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Erfahrungsberichte aus den Trainingsmärschen für 100 km in 24 Stunden

[:de]5. Mammutmarschtraining – 50 km Spaziergang zum Eis essen[:]

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Mammutmarschtraining 5 Wannsee

„Wollen wir heute nicht mal nach Spandau zum Eis essen und davor einen kleinen Spaziergang machen?“ Bevor Du diese Frage mit „Ja“ beantwortest, solltest du unbedingt wissen, wer dir diese Frage stellt. Der normale Mensch denkt bei einem Spaziergang an eine, maximal zwei Stunden. Wenn dir die Frage aber von jemanden entgegen gebracht wird, der für den Mammutmarsch trainiert, können daraus gern mal neun bis zehn Stunden werden. Denn wir Mammutmärschler nehmen ja nicht den direkten, sondern den schönsten Weg mit Trainingseffekt!

Mammutmarschtraining 5 Carola KeßlerAm zweiten Aprilwochenende war das Wetter wieder traumhaft schön. Es scheint fast, als hätten wir als Trainingsgruppe eine Art Schönwettergarantie. Ich hätte nichts dagegen, wenn das bis inklusive Mammutmarsch so bleibt. Trotz des Sonnenscheins und Kaffee war ich noch hinreichend müde als ich in Wannsee ankam.

Diesmal ging es nicht ganz so pünktlich los wie sonst, weil noch ein paar Nachzügler eine kleine Verspätung angekündigt hatten. Um 8:45 Uhr setzten sich aber rund 118 Beine in Bewegung Richtung Potsdam. 110 menschliche Beine und acht Hundepfoten. Drei der Teilnehmer hatten sich schon spät in der Nacht (oder früh, wie man es nimmt) auf die Socken gemacht und waren schon etliche Kilometer durch die Dunkelheit gewandert.

Mammutmarschtraining 5 Gruppe

Von S-Bhf Wannsee aus verschwanden wir gleich im Wald und folgten für ein paar Kilometer dem Berliner Mauerweg. Eigentlich sollte die Strecke dann auf der Südseite des Griebnitzsees entlang führen. Da hier aber deutlich mehr Stadt als Wald ist, hatte ich den Vorschlag gemacht, wieder oben lang zu wandern, der dankbar angenommen wurde.

Mammutmarschtraining 5 Carola Keßler walking

Kurzzeitig wanderten wir also dieselbe Route entlang, die wir schon vor zwei Wochen gegangen waren. Nur andersherum. Und diesmal war der Weg, der an dem Café/Biergarten am Griebnitzsee vorbeiführte, auf einer Seite abgesperrt. Also kurz das Band zur Seite gemacht und nach hinten durchgegeben, dass der Letzte es wieder zu machen sollte. Es interessiert mich ja schon, was mit dem Stille Post-Verfahren hinten angekommen ist.

Ich führte unser Grüppchen diesmal aber nicht am Ufer des Sees weiter, sondern oben entlang der ehemaligen Deponie Wannsee, die inzwischen schon sehr gut renaturiert ist. Das Ufer ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.

Danach folgten wir auch noch einmal etwa einen Kilometer dem Weg des letzten Trainings durch die geheime Tür zum Jagdschlossgarten und Richtung Glienicker Brücke. Das Tor, das auf der anderen Seite eigentlich aus dem Garten wieder hinausführen sollte, war geschlossen. Also hieß es schön hintereinander aufstellen und über die Mauer hüpfen. Ein bisschen Hindernistraining darf ja auch mal sein.

Kaum das wir das überwunden hatten, kam schon das nächste auf uns zu: ein Laufwettkampf. Auf der Glienicker Brücke rannten alle Nase lang Läufer mit Startnummer entlang. Und zwar genau da, wo wir rüber mussten. Ich dachte, ich kenne alle Laufveranstaltungen der Gegend. Der Potsdamer Haveluferlauf war aber anscheinend ein blinder Fleck auf meinem Wettkampfkalender. Da ich selbst gut genug weiß, wie anstrengend und ärgerlich es für einen Wettkämpfer ist, wenn etwas auf seiner Strecke stört, versuchte ich die 50-Mann-Kompanie mit so wenig Einfluss wie möglich auf die Läufer hinüber auf unseren Weg zu schleusen. Klappte auch weitestgehend beschwerdefrei.

Mammutmarschtraining 5 Haveluferlauf

Weiter ging es durch die „Berliner Vorstadt“, ein Bezirk von Potsdam mit Schlossgarten und allerlei sehenswerten Gebäuden rund um den Heiligen See. Mir war inzwischen schon so warm geworden, dass ich nur noch im T-Shirt wandern konnte.

Hier machten wir bei ein paar Bänken unsere erste kleine Frühstückspause. Für 50 Leute reichen die Sitzgelegenheiten natürlich nicht, aber dann setzt man sich eben kurzerhand ins Gras. Die Hundis bekamen natürlich auch ihr Frühstück. Was der eine Hund nicht wollte, aß dann halt der andere.

Mammutmarschtraining 5 Pause 1 Panorama

Leider verloren wir nach dem Aufbruch ein paar Teilnehmer, die einen kleinen Abstecher zur Meierei für sanitäre Anlagen machten und uns dann nicht mehr wieder fanden.

Wir folgten dem Ufer des Jungfernsees bis nach Neu-Fahrland, wo das Gewässer in den Krampnitzsee übergeht. Hier steht auch die Kaserne Krampnitz, die ehemalige Heeres-Reitschule. Seitdem sie nicht mehr militärisch genutzt wird, dient sie ab und an als Filmkulisse. Filme wie Resident Evil und Inglorious Basterds wurden hier szenenweise gedreht.

Den Ausstiegspunkt per Bus nach Rathaus Spandau nutzt niemand. Trotzdem kommt es mir so vor, als seien wir schon wieder weniger geworden. Es ist erstaunlich, wieviel Schwund immer am Ende vorhanden ist, ohne dass ich es zwischendurch mitkriege. Wo bleiben die Leute nur? Ist wie Socken aus der Waschmaschine. Die sind einfach weg.

Jetzt drehen wir ab nach Norden in die Döberitzer Heide, eine von Sielmanns Naturlandschaften. Und plötzlich ist jede Spur von Zivilisation verschwunden. Abgesehen von uns. Und einem verrosteten Schrottberg im ehemaligen militärischen Übungsgelände, was die Döberitzer Heide mal war. Es geht über kleine Wald- und Wiesenwege und dann landen wir auf dem offiziellen 22-km-Rundwanderweg der Heidelandschaft. Dem kleinen Chihuahua (ist das jetzt ein weißer Schimmel?) geht es inzwischen gar nicht mehr so gut. Er läuft nur noch dreibeinig. Und auch der Hündin Louisa hat die Strecke schon zugesetzt.

Mammutmarschtraining 5 Schrottsammlung

Der Weg wird jetzt richtig sandig. Klar, wir folgen ja auch dem Abschnitt, der auf der Karte als Wüste bezeichnet ist. Trotzdem stoßen wir auf eine Rinderzucht. Mitten in der Wüste. Unser Trüppchen mit den Hunden bildet derweil das Schlusslicht unserer Wanderergruppe. Die Schnellen sind nur noch ab und zu in Sichtweite.

Wir finden sie beim zweiten Pausenplatz wieder. Den erreichen wir, nachdem wir uns über die Wisents und Wildpferde gefreut haben, die wir erspähen konnten. Ja, die schwarzen Punkte ganz hinten auf dem Bild hinter den Pferden – das sind Wisente. Die grasen in der Naturlandschaft direkt neben ehemaligen Bunkeranlagen. Irgendwie postapokalyptisch.

Der Rastplatz bietet viele Sitzgelegenheiten und auch einen erhöhten überdachten Ausguck. Da finden wir sogar einen Geocache drin. Selbst Ingress-Portale gibt es hier draußen. Und immer mehr kristallisiert sich so heraus, wer die wahren Nerds unter uns sind. Da gibt es einige. Ich mag das.

Noch einige Kilometer wandern wir durch das Wüsten-Bunker-Gemisch und biegen nach 30 km in Elstal Richtung Dallgow ab. Zum ersten Mal kann ich meine Erste-Hilfe-Tasche zücken und Ibus verteilen. Die Hunde sind nun wirklich am Ende ihrer Kräfte und auf menschliche Hilfe angewiesen. Während der anderthalb Kilo schwere Chihuahua bei seinem Herrchen auf dem Arm bleibt, wird Louisa, die mit ihren 6 Kilo auf Dauer für eine Person zu schwer wird, einfach mal im Kreis der Schlusslichttruppe herumgereicht. Am zweiten Ausstiegspunkt südlich des Havelparks ist dann nach 37 km Schluss für Hund und Frauchen/Herrchen.

Mammutmarschtraining 5 Bunker 2

Am Waldesrand finden wir einen der Frühstarter, der sich eine einsame Pause gönnt. Die andere Truppe sei noch gar nicht so weit voraus, meint er. Ich wage das zu bezweifeln und tatsächlich sollten wir die Vordersten an dem Tag auch nicht mehr sehen, geschweige denn einholen.

Aus der Heidelandschaft hinaus führt der Weg über Felder und an weiteren Rindviechern mit Pony vorbei. In Staaken sammelt unser Sechsertrüppchen zwei Ingressspieler ein, die in der Spiellaune von der Strecke abgekommen sind. Der kleine Waldweg war aber auch tückisch zu finden.

Obwohl wir alle nach 45 km schon gut fertig sind, erklimmen wir für einen Ausblick über Spandau den Hahneberg. Auf dem Weg nach oben erspähe ich ein Fasanenpärchen und überlege kurz, wie es wohl am besten in meinen Backofen kriege. Aber will wollen ja weiter und Fasanenjagd ist zeitlich nicht eingeplant.

Vom Hahneberg aus sehen wir sogar schon das Ziel: Rathaus Spandau. Aber es ist noch so weit weg. Meine Fußsohlen brennen wie Feuer und ich möchte die Schuhe am liebsten sofort ausziehen. Würden wir nicht über Asphalt laufen, sondern über Gras oder Sand, würde ich das auch tun. Die letzten Kilometer sind schmerzhaft und anstrengend. Ich frage mich, ob das (auch) daran liegt, dass mein Marathon noch keine Woche vorbei ist.

Mammutmarschtraining 5 Spandau

Am Rathaus angekommen machen wir das obligatorische Siegerfoto mit den Verbliebenen. Und weil immer noch 300 Meter auf meiner Uhr zu den 50 km fehlen, beiße ich die Zähne zusammen und laufe die noch fehlenden Meter zusammen mit Betty, der noch ein paar mehr fehlen. GPS-Systeme sind sich leider stets uneinig. Aber danach… danach gibt es für vier von uns einen Becher leckeren Floridaeises mit Rumschoko-Sauce und gerösteten Mandeln oben drauf. In der Art gibt es ihn nur hier in Spandau. Und wenn ich schon mal einen „Spaziergang“ nach Spandau mache, dann bitteschön mit Eis am Ende.

Fazit: Mein Gott, 50 km! Meine Füße sahen am Abend aus als hätten sie rundherum Sonnenbrand. Nach 100 km ist ja da nichts mehr von menschlichem Fuß zu erwarten. Regelmäßiger Schuh- und Sockenwechsel erscheinen mir inzwischen durchaus sinnvoll und werden beim nächsten Mal getestet.

Apropos nächstes Mal: das ist am Samstag, 23.04.2016. Wir starten um 8 Uhr in Grünau und laufen diesmal einen 55 km-Rundkurs durch Wald- und Seengebiet. Ein paar kleine Hügel sind auch wieder dabei.

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[:de]4. Mammutmarsch-Training, 45 km – Wie soll ich bitte nochmal mehr als das doppelte laufen?[:]

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mammutmarsch training 4 teltow stadt

Je öfter und gleichzeitig weiter ich wandere, desto mehr glaube ich, dass das Überstehen der 100 km beim Mammutmarsch einem Wunder nahekommt. Gehofft hatte ich auf das genaue Gegenteil als ich mit dem Training begonnen hatte. 100 km klangen bei der Anmeldung viel. Wieviel das aber wirklich ist, kann man nur erahnen, wenn man schon einmal fast die Hälfte an einem Tag gegangen ist. Richtig begreifbar ist das aber dennoch nicht. Nach dem vierten Training halte ich es für eine gute Taktik, ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach in eine Art Zombiemodus zu verfallen, in dem das Gehirn abschaltet und nur noch humpelnd ein Fuß vor den anderen gesetzt wird.

In Vorbereitung auf die 45 km-Runde hatte ich mich mal wieder mit dem Schuh-Socken-Problem beschäftigt. Mal wieder. Folgende Kombinationen habe ich jetzt schon durch:

  • Hanwag AB-Wanderstiefel mit Salomon Trailsocken: blasenfrei auf 30 und 35 km, aber Druckgefühl an den Schienbeinen und in Kombination einfach zu schwer und zu warm
  • Salomon Speedcross 3 mit Salomon Trailsocken: schön leicht auf 40 km, aber Blasen an Ballen und innenseitigen Hacken, beidseitig

Das neue Dreamteam sollten diesmal die Salomon X Ultra 2-Schuhe mit CEP Running Ultralight-Socken sein. Die Schuhe habe ich mir von einem Bekannten empfehlen lassen, der gerne schnell und lange wandert. Auf die Socken schwört Katharina aus unserer Mammutgruppe.

mammutmarsch training 4 Salomon X Ultra 2 CEP

Am Morgen des Ostersamstags weckte mich schon die Sonne mit warmen Strahlen. Obwohl ich mir am Vorabend alles bereitgestellt hatte, ging um 7:30 Uhr wieder die Panik los. Zu spät, zu spät, zu spät. Meinen Kaffee musste ich mir daher wieder mitnehmen und beim Warten auf den Bus schlürfen. Hätte ich mal nicht so getrödelt, hätte ich nicht die Kanne am Ende tragen müssen. Wer trödelt, muss eben mehr schleppen.

mammutmarsch training 4 buswarten

Den Treffpunkt am S-Bhf Grunewald hatte ich nicht genau angegeben und huschte daher um 9 Uhr nochmal über alle Bahnsteige und Ausgänge, um auch niemanden zurück zu lassen. Trotz Ostersamstag waren wir wieder um die 44 bunt gekleidete und mit Rucksäcken bewaffnete Leutchen. Ich spulte mein übliches Sprüchlein zu Fotografieren für den Blog, Pausenzeiten und Notfallkontaktnummer ab, vergaß aber, dass das nur eine Privatveranstaltung auf eigenes Risiko ist. Zum Glück landete aber (meines Wissen) niemand im Wannsee oder wurde vom Wildschwein gefressen.

mammutmarsch training 4 treffen

mammutmarsch training 4 gruppe

Kurz nach 9 Uhr zogen wir direkt in den Grunewald, ins Gebirge Berlins. Hoch ging es auf den Drachenberg, auf dem ich selbst noch nie gewesen bin. Eine tolle Aussicht bot sich von dort oben, sowohl auf die Stadt als auch den benachbarten Teufelsberg. Zeit für einen Mini-Fotostopp.

mammutmarsch training 4 grunewald

mammutmarsch training 4 drachenberg

mammutmarsch training 4 aussicht drachenberg

In dem Labyrinth aus kleinen Pfaden versuchte ich den richtigen zu finden. Einer führte recht steil bergab, aber direkt Richtung Teufelsberg, der als nächster zu erklimmen war. Da wollten die Vordersten schon zum ersten Mal in die falsche Richtung. Die Menge schnaufte und keuchte den Teufelsberg hinauf und mehr als einmal hörte ich „Gut, dass du das nicht am Ende mit uns machst“. Das war der Plan! Vorbei ging es an einem tempelähnlichen Gebilde, welches sich als Kletterturm herausstellte.

mammutmarsch training 4 teufelsberg

mammutmarsch training 4 Kletterturm

Eigentlich wollte ich ja eine dreiviertel Runde oben um den Teufelsberg drehen, um die alte Radarstation zu sehen. Da die Vordersten aber wieder woanders lang gingen, führte uns unser Weg eben unterhalb dieser über die Rodelbahn.

mammutmarsch training 4 abstieg Teufelsberg

Ein paarmal ging es noch bergauf/bergab und ich war am Ende froh, dass wir nicht von Mountainbikern überfahren wurden, weil einige Wege doch eher nach Downhill statt Wanderwegen aussahen. Mitten im Wald die erste Kuriosität des Tages: Eine Tanne mit Ostereiern behangen. Ne Ostertanne. Klar, wenn bei mir um die Ecke Bäume BHs tragen können, können hier auch Eier an Tannen wachsen.

mammutmarsch training 4 grunewald 2

mammutmarsch training 4 abstieg

mammutmarsch training 4 Ostertanne

Vom Wald zum Wasser

Nach 7 km und ca. 300 kumulierten Höhenmetern verließen wir das Waldgebiet und trafen auf das Wasser, welches uns den Rest der Reise über begleiten sollte. Für einen Feiertag und solch schönes Wetter war es erstaunlich leer auf dem sonst so beliebten Spazierweg.

mammutmarsch training 4 Wannseeufer

mammutmarsch training 4 wannsee

mammutmarsch training 4 wannsee ausblick

Nach 11 km legten wir eine kurze Spontanpause ein, nachdem einige auf dem Parkplatz zur Havelchaussee ein Toilettenhäuschen entdeckt hatten. Auf dieser Route ist die Nutzung jedweder sanitärer Anlagen auch anzuraten, da der Weg an der Havel leider nicht den Sichtschutz des Waldes bieten kann. Es ist halt immer was.

Auf der Havelchaussee selbst verpasste die vorderste Gruppe wieder den richtigen Abzweig. Ich muss dringend lautes Pfeifen trainieren! Die Letzten waren  auf einmal die Ersten und schlüpften in einen kleinen Waldweg, der wieder zum Wasser führte. Während ich da so lief, durchfuhr mich einige Male plötzlich ein heftiger Schmerz in der linken Wade. Ich hatte am Donnerstag noch notfallartig einen Physiotherapeuten aufgesucht, der mir mein Bein mit Kinesiotape versorgen sollte, da sich nach dem letzten Lauftraining mein Schienbein schmerzhaft zu Wort gemeldet hatte. Und nun das. Nach nicht einmal einem Drittel der geplanten Strecke. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte, den Schmerz zu ignorieren und hoffte, es würde sich geben.

mammutmarsch training 4 schmaler weg

Für die erste richtige Pause fanden wir nach ziemlich genau 15 km ein tolles Plätzchen mit Aussicht über den Wannsee. In der Sonne war es so warm, dass ich mich bis aufs T-Shirt ausziehen konnte. Ich legte mich kurz hin, machte die Augen zu und wollte auf einmal gar nicht mehr weitergehen. Am liebsten hätte ich dort einfach ein Nickerchen in der Sonne gemacht. Aber wir wollten heute ja noch 30 km mehr schaffen.

mammutmarsch training 4 Pause 1

Nach 15 Minuten machten wir uns wieder auf die Socken. Mein Bein hatte sich zwischenzeitlich zum Glück wieder beruhigt. Wir passierten das Strandbad Wannsee, das zwar offen hatte, aber noch nicht zum Baden einlud und kamen am ersten Ausstiegspunkt S-Bhf Wannsee an. Dort verließen uns nach 17,5 km nur einige wenige.

mammutmarsch training 4 Strandbad Wannsee

Ein kleines Grüppchen hatte sich abgesetzt, um noch schnell Toiletten und einen Bäcker aufzusuchen. Fast hätte ich vergessen, auf sie zu warten. Dank der modernen Kommunikationsmittel war es aber kein Problem, den aktuellen Stand- und Warteort mitzuteilen. Zum Glück sind wir aus dem Zeitalter der Rauchzeichen raus.

mammutmarsch training 4 Pause wannsee

Nach der unfreiwilligen Kurzpause ging es dann zackig weiter. Für einige zu zackig. Vorne legten einige ein Tempo an den Tag als hätten sie am Abend noch ein wichtiges Date. Vielleicht war das ja wirklich so. Aber von den angepeilten 5 km pro Stunde waren die weit entfernt und eher mit 6 km/h unterwegs. Das war uns, die den Weg genießen wollten, zu schnell. 6 km/h werde ich beim Mammutmarsch sicher nicht laufen. Mit 5 fühle ich mich wohler und habe sogar noch 4 Stunden für Pausen übrig.

Am Flensburger Löwen sah ich die Vorderfront noch um die Ecke verschwinden. Danach war sie größtenteils außer Sichtweite. Spätestens am Wirtshaus zu Pfaueninsel, wo ein paar von uns Gemütlichen nochmal aufs Örtchen verschwinden mussten und ich mir ein Eis gönnte, war jede Hoffnung verloren, die da vorn nochmal einzuholen.

mammutmarsch training 4 flensburger löwe

mammutmarsch training 4 Eis

Stattdessen genossen wir das schöne Wetter und die Dinge, die da in Form von Kirchen am Weg lagen. Nebenbei zog noch ein halbnackter Paddler in seinem Kanu an uns vorbei.

mammutmarsch training 4 Kirche

St. Peter und Paul Kirche

mammutmarsch training 4 Heilandskirche Sakrow

Heilandskirche Sakrow, Drehort von “Keinohrhasen”

Irgendwann rief mich Nina an und fragte, wo wir denn blieben. Sie seien schon an der Glienicker Brücke. Wir hinteren waren zu dem Zeitpunkt sicher noch 10 Minuten von dort entfernt. Daraufhin ließ sich die vordere Truppe nicht mehr halten und zog schon weiter. Die nächste Pause sollte so um 30 km sein und sie sollten schon mal ein schönes Plätzchen suchen.

mammutmarsch training 4 glienicker brücke1

mammutmarsch training 4 Schlössertour

Unser weiterer Weg führte uns entlang der Route vom Potsdamer Schlösserlauf durch Parkanlagen und an schicken Schlössern vorbei. Dann lag plötzlich eine Mauer vor uns, durch die nur ein Eisentor führte. Ich hätte fast nicht damit gerechnet, dass dieses offen ist, aber wir konnten ohne Problem durchgehen.

mammutmarsch training 4 glienicker brücke

Erst bei Kilometer 30 trafen wir wieder auf die vordere Gruppe, die am Griebnitzsee einen schönen Platz zum Pausieren aufgetan hatte. Für die war es natürlich eine weitaus ausgiebigere Pause als für uns Nachzügler. Trotzdem war noch genug Zeit, dass ich mir nebenbei einen Geocache holen und ein Foto mit meinem Maskottchen machen konnte.

mammutmarsch training 4 Pause 2

Nach der Pause ging es zügig weiter. Ich versuchte zunächst, ein wenig flotter unterwegs zu sein. Als ich dann aber an einer Ecke, an der nicht so klar war, wo es als nächstes entlang gehen könnte, den Hinweis bekam, es kämen noch drei Abgeschlagene ganz hinten nach, wartete ich. Und wartete. Und wartete. Die Gruppe hatte sich schon wieder richtig weit auseinander gezogen. Ich wies ihnen kurz den Weg und versicherte mich, dass sie nach Teltow finden würden. Immerhin ging es ja nur noch am Kanal entlang. Trotzdem wollte ich sicher stellen, dass alle gut ankommen.

mammutmarsch training 4 kohlhasenbrück

Nach dieser Aktion hatte ich richtig zu tun, wenigstens die mittlere Gruppe wieder einzuholen. Ich rannte kurzzeitig, dachte dann aber an mein lädiertes Bein und wechselte wieder zu Speedhiking. Nichtsdestotrotz wollte ich es mir nicht nehmen lassen, die Schönheiten rechts und links im Vorbeieilen zu bestaunen.

mammutmarsch training 4 teltowkanal

mammutmarsch training 4 blüten

mammutmarsch training 4 Pilzbaum

Kurz vor der Machnower Schleuse holte ich mein Grüppchen dann wieder ein. Die ganz Schnellen warteten bereits auf der Brücke auf uns. Karsten gab großzügig Gummibärchen aus. Welche Glückgefühle so ein Gummibärchen auslösen kann, vermag wohl nur der einzuschätzen, der zu diesem Zeitpunkt auch schon 38 Kilometer gewandert war. Gummibärchen kommen bei mir auf jeden Fall ins Gepäck für den Mammutmarsch!

Endspurt. Kurzzeitig ging es vom Wasser weg und nach Stahnsdorf hinein. Da steppte der Bär. Stimmt. War ja Ostern. Wo sonst nie ein Auto steht, herrschte nun Krieg um die Parkplätze. Rummelmusik drang hinüber und ich wäre zu gern dem Duft der Bratwurst gefolgt. Stattdessen freute ich mich schon auf mein kulinarisches Highlight des Abends: eine Dose Ravioli.

Die tiefstehende Sonne tauchte unseren Weg in goldenes Licht und verbreitete eine tolle Stimmung. Zumindest für die, die Zeit hatten, das zu genießen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die Brücke, die nach Teltow und zum S-Bhf führte. Nina und drei anderen Wackeren waren die 45 km noch nicht genug, daher liefen sie weiter am Kanal entlang bis nach Steglitz.

mammutmarsch training 4 teltowkanal2

mammutmarsch training 4 sonnenuntergang

mammutmarsch training 4 die Unermüdlichen

Mir war aufgefallen, dass ich ein paar meiner Mitstreiter vermisste. Ich wartete wieder und dann kamen sie auch, die letzten Mohikaner. Auch wenn es so klingen mag: wir waren überhaupt nicht langsam. Mit der Ankunft am Ziel hatte ich erst gegen 19 Uhr gerechnet. Stattdessen waren selbst wir Langsamsten bereits um 18:25 Uhr dort.

Alle anderen hatten schon die Bahn genommen und so machten eben wir die einzigen Siegerfotos vor Ort.

mammutmarsch training 4 teltow stadt2

mammutmarsch training 4 die letzten

mammutmarsch training 4 die letzten2

Es war wie immer eine schöne Wanderung. Fürs nächste Mal sollten wir erwägen, eine schnelle Gruppe einzurichten, die dann eben deutlich schneller unterwegs sein möchte als die angepeilten 5 km/h. Allerdings sollte zumindest irgendwer die Strecke parat haben, damit auch individuelle Pausen möglich sind und niemand unnütz warten muss.

Fazit meines Schuh-Socken-Dreamteams: 45 km sind einfach mal eine Strecke, die zusetzt. Ich merkte meinen Ballen und auch die inneren Hacken waren wieder mit Blasen versehen. Da das anscheinend meine Problemzone ist, werde ich nächstes Mal darüber nachdenken, die Bereiche vorher zu tapen. Mal sehen, wie gut mir das gelingt.

Weiter geht es in zwei Wochen am 09.04.2016. Diesmal vom S-Bhf Wannsee über die Döberitzer Heide nach Spandau. Eventuell muss ich die Strecke noch einmal abändern. Es gibt kaum bis keine Ausstiegspunkte, was aber durchaus wichtig ist. Es kann ja immer mal was dazwischen kommen. Ich freu mich auf den wilden Haufen 🙂

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[:de]Mammutmarsch-Training by night: Hilfe, wo bin ich? Und wer hat das Stroboskop mitgebracht?[:]

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Foto 12.03.16, 19 46 51

Der Mammutmarsch im Mai ist mit 24 Stunden für 100 km geplant. Der gemeine Wanderer wird feststellen: da liegt eine ganze Nacht des Marschierens vor ihm. Durchaus sinnvoll erscheint es da, auch mal die geänderten Bedingungen im Dunkeln testzuwandern. Und schon gab es eine Veranstaltung, die genau das abdecken sollte. Manuel, der schon ein paar meiner Testwanderungen tapfer überstanden hat, war so frei, eine Strecke auszuwählen, die vom Bahnhof Schöneweide nach Ahrensfelde führen sollte. 52 km.

Ganz  bewusst hatte ich zwischen der 40- und 45-km-Wanderung vier Wochen Wanderpause eingeplant. An den Wochenende wollte ich mich aufs Marathontraining konzentrieren. Und dann kommt Manuel mit der Nachtwanderung um die Ecke. Das war‘s dann mit der Vernunftspause. Ne Nachtwanderung geht immer! Auch vor einem LongRun. Ein paar Kräfte wollte ich mir aber doch noch aufheben und schon nach 24 km in Erkner aussteigen. Das wäre dann auch schon zwischen 0:30 und 1 Uhr nachts.

Ab in die Nacht

Um 20 Uhr trafen sich also etwa 35 dunkle Gestalten in Schöneweide. So in der Dunkelheit fiel unser bizarres Outdoor-Rudel im ersten Moment mal gar nicht auf.

mammutmarsch schöneweide

Die ersten Kilometer lang zogen wir noch durch städtisches Gebiet und erfreuten uns an den Lichtern der Stadt. Besonders schön wurde der Ausblick aber, sobald wir am Spreeufer ankamen und die Lichter von Köpenick im Hintergrund bestaunen konnten.

mammutmarsch nachtwanderung

mammutmarsch sektorlounge

mammutmarsch greenhouse

Genau dort führte unser Weg uns nach etwas mehr als 5 km auch hin. Schon da wäre ich mehr als froh über eine Toilette gewesen. Ich weiß auch nicht, ich hab das Gefühl, ich schreibe bei jedem Bericht über Toiletten! Zumindest kann ich aber sagen: in Köpenick gibt’s keine.

mammutmarsch köpenick

mammutmarsch köpenick Stadt

Erst nach weiteren 2,5 km entdeckte ich das erlösende goldene M am Horizont und rannte wie von der Tarantel gestochen los. Ich wollte zumindest ein wenig „Vorsprung“ rausholen, damit ich unsere Karawane nach meinem Austritt wieder leichter einholen konnte.

Als ich aus der Kabine wieder raus war, stellte ich fest, dass das gar nicht nötig gewesen war. Da hatten noch einige andere (Frauen) die Gunst der sanitären Anlagen in Anspruch genommen. Und zwar so viele, dass die Karawane halt machen musste und draußen wartete. Durch meinen gewonnenen Vorsprung konnte ich mir dafür aber noch ein Tütchen Pommes holen.

mammutmarsch Pommes

mammutmarsch Carola Keßler

Bei meinem Angriff auf McDonalds hatte ich fast zwei Mädels umgerannt, die schon eine gute alkoholische Grundlage für den Abend gelegt hatten. Als wir wieder loszogen, waren die plötzlich in unserer Wanderergruppe und gröhlten. Für die erschienen wir am Samstag Abend in Wandermontur wohl sehr abwägig.

„Was machtn ihr hier eigentlich?“ Na, Nachtwandern. Was man Samstag Abend halt so macht ohne Alkohol. Als wir dann in die Böschung verschwanden, war ihnen das dann doch zu gruselig.

Nachts sind alle Mammuts grau

Weiter ging es romantisch an der Müggelspree entlang. Die Wolken hatten sich inzwischen verzogen und den Sternenhimmel zur Sicht freigegeben. Wunderschön!

Auf der Spree entdeckte ich dann ein wunderhübsch beleuchtetes Hausboot. Wie ich später herausfand, ist das die „Spree-Arche“. Ein kleines uriges Restaurant, zu dem man mit einem Floß hingefahren wird. Beizeiten muss ich da mal hin, wenn sie offen hat. Das Essen klingt lecker 🙂

mammutmarsch spreearche

Ein paar hundert Meter weiter kam der erste Ausstiegspunkt. Der gruseligste Eingang zu einer S-Bahn, den ich je gesehen habe. Eingehüllt in ein Baugerüst, mitten im Wald führt ein Tunnel quasi direkt ins Wasser. Soll angeblich zum S-BhfFriedrichshagen führen. Für mich führt das Ding eher zum Mittelpunkt der Erde oder ohne Umweg in die Hölle. Hier wollte auch niemand aussteigen. Und wenn die Füße abfallen.

mammutmarsch Friedrichshagen

Damit hatten wir auch den Müggelsee erreicht. Ein ordentlicher Wind wehte übers Wasser. So wellig ist der See wahrscheinlich selten. Ganz weit hinten meine ich, den Müggelturm leuchten gesehen zu haben. Im Wald so im Dunkeln musste ich teilweise schon schauen, wo ich meinen Fuß hinsetzte. Da genug Leute Stirnlampen trugen, verzichtete ich auf meine. War auch so hell genug, wahrscheinlich auch ohne Lampe.

Vorbei ging es an Rübezahl, wo ich zuviel Zeit damit verschwendete, ein nicht vorzeigbares Foto zu produzieren. Hier ist es trotzdem.

mammutmarsch ruebezahl

mammutmarsch ruebezahl tische

Ich war damit gaaanz weit hinten am Ende der Schlange angelangt. Zum Glück gab es jetzt aber die erste richtige Pause nach 15 km. Zeit, das Futter aus dem Rucksack zu fischen. Und mein Stoff-Mammut. Das kennen inzwischen schon einige. Auch wenn ich sonst darauf achte, recht leichtgewichtig unterwegs zu sein: das Mammut muss mit! Ich merkte aber schon, dass ich recht schnell auskühlte, daher war ich gar nicht so böse, dass die Pause nicht allzu lange andauerte.

mammutmarsch mammut

mammutmarsch pause

Wer hat denn das Stroboskop eingepackt?

Nach ein paar Abzweigungen durch bewohntes Gebiet wurde der Weg dann recht schmal und waldig-steinig. Vorankommen war jetzt nur noch im Gänsemarsch möglich. Hinter mir lief jemand, der seine Stirn- oder Taschenlampe die ganze Zeit wild von einer Seite zur anderen fuchtelte. Durch meinen Vordermann, der das Licht von hinten bestens reflektierte, kam ich mir vor als würde mich die ganze Zeit ein Stroboskop anblitzen. An. Aus. An. Aus.  Noch ein paar Minuten länger und mir wäre richtig schlecht geworden.

mammutmarsch Stirnlampe

Stirnlampen und der Umgang damit scheinen ein echtes Thema zu sein. Die meisten sind heutzutage mit einer Art Boost-Modus ausgestattet. Für schlechte Sichtverhältnisse. In den Bergen. Im Nebel. Bei schneller Fortbewegung. Nicht aber für den Berliner Flachlandwald bei klarstem Wetter und Mammutmarschgewindigkeit. Da reicht im Zweifel auch das Rotlicht, wenn es denn überhaupt künstliche Beleuchtung sein muss.

Um kurz nach 0 Uhr sind wir immer noch mitten im stockdunklen Wald. Da klingelt es plötzlich von hinten. Ein Renterehepaar möchte mit ihren Rädern an uns Wanderern vorbei. Die werden sich auch gedacht haben, wir haben wohl nix besseres zu tun. Gleiches ging mir zumindest über die beiden durch den Kopf. Aber das waren nicht die einzigen Gedanken. Die 20 km, die ich bislang gewandert war, kamen mir viel länger vor als 30 km am Tag. Vielleicht liegt es daran, dass man nachts sein Ziel nicht vor Augen hat. Oder sich schneller vorkommt. Weniger abgelenkt ist vom Ausblick. Ich weiß es nicht. Aber klar ist mir geworden: Wandern nachts ist was anderes als tagsüber im Hellen. Schon allein darum ist ein Nachttraining für mich uneingeschränkt wertvoll in Vorbereitung auf den Mammutmarsch.

mammutmarsch orientierung

Schon eine halbe Stunde später erreichten wir die Ausläufer Erkners. Irgendwie war ich doch froh, denn langsam wurde mir kalt. War aber zu faul, mein Hoodie aus dem Rucksack heraus zu zerren. Eine viertel Stunde später die nächste Pause und erste Großauflösung. Hier sollte heute nach 24 km meine Reise enden, denn ich hatte am nächsten (eigentlich selben) Tag noch viel vor und eine Fahrt bis ans andere Ende der Stadt vor mir.

mammutmarsch Erkner

Für ein nächtliches Gruppenfoto rotteten wir uns unter der Laterne zusammen. Naja. Man erkennt zumindest Menschen. Eine Menschenmasse.

mammutmarsch Gruppe Erkner

mammutmarsch uhr erkner

Hätte ich nicht die 30 km Lauftraining vor mir gehabt, wäre ich sicher noch ein Stück mitgekommen. Vielleicht nicht die gesamten 52 km. Aber die ist Nina tapfer bis ans Ende gegangen. Lest weiter, wie es ihr ergangen ist.

Wie es Nina ging – Ihr Bericht

Bei meiner äußerst ausführlichen und kompetenten Beratung für meine Wanderschuhe bekam ich neben vielen weiteren den Tipp, unbedingt vor dem Mammutmarsch einmal die Nachtwanderung zu üben. Da passte es perfekt, dass eben so eine in der Gruppe angeboten wurde und als die Geburtstagsfeier für den selbigen Abend wegen Krankheit abgesagt wurde – hatte ich keine Ausrede mehr, nicht anzutreten.

Mit den neuen Schuhen am Fuß und vorheriger Panikmomente, da ich bereits um 17 Uhr todmüde war – erreichte ich dann doch irgendwann den wunderschönen Bahnhof in Schöneweide. Mit fast 40 Leuten zogen wir von dort aus in die Berliner Prärie – die meiste Zeit am Wasser entlang spazierend vergingen die ersten paar Stunden wirklich erstaunlich fix und ich war zuversichtlich, dass sich der Schuhkauf gelohnt hatte. In Erkner, wo bereits einige ausstiegen war ich definitiv noch top motiviert und entschloss mich weiterzulaufen. Mein Erinnerungsvermögen scheint ob der großen Erschöpfung oder der dauerhaften Dunkelheit etwas getrübt doch erinnere ich mich an viele Dorfkirchen die wir passierten, Felder und Wälder und einen atemberaubenden Sternenhimmel, der als wir irgendwo vor Hoppegarten einen langen Feldweg entlangmarschierten in seiner vollen Pracht zu begutachten war.

Nach oben gucken und gleichzeitig weiterlaufen war zu diesem Zeitpunkt bereits eine sehr große Herausforderung. Es war ein schöner Moment als wir schlussendlich den letzten gezwungen haben seine Stirnlampe auszuknipsen und dann für eine Weile in vollkommener Dunkelheit weiterzumarschieren.

Nach nunmehr 6-7 Stunden unterwegs in der Nacht verstummten die meisten Gespräche mittlerweile und es wurde mehr in stillem Einklang über verschiedenste Schmerzphasen sinniert. Mittlerweile fiel es auch immer schwerer, die ganze Gruppe beieinander zu halten, da einige doch sehr mit Füßen und Schuhwerk zu kämpfen hatten. In Hoppegarten (vorbei an der Rennbahn und über unzählige Pferdehaufen geklettert) sind dann noch mal eine ganze Menge Menschen ausgestiegen und Richtung S-Bahn gezogen. Ich war überzeugt, jetzt muss ich auch bis zum Ende durchhalten wenngleich der Schmerzpegel sich bereits stark erhöht hatte und ich nur noch so von rechts nach links wankelte. Gegen 6 Uhr begann es dann tatsächlich heller zu werden und der dunkle Nebel um einen herum lichtete sich erstmals. Witzig, die Leute um einen herum teilweise das erste Mal zu sehen, wenngleich man schon Stunden nebeneinander hergelaufen war.

Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung brachte das hereinbrechende Tageslicht allerdings keine Erleichterung der Sache selbst, die Füße taten weh und der Wille wurde auf die Probe gestellt. In Hönow verließen uns die letzten (beiden) vor der Zielgerade in Ahrensfelde. So langsam war es richtig hell und wir zogen mit einem Tempo voran, was nicht einmal mehr die sonst so scheuen Rehe vor uns verschrecken konnte.

Die letzten Kilometer zogen sich für mich doch ganzschön doch immerhin waren die großen Plattenbauten in Marzahn in Sicht und man konnte sich das Ziel vor Augen ausmalen. Kurz vor dem Ziel bogen wir in die Straße des Friedens ein, was mich ein wenig zu besänftigen vermochte und wenige Minuten später ließ eine von weitem vorbeifahrende Tram neue Lebensgeister in mir aufsprudeln.

Wenig später sammelten wir uns für ein letztes Gruppenbild mit den übriggebliebenen 10 und verteilten uns dann auf Tram und S-Bahn. Wie meine 300m Heimweg von der Tram-Haltestelle bis zu meiner Wohnung verliefen berichte ich hier lieber nicht. Trotz der Schmerzen am Ende fand ich es eine geniale Wanderung mit so vielen lieben Menschen und einer abwechslungsreichen Strecke. Danke nochmal dafür!

mammutmarsch Gruppe Ahrensfelde

Das nächste Tagtraining über 45 km ist schon nächsten Samstag. Infos gibt es hier bei dieser Facebook-Veranstaltung.

Das nächste Nachttraining findet am 16. April 2016 statt. Hier gehts zur Facebook-Veranstaltung.

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[:de]10 Erkenntnisse aus den Mammutmarsch-Trainings, 100 km in 24 Stunden[:]

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Mammutmarsch 3 - Pause3

Trainings sind gemeinhin dafür da, den eigenen Körper für eine neue Herausforderung vorzubereiten. 100 km in 24 Stunden zu wandern ist so eine Herausforderung, der sich etwa 2000 Verrückte für 2016 mit der Anmeldung zum Mammutmarsch verschrieben haben. Das Event startet in Berlin, die Trainings haben jedoch schon deutschlandweit begonnen. Von Hamburg bis München wandern sie. Weit länger und weiter als für den gemeinen Sonntagswanderer üblich.

Ich selbst habe als gebürtige und wohnhafte Berlinerin den Heimvorteil. Trainieren muss und will ich dafür trotzdem. Einige (mutmaßlich) schöne Routen habe ich mir hierfür an einem gemütlichen Abend bei einem Glas Rotwein am Rechner zusammengeklickt und daraus einen kleinen Trainingsplan gestrickt. Weil ich das nicht für mich alleine machen wollte, lud ich Gleichgesinnte ein, zu den vorgeschlagenen Daten mit mir zusammen durch die Malachai zu schleichen.

Im Januar startete das erste Training im Neuschnee und mit Eisdecke auf den Wanderwegen. Gleich zweimal machten wir uns im Februar auf die Wandersocken. Bei sieben angesetzten Trainings haben wir mit drei also fast Halbzeit erreicht. Da bei unseren Wanderungen aber nicht nur der Körper auf seine Durchhaltefähigkeit getestet wird, sondern auch das angezogene bzw. mitgeschleppte Material und Verpflegung, gibt es jetzt schon einige Erkenntnisse, die ich aus den überstandenen Trainings mitgenommen habe.

1.  Schuhe

Schuhe scheinen ein zentrales Problem zu sein. Ich hatte mir extra ordentliche Wanderschuhe zu Weihnachten schenken lassen, die mich über 100 km begleiten sollten. Bei den ersten zwei Trainings durften sie das auch. Meine Füße und Gelenke waren super geschützt und ich hatte keinerlei Blasen. Allerdings merkte ich jeweils nach etwa 25 km, dass meine Beine darin immer schwerer wurden. Zu schwer, um damit 100 km zu überstehen. Ein Hersteller von Wanderschuhen denkt sicher nicht daran, dass seine Kunden damit gleich 100 km am Stück zurücklegen wollen. Beim dritten Training über 40 km wechselte ich also in Trailschuhe. Die waren schön leicht, auch nach 35 km noch. Ich merkte aber schon nach 20 km, dass hier am Hacken etwas rieb. Und tatsächlich hatte ich am Abend eine ordentliche Blase an beiden Seiten. Dennoch glaube ich, dass leichte Schuhe die bessere Wahl sind.

2. Socken

Oder die Kombination mit dem Schuh. Nach der dritten Wanderung hatte ich eine hübsche Wasserblase zwischen den größten Zehen am linken Fuß. Inklusive der schon erwähnten Blasen an beiden Hacken. Ich schätze, die Socken waren zu dick. Genau weiß ich das aber nicht. Beim nächsten Mal werde ich dünnere Socken wählen oder mich mal mit Zehensocken ausprobieren.

3. Wandern ist nicht gleich Laufen

 Ich habe inzwischen keine Probleme mehr, 30 km am Stück zu laufen/joggen. Die gleiche Distanz zu wandern ist aber etwas ganz anderes. Zum einen werden andere Muskelgruppen angesprochen. Zum anderen benötige ich für dieselbe Distanz mal eben die doppelte Zeit. Die muss man erstmal auf den Beinen sein! Beim Laufen habe ich auch keinen (mittel-)schweren Rucksack auf dem Rücken, der gefüllt ist mit Wechselkleidung, Verpflegung und Getränken.

4. Nicht zu warm anziehen.

Bei den ersten beiden Wanderungen habe ich den Fehler gemacht, einfach viel zu viele Schichten anzuziehen. Klar war es kalt und Winter. Aber ein Shirt, ein Hoodie, eine Daunenisolationsjacke und eine Softshelljacke waren einfach zuviel des guten. Die unterste Schicht war nach nicht einmal der Hälfte der Zeit komplett durchgeschwitzt. Bei der zweiten Wanderung war ich wenigstens so schlau gewesen, mir ein Wechseloberteil einzupacken. Daher ziehe ich mich demnächst lieber ein wenig “frischer” an und habe für alle Fälle noch eine weitere Schicht im Gepäck.

5. Nicht zu viel trinken.

Normalerweise bin ich bei Läufen und Wanderungen ein sparsamer Mensch, was das Trinken angeht. Bei unseren Mammutmarschtrainings setzt bei mir aber anscheinend der Kinoeffekt ein. Ich trinke und trinke. Ein wenig Wasser da, ein bisschen Kaffee dort, noch ein Schluck Tee hier.  Dabei hätte ich gar nicht so viel gebraucht. Natürlich wollte die ganze Flüssigkeit auch wieder raus. Immer da, wo gerade keine Pause oder Toilette war. Jedesmal kurz vorm Platzen bin ich in den Busch gehopst, während alle anderen weiter gezogen sind. Und eine sich zügig bewegende Masse wieder einzuholen, ist gar nicht mal so leicht und frisst Kräfte.

Wer wissen möchte, wieviel Wasser denn sinnvoll ist, dem habe ich das Thema hier noch einmal aufbereitet.

6. Nicht vergessen, zu essen.

Hier trifft mich genau das andere Phänomen. Dadurch, dass mein Proviant hinten im Rucksack ist und damit in Bewegung nur schwer zugänglich, vergesse ich, ausreichend regelmäßig Verpflegung zu mir zu nehmen. Oder ich verzichte darauf, weil es mir zu kompliziert ist, während der Fortbewegung den Rucksack vom Rücken zu nehmen und zu durchwühlen. Ergo schleppe ich den zusätzlichen Ballast kilometerweit durch die Gegend, anstatt  mir die notwendigen Kohlenhydrate und Salze rechtzeitig einzuverleiben. Verpflegung also taktisch günstig im Rucksack verstauen, damit ein lieber Mitwanderer mir meine Stullen und Riegel auch während des Wanderns rauszaubern kann.

7. Akkus aufladen

Sollte selbstverständlich sein. Trotzdem habe ich es beim letzten Mal vergessen, vorm Losgehen meinen Laufcomputer aufzuladen. Bei 11 Stunden Aktivität muss der Akku schon voll sein. Ansonsten hat man ggf. nur einen Teil der Strecke aufzeichnen und/oder navigieren können.

8. Kommunikation sicherstellen

Das kann man auf verschiedene Art und Weise. Entweder beschließt man, stets zusammen zu bleiben (also mindestens zu zweit) oder zumindest Handynummern auszutauschen, weil einer doch mal wegen Pinkelpause, Socken wechseln, zur Dönerbude rennen oder ähnlichem verschütt geht und die Gruppe aus den Augen verliert. Es kann immer mal was passieren und dann ist es schön und vielleicht auch notwendig, jemanden bei sich zu haben, der für Hilfe oder auch nur gutes Zureden sorgen kann.

9. Zusammen wandern ist toll!

Alleine wandern kann schön sein. Man hat sein eigenes Tempo, kann halten wann und wo man möchte, muss keine Rücksicht nehmen. Wenn man aber mit so vielen Gleichgesinnten den Wahnsinn trainiert, hat man immer etwas zu quatschen. Außerdem lernen wir uns so kennen und treffen nicht erst alle als Fremde beim Mammutmarsch zusammen. Jeder hat mal einen Hänger, aber die Gruppe trägt einen weiter.

10. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.

Bei jedem der drei Trainings konnte ich hinterher sagen: “Puh, zum Glück ist jetzt erstmal Schluss!” Nach 40 gewanderten Kilometern frage ich mich ernsthaft, wie ich noch 60 weitere dranhängen soll. Kommt Zeit, kommt Rat. Bis zum Mammutmarsch sind es ja noch ein paar Tage und Trainings. Aber fest steht: das ist eine krasse Nummer!

Was habt ihr aus den Trainings  bisher mitgenommen? Habt ihr den Mammutmarsch eventuell schon einmal in Angriff genommen? Schreibt mir als Kommentar, was ihr gelernt habt, genauso oder anders machen würdet! Auf 100 km in 24 Stunden![:]

[:de]3. Mammutmarsch-Training, 40 km: “Kommen Sie gerade aus Syrien?”[:]

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Wenn sich ein großer Wurm Wanderer durch die Berliner City und über den Mauerweg schlängelt, dann zieht das Blicke auf sich. Nachdem der Wurm beim Auftakt schon mit 40 Leuten mächtig Aufmerksamkeit erregte, könnt ihr euch die ungläubligen Gesichter bei rund 65 Wanderern vorstellen. Aber dazu später mehr.

Mammutmarsch 3 - sonnenaufgang

Samstag morgen um 7 Uhr war die Nacht für mich zu Ende. Schließlich musste noch der Rucksack gepackt, die Semmeln geschmiert, der Kaffee gekocht und eine Stunde Fahrzeit einberechnet werden. Nicht schlimm, denn die Sonne winkte mir schon entgegen und versprach einen schönen Tag und das Verpflegungspaket war wie immer viel zu ungesund lecker.

Mammutmarsch 3 - Verpflegung

Als ich während der Bahnfahrt zum Startpunkt Heiligensee nochmal kurz in die Veranstaltung schaute und da 71 angemeldete Facebooker sah, war ich schon wieder baff. Abzüglich des üblichen Schwunds von ca. 20 % rechnete ich immer noch mit 50 Teilnehmern. Da hatte ich mich aber geschnitten, denn der Schwund betrug augenscheinlich nicht mal 10 %. Unfassbar!

Der Bahnhof war schon um viertel vor 10 prall gefüllt mit wanderwütigen Berlinern. Da wir noch den nächsten Zug abwarten mussten, hatte ich ein wenig Zeit, mich mit den Schuhauswahl der Mitwanderer zu beschäftigen. Ich hatte mich diesmal gegen meine schweren Wanderstiefel und für die leichten Salomon Speedcross entschieden. Wanderstiefel werden nach 35 km einfach verdammt schwer an den Beinen. Tim dagegen war mal ganz puristisch unterwegs mit seinen ToeShoes.

Mammutmarsch 3 - salomon speedcross

Mammutmarsch 3 - vibrams

Mit dem Zug um 10:04 Uhr trafen dann die letzten Nachzügler ein und ich entschloss sich diesmal, gleich zu Anfang das Gruppenfoto zu schießen. Bei der schieren Masse an Leuten musste ich sogar die Panoramafunktion einschalten. Viele bekannte Gesichter waren von den ersten zwei Wanderungen dabei, aber auch einige Ersttäter. Ich spulte mein Sprüchlein zu eigenem Risiko, Fotos und Ausstiegsmöglichkeiten ab. Ein bisschen komme ich mir dabei inzwischen vor wie eine Flugbegleiterin. “Die geschätzte Wanderzeit beträgt 8 Stunden, die Notausgänge befinden sich in 22,5 und 30 km.” 🙂

Mammutmarsch 3 - Gruppe

Und dann machte sich unser Tross auf den Weg Richtung Mauerweg. Der war schon nach wenigen Minuten erreicht. Ein Glück, dass Berlin 160 km Mauerweg bietet. Da hat man einiges zu entdecken. Dieses Mal war der nördliche Teil dran.

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg2

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg3

Mammutmarsch 3 - Gruppe Mauerweg4

Mit dieser invasionartigen Masse zogen wir wieder einmal alle Blicke auf uns. Ein Vater mit Kind nahm seine kleine Tochter vorsichtshalber bei Seite. Die fragte: “Papi, wo wollen die dann alle hin?” Und ein paar Kilometer weiter schauten uns sechs wandernde Senioren mit offenem Mund an. Sowas hat die Brandenburger Pampa noch nicht gesehen. Tatsächlich war trotz des gigantisch schönen Wetters sehr wenig los auf unserer Route.

Mammutmarsch 3 - Meisenknödel

Katharina, die Gute, hatte mich natürlich auch nicht vergessen und mir eine Packung ihrer selbstgemachten “Meisenknödel” mitgebracht. Diesmal auf Wunsch einer einzelnen Dame mit Zartbitterschokolade-Chunks. Waren die gut! Mehr davon!

Wir kamen an einem kleinen Gelände vorbei, das wie ein großer Spielplatz für Hindernisläufer aussah. Leider war es abgesperrt und wahrscheinlich auch eher für Mountainbiker gedacht.

Mammutmarsch 3 - hindernisspielplatz

Überhaupt boten sich auf dem Weg einige kuriose Anblicke. Angefangen von einem Indianer-Tipi, das wohl schon bessere Zeiten gesehen hatte, über einen alten Grenzturm, der nun den hübschen Namen “Naturschutzturm” trägt.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Tipi

Mammutmarsch 3 - Naturschutzturm

Wir kamen am Bifröstweg vorbei. Bifröst. Das ist das Ding, was Asgard und Midgard verbindet. Und das mitten in Berlin-Brandenburg. Wahnsinn! Thor begegnete uns hier leider nicht. Dafür hatte ein Anwohner sich einen glatzköpfigen Schwertträger in den Garten gestellt, der mein persönliches Highlight an Kuriosität darstellt.

Mammutmarsch 3 - schwertkämpfer

Wahrscheinlich boten wir aber selbst das kurioseste Bild. Während wir vom Mauerweg entfernt auf kleinen Pfaden wanderten, einer nach dem nächsten, fühlte ich mich sehr an Lemmings erinnert. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn ich mich einfach mit ausgebreiteten Armen vor die “Lemminge” stellen würde? Nächstes Mal muss ich das ausprobieren!

Mammutmarsch 3 - Lemminge

Da ich die Strecke selbst noch nie gewandert war, hatte ich alle Hände voll zu tun, die Lemminge auf dem richtigen Weg durch Wald und  Wiesen zu führen. So schaffte ich es irgendwann zumindest mal, mir eine Banane aus dem Rucksack zu holen/ holen zu lassen. Statt sie zu essen führte ich sie aber bestimmt noch 3 km mit mir spazieren.

Mammutmarsch 3 - Carola Keßler

Nach 14 km gab es dann die erste richtige Pause in der Koppelschänke. Oder doch Koppelschenke? Egal! Auf jeden Fall gab es eine Toilette für Männlein und Weiblein und für einige auch eine Tasse Kaffee oder Tee. Die meisten setzten sich jedoch pragmatisch einfach auf den Boden. Für diese große Masse an Leuten findet sich hier draußen einfach keine andere Örtlichkeit, die soviele Sitzplätze bietet. Zum Glück sind Mammutmarschler da sehr pflegeleicht! Selbstverständlich war auch mein kleines Plüschmammut wieder mit von der Partie.

Mammutmarsch 3 - Koppelschenke

Mammutmarsch 3 - Koppelschänke

Mammutmarsch 3 - Pause

Nach der doch recht ausgedehten Pause hatten einige schon Hummeln im Hintern und machten sich auf die Socken, während ich noch mit den meisten auf diejenigen wartete, die noch in Ruhe ihren Kaffee schlürfen sollten. Das Problem zu langer Pausen ist einfach, dass man sehr schnell auskühlt und sich daher nach nicht allzu langer Zeit wieder auf den Weg machen sollte.

Vorbei ging es am Hubertus- und Köppchensee, über feuchte bis sumpfige Wiesen, die wohl allen, die nicht gerade mit wasserdichten Schuhen unterwegs waren, nasse Socken bescherten. Inklusive mir, denn die wasserdichte Variante meiner Schuhe stand natürlich brav zu Hause.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Köppchensee

Mammutmarsch 3 - Matschfeld

Mammutmarsch 3 - Kindelfließ

Da wir aber flotten Schrittes unterwegs waren, trockneten die Funktionssocken zum Glück recht schnell und der Boden wurde auch wieder eher wüstig.

Mammutmarsch 3 - Mauerweg Sandstreifen

Nach ziemlich genau 20 km konnten wir in weiter Ferne (nämlich weitere 20 km) den Berliner Fernsehturm erspähen. Die Stadt kam also unaufhaltsam näher. Aber ich hatte ja auch eine Wald- & Wiesen & Sightseeing-Tour versprochen.

Mammutmarsch 3 - fernsehturm

Mammutmarsch 3 - Carola Keßler1

Wie bei den letzten Wanderungen schon, machte sich bei mir wieder das Hulk-Syndrom breit. Nein, ich entwickelte leider keine übermenschlichen Kräfte und meine Kleidung zeriss auch nicht unter der sich spontan vergrößernden Muskelmasse. Aber meine Hände. Mein Gott, die waren doppelt so groß wie zum Beginn der Tour. Dick geschwollene Wurstfinger! Muss wohl eine Mischung von Kälte und Bewegung sein. Schön ist anders.

Mammutmarsch 3 - Hulkhände

Für den Stadtteil hatte ich eine Route zusammengeklickt, die uns immer an der Panke entlang führte und so noch ein wenig Natur mit in die Stadt hinein nahm. Dass wir in Berlin angekommen waren, merkten wir dann entgültig am S-Bhf Wollankstraße  als uns ein älterer Herr fragte, ob wir gerade aus Syrien kämen. Ja, wir sind die Hightech-Syrer mit echt guten Deutschkenntnissen.

Mammutmarsch 3 - Panke

Ab hier begann dann auch die Perlenschnur an möglichen Ausstiegspunkten, die auch dankbar genutzt wurden. Unser Riesenwurm wandelte sich langsam zu einer kleiner Schlange, so dass nicht alle mehr den Sightseeing-Teil unserer Reise mitbekamen. Dafür gibt es ja hier den Bericht! Das erste imposante Objekt war das Sowjetische Ehrenmal in Schönholz. Ordentlich, was die hier hin gebaut haben.

Mammutmarsch 3 - Sowjetisches Ehrenmal Schönholz

Unser Trüppchen trennte sich ein weiteres mal in zwei Hälften. Die größere wollte noch einmal kurz Pause machen und lief mit mir zum S Bahnhof Gesundbrunnen. Die andere Hälfte wollte lieber pausenfrei durchziehen und setzte die Route wie geplant fort. In der Pause merkte ich, dass ich an alles gedacht hatte. Alles außer Kleingeld, welches ich aber für die Blutsauger von Sanifair brauchte. Bei den Preisen wundert es mich fast, dass nicht Kreditkartenzahlung angeboten wird. DIE hätte ich dabei gehabt! Da Gesundbrunnen von der Route abwich, suchte ich eine alternative Rückkehrmöglichkeit und fand diese im Humboldthain. Auch nicht so schlecht.

Mammutmarsch 3 - Berlin Gesundbrunnen

Mammutmarsch 3 - Pause2

Die Sonne verabschiedete sich langsam und gab nun einen tollen Blick auf die Lichter der Stadt frei. Genauso hatte ich es mir gewünscht. Sonne in der Natur und Dämmerung mit Lichtermeer in der Stadt. Unsere Sightseeing-Tour führte uns an die Spree, zum Hauptbahnhof, über die Siegessäule zum erleuchteten Brandenburger Tor.

Mammutmarsch 3 - Stadtlichter

Mammutmarsch 3 - Berlin Hauptbahnhof

Mammutmarsch 3 - auster

Mammutmarsch 3 - Siegessäule

Mammutmarsch 3 - Brandenburger Tor

Um die 40 km auch voll zu kriegen, hatten wir vorher noch eine Runde durch den stockdunklen Tiergarten gedreht. Überaus glücklich, mit allerlei Zipperlein, aber auf den Punkt genau kamen wir nach 40 km am Potsdamer Platz an. 18 Leute waren wir in unserer Gruppe gewesen. Die Gruppe, die auf die Pause verzichtet hatte, hatte sich teilweise unterwegs noch weiter aufgeteilt, so dass am Potsdamer Platz nur noch vier Wandersleut ankamen. Eine weitere Gruppe war noch früher hier angekommen.

Es war in meinen Augen wie die letzten Male eine wunderschöne gelungene Wanderung mit so vielen netten Menschen. Ich habe fast die gesamte Zeit gequatscht und gelacht. Ich weiß jetzt schon: das wird mir fehlen, wenn der Mammutmarsch vorbei ist.

Umso mehr freue ich mich auf die spontane Nachtwanderung, die Manuel am 12.03.2016 ausgerufen hat. Passt zwar gar nicht in meinen Trainingsplan, aber was solls? Ich freu mich auf euch!

Die Veranstaltung zur Nachtwanderung gibt es hier. Meine nächste Veranstaltung ist am 26.03.2016. Da geht es 44-45 km durch den Grunewald und immer am Wannseeufer bzw. Griebnitzsee entlang. Die findet ihr hier.

Der liebe Benni hat übrigens noch ein tolles Video von unserer Wanderung erstellt! Viel Spaß beim Ansehen.

Ach ja, was die Hände angeht. Die haben sich inzwischen wieder beruhigt. Auf der Fahrt nach Hause war ich aber Gregor so dankbar für seine Hilfe. Ich hab weder den BabyBel aufbekommen, den er mir liebenswerter Weise angeboten hat, noch meine Flasche. Zur besseren Vorstellung hab ich mal ein Vorher-Nachher-Bild meiner Hände hier. 🙂

Mammutmarsch 3 - Handvergleich

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[:de]2. Mammutmarsch-Trainingswanderung – Dem Frühling auf dem Mauerweg entgegen [:]

[:de]mammutmarsch2 carola Keßler

Schon zwei ganze Wochen war er her, der Auftakt zum Mammutmarsch-Training, bei dem sich fast 40 wackere Wanderer aus der Umgebung und von weiterher 30 km durch den Schnee entlang des Teltowkanals gekämpft hatten. Von Winter war nur am Morgen der zweiten Trainingswanderung noch etwas zu spüren. 12 Grad und Sonnenschein sollten uns an diesem frühlingshaften Tag begleiten.

Ausgangspunkt unserer diesmal um 5 km gesteigerten Tour war wieder der S-BHF Teltow Stadt. Zum zweiten, aber auch zum letzten Mal, denn die anderen Routen starten in anderen Ecken Berlins, damit jeder mal ausschlafen kann 😉 Die halbe S-Bahn war schon mit Wandervögeln gefüllt, andere waren mit Auto gekommen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir nach dem letzten Ausflug wieder so viele Irre folgen würden. Aber ich freute mich total!

Punkt 9 Uhr begab sich unser Trüppchen Richtung Mauerweg. Gleich am Anfang musste ich die Strecke ein wenig anpassen, da ich bei einem Probelauf unter der Schneedecke bei bestem Willen nicht den Pfad gefunden hatte. Stattdessen hatte ich mich auf einer Pferdekoppel wiedergefunden. Aber der Siedlerweg war ja auch ganz schön.

mammutmarsch2 siedlerweg

Von dort ging es noch kurz durch Sigridshorst. Keine Ahnung, ob das ein Örtchen oder nur ein Ortsteil ist. Auf jeden Fall verdoppelte unsere Gruppe an diesem Samstag morgen sicherlich die Einwohnerzahl als wir einmarschierten. Keine 5 Minuten später – denn größer ist Sigridshorst nicht – fanden wir uns auf dem Mauerweg wieder, den wir für die nächsten rund 30 km nicht mehr verlassen würden. Mir war jetzt schon wieder heiß, dabei hatte ich mich bereits in Teltow von einer Schicht getrennt. War immer noch zuviel. Ich hatte ein Merino-T-Shirt an, ein Hoodie und eine Isolationsjacke. Was hab ich mir nur wieder dabei gedacht? Trennte mich von Hoodie und Isolationsjacke und trug ab da nur noch das T-Shirt. Ja gut. Und eine Softshell-Jacke. So warm war’s dann doch nicht.

mammutmarsch2 mauerweg

Wir passierten die japanische Kirschblütenallee, die leider nur im Mai in ihrer vollen rosa Pracht steht und schlappten weiter an Feldern vorbei, über die B 101 hinüber und durch Birkenwäldchen hindurch. Ein schönes Bild gaben wir ab. Wanderer, so weit das Auge reicht. Der normalerweise gut gefüllte Mauerweg war erstaunlich leer. Die müssen uns wohl kommen gehört haben, die Ausflügler.

mammutmarsch2 B96

Als wir über die B 96 hinüber waren, wurde es dann richtig wäldlich-ländlich. Kaum zu glauben, dass wir die ganze Zeit kaum einen Steinwurf von Berlin entfernt liefen. Da ging es kurzzeitig eine kleine Straße entlang, die ich schon nur des Namens wegen gelaufen wäre. Was ist eigentlich ein Roter Dudel?

mammutmarsch2 im roten dudel

Am Rande Lichtenrades steuerten die Ersten in unserem Rudel auf den Stadtteil des Mauerweges zu. Der hätte aber eine Verkürzung der Strecke bedeutet. Nee nee, so gehts nicht. Ein Blick in meine App verriet, dass es statt links, eigentlich geradeaus gehen müsste. Da lagen aber große Betonblöcke im Weg. Also möglichst unbemerkt den Plan ändern. Rechts lang, links lang, direkt auf einen großen Busch zu. Ich war zu dem Zeitpunkt etwa in der Mitte des Rudels und sehr gespannt, ob die vordersten gleich stehen bleiben oder weiterlaufen würden. Tatsächlich führte ein winziger Trampelpfad durch den Busch direkt aufs Feld. Prima! Wir waren wieder auf Kurs.

mammutmarsch2 feld

mammutmarsch2 waldweg

mammutmarsch2 mauerweg2

Nach etwa 16 km sah ich schon den einen oder anderen sehnsüchtigen und fragenden Blick nach einer Pause. In der Streckenvorbereitung hatte ich in Open Street View eingezeichnete Bänke gesehen. Leider wusste ich aber nicht sicher, ob diese frei zugänglich sind… ich hoffte es inständig und versprach Pause in 3 Kilometern. Sich ins nasse Gras oder Laub setzen wäre keine schöne Alternative gewesen. Ich kommunizierte mit der Spitze (Ich schrie über den ganzen Mauerweg. Brauche nächstes Mal Walkie-Talkies. Sind eh cool. Oder ein Megafon), damit nicht die ersten einfach an der Pausenstelle vorbei latschten. Die hatten aber auch ein Tempo drauf!

Und da war sie: die erhoffte Oase für geschundene Knochen, Gelenke und Bänder. Bänke und eine Tischtennisplatte mit genug Platz für alle. Gott sei dank, ich bin gerade noch knapp einer Steinigung entgangen. Nur 3:20 Stunden hatten wir für die 19 km gebraucht.

mammutmarsch2 pause

Etwa 20 Minuten lang wurde an Bananen, Energieriegeln, Chili con Carne, Salat und Dauerwurst geknabbert, dann machten wir uns wieder auf den Weg, um nicht auszukühlen. Aber hey! Über die Hälfte hatten wir schon hinter uns. Ein wenig lernfähig war ich dann doch gewesen. Ich hatte mir ein Wechselshirt eingepackt, das ich gegen meinen durchgeschwitzten Lappen am Körper tauschte.

Apropos Essen! Katharina, die Gute, hatte wieder an mich gedacht und mir eine ihrer neuesten Proben bezüglich Wandersnacks mitgebracht. Eine kleine exklusive Capsa-Packung mit selbstgemachtem Müsli-Riegel. Das wird wohl zum Running… naja, Walking-Gag! Der Riegel erinnerte mich geschmacklich schon ein wenig an die Stangen, die ich früher meinem Wellensittich in den Käfig gehangen habe. Nicht dass ihr mich falsch versteht: die waren total lecker. Woher ich das jetzt weiß… bleibt eurer Phantasie überlassen.

mammutmarsch2 muesliriegel

Nach guten 22 km hatte sich der Füllstand meiner Wasserblase inzwischen gut reduziert – der meiner körpereigenen aber entsprechend erhöht. Alle Hoffnungen auf ein Dixie-Klo am Stadtrand hatten sich zerschlagen. Also ab in den Brombeerbusch. Die Herde ziehen lassen. Und die zog verdammt schnell! Als ich aus meinem Busch raus kam, war da nur noch  ameisengroß ein Bündel Wanderer am Horizont zu erkennen. Das im schnellen Wanderschritt wieder aufholen? Undenkbar. Also nahm ich meine Beine in den sauschweren Wanderstiefeln in die Hand und rannte.

mammutmarsch2 pinkelpause

Ich rannte verdammt lange. Inzwischen hatten schon die Birken am Wegesrand mein Rudel verschluckt. Pinkelpausen rächen sich eben. Aber was soll man/frau machen, wenn’s pressiert?

mammutmarsch2 pinkelpause birken

Wo sind denn nur alle?

Irgendwann schaffte ich es aber doch, hechelnd an den letzten vorbei zu ziehen, um zumindest wieder in der Mitte des Stroms zu schwimmen.

mammutmarsch2 carola Keßler2

Sehr bezeichnend für den Fertigstellungsgrad unseres zukünftigen Großflughafens war ein Schild, das wir unterwegs am Wegesrand vorfanden. Bereits ein Lost Place, bevor er überhaupt fertig gebaut ist.

mammutmarsch2 BBI

Das Wetterchen war inzwischen richtig schön geworden. Ursprüglich hatte ich gar nicht vor, den Dörferblick irgend jemandem zuzumuten, fragte dann aber angesichts der zu erwartenden schönen Aussicht doch in die Runde. Die Begeisterungskurve verlief von “Ja, super, rauf da!” über “Muss das sein?” bis zu “Ihr spinnt wohl, ich geh doch nicht noch n Berg hoch!” Also trennten wir uns für ein paar Minuten. Die richtig Bekloppten latschten die nicht wenigen Treppen der Nordseite hinauf, während die nicht ganz so Bekloppten lieber unten um den Berg schlichen, um auf erstere zu warten.

mammutmarsch2 doerferblick

Und hier jetzt der Anblick und das Gruppenfoto, das zweitere verpasst haben 🙂 Wir richtig Bekloppten fanden: das hat sich gelohnt! Ganz weit hinten konnte man sogar den Fernsehturm sehen.

mammutmarsch2 doerferblick ausblick

mammutmarsch2 doerferblick klassenfoto

Auf der anderen Seite des Dörferblickes liefen wir hinunter und fingen die “Meuterer” wieder ein. Ein richtig großer Teil der Strecke lag nun schon hinter uns Tapferen. Dennoch sprach die Zeichnung auf einem Mauerstück einigen mehr als aus der Seele.

mammutmarsch2 feel

Wer noch nicht ausschließlich nur mit sich selbst zu tun hatte, konnte sich aber wenigstens an allerlei Getier am Wegesrand erfreuen. Und an Weidenkätzchen. Anfang Februar!

mammutmarsch2 weidenkätzchen1

mammutmarsch2 weidenkätzchen

Nun das richtige Getier: Schafe, Ziegen und lustig-lockige Rindviecher. Ach ja, und freilaufendes Abendessen in Form von Hühnern. Direkt an der Hauptstaße im Laub.

mammutmarsch2 schafe

mammutmarsch2 büffel

mammutmarsch2 mauerweg wasserbüffel

mammutmarsch2 mauerweg hühner

Danach verließ uns leider der ländlich-schöne Teil der Strecke und kehrte sich wieder in betongrau. Blöd, dass ich schon wieder merkte, dass ich noch den letzten Busch hätte aufsuchen sollen. Hier war ja keiner mehr. Musste ich wohl durch. Wenn ich gewusst hätte, wie lange das noch sein würde, wäre ich wohl doch noch in einen Kleingarten gesprungen.

mammutmarsch2 mauerweg altglienicke

Nach nicht einmal 7 Stunden inklusive Pause erreichten wir mit dem U-BHF Zwickauer Damm unser Ziel. Wir waren ja sowas von gut! Und auch noch gut gelaunt. Ein Siegerfoto musste noch her.

mammutmarsch2 zwickauer damm

Ganz viele bedankten sich lieb bei mir für die Organisation. Ein paar fragten mich sogar, warum ich dafür kein Geld nehme. Ganz einfach: ich hätte mir die Mühe sowieso gemacht, die Routen auszubaldowern und Termine zu finden. Natürlich hätte ich das alles auch allein erleben können. Aber mit euch zusammen macht es viel mehr Spaß und euer Feedback ist mir soviel wert.

Wenn es doch den einen oder anderen juckt und ihr mir was Gutes tun wollt: mein großer Traum ist es, in nicht allzu ferner Zukunft den Arizona Trail zu wandern. 800 Meilen von einem Ende des Staates zum anderen. Dafür gibt es einen kleinen Spenden-Button rechts auf meiner Seite.  Über meinen genauen Plan und die Herausforderungen, die das mit sich bringt, werde ich demnächst berichten, damit ihr wieder an etwas neuem Irren teilhaben könnt.

Ich hoffe, ihr hattet wieder genauso viel Freude wie ich. Ach ja, meine Kniekehlen habe ich am Abend und Sonntag noch gut gespürt. Mal abgesehen davon, dass ich kurz vom Platzen zu Hause ankam, weil ein kleines BVG-Disaster die Heimfahrt auch noch unnötig in die Länge gezogen hat. Hat eigentlich noch jemand die Frau im Entenkostüm gesehen? Sonst war aber alles schön 🙂

Wir sehen uns am 27. Februar um 10 Uhr in Heiligensee zur 40 km Tour. Diesmal entlang des nördlichen Mauerweges und hinein in die Stadt. Weitere Details gibt’s wie immer bei Facebook!

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[:de]1. Mammutmarsch-Trainingswanderung – Von Wildschweinen und der Polizei[:]

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carola keßler mammutmarsch training

In einer geistig umnachteten Stunde hatte ich mich für den Mammutmarsch angemeldet. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass jemand freiwillig Geld bezahlt, um dann 100 km in 24 Stunden durch die Wälder Berlins zu hechten. Da das Unglück nun einmal geschehen war, dachten Tim (der zweite Geistig umnachtete) und ich, es wäre clever, den eigenen Körper schonend auf die kommende Tortur vorzubereiten. Ein Trainingsplan musste her. Das sagenumwobene Internet, in dem bekanntlich alles zu finden ist, gab aber leider wenig her. Und so begann ich zu stricken… einen eigenen, mir sinnvoll erscheinenden Plan.

Strecken wurden gesucht, Routen digital geschneidert, Zeiten geplant, Tage im Kalender gesucht. Und als das gute Stück fertig war, dachte ich: “Vielleicht gibt es noch jemanden, der so etwas braucht.” Schließlich erfreut sich der Mammutmarsch wachsender Beliebtheit.

Und tatsächlich gab es da jede Menge Gleichgesinnter, die mir viel Feedback für meine Routen entgegenbrachten. Als ich die Veranstaltung für die erste Trainingswanderung veröffentlichte, dachte ich an vielleicht zehn Nasen, die mich begleiten würden. Ich staunte nicht schlecht, als es immer mehr wurden. Und so trafen sich am 23. Januar 2016 etwa 35 Wanderwütige am S-Bhf Teltow Stadt zur 30 km-Wanderung entlang des Teltowkanals.

treffpunkt mammutmarsch training1

Über Nacht hatte der Winter noch einmal gezeigt, was er kann. Und auch am Morgen schneite es fröhlich weiter. Ein paar angemeldete Teilnehmer schrieben, sie würden es nicht pünktlich zu 10 Uhr schaffen. Leider las ich das erst, als sich unser gut gelaunter Trupp schon auf die Socken gemacht hatte. Da niemand zurückgelassen werden sollte, schickte ich Martin als Helferlein noch einmal zum Startpunkt, um die letzten einzufangen.

Der Mauerweg, auf den wir nach 1 km einbogen, bot ein wunderschönes winterliches Bild.

mauerweg mammutmarsch training1

Stets das aktuelle Wandertempo im Blick behaltend, um auch die geplante Zeit einzuhalten, lotste ich die Nachzügler per Telefon zum nächsten S-Bahnhof, der an unserer Route lag.

organisation mammutmarsch training1

Der Neuschnee sah nicht nur toll aus. Nein, er machte zum Glück auch den Weg entlang des Teltowkanals begehbar. Unter der dünnen Schneedecke war es glatt wie auf einer Eisbahn, was ich leider zwei Wochen zuvor schon schmerzvoll erfahren durfte. Vorsicht war auf jeden Fall geboten, denn rutschig war es an einigen Stellen trotzdem.

mauerweg2 mammutmarsch training1

Unser Spitzentrupp war zumindest auf den ersten Kilometern noch nah an der Gruppe dran. Uwe’s Schäferhündin war das Tempo aber auf Dauer zu langsam (Uwe selbst natürlich auch). Und so sollte dies das letzte Bild sein, auf dem ich die vier Vorderen noch einmal von vorne gesehen habe.

Kurz vor der Berliner Grenze rannte auf einmal etwas direkt auf uns zu. Etwas dunkles, großes. Ein Hund, dachte ich erst. Je näher es kam, desto borstiger wurde das Getier. Wildschwein! Am hellichten Tag! Keine zwei Meter von mir entfernt verfing es sich kurz in einem Zaun, konnte sich aber befreien und entwischen. Es muss wohl geahnt haben, dass mir spontan leckere Wildrezepte im Kopf herum schwirrten.

Wildschwein mammutmarsch training1

Weiter ging es mit munterer Stimmung immer entlang des Teltowkanals, der sich vom namensgebenden Teltow im Westen bis nach Köpenick im Osten zieht. Die schweren Schiffe wurden damals mit Treidellokomotiven durch den Kanal gezogen. Einige Relikte der Bahnen gibt es noch heute. Wer mehr über die Geschichte lesen möchte, sei die Wikipedia-Seite empfohlen.

tim mammutmarsch training1

Ich schwatzte während die ersten Kilometer vorbeiflogen immer mal mit jemand anderem. Wo sie herkamen, ob sie auch für den Mammutmarsch trainierten, ob sie so etwas schon häufiger gemacht hatten. Mit Katharina unterhielt ich mich viel und lange. Mein Wettkampfplan hatte sie neugierig gemacht und auf ein paar schöne Ideen jenseits der Berliner Läufe gebracht. Für die Wanderung hatte sie selbst gezauberte Energiebällchen dabei, von denen ich eine kleine Packung exklusiv als Dank für die Organsation bekam. Zwei Sorten waren drin: mit Feigen (oder waren es doch Datteln?) und mit Cranberries. Lecker! Luftig! Danke 🙂

Energiebällchen mammutmarsch training1

Andere dagegen löffelten ihre Suppe selbst aus. Zumindest dachte ich das beim ersten kurzen Blick nach rechts. In Wirklichkeit hatte Godrow eine Art Salat in seiner Schüssel. Bei der nächsten Wanderung muss ich mir unbedingt näher anschauen, was jeder so zur Verpflegung dabei hat.

suppe mammutmarsch training1

Nach etwa 13 Kilometern erreichten wir den Tempelhofer Hafen. Hier hatte ich eine kleine Pause angedacht. Es war drinnen warm, Sitzplätze waren vorhanden und auch genügend Auswahl fürs leibliche Wohl. Fast alle Frauen traf ich auf der Toilette wieder. Na klar, muss ja auch mal sein. Und frau hat im Winter nun wirklich nicht soviel Lust, sich im Freien komplett auszupellen. Apropos Pelle: die war bei mir nass. So richtig! Ich hatte ja in der letzten Woche bei der Berliner Polarnacht schon geschwitzt wie ein Tier. Lernfähig war ich offensichtlich nicht. Und ich hatte auch nichts zum Wechseln dabei, ich Trottel. Also musste ich mit den nassen Klamotten leben.

tempelhofer hafen mammutmarsch training1

Um 13 Uhr (wir lagen ja sowas von gut in der Zeit) brach unser Trupp wieder auf. Natürlich nahm ich liebend gern den Wunsch nach einem Gruppenfoto auf und so entstand unser 1a-Werbefoto für den Outdoorbereich von C&A.

pause mammutmarsch training1

Ab hier begann für einige Kilometer der “Stadtabschnitt” der Strecke, der leider nicht direkt am Kanal entlang führte. Ein wenig verwundert wurde unser Aufmarsch von einigen Städtern schon betrachtet. Wir nahmen das gelassen und jeden Kommentar mit einem Scherz auf. Und nur ganz selten verursachten wir einen kleinen Verkehrsstau. Da mussten die Autofahrer in ihren warmen Gefährten einfach mal durch.

stau mammutmarsch training1

In Britz trafen wir wieder auf den Teltowkanal, der uns auch bis fast zum Ende begleiten sollte. Ein Fußweg von ca. 5 Metern führte hier am ehemaligen Spaßbad Berlins, dem BLUB! vorbei, dessen traurige Überreste seit Jahren verfallen und zunehmend zerstört und geplündert werden.

panorama_klein

Ich wanderte so glücklich in der Gruppe vor mich hin, als ein paar weiter vorne stehen blieben und zur Seite traten. Zunächst dachte ich, sie wollten auf den Rest warten oder den Weg wissen. Stattdessen hörte ich nur: “Polizei! Macht mal Platz.” Tatsächlich fuhr da ein Polizeiauto hinter unserer Gruppe hinterher, machte aber auch keine Anstalten, vorbei zu wollen.

polizei mammutmarsch training1

Hätte ich mich nicht einen Tag vorher mit den deutschen Gesetzen zum Versammlungsrecht auseinander gesetzt, hätte ich mir wahrscheinlich gar keine Gedanken gemacht. In diesem Moment wurde mir aber auf einmal ganz heiß. Angesichts der doch recht großen Anzahl an angemeldeten Facebookern hatte ich mal nachgelesen, ab wann man eigentlich als Versammlung angesehen wird. Da heißt es doch beim deutschen Gesetzgeber: … wenn sich mehrere Personen unter freiem Himmel zur selben Zweckverfolgung treffen… dann muss ein entsprechender Antrag ausgefüllt werden. Und zwar BEVOR die Veranstaltung überhaupt angekündigt wird. Ach was! Was in diesem Zusammenhang “mehrere Personen” sind, darüber gab es keine konkrete Auskunft. Ein paar Rechtsverdreher meinten, es sei schon eine Anzahl von 2-7 Leuten ausreichend. Also, ihr Lieben, wenn ihr das nächste Mal zu viert auf den Weihnachtsmarkt unter freiem Himmel wollt, meldet das mal lieber an 🙂

Jedenfalls schlich der Wagen weiter hinter uns her. Auf einmal hörte ich auch noch die Durchsage “Immer schön einen Schritt vor den anderen setzen”. Was denken die nur, was wir hier tun? Kurz bevor ich mich schon im Schnee verbuddeln wollte, bekam ich dann mit, dass die Polizisten anscheinend jemand am Ende der Gruppe kannten. Uff! Nochmal knapp einer Verhaftung wegen unerlaubter Demonstration entgangen.

ostkrone mammutmarsch training1

Das lange gerade Stück entlang der Autobahn, die sogenannte Ostkrone, zog sich für einige wie Kaugummi. Für mich war die Strecke ok, aber ich wusste auch, wie lang sie war. Im Sommer kann man hier wunderbar Inlineskaten, Laufen oder Radfahren. Da kommt einem der Abschnitt natürlich nicht so lang vor. Unter den Brücken war es zudem noch spiegelglatt, so dass einfach noch einmal eine kurze spontane Pause nach 22 km nötig und sinnvoll war.

Massantebruecke mammutmarsch training1

Als wir gerade 25 km hinter  und folglich noch eine Stunde vor uns hatten, postete Uwe bereits ein Bild aus Grünau. Unglaublich! Aber ich denke, sein Tempo hätten nicht alle mitgemacht. Wir waren zwar länger unterwegs, dafür entspannter. Trotzdem: meinen Respekt für die Spitzentruppe!

die4vorderen mammutmarsch training1

Langsam merkte ich sowohl bei mir als auch bei einigen anderen, dass sie zu kämpfen hatten. Statt meiner Schienbeine taten mir diesmal die Oberschenkel weh. Und dass, obwohl die durch mein Lauftraining recht gut ausgeprägt sein sollten. Es waren aber auch nicht mehr viele Kilometer zu laufen. Die Rudower Höhe ließen wir links (naja, eigentlich rechts) liegen. Zu glatt war einfach der Weg und zu hoch das Risiko, dort oben auszurutschen. Damit waren auch alle einverstanden. Noch ein paar hundert Meter durch den kleinen Wald…

wald grünau mammutmarsch training1

 … und dann erblickten wir den erlösenden Schriftzug des S-Bahnhofs Grünau. Ein Siegerfoto für die tapferen Wanderer musste noch her. Stolz konnten wir alle sein, dass wir dem Wetter und Glatteis getrotzt hatten.

grünau mammutmarsch training1

So viele nette, großartige Menschen habe ich an dem Tag kennengelernt. Ich hoffe, viele von Euch sind bei den nächsten Terminen wieder mit dabei, damit wir weiter schwatzen und uns motivieren können. Ihr wart richtig toll! Der Mammutmarsch kann nur gut werden 🙂 Ich freu mich auf euch: am 06. Februar 2016 zur 2. Mammutmarsch-Trainingswanderung!

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