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Ob für kurze Tagestrips, 24-Stunden-Wanderungen oder mehrtägige Trekkingtouren: ein Erste-Hilfe-Kit sollte immer ins Gepäck gehören. Anlässlich meines bevorstehenden USA-Kurztrips (ja, ich trau mich da noch hin) muss ich meine Erste-Hilfe-Tasche mal wieder einer Kontrolle auf Haltbarkeit der Inhalte aber auch auf die Inhalte selbst überprüfen. Grund genug, in einem Beitrag mal darauf einzugehen, was hier so hinein gehört.
Reicht nicht ein einfacher Verbandskasten?
Um es schon einmal vorweg zu nehmen: ein persönliches Erste-Hilfe-Kit ist nicht gleichzusetzen mit einem typischen Verbandskasten, wie man ihn z.B. fürs Auto kaufen kann oder wie er in Unternehmen für Ersthelfer bereit steht. Diese Verbandskästen enthalten u. a. diverse Pflaster, Verbandpäckchen und -tücher, Kompressen, Scheren und Einmalhandschuhe – aber keine Medikamente. Warum nicht? Bei diesen Sets geht man davon aus, dass sie weniger für den Eigenbedarf als vielmehr zur Hilfeleistung bei anderen Mitmenschen zum Einsatz kommen. Ein Ersthelfer oder normaler Autofahrer kennt den Verletzten im Zweifel nicht und weiß schon gar nichts über seine Allergien. Daher dürfen keinerlei Medikamente wie Schmerzmittel im Falle einer Erste-Hilfe-Leistung verabreicht werden. Folglich und wahrscheinlich auch präventiv befinden sich keine Arzneimittel in DIN-genormten Verbandskästen.
Dein persönliches Erste-Hilfe-Kit
Anders sieht es natürlich aus, wenn du für dich oder ggf. deinen Partner packst. Deine Allergien und Unverträglichkeiten kennst du in den meisten Fällen. Trotzdem ist es ratsam, keine Medikamente einzupacken, die du nicht mindestens einmal in weniger prekärer Lage getestet hast. Eine Schmerztablette testet sich besser an Kopfschmerzen in heimischer Umgebung als im Ernstfall mitten in der Wüste, wo eine mögliche allergische Reaktion nicht sofort behandelt werden kann und die Situation im Zweifel noch verschlimmert.
Als Basis bieten diverse Hersteller und Outdoor-Shops bereits vorbefüllte Erste-Hilfe-Taschen an. In diesen befinden sich meist ähnliche Hilfsmittel wie in den Verbandskästen für Auto und Betrieb. Sie sind aber meist deutlich kompakter und auf das Wesentliche beschränkt. Diese Basis ergänzt man dann um die für einen selbst wichtigen Medikamente.
Ich persönlich habe mir vor ein paar Jahren einfach eine komplette leere, aber eindeutig als Erste-Hilfe-Kit erkennbare Tasche geholt und komplett selbst befüllt. Der Vorteil: du nimmst nichts für dich unnützes mit und du weißt genau, was drin ist, denn du hast 100 % des Inhalts selbst gepackt.
Was ist denn nun drin?
In meine Erste-Hilfe-Tasche, die bei Wanderungen und Reisen in den Rucksack wandert, packe ich nur Utensilien für den Ernstfall. Mit Ernstfall meine ich auftretende Situationen wie Schnittwunden, Fleischwunden, Quetschungen, allergische Reaktionen und schlimmeres. Aber auch die gemeine Blase am Fuß kann ich aus der Tasche versorgen, denn eine oder mehrere große Blasen können ein Weiterkommen sehr verlangsamen oder wenn die Blase aufgeht, Infektionen verursachen. In dieser Ernstfall-Tasche finden sich daher: Pflaster in verschiedenen Größen, ein kleines, mittleres und großes Verbandpäckchen, Kompresse, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel, Wundsalbe, Schmerztabletten und -zäpfchen, Allergie-, Magen- und Durchfalltabletten (um vor zu großem Wasserverlust zu schützen), Rettungsdecke, Schere, sterile Handschuhe, Dreieckstuch und Nähzeug.
Utensilien für Krankheiten, die nicht lebensbedrohlich sind wie z. B. eine Erkältung, bleiben außen vor, denn mit einem Husten kommt man noch gut vom Fleck weg.
Von den aufgezählten Dingen nehme ich immer nur eine sinnvoll kleine Menge mit. Tabletten lassen sich abzählen und für Salben, Pasten oder Desinfektionsmittel gibt es meist sehr kleine Reisemengen zu kaufen. Letztere sind zwar im Vergleich zu den normal großen Packungen in der Regel unverschämt teuer, aber man will ja Gewicht sparen. Das wissen wohl auch die Arznei-Konzerne.
Wie fülle ich auf?
Um ein wenig Geld bei der Befüllung zu sparen, bin ich schon lange von stationären Apotheken abgekommen und bestelle im Internet. Teilweise kosten Medikamente online nur die Hälfte. Das funktioniert natürlich nur, weil ich genau weiß, was ich brauche und keine Beratung benötige. Online-Apotheken gibt es wie Sand am Meer, daher lohnt sich ein Vergleich. Auf Vergleichsportalen wie Netzsieger.de gibt es Übersichten, mit denen du die Leistungen wie z. B. Lieferzeit, Versandkosten und Auswahl der einzelnen Online-Apotheken vergleichen kannst. Was hier leider nicht geht: Vergleichen der Einzelpreise bei bestimmten Produkten. Dafür musst du dann selbst schauen, in welcher Online-Apotheke die von dir benötigten Inhalte deines persönlichen Erste-Hilfe-Sets am günstigsten sind. Ggf. relativieren sich dann auch höhere Versandkosten bei einer Apotheke, wenn die Einzelpreise günstiger sind als bei einer Apotheke mit niedrigen oder gar keinen Versandkosten.
Überblick gewährleisten und behalten
Um nicht selbst jedesmal grübeln zu müssen, was in mein Set gehört oder was entnommen wurde und folglich fehlt, habe ich mir eine kleine Liste erstellt, laminiert und quasi als „Inhaltsverzeichnis“ der Tasche beigefügt. Die Liste führt den gesamten Inhalt meines Sets und Anwendungsgebiet der einzelnen Medikamente in Deutsch und Englisch auf. Englisch für den Fall, dass ich mich selbst nicht mehr versorgen kann und ein Ersthelfer vor Ort ist, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Derjenige sollte damit einen schnellen Überblick erhalten, auf was er zugreifen kann und was verfügbar ist.
Um immer ein gutes, funktionales Set am Mann/der Frau zu haben, muss das Set natürlich immer mal wieder auf Inhalt und Haltbarkeit der Inhalt überprüft werden. Also denke vor jeder Reise: Erste-Hilfe-Set checken. Es kann im Zweifel dein oder anderer Leben retten.
Gewusst wie
Natürlich ist hilft das reine Mitschleppen eines Erste-Hilfe-Sets recht wenig, wenn man nicht weiß, wie man im Ernstfall damit und mit der Situation umgehen muss. Am sinnvollsten ist es, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen und sein Wissen immer mal wieder aufzufrischen. Wenn dafür allerdings die Zeit fehlt, gibt es zumindest ein paar Grundregeln, die du verinnerlichen solltest.
Natürlich kann meine Auflistung der Inhalte nur einen Anhaltspunkt für jedes individuelle Erste-Hilfe-Set geben, denn Bedürfnisse und Verträglichkeiten sind immer sehr unterschiedlich. Was gehört in dein persönliches Set?
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Hi Caro,
mein Erste Hilfe Set besteht lediglich aus etwas Verbandmaterial (für Hund und Mensch), Blasenpflaster, Vaseline und einer Rettungsdecke. Mehr als Blasen- und kleine Wundversorgung kann man eh nicht unterwegs machen, meiner Meinung nach. Für alles größere kommt der Rettungsdienst, zumindest in unseren Breitengraden. Das sieht natürlich in “remote areas” wieder anders aus.
Gruß
Sascha
Hallo Caro,
die Idee mit dem laminierten Inhaltsverzeichnis in zwei Sprachen finde ich genial, das muss ich bei uns unbedingt auch umsetzen. Danke für den Tipp 🙂
Wir haben in unserem Set zusätzlich immer eine Zeckenzange und einen Tick-Test, mit dem man die Zecke auf Borreliose testen kann. Das ist zwar nicht überlebensnotwendig, nimmt aber nicht viel Platz weg und beruhigt meine Nerven. Ich habe es einfach nicht so mit den Dingern. Seit der Tick Test immer mit dabei ist, hat mich auch keine Zecke mehr besucht. Schon allein aus dieser Sicht hat sich der Invest definitiv gelohnt 🙂
Unser Set ist aber auch mehr auf den Alltag mit Kindern angelegt und tatsächlich IMMER im Alltagsrucksack dabei. Gebraucht haben wir bisher fast nur Desinfektionsmittel, Pflaster und Splitterzange.
Liebe Grüße,
Charlotte
Hallo Caro,
Deinem Artikel zum “individuellen” erste Hilfe Set find ich sehr gut. Auch bei den Salben, Schmerztabletten und Zecken-/Splitterzange geh ich überein. Allerdings sollte man Nahtmaterial und sterile Handschuhe doch den Profis überlassen, ist nur teuer und bringt nichts, wenn man nicht weiß wie man entsprechend steril arbeitet. Kann nur ungewollte Wundinfekte machen.
Viele Grüße,
Astrid
Liebe Astrid, da hast du völlig recht! Ich hoffe ehrlich gesagt auch, beides niemals zu brauchen. Das ist eher für den mega-Notfall gedacht, wenn in der völligen Abgeschiedenheit z. B. eine Platzwunde einfach nicht aufhören will zu bluten. Dann ist es, glaube ich, immer noch besser, die Wunde zu desinfizieren und zu verschließen, um den Blutfluss aufzuhalten und dann Hilfe zu holen. Auf Holz geklopft, dass so eine Situation nie eintritt!
Hallo Caro,
In Mitteleuropa und Nordamerika wirst du das nicht brauchen. Zumal jede Winde irgendwann mal das bluten aufhört
Aber im Ernst, dann brauchst du noch sterile Abdeckung (Lochtuch) und ein lokalänasthetikum mit Spritze und Kanüle. Selbst die meisten Ärzte bekommen es nicht hin, sich das selbst zu applizieren und danach würde noch Problem bestehen einhändig (!) mit dem chirurgischen Besteck Einzelknopfnähte zu machen (ich gehe jetzt mal von einer Schnitt-/Risswunde am Arm aus). Motorisch eine Herausforderung, die ein medizinischer Laie in der Regel nicht steril hinbekommen dürfte.
Lieber einen ordentlichen Verband oder etwas Wundkleber.
Viele Grüße,
Astrid
Ein sehr klarer und fundierter Artikel zum Thema Verbandskasten. Ich bin sicher, Sie haben mir damit geholfen. Ich weiß jetzt mehr oder weniger, was zu tun ist. Diese Informationen sind nämlich genau das, was ich gesucht habe.