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[:de]Seit ich an Laufwettkämpfen teilnehme, und das sind immerhin schon viereinhalb Jahre, war ich immer stolz auf meine blütenweiße DNF-Weste. Kurz für die Nicht-Läufer unter euch: DNF steht für Did Not Finish und meint, einen Wettkampf zwar begonnen, aber nicht beendet zu haben. Abgebrochen also.
Bislang habe ich jeden meiner angetretenen Wettkämpfe bis zum Ende durchgezogen. Nicht immer war das sinnvoll oder gar gesund. Aber der (falsche?) Ehrgeiz hat mich stets nach vorn getrieben. Aufgeben war keine Option.
Mit dem morgigen Tag endet diese Zeit. Mein erster DNF wird kommen. Und es ist mir egal.
Morgen startet im französischen Pauillac der Médoc-Marathon. Der Marathon, bei dem es im Schnitt alle zwei Kilometer Wein an den Verpflegungspunkten gibt. Bei dem alle im Kostüm laufen. Wo es nach den ersten zwei Kilometern Frühstück mit Croissants gibt. Bands, Orchester, Weinberge, Schlösser, Käse, Austern, Entre-Côte und Eis. So einen Lauf sagt man nicht ab. Das sagt selbst mein Orthopäde, der meinen Ermüdungsbruch behandelt hat und weiß, dass an Marathontraining nicht zu denken war.
In den letzten drei Monaten bin ich gerade mal gute 13 Kilometer gelaufen. Ich war wandern, trekken, im Fitnessstudio. Aber ich mache mir nichts vor, ich bin gänzlich untrainiert für einen 42 KM-Lauf. Die Distanz zu wandern wäre eine machbare Option gewesen. Leider beträgt das Zeitlimit aber 6:30 Stunden. So schnell zu wandern schaffe ich nicht einmal im nüchternen Zustand, geschweige denn mit Wein alle Nase lang.
Daher bleibt, sich damit abzufinden. Und eigentlich gefällt mir der Gedanke ganz gut. Ich, die nach einem Glas Wein meist schon hackedicht ist, hätte doch die Ziellinie sowieso nach dem fünften Stand nicht mehr gefunden und daher erst nach gut zwei Dritteln zum ersten Becherchen mit dem guten Traubensaft gegriffen. Und so steht der Plan: nach rund 23 KM wird Schluss sein.
Da es meiner lieben Begleitung Sam auch nicht viel besser mitgespielt hat, hat sie uns folgende Taktik verordnet: 2 KM laufen, 800 m wandern. Und zwar von Anfang an. Wandern vorzugsweise dann, wenn es Wein gibt, denn auch den nehmen wir komplett mit. Für uns wird es ein Genusslauf. Spaß, Trunkenheit, Landschaft, Leute. Savoir-vivre, wie der Franzose sagen würde.
Mein erster DNF kommt. Ich laufe ihm im Elvis-Look und Sonnenbrille entgegen und es tut nicht mal weh. Darauf trinke ich einen. Prost!