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[:de]Harzer Hexenstieg in drei Tagen – der Weg zur goldenen Nadel[:]

[:de]Als unser Manuel mit der tollkühnen Idee um die Ecke kam, den Harzer Hexenstieg in drei Tagen zu erwandern, war ich sofort Feuer und Flamme. Aber mir war auch völlig klar: das wird ne harte Nummer. 107 km mit guten 2.000 Höhenmetern wollen in der kurzen Zeit erst einmal geschafft werden. Ja sicher, in Zeiten der Mammut- und Megamärsche reißen viele das einfach mal in 24 Stunden runter. Aber es geht ja auch darum, die Landschaft zu genießen und – viel wichtiger – Stempel zu sammeln für die Harzer Hexenstieg-Nadel und die goldene Wandernadel.
In diesem Jahr lag der 1. Mai ideal! Mit Montag, dem 30.4. als Brückentag standen uns fünf Tage für An- und Abreise und die Wanderung zur Verfügung. Und als wäre das nicht schon toll genug, war der auch gleichzeitig der Tag, an dem jährlich die Walpurgnisnacht stattfindet. Und wo könnte man diese besser feiern, als in Thale mit dem Hexentanzplatz?

Tag 1 – Ein gesperrter Weg

Früh um 9 zogen wir zu sechzehnt von unserem Campinghotel in Richtung Ortskern Osterode zum offiziellen Start des Harzer Hexenstiegs. Wir wollten ja schließlich jeden Meter mitnehmen. Ein schnelles Startfoto und dann ging es schon zügig bergauf. Heute warteten rund 40 km Wegstrecke zu unserem Zielort Torfhaus auf uns.

 

Schon recht bald verließen wir die Asphaltstraßen und sahen uns sattem Grün in waldiger Umgebung gegenüber. Nach etwa 4 km die erste Stempelstelle. Während einige eine Wissenschaft daraus machten, den Stempel immer möglichst gerade zu setzen, wollten die meisten schnell die Hexe im Heftchen haben und weiterziehen. Es würden ja auch noch viele, viele Stempelstellen kommen.

 

Der Weg zeigte uns immer wieder: der Harz ist bergig. Und es geht immer noch weiter hinauf. Aber frohen Mutes und schnellen Schrittes huschten wir mit unseren Trekkingstöckchen von Stempelstelle zu Stempelstelle. Ich hatte ja vermutet, man würde sich am langen Mai-Wochenende hier tottreten. Mitnichten. Größtenteils waren wir die einzige schnatternde Wandertruppe weit und breit.
Am Bärenbrucher Teich lud die Aussicht zu einer kurzen Rast ein. Rucksäcke wurden aufgerissen und eifrig reingefuttert, was die Zeit erlaubte. Über die Hälfte der Tagesstrecke lag noch vor uns und die sollte es in sich haben.

 

Auf Höhe Altenau lagen plötzlich ein paar Bäume auf dem Weg. Riesige, lange Nadelbäume wie Mikado-Stäbe quer auf den Weg geschmissen. Die Überbleibsel des letzten Sturms. Klettern war also angesagt. Baumstamm rauf, Baumstamm runter. An die zehn mal. Dann ging es wieder seicht am Flüsschen entlang zur nächsten Stempelrunde.

 

Nur zwei Kilometer vor Torfhaus (und nachdem wir bereits 38 km in den Knochen hatten) versperrte uns ein Flatterband den weiteren Weg auf dem Hexenstieg. Eine Umleitung von etwa 4 km sollte uns nach Torfhaus führen. „So schlimm kann es doch nicht sein“, dachten einige von uns, die schon Erfahrung mit gesperrten Wegen hatten. Und nochmal zwei Kilometer mehr wollten wir nicht gehen.
Schwerer Fehler, wie sich nach zuviel zurückgelegter Strecke herausstellen sollte. An einer Stelle war der Weg abgerutscht, aber über Bäume überkletterbar. Dann lag dort noch ein Baum und noch einer. Es wurde besser, der Hexenstieg wieder als solcher erkennbar. Aber keine 200 m weiter die nächste Verschüttung des Weges unter Tannen, Kiefern, Fichten oder was auch immer. Wir krochen, kletterten, schimpften, waren teilweise ratlos, wo denn Weg noch sein sollte. Und das Baumchaos nahm kein Ende, wurde immer noch schlimmer. Aber wir waren schon zu weit gekraxelt, um wieder umzukehren und die Umleitung zu nehmen.

 

Mindestens einen Kilometer lang kämpften wir uns durch die Schäden, die der Sturm hinterlassen hatte und brauchten dafür fast anderthalb Stunden. Ich persönlich und auch einige andere empfanden das Gekletter als willkommene Abwechslung zu den Stunden des Wanderns, manch einen machte es aber noch fertiger als er ohnehin schon war. Drum merke: ein gesperrter Weg im Harz ist als solcher ernst zu nehmen!

Tag 2 – Was für ein Brocken

Kilometerlange Anstiege auf Panzerstraßen, so oder so ähnlich stellte ich mir den Aufstieg zum Brocken vor. Aber man soll sich nicht unnötig Angst von Erzählungen anderer machen lassen.

Im Schullandheim Torfhaus, wo wir die Nacht verbracht hatten, wurden wir durch unerwartet gutes Frühstück für den Tag gestärkt. Pünktlich um 9 Uhr starteten wir zu unserem Aufstieg auf den Brocken.

Da wir neben der Harzer Hexenstieg-Nadel ja auch noch mal eben die goldene Harzer Wandernadel mitnehmen wollten, ging der Weg nicht eben direkt dorthin, sondern immer mal wieder über kleine Umwege zur nächsten Stempelstelle.

 

Bei bestem Wanderwetter zeigte sich der Nationalpark Harz von seiner schönsten Seite. Ich hatte nicht gedacht, dass Deutschland so tolle Wanderecken hat, die sich vom Berlin-Brandenburger Einerlei doch deutlich unterscheiden.

 

Dann kam er, der Aufstieg zum Brocken über die Panzerstraße. Weitaus kürzer als ich dachte, denn plötzlich verlief der Weg schon über einen gepflegten Schotterweg direkt an der Brockenbahn entlang. Nach einer Abzweigung nacht links führten die letzten Meter über Asphalt und es wurde immer voller. Alle wollten anscheinend heute auf den Brocken.

Oben angekommen musste ich für mich feststellen: der Brocken ist nicht meins. Flach, zugebaut und überfüllt mit Menschen. Das soll ein Berg sein? Wir holten uns alle den Brockenstempel und einige hatten sogar das Glück, Brocken-Benno zu sichten und sich seinen Sonderstempel abzuholen.

Nach einer kurzen Rast mit Bierchen machten wir uns nach einem Gruppenfoto wieder auf die Socken. Und gut so, denn auf einmal kamen uns Massen von Menschen entgegen. Wo sollten die denn noch alle auf dem Brocken hin?

 

Unser Abstieg führt über den Eckerlochstieg. Ein wunderschöner felsiger Pfad, der aber eher zu einem Slalom mutierte, denn auch hier kamen Menschen in Hülle und Fülle entgegen.

 

Nachdem ich den Aufstieg als eigentlich letzten im Sinne hatte, bogen wir erneut links ab und es ging wieder nach oben, Richtung Brocken. Was? Alles was ich gerade hinunter gegangen war, ging ich gerade wieder hinauf. Und wozu? Na klar, da oben war noch eine Stempelstelle und zugegeben eine dazu noch sehr schöne.

Irgendwie wurde langsam die Zeit knapp und die Information, dass die letzten zwei Kilometer vor Rübeland, dem eigentlichen Abholort unseres Busshuttles, gesperrt sein sollten, machten die Sache nicht besser. Aber Manuels Organisationstalent machte es möglich, uns etliche Kilometer vor Rübeland abholen zu lassen. Trotz strammen Marschierens waren wir heute nämlich nicht annähernd so weit gekommen, wie wir gedacht hatten. 

Um 18 Uhr  fing uns der Bus in Königshütte ein und brachte uns nach Quedlinburg, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen würden.

 

Tag 3 – Ein endloser Endspurt

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Am dritten Tag interpretierten wir  das auf unsere ganz eigene Art, denn ein paar unserer Truppe waren in den letzten zwei Tagen nicht ganz so gut zu Fuß gewesen. Heute stand nun noch dazu der längste Wandertag bevor. Der Rücktransfer nach Königshütte, um unsere Wanderung dort wieder aufzunehmen, wo wir sie gestern beendet hatten, war daher für vier von uns der praktische Luxus, sich einige Orte näher am Ziel aussetzen zu lassen und einige Kilometer zu sparen.

 

Für alle anderen hieß es: ca. 42 km nach Thale, dem Ende des Hexenstiegs. 

Wer seinen Stempel über dem Wasserfall noch nicht am gestrigen Tage in einer Hauruck-Aktion geholt hatte, konnte das nun heute morgen nachholen, bevor wir uns auf den Weg über satte grüne Wiesen entlang von Flüssen begaben.

Wir waren gar nicht so weit gegangen, da rief es vom Balkon eines Gästehauses. Der Schwabe! Der Schwabe mit seiner kleinen Gruppe war uns zum ersten Mal am ersten Tag begegnet, kurz nachdem wir unsere erste kleine Kletteraktion hinter uns gebracht hatten. Die Truppe hatte selbstgemachte Eierlikör dabei, die sie auch gern mit uns teilten. Seitdem trafen wir uns immer wieder, obwohl wir doch ein anderes Tempo und eine andere Strecke wanderten. Bei der zweiten Brockenbegehung, beim Umweg für einen weiteren Stempel… und hier schon wieder. Ständig war der Schwabe da, wo man ihn nicht vermutet hätte. Am ersten Tag hatte er sogar noch den ganzen Abend mit uns im Schullandheim verbracht. Wir waren wohl eine lustigere Gruppe als seine eigene.

Auch heute warteten wieder etliche Höhenmeter auf uns, versüßt durch die eine oder andere Hexe am Wegesrand. Die Stempelhefte der vier anderen hatten wir eingesteckt und stempelten fleißig für sie mit. Dafür warteten an den Stempelstellen, die die vier durch den Distanzvorsprung immer vor uns erreichten, kleine „Liebesbriefe“ und Eintragungen in den Stempelbüchern auf uns. „Team EarnYourBacon was here“!

 

Bis etwa Zweidrittel der Strecke blieben wir noch einigermaßen zusammen, dann hatte Manuel anscheinend genug von unserer Rasselbande und zog von dannen. Von da an splitterten wir uns immer mal wieder auf, sechs von uns, die gemütliche Truppe, blieben aber immer beisammen. So richtig schnell war ich schon deshalb nicht, weil ich seit Kilometer 5 eine etwa zwei Kilo schwere Baumscheibe mit mir rumschleppte, die ich so toll fand. Hauptsache, ich hatte auch meine abgesägte Zahnbürste dabei, um ein paar Gramm zu sparen. Aber unterwegs erfüllte die Baumscheibe immerhin auch einen guten Zweck als Picknicktisch.

 

 

Stempelstelle 69 sollte die letzte auf unserer Jagd nach den begehrten Wandernadeln sein. Und trotzdem lag Thale gefühlt noch sehr weit weg. Nach 35 km tat mir schon alles weh, aber ich war nicht die einzige, die ein wenig unrund lief. Jan, den wir spontan im Bus überredet hatten, nicht auch vorzeitig auszusteigen, bereute wohl gerade seine Entscheidung. Ich hatte ihm schon gleich am Anfang meine Trekkingstöcke zur Unterstützung gegeben und lief selbst nur mit einem langen Stock, den ich im Wald gefunden und der mir bereits eine Blase an der Hand beschert hatte.

 

Die Landschaft noch so richtig zu genießen, fiel mir mit jedem Schritt schwerer. Und dabei ist die Schlucht kurz vor Thale eine tosende Augenweide.

Nach mir endlos erscheinenden 12 Stunden und rund 42 km liefen wir in Thale ein. Kurz vor 21 Uhr. Zahlreiche Hexen kamen uns entgegen, die auf dem Weg zum Hexentanzplatz und dem Tanz in den Mai waren. Nach tanzen wir mir jetzt so gar nicht mehr zumute. Umso glücklicher war ich allerdings, dass die Touristeninfo noch 10 Minuten geöffnet hatte. So würden uns die Harzer Hexenstieg–Nadel und auch gleich die goldene Harzer Wandernadel noch in der Walpurgnisnacht von „echten“ Hexen überreicht. Zufrieden über das Erreichte trafen wir alle beim Italiener in Thale wieder zusammen und wurden als letzte Gäste des Abends bedient.

 

Abschließend bleibt zu sagen: der Hexenstieg ist ein wunderbarer Weitwanderweg, der die Schönheit des Harzes auf vielfältige Weise zutage bringt. Er ist alles andere als überlaufen, verspricht Ruhe und die eine oder andere Herausforderung. Nächstes Mal würde ich mir aber vier Tage Zeit nehmen und die Alternativroute zur Brockenumgehung wählen.

Ein großer Dank geht an der Stelle an Manuel für die großartige Organisation dieses Abenteuers. Es war mir ein Fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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[:de]60 km unterwegs auf dem Havelradweg – Zu Fuß. (K)Eine gute Idee![:]

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Die Generalprobe für den Ostseemarsch! Zwei Wochen, bevor es wieder ernst wird, sollte die letzte lustige Wanderung stattfinden. „Lustig“ ist allerdings das letzte Wort, was mir über die Lippen gekommen wäre, wenn ich an die finalen Kilometer zurück denke.

Seit Anbeginn unserer Trainings hatte ich immer eine Route vorgegeben. Für dieses Wochenende wollte ich aber mal die Kreativität und Ideen der Gruppe nutzen und so kamen auch etliche schöne Vorschläge zutage. Bei einer kleinen Abstimmung ging der Havelradweg von Brandenburg an der Havel bis nach Werder als haushoher Favorit hervor. Aber weil das ja nur 41 km Wegstrecke sind, hatte ich die Route noch bis Potsdam auf gut 60 km verlängert – für die ganz Verrückten.

Viel zu früh…

…klingelte dann am Samstag der Wecker. 6:30 Uhr! Damit wir um 9 Uhr losmarschieren können. Wer, zur Hölle, hat sich denn DAS ausgedacht. Von Lichterfelde fuhr ich erstmal mitten in die Stadt, um dann mit dem RE1 wieder ganz weit raus zu fahren. Donut und zwei Kaffee hielten meine Moral aber hoch. Bis auf wenige Ausnahmen hatten die anderen wohl einen ähnlichen Tagesbeginn – zumindest verrieten das die verschlafenen Augen im Zug und am Start in Brandenburg.

havelradweg-start-brandenburg-havel

Da geht’s nicht lang!

Ein paar Tage vorm Abmarsch hatte ich mir die Strecke mal grob angesehen und festgestellt, dass der Anfang fast ausschließlich an der Bundesstraße entlang führt. „Das geht doch bestimmt schöner“, dachte ich und plante mit GPSies und Google Maps um. Nun. Es gibt einen Grund, warum der Streckenbeginn immer an der Bundesstraße lang läuft. Vor Ort stellte sich die Lage nämlich ein wenig anders dar, als GPSies und die Satellitenansicht es vermuten ließen. Der ursprünglich geplante Weg endete jäh vor einem Zaun. Dann eben in den nächsten Weg abbiegen und über‘n Acker. So der Plan.

Nachdem ich schon als Erkunder vorgeprescht was, um die Lage zu checken, bellte auf einmal ein Hund los und ein alternder Gartenbesitzer/Bauer mit ausladendem Bauch „rannte“ aus seinem Kabuff raus und schrie mit in der Luft wedelnden Armen: „Wo wollt IHR denn? HALT! SOFORT stehenbleiben!“ Aus seinem Zaun heraus trat er nicht, wahrscheinlich waren wir dann doch zu viele. Ich versuchte zu erklären, dass wir nur einen Weg zum Havelradweg suchten, um nicht wieder zur Hauptstraße zurück zu müssen. „Und da wollt ihr hier einfach durchrennen? Da is STROM auf’m Zaun. Nur dahinten…da ist keiner drauf.“ Ich dachte erst, das wäre der Hinweis, wir könnten da lang. Schien aber nicht so. „Das is ja wie in der Kolchose! Da is auch jeder lang gelaufen, wo er wollte. Kann ja wohl nicht wahr sein!“ Zeit, umzukehren. Hier würde es nicht weitergehen. Der Mann war ja bissiger als sein Hund.

Als wir wieder am Bahnhof waren, hatten wir schon 2,5 km hinter uns. An sich nicht viel. Wenn man aber noch rund 41 bis 58 km vor sich hat, dann zählt jeder Meter. Also bissen wir in den sauren Apfel und liefen an der Bundesstraße entlang, aber immerhin auf der Originalroute. Nach etwa 8 Kilometern verließen wir sie Richtung Norden durch kleine Dörfchen und weitere 2 Kilometer weiter erreichten wir auch endlich die Namensgeberin dieses Weges: die Havel.

Der Sommer ist noch da

Wunderschön windet sich der Fluss hier am Wegesrand entlang, umgeben von hohen Büschen, Schilf und Bäumen. Kaum ein Boot ist unterwegs, stattdessen Reiher, Kühe und unzählige Gänse, die sich wohl schon auf den Start gen Süden vorbereiten.

havelradweg

Dass der Herbst langsam bevor steht, davon merkten wir allerdings nichts. Bei 27 Grad bretterte die Sonne von oben auf uns herunter und der Asphalt wärmte gleichzeitig noch von unten. Das kurze Stück, das uns durch ein Wäldchen führte, war eine richtige Erfrischung. Direkt am Wegesrand stand ein hohler Baum, groß genug, um einen Menschen aufzunehmen. Natürlich kletterte ich dort hinein, auch wenn ich dann schon wieder ganz weit hinten marschieren würde, weil alle anderen weiter zogen. Aber wann kann man schon mal buchstäblich IN einen Baum klettern? Angeblich kann man bis nach oben krabbeln und rausschauen. Dafür war mir aber der Inhalt zu bröckelig und ich wollte nicht den ganzen Baum zum Einsturz bringen.

Kurz vorher hatte ich noch schnell meine Socken gewechselt. Was hatte ich mir denn dabei gedacht, Low-Cut-Socks anzuziehen? Die scheuerten schon nach etwa 3 km, aber ich wollte nicht dort schon anhalten. Nachdem ich eine Abkürzung übers Feld genommen und mir den ganzen Sand in die Schuhe geschaufelt hatte, war es aber dann doch nötig. Meine Hacken waren schon richtig wundgescheuert. Prima, Caro. Nix dazugelernt in den vorherigen Wanderungen.

3 km sind sehr relativ

Nach gut 16 km stand einigen schon ins Gesicht geschrieben, dass eine erste Pause fällig war. Karsten kannte da einen Strand. Der sei nur noch 3 km entfernt. Nur noch. Na gut, für einen schönen Pausenplatz läuft man auch gern mal ein paar Meter weiter. Wir liefen an den Orten Götz und Götzerberge vorbei, fanden eine Lore von einer alten Ziegelei, fielen fast über zeltende Angler bei den Fischteichen und liefen immer noch. 3 km waren lange vorbei. Das Gemurre wurde lauter und mindestens zwei Leute zogen quasi schon einen Fuß nach.

Erst nach etwa 21 km erreichten wir endlich den sagenumwobenen Strand und ließen uns auf Bänke oder einfach in den Sand fallen. Futtern, Wunden lecken und Austreten war angesagt. Teilweise wurde die Pause auch für ein Minutenschläfchen genutzt.

Auf zum Eis

Und weiter ging es in der prallen Mittagshitze. Anscheinend hatten wir kurz vor der Pause einen Eisladen verpasst, so dass wir dem diskreten Wegweiser des Eiscafés/ Partyhofs Sans Souci ohne weitere Diskussion des Ob-oder-ob-nicht folgten. Die Gäste und auch Kellner des Eiscafés waren einen derartigen Anblick wohl nicht gewohnt. Entsprechend verständnislos und pikiert schauten sie uns an, während wir das Klo stürmten, um die Wasserblasen aufzufüllen, uns den Schweiß abzuwischten, große Colas auf Ex tranken und die Eistheke halb leer kauften. Sonderlich gut rochen wir sicher nicht.

Dass der Hinweis „Letzte Möglichkeit bis Werder“  des Eiscafés Sans Souci nur ein platter, aber funktionierender Marketingtrick ist, merkten wir dann in Phöben. Dort machten wir nämlich für das nächste Eis eine Pause. Selbstverständlich hatten wir uns das verdient. Schließlich waren wir weiter in der Sommerhitze über den Asphalt geschlichen, vorbei an Feldern und einer Pferderennsprunghindernisbahn, stellenweise dem Fernwanderweg E10 folgend.

Erster Endspurt – Wäre ich bloß in den Zug gestiegen

Werder war ja nicht mehr weit. Trotzdem waren wir alle froh, als wir endlich das erlösende Autobahnschild sahen. Die Sonne stand schon tief am Himmel, denn wir waren nun auch schon 10 Stunden unterwegs. Seit mehreren Kilometern hatte ich bereits mit mir gerungen, ob ich dem Schweinehund folge und in den Zug in Werder steige. Erst Gregors Pizza, die er mir als Stärkung für die noch kommenden Kilometer überließ, überzeugte mich, doch noch die Runde bis Potsdam voll zu machen. An meinen Waden entdeckte ich große, dicke Quaddeln, für die ich keine bessere Erklärung hatte als Sonnenallergie. Sie juckten nicht, taten nicht weh, also dachte ich mir nichts weiter dabei. Während knapp 20 Leutchen in Werder „Tschüss“ sagten, machten wir uns zu siebt auf den Weg in die Nacht.

Zweiter Endspurt – Darf ich mich bitte hinsetzen und sterben?

Der verheißungsvolle Name „Wildpark“ war leider nicht viel mehr als der Name eines Ortsteils, den wir hinter uns ließen, als gerade die Sonne über Werder unterging. Die Nacht kam schneller als erwartet und schon waberten wir im Stockdunkeln über die Straße, rechts und links im Gebüsch raschelte und rannte es. Nach einer Stunde fielen die ersten Bemerkungen des Nur-noch-ankommen-wollens. Ja. Das zählte ich mich dazu. Etwa 8 Kilometer vor Potsdam fing mein linker Knöchel an, zu schmerzen. 8 Kilometer, die zur Hölle werden sollten. Wir waren für meinen Geschmack verdammt schnell unterwegs. Klar, wir wollten ja ankommen. Etwa 5 Kilometer vor Potsdam fragte ich mich, ob ich das noch schaffe und versuchte, den Fuß beim Auftreten so zu drehen, dass es weniger weh tat. Aussichtslos.

3 Kilometer vor Potsdam machten wir noch einmal eine Mikropause, die nicht alle für notwendig erachteten. Ich schon. Und wenn es nur war, um drei Minuten schmerzfrei zu sein. 2 ½ Kilometer vor Potsdam wollte ich mich an den Wegesrand setzen und heulen. Aber ich dachte mir, ich sei schon 58 Kilometer gelaufen, da überlebe ich die letzten zwei auch noch. Überleben traf es dann wohl. Ich hinkte irgendwie weiter und wollte am liebsten das Schild küssen, das den Potsdamer Hauptbahnhof in nur wenigen hundert Metern anpries. Hinter mir machten sich weitere Ausfallerscheinungen bei meinen Mitwanderern breit. Ich war so froh, als es endlich vorbei war.

Ein Radweg ist ein Radweg!

Auf dem Rückweg wollte ich mir am liebsten die Beine abhacken, weil sie so weh taten. Die Quaddeln waren noch größer und mehr geworden. Und ich hatte das Gefühl, wie ein Iltis zu riechen, was sicherlich auch so war. Am nächsten Morgen merkte ich meine Achillessehnen beidseitig sehr heftig. Nach der 65 km-Wanderung im April hatte ich mich deutlich besser gefühlt.

60 km auf Asphalt ohne jegliche Dämpfung sind anscheinend keine gute Idee. Entsprechend Bammel habe ich nun vor dem Ostseeweg, denn der scheint einen ähnlichen Asphaltanteil zu haben. Asphalt ist nichts für Wanderer, zumindest nicht für eine solche Distanz! Ich bin gespannt, wie  unsere Körper im Gegensatz zum Mammutmarsch, der viel durch Wald und Feld geführt hat, reagieren werden. Da ich eine Woche später zum Halbmarathon im Disneyland aufbreche, muss ich Prioritäten setzen. Wenn es schlecht läuft und ich Schmerzen während der Wanderung habe, weiß ich: Prio 1 haben Donald und Co.!

Vielen lieben Dank auch an Olaf, der mir ein paar Bilder zur Verfügung gestellt hat!

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[:en]Arizona Trail Project – 999 questions for a long-distance hike[:de]Arizona Trail Projekt – 999 offene Fragen für eine Fernwanderung[:]

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Arizona Utah State Line

I made up my mind – I am going to cover the whole distance of the 800 miles of the Arizona Trail – by foot. Some weeks ago, I briefly presented to you the venture of my life´s dream. Since then, this dream matured to: I am going to do it NOW!

Since a project like this needs time for planning and preparation, take the “NOW” as the start of  these preparations.

I chose springtime 2019 as the timeframe to make my dream come true.

More and more it sinks in how much preparation is necessary. All of a sudden, these 2 ½ remaining years don’t seem that long anymore. 1000 questions are crossing my mind, for which I have no answer yet and which are causing headaches.

Today I am going to reveal to you which questions that are. During the next months, I will browse through them and hopefully I will find answers to every single one of them. Today I am taking you with me on the adventure of the preparation for the biggest adventure of my life – yet.

Have a look what’s on my mind.

Maybe you are planning a similar venture and the result of my research is useful for you.

Or maybe you acquire a taste for it and will get the desire to do something like my adventure. Or perhaps you always wanted to do something like that, but you didn´t know where to start.  Or you assert that I am off the track with that.

Well.

Here are the questions which my mind is rummaging in:

  1. When to start?
  2. Which is the best season?
  3. Is it already too warm in April around Mexico?
  4. Is it still too cold up North in May?
  5. Can I expect snow?
  6. When to start timesaving for the sabbatical time?
  7. Which are the best terms for  a sabbatical?
  8. What will my boss say to my plans?
  9. What am I gonna do if the sabbatical is not approved?
  10. Do I have to take the timeout right after the time saving period?
  11. How large has the backpack to be for this three month journey?
  12. Which model to pick?
  13. What kind of tent do I need?
  14. Is a single person tent enough for the luggage?
  15. How much money am I willing to spend on an ultralight tent?
  16. What kind of stove to take with me?
  17. Fueled by propane, gas or wood?
  18. Is there enough wood in Arizona for my solo stove?
  19. Are wood stoves like my Solo Stove permitted on the AZT?
  20. How many pants, shirts, socks and underwear is enough?
  21. Which shoes to wear?
  22. Is one pair enough to cover 800 miles?
  23. Do I buy new shoes on the way?
  24. Which maps (digital, analog, GPS) do I use?
  25. Do I carry the heavy Arizona Trail Guide with all its maps?
  26. Will a navigation app and the signage be enough?
  27. How long am I allowed to stay in the USA?
  28. Which special approvals do I need to stay 4 months?
  29. How do I get to the AZT-Trailhead in the South?
  30. Fly to Tucson or take the bus from Phoenix?
  31. When to book the flight?
  32. Which shuttle to take to the trailhead?
  33. Do I just start walking or do I have to check out somewhere?
  34. How many miles will I walk on the first day?
  35. In how many stages do I split up my trail?
  36. How much food and water do I need for the first stages?
  37. What happens if I don’t find any water?
  38. Where is he first chance to buy food?
  39. Is it permitted to camp along the trail in all stages?
  40. What do I do if someone accosts me inappropriate?
  41. Do I want to walk alone the whole trail or will I be happy about company?
  42. Do I really have to be worried more as a woman than as a man when traveling alone?
  43. Is there cell coverage along the way for emergencies or messages home?
  44. What sim-card do I need for my cell phone?
  45. How many breaks and rests will I allow myself?
  46. When should I plan the stay in Grand Canyon?
  47. Should I plan buffer days for the GC-permit, and if so, how many?
  48. What happens if I don’t get a permit for my planned stage?
  49. Will thru-hikers be preferred for permit in the daily lottery?
  50. What to do If I don’t get a permit at the local office at all?
  51. How many days will I allow myself in the GC?
  52. Staying on the trail or choosing alternatives along the way?
  53. What if I become injured?
  54. What if something poisonous like a rattlesnake bites me?
  55. Will I feel lonely on the trail?
  56. Electronics or pen and paper for conserving my memories?
  57. Where do I get power from for my electronic devices?
  58. Which solar panel would be appropriate?
  59. Will I spend some nights in civilization?
  60. What will happen when I walked the 800 miles?
  61. How am I gonna feel?
  62. How do I get away from the northern end of the trail?
  63. What do I do afterwards?
  64. How hard is the reality / job adjustment?
  65. When do I start the next long distance trail?

Lots and lots of questions with more or less time to answer.

But I have to and will find the answers. The results will not just be a wonderful special and unique journey but also a large FAQ for long distance hikes. Do you have questions in mind? Or can you even answer some of my questions? Write me. I am thankful for every single thought and idea.

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Arizona Utah State Line

Der Entschluss ist gefasst, es geht auf die 1.300 km des Arizona Trail. Zu Fuß. Mein Projekt und großen Lebenstraum hatte ich euch schon einmal kurz vorgestellt. Seit dieser Zeit ist der reine Wunsch gereift zu: ich mache das jetzt. Jetzt ist dabei aber durchaus relativ zu sehen, denn wie jedes Projekt bedarf auch dieses einer gewissen Vorbereitung. Und so habe ich mir das Frühjahr 2019 als den Zeitraum für die Umsetzung meines Vorhabens ausgesucht.

Wieviel Vorbereitung dahinter steckt wird mir immer mehr bewusst, je länger ist darüber nachdenke. Auf einmal scheinen die zweieinhalb Jahre, die bis zum Ernstfall verbleiben gar nicht mehr so lang. 1.000 Fragen fallen mir ein, auf die ich noch keine Antwort weiß und die mir Kopfzerbrechen bereiten. Heute verrate ich euch, welche das sind. In den nächsten Monaten werde ich mich daran entlang hangeln und hoffentlich auf jede Frage eine Antwort finden.

Ich nehme euch hier und heute mit auf meine Vorbereitungs-Abenteuer für das bis dato größte Abenteuer meines Lebens. Schaut, was in meinem Kopf so vor sich geht. Vielleicht plant ihr selbst etwas ähnliches und könnt Nutznießer meiner Recherchen sein. Vielleicht kommt ihr dadurch auch auf den Geschmack und habt Lust, auch genau so etwas zu tun. Vielleicht wolltet ihr das auch schon immer, aber wusstet nicht, wie ihr das anstellen solltet. Oder vielleicht stellt ihr fest, dass ich mich total verzettele. Egal.

Hier sind sie, die Fragen, die mir im Kopf herumschwirren (auf fett hinterlegte Fragen habe ich bereits Antworten gefunden und verlinkt):

  1. Wann genau soll es denn losgehen?
  2. Wann ist die beste Jahreszeit?
  3. Ist es im April in der Nähe von Mexiko schon zu warm?
  4. Ist es im Mai im Norden noch zu kalt?
  5. Muss ich mit Schnee rechnen?
  6. Wann fange ich mein Zeitsparen fürs Sabbatical an?
  7. Welches Sabbatical-Modell nehme ich denn?
  8. Was wird mein Chef dazu sagen?
  9. Was mache ich, wenn das Sabbatical nicht genehmigt wird?
  10. Muss meine Auszeit direkt an die Ansparzeit anschließen?
  11. Was brauche ich noch an Equipment (Stichwort: Ultraleicht)?
  12. Wie groß muss mein Rucksack für eine dreimonatige Wanderung sein?
  13. Welches Modell nehme ich denn?
  14. Was für ein Zelt brauche ich?
  15. Reicht ein 1-Mann-Zelt für das ganze Gepäck?
  16. Wieviel Geld bin ich bereit, für ein Ultraleicht-Zelt auszugeben?
  17. Was für einen Kocher nehme ich?
  18. Gas? Benzin? SoloStove?
  19. Gibt es in Arizona überhaupt genug Holz für meinen Holzkocher?
  20. Ist ein Holzkocher denn auf dem Trail erlaubt?
  21. Wieviele Shirts, Hosen, Socken und Unterwäsche nehme ich mit?
  22. Welche Schuhe ziehe ich an?
  23. Reicht ein Paar für 1.300 km?
  24. Kaufe ich unterwegs neue?
  25. Welches Kartenmaterial brauche?
  26. Schleppe ich den schweren Arizona Trail Guide mit allen Karten mit?
  27. Reicht die App in Kombination mit Beschilderung?
  28. Wie lange darf ich denn in den USA bleiben?
  29. Welche Ausnahmegenehmigungen brauche ich für 4 Monate?
  30. Wie komme ich überhaupt zum Arizona Trailhead im Süden?
  31. Fliege ich direkt nach Tucson oder nach Phoenix und nehme den Bus nach Tucson?
  32. Wann buche ich den Flug?
  33. Welches Shuttle nehme ich zum Startpunkt?
  34. Laufe ich einfach los oder muss ich jemandem Bescheid sagen?
  35. Wieviele Kilometer wandere ich am ersten Tag?
  36. Auf wieviele Etappen teile ich mir persönlich den Trail ein?
  37. Wieviel Essen und Wasser brauche ich für die erste(n) Etappe(n)?
  38. Was ist, wenn ich kein Wasser finde?
  39. Wo finde ich die nächste Möglichkeit, Essen nachzukaufen?
  40. Darf ich eigentlich überall entlang des Trails zelten?
  41. Was mache ich, wenn mich unterwegs jemand anquatscht?
  42. Will ich die ganze Zeit allein wandern oder freue ich mich über Gesellschaft?
  43. Muss ich mir als allein wandernde Frau wirklich mehr Gedanken machen als ein Mann?
  44. Habe ich unterwegs Handyempfang für Notfälle oder Nachrichten nach Hause?
  45. Was für eine Karte brauche ich für mein Handy?
  46. Wieviele Tage Pause möchte ich mir gönnen?
  47. Nach wievielen Tagen sollte ich den Aufenthalt im Grand Canyon planen?
  48. Sollte ich Puffer-Tage bei der Beantragung der Permits eintragen und wenn ja, wieviele?
  49. Was, wenn ich für meinen geplanten Zeitraum kein Permit bekomme?
  50. Werden Thru-Hiker vor Ort bevorzugt?
  51. Was, wenn ich vor Ort kein Permit bekomme?
  52. Wieviele Tage möchte ich mir im Grand Canyon gönnen?
  53. Will ich mich strikt an den Trail halten oder auch mal alternativ wandern?
  54. Was, wenn ich mich verletze?
  55. Was passiert, wenn mich eine Klapperschlange oder sonstiges giftiges Getier beißt?
  56. Werde ich mich unterwegs einsam fühlen?
  57. Nehme ich Elektronik zum Schreiben oder nur Papier und Feder?
  58. Wo kriege ich eigentlich Strom her?
  59. Nehme ich ein Solarladegerät, eine Powerbank, beides oder eine Kombi?
  60. Übernachte ich ab und an auch mal in der Zivilisation?
  61. Was ist, wenn die 1.300 Kilometer vorbei sind?
  62. Wie werde ich mich fühlen?
  63. Wie komme ich vom nördlichen Ende wieder weg?
  64. Was mache ich danach?
  65. Wie schwer wird der Wiedereinstieg in den (Arbeits-)Alltag?
  66. Wann starte ich den nächsten Fernwanderweg?

Viele, viele Fragen für deren Beantwortung mir mal mehr und mal weniger Zeit bleibt. Antworten muss und will ich finden. Am Ende derer steht dann nicht nur eine grandiose einzigartige Reise, sondern auch ein riesiges FAQ für Fernwanderungen.

Fallen Euch weitere Fragen ein? Könnt ihr mir einige meiner Fragen vielleicht sogar beantworten? Schreibt mir! Ich kann jeden Gedanken gebrauchen.

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