich hatte ja auch eine Wald- & Wiesen & Sightseeing-Tour versprochen.

Mammutmarsch 3 - fernsehturm

Mammutmarsch 3 - Carola Keßler1

Wie bei den letzten Wanderungen schon, machte sich bei mir wieder das Hulk-Syndrom breit. Nein, ich entwickelte leider keine übermenschlichen Kräfte und meine Kleidung zeriss auch nicht unter der sich spontan vergrößernden Muskelmasse. Aber meine Hände. Mein Gott, die waren doppelt so groß wie zum Beginn der Tour. Dick geschwollene Wurstfinger! Muss wohl eine Mischung von Kälte und Bewegung sein. Schön ist anders.

Mammutmarsch 3 - Hulkhände

Für den Stadtteil hatte ich eine Route zusammengeklickt, die uns immer an der Panke entlang führte und so noch ein wenig Natur mit in die Stadt hinein nahm. Dass wir in Berlin angekommen waren, merkten wir dann entgültig am S-Bhf Wollankstraße  als uns ein älterer Herr fragte, ob wir gerade aus Syrien kämen. Ja, wir sind die Hightech-Syrer mit echt guten Deutschkenntnissen.

Mammutmarsch 3 - Panke

Ab hier begann dann auch die Perlenschnur an möglichen Ausstiegspunkten, die auch dankbar genutzt wurden. Unser Riesenwurm wandelte sich langsam zu einer kleiner Schlange, so dass nicht alle mehr den Sightseeing-Teil unserer Reise mitbekamen. Dafür gibt es ja hier den Bericht! Das erste imposante Objekt war das Sowjetische Ehrenmal in Schönholz. Ordentlich, was die hier hin gebaut haben.

Mammutmarsch 3 - Sowjetisches Ehrenmal Schönholz

Unser Trüppchen trennte sich ein weiteres mal in zwei Hälften. Die größere wollte noch einmal kurz Pause machen und lief mit mir zum S Bahnhof Gesundbrunnen. Die andere Hälfte wollte lieber pausenfrei durchziehen und setzte die Route wie geplant fort. In der Pause merkte ich, dass ich an alles gedacht hatte. Alles außer Kleingeld, welches ich aber für die Blutsauger von Sanifair brauchte. Bei den Preisen wundert es mich fast, dass nicht Kreditkartenzahlung angeboten wird. DIE hätte ich dabei gehabt! Da Gesundbrunnen von der Route abwich, suchte ich eine alternative Rückkehrmöglichkeit und fand diese im Humboldthain. Auch nicht so schlecht.

Mammutmarsch 3 - Berlin Gesundbrunnen

Mammutmarsch 3 - Pause2

Die Sonne verabschiedete sich langsam und gab nun einen tollen Blick auf die Lichter der Stadt frei. Genauso hatte ich es mir gewünscht. Sonne in der Natur und Dämmerung mit Lichtermeer in der Stadt. Unsere Sightseeing-Tour führte uns an die Spree, zum Hauptbahnhof, über die Siegessäule zum erleuchteten Brandenburger Tor.

Mammutmarsch 3 - Stadtlichter

Mammutmarsch 3 - Berlin Hauptbahnhof

Mammutmarsch 3 - auster

Mammutmarsch 3 - Siegessäule

Mammutmarsch 3 - Brandenburger Tor

Um die 40 km auch voll zu kriegen, hatten wir vorher noch eine Runde durch den stockdunklen Tiergarten gedreht. Überaus glücklich, mit allerlei Zipperlein, aber auf den Punkt genau kamen wir nach 40 km am Potsdamer Platz an. 18 Leute waren wir in unserer Gruppe gewesen. Die Gruppe, die auf die Pause verzichtet hatte, hatte sich teilweise unterwegs noch weiter aufgeteilt, so dass am Potsdamer Platz nur noch vier Wandersleut ankamen. Eine weitere Gruppe war noch früher hier angekommen.

Es war in meinen Augen wie die letzten Male eine wunderschöne gelungene Wanderung mit so vielen netten Menschen. Ich habe fast die gesamte Zeit gequatscht und gelacht. Ich weiß jetzt schon: das wird mir fehlen, wenn der Mammutmarsch vorbei ist.

Umso mehr freue ich mich auf die spontane Nachtwanderung, die Manuel am 12.03.2016 ausgerufen hat. Passt zwar gar nicht in meinen Trainingsplan, aber was solls? Ich freu mich auf euch!

Die Veranstaltung zur Nachtwanderung gibt es hier. Meine nächste Veranstaltung ist am 26.03.2016. Da geht es 44-45 km durch den Grunewald und immer am Wannseeufer bzw. Griebnitzsee entlang. Die findet ihr hier.

Der liebe Benni hat übrigens noch ein tolles Video von unserer Wanderung erstellt! Viel Spaß beim Ansehen.

Ach ja, was die Hände angeht. Die haben sich inzwischen wieder beruhigt. Auf der Fahrt nach Hause war ich aber Gregor so dankbar für seine Hilfe. Ich hab weder den BabyBel aufbekommen, den er mir liebenswerter Weise angeboten hat, noch meine Flasche. Zur besseren Vorstellung hab ich mal ein Vorher-Nachher-Bild meiner Hände hier. 🙂

Mammutmarsch 3 - Handvergleich

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