Tag Archives: Rennsteiglauf

[:de]2018 – The Best Is Yet To Come[:]

[:de]Seit 2013 war jedes Jahr voll mit Laufwettkämpfen. Der Urlaub wurde um die Termine herum geplant und bereits im Winter ein fester Trainingsplan verfolgt. 2018 ist das alles ein wenig anders.

Gerade mal fünf Laufveranstaltungen finden sich derzeit in meiner Wettkampfplanung für ganze Jahr. Dabei wird es sicher nicht bleiben, aber in den Vorjahren hatte ich schon im Januar meist die doppelte Anzahl geplant. In meine finale Auswahl geschafft haben es bislang der immerschöne Frostwiesenlauf Mitte Februar mit geschmeidigen 10 km und dem letzten Glühwein der Saison, voraussichtlich ein Halbmarathon beim Spreewaldmarathon entlang des Kuchenbuffets, der Rennsteiglauf als Must-Run, Sachsentrail mit ambitionierten 34,4 km (der letzte fiel ja leider wegen Ermüdungsbruch aus) und erstmalig der Berlin-Marathon. Eventuell auch nochmal der Kristalllauf, um die Steinsammlung zu vergrößern.

 

Damit ist der Kalender aber alles andere als leer. Dazwischen reihen sich offizielle Wanderveranstaltungen von 50-100 km wie die Berliner Polarnacht diese Woche, der Winter-Ostseeweg und der Dodentocht und zu Ostern werde ich mit einer ganzen Horde wieder Marathon-Paddeln für mein Gurkenglas. Privat organisiert geht es noch im Januar für 35 km an die Ostsee nach Usedom und der Harzer-Hexenstieg mit seinen 100 km und etlichen Höhenmetern steht Ende April auf dem Plan. Langweilig wird es also keinesfalls.

 

Heiß, kalt, Regen

Die ganz großen persönlichen Highlights werden dies Jahr allerdings in meinen Urlauben aufgefahren. Im März geht es für einige Tage nach Florida. Auf dem Ocean-to-Lake-Trail wartet ein gänzlich anderes Klima und Vegetation auf mich, als ich es sonst so gewöhnt bin. Sümpfe, Alligatoren und sattes Grün erwarten mich auf den etwa 100 km zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Lake Okeechobee. Und wo ich es am wenigsten erwartet hätte, finde ich mich hier mitten in der Jagdsaison wieder. Es ist Frühlings-Truthahn-Saison. Hoffen wir mal, dass ich mich dann doch optisch ausreichend von einem Truthahn unterscheide.

 

Im April habe ich das unglaubliche Glück, einer von 20 Teilnehmern beim Fjällräven Polar sein zu dürfen. In einem langwierigen und anstrengenden Bewerbungsverfahren habe ich die Jury erfolgreich davon überzeugen können, mich als zweite Person aus Deutschland/ Österreich/Schweiz neben der nach Stimmen Erstplatzierten mitzunehmen. Wohin? Es geht in die arktische Wildnis, wo ich mit einem eigenen Hundeschlitten 300 km von Nordnorwegen nach Nordschweden düse. Dass das richtig harte Arbeit wird, lassen zahlreiche Berichte von früheren Teilnehmern erahnen. Aber nicht umsonst bezeichnen es viele als das Abenteuer des Lebens.

 

Etwas bodenständiger wird es dann im Juni. Ein Trekkingurlaub (auch) als Vorbereitung auf den Arizona Trail darf es sein. Für schlappe 60 € hin und zurück geht es nach Schottland und dort von Milngavie nach Fort William über den West Highland Way. Wenn es das Wetter erlaubt, kommt ein kleiner Umweg über den höchsten Berg Schottlands und Groß-Britanniens dazu: der Aufstieg zum Ben Nevis. Ganz sicher geht es dann aber noch ein Stück weiter Richtung Glenfinnan, um der wundervollen Kulisse beizuwohnen, wenn der “Harry Potter-Zug” dort die berühmte Kurve entlang fährt. Etwa 200 km Fußmarsch warten dort in 11 Tagen. Und dann ist erst Mitte Juni…

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[:de]Rennsteiglauf 2017 – Ready for Zombie Apocalypse[:]

[:de]Der Rennsteiglauf, der Rennsteiglauf.

Seit 2013 hat er mich in seinen Bann gezogen und jedes Jahr aufs neue reserviere ich wie in Trance wieder dasselbe Zimmer für nächste Jahr und melde mich per Sofortanmeldung.

„Warum nur? Was ist denn am Rennsteig so besonders?“ fragen mich Menschen, ihres Zeichens auch Läufer, die noch nie dort gewesen sind. Meine Antwort: „Mach mit, dann weißt du, warum.“

Herr, lass es regnen

Am Freitag Nachmittag geht es wie letztes Jahr direkt nach der Arbeit los. Fast 30 Grad brüllende Hitze und Sonne machen die Fahrt im unklimatisierten Auto entweder sehr laut oder sehr heiß. Schon auf dem Weg raus aus der Stadt gibt es eine Vollsperrung auf der A9. Zwei Stunden kostet die Umfahrung über die reizvollen, aber langsamen Landstraßen. Kurz nach Schkeuditz braut sich dann ein Wetter zusammen, das seinesgleichen sucht. Riesige Hagelkörner prasseln auf die Motorhaube und einige Autofahrer haben beschlossen, das Unwetter einfach auf dem Standstreifen auszusitzen. Man sieht ja auch nüscht. Fünf Stunden und einen McFlurry später kommen wir dann doch noch in Oberhof an. Bei knappen 12 Grad und Regen.

Weil es schon so spät ist, werden die Startunterlagen ganz flink im Haus des Gastes abgeholt und dann gleich zur Kloßparty gestürzt. Ohne Kloßparty am Vortag des Rennsteiges geht ja mal gar nicht. Nach dreimal Rennsteiglied geht es dann aber auch ab in die Falle, das Frühstück ist schließlich zu 6 Uhr bestellt und mein Husten, den ich seit drei Wochen kultiviere, ist auch noch mitgereist und will auskuriert werden. Irgendwie hatte ich mir eingebildet, die Möhre des Oberhofer Schneemanns anzufassen, brächte Glück. Wie sich zeigen sollte, ein Gedanke, der zumindest bei mir nicht zutrifft.

Och menno, die Knie schon wieder

Am Samstag morgen sieht das Wetterchen besser aus als erwartet. Ein wenig sonnig, ein bisschen mehr wolkig, aber kein Regen. Mein Hunger zum Frühstück mitten in der Nacht (um 6) hält sich wie immer in Grenzen, aber heute muss ich auch nicht viel essen. Ich will ja schließlich an jedem Verpflegungspunkt anhalten. Aus Startblock 4 geht es um 7:39 Uhr los. Schneewalzer, Rennsteiglied, Hubschrauber, Startschuss aus der Mini-Kanone. Die ersten Meter auf dem Asphalt beim Grenzadler fühlen sich schon anstrengender an als die Jahre davor. Der Tross zieht sich ins erste Waldstück hinauf und folgt dem langen Anstieg, der sich zur Wegeentlastung in rechts und links aufteilt, um dann nach ein paar hundert Metern wieder zusammen zu finden.

Die Sonne scheint durch die Bäume. Die vom Regen feuchte Landschaft bringt wunderschöne Strahlen zum Vorschein, an denen ich mich erstmal ergötzte. Weiter geht es, langsam, aber stetig. Noch bevor wir noch einmal Richtung Oberhof abbiegen, meldet sich schon wieder mein rechtes Knie. Trotz Bandage! Überbelastung kann das ja wohl nicht sein, habe ich doch die letzten drei Wochen wegen einer Erkältung gar nicht laufen können. Das interessiert mein zickiges Knie aber leider nicht. Ganz kurz flackert in mir der Gedanke auf, in Oberhof auszusteigen. Mein Husten ist ja auch immer noch da. Aber ihr kennt mich. So schnell der Gedanke aufkam, so schnell war er auch schon wieder ad acta gelegt.

Bereit für die Zombie-Apokalypse

Apfelschorle und Cola wartet am ersten Verpflegungspunkt auf mich, dazu Bananen am zweiten und dritten. So hangel ich mich Kilometer für Kilometer weiter. Einzige Ziele für heute: unter 3 Stunden im Ziel ankommen und nicht von den Marathon-Läufern überholen lassen. Die sind nämlich erst anderthalb Stunden nach uns gestartet – und auch noch 20 Kilometer entfernt.

Normalerweise freue ich mich am Rennsteig auf das Passieren der 9 km-Marke, dann ab da geht es fast nur noch bergab. Nachdem nun aber auch noch das linke Knie meint, in den Schmerzkanon einstimmen zu müssen, trete ich bei jedem steileren Abstieg statt aufs Gaspedal auf die Bremse. Entweder bleibe ich kurz komplett stehen oder es wird gegangen. Schön ist anders, aber ich komme heute nach Schmiedefeld. Und auch noch unter 3 Stunden! Irgendwas um 2:45 Stunden steht auf meiner Urkunde, als ich durch das Ziel laufe, das rechts und links von Zuschauern gefeiert wird. Hier ist heute jeder ein Held, egal, welche Distanz und welche Zeit er gelaufen ist.

 

Und genauso fühle ich mich auch, ein wenig heldenhaft. Viele meiner Läuferkollegen brechen Wettkämpfe ab, wenn die Zeit am Ende nicht stimmt. Aber Laufen wir in unserer Leistungsklasse nicht eigentlich des Laufens wegen? Natürlich wurmt mich die Zeit ein wenig. Es hätte alles anders laufen können, wenn ich nicht drei Wochen sportlich komplett ausgefallen wäre. Auf der anderen Seite denke ich mir: „Wahnsinn. Nach doch recht langer Pause kann ich einfach mal nen Halbmarathon rennen, auch unter Schmerzen. Die Zombie-Apokalypse kann kommen.“

War der Lauf noch so schlecht, die Stimmung bei der Läuferparty in Schmiedefeld holt das alles wieder raus. Wer nicht schon stundenlang auf den Bänken steht und feiert, der zieht gerade mit einer Polonäse durchs Festzelt. Ja, Oberhof kann abends auch feiern, aber Schmiedefeld, das ist noch mal ein anderes Kaliber. Denn eins können die Teilnehmer vom Rennsteiglauf: feiern!

Wandern am Tag danach gefällig?

Ausgebrannter Stein und Sieglitzsee

Um die Muskeln zu lockern und noch die letzten schönen Stunden im Thüringer Wald zu genießen, gehe ich gern im Anschluss an den Rennsteiglauf noch ein wenig wandern. Über Komoot hatte ich eine kleine Rundtour gefunden, die mit 10 km und ein paar Highlight dem entsprach, was mir so vorschwebte: die Ausgebrannter Stein über Sieglitzteich-Oberhof-Runde. Über Wald- und Forstwege führt die Rundtour einige Höhenmeter hinauf und hinunter, durch den Ausgebrannten Stein und am idyllischen Sieglitzteich vorbei. Für eine entspannende, nicht zu lange Wanderung sehr zu empfehlen.

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[:de]Rennsteiglauf 2016 – “Die Spaßnadel ist ganz links, weil die Geschwindigkeitsnadel ganz rechts ist”[:]

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Alle guten Dinge sind drei. Und dass der Rennsteiglauf gut ist, das wissen die vielen tausend Läufer und Wanderer, die in diesem Jahr wieder mit am Start waren. Für mich war es also das dritte Jahr in Folge, in dem es mich Ende Mai nach Oberhof zog.

Freilich wurde schon am Freitag Nachmittag Quartier in Oberhof bezogen, denn die traditionelle Kloßparty konnte ich mir ja nicht entgehen lassen. Von der Organisation her war diesjahr einiges etwas anders. Die Startunterlagen, die es sonst in der Dreifelder-Halle gab, waren diesmal bei der Information im Ortskern zu kriegen. Dafür wurde die Dreifelder-Halle zur Partyhalle umfunktioniert anstelle eines Festzelts. Der Ortskern selbst konnte sich sehen lassen. Ein völliger neuer Platz zur Fußgängerzone ist entstanden und wo letztes Jahr noch Sandberge ein Vorankommen schwierig machten, ist nun ein dreiteiliges Wasserobjekt (anders kann ich das gar nicht nennen) mit fließenden Wänden, Stegen und Millionen von Kaulquappen.

Rennsteiglauf 2016 Oberhof Panorama

Ich freute mich, dass ich wieder einen Startblock weiter vorn starten durfte, in Block 3. Leider waren wir drei zusammen angereisten Berliner damit auf drei verschiedene Blöcke verteilt.

Um 19:30 Uhr ging es dann ab in die Halle zum Futtern und Feiern. Vorher hatte ich noch schnell meinen Postbeutel für den Transport nach Schmiedefeld gepackt, damit ich das nicht am nächsten Morgen um 5 Uhr machen musste. Einige liebenswerte Leser fragten mich, ob ich das wirklich alles mitnehmen wolle. Ich glaube, im ersten Moment dachten sie, der Käsekuchen wäre für den Lauf unterwegs. Durchaus eine Überlegung wert. Fürs nächste Mal! In der Halle schlängelte sich die Schlange fürs Kloßessen fast einmal komplett herum. Sitzplätze gab es zu dem Zeitpunkt sowieso nicht, also holten wir uns ein Bier und stellten uns an. Dabei versuchte ich mit meinem Adlerauge immer die Masse zu beobachten… auf der Jagd nach potentiellen Aufbrechern. Und da, kurz bevor wir an den Klößen waren, machten sich vier Leute bereit, ihren Sitzplatz aufzugeben. Meins! Statt Gulasch gab es diesmal harte Rouladen. Aber der Rotkohl und die Klöße waren gut.

Rennsteiglauf 2016 Transportbeutel

Um 5:35 Uhr klingelt am Samstag schon der Wecker. Schon ist gut. Da stehen die tapferen Ultraläufer schon scharrend in ihren Startblöcken. Ich dagegen drücke nochmal frech die Snooze-Taste, wohlwissend, dass ich dann um so mehr hetzen muss. Egal. Zehn Minuten später geht es dann wirklich raus aus den Federn. Schnell Teewasser aufgesetzt, Zähne geputzt, Thermosflasche mit heißem Tee in den Transportbeutel verpackt und Laufklamotten angeschmissen. Mit dem prall gefüllten gelben Beutel geht’s ab Richtung Start. Dort steht schon Lutz mit seinem Truck  ganz vorne. Nach Startnummern sind die Wagen diesmal nicht  sortiert. Wir sollen einfach die Säcke irgendwo hineinschmeißen, vorzugsweise nicht in den letzten, weil der immer sehr voll wird.

Rennsteiglauf 2016 Trucks

Es sind schon richtig viele Läufer zum Start unterwegs und bleiben dort wohl auch die nächsten anderthalb Stunden. Diesjahr weiß ich nun auch, wieso. Die Shuttlebusse der umliegenden Orte, z. B. Ilmenau, fahren bereits um viertel sechs die Leute nach Oberhof. Und die müssen sich dann eben dort am Start amüsieren. Für mich geht der Weg aber noch mal in die andere Richtung, zurück zum Waldschlösschen. Frühstück essen. Erst um kurz nach sieben schließe ich mich den Massen an und hüpfe fröhlich zum Startbereich. Da steppt natürlich schon der Bär. Männlein und Weiblein besuchen noch einmal schnell den Waldrand, um den Schlangen am Dixieklo aus dem Weg zu gehen.

Ich verabschiede mich von meiner Freundin, die heute zum ersten Mal dabei ist und aus Block 6 starten muss. Dann versuchen wir zwei verbliebenen uns in meinen Startblock zu schummeln. Das klappt diesmal leider nicht. Nach hinten dürfen vordere Blockteilnehmer immer, anders herum nicht. Dann starte ich eben solidarisch wie letztes Jahr aus Block 4. Der ist allerdings um einiges voller als Block 3. Der Kommentator ist gut drauf wie immer, das Rennsteiglied ertönt und alle singen mit. Etwas fehlt aber. Der Heli. Wo ist der Heli, der immer diese wunderbar post-apokalyptische Stimmung bei mir hervorruft? Kurz bevor ich zu der Erkenntnis kommen will, dass er wohl den Umweltschutzmaßnahmen zum Opfer gefallen ist, steigt er vor uns auf und zieht einmal über den Startbereich. Ein wenig spät, denn Block 1 und 2 sind schon lange weg. Vielleicht fetzen die hinteren Blöcke einfach mehr von oben.

Der Startschuss fällt, Block 3 läuft los. Zeit für uns, der Startlinie näher zu rücken. Um 7:39 Uhr wird dann auch Block 4 auf die Strecke gelassen.

Sechs Minuten später höre ich noch den Startschuss von Block 6, bevor es am Grenzadler um die Ecke geht. Der erste Kilometer vergeht wie immer im Flug. Kurz den Berg am Anfang hochgekämpft, an den jubelnden Wanderern vorbei. Dann geht’s erstmal bergab. Zwei Läufer quasseln vor mir. Der eine beschwert sich schnaufend beim anderen, dass es viel zu schnell ginge. Das halte er keine 21 km durch. Darauf meint der andere nur trocken: „Die Spaßnadel ist halt ganz links, weil die Geschwindigkeitsnadel ganz rechts ist“. Das könnte man sich glatt auf ein T-Shirt drucken lassen! Im Laufe des Laufs sollten sich meine beiden Nadeln aber eher ziemlich synchron nach links bewegen.

Sieben Kilometer, die mehr bergauf gehen als bergab. Wenn es zu steil wird, gehe ich einfach. Das hat sich in den letzten Jahren bei mir gut bewährt. Aber ich merke schon: so leicht und locker wie in den Vorjahren geht mir die Strecke diesmal nicht von den Füßen. Es ist anstrengend. Ich murre und meckere über die Geschwindigkeit. Das gab’s ja noch nie beim Rennsteig!

Nach gut 9 km ist das Schlimmste vorbei und der höchste Punkt erreicht. Es geht erstmal wieder schön abwärts. Warum ich mich in diesem warmen Jahr so lang und dick wie sonst nie angezogen hab, verschließt sich meinem Verstand mal wieder. Ich hüpfe über Stock und Stein, überhole bei den Bergabpassagen so einige. Geht’s wieder bergauf, holen mich so manche wieder ein. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass es letztes Jahr mehr bergab ging als heute. Und im Jahr zuvor erst recht. Die haben doch was an der Strecke gedreht. Berge aufgeschüttet oder so.

Rennsteiglauf 2016 höchster Punkt

Mit ganz viel mimimi schleppe ich mich über den letzten fiesen Anstieg bei Km 16. Gehend, versteht sich. Bis anderthalb Kilometer danach geht es mir immer noch nicht bergab genug, aber dann… dann rollt es (ich) wieder. Ein Blick auf meinen 21,1k-Race-Predictor verrät mir aber schon: selbst wenn ich jetzt auf einer riesigen Rutsche bis Schmiedefeld  durchrutschen würde, könnte ich den Zeitverlust nicht mehr aufholen, den ich gegenüber dem Vorjahr schon habe. So ist das.

Rennsteiglauf 2016 Füße

Und tatsächlich komme ich erst nach 2 Stunden, 15 Minuten, 8 Sekunden ins Ziel. Fast fünf Minuten langsamer als 2015 und sogar 7 Minuten mehr als in 2014, wo ich noch Ersttäter auf dem Rennsteig war. Woran lag es denn? Welche Ausreden finden wir denn diesmal? Folgende fallen mir ein:

  1. Ich hab die letzten Wochen vor dem Rennsteiglauf mehr Fokus auf den Mammutmarsch gesetzt. Bin viel und weit wandern gegangen und habe dadurch mein Lauftraining sehr eingestampf. In Zahlen: ich bin im Mai nur gut 25 km gelaufen. Könnte ein Grund sein.
  2. Ich habe mich viel zu warm angezogen. Eigene Dummheit.
  3. Ich schleppte noch zusätzliches Gewicht in Form von einer Action-Cam mit mir rum. Ja, das musste sein.

Wie auch immer. Nächstes Jahr erwarte ich eine bessere Zeit von mir. Also Krönchen richten und angemeldet zum Rennsteiglauf 2017 per Sofortanmeldung.

Zu meinem Erstaunen war das ganze Gejammere aber eigentlich völlig überzogen gewesen. Mein Puls war im Durchschnitt niedriger als bei manch einer Trainingseinheit. Was war da denn los?

Dank des grandiosen Sommerwetters, das es in der Form beim Rennsteig wohl noch nie gab, relaxten wir – wie viele andere -noch ausgiebig auf der Wiese, tranken das ein oder andere Bierchen und erstanden mutmaßliche Schnäppchen, bevor es mit dem Shuttle zurück nach Oberhof ging.

Rennsteiglauf 2016 Schmiedefeld Relaxen

Abends wurden die Kohlenhydratspeicher aufgefüllt mit Schnitzel und Eis aus Berlin. Ja, da staunte ich nicht schlecht, als ich das Florida-Eis-Schild sah. Als Ur-Spandauer macht mich das schon stolz, dass dieses wunderbare Spandauer Produkt inzwischen sogar am Rennsteig genossen werden kann. Meinen Wanderfreunden hatte ich das ja schon bei der 50-km-Tour schmackhaft gemacht. Nachdem der Bauch voll war, konnten wir uns zur Dreifelderhalle rollen, wo um 19 Uhr noch nicht wirklich Party-Stimmung herrschte. Erst etwa zwei Stunden später ging richtig die Post auf der legendären Rennsteig-Party ab, als die Band “BibaButze-Männer” auftrat. Und die machen viel bessere Musik und Stimmung, als es der Name vermuten lässt.

Rennsteiglauf 2016 Party Oberhof

Etliche Radler, Durchläufe vom Rennsteiglied, 90er-Hits, Schlager und moderner Titel später fiel ich dann aber doch in die Falle… bis mich um 7 die Schwalben vorm Fenster wieder weckten. Vor der Abreise wollte ich noch ein bisschen dem Nerd-Stuff frönen. Geocaching und Ingress spielen. Dabei entdeckte ich sowohl eine alte Skischanze als auch die Startblock-Schilder vom Vortag. Mal sehen, welches Schild ich nächstes Jahr hochhalten darf, wenn es heißt: “Das schönste Ziel der Welt ist Schmiedefeld”

Rennsteiglauf 2016 Skischanze

Rennsteiglauf 2016 Carola Keßler Block 3

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[:en]Running season 2015 done – Highlights and crashes[:de]Das war mein Laufjahr 2015 – Von Höhenflügen und tiefen Fällen[:]

[:en]Translation in progress[:de]

Laufmedaillen 2015

Mit dem Lauf in die Tropen am 22.11.2015 ging meine Wettkampfsaison für 2015 zu Ende. Zeit für einen Rückblick, bevor es wieder mit großen Schritten und noch größeren Plänen ins Jahr 2016 geht.

Für 16 Wettkämpfe hatte ich mich angemeldet, 15 bin ich tatsächlich gelaufen. Das ist gar kein schlechter Schnitt. Das Jahr begann für mich feucht-fröhlich mit dem Frostwiesenlauf. Ein kleiner Lauf im Spreewald, bei dem es an jedem Verpflegungspunkt Glühwein gibt. Das ganze fand im Februar und ohne Zeitmessung statt. Bei vereister Strecke und durch Glühwein erhitztem Magen war sowieso an keine Rekorde zu denken. Außer vielleicht, was den Promille-Gehalt während eines Wettkampfes betrifft.

Gut einen Monat nach dem zeitlosen Event verschlug es mich wieder in den Spreewald zum Schneeglöckchenlauf. Wie bei der Frostwiese hatte ich mich auch hier für kurze 10 km entschieden und war stolz mit einer bunten Porzellan-Schneeglocke nach Hause gekommen. Auch wenn diese schon groß war… die 30-Kilometer-Finisher erhielten solche, die dreimal so groß waren.


Ende März fand dann das Ereignis statt, auf welches ich den Winter über trainiert hatte: der Berliner Halbmarathon. Mein Ziel war sub 2h. Das Training war an sich gut gelaufen und so liefen auch die ersten Kilometer im Wettkampf gut. Ab Km 9 machte ich mir Sorgen, fing mich aber wieder. Ich steuerte sicher auf mein Zeitziel zu bis mich nach 18 Kilometern die Kräfte verließen. Ich wurde langsamer, hatte aber noch einen guten Zeitpuffer herausgelaufen. Als es knapp wurde, legte ich noch einmal los und rannte über die Ziellinie…direkt in die Arme eines

berliner_HM_2015_caro

Sanitäters. Eine Stunde lang wusste ich weder, ob ich mein Ziel geschafft hatte, noch wusste jemand, wo ich war. Ich lag auf der Trage im Sani-Zelt, präsentiere mehrfach, was ich an dem Tag gegessen und getrunken hatte und heulte innerlich, weil ich es nicht mal zur Medaillenausgabe geschafft hatte. Die Medaille brachte mir ein lieber Sani. Aufgrund meines schlechten Zustands und meiner krankheitstechnisch besorgniserregenden Familiengeschichte landete ich an dem Abend im Benjamin-Franklin-Klinikum. Ich blieb über nacht, bekam ein Langzeit-EKG, ein Belastungs-EKG, Ultraschall und unzählige Einstiche für Blutproben. Mit erleichterter Erkenntnis, dass ich kerngesund sei und mich einfach nur völlig verausgabt hatte, durfte ich am nächsten Tag wieder raus. Da mir die ganze Geschichte doch einen ordentlichen Schrecken eingejagt hatte, wollte ich es erstmal ein wenig ruhiger angehen.

Ostern verbrachte ich bei meiner Familie nahe Bielefeld und schaute mal, was es in der Nähe so für Wettkämpfe gab. Ich fand den Paderborner Osterlauf und lief ihn auch. Eine schöne Abwechslung zu Berlin und Umgebung, aber ohne jemanden zu kennen, fühlte ich mich doch sehr allein. Einige hielten mich für verrückt, dass ich sechs Tage nach meinem Zusammenbruch schon wieder einen Wettkampf lief. Für mich war das jedoch wichtig, gleich wieder aufs Pferd aufzusteigen. Wenn es auch erstmal vom Rennpferd auf einen klapprigen Gaul ging.

Trotz Vorsatz, es ruhiger angehen zu lassen, lief ich beim nächsten Rennen eine Bestzeit über 10 km lief. Der Airport Run war einfach DAS Rennen für schnelle Zeiten. Ich lief schnell, aber kontrolliert und hörte auf meinen Körper. Gleich am nächsten Morgen genoss ich beim Halbmarathon im Spreewald die Gegend und das gute Essenangebot an den Verpflegungsständen. Kuchen und Kekse ohne Ende. Und an jedem Stand langte ich zu. Dass ich nicht unter den vorderen Plätzen zu finden war, versteht sich von selbst.

Beim Rennsteiglauf sah man mich 2015 zum zweiten Mal. Sehen ist in der Menschenmasse wohl zuviel gesagt, wenn sich ein riesiger Wurm aus Menschen über den Rennsteig windet. Die Stimmung war wieder klasse, so dass ich gleich die Sofortmeldung für 2016 vornahm.

Der nächste Tiefschlag kam Anfang Mai. Während eines Trainingslaufs hatte ich plötzlich starke Schmerzen am inneren Oberschenkel. Der Arzt verriet mir, dass es sich um eine Adduktorenzerrung handelte. Und das zwei Wochen vor meinem nächsten Saison-Highlight, der XLETIX Challenge in Berlin. Ich rang sehr mit mir und hatte zum ersten Mal wirklich Angst vor 22 km Laufen. Aber ich startete und es lief unerwartet gut. Die Schmerzen waren zwar unterschwellig da, aber das Adrenalin unterdrückte wohl das meiste davon.

XLETIX-anfang

Die Zerrung war auch der Hauptgrund, warum ich den Strausberg Stadtlauf sausen ließ. Auch als ich im Juli beim Sachsentrail antrat, war ich nicht schmerzfrei, aber ich wollte dieses irre Ding einfach laufen. Und wenn ich als letzte ins Ziel kommen würde. Wie ein Brathähnchen fühlte ich mich in den Höhen des Erzgebirges bei wahnsinnigen 35 ° C Außentemperatur und gleißender Sonne. Hier hatte ich zum ersten Mal in einem Wettkampf das Gefühl, unterwegs einfach zu verdursten. Natürlich steht der Sachsentrail auch 2016 wieder auf der Liste, aber diesmal mit den doppelten Kilometern, bitteschön.

So richtig weibisch ging es beim CRAFT Womens Run zu. Alles Pink, Rosa, Brombeer, mit Nägelchen lackieren und Äuglein schminken. Aber dennoch hat es mir gefallen. Als Kontrast kann man das einmal im Jahr schon machen.

Ende August quälte mich noch immer die Zerrung. Meine Form war aufgrund dessen und weil ich kein guter Läufer bei Hitze bin alles andere als gut, als ich mich vom Halbmarathon auf 10 km beim Mercedes-Benz-Lauf heruntermeldete.

Erst beim Trail Run Berlin war wieder Euphorie zu spüren. 250 Stufen gleich zweimal bei einem Crosslauf war etwas neues und hart. Und dennoch hatte ich bei diesem durchweg top organisierten Lauf ordentlich Spaß. Höhenmeter gehen auch in Berlin.

Eine zweite XLETIX Challenge stand im Oktober an. Ich war seit dem Trail Run Berlin nicht mehr gelaufen und meine Performance mal so richtig im Keller. Umso glücklicher war ich, dass die Strecke anscheinend kürzer war als angegeben. Kalt war es zudem und ich hatte mein erstes Erlebnis wie es ist, im Neoprenanzug einen Hindernislauf zu bestehen.

XLETIX Berlin Achievement

 Mein vorletzter Wettkampf fand quasi vor meiner Haustür statt. Beim Teltowkanal-Halbmarathon konnte man mehrere Runden auf einem Teil des Berliner Mauerweges und zurück auf singletrail-ähnlichen Pfaden zurücklegen. Ein goldener, jahrezeituntypisch warmer Novembertag belohnte alle Läufer dafür, dass sie sich aus dem Bett geschält hatten, um heute hier zu laufen.

Spaß gemacht hat sie, die Saison 2015. Und für die nächste steht schon eine ähnliche Anzahl an Läufen in meinem Terminkalender. Welche das sein werden, verrate ich demnächst. Nur soviel: es geht über die deutsche Grenze hinaus und es wird wieder sehr matschig 🙂

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43. Gutsmuths Rennsteiglauf – Das ist der Hammer!

rennsteig2015-titel…so lautete das Motto des diesjährigen Rennsteiglaufs. Nachdem ich im letzten Jahr den Halbmarathon gerannt war und noch nie soviel Spaß bei einem Wettkampf über diese Distanz gehabt hatte, stand der Entschluss schon nach Zieleinlauf 2014 fest, in 2015 wieder hier zu laufen. Und so begab ich mich am Freitag, den 08. Mai 2015 wieder auf die 330 km-Reise nach Oberhof am Rennsteig, wo ich wieder das gleiche Zimmer in der Pension Waldschlösschen gebucht hatte. Eine ideale Unterkunft, denn sowohl die Startunterlagenausgabe als auch der Start selbst waren wenige hundert Meter von dort entfernt. Weiterlesen

42. Gutsmuths Rennsteiglauf

Bereits ein Jahr vorher hatte ich mich Ende Mai 2013 für den Halbmarathon auf dem Rennsteig vorangemeldet und im Juni eine Unterkunft gebucht. Zu diesem Zeitpunkt war ich in meinem gesamten Läuferleben gerade mal einen einzigen Wettkampf über 10 km auf komplett flacher Betonstrecke gelaufen. Ich muss wohl verrückt gewesen sein. Aber es war ja auch noch ein Jahr Zeit, sich auf diese Herausforderung vorzubereiten. Das Jahr ging vorüber und durch zahlreiche Wettkämpfe auch mal über die Halbmarathondistanz hinaus fühlte ich mich im Grunde recht fit. Weiterlesen…