Category Archives: Kalifornien

4.500 Kilometer Wildnis – der PCT steht an

Als ich vor rund zweieinhalb Jahren abwägen musste, ob ich es mir leisten kann, eine weitere Auszeit für 2021 zu nehmen oder doch besser auf ein Jahr später zu vertagen, da wäre eine Glaskugel nicht schlecht gewesen. Ich hätte eine mehr als zwei Jahre andauernde Pandemie gesehen.  Continue reading

[:de]10 Tage Outdoorurlaub in Kalifornien – Willkommen im 5 Mrd-Sterne-Hotel (Tag 7-10)[:]

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Über den letzten Abschnitt des 10-tägigen Outdoorurlaubs zu berichten, fällt mir angesichts der Lage gerade etwas schwer. Auf der anderen Seite sind es einfach sehr schöne Erinnerungen, die ich mit euch teilen möchte und euch schmackhaft machen will, selbst so etwas zu planen. Die letzten Tage der Reise führten in eine romantische Westernstadt, in den für seine besonderen Felsformationen berühmten Joshua Tree Nationalpark und zum vermutlich größten Halloweenkürbis der Welt.

Tag 7 – Klapperschlangen im Fass

Zeit ist relativ. Das wusste schon der gute Einstein. Zeit scheint aber besonders relativ zu sein, wenn man im Urlaub ist. Aufgestanden, gefrühstückt…wusch…Abend! Ziemlich genau so fühlte sich auch der Tag an, an dem ich geplant hatte, noch schön im Hellen in der kleinen Westernstadt Pioneertown anzukommen. Denkste. Es war sogar schon so stockdunkel, dass ich erstmal am Abzweig von der Interstate vorbeigebrettert bin. Die kleine Straße, die dann nach Pioneertown führen sollte, war dunkel. Schwarz. Die einzige Beleuchtung waren die Autoscheinwerfer, die auf die Straße gerichtet waren. Was rechts und links war? Keine Ahnung. Ich schätze, kleine Hügel und Wüste? Es hätte aber ein Heer Orks mit gewetzten Messern dort sitzen können. Wären auch nicht zu sehen gewesen. Solche Dunkelheit ist für eine von Lichtverschmutzung geprägte Berlinerin schwer vorstellbar.

Nur mit Glück und guten Augen ward dann auch die Straße mit dem kleinen Westernmotel gefunden. Und auch hier war die Beleuchtung sehr dezent gehalten, so dass der Sternenhimmel immer noch gut sichtbar war. Die Rezeption? Ein kleiner Schuppen umsäumt mit Kakteen. „Da sind noch mehr Berliner heute angekommen, gleich im Zimmer nebenan“, waren quasi die ersten Worte des Rezeptionisten. Rustikaler Charme schlägt einem entgegen, sobald man die Zimmer betritt. Gusseiserne Wasserhähne und ein Kuhfell auf dem Boden gehören einfach dazu.

Da es am nächsten Morgen sehr früh wieder losgehen sollte (Zeltplätze sind im naheliegenden Joshua Tree Nationalpark im November sehr begehrt), blieb nur ein kleiner Nachtspaziergang durch die Westernkulisse. Ein Saloon, der Dorfapotheker, ein Gerichtsgebäude, eine Lore… so richtig wie zu Buffalo Bills Zeiten. Besonders schön ein Holzfass mit „Baby rattlers“. Dazu kurz zur Info: die dort heimischen Klapperschlangen heißen im Englischen Rattlesnakes und werden liebevoll Rattlers (zu Deutsch: Rassler) genannt. Beim Blick ins Fass musste ich aber ordentlich lachen, denn drin lagen: Babyrasseln. Auch die heißen im Englischen Rattlers. Süße Idee!

Trotz richtigem Bett und Heizung ging es an dem Abend wieder recht früh in die Federn. Das lag unter anderem auch daran, dass ausgerechnet heute der Pub geschlossen hatte. Aber es war ja auch noch ein bisschen was für den nächsten Tag zu planen.

Tag 8 – An Thanksgiving sind alle draußen

Wer denkt, die Amerikaner sitzen zu Thanksgiving alle im Kreise ihrer Familie am heimischen Esstisch um den Truthahn herum, der irrt. Die sind alle draußen! Und mit draußen meine ich den Joshua Tree Nationalpark. Früh um acht zeigten die Schilder bei der Einfahrt in den Park bereits alle Campgrounds als überfüllt an. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich es nicht mag, wenn Pläne nicht aufgehen? „Irgendwo wird schon noch ein Fleckchen frei sein“. Seit Monaten hatte ich mir schließlich ausgemalt, wie schön die Nacht auf dem idyllischen White Tank Campground sein würde. Da hatte ich allerdings die Rechnung ohne Thanksgiving und die outdoorwütigen Amis gemacht, denn so gut wie jeder Slot auf den umliegenden Campgrounds war für drei bis vier Nächte hintereinander reserviert. Keine Chance.

Man mag von den Amis halten was man will. Ob sie einem oberflächlich erscheinen, seltsam in ihren Ansichten oder Erziehungen. Ich persönlich habe bislang nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Und so kam es auch, dass ein Pärchen, welches eine Campsite für vier Zelte reserviert hatte, anbot, einfach dort für eine Nacht mitzuzelten. Einfach so. Was Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit angeht, kann ich nur sagen: da können sich einige Nationen eine Scheibe abschneiden. Von der Regierung rede ich jetzt hier mal nicht.

Nachdem mir einer der umliegenden Steine vom Herzen gefallen war, ging es dann an den ersten Tag der Erkundungen im Nationalpark. Ich wollte Klettern im Wonderland of Rocks, die Überbleibsel einer alten Goldmine erkunden und die Geology Tour mit dem Auto abfahren. Alles an einem Tag, der …wusch … wieder vorbei sein würde. Daher mussten leider feste Zeitfenster für jede Aktivität her.

Desert Queen Mine

Die alte Goldmine, die Desert Queen Mine, war fußläufig zum Glück recht schnell erreicht, auch wenn ich mich auf dem Weg dahin immer wieder an den Steinformationen ergötzen musste. Alte, verrostete Autos säumten den Weg zu den Überbleibseln, die eigentlich nur noch aus der Transportanlage besteht. Wo die wirkliche Mine war, habe ich in der Kürze der Zeit nicht herausgefunden.

Wonderland of Rocks

Stattdessen wollte ich noch ein wenig Klettern. Das Wonderland of Rocks besteht, wie der Name vermuten lässt, aus einem ewig weiten Steinfeld. Und ist man über einen Kamm geklettert, gibt der Blick erneut ein sich weit ziehendes Steinfeld frei. Für jemanden wie mich, der Steine liebt, ist das ungefähr so wie für ein Kind das IKEA-Bällebad. Rein und nie wieder raus. Wer sich dafür interessiert, wie die einzigartigen Steinformationen entstanden sind, kann das hier mal nachlesen bzw. sich anschauen.

wonderland of rocks joshua tree

Geology Tour

Die Geology Motor Tour kann man einfach mit dem eigenen Auto fahren. Allradantrieb sollte aber zumindest auf dem hinteren Stück schon vorhanden sein. Die Karte routet einen durch unterschiedlichste Steinformationen und Landschaften. An 16 Stellen gibt es Highlights, bei denen es sich lohnt, das Auto zu verlassen und ein kleines Stück zu wandern. Wunderschön, wenn man Wüste mag. Zwei Stunden werden für die knapp 30 km lange Tour veranschlagt. Entsprechend senkte sich die Sonne auch schon, als ich wieder am Zeltplatz zurück ankam, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Tag 9 – Übernachten im 5 Milliarden Sterne-Hotel

Aufbruch Richtung Südeingang des Nationalparks in aller Herrgotts Frühe. Und zwar diesmal mit ordentlich verpacktem Zelt, Schlafsack, Kocher und Co. Die Tage davor wurde alles nur wild ins Auto geschmissen (aber natürlich immer an denselben Platz, sonst Chaos!). Die nächste Nacht sollte im Backcountry verbracht werden. Zelten im Backcountry ist im Joshua Tree Nationalpark überall erlaubt, sofern man mehr als 1,6 km von der nächsten Straße und 300 m vom nächsten Fußweg entfernt sein Zelt aufschlägt. Da ich nur mit meinem kleinen 20 Liter-Rucksack unterwegs war, war eigentlich mehr um den Rucksack herum geschnürt als innendrin. Klamotten wurden für den Transport einfach angezogen, was zur Folge hatte, dass ich schon nach einem Kilometer schweißgebadet war. Die Suche nach einem geeigneten Plätzchen erwies sich auch als nicht so einfach. Überall pieksende Büsche, Steinhaufen, Kakteen oder abschüssiges Gelände. Ein ausgetrocknetes Flussbett war da geradezu ideal, auch wenn immer davor gewarnt wird, genau hier zu zelten, denn bei starken Regenfällen entwickeln sich dann doch wieder reißende Flüsse genau an diesen Stellen.

Lost Palms Oasis Trail

Nachdem das Zelt zum ersten Mal in diesem Urlaub noch im Hellen aufgestellt war, gings los zum Tageswanderziel, der Lost Palms Oasis. Einer der wenigen Punkte in Kalifornien, wo eine Ansammlung von Fächerpalmen auf natürliche Weise wächst. Mitten in der Wüste. Alle Palmen in und um Los Angeles sind nur künstlich angepflanzt. Der Weg dorthin ist schon die Mühe wert. Wunderschöne Landschaften mit unterschiedlichsten Wüstenpflanzen, Kakteen, kleinen Schluchten und Bergkämmen begleiten einen auf den rund 7 km zur Oase.

Der Anblick der Palmenansammlung selbst rief einfach nur Erstaunen bei mir hervor. Wie kann in so karger Landschaft ein kleiner Garten Eden gedeihen? Während die meisten Wanderer sich das kleine Wunder einfach nur von oben ansehen, musste ich gleich runter in den Canyon wuseln. Von dort ist das Ganze nochmal beeindruckender, denn die Palmen sind wirklich riesig!

Auf der Karte hatte ich noch eine weitere Oase entdeckt, die Victory Palms. Der Nationalparkführer schrieb, bis hier würde so gut wie niemand mehr gehen. Also musste ich da natürlich hin. Ich lief, ich kletterte über mannshohe Felsen, wanderte durch das sandige Flussbett, wieder Felsen, noch eine Ecke…und nach einer guter Stunde immer noch keine Victory Palms in Sicht. Die Zeit wurde langsam schon wieder knapp. Aber wer mich kennt, weiß, dass das meinen Ehrgeiz weckt. Irgendwo mussten die Dinger doch sein. Nach einer weiteren Ecke und Klettereinlage sah ich sie dann. Tief unten im Tal, bestimmt eine weitere halbe Stunde Kletterei entfernt. Da der Rückweg derselbe war und ich wusste, was da noch vor mir lag, beließ ich es bei der Genugtuung, die paar Palmen, die übrigens weniger beeindruckend waren als die Lost Palms Oasis, zumindest aus der Ferne gesehen zu haben.

Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich wieder am Zelt. Kocher angeschmissen für ein letztes Outdoor-Mahl aus der Tüte und heißes Wasser für die Wärmflasche. An dem Abend verschwand ich aber nicht gleich danach im Zelt. Zu grandios war der Anblick nach oben in den Sternenhimmel. Und so lag ich dann bestimmt eine Stunde in den Schlafsack gemummelt mitten im Flussbett und genoss die Stille in meinem 5 Milliarden Sterne-Hotel mit Sternschnuppen. Für mich einfach unbezahlbar.

Tag 10 – Auf zum Pumpkin Rock

Kurz vor Urlaubsantritt war ich durch Zufall bei Pinterest über ein Bild gestolpert, bei dem ich gleich dachte: „Woah, da muss ich hin“! Mein Glück, dass der Pumpkin Rock quasi auf der Strecke zurück nach Los Angeles lag. Über der Pferdestadt Norco tront in den La Sierra Hills ein riesiger runder Felsen, dekoriert als Halloweenkürbis, dessen Gesicht stark an Jack Skellington erinnert. Viel über die Geschichte konnte ich nicht herausfinden, außer dass der Felsen zu seiner grauen Zeit noch Elephant Rock hieß und zwischenzeitlich auch mal anders angesprüht worden war.

Vor allem in der untergehenden Sonne wirkt der Kürbiskopf besonders schön, wenn auch der Rest der Landschaft langsam in ein warmes Orange getaucht wird. Wer einmal in der Gegend unterwegs ist, sollte den moderaten Aufstieg mit nur kurzer Distanz auf sich nehmen. Ob eine extra Anfahrt dafür lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich als Halloween- und Nightmare before Christmas-Fan auf jeden Fall.

So ging einer meiner schönsten Urlaube zu Ende. Viel zu kurz, aber ich möchte keinen dieser Tage missen.

Pumpkin Rock

Pumpkin Rock

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[:de]10 Tage Outdoorurlaub in Kalifornien – Von Star Trek zu Redneck (Tag 4-6)[:]

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Tag 4 von 10

Nach der gleichsam anstrengenden wie erholsamen Wanderung auf dem Pacific Crest Trail führte der Weg nach Norden. Bei der Recherche, was so rechts und links des Weges liegen könnte, war ich auf eine Seite gestoßen, die mich als Lost Place-Fan magisch in den Bann gezogen hatte. Verlassene Militärflugzeuge sollten da mitten in der Mojave-Wüste liegen. Und zwar nicht eins oder zwei. Ein gutes Dutzend. Viel Suchen und Zoomen mit Google Maps offenbarte mir dann auch die Standorte der aufregenden Schätze, leider aber auch große Betonklötze, die die Straßen dorthin dicht machten. Mein Ehrgeiz war gepackt, dennoch dorthin zu gelangen. Kleine Sandpisten quer durch die Wüste sahen vielversprechend aus. Vom Highway aus ging es also mehrere Kilometer durch den staubtrockenen Dreck. Leider fand dieser erste Ausflug dann aber doch ein jähes Ende… an einem Zaun, der mehr an DANGER und WARNING-Schildern zu bieten hatte als Maschen. Da die Amis ja nicht gerade zögerlich mit Schusswaffen agieren, sobald man sich als ungebetener Gast nähert, nahm ich die Schilder mal besser ernst und erklärte die Mission als gescheitert. Wäre ja auch zu schön gewesen. Stattdessen nutzte ich die Gelegenheit, Feuerholz zu sammeln und nach Klapperschlangen zu suchen. Mit ersterem war ich deutlich erfolgreicher. Klapperschlangen scheinen mich chronisch zu meiden.

Willkommen in Star Trek

Wahrscheinlich hätte ich in den Flugzeugen sowieso den ganzen Tag verschwendet und das eigentliche Tagesziel komplett verpasst: die Trona Pinnacles. In diesen bizarren Gebilden wurden SciFi-Filme wie Star Trek, Lost in Space und Planet der Affen gedreht, denn sie muten tatsächlich wie aus einer anderen Welt an. Die bis zu 40 Meter hohen Kalksteinsäulen sind 10.000 bis 100.000 Jahre alt und durch das Zusammentreffen von calciumhaltigen und alkalischem Wasser entstanden, als es in der Mojave-Wüste noch riesige Binnenseen gab. Heute sieht man sie durch ihre schiere Größe schon aus weiter Ferne sich aus dem sonst flachen Gelände erheben. Pünktlich zum Sonnenuntergang werden die Formationen in besonders schönes Licht getaucht und heben sich kontrastreich von den Bergen im Hinterland ab. Hatte ich schon erwähnt, wie großartig Camping in den USA ist? Sogar hier, inmitten der Mondlandschaft ist es erlaubt, das Zelt aufzuschlagen und die Nacht zu verbringen. Leider war der von mir bevorzugte Platz schon von anderen begeisterten Campern belegt. Durch eine ungeplante Straßensperrung, die die Anfahrt zum Death Valley mal eben um 100 km verlängerte, hatte sich der Plan, hier zu nächtigen aber ohnehin zerschlagen. Es stand noch eine lange Nachtfahr bevor.

 

Tag 5 – Regen im Death Valley?

In einer Nacht- und Nebelaktion mit ewig viel Wind hatte ich es tatsächlich geschafft, das Zelt auf dem Mahogany Flat Campground, einem der höchsten Punkte und schönsten Plätze des Death Valley aufzubauen. Bei der Anfahrt war mir doch glatt noch ein Hirschpärchen hier oben vors Auto gehüpft. Ziel der nächsten Wanderung sollte dann aber der wirklich höchste Punkt sein, die Telescope Peak. Von hier oben sollte man an schönen Tagen gleichzeitig sowohl den niedrigsten Punkt der USA (Badwater) als auch den höchsten (Mount Whitney) sehen können. Etwa 90 % aller Tage im Death Valley sind mit schönem Wetter gesegnet. Natürlich aber nicht dieser. Nur ab und an ließ sich die Sonne mal blicken, meistens aber regnete es aus Kübeln und die Gipfel waren wolkenverhangen. Eine gute Aussicht war nicht in Aussicht. So ganz wollte ich den Plan aber noch nicht aufgeben und es gibt schlechtere Orte, als mal eben einen Tag zu verdödeln. Bei Tageslicht schaute ich mir daher die in der Nähe liegenden Charcoal Kilns an. Riesige bienenstockförmige Öfen, in denen früher mal Holzkohle gebrannt wurde. Den Rest des Tages hoffte ich auf besseres Wetter und erfreute an Steak, Gemüse und Marshmallows vom offenen Feuer. Outdoor ist einfach großartig. Gegen 18 Uhr verschwand ich mit heißer Wasserflasche im Schlafsack und hoffte auf Sonnenschein am nächsten Morgen.

Tag 6  – Von Schnee zu fast 30 Grad

In der Nacht hatte es fast durchgehen gestürmt und geregnet. Am Morgen Stille. Gegen 7 Uhr wurde es hell und ich zog langsam den Reißverschluss des Zelts auf. Ach du Schande! Schnee! Überall Schnee! Nicht, dass ich das nicht erwartet hätte. Die Temperaturen hatten mich schon damit rechnen lassen, dass es schneien könnte. So ganz glauben konnte ich es aber trotzdem nicht. Ich meine hier, im Death Valley… dem heißesten Punkt der USA. Wie cool war das denn? Ich fiel halb raus aus dem Zelt, weil ich gar nicht schnell genug im Schnee sein konnte. Mütze auf, Schal um, Handschuhe an… erstmal einen heißen Kaffee kochen. Oder doch erst den Schneemann bauen? Da Speck und Kaffee eine gefühlte Ewigkeit brauchten, ging beides gleichzeitig. Der Plan, an diesem Tag auf die Telescope Peak zu wandern, hatte sich damit allerdings erledigt. Ein Typ, der nachts um drei dorthin aufgebrochen war, erzählte nach seiner Rückkehr, der gesamte Weg sei vereist und Sichtweite gleich null. Das Risiko musste ich nun doch nicht eingehen, nur um auf dem Gipfel gewesen zu sein. Ein Grund mehr, ins Death Valley zurück zu kehren. Also Zelt und Auto von Schnee befreit und im Kriechtempo den steilen und seifenglatten Weg hinunter.

Nach etwa 10 km Fahrt und etlichen Höhenmetern ins Tal war der Schneezauber verschwunden. Keine Nadelbäume, keine Rehe, nur Steine und Sonne. Die Temperatur stieg mit jedem Kilometer. Unfassbar. Am spontanen Tagesziel angekommen (eine kleine Wanderung geht doch immer), hatte ich mich bis auf kurze Hosen und T-Shirt ausgezogen. Dieser Nationalpark ist wirklich eine Landschaft der Extreme. Bei gut 25-30 Grad machte ich mich auf die Wandersocken zum Rundkurs der Badlands Loop. Und weil die so klein war und die naheliegenden Gebiete mit so wohlklingenden Namen wie Golden Canyon lockten, wurde aus der kleinen 4 km-Runde mal eben eine mit 14 km. Passiert schon mal.

Golden Canyon Death Valley

Wellness mal anders

Der letzte Punkt dieser Etappe sollten die Tecopa Hot Springs sein: natürliche heiße Quellen, allerdings nicht einfach so im Felsen, sondern in einer Art Wellness-Oase. Zumindest denkt man das, wenn man den Namen Tecopa Hot Springs Resort liest. Was ich da vorfand, kann ich euch einfach nicht vorenthalten. Die Rezeption… wenn man das so nennen darf, war ein kleiner Holzschuppen. Was sag ich klein? Winzig! Ein Verschlag. Überall Krams und ein Klappstuhl für den Rezeptionisten. Der Verschlag war dann auch gleichzeitig der Durchgang in den Wellness-Bereich, der nach Männlein und Weiblein getrennt war und im übrigen textilfrei. Die Pools bestanden aus eckigen Betonlöchern, in die das heiße Quellwasser eingeleitet wurde. Und die Duschen? Ein offenes Loch in der Wand mit nem Hebel dran. Zu geil. Man stelle sich nun jemanden vor, der den Standard deutscher Wellnesstempel erwartet. Ich persönlich hatte mich ziemlich schnell mit dem Wüstenstandard angefreundet. Was erwartet man denn auch, wenn man im Redneckgebiet in ein Campresort geht? Es passte einfach irgendwie. Zum Zelten, zur Wüste und zu Speck und Eiern vom Feuer.

In den Tagen 7 bis 10 nehme ich euch dann mit in eine Westernstadt, das Wonderland of Rocks, in die Oase der vergessenen Palmen und zum Kürbisfelsen. Seid gespannt.

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[:de]Outdoor-Urlaub in Kalifornien – 10 Tage abseits des Mainstreams[:]

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Kalifornien, der Sunshine State. Ruft man die Bildersuche bei Google auf, finden sich Strände, Palmen und Eindrücke von Los Angeles und San Francisco. Dabei hat Kalifornien so viel mehr und vor allem ganz andere Seiten zu bieten. Wüsten, Berge und Schnee sind nur einige großartige Dinge, die ich in meinem 10tägigen Outdoor-Urlaub im November erlebt habe.

November klingt schon sehr nach Winter. Und ja, mancherorts kann es auch in Kalifornien sehr kalt werden. Das Klimadiagramm versprach Tagestemperaturen um die 20 Grad und ein Gefälle auf 0 bis 3 Grad in der Nacht. Mein warmer Daunenschlafsack wanderte also quasi als erstes in den Koffer, nachdem ich den Flug für rund 450 € nach Los Angeles gebucht hatte, denn die meisten Tage wollte ich im Zelt übernachten.

Mit dem Zelt durch die USA

Zelten in den USA ist eine Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Ob direkt an der Kante des Grand Canyon, am Ufer des Colorado Rivers oder unter der Milchstraße mitten in der Wüste des Joshua Tree Nationalparks – legales Campen ist hier erlaubt und sogar erwünscht. Über die Seite Freecampsites.net findet man für das eigene Zielgebiet auf einen Blick alle Möglichkeiten für freies Campen in der Natur (sogenanntes dispersed camping) und auch halb erschlossene Zeltplätze, auf denen meist eine Essbank und eine Feuerstelle je Zelt zur Verfügung stehen. Für letztgenanntere gibt es in der Regel eine Box, in welche die geringe Übernachtungsgebühr (etwa 10 Dollar pro Campsite) hineingeworfen wird. Dabei ist es egal, wieviele Zelte auf einer Campsite stehen und wieviele Personen diese belegen.

Viele Nationalparks erlauben zudem das Zelten im Hinterland, dem Backcountry. Einzige zu beachtende Regel für das Aussuchen des Platzes: er muss mindestens 1,6 km von der nächsten Straße und 300 m vom nächsten Weg entfernt sein. Müll wird selbstverständlich wieder mitgenommen, Hinterlassenschaften vergraben. Derartige Freiheit, was das Zelten angeht, kenne ich sonst nur aus den skandinavischen Ländern.

Camping in USA Grand Canyon Fence Point

Regelungen und Einschränkungen können von Staat zu Staat, Waldgebiet zu Waldgebiet und Nationalpark zu Nationalpark abweichen. Aus Naturschutzgründen darf beispielsweise nur eine geringe Anzahl an Menschen täglich im Grand Canyon zelten. Hierfür werden sogenannte Permits ausgegeben, die Monate vorher beantragt werden müssen und nur für genau den beantragten Platz und Tag gelten. Im Waldgebiet rund um Los Angeles benötigt man dagegen für eine Zeltübernachtung einen Adventure Pass, der einen aber nicht an einen bestimmten Platz bindet, sondern für das gesamte Gebiet gilt. Daher macht es immer Sinn, sich vorher über die Bedingungen zu informieren.

On the road again

Tag 1 – Auto abholen und Shopping

Nach Alaska und Texas ist Kalifornien der drittgrößte von 50 US-Bundesstaaten. Wenn man nur 10 Tage Zeit hat, ihn zu erkunden, macht es Sinn, sich ein Auto zu mieten. Allein der Weg vom Los Angeles Flughafen zu den umliegenden Bergen, die direkt an die Stadt grenzen, schlägt mit 50 km zu Buche. Das Auto, ein Mittelklasse-SUV, holte ich wie immer unkompliziert am Flughafen ab und machte mich auf den Weg nach Arcadia, einem Vorort von Los Angeles. Wichtigster Punkt des verbliebenen Tages: Einkaufen. Fast ausschließlich steuere ich dafür einen WALMART an. Hier gibt es von ultrasüßem, aber leckeren Porridge, galonenweise Milch und eimergroßen Chili con Carne-Dosen über Medikamente bis hin zu flauschigen Decken und palettenweise Dosencola alles, was man für einen Roadtrip braucht. Meine Empfehlung: immer mindestens drei Galonen (12 Liter) Trinkwasser an Bord haben. Das verbraucht sich beim Wandern, Kochen und täglicher Körperhygiene in der Wildnis sehr schnell. Und sollte man tatsächlich mal einen Tag später zu einem Supermarkt kommen oder gar liegen bleiben, ist immer noch ausreichend Wasser vorhanden. Den Luxus von wild blubbernden Flüssen hat man in Kalifornien nur selten, um die Vorräte aufzufüllen und sollte sich keinesfalls darauf verlassen. Im Zweifel ist ein eingezeichneter Fluss einfach ausgetrocknet.

Tag 2 – Bergwandern in den San Gabriel Mountains

In den 10 Tagen wollte ich vor allem eins: wandern! Die Gegend um Los Angeles bietet dafür einen idealen Ausgangspunkt. Vor einigen Jahren hatte ich die Seite vom ModernHiker entdeckt, der Wanderrouten abläuft und beschreibt. Beim Stöbern nach den schönsten Touren rund um L. A. fand ich die eine, die mich vom Namen her schon überzeugte: die Wanderung hoch zur Strawberry Peak, einem Gipfel, der der Namen wohl erhalten hatte, weil er wie eine umgedrehte Erdbeere aussähe. Ich persönlich glaube, der Namensgeber hatte einfach einen Strawberry Daiquiry zuviel getrunken.

Strawberry Peak Mountaineers Route

Was mich bei der Beschreibung zur Route gleichermaßen begeisterte wie Gänsehaut hervorrief, waren die Abschnitte, die nur durch Klettern zu überwinden sind. Klettern ist eine meiner Leidenschaften. Und trotzdem weiß ich, wie ich und mein Körper reagieren, sobald ich ungesichert an einer Bergwand klemme und in den Abgrund schaue. Panik und zitternde Gliedmaßen machen sich breit. In diesen Moment hilft nur tief Luftholen und den Fokus auf den nächsten Schritt und Griff richten. Ich wusste, das würde eine Herausforderung werden. Und gerade deswegen wollte ich genau dort hinauf. Nicht etwa über den gemächlichen, harmlosen Weg, der alternativ zur Verfügung stand. Nein, wenn dann schon über die sogenannte „Mountaineers Route“, die laut ModernHiker für Experten klassifiziert ist und in den meisten topographischen Karten nicht einmal eingezeichnet.

Die erste Herausforderung des Tages war es schon, den Trailhead zu finden. Ohne die genauen Positionsdaten fast unmöglich, denn der Einstieg zum Colby Canyon Trail war nur eine unauffällige Parkbuchte ohne jegliche Beschilderung. Anhand der Bilder und der Wegbeschreibung musste das aber stimmen. Geparkt und losgelaufen. 17,5 km und 830 Höhenmeter lagen bevor. Die Stirnlampe hatte ich wie immer rein präventiv im Gepäck, denn eigentlich sollte die Zeit reichen, um im Hellen wieder am Auto anzukommen. Eigentlich.

Böse Wüstenpflanzen und Monsterzecken

Zum Wandern ist die Tagestemperatur im November ideal. 20-25 Grad, strahlender Sonnenschein. Da die Gegend nicht gerade für ihre reichen Wasservorräte und Flüsse bekannt ist, sind gemäßigte Temperaturen dem Hochsommer vorzuziehen. Der Pfad hoch zum Strawberry Saddle, wo der Abzweig auf die Mountaineers Route sein sollte, wand sich teilweise serpentinenhaft durch die trockene, aber dennoch reichlich mit Pflanzen gesegnete Hochwüste. Überall riesenhafte Agaven, wie man sie bei uns nur in botanischen Gärten zu Gesicht bekommen. Die Blätter aber: messerscharf. Obwohl ich mich vorsah und eine sehr robuste Trekkinghose anhatte, stachen und schnitten die Spitzen hindurch. Gerade, als ich sichergehen wollte, dass die Hose aber an sich noch lochfrei war, sah ich etwas achtbeiniges sich an meinem Oberschenkel hochwinden. Etwas, was ich hier in den Bergen so gar nicht erwartet hatte: eine riesige Zecke. Ein einheimischer Wanderer, dem ich später auf der Route begegnete, erzählte, dass die Tiere gerade hier in den Bergen zu Hause sind. In Tannenwälder wie bei uns sind sie selten zu sehen. Wieder was dazu gelernt. Entsprechend regelmäßig suchte ich mich ab dem Zeitpunkt ab.

Die Pumpe geht

Den Abzweig zur Mountaineers Route verpasste ich natürlich erstmal, fand ihn dann aber doch recht schnell. Hoch ging es. Mit heftiger Steigung. Und dann stand ich vor dem ersten Felsmassiv, vor dem ich einen heiden Respekt hatte. Sah an sich harmlos aus. Ich suchte nach aufgesprühten Pfeilen, die laut Beschreibung vom ModernHiker den Weg über die Steine weisen sollten. Es waren keine da. Die ersten zwei Versuche, einen Weg zu finden, endeten an steil abfallendem Gelände. Keine Chance. Auf der Westseite sah es gut aus. Trotzdem raste mein Herz. Jeder Schritt und falsche Griff konnte mein letzter sein, denn einmal im Fallen ging es nur noch weiter nach unten. Dass die Steine ständig unter meinen Händen abbröckelten und Geröll sich unter meinen Schuhen löste, machte die Sache nicht besser. Ich atmete tief ein, versuchte mich unter Kontrolle zu kriegen. Andere Leute sind doch auch schon hier lang. Die Felsen waren zwar instabil, aber die dort wachsenden Pflanzen fest verwurzelt. Von Busch zu Strauch hangelte ich mich nach oben, den Blick nach vorn, bloß nicht nach unten. Interessant, welchen psychologischen Unterschied das macht, ob ich mit Seil gesichert bin, oder nicht. Nach einer Million gefühlter Herzschläge war ich oben. Doch das sollte erst die Vorstufe des Kletterns gewesen sein.

Unterhalb des Gipfels änderte sich die Vegetation von Wüste hin zu eher alpinem Gebiet. Große Granitbrocken und kleine Kiefern säumten den Weg. Vor zwei Jahren hatte in dieser Gegend Kaliforniens ein Feuer gewütet und große Teile der Flora zerstört. „Die Kante zum Gipfel der Strawberry Peak sieht steil aus, weil sie es ist“. So lautet die weitere Wegbeschreibung. Ja, das konnte ich durchaus bestätigen. Und trotzdem sehen die Dinge immer von Ferne harmloser aus, als wenn man direkt davor steht und gar den Weg sucht. Eine erneute Kletterpartie. Höher, steiler, größere Felsstufen. Die aber diesmal aus massivem Granit, der nicht bröckelte und ich war auch ein wenig gefasster. Man wächst mit seinen Herausforderungen! Ich wollte ja unbedingt hier lang. Selbst der Einheimische hatten nun schon mehrfach betont, wie blöd er gewesen war, diesen Weg allein zu gehen.

Strawberry Peak Panorama small

Ankunft auf der Erdbeerspitze

Nach gut dreieinhalb Stunden war die Zitterpartie vorbei und das (Zwischen)Ziel erreicht: der Gipfel der Strawberry Peak mit Ausblick auf die San Gabriel Mountains. Eine verrostete, offene Metallbox enthielt ein winziges Gipfelbuch und Stift. Außer uns war heute keine hergekommen. Zeit für ein Clifbar und Waffeln. Nirgends und niemals schmeckt so etwas so gut wie bei einem solchen Ausblick und getaner Arbeit. Erstaunlich windstill war es hier oben. Der Einheimische blieb nur etwa 10 Minuten sitzen und entschied sich, die gleiche steile Route auch wieder zurück zu gehen. Er hatte es eilig und die Rundtour war um einiges länger. Und wenn die Rundtour 100 km lang gewesen wäre: hinunter hätten mich keine zehn Pferde die Mountaineers Route gebracht. Hoch war schon schlimm. Hinunter, wo ich noch in den Abgrund sehen müsste? No way! Außerdem wollte ich noch die wohlklingenden Strawberry Meadows sehen und den Holzwegweiser mit liebevoll geschnitzten Erdbeeren, der sich irgendwo auf dem Weg befinden sollte.

Ein Rückweg, der sich gewaschen hat

Die andere Seite des Berges war tatsächlich um einiges flacher und harmloser. Kein Klettern, kein Wimmern, einfach laufen. Große Teile der Strecke lagen jetzt im Schatten und es war merklich kühler. Auch die Vegetation hatte sich an den Schatten angepasst. Große Büsche und Bäume bestimmten die Bergseite. Nach etwa 13 km kam die Erdbeerwiese – Strawberry Meadows -in Sicht. 13 km. Die ganze Tour sollte doch nur 17.5 km sein. Und der Parkplatz war noch ewig weit weg. Egal. Würde schon passen. Hier fand ich auch endlich das Schild mit den süßen Erdbeerschnitzereien, das noch vergleichsweise neu aussah. Ab hier änderte sich die Vegetation bei jeder Ecke, um die man bog. Auf einmal stand ich auf einer Lichtung umgeben von riesigen Kiefern. Und nicht nur die Kiefern waren riesig. Von den zugehörigen Zapfen können sich die deutschen Tannen eine Scheibe abschneiden. Allerdings wollte ich nicht darunter stehen, wenn so ein ananasgroßes, mit scharfen Spitzen besetztes Teil herunterkommt.

Nach 17,5 km war klar: der Weg ist nicht nur 17,5 km lang. Irgendwer log. Entweder die Beschreibung oder mein GPS. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade erst wieder am Abzweig zur Mountaineers Route angekommen und die Sonne bereits am Untergehen. November ist zwar eine klimatisch günstige Zeit zum Wandern, die frühzeitig untergehende Sonne setzt dem Tag jedoch mit 16:30 Uhr einen knappen Zeitrahmen. Eine halbe Stunde später war der Trail einfach im Schwarz der Nacht verschwunden. Muss ich erwähnen, dass es hier oben Berglöwen gibt? Ich ignorierte den Gedanken, setzte meine Stirnlampe auf und …suchte nach schönen Steinen. Dunkler würde es jetzt eh nicht mehr werden. Stattdessen konnte ich von hier oben die Lichter des Großraums Los Angeles genießen.

Distanz ist relativ

Nach fast 20 km und 9 Stunden auf der GPS-Uhr war die Tagestour vorbei. Soviel Zeit hatte ich für diese an sich kurze Distanz nicht erwartet. 20 km in den Bergen sind eben doch etwas anderes als im Berliner Flachland. Stolz und glücklich war ich aber, mich und meine Ängste an ausgesetzten Bergen überwunden zu haben. Nervenkitzel ist schon was schönes.

Der Zeltplatz wurde im Stockfinstern gesucht und gefunden, das Essen schnell gekocht und hastig im Schlafsack verschwunden, denn die Temperaturen waren plötzlich auf nur noch 3 Grad gefallen. Ein abendlicher Ablauf, der sich in diesem Urlaub noch sehr häufig wiederholen sollte.

 

 

Das Video zur Tour gibt es hier

hiking_strawberry peak

 

Tag 3 führt euch direkt zum legendären Pacific Crest Trail…

Meine Ausrüstung für den Trip

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[:en]Darwin Falls – How to find the only waterfall in Death Valley[:de]Darwin Falls: Wie Du den einzigen Wasserfall im Death Valley findest[:]

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darwin falls trail carola keßler

When I visited Death Valley National Park in 2012, I experienced it like most visitors do: a dry, boiling hot and salty sanddesert. That there are forests out of conifer and Joshua trees in the Park, with deer and rabbits living here, I learned a lot later in October 2015. And believe me, there is even a waterfall hidden in Death Valley National Park.

In search of hikes which you can tackle during the hot summertime, I got inspired by the ModernHiker, who wrote about Darwin Falls in his blog. Just a mile (1.6 km) from the parking lot to the waterfalls sounded easy and promising.

darwin falls dirtroad

On October 3, I was heading west on SR 190, passing by Panamint Springs. A few minutes later a gravel road appeared on the left, without any signs.  But following the descriptions of ModernHiker, this had to be the right road. After some hundred yards on this gravel road a sign appeared, displaying the directions to Darwin Falls. 2.5 mi (4 km) further I arrived at a deserted parking lot with just one car parking there. So it should be pretty calm on the trail. A reason for this might be, that even though the Darwin Falls are marked on the official park map, it is not advertised nor is it marked from the main roads.

darwin falls parking lot

darwin falls start

First the trail lead through a dry riverbed into a canyon. No sign of water not to mention the waterfall. About 15 Minutes later the first rills appeared. All at once it got greener and greener in the Valley of Death. And then suddenly I was in the middle of a small forest of high shrubs  and saplings. As farther the trail lead me into the canyon the thicker the vegetation got. The trail was passing through knee high grass now in blatant contrast to the rugged rocks of Death Valley rising in the background.

darwin falls runnel

darwin falls trail

As I thought it could not get more extreme, I hiked by a little pond with reed. Red dragonflies buzzed around as it would be the most normal thing to do in the hostile environment of Death Valley.

darwin falls oasis

darwin falls dragonfly

At some points it was hard to follow the trail. Trial and error lead to the right passages or to impassable rocks. Sometimes it was necessary to boulder to pass the rocks. A little later, the rills had formed to what I hoped to find –  waterfalls.  First just small cascades but it looked promising. It was hard to believe what I saw here.

darwin falls rocky trail

darwin falls waterfall

Hiking the promised mile, it finally came into view – Darwin Falls. What it was missing in size it compensated by its uniqueness. An idyllic oasis in the middle of the sand- and rock desert of the 6th larges National Park of the US.

darwin falls

Wondering where the water came from it crossed my mind if someone just put a water pipe up here for a random reason other than leading tourists here. To attract tourists this place is hidden to well. The easiest way to find out meant to climb the rocks at the left side of the falls. But easy was no cakewalk at all. More than once my heart skipped when I looked down or when I didn’t know where to set the next step. Eventually I made it up and was rewarded by cool water flowing over my feet when I rested at the top of the fall.

darwin falls climbing

darwin falls waterfall top

But curiosity kept me going to follow the water upstream. A few hundred yards further up I discovered another level from where the water tumbled down into a small basin. I wanted to climb higher but there where two challenges. First I left my shoes at the lower waterfall due to my wet feet and second I suddenly lost my courage to climb the slick rocks  without anything to hold on to.

darwin falls upper waterfall

But still glad and satisfied that I made it up here and that I found the probably most intriguing place in Death Valley I returned to climb down. I discovered another way up the next day on a map. Either way there are tough boulder passages waiting for everyone who want to get to the top.

I am going to bring the proper shoes next time, and I hope that the necessary courage will be on board, too.

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[:de]darwin falls trail carola keßler

Als ich 2012 schon einmal im Death Valley zu Besuch war, sah ich den Nationalpark wie ihn wohl die meisten Besucher sehen: eine trockene, brütend heiße, salzige Sandwüste. Dass es hier ganze Wälder von Joshua-Trees und Nadelbäumen gibt, Rehe und Kaninchen, habe ich erst viel später im Oktober 2015 erfahren. Und ja, sogar ein Wasserfall ist im Death Valley versteckt. Auf der Suche nach einer Wanderung, die man auch im heißen Sommer überlebt, hatte ich mich von ModernHiker inspirieren lassen, der die Darwin Falls in seinem Blog beschrieb. Nur eine Meile (1,6 km) sollte es demnach vom Parkplatz zu den Wasserfällen sein.

darwin falls dirtroad

Am 3. Oktober fuhr ich also auf der 190 nach Westen, an Panamint Springs vorbei. Kurz danach ging links eine kleine Schotterstraße ohne Beschilderung ab. Aus der Beschreibung von Modern Hiker musste dies die richtige Straße sein. Erst einige hundert Meter weiter fand ich ein Schild, das Darwin Falls als Ziel auswies. Weiter 4 km fuhr ich bis zu einem kleinen Parkplatz, auf dem nur ein Auto parkte. Es schien also recht ruhig zu sein. Kein Wunder. Die Darwin Falls sind zwar auf der offiziellen Parkkarte verzeichnet, aber weder beworben noch von der Hauptstraße aus sichtbar ausgeschildert.

darwin falls parking lot

darwin falls start

Der Weg führte zunächst durch ein trockenes Flussbett in den Canyon hinein. Von Wasser, geschweige denn Wasserfall keine Spur. Nach einer guten viertel Stunde Wandern dann die ersten Rinnsale. Und es wurde auf einmal merklich grüner im Tal des Todes.

darwin falls runnel

Ehe ich mich versah, stand ich schon in einem kleinen Wald aus hohen Büschen und Bäumen. Je weiter der Weg in den Canyon hinein führte, umso dichter wurde die Vegetation. Der Trail verlief durch kniehohes Gras. Im Hintergrund ragten die kargen, schroffen Felsen des Death Valley als krasser Kontrast  empor.

darwin falls trail

darwin falls oasis

Als ich dachte, es könnte nicht mehr kontrastreicher werden, musste ich mir den Weg vorbei an einem kleinen Teich mit Schilf bahnen. Rote Libellen schwirrten munter hier herum, als sei das in dieser sonst so lebensfeindlichen Gegend völlig selbstverständlich.

darwin falls dragonfly

An mancher Stelle war der Weg nicht auf den ersten Blick als solcher zu erkennen. Spätestens nach ein paar Metern merkte ich aber, ob ich die richtige Richtung gewählt hatte oder plötzlich vor einer Felswand stand. Dort, wo die Felsen ein Weiterkommen ermöglichten, war ab und an auch Klettern angesagt.

darwin falls rocky trail

Wenig später hatten sich die Rinnsale zu dem entwickelt, was ich zu finden gehofft hatte: Wasserfälle. Zunächst noch ganz kleine Kaskaden, die aber mehr versprachen. So richtig konnte ich immer noch nicht glauben, was ich hier sah.

darwin falls waterfall

Nach ziemlich genau einer Meile war er dann möglich, der Blick auf die Darwin Falls. Was den Wasserfällen an Größe fehlt, machen sie durch ihre Einzigartigkeit wett. Eine idyllische Oase inmitten der Sand- und Steinwüste des sechstgrößten Nationalparks der USA. Mit 13.628 km² ist das Death Valley fast so groß wie Schleswig-Holstein. Bestünde das Bundesland nur aus Wüste und gäbe es versteckt im Hinterland nur einen einzigen Wasserfall, wären es die Darwin Falls.

darwin falls

Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, ob das Wasser aus einer Leitung käme, die irgendjemand zu irgendeinem Zweck dorthin gelegt haben mochte. Sicherlich nicht, um Touristen anzulocken. Dafür wird dieser Ort viel zu gut versteckt gehalten. Also suchte ich einen Weg, auf den Wasserfall zu gelangen. Der einfachste Weg schien mir über die Felsen der linken Seite zu sein. Und mit einfach meine ich nicht spazieren gehen.

darwin falls climbing

Mehr als einmal blieb mir beim Blick nach unten das Herz stehen, wenn ich nicht wusste, wo ich als nächstes den Fuß hinsetzen sollte. Ich schaffte es nach oben und setzte mich genüsslich zum Kühlen der Füße auf einen Stein im Wasserfall. Die Neugier trieb mich weiter, die Spur des Wassers zu verfolgen. Einige wenige hundert Meter weiter fand ich eine weitere Felsstufe, über die sich das Wasser in ein kleines Becken in die Tiefe stürzte.

darwin falls upper waterfall

Ich wollte noch höher, hatte aber zwei Probleme: meine Schuhe hatte ich wegen meiner nassen Füße beim unteren Wasserfall stehen lassen und mein Mut, die glatten Felsen ohne richtigen Halt weiter nach oben zu klettern, verließ mich spontan. Mit dem Gedanken, den wahrscheinlich unglaublichsten Platz im Death Valley gefunden zu haben, begab ich mich zufrieden wieder auf den Rückweg. Dass es einen Weg nach oben gegeben hätte, las ich erst am nächste Tag. So oder so wären schwierigste Kletterpassagen dabei gewesen. Schuhe hätte ich beim nächsten Versuch sicher dabei. Ob mein Mut dann auch an Bord ist, weiß ich allerdings nicht.

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