Die Veranstaltung “skate by night” findet in Berlin- wie auch in anderen Großstädten – seit einigen Jahren in den Sommermonaten regelmäßig statt. Das erste Event, die Single Night startete Mitte Mai. Es folgten alle drei Wochen weitere Skate Nights und am 02.08.2015 das fünfte Event: die Touristic Night. Warum ich diese tolle Möglichkeit, die Stadt auf Skates über die Hauptstraßen zu erobern, erst jetzt für mich entdeckt habe, bleibt mir nach Sonntag jedoch ein Rätsel. Schließlich ist es für diesen Sport schwer genug, ordentliche Strecken zu finden. Und wenn schon einmal die halbe Stadt abgesperrt wird, nur damit die Freunde des Skate-Sports die sonst mit Autos vollgestopften Straßen nur für sich haben, dann ist das eine Gelegenheit, die man am Schopfe packen sollte.
An den acht Terminen zu skate by night wird jedes Mal eine andere Strecke gefahren. Startpunkt ist jedoch stets der Alexanderplatz. Die Streckenführung der Touristic Night aus 2014 sah fast identisch aus zu der des Berliner Halbmarathons. Da ich diesen schon zweimal gelaufen bin, dachte ich, es wäre eine schöne Sache, die Strecke mal des nächtens mit Skates zu erleben.
Ab 18:30 Uhr konnte man sich zum Get together am Alex zusammenrotten. Für mich war 19:30 Uhr früh genug, da ich weder Skates ausleihen noch am angebotenen Crash-Kurs teilnehmen wollte. Gegen die wirklich vertretbare Teilnahmegebühr von 2 € erhielt ich ein Teilnehmer-Bändchen, auf das es bis Ende September bei Karstadt Sport sogar 10 % auf den Einkauf gibt. Das ist für die Organisation mehr als fair und angemessen und sollte für jeden Sportler oder Freizeit-Skater drin sein. Ansonsten war das der bürokratischste Teil. Keine Vorab-Anmeldung, keine Namensliste, alles ganz entspannt. Der Sponsor Rockstar verteilte becherweise seinen Energy-Drink. Da schon wieder Temperaturen um 30 Grad herrschten, nahm ich den gerne mit. Die Organisatoren informierten darüber, dass die Teilnehmermenge an diesem Tag vermutlich urlaubs- und ferienbedingt kleiner sei als sonst. Das sollte aber nicht unbedingt stören.
Mit ein wenig Verspätung rollten die mehreren hundert Skater auf die Grunerstraße. Links sollte immer eine Gasse gelassen werden, um die ehrenamtlichen Ordner und die Polizei auf ihren Krads passieren lassen zu können. Den “Besenwagen” stellte eine Ambulanz. Die angehaltenen Autofahrer winkten teilweise freundlich, andere waren über die – für sie anscheinend überraschende – Wartezeit weniger entzückt. Aber das ist Berlin! Richtung Stadtmitte und Friedrichstraße konnte ein bisschen Gas gegeben werden, nachdem sich der erste Knoten gelöst hatte. Die meisten waren auf Inlineskates unterwegs, einige aber auch mit motorisierten Einrädern oder Skateboards mit und ohne Motor. Der Musikwagen fuhr vorne weg und sorgte für gute Laune. So relativ weit hinten wo ich fuhr, gab es einen Skater, der lautstark Musik aus einem mitgeführten Handkarren dröhnen lies.
Am Checkpoint Charlie gab es eine erste längere Pause, bei der die Zeichengebung für notwendiges Bremsen in Form von Armen heben geübt wurde. Gerade bei Engpässen und Stürzen ist es wichtig, die hinteren Skater rechtzeitig zu warnen. Da bislang keine Warnblinkanlage für Skater verfügbar ist, müssen die Arme herhalten. Nach etwa 5-10 Minuten ging es weiter Richtung Potsdamer Platz, an dem wir später noch einmal vorbei kommen würden. Am Horizont konnte man langsam die Sonne untergehen sehen und im “Vorbeifliegen” die Sehenswürdigkeiten der Stadt genießen. Ja und dass Ferien sind und die Sommerbaustellen plötzlich wie jedes Jahr sich wild vermehren, das merkten sogar wir Skater trotz abgesperrter Straße. Nicht selten mussten wegen Skaterstau die Arme gehoben werden.
Schön schnell wurde es dann wieder auf dem Ku’damm. Vorbei am KaDeWe, an der Gedächtniskirche, am Bahnhof Zoo, wo erst kürzlich das Beate-Uhse-Haus samt der kompletten Zeile abgerissen wurde. Hier klafft nur noch ein Loch. Als Ur-Berliner ein seltsames Gefühl, ist man doch jahrelang durch die zwielichtige Zeile zu Burger King spaziert.
Nach 12,5 km stand die Halbzeitpause am Schloss Charlottenburg an. Es gibt sicher schlechtere Orte als den direkten Blick auf das beleuchtete Schloss. Zu dem Zeitpunkt waren schon etwa anderthalb Stunden vergangen. Es würde also spät werden. Aber es heißt ja auch skate by night und nicht skate in the evening. Einen viertel Stunde wurde pausiert, von den Organisatoren Wasser und vom Sponsor wieder Energy-Drink verteilt. Beim Start zur zweiten Hälfte war es nun schon richtig Dunkel und die Konzentration musste mehr geschärft werden. Durch die Schnelligkeit und Dunkelheit wusste ich teilweise kaum noch, wo ich war.
Auf der Otto-Suhr-Alle ging es gut bergab. Ein Pärchen stürzte direkt vor mir und ich sah mich schon direkt auf Ihnen liegen. Nur ganz knapp konnte ich noch dem Dominoeffekt entgehen. Zumindest er hatte keine Schutzkleidung an und sofort ein blutiges Knie. Selbst ich, die sonst nur mit minimaler Ausrüstung, also Handschützern, fährt, hatte für dieses Event Ellenbogen- und Knieschützer an. Für einen Helm kann ich mich dennoch nicht begeistern.
Die Strecke führte dann durch Alt-Moabit. Offensichtlich war hier ein wenig Kreativität angesagt, denn die alte Strecke wäre hier eigentlich nicht entlang gegangen. Die Belohnung war aber ohnegleichen. Direkt über der Straße hing wie eine riesige Orange der von der Restsonne angestrahlte Mond. Ich hatte ihn erst für ein Werbeplakat gehalten, so perfekt und kitschig hing er da am Himmel. Am Straßenrand standen immer wieder staunende Leute, ein paar applaudierten und winkten der rollenden Masse. Beim Brandenburger Tor standen wohl die meisten Zuschauer und freuten und/oder wunderten sich. Wir passierten den Reichstag, den Berliner Dom und sahen den Potsdamer Platz erst noch einmal aus der Ferne. Dann führte uns die Touristic Night am Tiergarten entlang über den 17. Juni zur Siegessäule. Einige Teilnehmer hatte ihre Skates mit LEDs ausgerüstet oder einfach Leuchtbänder dabei. In jedem Fall sah das in der Dunkelheit klasse aus. Als wir am Reichpietschufer ankamen, waren bereits 25 km gefahren. Soviel war für den heutigen Abend eigentlich angegeben, aber bis zum Alexanderplatz zurück war es noch ein gutes Stück zu fahren. Die Skatermasse wand sich durch die Straßen am Potsdamer Platz, am Marlene-Dietrich-Platz vorbei und unglücklicherweise auch über die Alte Potsdamer Straße, wo ein Bremshindernis für Autos auch uns das Fahren durchaus erschwerte. Eher unmöglich machte und so wanderte ich wie auf Eiern über das Kopfsteinpflaster.
Den Endspurt bildete die Leipziger Straße. Durch die vielen vorangegangenen Anstiege hatte sich das Feld ordentlich auseinander gezogen und ich war ganz vorn und konnte nochmal schön Tempo machen. Und das auf dem Abschnitt, der mir beim Halbmarathon immer das letzte abverlangt. Kurz nach 23 Uhr war für mich die Skate-Nacht mit Ankunft am Alexanderplatz nach gut 30 km zu Ende. Und ich freue mich schon sehr auf die nächste!
Danke für diesen Blog ich konnte diesmal nicht mit fahren 🙂
Schade, Ruben, vielleicht klappt es ja wieder am 16.08.2015!
och mensch ich bin ganz neidisch…
Allerdings weíß ich nicht ob im Dunkeln skaten was für mich ist:D
Probieren geht über Studieren 😉 Und die Straßen sind ja beleuchtet.