[:de]Canyoning – Klettern, Springen, Schwimmen, Wandern…alles in einem[:]

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Quelle: Fotolia
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Wasserfälle kennen wir alle. Dieses wunderschöne Naturschauspiel, wenn sich kleine, mittlere oder auch gigantische Massen Wasser über Abhänge hinunterstürzen und die Landschaft formen. Wir stehen staunend davor und beobachten dieses Phänomen, machen Erinnerungsfotos für uns selbst oder die Lieben zu Hause. Was aber, wenn du diese gewaltige Natur am eigenen Leib erleben und dort hinein gehen könntest? Dieses Abenteuer gibt es. Es nennt sich Canyoning.

In weniger als zwei Wochen werde ich ein solches Abenteuer wieder genießen können. Im Rahmen des Intersport Gipfeltreffens wird eine Vielzahl von Outdoor-Aktivitäten im Allgäu rund um Oberammergau angeboten. Darunter auch Canyoning. Dass diese verrückte Idee, eine Schlucht mit Gebirgsbach hinunterzuklettern Spaß macht, weiß ich seit gut zwei Jahren, als ich mich nichtsahnend zu solch einer Tour anmeldete.

Canyoning – Was ist das denn schon wieder?

Was ist Canyoning denn eigentlich? Das zeige ich euch hier anhand meiner Tour im Zillertal in der Schwarzachschlucht. Die Tour begann wie eine typische Canyoning-Tour: am oberen Ende bzw. mitten in einer Schlucht im Gebirge. Aber halt. Wie sind wir denn dorthin gelangt? Richtig, ein wenig Vorbereitung und Equipment braucht es dann doch, wenn man sich (teilweise) kopfüber in ein nasses, felsiges Abenteuer stürzt.

Die Guides, bei denen ich die Tour gebucht hatte, waren ortskundige Einheimische, die sich bestens mit den Schluchten und Wetterbedingungen in dieser Gegend auskennen. Das ist essentiell, denn Flachland-Berliner sind zum einen meist wenig vertraut damit, wie schnell aus einem kleinen tropfenden Bach ein reißender Fluss werden kann, sobald sich das Wetter ändert. Die Begebenheiten in der spezifischen Schlucht kennt ein Tourist erst recht nicht. Diese zwei Gründe sind es, die absolut dagegen sprechen, Canyoning auf eigene Faust zu unternehmen.

Canyoning Bach

Und ein weiterer Punkt für die Teilnahme an einer organisierten Tour: die Ausrüstung. Neoprenanzug, Klettergurt mit Plastikschutz im Gesäßbereich, Kletterhelm, Karabiner, Seile… da kommt schnell eine Menge Geld zusammen, was für die notwendige Ausrüstung aufgebracht werden muss. Bucht man eine Tour, erhält man alles leihweise. Lediglich feste Schuhe und Badekleidung sind mitzubringen. Das wars.

Bei etwa 27 Grad Außentemperatur triefte ich am Anfang unter meinem Helm und vor allem im Neoprenanzug schnell und stark in meinem eigenen Saft. Insofern war ich glücklich, als wir Froschmänner und –weiber endlich eine Böschung hinunterkletterten und ins kühle Nass der Schwarzachschlucht eintraten.

Foto: BergAktiv
Foto: BergAktiv

Und hier begann das Abenteuer des Canyoning oder Schluchteln, wie es auch gern genannt wird. Die Kunst liegt darin, eine Schlucht von oben nach unten zu durchqueren. Je nach Begebenheit und Abschnitt geschieht das durch Wandern, Waten und Klettern. Das sind die einfachen, noch recht unspektakulären Fortbewegungsmöglichkeiten. Interessant und lustig wird es, sobald es ans Abseilen, Rutschen und Springen geht.  So auch in der Schwarzachschlucht.

Eine steile Felswand wollte überwunden werden. Fachmännisch wurde ich an meinem Canyoning-Gurt verknotet und langsam die meterhohe Wand bis zum nächsten Wasserbecken herabgelassen. Eigene Kletterkenntnisse waren nicht notwendig. Das einzig wirklich Wichtige: mit dem Karabiner einklinken und den Knoten Knoten sein lassen. Ab ging es.

 

Es dauerte ein Weilchen bis alle hinabgelassen waren, dann ging es weiter mit ein wenig Klettern über Felsen und Gestein. Felsgestein. Im Neoprenanzug Klettern hat schon was. Aber die Sonne wärmte einen (zu) sehr auf, so dass ich froh war,  wieder ins Wasser zu tauchen und dank des klaren Gebirgsbach auch immer um mich herum “saufen” zu können, um den Durst zu löschen.

Foto: BergAktiv
Foto: BergAktiv

Als nächster Höhepunkt und alternative Fortbewegung in der Schlucht folgte das das Rutschen über eine natürlich Felsrutsche. Die hier war leider so lang und unwegsam, dass ich mich nicht einfach raufsetzen und absausen konnte.  Aus Sicherheitsgründen wurden wir alle per Seile die Rutsche hinabgelassen, aber durchaus in Rutschposition und teilweise -geschwindigkeit. Das erklärt auch meinen zeitweise panischen Blick, der natürlich ausgerechnet auf den Fotos festgehalten wurde. Nein, eigentlich machte das Spaß! Auch wenn es nicht so aussieht.

Der absolute Nervenkitzel wartete aber bis zum Ende: das Springen über einen Felsvorsprung in das darunter liegende Wasserbecken. Der Fall hinab war bei dieser Tour an sich nicht dramatisch. Denkt man. Nur etwa 4 Meter vom oberen Felsen bis ins Wasser. Steht man aber da oben, kommen erst einmal sehr mulmige Gefühle auf. Nun bin ich kein ängstlicher Mensch, aber das Nichtwissen, wie tief das Becken ist und wie felsig, lässt erste komische Gedanken aufkommen. Dazu kommt, dass man nicht in ein weit offenes Becken springt. Nein, an drei Seiten engen steile Felswände den Sprung ein. Verspring man sich, klatscht man gegen eine Wand. Von der reinen Logik her passiert das selbstverständlich nicht, aber wer denkt schon logisch, wenn er meterhoch in fremde felsige Gewässer springen soll?

Ich brauchte ganze drei Minuten Bedenkzeit in Absprungposition bis ich mich überwinden konnte. Nachdem ich das Szenario nun kannte, krabbelte ich gleich nochmal nach oben und sprang nochmal. Aber nicht jeder meiner Gruppe konnte sich überwinden, zu springen. Egal, wieviele vor ihm oder ihr bereits sicher unter angekommen waren. Das war völlig in Ordnung. Sie wurden dann einfach per Seil hinabgelassen.

Foto: BergAktiv
Foto: BergAktiv

Es folgte noch ein weiterer, noch tieferer Sprung. Einmal angefangen, hatte ich Vertrauen gefasst und hüpfte kreischend hinunter. Ein super Spaß! Hier ging es leider nur ein Mal hinunter.

Foto: BergAktiv
Foto: BergAktiv

Am Ende der Tour ruhten wir uns noch ein paar Minuten wie Gebirgsbach-Nixen auf den warmen Steinen aus und ließen uns, als das zu heiß wurde, dank der Neoprenanzüge einfach an der Wasseroberfläche treiben.

Foto: BergAktiv
Foto: BergAktiv

Wer also den nächsten Urlaub in den Alpen oder Gebirgen Südeuropas plant – denn dort hat Canyoning seinen Ursprung – und mal etwas Neues ausprobieren möchte, dem sei eine solche Tour wärmstens ans Herz gelegt. Auch in den USA und Canada gibt es inzwischen Anbieter. Dort spricht man oft auch von Canyoneering. Höhenangst sollte man idealerweise nicht haben oder sie überwinden können. Andere Voraussetzungen sind aber nicht notwendig. Daher ist Canyoning für alle diejenigen etwas, die Spaß an Natur und Abenteuer mit einem Hauch Nervenkitzel haben. Kostenpunkt für solche eine Tour: ca. 50 bis 90 €, je nach Länge und Dauer.

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