[:de]10 Tage Outdoorurlaub in Kalifornien – Willkommen im 5 Mrd-Sterne-Hotel (Tag 7-10)[:]

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Über den letzten Abschnitt des 10-tägigen Outdoorurlaubs zu berichten, fällt mir angesichts der Lage gerade etwas schwer. Auf der anderen Seite sind es einfach sehr schöne Erinnerungen, die ich mit euch teilen möchte und euch schmackhaft machen will, selbst so etwas zu planen. Die letzten Tage der Reise führten in eine romantische Westernstadt, in den für seine besonderen Felsformationen berühmten Joshua Tree Nationalpark und zum vermutlich größten Halloweenkürbis der Welt.

Tag 7 – Klapperschlangen im Fass

Zeit ist relativ. Das wusste schon der gute Einstein. Zeit scheint aber besonders relativ zu sein, wenn man im Urlaub ist. Aufgestanden, gefrühstückt…wusch…Abend! Ziemlich genau so fühlte sich auch der Tag an, an dem ich geplant hatte, noch schön im Hellen in der kleinen Westernstadt Pioneertown anzukommen. Denkste. Es war sogar schon so stockdunkel, dass ich erstmal am Abzweig von der Interstate vorbeigebrettert bin. Die kleine Straße, die dann nach Pioneertown führen sollte, war dunkel. Schwarz. Die einzige Beleuchtung waren die Autoscheinwerfer, die auf die Straße gerichtet waren. Was rechts und links war? Keine Ahnung. Ich schätze, kleine Hügel und Wüste? Es hätte aber ein Heer Orks mit gewetzten Messern dort sitzen können. Wären auch nicht zu sehen gewesen. Solche Dunkelheit ist für eine von Lichtverschmutzung geprägte Berlinerin schwer vorstellbar.

Nur mit Glück und guten Augen ward dann auch die Straße mit dem kleinen Westernmotel gefunden. Und auch hier war die Beleuchtung sehr dezent gehalten, so dass der Sternenhimmel immer noch gut sichtbar war. Die Rezeption? Ein kleiner Schuppen umsäumt mit Kakteen. „Da sind noch mehr Berliner heute angekommen, gleich im Zimmer nebenan“, waren quasi die ersten Worte des Rezeptionisten. Rustikaler Charme schlägt einem entgegen, sobald man die Zimmer betritt. Gusseiserne Wasserhähne und ein Kuhfell auf dem Boden gehören einfach dazu.

Da es am nächsten Morgen sehr früh wieder losgehen sollte (Zeltplätze sind im naheliegenden Joshua Tree Nationalpark im November sehr begehrt), blieb nur ein kleiner Nachtspaziergang durch die Westernkulisse. Ein Saloon, der Dorfapotheker, ein Gerichtsgebäude, eine Lore… so richtig wie zu Buffalo Bills Zeiten. Besonders schön ein Holzfass mit „Baby rattlers“. Dazu kurz zur Info: die dort heimischen Klapperschlangen heißen im Englischen Rattlesnakes und werden liebevoll Rattlers (zu Deutsch: Rassler) genannt. Beim Blick ins Fass musste ich aber ordentlich lachen, denn drin lagen: Babyrasseln. Auch die heißen im Englischen Rattlers. Süße Idee!

Trotz richtigem Bett und Heizung ging es an dem Abend wieder recht früh in die Federn. Das lag unter anderem auch daran, dass ausgerechnet heute der Pub geschlossen hatte. Aber es war ja auch noch ein bisschen was für den nächsten Tag zu planen.

Tag 8 – An Thanksgiving sind alle draußen

Wer denkt, die Amerikaner sitzen zu Thanksgiving alle im Kreise ihrer Familie am heimischen Esstisch um den Truthahn herum, der irrt. Die sind alle draußen! Und mit draußen meine ich den Joshua Tree Nationalpark. Früh um acht zeigten die Schilder bei der Einfahrt in den Park bereits alle Campgrounds als überfüllt an. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich es nicht mag, wenn Pläne nicht aufgehen? „Irgendwo wird schon noch ein Fleckchen frei sein“. Seit Monaten hatte ich mir schließlich ausgemalt, wie schön die Nacht auf dem idyllischen White Tank Campground sein würde. Da hatte ich allerdings die Rechnung ohne Thanksgiving und die outdoorwütigen Amis gemacht, denn so gut wie jeder Slot auf den umliegenden Campgrounds war für drei bis vier Nächte hintereinander reserviert. Keine Chance.

Man mag von den Amis halten was man will. Ob sie einem oberflächlich erscheinen, seltsam in ihren Ansichten oder Erziehungen. Ich persönlich habe bislang nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Und so kam es auch, dass ein Pärchen, welches eine Campsite für vier Zelte reserviert hatte, anbot, einfach dort für eine Nacht mitzuzelten. Einfach so. Was Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit angeht, kann ich nur sagen: da können sich einige Nationen eine Scheibe abschneiden. Von der Regierung rede ich jetzt hier mal nicht.

Nachdem mir einer der umliegenden Steine vom Herzen gefallen war, ging es dann an den ersten Tag der Erkundungen im Nationalpark. Ich wollte Klettern im Wonderland of Rocks, die Überbleibsel einer alten Goldmine erkunden und die Geology Tour mit dem Auto abfahren. Alles an einem Tag, der …wusch … wieder vorbei sein würde. Daher mussten leider feste Zeitfenster für jede Aktivität her.

Desert Queen Mine

Die alte Goldmine, die Desert Queen Mine, war fußläufig zum Glück recht schnell erreicht, auch wenn ich mich auf dem Weg dahin immer wieder an den Steinformationen ergötzen musste. Alte, verrostete Autos säumten den Weg zu den Überbleibseln, die eigentlich nur noch aus der Transportanlage besteht. Wo die wirkliche Mine war, habe ich in der Kürze der Zeit nicht herausgefunden.

Wonderland of Rocks

Stattdessen wollte ich noch ein wenig Klettern. Das Wonderland of Rocks besteht, wie der Name vermuten lässt, aus einem ewig weiten Steinfeld. Und ist man über einen Kamm geklettert, gibt der Blick erneut ein sich weit ziehendes Steinfeld frei. Für jemanden wie mich, der Steine liebt, ist das ungefähr so wie für ein Kind das IKEA-Bällebad. Rein und nie wieder raus. Wer sich dafür interessiert, wie die einzigartigen Steinformationen entstanden sind, kann das hier mal nachlesen bzw. sich anschauen.

wonderland of rocks joshua tree

Geology Tour

Die Geology Motor Tour kann man einfach mit dem eigenen Auto fahren. Allradantrieb sollte aber zumindest auf dem hinteren Stück schon vorhanden sein. Die Karte routet einen durch unterschiedlichste Steinformationen und Landschaften. An 16 Stellen gibt es Highlights, bei denen es sich lohnt, das Auto zu verlassen und ein kleines Stück zu wandern. Wunderschön, wenn man Wüste mag. Zwei Stunden werden für die knapp 30 km lange Tour veranschlagt. Entsprechend senkte sich die Sonne auch schon, als ich wieder am Zeltplatz zurück ankam, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Tag 9 – Übernachten im 5 Milliarden Sterne-Hotel

Aufbruch Richtung Südeingang des Nationalparks in aller Herrgotts Frühe. Und zwar diesmal mit ordentlich verpacktem Zelt, Schlafsack, Kocher und Co. Die Tage davor wurde alles nur wild ins Auto geschmissen (aber natürlich immer an denselben Platz, sonst Chaos!). Die nächste Nacht sollte im Backcountry verbracht werden. Zelten im Backcountry ist im Joshua Tree Nationalpark überall erlaubt, sofern man mehr als 1,6 km von der nächsten Straße und 300 m vom nächsten Fußweg entfernt sein Zelt aufschlägt. Da ich nur mit meinem kleinen 20 Liter-Rucksack unterwegs war, war eigentlich mehr um den Rucksack herum geschnürt als innendrin. Klamotten wurden für den Transport einfach angezogen, was zur Folge hatte, dass ich schon nach einem Kilometer schweißgebadet war. Die Suche nach einem geeigneten Plätzchen erwies sich auch als nicht so einfach. Überall pieksende Büsche, Steinhaufen, Kakteen oder abschüssiges Gelände. Ein ausgetrocknetes Flussbett war da geradezu ideal, auch wenn immer davor gewarnt wird, genau hier zu zelten, denn bei starken Regenfällen entwickeln sich dann doch wieder reißende Flüsse genau an diesen Stellen.

Lost Palms Oasis Trail

Nachdem das Zelt zum ersten Mal in diesem Urlaub noch im Hellen aufgestellt war, gings los zum Tageswanderziel, der Lost Palms Oasis. Einer der wenigen Punkte in Kalifornien, wo eine Ansammlung von Fächerpalmen auf natürliche Weise wächst. Mitten in der Wüste. Alle Palmen in und um Los Angeles sind nur künstlich angepflanzt. Der Weg dorthin ist schon die Mühe wert. Wunderschöne Landschaften mit unterschiedlichsten Wüstenpflanzen, Kakteen, kleinen Schluchten und Bergkämmen begleiten einen auf den rund 7 km zur Oase.

Der Anblick der Palmenansammlung selbst rief einfach nur Erstaunen bei mir hervor. Wie kann in so karger Landschaft ein kleiner Garten Eden gedeihen? Während die meisten Wanderer sich das kleine Wunder einfach nur von oben ansehen, musste ich gleich runter in den Canyon wuseln. Von dort ist das Ganze nochmal beeindruckender, denn die Palmen sind wirklich riesig!

Auf der Karte hatte ich noch eine weitere Oase entdeckt, die Victory Palms. Der Nationalparkführer schrieb, bis hier würde so gut wie niemand mehr gehen. Also musste ich da natürlich hin. Ich lief, ich kletterte über mannshohe Felsen, wanderte durch das sandige Flussbett, wieder Felsen, noch eine Ecke…und nach einer guter Stunde immer noch keine Victory Palms in Sicht. Die Zeit wurde langsam schon wieder knapp. Aber wer mich kennt, weiß, dass das meinen Ehrgeiz weckt. Irgendwo mussten die Dinger doch sein. Nach einer weiteren Ecke und Klettereinlage sah ich sie dann. Tief unten im Tal, bestimmt eine weitere halbe Stunde Kletterei entfernt. Da der Rückweg derselbe war und ich wusste, was da noch vor mir lag, beließ ich es bei der Genugtuung, die paar Palmen, die übrigens weniger beeindruckend waren als die Lost Palms Oasis, zumindest aus der Ferne gesehen zu haben.

Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich wieder am Zelt. Kocher angeschmissen für ein letztes Outdoor-Mahl aus der Tüte und heißes Wasser für die Wärmflasche. An dem Abend verschwand ich aber nicht gleich danach im Zelt. Zu grandios war der Anblick nach oben in den Sternenhimmel. Und so lag ich dann bestimmt eine Stunde in den Schlafsack gemummelt mitten im Flussbett und genoss die Stille in meinem 5 Milliarden Sterne-Hotel mit Sternschnuppen. Für mich einfach unbezahlbar.

Tag 10 – Auf zum Pumpkin Rock

Kurz vor Urlaubsantritt war ich durch Zufall bei Pinterest über ein Bild gestolpert, bei dem ich gleich dachte: „Woah, da muss ich hin“! Mein Glück, dass der Pumpkin Rock quasi auf der Strecke zurück nach Los Angeles lag. Über der Pferdestadt Norco tront in den La Sierra Hills ein riesiger runder Felsen, dekoriert als Halloweenkürbis, dessen Gesicht stark an Jack Skellington erinnert. Viel über die Geschichte konnte ich nicht herausfinden, außer dass der Felsen zu seiner grauen Zeit noch Elephant Rock hieß und zwischenzeitlich auch mal anders angesprüht worden war.

Vor allem in der untergehenden Sonne wirkt der Kürbiskopf besonders schön, wenn auch der Rest der Landschaft langsam in ein warmes Orange getaucht wird. Wer einmal in der Gegend unterwegs ist, sollte den moderaten Aufstieg mit nur kurzer Distanz auf sich nehmen. Ob eine extra Anfahrt dafür lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich als Halloween- und Nightmare before Christmas-Fan auf jeden Fall.

So ging einer meiner schönsten Urlaube zu Ende. Viel zu kurz, aber ich möchte keinen dieser Tage missen.

Pumpkin Rock
Pumpkin Rock

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