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[:de]Produktreview: Garmin InReach Mini Satellitenmessenger[:]

[:de]Vor rund einem Jahr bin ich vom InReach Explorer+ auf den „kleinen Bruder“, das InReach Mini gewechselt. Als Wandererin, die auf jedes Gramm schaut, war der Wechsel auf das kleinere und damit um einiges leichtere Gerät nur logisch. Nach dem ausführlichen Review des Explorer+ kann ich nun nach etwa 2.000 Wanderkilometern ein Fazit über das InReach Mini ziehen.

Was ist ein InReach?

Die InReach-Geräte gehören zu der Klasse der Satelliten-Messenger. Was das ist und wozu man sie benötigt, habe ich euch hier erklärt.

Was kann das InReach Mini? – Unterschiede zum Explorer+

Größe und Gewicht

Mit einer Größe von 10 cm und einem Gewicht von 100 g ist das Mini um einiges kleiner und leichter als das Explorer+. Zum Vergleich: das Explorer+ ist etwa 6,5 cm größer und mit 215 g Gewicht doppelt so schwer.

Funktionen

Trotz der geringen Größe bringt das InReach Mini fasst alle Funktionen mit, die auch im Explorer+ enthalten sind:

Notruf

Im Falle eines Notfalls kann über einen gut geschützten Button oder sogar die Handy-App ein Notruf an eine rund um die Uhr besetzte Notfallüberwachungszentrale abgesetzt werden. Für diesen Service ist der Abschluss eines Satelliten-Vertrages ähnlich es Mobilfunkvertrages notwendig, der im günstigsten Fall 14,99 € im Monat kostet bis hoch zu 114,99 €. Braucht man das Gerät gerade mal nicht, kann man den Service aber auch aussetzen und zahlt nichts. Hinzu kommen ggf. noch jährliche Gebühren oder Tarifwechselgebühren, je nach Tarif und Anbieter.

Familie und Freunde auf dem Laufenden halten

Über das InReach können Nachrichten an Rufnummern versandt werden, um z. B. der Familie oder Freunden mitzuteilen, dass es einem gut geht. Sofern eingestellt wird auch gleichzeitig der Standort übermittelt. Wer von dem Gerät eine Nachricht erhalten hat, kann per SMS darauf antworten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass auch jede empfangene Nachricht vom Nachrichten-Kontingent des InReach-Nutzers abgezogen wird. Hat man z. B. einen Tarif mit 40 Inklusiv-Nachrichten, sendet eine an einen Freund und dieser antwortet mit vier kleinen Nachrichten zurück (wie es in der Whatsapp-Generation ja gern üblich ist), werden insgesamt fünf Nachrichten berechnet und es bleiben nur noch 35 Inklusiv-Nachrichten übrig.

Tracking

Wanderungen oder sonstigen Aktivitäten können über das InReach getrackt werden. Über die per InReach-Konto zur Verfügung gestellte Karte im Web kann der aktuelle Track von außen mitverfolgt werden, sofern der Nutzer dies authorisiert hat. Die Seite ist zudem passwortgeschützt. Freunde und Familie können also live verfolgen, wo man sich gerade befindet und bewegt.

Navigation

Im Gegensatz zum InReach Explorer+ gibt es auf dem Mini kein Kartenmaterial. Das Gerät lässt sich aber über die Earthmate App mit dem Handy verbinden. Auf dem Handy steht dann das Kartenmaterial von Earthmate, welches auf OpenStreetMap basiert, für die Orientierung im Gelände zur Verfügung.

Anbindung ans Handy und an andere Garmin-Geräte

Über die Earthmate-App lässt sich das InReach für die wichtigsten Funktionen sehr bequem via Handy bedienen. Statt fummelig über die Tasten eine Nachricht zu schreiben, kann man diese auf dem Handy tippen und nutzt das InReach dann nur als Sende-Einheit. Wetterdaten, Tracking und ein Kompass sind ebenfalls darüber aufrufbar.

Das InReach lässt sich zudem mit kompatiblen Garmin-Geräten wie der Fenix 5er-Reihe koppeln. So lassen sich an das InReach gesendete Nachrichten auf der Uhr ablesen und vorgefertigte, anpassbare Sofortnachrichten versenden. Außerdem werden während einer laufenden Aktivität die aufgezeichneten Daten des InReachs auf der Uhr angezeigt.

Ausführlichere Informationen und Daten findet ihr direkt auf der Garmin-Seite.

Akkulaufzeit

Garmin gibt für das Explorer+ eine Akkulaufzeit von 100 Stunden bei 10-minütigem Trackingintervall an und für das Mini entsprechen 90 Stunden. Dies kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Bei gleichem Tracking-Intervall hielt das Explorer+ etwa dreimal länger ohne Aufladen durch als das Mini. Bei einem zwölfstündigen Wandertag waren am Ende des Tages noch etwa 30 % Akkulaufzeit auf dem Mini verblieben, so dass ich meist täglich aufladen musste. Dies mag sicher der geringen Baugröße geschuldet sein.

Einsatz in der Praxis

Das InReach Mini begleitete mich bislang auf einer mehrtägigen Wanderung im Harz, einigen Wanderungen in Texas, dem zweimonatigen Thruhike des Arizona Trail und sieben Wochen Outdoor-Urlaub im Anschluss daran. In dieser Zeit habe ich rund 2.000 km wandernd oder paddelnd zurückgelegt und auch eine Autofahrt im amerikanischen Backcountry aufgezeichnet. Gemäß der Abrechnungen gingen etwa 1.000 Nachrichten allein von März bis Mai über das Gerät ein und aus. Zudem habe ich über die Freigabe für Freunde und Familie meinen Standort immer mittracken lassen.

Nach den Rückmeldungen meiner Kommunikationspartner kamen alle bis auf zwei Nachrichten beim Empfänger an. Warum ausgerechnet diese zwei nicht zugestellt wurden, kann ich leider nicht (er)klären.

Die Trackingfunktion über die Website funktionierte bis auf einen kompletten und zwei halbe Tage ohne Probleme. Auch hier ist für mich nicht erklärbar, warum die Trackpunkte nicht an die Website gesendet wurden, obschon auf dem Gerät einige aufgezeichnet wurden.

Zudem musste ich zum ersten Mal den SOS-Notruf betätigen. Durch einen unglücklichen Zwischenfall hatte ich Kontakt mit der Notrufzentrale aufgenommen, um sie über den Sachstand einer aktuellen Such- und Rettungsaktion zu informieren. Die Kommunikation funktionierte in beide Richtungen problemlos. Auf das Notrufsignal wurde binnen von fünf Minuten geantwortet und nach dem Grund des Notrufs gefragt (um das Ausmaß einschätzen zu können).

Fazit

Wie schon der große Bruder konnte mich das InReach Mini absolut von seiner Notwendigkeit bei Unternehmungen, wie ich sie regelmäßig plane und durchführe, überzeugen. Auf den teilweise sehr einsamen Abschnitten des Arizona Trail konnte man mich aus Deutschland aus „live“ auf Schritt und Tritt begleiten und war beruhigt, dass ich noch lebe.

Durch die Zwei-Wege-Kommunikation (ich hatte in der Zeit den Freedom Expedition Plan abgeschlossen), konnte ich jederzeit Kontakt mit Freunden und Familie halten und auch notwendige Trail-Organisation auslagern wie „Ruf doch bitte mal beim Post Office an und sag denen, dass ich auf dem Weg bin und sie mein Paket bitte noch bis Anfang Mai aufbewahren sollen.“

Durch die an sich harmlose Notfallssituation, die aber dennoch eine Kommunikation mit der Notfallzentrale nötig machte, konnte ich erstmalig testen, ob der Service im Ernstfall funktioniert. Fünf Minuten Reaktionszeit im absoluten Niemandsland sind absolut akzeptabel und die bidirektionale Kommunikation zur Feststellung der Dringlichkeit (Schlangenbiss vs. gebrochenes Bein) bildete das ab, was ich von einem Notfallservice erwarte. Das Gerät übermittelte bis auf fünf Meter genau meinen Standort, so dass die Rettungskräfte zielgerichtet losgehen konnten.

Ich möchte das InReach Mini auf meinen Abenteuern nicht mehr missen und nehme es durchaus auch mal in der Brandenburgischen Pampa mit, wo Netzabdeckung teilweise noch ein Fremdwort ist. Ein Bein kann man sich schließlich nicht nur im Gebirge oder tiefen Canyons brechen.[:]

[:en]Arizona Trail: Part 5 – April Fool’s Day[:de]Arizona Trail: Part 5 – Die Geschichte vom 1. April[:]

[:en]Two weeks on the Arizona Trail passed with a lot of fun, effort and bombastic impressions, but still harmless. That should change all of a sudden.

My first steps as a solo hiker. I had planned to take the shuttle back to the point where I left the Arizona Trail at Sabino Canyon to stay a night in Tucson. It’s 12:30 p.m. The rides for 1:00 and 1:30 p.m. are already sold out. A later ride is not an option for me. I’m not waiting for an hour and a half for a shuttle. So I’m grudgingly on the way to cover the 4 miles on the hot, sunny road. Here and there the river has flooded the road and without taking off my shoes, I run through these floods. A mile later, it’s time for taking another picture. I long for my mobile. It is not where it should be. I am wondering. Did I pack it somewhere else? No. It should be in my hip belt pocket. Evil premonitions rise in me. If it is not there, where did I lose it? The only logical explanation: it must have fallen out of my pocket when I ran across the road.

Like a mad(wo)man, I run back in the heat, asking everybody who walk in my direction, if they have found a cell phone. No. I run faster, because in the meantime the fully booked 1 p.m. shuttle bus is heading into the canyon and over the narrow bridge … crushing mobile phone. My desparation rises when I arrive at the bridge. No cell phone there to be found. People already take pity on me because I tell everyone that I cannot continue my hike without the phone. I wouldn’t have any information on water sources the Arizona Trail itself. I look down the waterfall, where the water pours down from the road. Could the flow have washed the phone down there? I stand on the bridge, crying, looking into the pool, which the river has washed into the rock.

 

 

I already picture myself returning to Tucson, buying a new phone. But I still have little hope. So I take off my backpack and climb down the waterfall. I search in the water with both hands, because through the current I cannot see what is underneath the surface. I’m soaking wet, shirt, shorts, shoes and the people from above look what the poor crazy girl is doing there. No cell phone. I run back and forth, closer to the next pool. In about 1 ½ feet depth, there is my phone! I take it out of the water hastily like Gollum takes the ring … and it’s still tracking. Dripping wet like a rat, I climb out of the waterfall and get the cell phone out of its case since some water got in. I still hope it has not been damaged. The phone safely stowed in the bag, I’m on my way again. This time, I don’t run.

I return to the Santa Catalina Mountains where I left the Arizona Trail. Suddenly I see myself falling down, stumbling over a rock. Ouch. My big toe does not feel good. Frustrated and annoyed by the situation and my own clumsiness, I decide that I will camp in a spot that I originally planned to. I had considered moving on since I started hiking earlier than expected, but all the stuff about the soldout shuttle, my wet mobile phone and now me falling on the trail seems like a bad omen not to go any further.

 

Search and Rescue

It’s just a few miles along the Arizona Trail and I arrive at Hutch’s Pool, a natural pool in the middle of the canyon. Since I was already kind of swimming today, I just set up my tent. Right before Hutch’s pool I meet a young guy with two girls following him. Since I just had to cross a river and crawl out of the bushes, I just greet briefly. The girls inform me that there are two more ladies camping at Hutch’s pool and I would not be alone. In fact, the two older ladies are just coming back from bathing when I set up my tent. We talk briefly and they invite me to come over when I feel like it. Since I still feel a little frustrated, I am not too convinced about having company tonight.

 

 

Being grumpy and alone in a tent doesn’t change a thing, I think, grab my tuna and walk the short way to the tiny bay. Laura and Beryl took two days off to hike here and spend the night in nature. As we talk about bear cans and the Arizona Trail, the young black man stumbles into camp two hours after I saw him. Desperately, he tells us that he only stopped to pee, then his companions were gone and he could not find his way out of the canyon. He tells us his name: Jonathan. Laura provides him with a paper map of the area with detailed instructions on when to turn where and what to look for. We give him filtered water and ask him if he has enough power left on his cell phone, since it would be dark shortly. If he cannot find the trail out again, we bag him to return to us. He thanks politely and hurries back on the trail again.

Laura and Beryl decide to escort him out of the canyon, but return after 10 minutes as he is already long gone. We meet at my tent, drink tea and talk. It is pitch dark and an hour and a half passed, when I see a light in the distance. Is this a late thruhiker? We go to the main trail and call, because the spur trail to the pool is not easy to find. Stuttering and trembling, Jonathan falls out of the darkness. He could not find the junction to Sabino Canyon again, had stumbled through rivers several times and had killed a rattlesnake on the trail with a stone out of fear. We calm him down first, are glad he came back and promise him that Laura and Beryl would accompany him out of the canyon next morning. He should stay with us for the night. I’ll pick up Beryl in my two-man tent so Jonathan has a shelter for himself. We give him food, sleeping bag inlays and sitting pads for insulation, pretty much everything we can spare. At 9 p.m we all disappear into our tents.

00:30 a. m. I wake up to a loud noise over my tent and a bright light. A helicopter flies over. “Oh no, they’re looking for him,” Beryl says. I cannot quite believe that, since only a few hours have passed. The helicopter comes back again. “We are looking for Jonathan W.”, the Heli roars through the night. She is right. “This will go on like that all night long,” she says. The helicopter returns, calling out the name again. I wonder what reaction they expect. I climb out of the tent and watch Jonathan sending light signals with his cell phone.

I can contact the Search and Rescue service with my InReach and tell them that he’s with us, I think. I talk to Jonathan and push the SOS button on my satellite messenger for the very first time. After just 5 minutes, the emergency service confirms my call and asks what the emergency is about. I inform them that a search & rescue team is looking for a Jonathan W. with a helicopter in the Catalina Mountains and that he is with us. They ask if he is ill or injured. I deny and tell them that he would be accompanied by us in the morning. End of conversation.

Meanwhile Jonathan’s tent broke down and he is cold. I decide to get my wood stove and cook some hot tea for him. While the four of us (Laura and Beryl are of course also awake) sit around the little fire in the middle of the night, the helicopter disappears and it starts to get silent again in the canyon. At 1 a.m. we all go back to sleep. Finally.

It’s 1:20 a.m. A ray of light hits me in the face. I hear calling. “Jonathan! Jonathan!” No way. I crawl out of my tent again. Beryl turns around. She is tired of the circus. The light and the shouts come from the trail. I shout: “We are here!” Three young men and a woman arrive with heavy luggage. “We are Search and Rescue and are looking for Jonathan.” I ask them if they got my message. They affirm and thank me, because that way they were given the exact position where to go. Otherwise they would have split up. I take them to Jonathan, who has a few questions to answer, whether he is thirsty, hungry, etc., and they briefly ask us about the circumstances. After everything is said, they leave him no choice what to do. They give him a jacket and energy drink and take him out of the canyon in the middle of the night at 2 a.m. Poor guy. As if he had not been through enough. My assumption, however, is that if someone assigns a search and rescue service, they have to get the missing person out. No matter what time. Laura and I evaluate the whole thing briefly and say good night again. There is not much left of it.

P. S. None of this is an April Fool’s joke …

 [:de]Zwei Wochen auf dem Arizona Trail verliefen mit viel Spaß, Anstrengungen und bombastischen Eindrücken, aber dennoch harmlos. Das sollte sich alles schlagartig ändern.

Die ersten Schritte solo. Ich hatte geplant, das regelmäßig verkehrende Shuttle zurück zu dem Punkt zu nehmen, an dem ich den Arizona Trail über den Sabino Canyon für eine Nacht verlassen hatte. 12:30 Uhr. Die Fahrten für 13:00 und 13:30 Uhr sind bereits ausverkauft. 14:00 Uhr ist keine Option für mich. Ich warte doch keine anderthalb Stunden auf ein Shuttle. Also mache ich mich zähneknirschend auf den Weg, die 6 km auf der heißen, sonnigen Straße zu Fuß zu bestreiten. Die Straße führt an einigen Stellen über einen Fluss, der so weit angeschwollen ist, dass er die Straße überflutet. Ohne meine Schuhe auszuziehen, renne ich durch diese Überflutungen. Zwei an der Zahl. Die Schuhe werden schon trocknen. Etwa einen guten Kilometer später ist es mal wieder Zeit für ein Foto. Ich lange nach dem Handy. Es ist nicht da, wo es sein sollte. Zweifel. Hab ich es woanders hingepackt? Nein. Es müsste in meiner Hüftgurttasche vom Rucksack sein. Böse Ahnungen steigen in mir auf. Wenn es nicht da ist, wo kann ich es verloren haben? Die einzige logische Erklärung: als ich über die Straße gerannt bin, muss es aus der Tasche gefallen sein.

Wie eine Wahnsinnige renne ich in der Hitze zurück, fragen jeden, der mir entgegen kommt, ob er ein Handy gefunden hat. Nein. Ich renne weiter mit böser Vorahnung, denn inzwischen kommt mir auch der ausgebuchte 13 Uhr-Shuttlebus entgegen, der über die schmale Brücke fährt… und mein Handy zu Brei. An der Brücke angelangt steigt die Verzweiflung. Kein Handy zu sehen. Die Leute haben schon Mitleid mit mir, denn ich erzähle jedem, dass ich ohne das Telefon nicht weiterwandern kann. Alle Wasserressourcen, Wege und Informationen zum Arizona Trail sind darauf. Ich schaue den Wasserfall hinunter, wo sich das Wasser von der Straße hinab ergießt. Kann die Strömung tatsächlich das Handy dort herunter gespült haben? Weinend stehe ich auf der Brücke und schaue in das Wasserbecken, welches der Fluss in das Gestein gewaschen hat.

 

Ich sehe mich schon nach Tucson zurückkehren und ein neues Telefon kaufen. Aber ich habe noch eine geringe Hoffnung. Also setze ich den Rucksack ab und klettere den Wasserfall hinab. Mit beiden Händen wühle ich im Wasser, denn durch die Strömung sehe ich nicht wirklich, was sich darunter befindet. Ich bin schon patschnass, Hemd, Shorts, Schuhe und die Leute von oben schauen, was die arme Irre dort tut. Kein Handy. Ich laufe von vorn nach hinten und wieder zurück, gehe näher an das nächste Becken. Dort, in etwa 40 cm Tiefe liegt mein Handy! Ich hole es wie Gollum seinen Ring eilig aus dem Wasser… und es ist an. Komoot trackt in aller Ruhe weiter. Triefend klettere ich aus dem Wasserfall und hole das Telefon rasch aus der Hülle, denn es ist ein wenig Wasser eingedrungen. Ich versuche meine Erleichterung in Grenzen zu halten, denn wer weiß, ob es nicht doch Schaden genommen hat. Das Telefon sicher in der Tasche verstaut mache ich mich wieder auf den Weg. Ohne zu rennen.

Nun demselben Trail folgend, auf dem ich den AZT verlassen hatte, steige ich wieder auf in die Santa Catalina Mountains. Steige, bzw. falle, den ich bleibe mit meinem Fuß an einem Stein hängen und falle nach vorn. Autsch. Der Zeh fühlt sich nicht gut an. Betrübt und verärgert über die Situation und meine eigene Dusseligkeit beschließe ich, heute doch an der Stelle zu campen, die ich ursprünglich geplant hatte. Angesichts der frühen Zeit hatte ich überlegt, weiter zu wandern, aber die Sache mit dem Shuttle, meinem badenden Handy und nun der Sturz sind Zeichen genug für mich, nicht weiter zu gehen.

 

Search and Rescue

Es sind nur wenige Kilometer entlang des Arizona Trail, die mich zu Hutch’s Pool führen, einem natürlichen Wasserbecken mitten im Canyon, in welches sich ein rauschender Wasserfall ergießt. Baden war ich ja nun, also baue ich mein Zelt auf. Kurz vor Hutch’s Pool kommt mir ein junger, kräftiger Schwarzer entgegen, hinter ihm zwei junge Mädels. Da ich mich gerade über einen Fluss gekämpft habe und aus dem Gestrüpp komme, grüße ich nur kurz. Die Mädels meinen, da seien noch zwei Ladies bei Hutch’s Pool zum Campen und ich würde nicht alleine sein. Tatsächlich kommen die beiden älteren Ladies gerade vom Baden zurück als ich mein Zelt aufstelle. Wir reden kurz und sie laden mich ein, bei ihnen vorbeizuschauen, wenn ich Lust habe. Da ich noch etwas frustriert bin vom Verlauf des Tages, sage ich noch nicht fest zu.

 

Alleine im Zelt zu hocken, ist auch keine Lösung, denke ich, schnappe mir meinen Tunfisch und wandere kurz eine Bucht weiter zu den beiden. Laura und Beryl haben sich die zwei Tage Zeit genommen, um hierher zu wandern und die Nacht in der Natur zu verbringen. Während wir über Bärenkanister und den Arizona Trail quatschen, kommt auf einmal der junge Schwarze ins Camp gestolpert, zwei Stunden, nachdem ich ihn gesehen hatte. Völlig aufgelöst erzählt er uns, er habe nur mal zum Pinkeln angehalten, dann waren seine Begleiterinnen weg und er habe den Weg aus dem Canyon nicht mehr gefunden. Er verrät uns seinen Namen: Jonathan. Laura gibt ihm eine Papierkarte der Gegend mit detaillierten Instruktionen, wann er wo abbiegen und auf was er achten muss. Wir geben ihm gefiltertes Wasser und fragen ihn, ob er noch genug Batterie auf dem Handy hat, denn in einer halben Stunde würde es dunkel. Falls er den Weg wieder nicht finden könne, solle er bitte zu uns zurückkehren. Er bedankt sich höflichst und macht sich eilig wieder auf den Weg.

Nach kurzer Bedenkzeit machen Laura und Beryl sich auf, ihn aus dem Canyon zu begleiten, kommen jedoch nach 10 Minuten wieder, da er bereits über alle Berge ist. Wir setzen uns diesmal bei meinem Zelt zusammen, trinken Tee und reden. Es ist stockdunkel und gut anderthalb Stunden vergangen, da sehe ich in der Ferne ein Licht. Ist das ein später Thruhiker? Wir gehen Richtung Haupttrail und rufen, denn der Seitenweg zum Pool ist nicht leicht zu finden. Schlotternd und fix und fertig kommt Jonathan aus dem Dunkel gestürzt. Er konnte den Abzweig zum Sabino Canyon wieder nicht finden, sei mehrfach durch Flüsse gestolpert und habe aus Furcht eine Klapperschlange auf dem Trail mit einem Stein erschlagen. Wir beruhigen ihn erstmal, sind froh, dass er zurückgekommen ist und versprechen ihm, dass Laura und Beryl ihn am Morgen aus dem Canyon begleiten würden. Die Nacht über solle er bei uns bleiben. Ich nehme Beryl in meinem Zweimann-Zelt auf, damit Jonathan ein Dach über dem Kopf hat. Wir geben ihm Essen, Schlafsack-Inlays und Sitzkissen als Isomatte, eben alles, was wir entbehren können, und wünschen ihm, dass er ein wenig schlafen kann. Gegen 21 Uhr verschwinden wir alle in den aufgeteilten Zelten.

00:30 Uhr. Ohrenbetäubender Lärm über meinem Zelt und es wird gleißend hell. Ein Helikopter fliegt nur knapp über uns herüber. „Oh nein, sie suchen ihn“, meint Beryl nur trocken. Ich kann das noch nicht ganz glauben, es sind doch erst ein paar Stunden vergangen. Der Heli kommt wieder. „Wir suchen nach Jonathan W.“, dröhnt es aus dem Heli durch die Nacht. Sie hat wohl recht. „Das geht jetzt die ganze Nacht so“, meint sie. Der Heli dreht wieder, ruft wieder den Namen aus. Keine Ahnung, welche Reaktion sie erwarten. Ich klettere aus dem Zelt und sehe, wie Jonathan mit seinem Handy Lichtsignale nach oben gibt.

Ok, denke ich, ich kann mit meinem InReach Kontakt zur Search and Rescue-Dienst aufnehmen und Ihnen mitteilen, dass er bei uns ist. Nach kurzer Rücksprache mit ihm mache ich einen SOS-Ruf auf, bekomme Bestätigung und werde per Nachricht gefragt, um welchen Notfall es sich handelt. Ich schreibe ihnen, dass sie gerade mit einem Heli in den Catalina Mountains nach einem Jonathan W. suchen und er bei uns ist.

Ob er krank oder verletzt sei, werde ich gefragt. Ich verneine und verneine auch die Frage, ob wir denn noch Notfallservices brauchen. Wir würden ihn am Morgen begleiten. Damit ist der Kontakt beendet.

Jonathans Zelt ist derweil zusammen gebrochen und er zittert am ganzen Körper. Ich beschließe, meinen Holzkocher anzureißen und ihm heißen Tee zu kochen. Während wir nun mitten in der Nacht inzwischen zu viert am Feuer sitzen (Laura und Beryl sind natürlich auch wach), verschwindet der Heli und es kehrt Ruhe ein im Canyon. Um 1 Uhr legen wir uns alle wieder schlafen. Endlich. Die Sache scheint abgehakt.

01:20 Uhr. Ein Lichtstrahl trifft mich im Gesicht. Rufe. „Jonathan! Jonathan!“ Das kann doch nicht sein. Ich krabbel wieder aus meinem Zelt. Beryl dreht sich um. Sie hat keine Lust mehr auf den Zirkus. Das Licht und die Rufe kommen vom Trail. Ich gehe ihnen entgegen und rufe: „Wir sind hier!“ Drei junge Männer und eine Frau kommen mit schwerem Gepäck entgegen. „Wir sind Search and Rescue und suchen Jonathan.“ Ich frage sie, ob sie meine Nachricht bekommen haben. Sie bejahen und bedanken sich, denn so wurde ihnen die genaue Position übermittelt, wo sie hinmüssen. Sie hätten sich sonst aufgeteilt. Ich bringe sie zu Jonathan, der ein paar Fragen beantworten muss, ob er Durst hat, Hunger etc. und sie fragen uns kurz zu den Umständen. Nachdem alles geklärt ist, lassen sie ihm keine Wahl, die Nacht hier zu verbringen. Sie geben ihm eine Jacke, Energiedrink, nehmen ihn in die Mitte und wandern nachts um 2 mit ihm durch das Dunkel weg. Armer Kerl. Als ob er nicht schön genug durch die Nacht gelatscht wäre. Meine Vermutung aber, dass wenn jemand einen Such- und Rettungsdienst beauftragt, dieser den Gesuchten auch bergen bzw. zurückbringen muss. Egal, um welche Uhrzeit. Laura und ich werten das Ganze noch kurz aus und sagen erneut gute Nacht. Es ist ja nicht mehr viel davon übrig.

P. S. Nichts davon ist ein Aprilscherz…

 – Weiter zu Teil 6 –

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[:de]Garmin InReach Explorer+ Review: der kleine Lebensretter[:]

[:de]Vor genau einem Jahr habe ich meinen SPOT-Satelliten-Messenger in Rente geschickt und mir ein Upgrade gegönnt: das InReach Explorer+ von Garmin. Viele hatten mich gebeten, meine Erfahrungen mit dem Gerät zu teilen. Nach nunmehr 12 Monaten im Einsatz in den unterschiedlichsten Gebieten und Aktivitäten ist es Zeit für ein Review.

Wozu ein Satelliten-Messenger und warum der Wechsel?

Ich bin häufig in Gebieten unterwegs, in denen Mobilfunkempfang ein Fremdwort ist. Abgelegene, menschenleere Trails ziehen mich magisch an. Was aber, wenn etwas passiert? Wenn niemand da ist, der einem helfen kann? Wenn man niemandem mitteilen kann, dass man Hilfe braucht? Wer den Film 127 hours gesehen hat, weiß, dass das schneller passieren kann, als man denkt. Und auch während meiner Wanderungen habe ich das ein oder andere Vermisstenplakat in dieser Gegend gesehen und später gelesen, dass dieser Mensch tot aufgefunden wurde. Vielleicht hätte man ihn retten können, wenn jemand gewusst hätte, wo er ist.

Satelliten-Messenger oder Personal Locator Beacons (PLBs) sind eine Art Lebensversicherung für Leute wie mich. Kommt es ganz schlimm, kann ich über einen SOS-Knopf eine Kette anstoßen, die eine Rettungsaktion über ein Satelliten-Netzwerk in Gang setzt. Sowohl bei PLBs als auch beim SPOT ist die Kommunikation jedoch nur einseitig, d. h. im Zweifel weiß man erst dann, ob der Notruf funktioniert hat, wenn die Rettungskräfte bereits vor einem stehen. Eine Rückkopplung gibt es hier nicht. Und das ist auch genau der Grund, warum ich mich für das InReach entschieden habe. Mit diesem Gerät bin ich in der Lage, auch Nachrichten zu empfangen. Dazu später mehr.

Was kann das InReach?

Notruf

Oberster Sinn und Zweck der Anschaffung war für mich: im schlimmsten Fall einen Notruf absetzen zu können, der mich aus einer lebensbedrohlichen Lage rettet. Sei es aus den verschneiten Bergen oder den tiefen eines Canyons. Über einen gut geschützten Button oder auch über das Geräte-Menü kann ein solcher Notruf abgesetzt werden. Für diesen Service ist allerdings der Abschluss eines Satelliten-Vertrages notwendig, der im günstigsten Fall 19,90 € im Monat kostet bis hoch zu 129,90 €. Braucht man das Gerät gerade mal nicht, kann man den Service aber auch aussetzen.

Familie und Freunde auf dem Laufenden halten

Über das InReach können Nachrichten an Rufnummern versandt werden, um z. B. der Familie oder Freunden mitzuteilen, dass es einem gut geht. Bei Bedarf wird auch gleichzeitig der Standort übermittelt. Wer von dem Gerät eine Nachricht erhalten hat, kann per SMS darauf antworten. Darüber hinaus können Text-Messages an soziale Medien versendet und auf den hinterlegten Konten veröffentlicht werden.

 

Tracking

Bei Wanderungen oder sonstigen Aktivitäten trackt das Gerät die zurückgelegte Route mit. Über die per InReach-Konto zu Verfügung gestellte Karte kann der aktuelle Track von außen mitverfolgt werden, sofern der Nutzer dies authorisiert hat. Die Seite ist zudem passwortgeschützt. Freunde und Familie können also live verfolgen, wo man sich gerade befindet und bewegt. Im Zweifel sage ich daher immer: „Wenn ihr seht, dass ich mich bewege, ist alles gut.“ Standardmäßig überträgt das Gerät alle 10 Minuten den Standort.

Navigation

Mit dem InReach Explorer+ erhält man topografische Karten von Europa. Weitere Karten können über das InReach-Portal heruntergeladen werden. Über das Portal lassen sich zudem Routen erstellen, anhand derer eine Navigation über das Gerät möglich ist. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass es sich dabei an sich nicht um ein Navigationsgerät handelt, so dass manch eine Funktion eventuell fehlt, die man bei einem solchen erwarten würde.

Anbindung ans Handy

Über die Earthmate-App lässt sich das InReach für die wichtigsten Funktionen sehr bequem via Handy bedienen. Statt fummelig über die Tasten eine Nachricht zu schreiben, kann man diese auf dem Handy tippen und nutzt das InReach dann quasi nur als Sende-Einheit. Ebenso finden sich topografische Karten in der App, die auf DeLorme-Karten und Open Street Map basieren. Wetterdaten, Tracking und ein Kompass sind ebenfalls darüber aufrufbar.

Ausführlichere Informationen und Daten findet ihr direkt auf der Garmin-Seite.

Einsatz in der Praxis

Seinen ersten richtigen Einsatz hatte das InReach beim Fjällräven Classic in Schwedisch-Lappland. Über 150 km Trekking bis hinüber nach Norwegen wurden zuverlässig mitgetrackt. Während sich einige unserer Mitwanderer bereits wieder im Bereich von Mobilfunkempfang befanden, konnte ich über das Gerät unsere geschätzte Ankunftszeit mitteilen und mich mit ihnen abstimmen, wo wir uns treffen. Und auch die Zugfahrt zurück von Norwegen nach Schweden wurde ohne Probleme aufgezeichnet. Leider hatte ich vorher vergessen, mir die Karten für das Gebiet herunter zu laden.

Während meine Fenix 5X-Uhr während der Rim-to-Rim-to-Rim-Wanderung im Grand Canyon gps-mäßig oft völlig daneben lag, wusste das InReach immer genau, wo ich gerade bin. Und auch die weiteren Wanderungen im Zion Nationalpark wurden exakt aufgezeichnet. Beim Ocean-to-Lake-Trail war ich sehr froh über die bidirektionale Kommunikation per Nachrichten, als ich in ein Feuergebiet lief und man mir rückversichern konnte, dass es sich dabei um ein geplantes Feuer handelte.

 

In der Sächsischen Schweiz sowie im Harz funktionierte das InReach weiterhin wie erwartet. Einzig beim Fjällräven Polar musste ich Einschränkungen feststellen. Obwohl ich das Tracking jeden Tag mindestens 5 Stunden laufen ließ und ich mich bis zu 60 km auf Hundeschlitten fortbewegt habe, wurden am Tag insgesamt nur um die drei Trackpunkte aufgezeichnet, statt alle 10 Minuten einer. Laut Handbuch ist das InReach für Betriebstemperaturen bis -20 ° C ausgelegt. Eine Antwort auf meine Anfrage bei Garmin diesbezüglich steht noch aus.

Fazit

Bislang hat mich das InReach überzeugt. Nachrichten werden zuverlässig und in der Regel auch zügig zugestellt, das Tracking funktioniert (bis auf die Ausnahme beim Fjällräven Polar) ohne Probleme. Neben der Notfallfunktion sind das für mich die wichtigsten Funktionen, denn es tut gut, mit den Lieben in Kontakt bleiben zu können – wenn auch nur per Nachricht.

Dass das Notfallsystem funktioniert, konnte ich übrigens hautnah bei der Durchquerung des Grand Canyon miterleben. Ein älterer Mann war auf dem Trail ausgerutscht und hatte sich das Bein gebrochen. Er konnte weder vor noch zurück und Mobilfunkempfang gibt es in den Schluchten nicht. Eine Wandergruppe, die vor mir bei ihm ankam, hatte einen Satelliten-Messenger dabei gehabt und den Notruf abgesetzt. Nachdem ich mich rückversichert hatte, dass es ihm gut ging, war ich weiter gewandert und kurz danach donnerte auch schon der Rettungshubschrauber durch den Canyon, der einen Sanitäter auf dem Trail absetzte.

Ja, der Gerätepreis und die Kosten für den Satellitenvertrag sind nicht gering. Aber was ist das schon im Vergleich zu einem verlorenen Arm oder sogar Leben? Ich gehe zumindest nicht mehr ohne das InReach wandern.

 

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