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Pulsmessung und Herzfrequenzüberwachung – das gehört für viele Sportler heutzutage einfach zum Training dazu. Bekannt und alt bewährt sind die Brustgurte, die inzwischen neben der Herzfrequenz auch allerlei andere (wichtige) Trainingsdaten aufzeichnen. Träger solcher Brustgurte leiden aber oftmals unter einem unschönen Problem, welches in Verbindung mit schweißtreibenden Aktivitäten auftritt: Scheuerstellen in der Mitte der Brust.
Derartige Scheuerstellen sehen nicht besonders schön aus. Viel schlimmer ist aber: sie tun richtig weh. Je länger und öfter ich meinen Brustgurt vor allem im Sommer tage, umso unangenehmer wird der Schmerz, der irgendwann so unerträglich wird, dass ich für lange Zeit erst einmal auf den Brustgurt verzichten muss. Meine Herzfrequenz möchte ich aber natürlich trotzdem aufzeichnen. Was nun?
Natürlich gibt es inzwischen Trainingsuhren, die über eine integrierte Pulsmessung am Handgelenk verfügen wie die Garmin Forerunner 235, die ich euch in einem der nächsten Tests vorstelle. Jedoch möchte ich nicht gleich wieder viel Geld aus- und meine Forerunner 920XT aufgeben, nur weil sie keine Pulsmessung am Handgelenk ermöglicht. Außerdem hat die integrierte Pulsmessung direkt in der Uhr einen entscheidenden Nachteil für mich, der im Sommer auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist: in der kalten Jahreszeit trage ich meine Garmin nicht auf der Haut, sondern über meiner Laufjacke oder dem Longsleeve. Hautkontakt zur Pulsmessung gibt es also nicht. Es sei denn, ich trage die Uhr unterhalb der Kleidung. Dann sehe ich aber meine Daten während des Trainings nicht mehr. Das ist ein Dilemma.
Die Firma Medisana hat aber etwas im Programm, das diese Probleme für mich löst: die Mio FUSE. Zu Testzwecken wurde mir ein Exemplar zur Verfügung gestellt und ich habe es von Februar bis nun Anfang Juni unter die Lupe und zu meinen Aktivitäten mitgenommen.
Was kann die Mio FUSE?
Die Mio Fuse ist Activity Tracker und Pulsmesser zugleich. Sie zeichnet über den Tag die gelaufenen Schritte auf, überwacht und protokolliert die Schlafqualität und nimmt über eine Verbindung zum Mobiltelefon sogar GPS-Koordinaten beim Training auf.
Während des All-Day-Modus zeigt sie beim Durchblättern der Daten auf dem LED-Display folgende Informationen an: Uhrzeit, Schritte, Kalorien, Distanz und Zielerreichungsgrad in Prozent.
Für eine Trainingssession wird die Pulsmessung aktiviert. Per weiterem „Touch“ startet die Aktivität auf der FUSE selbst und man erhält zusätzlich zu den o. g. Daten noch die Pace.
Das Äußere
Das Armband ist an seiner breitesten Stelle etwa 3 cm breit und dort, wo sich die LEDs zur Pulsmessung befinden, ca. 1 cm hoch. Das Band wird zu den jeweiligen Enden hin immer schmaler und dünner. Es besteht aus einer Art Gummi, ist flexibel und abwaschbar. Die hauptsächlich sichtbare Oberfläche ist schwarz. An den Seiten und im Inneren ist mein Modell mintfarben, es gibt die FUSE aber auch mit Rot an diesen Stellen.
Der Verschluss gleicht dem einer Uhr mit dem Unterschied, dass das überhängende Band nicht mit einer Schlaufe festgehalten wird. Stattdessen wird sie über Druckknopfe befestigt, die die Öffnungen am Band nutzen. Damit ist sie sehr flexibel einstellbar. Die Grundlänge gibt es in S/M für dünnere Frauenarme und L für kräftige Männerarme.
Womit kann ich die Mio FUSE nutzen?
Die FUSE ist für alle Systeme sehr offen gehalten. Sie verfügt sowohl über die Möglichkeit, per Bluetooth verbunden zu werden als auch über ANT+. Das Goodie: das funktioniert sogar gleichzeitig. In meinem Test habe ich sie sowohl über ANT+ mit meiner Garmin Forerunner 920XT verbunden als auch mit meinem iPhone über die Runtastic-App. Beide Verbindungen funktionierten problemlos. Weitere kompatible Plattformen sind u. a. Strava, Runkeeper, Endomondo, miCoach.
Die Software – Mio Go
Um die Daten, die die FUSE sammelt, nutzen und ansehen zu können, ist die Installation der App Mio Go auf dem Mobiltelefon erforderlich.
Bei regelmäßiger Synchronisation zwischen FUSE und App zeigt sie auf dem Telefon
- Tägliche Aktivität (Schritte, Distanz, aktive Kalorien und Kalorien gesamt)
- Schlaf (Effizienz, Anteil wach, leichter Schlaft, Tiefschlaf, Zeit im Bett, Schlafzeit und Ruhepuls)
- Trainingseinheiten (je nach Aktivität: Ø und Max Puls, Ø und Max Geschwindigkeit, Ø und Max Pace, Pulsdiagramm mit Herzfrequenzzonen, Dauer, Distanz, Kalorien, Häufigste HF-Zone, Häufige Zone Zeit, Steigung Zuwachs in m, Karte mit GPS-Track, Schritte)
- Tagesziel (Zielerreichungsgrad nur am aktuellen Tag – individuell einstellbar auf Schritte, Distanz, Aktive Kalorien oder Kalorien gesamt)
Weitere Einstellmöglichkeiten: über das Profil lassen sich die eigenen Werte zu Größe, Gewicht, Geburtsdatum und Geschlecht hinterlegen. Welchen Einfluss das auf die zurückgelieferten Daten wie z. B. Kalorienverbrauch hat, kann ich leider nicht einschätzen.
Ein Web-Anwendung gibt es leider nicht. Man ist auf die App angewiesen, um seine Daten zu sehen und zu sammeln.
Beim Training
Ich habe die FUSE beim Lauftraining, zum Wandern, Radfahren und Paddeln getestet. Bei meinen Aktivitäten lasse ich meist Garmin und Runtastic parallel laufen. Die Pulsmessung bei beiden Systemen gleichzeitig verfügbar zu haben, ist über die FUSE schon ein schöner Luxus. Dazu musste ich lediglich vor Beginn der Aktivität die Pulsmessung per Touch auf dem Armband aktivieren. Die Herzfrequenzdaten fanden sich hinterher in beiden Systemen wieder.
Zudem habe ich zweimal zum Test der Genauigkeit der Pulsmessung sowohl Brustgurt als auch die FUSE getragen. Der Gurt war mit der Garmin verbunden, die FUSE mit Runtastic. Zumindest während meiner stichprobenartigen Kontrolle wichen die Geräte nicht unverhältnismäßig voneinander ab.
Zusätzlich oder alternativ kann eine Aktivität auch mit der MioGo-App aufgezeichnet werden. Ist die MioFuse per Bluetooth mit dem Mobiltelefon verbunden, kann die Aufzeichnung über die Schaltfläche „Aufnehmen“ in der App gestartet werden. Voraussetzung: Pulsüberwachung wurde manuell auf der MioFuse gestartet.
Schwachpunkt: kein automatischer Start auf der FUSE
Hier habe ich einen Schwachpunkt festgestellt, der durchaus Verbesserungspotential birgt: Das Starten der Aktivität auf dem Mobiltelefon per App startet nicht automatisch eine Aktivität auf der MioFuse selbst. Um sich während der Aktivität die Daten (Pace, Distanz, Dauer) auf dem Armband ansehen zu können, muss auf der MioFUSE separat eine Aktivität gestartet werden, ansonsten bleiben die Anzeigen bei 0 stehen. Lediglich die Herzfrequenz und Uhrzeit werden dynamisch angezeigt.
Nach dem Training fanden sich nach erfolgter Synchronisierung zwei Trainingseinheiten (Screenshot: Trainings am 9. März) in der MioGo-App wieder: „Training“ und „Training mit der FUSE“. Die Daten beider Trainings weichen höchstwahrscheinlich minimal voneinander ab, da nie beide Vorgänge (Start der App und Start der Mio FUSE) genau gleichzeit ausgeführt werden können.
Pluspunkt: Herzfrequenzzonen-LEDs
Eine schöne Idee ist die Anzeige der Herzfrequenzzone per LED an der FUSE. Während der Aktivität blinkt eine kleine LED am Armband und zeigt je nach aktueller Herzfrequenz eine andere Farbe an. Damit weiß man zumindest annähernd, in welchem Bereich man sich befindet. Je nach Einstellung vibriert die FUSE beim Zonenwechsel am Handgelenk.
Es lässt sich über die App einstellen, ob die 5-Zonen-Einstellung oder 1-Zonen-Einstellung aktiv sein soll. Die Bezeichnung verwirrt ein wenig, da bei 5-Zonen auch wirklich 5 Zonen angezeigt werden, wobei bei 1-Zonen tätsächlich 3 Zonen visualisiert werden. Hier kann man nun auch die maximale Herzfrequenz angeben, wonach sich die entsprechenden Zonen berechnen.
Die Zonen sind hinterher auch in der GPS-Route ablesbar. Außerdem trägt die Aktivität die Farbe der vorherrschenden Zone.
Verfügbare Aktivitäten
Nach Beendigung einer Aktivität kann im Bildschirm „Art der Aktivität bestätigen“ eine der folgenden Aktivitäten ausgewählt werden:
- Laufen
- Radfahren
- Gehen
- Mountain Biking
- Klettern
- Schwimmen
- Rudern
- Wandern
- Aerobic
- Cardio
- Crosstraining
- Indoor Cycling
- Intervalltraining
- Trail Running
- Gewichtstraining
- Yoga
- Andere (Eingabefenster zur manuellen Eingabe einer individuellen Aktivität wird geöffnet)
Vor allem das Freitextfenster für „Andere“ gefällt mir. So kann wirklich jede Nischen-Aktivität protokolliert werden. Seltsam fand ich allerdings, dass nach Auswahl von „Radfahren“ automatisch „Rennrad“ erscheint. Normales Radfahren scheint die App nicht zu kennen oder nicht sportlich genug zu finden.
Beim Durchscrollen der Auswahl stockte die Anzeige zudem ständig und bleibt zwischendurch sogar ganz stehen. Ein flüssiges „Durchrollen“ ist nicht möglich. Ein bisschen Geduld ist also angesagt.
Schwachpunkt: keine Anpassbarkeit der Daten
Da Activitytracker und GPS-Geräte nicht immer fehlerfrei arbeiten, sollte es dem Nutzer möglich sein, Daten aus aufgezeichneten Trainings zu editieren (z. B. Distanz, Dauer, Kalorien). Dies ist mit der jetzigen Version der App nicht möglich. Lediglich ein Löschen des gesamten Trainings kann durchgeführt werden.
Der größte Pluspunkt: Akkulaufzeit
Die FUSE lässt sich über ein kurzes USB-Dongle aufladen, auf welches sie einfach nur aufgelegt wird. Bei täglicher Nutzung im All-Day-Modus und etwa drei Trainingstagen hält der Akku etwa eine Woche. Damit bin ich sehr zufrieden.
Bei meiner 65-km-Wanderung musste die FUSE sogar 14,5 Stunden lang die Herzfrequenz messen – der Akku lief bis zum Ende.
Fazit
Wer nach einer Alternative zum Brustgurt für die Herzfrequenmessung sucht und über eine separate Trainingsuhr und/oder Trainingsapp wie z. B. runtastic verfügt, für den ist die MioFUSE eine schöne Lösung. Im Winter kann sie unter der Sportkleidung getragen werden und nimmt die Pulsmessung vor, während die Trainingsuhr auf der Laufjacke getragen und abgelesen werden kann. Die Funktionen als Activity Tracker sind ein nettes Addon.
Ambitionierte Sportler sollten sich allerdings nicht allein auf die Mio Go-App verlassen. Zu unflexibel und nicht anpassbar sind die Daten, die hier gesammelt werden. Die Abhängigkeit von der App ohne vorhandene Weboberfläche ließe in mir ein mulmiges Gefühl aufkommen, wenn ich an den Verlust der Daten oder des Telefons denke. Exportieren lassen sich die Trainings nämlich ebenso wenig wie importieren.
Für mich persönlich tut sie, was sie soll: die Herzfrequenz messen. Da ich für alle anderen Trainingsdaten Garmin Connect und Runtastic nutze, ist die Mio Go-App für mich (vor revolutionären Updates) lediglich eine nette Plattform auf dem Handy, um die Daten von der FUSE ab und an zu synchronisieren.
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Da bin ich mal froh, dass ich keine Probleme mit einem Gurt habe. Irgendwie klingt das schon recht aufwendig…
Hallo,
toller ausführlicher Text,
ein paar Fragen hätte ich noch:
1. Kann auch externe Brustgurte mit der Mio Uhr verbinden und die Uhr dann z.B im Winter wie in deinem Use case (über der Jacke) nutzen ?
2. Kann man beim Radfahren den Puls auch auf den Tacho anzeigen lassen? Einen ordentlichen Fahrradtacho vorausgesetzt.
3. Gibt es keine PC Software für die Uhr ? Also ist man auf ein Smartphone angewiesen
Vielen Dank sehr schöner Bericht
Peter
Hi Michael, dann gehörst du wahrscheinlich zu den glücklichen “Wenig-Schwitzern” 🙂 Am Anfang geht es bei mir auch immer noch, aber im Sommer ab 1 1/2 Stunden Training fängt das Scheuern leider immer an.
Hi Peter,
freut mich, dass du mit dem Bericht etwas anfangen kannst 🙂
Zu deinen Fragen:
1) die MioFUSE ist eher als Hilfsmittel zu sehen als als eigenständiges Trainingsgerät. Von daher kann sie selbst zwar mit Handy oder Trainingsuhr verbunden werden, eine Verbindung über die FUSE mit einem weiteren Gurt ist aber nicht möglich (eigentlich soll sie ja gerade auch den Gurt ersetzen).
2) Problem wie bei 1) Die direkte Verbindung müsste vom Fahrradtacho aus passieren. Wenn der Tacho mit Bluetoothgeräten aktiv gekoppelt werden kann, könnte es gehen. Andersherum nicht. Die MioFuse kann nicht selbst nach Geräten suchen.
3) Leider gibt es weder eine PC-Software noch eine Weboberfläche. Du bist abhängig von der Mio Go-App. Auch Firmware-Updates geschehen über die App.
Wenn du noch weitere Fragen hast, gern 🙂
mhh schöner Bericht, aber ich finde das doch auch recht aufwändig. Verzichte ich halt auf die Herzfrequenzdaten, ehe ich noch ein Gerät mit mir rumschleppe:D In unser Leistungsklasse braucht man die Daten doch eh nicht wirklich, schon gar nicht von nem Long Run, wo man ja eh nur im Ga1 Bereich dahin trottet