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[:de]Reiseapotheke ultraleicht – Was kann hinein?[:]

[:de]Es gehört in jeden Wanderruck: das Erste-Hilfe-Set. Ob lang oder kurz, viele Kilometer oder wenig, eintägig oder mehrtägig nehme ich zu jeder Wanderung eine kleine Reiseapotheke. Je nach Ausprägung der Wanderung findet sich jedoch immer ein etwas anderer Inhalt in ihr. In einem meiner Artikel hatte ich schon mal den Inhalt meines Erste-Hilfe-Sets für euch vorgestellt. Es kann und muss nicht immer das Dreieckstuch mit der dicken Schere, hunderter Pflaster und Cremes in einer DIN-A5-großen robusten Erste-Hilfe-Tasche sein.

Gerade für mehrtägige oder sogar mehrwöchige/-monatige Trekkingtouren, bei denen wir Wanderer möglichst leicht unterwegs sein wollen, ist es wichtig, auszusortieren und sich die Frage zu stellen, wie man von der Monster-Apotheke zu einem schlanken Erste-Hilfe-Kit kommt.

Kleinstpackungen

Von vielen Medikamenten, Cremes, Lösungen o. ä.  gibt es Kleinstgrößen zu kaufen. Es ist also nicht notwendig, 100 g Wund- und Heilsalbe und 200 ml Desinfektionslösung mit sich herum zu schleppen. Selbst Tape zum Verbinden von geschundenen Füßen gibt es im Outdoorladen in winzigen Rollen (oder man rollt sich einfach selbst soviel ab, wie man mitnehmen möchte). Kleinstmengen oder Inspirationen, was in eure Reiseapotheke Einzug finden könnte, findet ihr z. B. in schon zusammengestellten Sets im Internet. Für spezielle Flüssigkeiten oder Cremes, für die es keine Kleinstmengen gibt, lohnt es sich, kleine leere Fläschchen oder Döschen zu kaufen und diese dann selbst abzufüllen. Ein Blick lohnt sich hier in die 1-€-Abteilung von Drogerien und Kaufläden. Mini-Gesichtswasserfläschchen eignen sich in der Zweitverwendung prima für das Abfüllen von Kontaktlinsenflüssigkeit und sind in der Regel mit Inhalt sogar noch leichter als das leere Exemplar vom Outdoorausstatter.

Umverpackungen weglassen

Blasenpflaster müssen nicht in der Plastikverpackung mitgenommen werden, die mehr wiegt als die Pflaster selbst. Bei Ebay oder anderen Anbietern im Internet findest du Druckverschlussbeutel in alle möglichen Größen, in denen du deine Medikamente und Pflaster sicher verstauen kannst und die nur ein Bruchteil der ursprünglichen Verpackung wiegen. Ein Mini-Druckverschlussbeutel wiegt gerade mal 1 Gramm. Natürlich kannst du auch die gesamte Reiseapotheke in einem größeren Druckverschlussbeutel mitnehmen. Vorteil neben dem Federgewicht: du sieht immer auf einen Blick, wo sich etwas befindet.

So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich

Wanderst du nur drei Tage oder schickst dir auf einem langen Trekk Versorgungspakete zu? Dann kann das große Blister voller Tabletten getrost auf genau die Anzahl an Tabletten auseinander geschnitten werden, die du für deinen Wanderabschnitt brauchst. Musst du täglich mehrere, gut voneinander unterscheidbare Tabletten zu dir nehmen (z. B. Blutdruck, Verhütung oder ähnliches) lohnt es sich sogar, die Tabletten ganz aus ihrem Blister zu befreien und zusammen in einen kleinen Druckverschlussbeutel zu tun. Das spart wieder ein paar Gramm.

Was ich so mitnehme

Für meinen Arizona-Trail überlege ich mir natürlich ganz genau, was ich (hoffentlich nicht) brauche und was nicht. Von einem klobigen Reiseset bin ich lange weg und wiege jede einzelne Tablette, Pflaster und co. Dass sich die Mühe lohnt, kann man sehen. Mein Erste-Hilfe-Set für etwa 4 Tage (wird alle 4 Tage aufgefüllt) wiegt gerade mal nur noch 44 g! Also ran an die Waage.

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[:de]40 km Grunewald – Eine Wandergruppe… is ja doll![:]

[:de]Dass meine erste selbstgeführte Wanderung 2018 noch im März eine klassische Winterwanderung werden würde, hatte ich bei der Planung so nicht geahnt. Anfang Januar hatte ich mit Blick auf den Kalender festgestellt, dass sowohl der Januar als auch der Februar gut mit offiziellen wie inoffiziellen Events gefüllt sind.
Im März ist es eh schöner und wärmer, dachte ich, als ich den 4. März für eine Wanderung mit 40 km ohne konkrete Strecke ankündigte. Januar und Februar waren für deutsche Verhältnisse überraschend warm ausgefallen. Aber das sollte nur eine Täuschung gewesen sein. Während die Vögel schon tirilierend in den Bäumen saßen und die Krokusse bereits ihre weißen und lila Köpfchen aus diversen Wiesen streckten, dachte sich der Winter: jetzt komm ich nochmal richtig!

-12 Grad zeigt das Thermometer, als ich die Route für meine Märzwanderung plane. Wohin nur? Bei den Temperaturen weit raus aus der Stadt ist keine gute Idee und viele fangen die Saison ja auch jetzt erst an, schaffen also noch keine 40 km. Aus einer schon längst geplanten Sommerroute durch den Grunewald stricke ich kurzerhand eine wintertaugliche und lade alle Teilnehmer zum Start am U-Bahnhof Ruhleben ein.

Hilfe, das Handy ist weg

Von mir zu Hause aus sind es gute 50 Minuten bis Ruhleben. Unterwegs treffe ich auf Diana, Christian und Hanna. Wir quatschen munter bis zur Zielstation, steigen aus und finden unten am Eingang eine bunte Traube Wanderwütiger. Fast alle sind da. Alle, bis auf Max. Der sitzt gemütlich im warmen Auto und lässt auf sich warten. „Fragen wir ihn doch mal, wie lange er noch braucht“, denke ich und greife zu meinem Handy. Ins Leere. Da, wo es sein sollte, ist es nicht. Und auch bei allen Alternativaufbewahrungsstellen finde ich es nicht. Hab ich doofe Kuh jetzt echt mein Handy in der Bahn liegen lassen? Ich renne hoch. Zum Glück ist Ruhleben der Endbahnhof der U2. Die Bahn steht noch dort und wartet auf die Wiederabfahrt in die andere Richtung. Ich hechte zum Abteil, wo wir saßen. Kein Handy. Ich frage eine dort sitzende Frau, ob sie ein Telefon gefunden hat. Nein. „Aber da drüben liegt doch was“, sagt sie. Tatsächlich liegt gegenüber von dort, wo ich saß, gut getarnt mein Telefon. Weiß der Fuchs, wie es da hin kam. Egal. Mit unglaublicher Erleichterung husche ich wieder nach unten zu meiner Wandergruppe. Während wir unser typisches Start-Gruppenfoto machen, kommt dann auch Max. Es geht los!

Spieglein, Spieglein

Unser Weg führt uns zur Murellenschlucht. Dort wollte ich schon einige Zeit hin, denn es soll ein wunderschöner Trail sein. Und das stimmt auch. Schon kurz nach Verlassen des Bahnhofes biegen wir rechts in den Wald ab. Sümpfe und Moorlandschaft umgeben den Waldweg. Und alles ist gefroren. Die Sonne strahlt durch die Baumwipfel und lässt das Eis glänzen. Bei einem Blick nach hinten erscheint mir unsere Gruppe auf einmal ums doppelte gewachsen. Ach nee, sind Trailrunner. Die laufen hier wahrscheinlich jeden Sonntag. Nun, heute sind wir hier. Wie eine Horde ultralangsamer Trailrunner bewegen wir uns durch den Wald und blockieren ihre Strecke, so dass sie sich woanders langschlängeln müssen.

Aus der Schlucht heraus geht es ordentlich bergauf und ich höre Geschnaufe hinter mir. Kalt ist sicher niemandem mehr. Wir sind jetzt genau hinter der Waldbühne. Hier stehen überall am Weg – völlig deplatziert – Verkehrsspiegel rum. Es soll wohl ein Kunstprojekt sein, erzählt mir jemand. Ein Mahnmal für den nationalsozialistischen Hintergrund der Murellenschlucht, wie ich später herausfinde. Ich glaube viel eher, dass die Spiegel dazu dienen, bei Konzerten besser Leute zu sehen, die über den Zaun der Waldbühne klettern.

 

Dass wir bei dieser Tour die sechsspurige Heerstraße an einer ampellosen Stelle überqueren müssen, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Umso größer sind meine Augen als wir an der Stelle ankommen und ich eine Assoziation zu Frogger habe. Das ist ein putziges kleines PC-Spiel aus den 80ern, bei dem man Frösche über eine Straße bringen muss, ohne dass sie überfahren werden. So ungefähr muss das dann aus Autofahrersicht auch aussehen, als 35 bunte Quakfrösche über die startbefahrene Heerstraße hüpfen, aber heil auf der anderen Seite ankommen.

Wir biegen auf Pichelswerder ein, eine kleine Halbinsel, die noch zu Spandau gehört. Direkt am südlichen Ufer sind Schirme und Stände aufgestellt und ein Mann lässt sich zum Fenster raushängen. Ob die hier Glühwein haben?
„Hey, habt ihr Glühwein?“ „Na klar. Roten und weißen!“ Es sind zwar noch keine 7 Km gewandert, aber Glühwein schreit nach Pause. Einige huschen aufs improvisierte Örtchen, viele holen sich Glühwein und Kuchen und wärmen sich kurz an der Feuertonne auf, in der um halb elf morgens schon das Feuer knistert.

 

Im Blindflug durch den Grunewald

Bevor wir wieder aufbrechen, gebe ich meine Rolle als Navigator kurzerhand an Melli ab. Ich sehe nämlich seit ein paar Kilometern so gut wie nüscht mehr. Meine Augen zeigen mir deutlich, dass sie die Investition in ein neues, teureres Paar Kontaktlinsen missbilligen und schmieren irgendwelchen Kram von innen rauf. Ich sehe nur noch Nebel und den Bildschirm meines Handy kann ich schon gar nicht mehr richtig erkennen.

Und so trotte ich dann selbst mitten in der bunten Masse mit, glücklich, dass jemand anderer nun erstmal den Weg weist. Die ungewöhnliche Sanddüne im Grunewald kennen die meisten noch nicht. Ich freue mich immer sehr, meinen Mitwanderern neue Ecken Berlins und Brandenburgs zeigen zu können. Fast alle gehen automatisch direkt auf den Gipfel und dann gleich weiter zu der kleinen Eisfläche am Fuße der Düne. Blind wie ich bin, traue ich mich trotzdem hier rauf, denn der Tümpel ist klein genug, um gut durchgefroren zu sein. Ein bedrohliches Knacken aber lässt fünf von uns aufhorchen, als sie alle zusammen auf einer Stelle stehen. Bloß runter hier.

 

Nach guten 18 km kommen wir an unserer ersten (und einzigen) richtigen Pause an und veranstalten wie so oft einen Flashmob bei McDonalds. Während sich die meisten eine kleine Stärkung holen, verschwinde ich erstmal zur Toilette und putze die hässlichen Linsen. Erst danach erkenne Miri, die dort zu uns stößt und mich zu einem fetten Stück Schokotorte verführt.

Ich see was, was du nicht seest

Kurz nach Wiederaufbruch gelangen wir zur Krummen Lanke und sehen uns einem Meer von Spaziergängern und Ausflüglern gegenüber, die wie die Wilden über die Eisfläche auf der Krummen Lanke flitzen. Ein wenig verführerisch sieht es schon aus. Aber haben die Minusgrade nicht erst vor einer Woche eingesetzt? Wie dick kann die Eisschicht auf ein doch recht großen See schon sein? Nicht sehr, wie uns einige hundert Meter weiter bewusst wird. Auf der Seeseite, an der wir gerade vorbei gehen, ist noch nicht einmal eine dünne Eisschicht, sondern offenes Wasser. Auf dem Schlachtensee sehen wir das vom erhöhten Weg aus nochmal deutlicher. Die Schlittschuhfahrer und Eisbegeher sehen das von der Seite, von der der sie die Eisfläche aus betreten, wahrscheinlich nicht. Sogar ein Zelt steht dort bedrohlich nah an der Grenze zwischen Eis und offenem Wasser. Alles Anwärter für den Darwin-Award, wie jemand später treffend schreibt.

Ich kann zwar nach der Linsenreinigung wieder alles klar sehen, aber etwas anderes trübt nach gut 24 km mein Vergnügen. Mein linker Fuß tut genau an der Stelle weh, die mir schon nach dem Ostseeweg solche Schmerzen bereitet hatte, dass ich hinterher kaum noch auftreten konnte. Sind meine Füße auf einmal nicht mehr kompatibel zu meinen geliebten Hiking-Schuhen? Ich habe die „Schuhzunge“ im Verdacht. Einige schmerzvolle Kilometer weiter (die schon gar nicht mehr hätte gehen sollen), schnürt mir Miri die Zunge vom Gelenk weg, damit sie nicht mehr drückt. Und ich laufe weiter.

Schwan drüber und Schwein gehabt

Ein wenig seelische Linderung bringt der Anblick dutzender Schwäne, die in Ufernähe der Havel übers Eis watscheln und im Wasser gründeln. Ein Mikropäuschen für alle, auch die, die die Schwäne ignorieren. Der Hammer zum Schluss kommt ja noch. Erstmal scheuche ich alle den Karlsberg hoch, der zum Grunewaldturm führt. Am Ufer zu bleiben, wäre auch nicht caro-like gewesen. Dafür spare ich uns aber den Schlenker über Schildhorn, der uns sicher 300 m Fußweg spart.

 

Stattdessen geht es alsbald rechts wieder in den Wald, gefährlich nah an verführerischen BVG-Bussen vorbei. Die Sonne senkt sich langsam über den Baumwipfeln hinter uns herab. Es wird wohl knapp, den Gipfel des Drachenbergs noch pünktlich zum Sonnenuntergang zu erreichen. Viele sehen schon richtig kaputt aus und dazu zähle ich auch mich dank meines Fußes. Neben mir schreit Aivin auf einmal auf. Eine Wildschweinrotte guckt uns von links nur einige Meter entfernt an. Frischlinge sind auch dabei. Etwa sieben Schweine gucken etwa 20 Wanderer an. Und andersherum. Den Schweinen wird’s zuerst zu blöd und sie trollen sich zurück in den Wald.

 

Kurz bevor sich der Weg gabelt – rechts hoch zum Berg, links drumherum – stelle ich jedem den Aufstieg frei. Ausnahmslos alle entscheiden sich für… rechts! Der Aufstieg ist steil und hart. Oben weht ein fieser Wind und ich höre jemanden sagen: „Da hinten ist ja mal Zivilisation zu sehen!“ Ja, diese Tour hat sich nicht nach Stadt angefühlt. In der Dämmerung wuseln wir den Berg hinab. Die Glühweinpause hat uns leider den Sonnenuntergang dort oben gekostet.

 

Nur ganz wenige Meter trennen uns nun noch vom Ziel am S-Bahnhof Heerstraße. Nach neun einviertel Stunden finden wir uns zum Abschlussfoto dieser Winterwanderung bei bestem Wetter zusammen. Es war ein schöner Tag.

Ich hoffe, ich sehe ganz viele von euch ganz bald wieder!

Die Strecke zum Nachwandern

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[:de]Winterostseeweg – die Vogelnestproblematik[:]

[:de]50 km in 10 Stunden. Im Februar an der Ostsee. Wenn mich vor 10 Jahren jemand gefragt hätte, ob ich das nicht mitmachen will, hätte ich wohl nur den Kopf geschüttelt und denjenigen für verrückt erklärt. Wahrscheinlich wäre es vor einer Dekade auch den meisten anderen so gegangen, als es noch nicht alle Nase lang 100 km-Märsche in jeder Ecke Deutschlands gab. Heute gibt es zwar immer noch genug Leute, die mich für verrückt halten, an solchen Extremveranstaltungen zum Spaß und für teilweise viel Geld teilzunehmen. Aber irgendwie ist das normal geworden. Und so erscheint einem die halbe Distanz schon fast wie ein Spaziergang. Ein Spaziergang an der winterlichen Ostsee. Manch ein Trainingsmarsch war doch schon länger als die 50 km Winter-Ostseeweg.

Rund 400 Teilnehmer wollen am 17.02. diesen Spaziergang starten. Allein unser Team EarnYourBacon macht davon etwa 10 Prozent aus. Für viele ist es schon die zweite längere Winterwanderung an der Ostsee in diesem Jahr. Ende Januar waren wir für gute 31 km auf dem im Winter verschlafenen Usedom eingekehrt und am teils verschneiten Strand entlang gewandert. Um 9 Uhr ist Start im Ostseebad Kühlungsborn. Um 8 Uhr ist mein Tagesrucksack gepackt mit gefüllter Wasserblase, Croissants, Wechselsocken und -merinowäsche, einem Erste-Hilfe-Säckchen und einer Stirnlampe. Fertig angezogen im Zwiebelprinzip bin ich auch, aber die Haare sind noch nicht „wanderbereit“. Aus Zeitmangel beschließe ich, mir die Zöpfchen einfach auf der Fahrt zum Start zu flechten. Doof nur, wenn man unterwegs merkt, dass die Zopfgummis in der Unterkunft zurückgeblieben sind. Mit offenen Haaren 50 km wandern? „Oh Gott, da bleibt ja am Abend nur noch ein Vogelnest auf dem Kopf zurück“, denke ich und schreibe einen Hilferuf in unsere WhatsApp-Gruppe. Maika rettet mich zum Glück vor dem drohenden Knotendisaster mit einem Ersatzgummi.

 

Ganz untypisch für eine Sportveranstaltung findet der Start innerhalb einer Sporthalle statt. Dick in unsere Schichten eingepackt, können wir es kaum erwarten, endlich raus auf die Strecke entlassen zu werden. Es geht gleich Richtung Meer und für ein kurzes Stück auf der Promenade entlang. Mit 3 Grad ist es winterlich kalt, aber die Anstiege im Inland und die stete Bewegung heizen uns schon gut ein. Aus meinen Fehlern habe ich natürlich gelernt und heute eine lange Unterhose an. „Schwerer Fehler“, denke ich schon nach kurzer Zeit, als es den langen, fiesen Anstieg zum Leuchtturm Basdorf hochgeht und meine Beine glühen. Der Abschnitt erinnert mich sofort an den langen 100 km-Ostseeweg, wo es danach gleich noch in die sehr anspruchsvolle „Kühlung“ geht, die viele Teilnehmer in die Knie gezwungen hatte.

 

Man, ist das warm

Neben mir läuft Lea und klagt über ihren nicht ganz perfekten Zopf. Unter ihrer Mütze würden die Haare immer verwurschteln, sagt sie. Und ich dachte immer, ich wäre die einzige mit der Vogelnestproblematik, was lange Haare angeht. Nach rund 17 km kommen wir am ersten Verpflegungspunkt an. Es gibt Toiletten, heißen Kaffee und Tee, Kuchen, Obst und Laugengebäck. Genug, um den gierigen Wanderermagen für die nächsten 11 km bis zur nächsten Verpflegungsstelle ruhig zu stellen. Während ich noch meinen Kaffee genieße, fragt mich Nina, ob ich nicht noch ein Zopfgummi für sie hätte. Sie hätte ihres verloren und ihre Haare würden offen sofort verfilzen. Komisch, wie oft dieses Thema gerade heute hoch kommt. Ich wedele mit meinem Zopf, in dem das schon selbst geborgte eingeflochten ist, und schüttele leider den Kopf.

Nachdem ich meine nassgeschwitzte Daunenjacke gegen ein Fleecehoodie getauscht habe, geht es mit der Rasselbande weiter. Einige Streckenabschnitte laufen wir jetzt in die entgegengesetzte Richtung, dann geht es schnurstracks wieder zum Meer. Der Ausblick von der Steilküste ist toll, aber der Weg furchtbar matschig. Immer wieder rutschen und glitschen die Schuhe im Morast weg und die Wanderhosen sehen aus, als hätten wir sie extra mit Schlamm eingerieben. Ein Strandkorb und das 20 km-Schild laden zu einem kleinen Fotostopp ein, bevor es bald wieder ins Inland geht.

 

Meine Laune ist ungebrochen gut, nur neben mir schnauft es ab und an. Martins Rucksack gehört nicht gerade zu den ergonomischsten und drückt fortwährend auf die Schultern. Das Wundermittel Ibuprofen hilft zumindest, bis zum zweiten Verpflegungspunkt zu kommen, der gleich dem Start- und Zielort ist. Martin entledigt sich seines Rucksacks und ich mich meiner langen Unterhose und der nassen Daunenjacke. Genug geschwitzt. Nach zu viel Kuchen geht es im größeren Rudel ab zur Promenade, diesmal in die andere Richtung. Hier sind auch deutlich mehr „normale“ Spaziergänger unterwegs, die uns ulkig anschauen, während wir lautstark von unseren ersten absolvierten 28 Kilometern erzählen.

 

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich meine Füße noch nicht spüre. Doch, doch, die sind da und fragen sich, warum sie jetzt eigentlich nochmal 22 km laufen müssen. Ganz einfach: weil der Rest des Körpers will und sie nunmal mitmachen müssen. Die ganz unten müssen eben am härtesten arbeiten, während der Kopf sich amüsiert. Das ist ja nicht nur beim Wandern so. Gespräche über Geländewagendachgepäckträgersysteme, günstige Unterkünfte in Polen, wildes Campen in Deutschland und Leichtmetallkochtöpfe verkürzen die Zeit bis zum dritten Verpflegungspunkt in Heiligendamm, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte. Umso mehr freue ich mich über einen weiteren leckeren Kaffee und den inzwischen siebten Vanillekringel. Nur noch etwa 10 Kilometer, da wird die letzte Pause auf ein Minimum verkürzt.

 

Die Nacht senkt sich herab

So langsam setzt die Dunkelheit ein und es wird auch wieder ein wenig kälter. Meine Hände frieren trotz Handschuhe und meine Fußsohlen brennen schon ganz gut. Trotzdem legt unser kleines Trüppchen nochmal ordentlich an Tempo zu und überholt einen nach dem nächsten Wanderer. Steve und Max, die aber anscheinend Raketenwasser getrunken haben, verschwinden einfach vor uns in der Dunkelheit. Der Weg führt nun lange an Straßen entlang und die Scheinwerfer der Autos lassen uns ein ums andere Mal erblinden. Kurz missdeuten wir auch die auf dem Radweg aufgesprühte Aufforderung, uns links zu halten, aber wir werden noch rechtzeitig vom Streckenposten wieder auf den richtigen Pfad gewunken.

Die Stirnlampen lassen wir bewusst aus. Unsere Augen haben sich ganz gut an die Dunkelheit gewöhnt. Als es aber auf die Zielgerade mitten in den finsteren Wald geht, müssen auch wir einsehen, dass wir eine zusätzliche Lichtquelle brauchen. Mittendrin kommt uns noch Lotte, der „Veranstaltungsbegleithund“ entgegen gelaufen und bringt uns fröhlich neben uns her trottend zum Ziel, der Halle in Kühlungsborn. Janine hat uns kurz vor dem Wald noch eingeholt und so laufen, nein rennen wir zu fünft Hand in Hand durch den Zielbogen, wo wir mit Applaus von unseren Teammitgliedern empfangen werden. Im Minutentakt kommen nun die restlichen EarnYourBacons in Ziel und mit Sonja sind wir am Ende vollständig. Finisherquote: 100 %.

Mit Holzmedaille und Urkunde hole ich mir den verdienten Glühwein und einen weiteren Vanillekringel, ziehe mir meine Schuhe aus und setze mich einfach auf den Hallenboden. Der Plan, Pizza in die Halle zu bestellen, scheitert am Vorhandensein eines Lieferdienstes in Kühlungsborn. Und auch die Pizzeria vor Ort ist nicht in der Lage, 25 von uns bei sich aufzunehmen. Stattdessen entsteht der Plan, im Hotel, wo der Großteil aller Teilnehmer von uns untergekommen ist, die Lounge zu besetzen und die Pizza eben von gegenüber selbst zu holen.

Beim Aufstehen merke ich auf einmal, wie ein stechender Schmerz in meinem linken Fußgelenk ein vernünftiges Gehen unmöglich macht. Noch vor dem Zubettgehen werde ich feststellen, dass er dick geschwollen ist. Warum hatte ich das denn unterwegs nicht gemerkt. Mit dem Auto geht es daher statt zu Fuß zum Hotel und mit viel Improvisation und Hin- und Herrrennens zwischen Hotel und Pizzeria kommen wir alle tatsächlich noch an unser Futter und jede Menge Bier. Einen Teil des Teams haben wir allerdings auf dem Weg an einen Inder verloren.

Zufrieden über den Tageserfolg stoßen wir an, mampfen unsere fettigen, aber geschmackvollen Pizzen, planen den nächsten Tag, lassen den heutigen Revue passieren und verabschieden uns um halb elf in unsere jeweilen Quartiere. Die Ostsee wird uns sicher für die ein oder andere Schandtat wiedersehen.

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[:de]Abnehmen, Rekorde aufstellen, Technik – Was motiviert dich?[:]

[:de]Es ist wieder Januar und die Kurse in den Fitnessstudios quellen über. Die Neujahrsmotivation scheint jeden zum Sport zu treiben, der den Rest des letzten Jahres faul gewesen war und mit guten Vorsätzen ins Jahr 2018 gestartet ist. Letzten Donnerstag habe ich beim Bodypump-Kurs bei Superfit kaum noch nach rechts, links, vorne oder hinten treten können. Es ist jedes Frühjahr dasselbe und ebbt zum Sommer ab. Erstaunlich, wie ein simples Datum die Menschen zu neuer Lebensweise motivieren kann. Manch einen sogar dauerhaft.

Auch mich hat diese Welle wieder gepackt. Ich gehe wieder regelmäßig laufen, ins Fitnessstudio (allerdings zurückgekehrt zu meinen McFit-Wurzeln, wo es trotz neuer Livekurse noch entspannt leer ist), probiere neue Kletter-Locations aus und ernähre mich ungewohnt gesund.

Was motiviert mich?

Es ist ein ganzer Blumenstrauß an Gründen, der mich wieder in den Sportsattel gehoben hat. Die Strandfigur in zwei Monaten für den Florida-Urlaub und ein gestärkter Körper für den Thru-Hike des Ocean-to-Lake-Trail. Fitness und Kondition für die kurz danach folgenden Anstrengungen des Fjällräven Polar, bei dem ich meine Hunde am Schlitten vor mir bestmöglich unterstützen will, ohne am Abend völlig am Ende zu sein.

Endlich wieder eine vernünftige Zeit beim Halbmarathon auf dem Rennsteig laufen. Das wäre was! Dafür habe ich mir bei Runtastic nun doch nach langer Zeit mal wieder einen Trainingsplan heruntergeladen, der mich ab dem 05. Februar antreiben soll. Ich habe gemerkt, so ein fester Plan motiviert mich ungemein, auch beim schlechtesten Wetter und größter Unlust in die Laufschuhe zu schlüpfen und das Ding einfach mal durchzuziehen. Ein Plan ist ein Plan. Und an den wird sich gehalten. Wer also auch schweinehundgefährdet ist, das Lauftraining einfach mal sausen zu lassen, dem empfehle ich unbedingt einen geordneten Plan.

Gesunde Ernährung kommt von selbst

Ich beobachte das an mir schon seit ein paar Jahren: je weniger Sport ich treibe, umso ungesünder esse ich. Heute laufen gehen? Och nö, lieber vor ein Filmchen hocken und Nachos mit Käse reinpfeifen. Seitdem ich aber wieder regelmäßig sportel, hält sich meine Lust nach Ungesundem in Grenzen. Sie ist nicht weg, oh nein. Aber so ein Steak mit Salat, Balsamico und Pinienkernen ziehe ich auf einmal der fettigen Pizza vor. Abends gibt’s dann halt statt Nachos einen Vanille-Casein-Shake, der beim Fettab- und Muskelaufbau helfen soll.

Technik – Freund oder Feind?

Im engeren Familienkreis wurden zu Weihnachten Fitnesstracker geschenkt. Zum einen, um mehr Anreiz für Bewegung zu schaffen, zum anderen, um die tatsächliche tägliche Schrittzahl zu erfahren. „Gehst du dann wirklich noch 300 Schritte mehr, wenn du kurz vor der 10.000 bist?“ fragte mich mal eine Kollegin. Ja. Am Anfang bin ich das schon. Durch die regelmäßigen langen Wanderungen ist die Motivation bei mir allerdings eher in den 50.000er-Bereich gestiegen, um noch einen Anreiz zu schaffen, noch ein paar Mal mehr um den Block zu gehen. Im Alltag interessiert es mich trotzdem, ob ich den ganzen Tag herumlag und gerade mal 500 Schritte gegangen bin oder allein durch das Hin- und Herwuseln auf Arbeit schon 9.000 oder mehr zusammen gekommen sind. Inzwischen haben ja die meisten Smartwatches schon einen Schritt- und Kilometerzähler integriert.

Gerade beim Lauftraining motiviert so ein kleines Gerät am Handgelenk aber schon. Man läuft eben nicht 9,8 km. Die 200 m zur glatten 10 sind dann immer noch drin. Immer! Andersherum hat mich gerade meine Garmin Fenix in den ersten Wochen oft frustriert. Nach jeder Laufeinheit ging meine Fitness angeblich herunter. Mein Trainingszustand wurde als „unproduktiv“ deklariert. Mal fühlte ich mich tatsächlich so, wie die Uhr das hinterher attestierte. An anderen Tagen lief es richtig gut und ich fühlte mich auch prima. Die Garmin fand meine Performance trotzdem unter aller Sau. Aber auch so ein Gerät arbeitet nur mit den Daten, mit denen wir es füttern. Daher hilft hoffentlich ein Neueinstellen der Rahmenparameter wie maximaler Herzfrequenz u. ä. damit mein Trainingspartner auch wieder vom Gegner zum Partner wird.

Freunde und Gleichgesinnte

Zu guter Letzt sind es die Menschen in unserem Umfeld, die uns zum Bewegen bewegen. Wer möchte nicht schlank sein für den (zukünftigen) Partner? So oft lasse ich mich von Freunden und meinem Team zu Wettkämpfen, Märschen oder anderen durchgeknallten Aktionen überreden. Wie so vieles macht auch Sport am meisten Spaß, wenn man ihn teilt!

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[:de]Berliner Polarnacht – Fehler wie ein Anfänger![:]

[:de]Fehler machen wie ein Anfänger. Und das nach hunderten von Wanderkilometern, davon zahlreiche in der kühlen bis kalten Winterzeit. Ja, auch das passiert (mir) mal. Zum bereits dritten Mal bin ich zur Berliner Polarnacht angemeldet. Beim ersten Mal vor zwei Jahren kam ich etwa 30 km weit. 2017 gab es dann die erste Urkunde zum erfolgreichen Überleben der damals wirklich harten 50 Km der Nacht. Vereiste und verharschte Böden mit ausreichend Schnee, um die Gelenke zu quälen, hatten mich mehrfach an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Dies Jahr war ich von Anfang an nicht sicher gewesen, ob ich die 50 Km durchziehe. Ich war seit Mitte November, seit dem Halbmarathon in Las Vegas, einfach zu faul gewesen. Bis auf einige wenige Alibi-Läufe und die Glühweinwanderung waren da keine sportlichen Highlights zu verzeichnen gewesen. Nun könnte ich als Vorwand den immensen Zeitaufwand für die Fjällräven Polar-Bewerbungsphase als Grund vorschieben, aber wenn seien wir mal ehrlich: eine Stunde für eine kleine Laufrunde ist doch immer irgendwo drin. Egal. Ich war also völlig untrainiert und wollte die Polarnacht für einen neuen Motivationsschub nutzen. Dafür eignen sich Anmeldungen zu Wettkämpfen immer!

Um 18 Uhr treffen wir uns zum präventiven Kohlenhydratspeicherauffüllen in einer Lokalität am S-Bhf Gesundbrunnen. Frisch gestärkt geht es um kurz vor 20 Uhr zum Treffpunkt los, wo Wolfgang Pagel und seine Helfer schon fleißig Listen abstreichen, Geld einsammeln und Routenbeschreibungen verteilen. Selfies werden geschossen, für Gruppenfotos zusammengerottet und Punkt 20 Uhr bewegen wir uns zu etwa fünfzigst in die Berliner Nacht. Mit etwa 1 Grad ist es winterlich kalt, aber der Boden eis- und schneefrei.

Ich habe mir zwar eine Papierkarte von Wolfgang eingesteckt, aber eigentlich nur für den Notfall. Selbst auf das Herunterladen der Strecke habe ich diesmal verzichtet. Ich möchte mich einfach mal treiben lassen, wenn ich schon nicht diejenige bin, die die muntere Truppe durch den nächtlichen Stadtdschungel führt. Das klappt auch richtig gut. Quasi von Beginn der Wanderung bis kurz vor Ankunft am 23 km entfernten Pausenziel habe ich keine Ahnung, wo ich gerade bin. Diese Gegend Berlins ist mir völlig fremd. Aber ich unterhalte mich vortrefflich mal mit dem einen, mal mit dem anderen. In der Dunkelheit erkenne ich im Zweifel auch erstmal gar nicht, mit wem ich da gerade rede.

 

Dumm gelaufen

Die amüsanten Gespräche sind sicherlich auch der Grund, warum sich zwei ungute Gefühle noch ganz gut unterdrücken lassen, die sich nach etwa 15 km immer weiter geistig und körperlich in den Vordergrund drängen: meine Oberschenkel und der Hintern frieren und ich muss auf Toilette. Bezüglich Zweiterem quält mich mein Magen zusehends mehr, aber eine Aussicht auf Erleichterung gibt es nicht. Zu schnell und ohne Anhalten bewegt sich die Masse. Max, der nur mal kurz in den Busch verschwunden war, brauchte 20 Minuten, um uns wieder einzuholen. Und wenn Max schon bei geringstmöglicher Auszieh-Zeit und hoher Aufholgeschwindigkeit schon so lange braucht, habe ich als Weibchen keine Chance, meine Mitwanderer jemals wieder zu finden

„Die kalten Schenkel hätte ich aber echt vermeiden können“, denke ich. „Ziehst dir fünf Schichten am Oberkörper an, wovon schon mindestens zwei zuviel sind… aber an den Beinen haste nur eine dünne Schicht. Wie doof ist das denn?“ Ich erinnere mich nun, im letzten Jahr mit langer Unterhose gestartet zu sein.

 

Um 0:25 Uhr landen wir am S-Bhf Zitadelle in Spandau und in der dortigen McDonalds-Filiale. Beim erleichternden Toilettenbesuch reicht ein flüchtiger Blick auf meine Oberschenkel, um zu wissen: Weitergehen in die immer noch kälter werdende Nacht macht einfach keinen Sinn. Zumindest nicht bis zum Ende der 50 km. Knallrot ist meine Haut dort überall und eiskalt. Eigentlich würde ich gerne trotzdem noch einige Kilometer mitwandern und so wie vor zwei Jahren nach gut 30 km aussteigen. Leider lässt das aber die geänderte Streckenführung nicht zu. Ab hier weiterzulaufen heißt, bis zum Ende zu laufen, denn es gibt keine öffentlichen Bahnhöfe mehr an der Route. Und auf die Spandauer Busse möchte ich mich nicht verlassen. Ich bin nicht die einzige, die so denkt und so steigen rund zehn Wanderer an diesem Punkt aus.

Als ich nachts um drei in Lichterfelde ankomme und die unglaubliche Ruhe genieße, bin ich zwar einerseits froh, jetzt ins Bett zu fallen. Andererseits ärgere ich mich dennoch richtig über meine Dummheit, ohne eine zweite Schicht um die Beine losgegangen zu sein. Manchmal muss man Fehler eben zweimal machen, damit sie sich für immer einprägen.

 

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[:de]2018 – The Best Is Yet To Come[:]

[:de]Seit 2013 war jedes Jahr voll mit Laufwettkämpfen. Der Urlaub wurde um die Termine herum geplant und bereits im Winter ein fester Trainingsplan verfolgt. 2018 ist das alles ein wenig anders.

Gerade mal fünf Laufveranstaltungen finden sich derzeit in meiner Wettkampfplanung für ganze Jahr. Dabei wird es sicher nicht bleiben, aber in den Vorjahren hatte ich schon im Januar meist die doppelte Anzahl geplant. In meine finale Auswahl geschafft haben es bislang der immerschöne Frostwiesenlauf Mitte Februar mit geschmeidigen 10 km und dem letzten Glühwein der Saison, voraussichtlich ein Halbmarathon beim Spreewaldmarathon entlang des Kuchenbuffets, der Rennsteiglauf als Must-Run, Sachsentrail mit ambitionierten 34,4 km (der letzte fiel ja leider wegen Ermüdungsbruch aus) und erstmalig der Berlin-Marathon. Eventuell auch nochmal der Kristalllauf, um die Steinsammlung zu vergrößern.

 

Damit ist der Kalender aber alles andere als leer. Dazwischen reihen sich offizielle Wanderveranstaltungen von 50-100 km wie die Berliner Polarnacht diese Woche, der Winter-Ostseeweg und der Dodentocht und zu Ostern werde ich mit einer ganzen Horde wieder Marathon-Paddeln für mein Gurkenglas. Privat organisiert geht es noch im Januar für 35 km an die Ostsee nach Usedom und der Harzer-Hexenstieg mit seinen 100 km und etlichen Höhenmetern steht Ende April auf dem Plan. Langweilig wird es also keinesfalls.

 

Heiß, kalt, Regen

Die ganz großen persönlichen Highlights werden dies Jahr allerdings in meinen Urlauben aufgefahren. Im März geht es für einige Tage nach Florida. Auf dem Ocean-to-Lake-Trail wartet ein gänzlich anderes Klima und Vegetation auf mich, als ich es sonst so gewöhnt bin. Sümpfe, Alligatoren und sattes Grün erwarten mich auf den etwa 100 km zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Lake Okeechobee. Und wo ich es am wenigsten erwartet hätte, finde ich mich hier mitten in der Jagdsaison wieder. Es ist Frühlings-Truthahn-Saison. Hoffen wir mal, dass ich mich dann doch optisch ausreichend von einem Truthahn unterscheide.

 

Im April habe ich das unglaubliche Glück, einer von 20 Teilnehmern beim Fjällräven Polar sein zu dürfen. In einem langwierigen und anstrengenden Bewerbungsverfahren habe ich die Jury erfolgreich davon überzeugen können, mich als zweite Person aus Deutschland/ Österreich/Schweiz neben der nach Stimmen Erstplatzierten mitzunehmen. Wohin? Es geht in die arktische Wildnis, wo ich mit einem eigenen Hundeschlitten 300 km von Nordnorwegen nach Nordschweden düse. Dass das richtig harte Arbeit wird, lassen zahlreiche Berichte von früheren Teilnehmern erahnen. Aber nicht umsonst bezeichnen es viele als das Abenteuer des Lebens.

 

Etwas bodenständiger wird es dann im Juni. Ein Trekkingurlaub (auch) als Vorbereitung auf den Arizona Trail darf es sein. Für schlappe 60 € hin und zurück geht es nach Schottland und dort von Milngavie nach Fort William über den West Highland Way. Wenn es das Wetter erlaubt, kommt ein kleiner Umweg über den höchsten Berg Schottlands und Groß-Britanniens dazu: der Aufstieg zum Ben Nevis. Ganz sicher geht es dann aber noch ein Stück weiter Richtung Glenfinnan, um der wundervollen Kulisse beizuwohnen, wenn der “Harry Potter-Zug” dort die berühmte Kurve entlang fährt. Etwa 200 km Fußmarsch warten dort in 11 Tagen. Und dann ist erst Mitte Juni…

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[:de]20. Sondershäuser Kristalllauf – 700 m unter Tage mit Salzkruste[:]

[:de]Seit heute weiß ich, warum Bergwerke eben Bergwerke heißen. Nicht etwa, weil da im Berg gewerkt wird. Nein, wegen dem Berg im Berg. Dass ich mal so viele Höhenmeter untertage machen würde, hätte ich nicht gedacht. 255 Höhenmeter auf 10,8 km muss man auch erstmal „oben“ machen. Entsprechend bin ich jetzt, ca. 4 Stunden nach dem Lauf, mal richtig müde.

Die Nacht war heute kurz. So richtig kurz. Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker und ich schlappe in die Küche, um literweise Kaffee für die Anreise nach Sondershausen zu kochen. Kletterhelm und Stirnlampe in den Rucksack geworfen und um 5:00 Uhr geht es los. Draußen ist es noch stockdunkel, aber trotz der grausam frühen Morgenstunde ist die Autobahn Richtung Berlin schon richtig voll. Es staut sich sogar. Zum Glück muss ich in die andere Richtung.

Nach rund drei Stunden Fahrt im Dunkeln gibt es noch genug Parkplätze vor dem Eingang des Erlebnisbergwerks im Winz-Örtchen Sondershausen. Die Startunterlagen sind unbürokratisch schnell abgeholt, so dass es nach einem kleinen Frühstück im Auto dann auch schon ab in den Schacht geht. Zwei Fahrstühle, die mit Mordsgeschwindigkeit in die Tiefe rauschen, bringen die 500-köpfige Läuferschar auf -700 Meter. Meine Ohren machen schon nach den ersten Sekunden dicht, so dass ich wie ein nach Luft schnappender Karpfen im Fahrstuhl stehe. Unten angekommen, steht man bereits im feinen, weißen Salzstaub. 24 Grad und eine trockene Luft herrschen hier, aber erstmal nicht unangenehm. Es geht nach rechts, links, geradeaus in die verschiedenen Gänge des einzigen noch aktiven Bergwerks in dieser Region. Überall sind Bänke und Klapptische aufgestellt, an denen sich Läufer umziehen. Eine Kleiderabgabe gibt es nicht. Es kommt ja (erstmal) sowieso niemand mehr raus. Eine kleine Bar serviert Wiener Würstchen, Nudeln und sonstige Snacks. Blöd, wenn man sein Geld über Tage vergessen hat.

Durch das neugierige Stöbern in den salzig-staubigen Gängen, wo noch allerlei alte Maschinerie ausgestellt ist, vergehen die zwei Stunden bis zum Start um 11:00 Uhr ziemlich schnell. Ein wenig Uneinigkeit besteht darüber, in welchen Tunnel denn gestartet wird. Es stehen immerhin vier Richtungen zur Verfügung. Der Moderator klärt uns auf. Erst links, dann 1,8 km in einer Runde und das ganze dann 6 mal, insgesamt also 10,8 km. Den fiesen Berg, der gleich nach dem Start kommt, hat er mal eben verschwiegen. Das finden wir noch früh genug heraus. Nachdem ich beim Médoc-Marathon viel zu weit hinten gestartet war und kein Croissant mehr abbekommen hatte, bin ich diesmal schlauer und stehe recht weit vorn. Mein Training in den letzten fünf Monaten bestand durch den Ermüdungsbruch aus nicht mehr als vier oder fünf Laufeinheiten insgesamt. Davon war nur eine Mal 10 km lang gewesen. Viel zu erwarten habe ich also heute nicht von mir.

Nach der ersten Kurve geht es ganz kurz ein wenig bergab. „What goes down, must come up“ denke ich. Aber es kommt viel schlimmer. Es folgt ein richtig gemeiner Anstieg. Und als der fast am Ende scheint und mir schon die ersten Läufer wieder herunter entgegen kommen, geht es nochmal höher. Ich laufe das Ding konsequent bis nach oben, aber beschließe auch gleichzeitig: das war das erste und einzige Mal. In den folgenden fünf Runden wird da nur zügig hochgewandert werden. Meine Lunge brennt schon wie Feuer. Die Luft ist salzhaltig und der Boden glatt. Glattgeschliffener Salzstein eben.

Den Rest der Runde geht es zum Glück tendenziell immer bergab. Denke ich. Muss daran liegen, dass ich in der ersten Runde noch Reserven habe, denn die folgenden Runden zeigen mir ganz deutlich auf, dass es auch hier noch Passagen gibt, die ich am Ende nur noch gehen werde.

In einem breiteren und gleichzeitig auch helleren Abschnitt stehen alte verrostete Bergwerks-LKWs und Fördermaschinen zum Angucken bereit. Hier ändert sich auch die Beschaffenheit des Bodens, denn man rennt auf einmal durch strandartigen Salzsand. Etwas weiter wird man mit Musik aus Lautsprechern bedudelt, bevor es links auf die Meile mit Extra-Salzstaub geht. Ich versuche, nur durch die Nase zu atmen, aber das klappt nur bedingt. Noch einmal rechts, dann geht es wieder hoch zur Zielgeraden. Oder eben auch erst zur zweiten von sechs Runden.

Nach drei Runden frage ich mich, wie lange mein Kreislauf diesen Kreislauf mit Berganstieg wohl noch mitmacht.
Nach vier Runden möchte ich mir den Helm vom Kopf reißen.
Nach viereinhalb Runden will all die Kohlensäure beim Bergablaufen wieder nach oben raus, die mir mit Cola und Selter beim Verpflegungspunkt gereicht wurde.
Nach fünf Runden tut Jürgen von der Lippe aus einem Lautsprecher kund: „Die weibliche Brust ist schön. Und es kommt ein Getränk raus.“
In der sechsten Runde schleife ich mich nur noch den Berg hoch und zwinge mich zum Weiterlaufen. Bei den alten LKWs steht ein Läufer und macht Fotos von ihnen. Einer nach meinem Geschmack. Ich frage ihn, ob er ein Foto mit sich und dem Wagen haben möchte. Füge noch hinzu: „Auf Rekorde kommt es hier eh nicht an“. „Ach, ich bin schon fertig“, sagt er. Er dreht nur noch mal eine Extrarunde. Ob ich auch ein Foto von mir haben möchte, fragt er. Klar! Ob ich nun 3 Minuten früher oder später im Ziel ankomme, ist jetzt auch egal.

Mit salzbedeckter Haut und hängender Zunge laufe ich nach gut 1:10 Stunden über die Ziellinie und starte gleich vorbei an der Zielverpflegung zum Kristallstand durch. Denn jeder Finisher erhält beim Kristalllauf einen eigenen, ganz individuellen Salzkristall. Die paar weißen Kristalle, die es vor dem Lauf noch gab, sind natürlich schon weg. Ich finde für mich dennoch einen schönen rotglänzenden Stein mit kecker Spitze und nehme ihn stolz an mich.

Nach dem Lauf dürfen alle Läufer in den kleinen Konzertsaal, der in den Berg gehauen ist. Eine vierköpfige Band heizt uns nochmal ordentlich ein. Es wird geschunkelt, gesungen und untergehakt. Die Stimmung und Akustik sind fantastisch. Kurz vor 14 Uhr beschließe ich, die Siegerehrung auszulassen, denn es wartet noch eine lange, mutmaßlich staugeschwängerte Rückfahrt nach Berlin.

Der Sondershäuser Kristalllauf ist etwas besonderes, abwechslungsreiches und liebevolles im Einerlei der hunderten Volksläufe. Und gleichzeitig bekommt man noch eine Bergwerksbesichtigung im Schnelldurchlauf. Nur Berge, die sollte man mögen.

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[:de]Médoc-Marathon – Die Flucht vor dem Besenwagen[:]

[:de]Sport unter Alkoholeinfluss. Eigentlich ein NoGo. Und doch gibt es eine Veranstaltung, sogar einen Marathon, der das gnadenlos zelebriert: der Marathon du Médoc im schönen Frankreich nahe der Atlantikküste. Alljährlich wird dort Anfang September gelaufen, getrunken, gelacht, gefeiert. Wahrscheinlich ist es sogar DER Marathon mit der größten Dichte an Verpflegungspunkten, von denen alle eins gemeinsam haben: es gibt an jedem Rotwein. Natürlich mussten Sam und ich das Ding eines Tages laufen. Und plötzlich hatten wir schon für 2017 zwei Startplätze gebucht.

Was ziehe ich nur an?

Das Motto, welches sich jährlich ändert, hieß dieses Jahr: „Musik mit 33 Umdrehungen“, also alles rund um die Schallplatte, Rock `n Roll und ähnliches. Die Kostümfindung gestaltete sich schwierig. Von Ideen über Madonna zu Cindy Lauper und einfach einem Kleid aus kleingeschnittenen CDs war vieles dabei. Erst kurz vor Abflug kam mir dann die zündende Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und bestellte ein kurzes Elvis-Kostüm. Das passt doch für den Las Vegas-Halbmarathon gleich nochmal.

Marathon mit 33 Umdrehungen

Am frühen Morgen des 9. September wurde das sonst so beschauliche Örtchen Pauillac geflutet von quietschbunten verkleideten Läufern. So verkleidet ich mir auch vorkam, in der Masse ging man einfach unter, wenn man nicht gerade eine 3 m hohe Simpsons-Pappmaché-Figur auf den Schultern trug oder den Eiffelturm. So eine hohe Quote an kostümierten Läufern hatte ich nicht einmal beim Disneyland-Halbmarathon gesehen. Wir reihten uns relativ weit hinten zwischen Kiss und dem Simpson-Mann ins Startfeld ein. Startblöcke gibt es hier nicht. Wer zuerst kommt, steht eben vorn. Aber wer hat hier schon Ambitionen, schnell zu sein? Weit über uns tronten auf einer Hebebühne drei Männeken, die elektrische Gitarre und Keyboard spielten… oder zumindest so taten. Die Musik dröhnte so oder so aus den Lautsprechern am Rand und heizte die Menge an.

Der Startschuss fällt und es tut sich… erstmal nichts. Wir stehen und warten, bis sich irgendwann mal das Feld vorne ein wenig auflöst und man zumindest losgehen kann. Dann lichtet sich die Menge und wir legen los. Sam und ich sind richtig gut drauf, denn aus gegebenem Anlass haben wir schon weit vorher beschlossen, heute bei 25 km aufzuhören. Heute geht’s ums Event, Gemütlichkeit und vor allem Wein! Und den gibt es bereits nach weniger als einem Kilometer. Gewühle, Gelache, Gedrängel, dann haben wir unsere erste Kostprobe… und für den ersten Kilometer schon 12 Minuten gebraucht.

Wir laufen weiter. Aber nach 2,8 km stehen wir schon wieder im Stau und wissen gar nicht, warum. Die Straßen des Örtchens sind eng. Nach 2 km sollte es eigentlich Frühstück geben. Das hat man sich nach der langen Strecke schließlich verdient. Also schlürfen wir mit tausenden anderer Läufer durch die Gassen und hoffen auf ein Croissant. Einige hundert Meter weiter finden wir aber nur noch leere Tische vor, auf dem nur noch ein paar Krümel darauf hinweisen: hier gab es mal Croissants. Manno! Den Kummer ertränken wir erstmal beim nächsten Weinstand/ Verpflegungspunkt.

Flucht vor dem Besenwagen

Immer mal wieder kommt vom Himmel eine ordentliche Husche und macht uns nass bis auf die Knochen. Auch nicht schlimm, denn gleich danach scheint wieder die Sonne und beschert uns schönste Regenbögen. Atlantikwetter ist schon besonders. Außerdem wärmt auch der Alkohol, denn wir nehmen wirklich jeden Verpflegungspunkt mit und halten den mutmaßlich zunehmenden Verfall fotografisch fest.

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Bei Km 10 ist der Ausblick auf die Weinberge so schön, dass wir gut 20 Minuten hier verbringen. Und plötzlich steht der Besenwagen hinter uns. Ach du Schande! Beine in die Hand genommen und weggerannt. Kann doch nicht sein! Unser Plan, immer 2 km zu laufen und 1 km zu gehen, hat sich sowieso schon längst in Luft aufgelöst. Jetzt gilt es nur noch, vor dem Besenwagen zu flüchten. Genauso gestalten sich auch die nächsten Kilometer. Wein trinken, Fotos machen, Besenwagen erblicken, wegrennen. Der Hammer. Wer das noch nicht mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, wieviel Spaß das machen kann.

Langsamer als ein Zauberwürfel, aber schneller als der Eiffelturm

Während wir den Besenwagen noch gut in Schach halten können, überholt uns immer mal wieder ein Zauberwürfel. Irgendwann geben wir klein bei. Der Würfel ist einfach schneller als wir. Aber ganz vor läuft noch ein Eiffelturm, den es einzuholen gilt. Nach etwa 15 km springen einige Teilnehmer spontan in einen See kurz vorm Schloss. Ob die da wohl noch vor dem Besenwagen rauskommen? Wir laufen uns einen guten Vorsprung heraus und können sogar den Eiffelturm kassieren. Der Mann, der ihn auf seinen Schultern trägt, sieht aber auch nicht mehr gut aus. Ebenso unsere Selfies, die immer interessanter werden. Verschwommen ist durch den Regen-Sonnen-Mix nicht nur unser Blick.

Die Kilometer fliegen gefühlt erstaunlich schnell vorbei, obwohl wir tatsächlich ewig unterwegs sind. Fast 3:15 Stunden für die Halbmarathonstrecke. Aber es fetzt einfach! Ganz, ganz kurz kommt der Gedanke auf, doch weiter zu laufen. Doch genauso schnell, wie er aufkommt, wird er auch wieder im Keim erstickt. Bislang ist das alles richtig spaßig, aber wie lange werden wir dem Besenwagen noch davonrennen können? Wann wird aus Spaß Arbeit? Spätestens nach 35 km würden wir uns verfluchen und quälen, denn unser Trainings- und Gesundheitszustand gibt einen Marathon einfach nicht her.

25 km und ein wenig Schummeln

Das Chateau Rothschild ist damit unser letztes Schloss. Leider gibt es hier wider Erwarten keinen Wein. Dabei hatten wir doch erst 9 Gläser! Wir lassen den Besenwagen passieren und laufen durch den Schlosspark. An dieser Stelle engt sich der Marathonkurs ein wenig ein und man kann zu Fuß zu Km 40 durch kleine Ortschaften laufen. Der Himmel ergießt sich noch einmal wie aus Kübeln und schon scheint wieder die Sonne. Vorbei an leckeren Weinreben und kleinen französischen Häusern schlendern wir rüber zu den finalen Kilometern des Médoc-Marathons. In einem kleinen Kiefernwäldchen nehme ich mir einen 15 cm großen Zapfen mit, den ich auch bis ins Ziel tragen werde.

Kurz vorm Käse kommen wir wieder auf die Strecke. Das Entrecôte und die Austern haben wir leider verpasst. Bei Km 41 gibt es Schokoladeneis am Stiel. Die Franzosen wissen, was sich gehört. Und sogar schminken kann man sich vor dem Zieleinlauf noch einmal lassen. „In Schönheit den Lauf beenden“. Wir lassen das. Wir sind auch so schön genug.

Gemeinsam laufen wir über den roten Teppich und die Ziellinie des Marathons. Bevor man ins Finisher-Zelt gelangt, werden alle Läufer über ihre Startnummern gescannt. Da wir unsere Chips entfernt haben, nachdem wir aufgehört haben, gibt es bei uns nichts zu scannen und so erhalten wir nur unsere Trostbecher für das Nachverpflegungszelt. Finisherbag mit Weinflasche und Medaille bleiben in Frankreich. Wenn wir ehrlich sind, haben wir sie uns ja auch nicht verdient, auch wenn wir heute fast 31 km gelaufen/gewandert sind. Dafür habe ich ja meinen Siegerzapfen!

Der Médoc-Marathon, meines Erachtens ein Event, das seinesgleichen sucht. Ein bisschen wie Disneyland, nur mit Alkohol. Wer auch mal (wirklich) Spaß bei einem Wettkampf haben will, sollte sich diese Veranstaltung zumindest einmal antun und alle Ambitionen über Bord schmeißen. Médoc ist einfach eine riesengroße Party. Und ich konnte für mich feststellen: Laufen und Wein trinken geht erstaunlich gut. Da weiß ich, was im Winter in meine Trinkblase kommt. Glühwein 😊

Die schönsten gesichteten Kostüme

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Und wenn man schon in Frankreich ist…

…fährt man einfach mal die Stunde von Bordeaux zum Atlantik und genießt einen Tag am Strand mit hohen Wellen, Waffeln und dem durchwachsenen Atlantikwetter.

Ein großer Dank geht an der Stelle auch noch einmal an unseren großartigen Fotografen, der sich durch alle Massen und Weinberge gekämpft hat, um uns beim Trinken…äh Laufen zu erwischen!

 

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[:de]10 ½ Tipps gegen geplagte Wander- und Läuferfüße[:]

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Unsere Füße sind unser wichtigstes Gut beim Wandern und Laufen. Kilometer um Kilometer müssen sie uns tragen, teilweise auch mit ordentlichem Gepäck auf dem Rücken. Daher solltest du deine Füße hegen und pflegen. Ein paar Tipps dazu findest du hier.

 

Vor dem Wandern

Fleißig Cremen

Geschmeidige Fußhaut ist weniger anfällig für Blasen und Fußbrennen, als trockene, rissige Haut. Daher solltest du deine Füße schon weit vor der Wanderung regelmäßig mit Cremes pflegen,  die für eine weiche, gepflegte Fußhaut sorgen. Ich nutze gerne z. B. Gehwohl Extra, welches auch noch gut nach Lavendel und Thymian riecht und gleichzeitig Fußpilz vorbeugt.

Passende Einlagen

Seit ich mir durch den Laufsport und/oder lange Wandereinheiten einen Ermüdungsbruch zugezogen habe, weiß ich, wie wichtig Einlagen sind. Kein Schuh von der Stange ist auf das individuelle Fußgewölbe angepasst, so dass im Prinzip jeder Mensch passende Einlagen braucht, um Schwachstellen auszugleichen. Hierzu kannst du dich bei deinem Orthopäden beraten lassen, welcher dir dann entsprechende Einlagen verschreibt.

Fußmuskeln trainieren

Gerade die Fußmuskeln werden oft im Training vernachlässigt und sind wenig ausgeprägt. Um Verletzungen im Fußbereich vorzubeugen, solltest du zum einen öfter einfach mal barfuß laufen und ergänzend deine Fußmuskeln mit ein paar Übungen gezielt aufbauen. Ein paar einfache, aber wirkungsvolle Übungen findest du hier.

Nägel schneiden

Jeder zweite hatte sie schon mal: blaue Zehennägel. Durch zu hohen Druck auf den Zeh einsteht unter dem Nagel ein unschöner Bluterguss, der Nagel löst sich früher oder später ab. Ursachen können zu eng sitzende Schuhe sein, aber auch zu lange Zehennägel. Gerade vor einer längeren Wanderung, aber auch für den Laufsport, sollten deine Zehennägel möglichst soweit gekürzt werden, dass bei der sportlichen Aktivität kein Druck ausgeübt werden kann.

Beim Wandern

Die richtige Socke

Ganz wichtig neben der Wahl des passenden Wander- oder Laufschuhs sind die richtigen Socken. Verzichte möglichst komplett auf Baumwollsocken. In ihnen bekommst du schwitzige Füße, denn das Fußklima kann Baumwolle nicht regulieren. Ideal sind Socken mit Merinoanteil, denn damit wird zudem noch der Geruch in Schach gehalten. Auf meiner Trekkingtour in Lappland haben sich die Outdoorsocken von CEP mit Kompression, Merinoanteil und Druckstellenschutz bewährt.

Cremen, salben, schmieren

Auch während des Wanderns kann das Pflegen der Füße in den Pausen helfen, der Gefahr von Blasen oder Wundscheuern vorzubeugen. Gehwohl eignet sich hierfür, aber auch Anti-Blasen-Sticks von Compeed, Hirschtalg und ähnliche. Einige Cremes haben zudem eine kühlende Wirkung, was nach vielen Stunden und Kilometern eine Wohltat ist.

Schuhe aus

Lass Luft an deine Füße, wenn du eine längere Pause planst. Wenn ein Bach in der Nähe ist, kannst du deine geschundenen Füße ein wenig abkühlen. Wichtig ist, sie hinterher wieder gut abzutrocknen. Ggf. kannst du die Pause auch für einen Sockenwechsel nutzen. Sitzen deine Schuhe/Socken aber perfekt, verzichtest du bei kurzen Pausen auf das ausziehen. Never change a running/walking system.

Blasen pflegen

Blasen sind lästig, können aber auch mal bei der erprobtesten Socken-Schuhkombination auftreten. Daher solltest du hierfür immer gewappnet sein, denn eine schmerzende Blase kann schnell das Vergnügen trüben oder die Wanderung ganz zum Abbruch führen. Ein paar Tipps und Mittelchen findest du hier.

Nach dem Wandern

Fußbad

Gönne deinen Füßen nach den Strapazen ein wohltuendes Fußbad. Das entspannt nicht nur deine Füße, sondern auch dich selbst, wenn die ätherischen Öle aufsteigen und du tief einatmest. Außerdem helfen Fußbäder, lästigen Krankheiten wie Fußpilz vorzubeugen. Ein paar Rezepte zum Selbermachen eines Bades findet ihr hier.

Und wieder cremen

Sagte ich schon, wie wichtig eincremen ist? Auch nach der Wanderung gilt, was davor und dabei gut ist: gepflegte, seidige Füße. Letztlich könnt ihr dafür die gleichen Cremes, z. B. Hirschtalgcreme, verwenden, die ihr auch schon zur Vorbereitung und während der Wanderung genutzt habt.

Schuhwechsel

Auf langen Trekkingtouren habe ich leichte Outdoor-Sandalen dabei, um meinen Füßen nach den Stunden in Wanderschuhen eine Abwechslung zu bieten. Fürs Lagerfeuer oder die paar abendlichen Runden ums Zelt braucht es letztere nicht mehr und die Füße atmen quasi erleichtert auf. Im eher städtischen Gebiet oder nach Trainings für 100-km-Läufe freue ich mich dagegen, in eins meiner vielen Paar Fellschuhe zu schlüpfen. Das weiche Fell an der strapazierten Fußsohle fühlt sich so viel besser an als jede andere normale, noch so gepolsterte Sohle. Wer das auch mal ausprobieren mag, findet bei Planet-Sports ein paar gute Angebote.

Drum pfleget immer gut eure Füße! Sie werden euch mit vielen Kilometern und wunderschönen Aussichten belohnen.


Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Planet-Sports, wurde aber wie immer völlig unabhängig und mit meiner eigenen Meinung verfasst. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt genommen.[:]

[:de]Las Vegas und seine Konsequenzen für den Marathon[:]

[:de]Mal wieder gab es ein Attentat. Mal wieder hat es die USA erwischt. Mal wieder starben viele unschuldige Menschen. Trotzdem ist diesmal vieles anders. Und wird es Konsequenzen haben.

Nach den Attentaten in Paris, Manchester, Nizza und Berlin, um nur einige zu nennen, gab es Wellen von Facebook-Accounts, die mit temporären Profilbildern der getroffenen Nation ihre Anteilnahme zeigten. Auf den Fluren der Büros oder in den Reihen der Freundschaften wurde ich immer wieder angesprochen, wie schlimm das doch sei. Dies alles waren Attentate mit terroristischem Hintergrund aus Richtung des IS oder ähnliche Gruppierungen.

Und diesmal, nach dem Attentat in Las Vegas? Gefühlt nichts! Niemand außer den Nachrichtensendern scheint darüber zu sprechen. Auch auf Facebook geht das Leben seinen gewohnten Gang als wäre nichts passiert, obwohl am 01.10.2017 im Schnitt genauso viele Menschen gestorben sind wie bei den vorher genannten. Ist das ein deutsches oder europäisches Phänomen? Denken wir vielleicht, das Problem war hausgemacht, weil ein Einheimischer im Land des erlaubten Waffenbesitzes durchgedreht ist? Oder sind es einfach zu viele Anschläge in zu kurzer Zeit, um immer wieder festzustellen, wie schlimm das ganze doch ist?

Sicherheit ist eine Illusion

Ich mache mir dieser Tage jedoch sehr viele Gedanken darüber. In 26 Tagen fliege ich an den Ort des Geschehens und in gut einem Monat bin ich dort zum Halbmarathon angemeldet. Schon gestern hat sich der Veranstalter per Email und über Facebook geäußert und verspricht, sich zum passenden Moment mit den Behörden und der lokalen Sicherheit darüber zu unterhalten, wie man uns Teilnehmern ein sicheres Event garantieren kann.

Soll ich euch was sagen? Eine solche Sicherheit gibt es nicht und wird es nie geben, egal, wie sich Staat, Polizei und Militär engagieren und verbiegen. Egal, wieviele Überwachungskameras installiert werden, egal, wieviel Vorratsdatenspeicherung betrieben wird, egal, wieviel Polizeipräsenz vor Ort ist. Was will man auch tun? Alle Koffer der Hotelbesucher durchleuchten und die Zimmer mit Überwachungskameras ausstatten? Zuschauer an der Strecke verbieten? Sämtliche Autos in den Garagen und umliegenden Blocks nach Bomben untersuchen? Wer einen Weg finden will, findet ihn.

Der Attentäter passt bislang in kein Profil. Er war kein computerspielesüchtiger Jugendlicher, kein armer, vom Sozialstaat vernachlässigter Bürger, kein vom IS bekehrter Extremist. Er war ein 64-jähriger Rentner, gut betucht und nach Aussagen von Bekannten ein netter Mann von nebenan. In diesem Fall sogar wortwörtlich. Keine Vorratsdatenspeicherung hat geholfen, seine Pläne zu durchschauen. Keine Sicherheitskräfte konnten die Schüsse verhindern, die 20 Minuten lang aus dem 32. Stock des Hotels auf die Konzertbesucher niedergingen.

Genau so hätte es auch beim Médoc-Marathon passieren können. Dort gab es Einlasskontrollen der Läufer und Begleiter, Rucksäcke und Taschen wurden untersucht. Die französische Polizei patrouillierte im Startbereich mit Maschinengewehren. Alles auf Sicherheit getrimmt. Aber schon 3 km weiter staute sich die Masse in einem kleinen Örtchen, tausende fast bewegungslose Läufer in einer engen Häuserschlucht. Zuschauer und andere kamen ohne Probleme jederzeit an die Läufer ran und in die Masse hinein. Wer hier hätte angreifen wollen, hätte freies Spiel gehabt. Sicherheit ist daher in meinen Augen eine Illusion.

Was passiert nun in Las Vegas?

Was wird mich wohl in Las Vegas erwarten? Ehrlich gesagt, ich mag es mir eigentlich gar nicht ausmalen. Ich halte fast jedes Szenario für möglich, um den Teilnehmern vorzugaukeln, alles sei nun super sicher. Aber wie will man das anstellen in einer Stadt, in der die Läufer auch hier durch Häuser- und Hotelschluchten laufen, wo überall Menschen sind? Es lassen sich wohl schlecht alle Hotels rund um den Marathon räumen. Oder doch?

Für mich geht inzwischen sehr viel Lebensqualität und Leichtigkeit bei solchen und ähnlichen Massenevents verloren. Ob es die nur noch DIN A5-große Handtasche ist, die ich in ein verregnetes OpenAir-Konzert mitnehmen darf, ob ich als Läufer einmal von oben nach unten abgetastet werde, ob Betonblöcke rund um Weihnachtsmärkte errichtet werden und Polizisten mit Maschinengewehren gegenwärtig sind, ob alle meine Daten und die potentieller Terroristen abgefangen und ausgewertet werden… Sicherheit gibt mir das alles trotzdem nicht. Schon gar nicht als Einwohner einer Großstadt wie Berlin und regelmäßiger Teilnehmerin an Wettkämpfen mit tausenden Teilnehmern.

Sicherheit gibt es nicht? Naja. So ganz stimmt das nicht. Und das sage ich gern jedem, der mich mal wieder fragt, ob ich denn keine Angst habe, alleine in der Wildnis wandern zu gehen. Dort wird sich sicher kein Irrer mit zehn Koffern voll Waffen hin verlaufen. Dort wird auch kein LKW durch Menschenmassen heizen, weil es einfach keine Massen gibt. Und solche Menschen brauchen die Massen, brauchen die Medien. Ja, im Backcountry, weitab der Zivilisation, wo niemand außer mir ist, fühle ich mich am sichersten. Und das ist eine Sicherheit, die mir keine Überwachung, Kontrolle, Einzäunung oder Abschottung geben kann. Zum Glück werde ich einen Großteil meines Urlaubs genau dort verbringen. In Sicherheit.[:]