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[:de]Wanderung von Spandau nach Buch mit Kneipp-Kur[:]

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Wandern und Kneippen in einem Naturbach bei Berlin? Wo gibt’s denn sowas? Wenn die Füße brennen, weil sie schon seit Rathaus Spandau unterwegs sind, freuen sie sich über ein kühles Bad in der Briese in Birkenwerder. Aber die Kneippanlage war gar nicht der eigentliche Auswahlgrund für die Strecke…

Als im April die ersten Bilder von Manuels Nachtwanderung von Spandau nach Buch gepostet wurden, ärgerte ich mich schon ein wenig, nicht dabei gewesen sein zu können. Eine wunderschöne Route entlang des Havelwassers und über ellenlange Stege hatte er herausgesucht. Dass die Strecke anscheinend aber auch sehr anspruchsvoll war, zeigte sich darin, dass die meisten nicht bis zum geplanten Ende gingen. Selbst Manuel nicht. Auf der Suche nach einer natur- und abwechslungsreichen Tour dachte ich: warum nicht einfach Manuels Route am Tag machen? Und so stapfte Mitte August unsere Marschgruppe vom Spandauer Bahnhof Richtung Havelufer.

Die Havel begleitete uns stets auf der rechten Seite. Mal ging es über Wege, mal über Brücken. Wir fanden Denkmäler bzw. Wasserzeichen, die gleichzeitig Pokéstops waren, ein Dutzend wilde Gänse und nach 14 km auch unsere ersten Pausenplatz. Zufällig war es genau einer derer, die wir auch schon bei der letzten Wanderung angewandert hatten. Diesmal kamen wir nur aus der anderen Richtung. Unser Spitzentrupp war uns mal wieder kilometerweit voraus und machte separat eine Ruhepause. Ich dagegen hatte es wie immer nicht eilig und gönnte mir erstmal ein Gösser Naturradler.

Noch etwa 5 km folgten wir dem Havelufer, dann querten wir sie auf Höhe Hennigsdorf, um uns ab da erst einmal in den Wald zu schlagen. “Wald” war im ersten Moment noch zuviel gesagt. Teilweise war der Untergrund doch sehr betonlastig und ein paar Meter führten an der Landstraße vorbei. Hier oben in Brandenburg muss man allerdings nehmen, was man kriegt, denn Wege über oder unter der Autobahn hindurch gibt es nicht viele.

In Birkenwerder – fast 30 fußläufige Kilometer vom Spandauer Bahnhof entfernt – legten wir eine spontane Pause ein. Ein paar Kinder spielten in dem kleinen Naturbach Briese und machten uns erst auf die Kneippanlage aufmerksam, die 2008 hier errichtet wurde. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da waren schon die ersten Wanderschuhe ausgezogen und die Füße im kalten Wasser verschwunden. Aber mein Gott, tat das gut! Ob der Herr Kneipp wohl geahnt hat, dass wir hier irgendwann vorbei kommen und nach Linderung der wunden Fußsohlen lechzen?

Die malerischen Steglandschaften fanden wir im übrigen auch genau hier oben auf Höhe Birkenwerder. Wer also nicht gleich mal 30 km wandern möchte, dem sei eine Anfahrt bis Hennigsdorf oder Birkenwerder empfohlen, um ein Stück Natur zu finden, was Rund um Berlin seines gleichen sucht. Der Bahnhof Birkenwerder war quasi um die Ecke. Gut für die tapferen Wanderer, die heute ein wenig kürzer treten wollten. Lea und ich waren anscheinend noch nicht ausgepowert genug, denn wir konnten uns noch ein Wettrennen um eine leerstehende Arena liefern… unsere Truppe gucke nur noch verdutzt, als wir plötzlich ohne (für Außenstehende) erkennbaren Grund losrannten wie blöd. Nach einem wilden Schlagabtausch zwischen Team Blau (ich) und Gelb  (Lea) behielt ich das letzte Wort. Aber die Arena sollte mir sowieso nicht lange gehören.

Spandau_Mühlenbeck Stegpanorama

Geradewegs heraus aus Birkenwerder folgten wir einem endlos wirkenden schnurgeraden Forstweg, der zu allem Unglück auch noch stetig bergauf und bergab ging, ohne einen wirklichen Sinn. Nichts Aussicht oder so. Nur Bäume, Bäume, Bäume und nach jeder”Berg”kuppe die Erkenntnis, dass die nächste Kuppe noch mal ein Stück höher war. Irgendwie war es ja schön, und Blaubeeren gab es auch zum Naschen. Aber auf Dauer freuten wir uns doch über eine Abwechslung in Form einer Lichtung mit Heidekraut oder doch mal eine Kurve.

Eigentlich wollte ich bis Mühlenbeck-Mönchmühle keine Pause mehr machen. Ein paar von uns hatten diese aber dringend nötig. Sei es, um die weggewanderten Kohlenhydrate wieder aufzufüllen oder die wundgeschubberten Stellen mit Wundheilsalbe zu beruhigen. Ein idyllisches Plätzchen fanden wir auf einer Anhöhe mit Blick auf den Summter See.

Die Erfrischung tat uns allen gut und stärkte für die nächste Etappe, die zumindest für mich an dem Tag schon der Endspurt sein sollte. Bald fanden wir uns auf dem Mühlenwanderweg wieder, der uns hinaus aufs Feld führte. Die Sonne stand schon ziemlich weit unten und tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Entlang der S-Bahn-Gleise zum Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle verlockte sogar der eine oder andere Obstbaum zum Zugreifen. Hier endete heute auch meine Reise nach gut 45 km. Die restlichen Kilometer nach Buch sparte ich mir… und das war wohl auch gut so, denn…

… wie mir die restliche Truppe, die weiter nach Buch zog, berichtete, bestand der Großteil dieses Abschnitts aus Laufen an bzw. auf einer Bundesstraße. Da es bereits dunkel war, rasten die Autos wohl nur so an den Wanderern vorbei. Schön ist was anderes. Trotzdem kamen alle wohlbehalten in Buch an und erlebten sogar noch ein kleines Feuerwerk als Highlight.

Ich habe mich gleich mal rangesetzt und den letzten Abschnitt der Strecke modifiziert, so dass sie jetzt vor allem durch Wald und kleine Wege geht. Wer unsere schöne Tour nachwandern möchte, der findet sie hier bei GPSies!

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[:de]7. Mammutmarsch-Training, 65 km: die Generalprobe![:]

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Schon drei Monate ist es her, dass wir die ersten 30 Km als Testwanderung gelaufen sind. An dem Tag im Januar lag noch dichter Schnee und wir mussten mit einer Eisdecke kämpfen, die sich den ganzen Teltowkanal entlang zog. Und nun, Anfang Mai, bin ich schon ein wenig betrübt, dass unser letztes Training schon Geschichte ist.

Mühlenbeck am 30. April 2016. Die zweite S-Bahn des Tages kommt an und ist bevölkert mit funktionsbekleideten bunten Gestalten. Es ist noch so früh, dass es kaum jemanden am Bahnhof gibt, der sich über diesen Anblick wundert. Wir selbst haben uns inzwischen daran gewöhnt, schräg angeschaut zu werden, wenn wir als Wanderhorde die Wälder, Orte und Stadt unsicher machen.

Mammutmarschtraining 7 Startgruppe

Heute geht es auf zur größten Tour des Trainings. Zumindest für einige. Für diejenigen, die zwar noch einmal in Bewegung kommen, aber nicht noch einen drauf setzen wollen, habe ich ganz kurzfristig eine kleinere Runde im gleichen Gebiet zusammengestellt. Klein bedeutet hierbei dennoch die beachtliche Distanz von 35 km.

Es geht los durch das verschlafene Mühlenbeck. Verschlafen trifft es diesmal so richtig, denn bei einem Haus werden spontan die Fenster aufgerissen, als wir schnatternd vorbei ziehen. „Ihr habt uns geweckt!“ Der frühe Vogel und so. Dass das Klärwerk direkt um die Ecke liegt, riecht man heute deutlich. Klärwerk gepaart mit intensiver Landluft ist schon eine besondere Note, an die sich die gemeine Stadtnase erst einmal gewöhnen muss.

Der Zehnrutenweg führt uns genau an den Waldrand des Mühlenbecker Landes. Kaum hinein gestiefelt, tut sich auch schon das erste Hindernis auf: Sumpfgelände. Zum Glück haben sich die Bäume so praktisch darüber drapiert, dass wir alle mit ein wenig Geschick trockenen Fußes auf der anderen Seite ankommen.

Auf der linken Seite tut sich vor uns der Mühlenbecker See auf. Nur einer von vielen Seen, an denen wir heute vorbei kommen werden. Im Gänsemarsch geht es sumpffrei am Seeufer entlang.

Wie aus dem Nichts tut sich vor uns ein Schloss auf. Schloss Dammsmühle, das verlassen und vergessen im Wald ein Dasein fristet, das es eigentlich nicht verdient hat. Aber wie so oft fehlen Zeit, aber noch viel mehr Geld, um dieses schöne Gemäuer instand zu setzen oder auch nur zu erhalten. Es verfällt einfach. Am dazugehörigen See haben sich ein paar Camper niedergelassen und schippern mit ihrem Ruderboot umher.

Wir schrammen an den Ausläufern von Wandlitz vorbei. Links liegen jede Menge verlassene Kasernengebäude, während der Wald auf der rechten Seite nach einem idealen Pilzwald ausschaut. Leider habe ich heute keine Zeit, die Gebäude näher unter die Lupe zu nehmen, geschweige denn auf die Pilzsaison zu warten.

Unsere erste Pause wollen wir an dem Punkt machen, wo sich große und kleine Runde aufsplitten, also etwa nach 14 km. Auf der GPSies-Karte entdecke ich ein Schutzhüttensymbol. Unsere geplante Route führt zwar nicht dort entlang, aber ob wir uns links oben lang gehen oder rechts unten… Eine Chance auf Sitzplätze sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn ich befürchte, dass die Hütte genauso verlassen und heruntergekommen sein wird wie vieles in dieser Gegend.

Meine Befürchtung wird glücklicherweise nicht erfüllt. Die Schutzhütte ist riesig, mit genug Plätzen drinnen als auch draußen um eine Feuerstelle herum. Sogar Lampen hängen an der Decke, die, sofern man einen Generator mitbringt, sogar mit Strom betrieben werden könnten. Eine Luxushütte für unsere Pause. Das einzige Manko: der Wald ist hier ziemlich licht. Und mit unseren schreiend bunten Klamotten sieht man jeden, der mal aufs „Örtchen“ verschwinden will, noch auf einige hundert Meter Entfernung. Ein umgestürzter Baum sorgt dann doch noch für ein wenig Privatsphäre.

Mammutmarschtraining 7 Pause1 Panorama

Etwa sechs Männlein und Weiblein verabschieden sich und nehmen die kleine Route in Angriff. Für uns Verrückte, die wir heute meinen unbedingt 65 km wandern zu wollen, geht der Weg weiter Richtung Liepnitzsee. Ein Steg führt einige Meter am Ufer entlang und in der Ferne winkt eine kleine Gaststätte. Ob die wohl Eis hat? Nach drei Minuten konspirativer Überlegungen entscheiden wir uns gegen den Ausflug zur Gaststätte. Obwohl doch alle Wandermägen nach Eis zu lechzen scheinen.

Während wir noch darüber sinnieren, wie großartig jetzt ein Eisbecher wäre, taucht vor uns ein Campingplatz mit einem kleinen Café auf. Jedes Camping-Café hat doch Eis! Also beschließe ich kurzerhand eine außerplanmäßige Pause am „Liepnitzstübchen“, um den Gelüsten nach tiefgekühlten Süßigkeiten nachgehen zu können. Ein paar bleiben standhaft und können der Verführung widerstehen, die meisten greifen aber dankbar zu. Eis geht einfach immer.

Frisch gestärkt und schleckend verschwinden wir wieder im Wald. Eine Truppe, die der Standhaften, hat sich schon auf den Weg gemacht, bevor sich der letzte bei uns seiner Hosenbeine hat entledigen können. Die sind nun ganz schön weit vorne. Es wird bergig. Natürlich im Rahmen von Berlin-Brandenburg. Aber bergig! Unter uns liegt der Bogensee, auf den ein weiteres verlassenes Haus hinunter blickt. Danach wird es ein wenig abenteuerlich, denn der Weg, der auf der Karte klar erkennbar ist, ist es hier im Wald so gar nicht. Vielleicht unter den ganzen Blättern und umgefallenen Bäumen.

Mammutmarschtraining 7 Berge Prenden

Ich starre nur aufs Handy und drehe mich mal hierhin, mal dahin und hoffe irgendwann wieder auf etwas zu treffen, das wie ein Weg aussieht. Und da ist dann auch wirklich einer. Die vorderen sehe ich schon wieder nicht mehr. Hm. Einholen wird schwer. Zumindest mit fairen Mitteln. Aber wer die Karte hat, hat die Karte. Und die zeigt einen Pfad an, der einmal gerade durch führt und nicht die Kurve entlang, die die anderen schon genommen haben. Jetzt wird geschummelt! Wir verlassen erneut den Weg und schlagen uns einige hundert Meter buchstäblich durchs Dickicht bis wir wieder auf der richtigen Route landen. Niemand zu sehen. Etwa 10 Mann hatte ich bei der Aktion im Schlepptau und die dürfen jetzt eine Pause machen. Keine 5 Minuten später kommt die Spitzentruppe den Weg entlang. „Ihr habt doch abgekürzt! Wir haben euch vom Parallelweg aus gesehen.“ Wir lachen alle und ziehen dafür aber wieder gemeinsam weiter.

Wir passieren den Strehlsee und kommen an einem kleinen Bauernhof vorbei. Der Bauer hält sich hier statt „normalen“ Schweinen Wildschweine, die neugierig angelaufen kommen. Dann plötzlich stehen wir an einer Straße, der Prendener Allee. Was immer sich GPSies dabei gedacht hat, aber ein Fußweg ist das nicht. Ein paar hundert Meter laufen wir also an der Landstraße entlang. Einen anderen Weg zum Wald gegenüber scheint es laut Karte nicht zu geben.

Mammutmarschtraining 7 Prendener Allee

Nach 31 km machen wir uns für die zweite Pause auf einer Wiese mit Löwenzahn breit. Schuhe werden ausgezogen, Nudelsalatüten gezückt und die Wasservorräte geprüft. Für 65 km ausreichend Wasser mitnehmen, noch dazu bei dem sonnigen Wetter, ist fast unmöglich, wenn man sich nicht tot schleppen will.

Mammutmarschtraining 7 Pause2 Panorama

Ich ziehe auch mal meine Schuhe aus und will nur ein paar Schritte im kühlen Gras genießen. Schwerer Fehler, denn wie ich schmerzhaft feststelle, ist die Wiese übersät mit kleinen Brennnesseln, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Autsch! Schnell Hirschtalg auf die brennenden Stellen und sonstigen geschundenen Areale geschmiert und Socken gewechselt. Diesmal bin ich mit kurzen CEP-Söckchen und passenden Calf Sleeves gestartet. Das sind Kompressions-„Ärmel“ für die Waden. Die langen Kompressionssocken, die ich bei zwei vorherigen Wanderungen anhatte, sind für mich bei den unnormal langen Wanderungen zu unflexibel, weil ich in der Pause meine Füße mit Hirschtalg einreiben will, aber die Socken schwer an- und auszuziehen sind, wenn es mal schnell gehen muss.

Nach kurzer Beratschlagung wird die dritte Pause bei McDonalds in Bernau sein. Dort ist auch der zweite und gleichzeitig letzte Ausstiegspunkt des Tages und beim Burgerbrater können wir alle mindestens unsere Wasserblasen auffüllen. Bis dahin sind aber noch gute 14 km zu gehen.

Der Uferweg am Hellsee, der zur 66-Seen-Wanderung gehört, ist unsere nächste Etappe. Kleine Bäche und Hütten versprühen ein bayerisches Flair im Brandenburger Umland. Der Wald, aber diesmal nicht unser Weg, wird wieder sumpfig. Mit ein wenig Phantasie sieht man in den Abendstunden sicher Irrlichter und Moorgeister hier entlang irren. Um diese Uhrzeit jedoch sind es nur Reiter, die uns von hinten  scheuchen. Aber wir müssen hier sowieso rechts abbiegen.

Vor uns tut sich eine große Wiesenlandschaft auf, die wir durchwandern und die Abendsonne genießen. Denn schon kurz darauf geht’s wieder, ihr ahnt es schon: in den Wald. Unsere Route überquert eine Straße, aber der Weg geht nicht direkt geradeaus weiter, sondern ein ganzes Stück versetzt. Da vermisse ich Lea. Die war doch eben noch neben mir. Also warte ich lieber an der Straße, denn aus dem Wald kommend sieht man nicht unbedingt, wo es dann weiter geht. Und ich glaube, sie hatte keine Karte. Minuten um Minuten vergehen. Keine Lea. Also zurück gehen. Lea suchen. Und da steht sie, versteckt hinterm Baum mit dem Handy friemelnd. Sie hatte mich auch nicht gesehen und nun versucht, im Land des nichtvorhandenen mobilen Datennetzes auf die Schnelle die Route herunterzuladen. Nun aber schnellen Schrittes den anderen nach.

Mammutmarschtraining 7 Bernau Wiese

Am Wegesrand finden wir (und der Anblick kommt mir bekannt vor), Martin, der eine seiner individuellen Pausen macht. Er will später wieder zu uns stoßen, wenn wir bei McDonalds fertig sind. Wir holen noch Markus ein, der aber in Bernau auch aussteigen will. Am Horizont sehen wir hinterm Rapsfeld dann das rettende goldene M. Es ist ja noch so weit weg.

Mammutmarschtraining 7 McDonalds Bernau Raps

Beim Burgerbraten gibt es Luft und wieder Hirschtalg für die Füße sowie Pommes und Eiskaffee für die Seele. Natürlich muss ich bei McCafé meine EC-Karte im Lesegerät vergessen, was mir erst vier Tage später auffallen wird. Meine Füße brennen noch von den Nesseln und die Fußsohlen wollen eigentlich auch nicht mehr weiter gehen. Aber es sind noch 20 km bis zum Auto. Das wird schon irgendwie. Mit jeder Pause fällt das Aufstehen schwerer und erst recht, wenn man an der Basis zum Fast Food sitzt. Die vordere Gruppe, die natürlich viel eher bei McDonalds war, ist schon aufgebrochen, um noch eine Schleife zu wandern, die ich eingebaut hatte, um die 65 km zu erreichen. Ich persönliche sch… heute auf die Schleife. Dann sind es halt nur 64,5 km.

Mein persönliches Highlight wartet ja nun noch: die Schönower Heide. Der Weg führt einmal um ein umzäuntes Gebiet herum. Bei der Planung hatte ich gedacht, es sei militärisches Übungsgebiet. Stattdessen ist es eher ein riesiges Wildgehege… im ehemaligen Militärübungsgelände. Neben Bunkern grasen hier die Rehe und Hirsche. Ich bedanke mich im Vorbeigehen beim Produzenten des Hirschtalgs und freue mich über diese schöne Landschaft.

 

8 km vor dem Ziel machen wir noch einmal eine kurze Rast. Alle Vorräte, die bislang nicht gegessen wurden, werden jetzt feilgeboten. Schließlich will niemand mehr etwas nach Hause schleppen. Nach einer wilden Würstchen-Muffin-Gummitier-Schlacht und ein wenig Alibi-Dehnen startet der Endspurt. Die Sonne ist schon verschwunden und es dämmert heftig. Zur Aufmunterung aller (hauptsächlich aber von mir selbst) lasse ich laut das Schlumpflied vom Telefon dröhnen. Damit marschiert es sich gleich viel leichter. Noch einen Ausflug zur Sesamstraße mit „Manamana“ und dann gebe ich auch erstmal wieder Ruhe. In Schönwalde flattern derweil mächtig große Fledermäuse über unsere Köpfe hinweg.

Zeit für die Stirnlampen. Die GPSies-Route führt uns wieder in die Irre. Ein bequemer Weg verläuft entlang einer Mauer. Laut GPSies müssen wir aber eine Kurve drum herum laufen. Da ist aber nur Gestrüpp. Stur der Route auf der Karte folgend staksen wir durch Efeu und Brennnesseln (!), nur um dann genau auf dem Weg zu landen, der von der Mauer kam. Klasse.

Mammutmarschtraining 7 Schönwalde Laterne

Und keine fünf Minuten später wieder ein Such-den-Weg-Spiel. Eigentlich sollte hier ein Weg haarnadelartig vor der Hauptstraße in den Wald abzweigen. Eigentlich. Wieder staksen. Diesmal durch Laub. Dann scheine ich den Weg gefunden zu haben. Leider entpuppt der sich als sumpfige Furche. Als ich schon alle zur sicheren Straße schicken will, ruft Martin ganz weit weg, er habe ihn gefunden. Etwa 40 Meter weiter links als eingezeichnet.

Die abenteuerliche Nachtwanderung geht weiter, denn wir landen prompt in einem Rapsfeld. Der Weg ist aber so angegeben. Ob der Bauer wohl nicht weiß, dass ein Wanderweg direkt durch seinen Raps führt? Die Vordersten rufen uns vom anderen Ende des Feldes zu und sind durch ihre Stirnlampen im Rudel gut zu erkennen. Einen kurzen schwachen Moment überlege ich, mit den anderen einfach direkt übers Feld zu laufen statt die vorgesehene Kurve. Zum Glück habe ich diesen Gedanken wieder verworfen, denn dann hätten wir vor einem Wassergraben gestanden.

Die letzten Kilometer kommen uns endlos vor. Außerdem führt die Dunkelheit und der Grad der Erschöpfung dazu, dass uns das Lauftempo irrsinnig schnell und damit anstrengend vorkommt – obwohl wir langsamer unterwegs sind als am Anfang.

14 einhalb Stunden später kommen wir am S-Bhf Mühlenbeck wieder an. Die nächste Bahn fährt um 22:30 Uhr, daher schnell noch ein Siegerfoto gemacht. Wir sind so gut!

Mammutmarschtraining 7 Mühlenbeck Ziel

Ich bin mal wieder völlig im Eimer. Die Füße brennen und ich bin müde. Als ich zu Hause angekommen meine Schuhe, Socken und Sleeves ausziehe, traue ich meinen Augen nicht. Alles dick geschwollen und pustelig. Ob das nun an den Sleeves oder den Brennnesseln oder einer Mischung aus beidem liegt… keine Ahnung. Fakt ist aber, dass die Sleeves bei geschwollenen Fesseln zu sehr einschneiden. Es wird beim Mammutmarsch also komplett ohne Kompression gehen müssen.

Mammutmarschtraining 7 Füße

Fazit nach 7 Trainingswanderungen

Mit jeder Wanderung habe ich meine persönliche Grenze erreicht und trotzdem bei der nächsten immer wieder überschritten. Zum Mammutmarsch fehlen noch 35 km mehr, was etwa 7-8 Stunden entspricht. Das muss gehen, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass der Kopf mich nach vorne peitschen werden muss.

Meine Ausrüstung habe ich ausgiebig testen können und am Ende viel mehr Wasser mitgeschleppt, als ich am 14.5. brauchen werde. Am Gewicht kann ich also noch sparen. Ob ich nun das Optimum an Schuhen/Socken gefunden habe, weiß ich nicht. Wenn sie mich 100 km tragen, ist das Ziel erreicht. Besonders schön werden meine Füße hinterher aber auf keinen Fall aussehen. Soviel ist sicher.

Am allerwichtigsten ist aber: Ich habe tolle, supernette, durchgeknallte Menschen kennen gelernt und ich freue mich schon sehr, in weniger als einer Woche in einer Riesenstartgruppe mit Euch loszulatschen. Zu unserer Herausforderung des Jahres!

Und da nach dem Mammutmarsch vor dem Mammutmarsch ist, werde ich zusehen, dass wir auch in den Monaten danach ein paar schöne Touren machen. Sicher nicht 65 km, aber 30-40, damit wir genug sehen und erkunden, aber auch ausreichend Zeit haben, ein wenig zu entspannen. Ich freu mich, wenn ihr wieder mit dabei seid. Einfach so. Weil es Spaß macht.

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